iie Iiaktizritsreiln ...-.. an von Zoå von Reuß. —-.,—-— I Nun endlich —- lebt wohl, Kinder! , Itliilte Dich nicht« Grethchen, und Iiss mir ja das kleine Packet in Acht, M ich Dir in Dein Reisetäschchen ge Ieckt habe!.... Du hast es doch noch? .... Da ist es ja! . . . . Vielleicht ist’5 iesley daß Du es Deinem Bräutigam, sollte sagen Deinem Manne. zur Auf bewahrung übergiebst, es ist das Aller nøilswendigste auf der Reise! Noch mals Adieu, Kinderl« Der alte rundliche Herr, der diese Worte in das sKouvå erster Klasse hineinsprach trat zurück und etwas zur Seite, weil er ein eigenthümliches Pri eteln in den Augen verspürte, das Nie mand sehen sollte. Es war rein lä cherlich, daß...-. Bebielt er doch das einzige Töchterchen in der Stadt und die hochzeitsreise würde nur ein paar Wochen dauern. Mit solchen Reuege danken kehrte er in sein Heim zurück. Der Schatfner kam, um die Billets der Reisenden zu koupiren. Er fah äußerst pfiffig drein, fast als wolle er sagen: Soll ich’s gut mit Euch meinen nnd Euch hier allein lassen? Oder soll ich bosbaft sein und Euch irgend eine alte Tante mit in’s Koubfs setzen? Platz ist vorhanden — übergenug! Aber sein guter Engel behielt glückli cherweise die Oberhand. Als lich der Zug in Bewegung setzte, waren die Lie benden allein geblieben. Das erste war eine Umarmung, lang, innig und weibevoll «Allein, mein Leben, zum ersten Male —- al lein!« sagte der junge Gotte voll Rüb rung und Glück. Dann legte er sich in die Wagenlissen zurück, die junge rei zende Gattin im Arm, und blickte in den ersten scheidenden Maitag hinaus Das kluge, scharfbebrillte Doktorgesicht trug dabei einen fast schwärmerischen Ausdruck Auch die Erde war eine junge Maid, die Sonnenstrahlen gaben ihr die Brautkiifse und Abend- und Morgentbau waren die bräutlichen Tbriinem welche sie weinte. Sie war geschmiictt wie feine Greta. als er am Mittag mit ihr vor dem Altar stand, und wie diese erwartungsvoll was die Zeit ihr bringen werde.· Die junge Frau harre in oenen einen kleinen Spiegel aus dem eleganten Toiletteneceffair gezogen und besah sich priifend Daheim in der Erregung des Abschieds war es nur flüchtig ge ehen. Der Spiegel zeigte ein hüb chcs pilantes Gesichtchen mit einem Stumpfnäschen, hellen, braunen Au gen und lirfchrothe Lippen. Der etwas lasse Teint war so zart, daß die bläu lichen Farbentöne der Schläfen als «Krte, feine Linien hervortreten Die eife-Toilettc war durchaus chic und sah aus wie aus dem Schaufenster ei nes ersten hauptstädtifchen Mode-ma zins genommen-. Der Spiegel stellte glitt Ebenbild zufrieden. ,«Wohin reifen wir eigentlich, Os tert« frug Greihchen jetzt. »Das wollte ich Dich schon fragen, herz, Du hast zu bestimmen« «Jedenfalls geht die Reise dem Sü den zu. Aber —- wohin?« - «Vorläufig fliegen wir also in die Welt hinein, wie zwei lustige Vögel, die sich das Nest suchen,« sagte der Gotte «Das erste Nest ist in einer Thürin ger Stadt bestellt, die wir in zwei Stunden erreicht haben werden. Wo «n wollen wir uns dann wenden? rst wollen wir nach München ge , dann Tirol mitnehmen, vielleicht auch die Schweiz. Wenn es nicht zu heiß wird, lönnen wir auch nach Mai land und Genua gehen,'« erklärte die Gattin. »Du bift ja ein vortrefflicher Reise tnarfchaIL Du machft mir plötzlich Lust zur Hochzeitsreifel . . . Wie Du weißt, bin ich eigentlich gegen die Komö die « »Nimm mik’H nicht übel, Ost-« « wenn ich Dich nicht begreifen kann. Er stens m es sueook »Das isi die Hauptsache!