- eerhrrr. Von M. Müller. Mehr als hundert Jahre war die uralte mähriiche Stadt Olmiitz von Festungowällen und -Gräben umgeben. Kaiserin Maria Theresta hatte dieses Bollwerk gegen preußifche Einfälle er baut wie einen mächtigen Manch schranlen auf der Heerftraße nach Wien, und einmal —- eo war im flehen jährigen Krieg ——- mußte auch Fried rich der Große nach längerer Belage rung unverrichteter Dinge nach Haufe zurückkehren. Die kaiserliche Befan ung und die tapfere Bürgerschaft der Stadt, die zu den Waffen gegriffen hatte, als die Heereslolonnen es Preußentönigs auf dem ,,heiligen Berge« erschienen und gleich darauf die ersten Haubttzen in die Stadt fielen, hatten den neuen, wie aus Eisen gefüg ten Mauern Ehre gemacht. Seither hat diese Mauer teiii Kriegslärm mehr umtobt; nur einmal noch, im Jahre 1866, griff die Bürgerschaft zu den Waffen, allein das preußische Heer wählte einen anderen Weg, um gegen Wien vorzudringen und bewies so auf das schlagendste, daß die ftarten Mauern ihren Werth überlebt hatten. Zehn Jahre später wurde Olmlltz zur offenen Stadt erklärt und seither sind die Baftionen allmälig in Schutt zer fallen, die mächtigen Thore mit den in Stein gehauenen Kriegsemblemen «tehen nicht mehr und an Stelle der graodetvachsenen Schanzen erheben sich ganze neue Straßenzügr. Diese sind mit einem der alten Stadt fremden Luxus erbaut, mit hellen, farben vrächtigen Faraden, Thürmchen und Balionen, hoch und luftig, nur von den schlanten Thürmen des Doms und des alten Rathhaufes überragt und von der auf Felsen erbauten Residenz des Erzbischofö. Ströme von Licht und Luft fluthen durch die früher so dunk len Straßen, der alte Soldatengeift des Volkes, der nur durch die Schiesz fcharten der Stadtmauern in die Welt blickte, ift verschwunden und ein unge beurer, plötzlicher Aufschwung, ein Fieber des Fortschrittes-, hat die alte Stadt ergriffen, eine falt lranthaite Eile, das schuldlos Versäuinte nachzu I--I »oui« An diesem rasenden Fortschritte starb nach einem ehrenhaften sechzig jähriaen Leben inSchande undSchmach der Bürger und Hausherr Friedrich Waldstein. Sein zweistöckiges Haus stand nahe dem Burgthore und hatte gewaltige Nachbarn. Zur Rechten den hohen gothischen Dom, dessen zwei weiße Thürme schlank und kühn gegen den Himmel ragen, zur Linien den langgestreckten erzbischiiflichen Palast, vor dem verwitterte Grenadiere mit hohen Bärenmützen den Schlaf des Kardinals bewachten. Schng gegen über stand eine große Kaserne, in der vom frühen Morgen bis zum Abend Kommandoworte, Trompeten- und Trommelsignale erschallten. Lehnte sich Herr Waldstein aus dem Fenster, hatte er ein angenehmes Gefühl, wenn er so sah, wie stramm zu den Klängen seines Leibliedes desRadetzihmarsches, die jungen Soldaten die Beine streckten und wenn ihm dabei aus dem Dorne der feine Weihrauchduft in die Nase drang. Hier, zwischen Kirche und Ka serne war er geboren worden, hier verlebte er sein ehrbares Leben und hier wollte er dereinst ruhig und zu frieden sterben. Sein jüngerer Sohn war Offizier, der ultere hatte dasKausmannsaeschäft des Vaters übernommen, die Tochter waltete an Stelle der früh verstorbenen Mutter im Hause. Die strenge Zucht des Vaters hatte das schöne Mädchen einsam und scheu gemacht; sie ging oft in den nahegelegenen Dom. Jm Hause übte der Alte die unumschräntte Herr schast aus Er plagte die