Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 20, 1901, Sonntags-Blatt, Image 15
WW Zso mein-er sownersrilchr. Ein Jagebnchroo T.Bergrniiller --...— ö. August. Da sxxe ich nun zwischen Wald nnd Wies: m meinem griinurnrauschten Höreschent O, es isi nichts tösti et, als von I.«!orgenlnft nnd Morgenleht geweckt zu irerden. O. es ist nichts köstliche-; als Sommerlust und Som merluir zu athmen und sang und glück lich en .oa »dem durch die herrlicheGots tesnartw Vl« .-: arm, wie traurig, wie rüstet bist Du, serne Großstadtt 6. August. Meinetlmgebnng hat sich etwas ver ändert. Mein biederer Hauswirth hat noch eine Pensioniirin ins Hans ge nommen. Alle Hüttlein sind schon be setzt -—— und eine Kranke heißt keiner gern willrommek.. Jbr Vater bat sie hergebracht der sieht fast so o 'ra[ aus toie das Mädchen. Der nlssch ed schien ihm von seinem Kind sek, r schwer zu werden »Daß Du Di eh gut erholsi, meine Anne-Marie,« hat er viele Mal gesagt, ,,rott)e Wangen sollst Du bade-m wenn ich Dich holen wan und lustig sollst Du fein !'« .Lnitig und ganz gesund t« sagt sie mit großen, nassen Augen, »ganz ge sund — leb lvokiL Vater, leb wohl. t« Jch bin diesen Tag in ganz eigener Stimmung. Jch hab mir just alle jun gen Menschen so gesund und glücklich gedacht wie mich selbst. Das arme Madchen toll s auch bald werden, wenn sie diese reine Lust und diesen Frieden athmct. Jch will ihr alle schönsten Wege und Mädchen zeigen, ich will sie aus dem Was· er tudetn, ich will ihr fröh liche Geschichten erzählen O, sie soll bald lustig werden, nnd einen lustigen Kameraden kann ich hier brauchen, seit der Wilhelm sort ist 7. August. Mit den guten Vorsätzen bin ich ein geschlafen, nnd heute hab' ich gar nicht mußt. wie ich mich ihr nähern sollte. Hn der Stadt, ans den großen Gesell ctasten ist mir's immer so leicht gewe senAbei den gepützten, schönen Damen. Lc:-re: in Vormmag mncsusgeroanoerr rnit der Hängematte und hat sich ein Miit-then gesucht. Ich bin in der Nähe herumgeschlichen, nnd als ich denke, dasz sie zurückgehen wird, tomme ich nnd frage. ob ich ibr Tuch und Matte tra gen dürfe. Sie hat mich dankbar ange sehen. Sie geht ein wenig gebückt, und ich sage ihr. das wäre nicht gesund Da liiclzelt sie und neigt den Kon zurück. Sie hat so schönes, dunkles Haar, daß ich denke, die schweren Flechten im Nacken tönnten ihn ihr immer so zu riielneigen, das sieht bei ihr gar so lieb aus. S· August. Da hat der liebe Gott heut einen Tag ausgehen lassen, um uns Erden kindern das Her-i zu bezaubern. Fast alle Sommerfrischler des Dörfchens haben beschlossen, einen gemeinsamen Gang nach dem Lerchenherg zu machen; der liegt zwanzig Minuten von uns entfernt. Das ist ein heidetrautbewach sener, weiter Hügel, welcher sein haupt stolz emporreitt über die Wälder und Wiesen und einen herrlichen Rundblick gewährt. Dort weht die Lust sorein und sonnig, und man vernimmt nichts als ein paar ferne Voaelstimmen. aber im Frühlinn ist sie ersiillt von endlosern Lerchenjnbw und wer sich alsdann da droben ins Kraut wirst, der fiihlet und höret nichts als Licht und Gesang. Wie eH wohl zugehen mag. ich bin nicht oon ihrer Seite gewichen den gan zen Tag. Wir sind ein wenig zurück geblieben von der Menge, welche den Hügel erstiirmt. Wir gehen ganz lang sam und genießen Wunder um Wun der. O. sie verireht die Natur besser als ich. Jch lenne doch- hier alles, und heute ist es mir, als wandelte ich diese Pfade zurn eriten Mal. Sie spricht ganz leise, und mein Ohr trintt den Schall ihrer Worte und das Gestiiiter des Waldes, und beides tht mir zrtm Herzen, wie neue, swnnderfelige Musik. Schon schauen wir iiber das Dörfchen und die grünen