« »Dann komme ich noch früh gis nug in’s Haus. Jch höre schon die tägliche Frage unseres Mädchan Frau Doktor, was- lochen mir thun-? ---So eilig haben wirks- nicht!« »Wenn man, wie ich, lange hei mathslvs gewesen ist, ohne Elternhauz und nahe Angehörige, lernt man den Werth der Häuslichteit erst richtig gis en. Der Mann, den Beruf und "ltnisse frühzeitig in vie Welt uidrängten —- wie oft sehnte er im Stillen vergeblich nach dem Ine der eigenen friedlichen häuslich teib Und wenn das Schicksal nun end lich gewährt, was inan lange vermißte —- ist es dann nicht Thorheit, die Ent ichknng zu verlängern? Deshalb, hebe Entha, bin ich prinzipiell gegen Ue Hochzeit-reisen Daß ich mich füge, eben — Dir zu Liebe! Aber » Reifeplan ist herrlich, wir wol Iks ihn festhalten. Also morgen · Mchen!« M von Neudeck hat ihre hoch M auch nach München gemacht« its ein Ins-ists Leben dort sein. Am genießt man vie Schönheit bei M nnd Wien und Abends ge istt teuer ins heater. Und its-I « heut M Dei mich einmal —- imr eins-alt« Wir-HGB WO Of Ists M bin furchtbar neu E . i g. L=7 » ..»--, , - . P » l gierig.« j »Wie Du weißt, habe ich einenFreund « in Thüringen, man nannte uns in der « Schule nur Orestej und Pylade«. Freund Pylades ist Theologr. Da er ; aber nun gern heirathen wollte und sich gerade keine passende Predigerstelle fand, wurde er Nektar in einem tleinen Thüringer Kriihwiniei. Wie wär’s, · liebes Herz, wenn wir unsere Weiter z« reise nach München etwas aufschiiben « ’ und ihn aus kurze Zeit besuchten? Die s Entfernung des Städtchens bis zu un ’ serem bestellten Absteigequartier kann T nur ganz gering sein, also . . . ." « »Aber Oslar —- wie kannst Du mir « so etwas zumuthen?« sagte die junge Frau verletzt. »Ich will mit Dir zusam men die Welt sehen, aber die große, und Du willst mich in irgend ein Krab winlel bringen zu irgend einem snnplen Landpaftor, oder was Dein Freund sonst ist -— jetzt wo die Reisetoilette vollkommen chic ist. Dazu würde unser Besuch die Frau Rektorin gewiß geniren.« .Davon ist keine Rede —- nein! — Jch tenne seine Frau. Aber die Sache ist abgethan,« schloß der Gatte nicht ohne Stirnrunzeln. Die jungen, heiß iodernden Herzen stimmten besser zu sammen als der Geschmack. Nun. viel leicht ließ sich ein Wiedersehen mit Freund Pulades aus der Rückreise er möglichen. Um sein schmollendes Frauchen aus andere Gedanken zu brin gen, sagte er: »Das kleine Packet in Deinem Reisetäschchen, was Dir Papa gab — Verschen, ich ahne, was es ist.« ; .Nun, jedenfalls Geld zur hochzeits-· reise,« sagte Grethchen gleichmiithig. «Jedensalls." »Bitte, nimm es mir ab. Oslar.« Der junge Ehemann empsing ein sorgfältig in feines weißes Papier ein gewicteltes Päetchen, anscheinend ein Porteseuille. O nein! —- Zu seiner höchsten Ueberraschung erblickt Dottor Oskar Winter ein durch Gumrnischnur zuiammengehaltenesNeisehandbuch oon Biideter. und zwar Theil .Oberbayern und Tirol«, welche Gegenden das be stimmte erste Ziel der Hachzeitsreisem den bildeten. v ch »Ein Reisehandbuch?« frug Gutb en. »Sonderbar —- sehr!« stotterte der Doktor. »Weiter nichts, Oslar?« »Nein, Herzchen.« »Notbwendig ist ein Reisehandbuch sehr!« sagte Gretbchen altverltändig. »Für uns ist es aber übersliissigx ich habe schon ein Exemplar in meinem Reiselosser liegen,« entgegnete der Doktor. . »Das ——— hat Papa nicht gewußt! » Und das Geld, nun, das hat er nur ver i · l s ! l : l i I gessen.'