Parteien mit Ucll usisluuthlcu sJuupuHusy Fugu-g von Zeit zu Zeit den Zins nnd ließ nur den Herrn Hauptmann im ersten Stock in Ruhe, denn er war und blieb ein lFreund und Verehrer des Militär5. Konnte eine Hauspartei die Plackereien nicht länger ertragen, so zog sie aug und eine andere zog ein. Denn da mals tam es in Olmütz nicht vor, daß eine Wohnung unvermiethet geblieben wäre. Die Hausberren hatten ein Monopol inne. Die an Volk, an Han del und Wandel immerfort wachsende Stadt konnte sich nicht ausdehnen. Jn den Masern, die schon bestanden, mußte Alles Platz finden. Ein Ol rniiher hausberr brauchte nicht zu ar beiten, die Wohnunggnoth war seine Ernährerin. Das sollte mit einem Schlage anders werden. Als eines Tages herr Wald stetn wieder seelenrubig aus dem Fen ster sah, blieb sein Freund, der Ge meinderatb Fröbel, der gerade vorbei ging, stehen und sagte: »Seit aestern it unsere Stadt keine stung mehr. chau, dasz Du Dein us verkaufst.« » Irr Waldstein lächelte. Reine Ie - ng mehr —« Er wars einen Blick gut das mächtige Burgtbor. «Dai wird schon im nächsten Monat tssen,« fuhr here Fröbel fort. Ichaus daß Du Dein Deus ver itsst.« —- Und sort war er. . f· Waldstein verstand nicht recht. « baut verkaufen, das seit drei - - Jahren die Quelle der Zu t und des Wohlstandes seiner en Itzmiltetvarf Was stel .-d Sonntags- cåZlksrtt Beilage des ,,Nebraska Staats- Anzcigcr und Herold« J. P. Windolph, Herausgehen-. Grund Wand Nein-» den ZU. Ecpt 19()l. Jahrgang 22. Ro. 53 dem Fröbel ein? Da kam gerade der Oberlebrer nach Hause, der im zweiten Stock wohnte. Er wußte es auch schon; mit dem vertlärten Gesichte des freudig bewegten Lotalpatrioten rief er: »Endlich wird unsere Stadt ihre Glie der rühren können! Wenn der Ring von Eisen zerbrochen ist, ist auch uns der Weg für den Fortschritt frei!« Herr Waldstein hörte das Wort »Fortschritt« nicht gerne. Fortschritt war biet Zerstörung· Das riesige Burgthor und die Mauern, in deren Schatten er solange gelebt, sollten fal len. Ja, was dann? Was dann? Er würde das niemals ausdenken können. Es war ein schlimmer Tag für den Hausherrn. Am Abend kam ein Brief vom Sohne, dem Oberleutnant. Na türlich. er brauchte wieder Geld, er hatte wieder gespielt. Das baare Geld war knapp im Hause. Und zur Spar kasse, wo er ein paar tausend Gulden liegen hatte, ging Herr Waldstein nicht gern. Es war die Mitgift der Tochter-, der Anna, die er angreisen mußte. Er holte« schließlich doch die fünf Hunder ter, die der Sohn brauchte. Aber »immer wieder, immer wieder", sagte er sich. Und eines Tages wurde das mäch tige Burgthor wirklich eingerissen. Hunderte von langhaarigen Slovalen kamen mit Spaten und Schaufeln und s begannen das Zerstörungswerk. Herr sen halten, denn die Staubwolken, . welche die stiirzende Quadern und Zie- ! geln erregten, erfüllten die ganze Ge-« gend um den Dom Der Hausherr stand den ganzen Tag auf der Gasse L k- L L- .- O--A-.·-------.