« Der junge Gatte konnte nicht umbin, " diese Ansicht zu theilen. Sein bei-seng guter Schwiegerpapa, Rentier Zeilen hauen hatte dem Plane einer größeren I hochzeitsreise unumwunden zuge stimmt aus den lebhaften Wunsch des . ;Töchterchens und sogar verschiedene : Aeußerungen sallen lassen, die daraus schließen ließen, daß er gesonnen sei, zu solchem Zwecke recht tief in seine Tasche zu greifen. Auch Aussteuer und Mitgift ließen solches glauben. Als « ersahrener Mann, der er war, mußte er wissen, daß-ein junger Assistenzarzt dazu tein Geld besaß. Allerdings war · ein Vergessen bei der Pitnltlichteit des alten herrn wieder schwer erklärlich. »Ich glaube — wir werden unsere T hochzeitsreise anders einrichten müs- ; sen, Grethchen,« sagte der Doktor klein-— . laut. »O nein, nein!« wehrte Gretbchen T » energisch ab. »Nach München müssen jwir jedenfalls gehen. Alle meine Freundinnen wollen mir dorthin schrei- H I ben —- Postlagernd.'« »Liebes Herz, zum Reisen gehört Geld.« »Hast Du denn kein Geld?« »Nein, liebes Gretbchen.« »Nein Geld?'· rief sie entsetzt. Bewies-is »Ich?-gm«g »Dein-! ! l s · geplanlcn Welsc, ictUIl Wcllll Wir »Dein Vortemonnaie mit zu Hilfe nehmen. . Jch glaube, wir werben umtehren mits sen." »Umkehren? Entfetzlich!« brach die junge Frau in Thrcinen aug. »Was ( würden die Leute sagen!" »Sie mögen reden . . .« ; »O, ich bin sehr unglücklich!« i schtuchzte Gretbchen. »Das Ding ist wirklich — komisch.« Der Doktor machte einen schwachen Versuch, die Sache mit Hutte-r auszu nehmen. »Was thun?« »Das ist Deine Sachet« sagte Gretc, alles Weitere abschiittelnd Und mit ab sichtlich herausgekehrtem Recht der Frau. Also umkehren willst Du nicht?« «Niemals!« »Gut. Dann wird uns nichts übrig bleiben, als die Gastfreundschaft inei nej Freundes in Anspruch zu nehmen — anderen Rath giebt es nicht. Ver muthlich sind's nur wenige Tage, bis —« Der Doktor stoctr. ·Bis wir Geld haben,« ergänzte Grethchen. »O, wer hätte das ge dacht!« »Ich werde Freund Pylades morgen friih schreiben, daß wir ihn mit einem Besuche überraschen werden« da ich den lebhaften Wunsch besäße, ihm meine liebe teizende Frau vorzustellen. Soll ich nach schreiben meine —- verzogene lieh-e ask JM netwegen!« sagte Gretc- tros Tægeh wird es sieh aussah siir WWM leiser-. Ich werdeiihe « i— j —— Oberbayern und Tirol nachlesen, da mit ich davon erzählen kann·" »Ach, warum babe ich gebeiratbet?« schluchzte sie in ibr Tafchentuch Der junge Gatte antwortete nicht« . sondern bettete ihr reizendes Köpfchen · in feinen Arm. Dabei küßte er sie ein einziges Mal, ernst, fast väterlich, und E ließ sie sich ausweinen in der hoffnung. daß sie einschlafen werde wie ein müdes « Kind. Und wirllich schlossen sich die « Augen bald und leise regelmäßige Atbemiüge der Schlafenden drangen an sein Obr. kl. Der folgende Tag verging trotz der Hotelunrube in weichem traumhaften Stillleben. Arn Abend traf aus die am Morgen abgegangene Anmeldung des Doktors der Rettor Friedrich selbst ein« um die Gäste in sein haus zu holen. Er war ein unansehnlicher Mann und schien etwas brustschwach, aber sein Ge sicht war fein und durchgeistigt und die Art, wie er die Gattin seines Freundes begrüßte, war brüderlich herzlich. Die I Fabrt in der Landtutsche arn Maiabend s war herrlich. Ueberall drängte sich das junge Grün auf den Fluren als new « sprossendes Leben beroor, um nach ur- : ewigen Gesese wieder Blüthe unr-v Frucht zu zeitigen. Die Sonne sanl hinter dicken goldumsäumten Wollen hinab, welche für die Nacht einen ge wöhnlichen Frühlingsregen versprochen und hoch oben arn Himmelgdorn hingen weiße weiche Lämmerwölkchen wie ver gessene Winterschneeslocken. Greta war entzückt und sab in die Mailandschast hinan-. als wenn ibre Augen noch nie vorher solche Herrlich leit erblickt bättern Dann aber wandte » sie den Blick wieder entzückt nach dein Gatten, der ihr gegenübersaß, noch nie mals früher war er ihr so lustig, bered: und liebenswürdig erschienen. Selbst dem beimlichen Wint. den sie ibrn zu- . kommen ließ, gab er in seinem Lieb-r muth tein Gehör, sondern erzählte la chend die ganze Geschichte der gestrigen ; Verlegenheit. »Als-I so bängt die Geschichte zusam men ?