--- L-- Osl lL . uIIU su» III lx")cIILL-slllsllslsssssi( USE CIILII zu. Wenn ein leichter Wind die Staubmassen wegtrieb, sah er, wie drüben, jenseits der Festungsmauer, taum hundert Schritte von seinem alten Hause, in fieberhaster Eile schon die Fundamente eines neuen Hauses gelegt wurden. Manchmal erschiitterte ein dumpser Knall die Lust; es wurden irgendwo in der Umgebung die Schan gen die dem Spaten widerstanden, mit Pulver gesprengt. Und der alte Man siihlte, wie mit unwiderstehlicher walt das Alte zu Boden sant und eine neue Zeit sich Bahn brach. · Wo immer Herr Waldstein hinkam, man sprach von nichts Anderem, als von dem Ende der Festung. Wie ein Rausch war es über die Leute gekom men. Was wäre aus der Stadt gewor ·den, wenn sie nicht durch ein Jahrhun dert der eiserne Ring der Mauern um schlossen hätte! Jetzt würde die Stadt wachsen, wie im z rühjahre die March, wenn sie ihre Damme sprengt; hieher, nach der natürlichen Hauptstadt, mitg ten alle Schätze des fruchtbaren Not - mährerlandes strömen, ein gewaltiger, unermeßlicher Aufschwung war zu er warten. Herr Waldstein betheiligte sich nicht an dergleichen Gesprächen Jhn beherrschte eine unbestinrmteFurcht vor dem Neuen, das er sich nicht aus« malen konnte. Er sah nur, daß das Alte in den Staub sank. Der Hausherr war jetzt mehr denn je zu Hause, ost ging er auch in den Dom; aber selbst in diese heiligen Hal len drang der Lärm der Zerstörung. . LI- L«— Tun urunku ging (- uuf uru »aus-»wun seines Hauses. Hier fah er durch das tleine Feniter nichts als den Thurm des Domes und die blauen fernen Hiigel der Sudeten. Und die einsame Größe des Thurmes iibte eine seltsame Beruhignna auf sein derdiistertes Ge niiith. Eines Tages hatten Spaten und Schaufeln der Slovaten ihr Zerstö-, rungswert vollendet. Ein riesiges Loch gähnte an der Stelle des alten Thores, und drüben, jenseits der alten Mauer, wuchs das neue Haus, nein, ein ganzes Häusergeviert aus dem Boden; das wuchs mit staunenswerther Schnellig teit und einer hellen Pracht, die in die Augen stach. Und fast gleichzeitig fielen auch die anderen Festungsthore, und die neuen Häuser schaffen wie Pilze auf. Hoch, licht und lustig schien sich ein neuer Ring um die alte Stadt Ichlieszen-zu wollen. Jcn Juli, bevor er zu den Maniivern abging, tündigte der Hauptmann im ersten Stock seine Wohnung, im Au gust der Dberlehrer im zweiten Stock. Sie waren die ersten Parteien des neuen Hauses jenseits der Mauer. Aber es kamen noch schwerere Schläge. Fräulein Anna, die Tochter des Hau siT wurde immer stiller und blasser und ging immer häufiger in den be nachbarten Dom. Und wenn sie den heiligen Ort verließ und nach Hause kam, flatterte in ihren dunklen Augen ein fremdes Feuer. Der Vater merlte nichts, bis das Kind vor ihn hintrat und ihn bat, den Schleier nehmen zu ditrfen. Herr Waldstein wüthete. Es fehlte nicht viel und er hätte die fromme Tochter geschlagen. Das Kind eines alten Soldaten ins Kloster? Nimmt mehr! Hnd er malte ihr die Schrecken ihres hei igen Berufes aus. Aber ihre Augen leuchteten nur noch höher. Er sah daß Alles vergeblich war, und diese Ertenntnifz preßte Thriinen aus den Augen des Greises. Dann Tiefer zu seinem ältesten Sohne, um ihn um Rath zu fragen. Dieser zuckte die Achseln. Er hatte sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, denn das alte Geschäft ging schlecht und konnte nur zur Noth seinen Mann ernähren. Jm Herbst ging Anna ins Kloster. Der Hausherr war nun beinahe al lein in seinem alten Haufe. Die bei den Wohnungen im ersten und im zweiten Stock blieben leer und Herr Waldstein, dem eine alte Magd be treute, mußte vom Baaren leben. Das ging nicht lange, denn der Offizier, sein Sohn brauchte viel Geld und der Kaufmann kam eines Tages und er klärte verzweifelt, daß er vor dem Konkurse stehe, und daß er mit Schande bedeckt sei, wenn ihm sein Vater nicht helfe. Zum erstenmale in seinem Leben mußte der Hausherr eine Hypothek auf das alte Haus aufnehmen. Es würgte ihm beinahe die Kehle zusammen, als er zur Sparkasse ging, um das Geld für den Sohn zu holen. Und da erfuhr er, daß er ein armer Mann geworden sei; sein Haus war aus die Hälfte sei nes alten Werthes gesunken. Der Hausherr verließ nun seine Wohnung fast gar nicht mehr. Die Wohnungen im ersten und zweiten Stock blieben den ganzen Winter über leer und schließlich zog ein Agent ein, der den Zins schuldig blieb. Die Häu set jenseits der Mauer waren beinahe vollendet und längst bewohnt. Mitten drinnen sollte sich auch noch ein Thurm erheben. an dem eben gebaut wurde. So kam der Frühling heran. Wenn von den Tannenwäldern des Gebirges der milde Ostwind herüber wehte, saß der Hausherr an dem Fen ster seines Dachbodens, sah hinaus in die blaue Ferne und pslegteZwiesprache mit dem einsam in die Höhe ragenden Domthurm. Hier heraus wird die neue Heit nicht dringen, hier wohnt die alte, schöne, große Zeit mit ihrem heiligen, inneren Frieden, hierher tönt nicht das mißtönige Gekreisch des All tag5. Einmal mußte sich der alte Mann zu Bette legen. Erst nach Wochen er holte er sich. Als er das Fenster öst nete, wallte eine festlich gekleidete Menge vorüber und zog hinaus vor das alte Burgthor, um die Zerstörung der Festung zu feiern. Die alte Magd erzählte ihm, daß Alles voll Freude sei, daß der Bürgermeister eine Rede halten werde und daß sich auch das Militär an den Festlichkeiten betheilis gen werde. Herr Waldstein schloß das Fenster und kletterte mühselig die Stufen zum Dachboden hinan. End-« lich war er oben; wie aus weiter Ferne »du-Un bis mkhtfnnpn has mnhøbfh Marsches herauf und wie ein leise-J Klopfen die kräftigen Schritte der Soldaten. Dumpf erdröhnten Völ lerschiisse, als der Hausherr an sein geliebtes Fenster trat. Doch was ist dag? Gerade gegenüber-, zum Greifen nahe, erhebt sich ein schlanles, mit tar biaem Schiefer bedecktes Thiirmehen. Ein Mann steht oben, der freudig eine mächtige Fahne schwingt. Es ist der Thurm der neuen Häuser, der den . Thurm der Domlirche halb verdeckt. So ist die neue Zeit doch bis hieher herausgedrungen und schwenlt wie » zum Hohne ihr Banner. Dem Hausherrn schtvindelt es vor " den Augen. Weit neigt er sich aus dem Fenster und er sieht dort vor dem neuen Hause eine tausendlöpsige, Hüte und Tücher schwenkende Menge. So eben hat der Bürgermeister seine Rede beendet, ein brausender Freudenruf dringt in die Höhe und die Soldaten legen die Gewehre an. Eine Salve er dröhnt. Und ietzt —- tvie ein Sieges grusz —- ertlingt die eherne Stimme der Thurmglocte des Domes, immer stärker, immer mächtiger-, all das Ge schrei da unten übertönend. Und während da unten unter Glockenklang und Getvehrgetnatter die Volksmenge in das »Hoch« aus den Fortschritt einstimmi, stürzt sich mit irrem Lachen der alte Hausherr aus dem Fenster in die Tiefe. Jn Sachsen ist eine Porzellangeige erfunden worden. Das nächste wird sem, day die Bunzlauer Kassee«tan » nen sabr stren, die man als Baßgeigen s verwenden kann. Eine sterbende Kaiserin. Die Extaiserin Euaenie, die Ein siedletin von Chislehurst, dem stillen Landsitz, den die verstorbene Königin Viktoria von England der Freundin als Asyl angeboten, als diese vom