« lachte auch Rektor Friedrich. " »Ei ei, Kinder! Nur weil Jbr lein Geld zum Weiterreisen besiyL babt Jur an uns gedacht? Und es wär-s doch eine unbegreifliche Zurückießung gewe sen, wenn Jhr hier vorbeigeilogen wö ret wie die Zugvögel, die nach dem Sti den fliegen. Eigentlich sollte ich es übelnehmen! Aber der Bädeter hat es ja gut gemacht. Unsereinem seid Jhr immer willkommen !« schloß er mit sortreiszender herzlichteiL Die Frau Rettorin empfing die Gäste sehr freundlich unter der haus thiir. Sie besaß fiir ihre siebenund- · zwanzig Jahre ein ansehnliche-: Ein-, bonvoint, fast als ob sie durch ihres hübsche ansehnliche Person auch die hagerteit des Gatten wie alle anderen Unebenheiten des Lebens ausgletchen wollte. Dass-aus selbst war das-Schul haus der stiidtiichen Rettorschul·.. in welcher sich auch die Dienstwohnuug des Nektars befand. Die Hausfrau össnete die »gute Stube«, neben mel- E cher dcs Logirzirnmer gelegen war. und « ließ die Gäste eintreten. Der Raum « war von sast ängstlicher Sauberteit und mit hübschen, neuen Nußbaurnrnö- , beln ausgestattet. Dennoch konnte Greta nicht umhin, zu lächeln. Un willtiirlich vermißte ihr seingebildezer Geschmack die berückende Schönheit, die die Sinne gefangen nehmende Eleganz - unserer heutigen Salonsz die Atmo sphäre des Rektorhauses in seiner Kleinbiirgerlichteit erschien ihr entsetz- , lich. Der Gatte war anderer Ansicht ; und jubelte : »Eure gure Stube ! Famos ! End- ; lich einmal wieder ein Allerheiligstes2 des Hauses l« Greta warf deni Gatten einen Blick zu, alg wolle sie sagen: .Mann, ist das Dein Ernst ?" Aber auch dieser - Biict fand iein Gehör, denn gutgelaunt suhr der Doktor soArt : YDie gute Stube Hist-. lim! USE Patctchs Mctlllp Such-usua sC freilich ein verschlossenes —- we nigstens für nicht aensigend vorbereitete Seelen. Unzäblige Strobderten lagen wie ein Festunastvall davor und unser Haue-Drache Riete stand dabei wie der Engel mit dem Flammenschwette und untersuchte die Füße. Dasiir ward aber alljährlich Kindtaufe dort gehal ten und der Weibnachtgbuum brannte nur hier. Auch der Sarg des gestorbe nen Schwefterchens mit der blumenbe deckten tleinen Leiche stand im Allerhei: ligsten ..... Wir kommen gleich zum Abendessen hinab !" rief er der Ret torin in die Gartenlaube hinunter, wo der Abendtisch gedeckt stand. Das Mahl, Eiertuchen mit heiml beeren, verging in vergnügter Stim mung, selbst daß der fünfjährige Os tar, das Patbentind des Dottor5, sich den heidelbeermund mit dem Aermel i abwischte, störte die gute Laune der T Mutter nicht viel. Auch die folgenden s Tage verstrichen in ungetrübter heiter teit. Greta batte schon am ersten Tage - ihrer Ankunft an Papa um Reisegeld l schreiben wollen, aber sie vergaß es wieder, und als sie nach drei Tagen i dennoch schrieb, geschah es mehr, um l dem Papa endlich Nachricht zu geben. z Es war den Liebenden zu Sinn, als ob : der Meilenstein ihres Lebens, an dem s fie angekommen. mit Rosen umwunden sei, still und wunschlos saßen sie zu set nen Füßen. Mitwelt-s war die junge Frau mit dem dapa in die Vädee ge reist und hatte daselbst die zurechtge Æte Natur bewundert undegeglaubh sie »auf dem Lande« s . Das i. L—- --,-- «I wirkliche Landleben. das sie jest um gab, war freilich anders, nicht poetisch, aber in seiner rastlosen Tbätigleit doch frisch und belebend. —- Am Fenster sitzend blickte sie in den Garten hinab, woselbst der Rektor mit Hilfe del Gat ten soeben eine junge Unßslanzung von Spalierobst vollzog, während die Ret torin den Salat zum Mittagsmahl schnitt. Plötzlich flog eine handdoll letzter Veilchen durch das Fenster, die der Gatte heraussandte. Und der Blumengruß rief sie selbst hinab. Da, nach Ablauf de,r ersten im Rek torhause verbrachten Woche. e«reignete sich in der kleinen Stadt ein betrüben der Unglückssall Beim Aufrichten eines Neubaues war ein holzbalken schlecht verzapst gewesen und herunter gebrochen. Er traf einen jungen Zim mermann aus die Brust. Und da zu fällig im Augenblick kein Arzt im Städtchen wobnbast war, hatte Doltor Winter sofort Beistand geleistet. Der Fall war schwer, aber nicht hoffnungs los. Um diese Zeit erhielt Greta nach mehrtiigigem harren auch den ersten Brief ihres Panos. Er lautete : Liebe Kinder! Du hast mich verdollt lange warten lassen mit Deinem Briefe, Kleine. Jch war schon ganz ungeduldig und es schmeckte mir nichts mehr. Um aus andere Gedanken zu lommen, ging ich aus Rath von Frau Werner, unserem hausdrachem aus einige Zeit nach F. zu meiner Schwester, wohin mir auch Dein Schreibebrief nachgesandt wur de. Jante Bettu ist wobl und läßt grüßen. Aber Kinder, was macht Jbr nur für erzdurnme Streiche. Jch war ganz weg iibcr Eure Dummheit! Jbr miißt das insarne Reisehandbuch gar nicht geöffnet haben, das ich Euch zum Abschied gab, sonst hättet Jhr doch die beiden versiegelten Kouoerte finden müsse-, die ich so schlau in die Seiten tiischchen gesteckt hatte. Was von den blauen Scheinen übrig blieb, konnte ein Jedes zu seinem Privatvergniigen an wenden. hatte ich das Ding wirklich schlecht eingesädelt7 Jch wollte doch meinen Spaß haben. Konntet Jbr hinfor- Rsts tin stinko Msnn Und hauseigenthiimer, wie meine Wenig keit, nicht weiß, daß Geld und viel Geld zum Reisen gehört? Ei, ei, mein Herr Doktor und Schwiegersohnk Bin ich nicht früher selbft in Leder gereist? Nun werdet Jbr mir wohl noch recht lange wegbleiben und unsereinem wird Zeit und Weile lang werden. E u e r P a d a. «Nun?« frug der Gatte, den Brief zurückgebend. »Wie denkst Du über den Fall, Gretchen?' Die junge Frau sann einen Augen blick nach, dann sagte sie kurz entschlos sen: »Wir bleiben hier, Oskar, na türlich! Du kannst Deinen Patien ten jetzt unmöglich verlassen. Die Frau würde Deinen Beistand schmerz lich entbehren, obgleich der Kreisvhhsb kus täglich aus der Stadt kommt. Nein, wir können nicht reisen!« Der Doktor niekte der Gattin freundlich Fu, dann sagte er traurig: »Ich fürchte siir das Leben des Man nes, die Verletzung der Brustorgane ist bedeutend. Aber noch wollen wir hof fen!« Die nächste Woche ging mit wenig verändertem Krankheitgbild und hielt den Gatten am Bette feines Patienten seit. Nachdem der Gedanke an eine baldige Weiterreife aber einmal endgil tig ausgegeben war, schlug Gretchens junges, verlangendes herz wunfchlos und still. Sie kannte nicht umhin, es mit Stolz und Genugthuung zu ern finden, daß der geliebte Gatte berufen scheine, der heifende Engel hier zu werden, und nahm feurig und dank bar am Morgen die Maiblumen entge gen, welche die Kinder des Zimmer manns zu pflücken pflegten. Neben dem Unglück, das sie fah, empfand