höchsten Glück in das namenlose Elend herabgestürzt ward, ist sehr schwer leidend. Die Leute von Chislihurst kennen die Kaiserin Eu genie recht gut, obgleich sie eigentlich niemals in Berührung mit ihr kom men. Hin und wieder sah man in früheren Jahren eine schlanke, gebückt einherschreitende Frau, dicht in Schwarz gehüllt, das Haar gebleicht, aus den Partwegen einher wallen. Und doch hatte sie einst das schönste Haar das vielleicht von der Kunst im BunFe mit der Natur je einer Sterb lichen Scheitel geschmückt. Dieses Haar war es, was aus den dritten Napoleon zeitlebens einen solchen Zauber ausgeübt; er entstand in dem selben Auaenblick, wo er Eugenie zum ersten Male erblickte. Ueberhaupt ist die Art und Weise, wie diese Ehe zu Stande lam, über aus merlwiirdia. Es war kurz bor dem Staatsstreich, als der Präsident Napoleon im Elhsee einen Ball gab. Er selber liebte die treisenden Bewe gungen des Tanzes nicht und begnügte sich, seine Gäste zu unterhalten »und schone Frauen zu oewunoern. Ser gedachte er der Spur einer solchen zu folgen-, als er sich plötzlich vor einem großen Spiegel im Treibhaus einem jungen Mädchen, das bei seinem An blick lebhaft erröthtete, gegenüber sah. Das Haar hatte sich während des Tanzens gelöst und da sie durch die Menge der Ballgäste, die sich überall staute und drängte, nicht bis zur Garderobe gelangen konnte, wollte sie es sich hier, in dem Wahne, sie sei allein und es störe» sie Niemand, wie der ordnen. Der Präsident lächelte· freudig bewegt von so viel Schönheit kund Anmuth, bot der Dame den Arm und führte sie durch die Privatgemii cher des Palastes in ein Toilettenzinp nier. So entspannen sich die ersten leisen Fäden eines Bandes, das bald immer inniger wurde und so verhäng nißvoll fiir sie Beide werden sollte. Denn, daß Napoleons Geschick ein anderes geworden wäre, wenn er eine andere Frau als Gattin heimgefiihrt hätte, wer will daran zweifelst Und ebenso ausgemacht ist es, daß der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland schwerlich ausgetommen oder sich wenigstens nicht zsz einer so verheerenden Fackel entsacht hätte, wenn nicht die Kaiserin Eugenie ihre Hände dabei so verhängnißvoll im Spiel gehabt. Unsere rasch lebende Zeit hat all’ das heute beinahe ver gessen. Die Jahre voll Entsagung und Buße, welche die tkinsiedlerin in Chislehurst hingebracht, haben ihr nachsterade das Ver-reiben eingetragen, um das sie wahrscheinlich fortwährend in heißen Gebeten gerungen hat· Aber die Thatsache selber läßt sich nicht aus hov Most frfsnssvn I Jn den Tagen des Glücks war sie schön, geistvoll, eine echte Kaiserin, als i sei sie von vornherein siir den Thron I geboren und nur für diesen bestimmt l worden. Gleichwohl war ihre Jugend düsterer, als mancher denkt. Aller s dingg stammte sie aus edlem Ge lschlecht, aus einem der ältesten und s stolzesten, die Spanien überhaupt her i vorgebracht. Aber ihre Eltern waren verarmt, sie selbst steuerte einem Ge » schick entgegen, von dem kein Mensch sahnen konnte, lvie es sich gestalten würde. Jedoch hinter der schönen Stirn flammte brennender Ehrgeiz, und die Ziele wurden von einem klug wägenven Verstande geschickt erstrebt. Mit welcher Geslissenheit suchte sie es einzurichten, daß Napoleon unablässig ihrer ansichtig wurde. Wenn der da malige Präsident im Theater war, sah er bestimmt in einer Loge die schöne