sie hgs ais-on- mnikf Mit kalltb Und Dantbarleit. Und als das Gesiirchtete dennoch eintrat und der Zimmermann starb, hatte sie fast das fchmerzliche Gefühl eines persönlichen Verlustes. Da tam, fast gleichzeitig mit dem Trauerfall, durch Vermittlung von Gretchens Papa ein Brief des Sam tiitsrath, als dessen Vertreter Dr, Winter einst in das Haus des Rent ners Feilenhauer gekommen tvar und das Herz der Tochter bei der Behand lung des Vaters gewonnen hatte. Der Sanitätsratb schrieb, daß er nur im Interesse seines jungen und sehr ge sdxiitzten Kollegen zu handeln glaube, wenn er ihn von einer im Krankenhau " se plötzlich eingetretenen freien Stelle benachrichtigte. Entschuldigen : Sie, Kollege, wenn ich die Süßigleit der Flittertoochen ftöre,« schloß das -tvohlrneinende Schreiben, »aber Jht friiber häufig geäußerter Wunsch nach vollständiger Selbstftändigteit und Unabhängigkeit giebt mir dazu den Muth. Jm Falle Sie nach Jhrer Ver beiratbung noch ebenso denken, rathe ich « Ihnen, die erforderlichen Schritt-: balt ; zu tbun.« «Ueber unserer Hochzeitsreise thront - ein Unsteen, liebe Greta,« sagte Dot , tor Winter gedankenvoll, indem er dal , Papier zusammenfaltetr. «Einmal sitzen geblieben, scheinet « wir überhaupt verspielt zu baben.« » Ist-erstehe Dich nicht. Oslar.« »Wir lehren urn —- selbstverständi licht« sagte Gretchen, den Brief zu rila ebend. »Ist es- nicht auch Dein zMe neigt« - 1 l stärker-singst Tiber Deine Reise u i« ; Unsinn! Uebrigens bat Papa gleichfalls Sehnsucht und wünscht uns I ser Wiederkommen Es ist le cht aus feinen Briefen berauszulesenk , »Und das schöne Neisegeldi Scha-I I de! Was thun wir damit?« »Ja das Reifegeldl Es ift wirllich sebr überflüssig Jch meine die tau- I send Mart, die Dir gehören Du weißt« daß Papa Jedem von uns sein eigenes Theil zugedacht bat?« ! »,Nun ich wiiszte schon eine Verwen- Z dung —- fiir meine Hälfte« I »Was denn? Sprich Oskar!« i »Ich möchte sie wobl meinem Pa thenkinde schenken, Deinem Liebling, dem tleinen Oskar Friedrich. Es ist ein Nothpfennig fiir künftige Zeiten und entlastet Freund Polades Selbst ’ fiir eine bessere Stelle, die er bald zu ; erhalten hofft, ist seine Sorge noch’ drob genug! . »Willst Du mir denn garnichts zu. thun ubri g lassen, lieber, böser Manni« »Bitte, lafe mich auch eine« gute That thun — ich bin ja so glück- , lich! lhalt, mir fällt etwas einl« I »Nun Liebling?« »Meine hälfte bekommt die Wittwe I des Zimmermanns. Keine Einredei Und wenn sie mich daheim fragen, on wir gewesen sind weißt Du, was ich antworten werdeii« I »Du machst mich neugierig," lachtez der Doktor »Ich werde sagen, daß wir im Him- i mel gewesen sind — durch das Reise-: handbuch!« .- -»——s.-—— Gru. Brorun g Zu ruf. humoreskevon Stefan Szoma-s hsem I Cäsar Clerc, der Bescyer des Tage- - blattes »Clerrs Walballa« . vernahm eines Abends die niederfchmetterndeI Nachricht, daß der »Rotbe llngliiclssl stern« —- das Zweipennnbliit«chen 1 John Pennetts —- am nächsten Tage ; die wortgetreue Wiedergabe jenes Auf- ·« rufs bringn —wiirde., welchen der ; groge Uenerai orown an vie aumup , rerischen Völkerschasten der Südstaa- . ten richtete. Cäsar Elerr ging erregt 7 aus und nieder. denn der Gedanke war ihm einsach unerträglich, daß das J Zweipennnblättchen die angesehene «Walhalla« beschämen sollte. Was « ionnte man nur thum, um diesem Weltstandal vorzubeugen? Aha. eine Jdeet «Schicken Sie Frau White herein," sagte er zum Redaktionsdiener. — Frau White war ein Reporter von » iClercs «Wathalla«, das gewandteste I Wesen, das jemals im Gebiete der Ver- ; i einigten Staaten seine winzigenSchuhe i abnuhtr. herr White, der ewig iiber « l große Erfindungen briitete, sigurirte ’ durchschnitlich mit zehn Dollars mo natlich im haushaltungsbudget, wäh rend seine Gattin, Frau White, rund i dreihundert Dollars monatlich aus der , Reduktion nach Hause brachte . . .. I Das hübsche. 