Gräsin Montijo. Bei Spaziersah« ten, aus der Jagd, überall traf er sie. Eine Schilderung, die sich mit der letz teren besaßt, entwirst ein sesselndes Portrait von der späteren Kaiserin. Sie war als Amazone gekleidet und lenkte mit der Birtuosität, die nur ihr eigen, ein Vollblutpserd aus Anda lusien. Eine entzückend kleine Hand hielt die Zügel, mit der andern be wegte sie anmuthig die Reitgerte. Jhre feurigen Augen sprühten, und das berückende Lächeln, das die titsch rothen Lippen umspielte, ließ fast un unterbrochen die Doppelreihe blendend weißer Zähne sehen. Jnteressant und fast wie eine Ironie zu allem, was die Geschichte dann angehäuft, ist die Notiz in dem amtlichen Geheimn gister, dasi man nach dem Sturz Na poleon’ö in den Akten der Pariser Polizei sand und mtt einer Unbarm herzigkett ohne gleichen auch veröffent lichte. Es heißt daselbst: ,,Rue St. Antoine No. 10, dritte Etage. vSeit 1· April 1848 bewohnt von Frau von Montijo, genannt Gtäfin Teba, mit ihrer Tochter Eugenie. Frau von Montrijo, Wittwe eines spanischen Re sugie’s, Herrn von Montijo, Grafen Teba. Der Grasentitel nicht aner kannt. Frau-von Montijo, von ihrem Manne getrennt, kam mit ihrer Toch ter nach Frankreich, ging dann nach England —- wieder nach Frakreich — wieder nach Spanien — dann nach Paris. 1825. Chaussee d’Antin No. 8. Hielt kleine Cirkel von galanten Frauen und älteren Rouesz die Po lizei wurde benachrichtigt. — 1828 wieder nach England wegen Schulden. Jhre Tochter in der Pension zurückge lassen. — Bis 1836 kein Vermerk. — November 1838 nach Paris zurückge kehrt; wurden 6 Wochen observirL Drei Jahre ohne Anzeige. Mai 1842. Selbstmordversuch des Cassirers Hean in ihrer Wohnung. Verdacht verbotenen- Spiel-X Jhre Tochter Eugenie Veranlassung zu Streitig keiten zwischen Oberst Survilliers und Capitän Flausoutx Polizeikommissar Note berichtet: Frau von Montijo hat kein nachweisliches Einkommen; ver kehrt mit älteren Cavalieten von gutem Vermögen und lvckeren Sitten: Wohnung comfortabel eingerichtet; 1800 Francs Miethe; Tochter Eugenie L-I.cs-«L, LE- » syuryuwuuc Owullycu still scillcc List-U ntire; hat viele Anbeter.« Jawohl, sie war schön und geistvoll, aber weit ausschauenden Geistes war sie nimmer. »Wer kann Frankreich widerstehen?« rief sie, als bei Ge legenheit der Pariser Weltausstellung Gäste von fast sämmtlichen Fürsten höfen der cultiviriten Welt im Elysee versammelt waren und sie in stolzer Kavalkade an den Truppenbesichti aungen theilnahm, die damals in ei nem vielleicht nie wieder gesehenen Prunk nnd Aufwand stattfanden. Jn teressant ist auch die Begegnung, die die Kaiserin Eugenie mit dem dama ligen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, dein späteren Kaiser Fried rich, im Jahre 1856 hatte. Der junge Prinz weilte mit seinem Adjutantem unserem später so berühmt geworde nen Strategen Moltke, als Gast in den Tuilerien. Ein Brief der Kaise rin, der jener Zeit gedenkt und an eine Freundin gerichtet ist, enthält folaende Stelle: »Der Prinz ist ein recht schöner Mann, fast einen Kopf aröszer als der Kaiser; schlank, blond, mit einem goldgelben Schnurrbart ist er ein Germane, wie ihn Tacitus schildert; dabei von ritterlicher Höf lichkeit, zeiat er etwas von einem Hamlet in seine-m Wesen. Sein Ad jutant ist ein gewisser General Moltke oder wie sonst der Name lauten mag Das ist ein wortkarger Mann, ein Träumer, aber dabei aeistvoll und interessant. Er kann einen wirklich dnrch seine Bemerkungen in Verlegen heit brinaen. Er gehört einer Rasse an, die sich aufdränaL Louis meint, es sei hie annnstämsse Nak- sn ins-it sind wir nicht....« Und dann als Gegensatz hierzu das stille, traumhafte Wittwendasein, daLi sie nun schon drei Jahrzehnte hin durch geführt —- ist es überhaupt noch ein Dasein? Umwogt vdn den Gestalten, die durch die Erinnerung heraufbeschworen, niemals von ihrer Ferse weichen mögen, von denen Tsie, ach, vielleicht gehetzt und angefeindet wird —- die andererseits auch liebend verlangend die Arme nach ihr aus strecken mögen! Der Hades schickt eine ganze Schaar von Schatten herauf, die unausgesetzt bald hadernd, bald in Ergebenheit an sie herantretend, ihr zu schaffen machen. Wie schwer mag es der Greisin werden, sich all’ dessen zu erwehren! Der Sohn, die letzte Hoffnung ihrer Tage, der Jn begriff aller Wünsche, aller Gebete, die aus dem Mutterherzen ausstiegen. fiel fernab im Kampfe, der nicht ein mal rühmlich genannt werden kann. Sie betet noch heute für sein Seelen-« heil mit all der frommen Inbrunst, die ein charakteristisches Gepräge ihrer Denkweise war auch in jenen Tagen, da sie die höchste Staffel des Glücks erklommen. Denn fromm war sie alle zeit, als «Gräfin, als Kaiserin und vollends von da ab, wo das Unglück Einkehr bei ihr gehalten. Und ebenso schwinden auch schon Jahre hindurch in andauerndem Siechthum, allmäh lich, aber sicher, die Kräfte. Kaum, daß sie noch ohne Halt eine Bewegung zu unternehmen, ge schweige einen Spaziergang auszu führen vermochte. Seiten erhob sie sich von ihrem Ruhebett, selbst die Mahlzeiten nahm sie bisher liegend ein. Das Antlitz ist marmorbleich, die Züge sind starr, auf dem Scheitel liegt dichter, völlig weißer Schnee. Und nun obendrein das Schlimmste,» durch eine Zungenliihinung der S che und eigenen Ernährung beten Was Wunder, wenn der Tod, den gewiß beständig herbeisehnt und de ihm eigenen Ansicht nach, schon visi zu lange auf sich warten lä t endlich — auch kommt und sie hinwegsiihrt in« das Reich der Schatten, wo sie, die beinahe schon Verstorbene, bereits Jahrzehnte hindurch unaufhörlich ixn Geiste weilen mag. , Der ,,A«phtha-B«etllus«. Jn einer in Baku erscheinenden rus sischen Zeitung befindet sich ein Artikel-, f der den Titel führt: ,,Versuch einer batteriologischen Untersuchung des Naphtha« von W. Scheito. Dieser Autor berichtet darin, daß er in gelb gewordenem Kerosin, nach Waschen desselben mit Wasser, kugelrunde, sel ten längliche, im Innern bald grün liche, bald nur einen schwarzen oder glänzenden Punkt enthaltende Mikro coccen entdeckt habe. Diese Coccen . fand er gleichfalls später in allen Naphtha-Produkten, die durch Destil lation gewonnen, mit Schwefelsäure und Aetznatron behandelt waren, wie auch in direkt den Bohrungen entnom niener .Rol)-Naphtha. Er theilt die Coccen in drei Katego rien, obwohl er nicht behaupten will, daß es drei verschiedene Arten sind; die Differenz in Größe und Farbe kann auch durch das Entwicklungssta dium bedingt sein. Scheiko behauptet, daß sich die Coccen aus Sporen ent wickeln und von verschiedenen, dem Naphtha zufällig beigemengten Stoffen nähren, bis diese Stoffe aufgezehrt sind; als Produkt der Coccen bezeichnet er das Naphtha. Sind alle anderen Rährstoffe erschöpft, dann