25jiihrige Frauchen er i schien alsbald im Zimmer Cäsar l Clercs. Die Feder hinter ihrem Ohr : war noch feucht, denn sie hatte soeben « die Beschreibung des 123. Straßen mordes vollendet. · »Frau White«« sagte Cäsar Clercl düster, «der »Rothe Unglücksstern« i bringt morgen General Brown's letz- ! ten Ausrus. Wenn wir die Protlama- ( tion nicht gleichzeitig wiedergeben tön· j nen, bekommen wir morgen eine solche : stanenmusth dasz wir die »Walhatla«i gleich einstellen tönnen.« »Nun, und?« fragte Frau White turz. »Und solglich müssen wir das Ma nuskript dem «Ungliietsstern« stehlen, und noch dazu vor zwölf Uhr, weil wir uns Pnst in der Druckerei ver späten.« »Ich werde es stehlen, Herr Redak a f Frau Zithite kehrte in ihr Zimmer ; zurück, wufch ihre Hände und lautete i dann dem Office Boh. I »Willn, einen Wagen,« fagte sie, l während sie bie der Frifur entfchliipfs f ten Locken geschickt zurüaftecktr. l Es war elf Uhr. Benjamin Brigit ton, der Nachtrebatteur des »Unglii-1s·« I ftern«', machte fchläfrig in feiner Dru clerei bei dem Chaos der Bleifpal:en. Eben brachte ihm der Druckerlehrling den zehnten Kaffee vorn Kaffeehaaz herauf, als der Metteur ihm geheim nißboll winkte. »Was giebt'«s?« fragte der fchliifrige Benjamin. «Cine Dame, eine Dante, die Sie fucht.« .Eine Dante. die mich facht? th sie sehe-n oder häßlich?« «Reizenb, herr Redakteu:, rei zend ..... « »So laffen Sie sie herein.« Der Metieur kehrte alsbald zurück, gefolgt von der rosigen Frau White, Augen herzig zufammenlniff. Benjai min fchrie laut auf. »Wie? Frau White in der Druckerei des «Ungliicksftern?« »So ifl’s, lieber Freund, ich bin’s wirtlich,« fagte die fchöne Frau mit trübem Lächeln. Allein mein Besuch ilt nicht dem »Ur-then Unglücks ern« ..... " »Sonberni« »An-schließlich Ihnen, Benjamin ..... Es lft eine lange Geschichte, aber wenn Sie wollen, will ich sie kurz er zählen. . . . . « — I Zerstreut legte sie die Hand auf die eine Spalte, dann fuhr sie fort: »Herr Wbite heirathete mich dor fiinf Jah ren, aber in diesen fiinf Jahren habe ich nicht eine glückliche Minute erlebt. ..... Rennen Sie Herrn Whitet Er griibelt ganze Nächte hindurch iiber den elektrischen Fernseber, die tnopf lose Weste, den selbstfunttionirenden Omnibus. Zehn Dollars ist nicht viel, aber er verdient nicht einmal so viel monatlich . . .. Meini bitteres bißchen Geld verbraucht herr Wbite auf Gng und Gin. und manchen Tag schimpft er mich zufammen wie ein betrunkener Droschentutscher. Heißt das leben, wenn man seine Jugend so verbringen muß? ch glaube, nicht eben zu den Häßlich eiten zu gehören, was ist Jyre Meinung darüber. Benjamin?« »Sie sind die reizendste Frau!'« »Dante,« fuhr Frau White traurig fort. »Ich glaube selbst auch, daß es häßlichere giebt als ich, daß ich berech tigt bin. meine Jugend zu genießen, gliicklich zu sein, geliebt zu werden. Benjamin, mißversteben Sie mich nicht, ich werde Jhnen etwas gestehen!'« »Ich werde Jhrer Rede gespannt lauschen.« »Seit meiner Backfischzeit lebt ein Jdeal in meinem hergen: Ihr Bild, Benjamin. Warum soll ich’e leugnen, daß ich Sie liebe, daß ich das Ja vor dem Civilbeamten weinend aus sprach? Jch konnte nicht die Jhrige werden; sprechen wir nicht weiter dar über· Aber wer kann uns verdicken, in der Zukunft glücklich zu sein? Ben jamin, könnten Sie Jhre närrische klei ne Elly ein wenig lieb baben?« Brigbtvn hob die Arme gen Him mel. »Ob ich lönnte? Welche Frage! Jch liebe Sie, Ellb, und liebte Sie schon damals, als Sie mit dem Geog schwamm vor den Aldermann traten.« »Wir werden nach Michigan hin untergehen,« fuhr Frau While schwör merifch fort, »in Michigan giebt es einige Städte, in welchen kein anständi-: ges Tageblatt existirt. Sie, Benjamin, werden die Leitartikel schreiben, ich die InaeCneuinieiten den Linialberiebt und die Gerichtshalle Warum sollten die Bürger von Michigan ein tüchtiges Blatt nicht erhalten können? Die Re daition kostet uns so gut wie gar nichts ..... Wollen Sie, Beniamim wollen Stei« »Ja!« sagte Brighton und legte seine derbe, tnochige hand in das weiche Sammetpsötchen der Frau White. »Ja diesem Falle werde ich Sie mor gen um zehn Uhr im Wollhasen erwar ten. Die Plätze können Sie tagsiiber bestellen, und in der Nacht —- ah, Ben janiin, sliegen wir miteinander gegen die Berge von Michigan!" Benjamin tiißte der schönen Frau die Hand, dann antwortete er mit männlicher Baritonstimrne: »Ich werde dort sein, Elly. Punkt zehn Uhr iin Wollhafen. ..« Frau White schlüpste in ihren Mantel, retitirte sanft bis zur Thiire und wars von dort aus Benjainin eine Kußhand zu »Benjamin«, sliisterte sie, ,,süszer Benjamin, aus Wiedersehen." O O I Aber Frau White tonnte die Dru ckerei noch nicht verlassen, denn Ben janiin vertrat ihr plötzlich den Weg. »Siisze Ellh," sagte er weich, »dats ich irm Jhre hand bitten?« »Um meine band-? Die habe ich Ih nen ja schon zugesagtf »Es handelt sich nicht um Ihre schöne Person, sondern ausschließlich um Jhte d, holde Ellh! Wollen Sie mir giitigt ihre rechte handsliiche zei geni« Frau White lehnte sich erhiassend an die Wand, Benjamin aber zog mit lie benswürdiger Gewalt das weicheHiind chen aus dem Astrachanmuss und wen dete es neckend gegen die Lampe ...... Und siehe, aus der rosigen handfläche war tlar und deutlich die Protlamation kImä-—- -t.--t--. .-4 e--s--- II Ucllclul Qualqu Leugtstuuh nun-» lup durch Länge nicht gerade aus-zeichnete Benjamin lachte laut anf und sagte dann zu seiner zitternden Kollegin: »Ich wäre ein dummer kleiner Polen-: tör, wenn ich nicht bei Ihrem ersten Worte errathen hätte, daß sich hinter Jhrem Liebeggeständniß etwas an ders verbirgt· Benjamin Briahton hat Augen und diese Augen sahen es wohl, wie sie im Laufe des Gespräch-Z den Satz des Aufruss heraugsuchten, dann die Hand kräftig daran drück ten. um später den Text leicht her unterlesen zu können. Wären Sie ein Mann, so würde ich die schuldig-: Hand einsach abhauen —- ich glaube ein Recht aus Veschlagnahme unserer Manu skripte zu haben —- da aber dieschönste Frau der Ver. Staaten vor mir steht, so verzichte ich aus dies mein gutes Recht . . . . Aber nicht wahr, wenn ich Sie recht schön bitte, werden Sie mir in das andere Zimmer folgen?« Und er nahm Frau White bei der hand, siihrte sie in das anstoßende Gemach, zeigte höflich aus den Waschtisch und sagte: «Waschen Sie Jhre rechte hand tüch tig, reizende Elly, denn anders kommen Sie aus diesem hause nicht heraus! ..... Die bleiche Frau White wusch den Ausruf des Generals Brown von ih rer handsläche he«unter, dann ent sernte sie sich schleuni st aus der Dru ckerei. Benjamin, der te mit der Lam in der fand galant bitt knr Treppe eleitete, res ihr nach: »O! so morgen bend um zehn Uhr im Woll hasenl«