nähren sich die Coccen von ihrem eigenen Produkt, dem Naphtha, und vegetiren weiter. Bezeichnend fiir die ganze Hypothese ist, daß die Coccen erstens unbeweg lich sind, zweitens in reinem Naphtha oder dessen Produkten, ohne Anwesen heit von Wasser, unter dem Mikroskop nicht sichtbar sind, d. h. ein Oelfleck trübt nur das Gesichtsfeld Schon vor Jahren, schreibt ein Pe tersburaer Chemiker habe ich beobach tet, daß dort, wo Naphtha oder dessen Produkte zusammen mit Wasser der Luft und Sonne ausgesetzt waren, z. B. in Pfützen bei den Quellen und Bohrungen, offenen Bassins etc., sich rothbraune Partien bemerkbar mach ten, die ich immer fiir in Wasser sus pendirte Oeltröpfchen oder in Oel sus pendirte Wassertröpschen und Gas oder Lustblasen hielt. Als ich den Artikel von W. Scheiio zu Gesicht be kam, mischte ich etwas Roh-Naphtha und Kerosin, beide für sich, mit Was ser und erhielt sofort beim Naphtha den angegebenen, rostbraunen Satz an der Contactsläche von Wasser und Oel, der sich unter einer starken Lupe als im Wasser sugpendirte Oeliügelchen herausstellte Da das Kerosin nicht gelb war, hatte ich auch nur einen weißen Satz, der ebenfalls aus Hiero sintröpfchen, von Wasser umgeben,be stand. Läßt man diese Mischuugen an der Sonne stehen, so werden sich dazu noch Luftbläschen gesellen. — Scheito spricht auch von Coccenhiillen. Wahr scheinlich wird ein Theil des mit dem Wasser oder der Luft stehenden Oeles, in dem sich noch immer harzige Be standtheile finden, oxydirt und hart, und so erklären sich auch die Hüllen. Die Idee, einen Scheiko’schen Raph thasBazilluS als Hausthier zu besitzen, ist in diesen schweren, von der Stan dard Oil Company geplagten Zeiten zwar sehr verlockend, aber an solch’ einen von Kohl enwasserstoff lebenden Wiinderbircillus, der sich ruhig destilli ren und sich auch eine Dosis Schwefel säure schmecken läßt, ist doch ein bis unsn sauber zu glauben. Die Intbcnwaht tu der Teilette. Es ist merkwürdig, was für eine Wirluna die Farbe eineg Kleides auf das Aussehen hat; eine Frau kann durch ihr Sileid größer oder kleiner er scheinen. Starke Damen sehen in schwarzen und dunklen Farben kleiner aug; kleine Leute erscheinen durch den Gebrauch derselben Farben wieZwerge. Die optische Wirkung weißer und hel ler Farben besteht darin, alle Gegen stände zu vergrößern; eine starke Dame, die sich so kleidet, wird daher dadurch in ihrer Erscheinung bedeutend größer. Griin und blau in ihren verschiedenen Schattirungen geben eine ruhige Wir tung. Alle hellfarbigen Stoffe sollten für die Taille bermieden werden. Für Mädchen in dem Ueberaangsalter von zwölf bis vierzehn Jahren ist dunkel blauer oder einsacher rother Cafchmir oder Serge am wirkungsvollstem Bei der Auswahl der Kleiderfarben muß natürlich auch der Teint berück sichtigt werden. Wer eine blaßgelbe, dunkle Gesichtssarbe hat, sollte helle Schattirungen wählen und vorsichtig schreiend glänzende und entschiedene Farben vermeiden. Wer einen reinen und blassen Teint hat, kann alle Schat tirungen, rosa, gelb, braungelb, hell ariin, lila, braun und violett, tragen. Leute mit frischer Gesichtsfarbe follten Töne wählen, welche die Farben däm pfen, wie blau und grün. Am meisten begünstigt sind .Mädchen mit zartem Teint, denn ihnen stehen nur wenige Schattirunaen schlecht: am besten sind frissche Farben, wie kirfchfarben und - ro ad T