Witsfcl hinaus- ; immer tveite:, immer reicher enthiillt sieh rings die Landschaft unserm entziictten Blick. »O toie schön t« sagt sie und bleibt mit gesalteten Händen stehen. Jeh sehe ihr ins Gesicht. Die Sonne ielt darauf, und ihre Augen leuchten. leuchten so eigen —- und sie aihmet ehnclL Sie steht ganz verklärt, und ich - ehe sie an und solge wieder ihrem Blick L und sehe die Sonne sunteln auf dem Grün der Bäume, dem blühenden heidetraut und dem Wasser, das fern drunten durch dieBiische blitzt. Allesrist Petaucht in Sonne, Sonne ; alles fun elt und glüht und dustet tn athemloser, heiliger Stille. « So hab’ ich niemals aus dem Let - Mderg gestanden, und es ist mir, als II die ganze Welt betet und sie und teh uden allein auf der weiten, weiten Es de und beteten mit « « Ich sehe sie wieder an, und ihre Wim « z sind naß nnd ihre Wangen —- und - hab« ihre hand Ienommem und wir d hetmtteh so hinunter gegangen, F s den Anderen zu begegnen — und Band hat gezittert, und sie hat W nimmer angesehen. — « St. August. weiß nicht, warum sie nicht auf »amt, ich hätte sie doch so gern stg hab’ sie überall gesucht seiundetn Da habe ich mir I das Boot losgeb: -i den und ;iii allein hinaus gerudert bis drüben unter die s Vöschung , dahab' ich's an etneni i Baumstanim befestigt und hab mich quer aus eine Bank gestreckt, und das Boot hat leis’ geschautelt, wie iiber mir .die niederhangenden Stimmeng Jch ihabe zwischen den grünen Blättern hin geschaut in den wolienlosen him I niei und habe tindisches Zeug gedacht; hab’ mir Luftschlösser ge aiit und der ieise Wind, der über die Wellen tanzt hat sie umgeweht, ais-r immer neue und schönere gauteln mit vor, und aus al len schaut ein liebes, blasses Mädchen « antlitz mit dunklen Flechten im Nacken und ivinlt mir zu. Aber ich hab’3 nicht lange ausgehalten und bin zurückge rudeit. ——- Sie ist noch nicht da, und ich weiß nicht, ioo sie bleibt· Jch sehe mich vor unser Haus iind sehe eine Weile aus die Straße — aber , sie kommt nicht. Es dauert nicht mehr lange bis Abend, die Bäume werfen schon lange Schatten aus den Weg. Mir ist unru hig zu Muth, und ich gehe wieder dein Walde zu. Wohin ist sie nur gegan gen? Es wird ihr doch nichts zugesto ßen sein? Und in meiner ängstlichcn z Vermuihiing und Besorgniß empfinde « ich es ais arausame Qual, die Stelle nicht augenblicklich ahnen und erreichen Izu köi. nen uin ihr zu helfen. - Da tommeii zwei Doistinder, jedes i mit einem Körbchen rotiier Beeren am ; Arm, mir entgegen und wollen mit 2 scheitern Gruß vorüber. Ich halte sie an iind frage, ob fie nicht im Walde irgendwo einem Fräulein begegnet seien J Die Kinder nicken. Ja, da drüben, wo der Weg hinunter biegt nach der i Wintelwiese, hött’ ein Fräulein sie ge i fragt wo es ziiriickgiiige nach N, sie hätte den Weg oersehlt. Sie ist sehr i miide gewesen und mit den Kindern ge gaiigen bis zu dem Bänichen dort am Teich —- weiter liiitte sie nicht getoiint Bei dem Bänlchen bin ich bald ge wesen Da sitzt sie, die Arme auf die Kniee gestützt iind das Gesicht in den Händen f »Fräulein Anne- Marie. l" sage ich. i Mun richtet sie lich ersoireai anr, uno ich setze mich an ihre Seite. Die Sonne geht hinter den Winseln unter und wirft ihre letzten rothen Strahlen zit ternd aus den Teich. Und immer rö ther und goldener siirbt sich das Was ser, und immer röther und goldener wird der Himmel, und zahllos glitz ernde Flämmchen tanzen umher, um slackern uns unstat, huschen durchs Ge tist und verliischen dann in der feuchten Adendlust. Des Himmels Auge ist erloschen, aber ein Paar andere, mildere schauen mich wieder an. Ein unbeschreibliches Glücksgesiihl bewegt meine Seele. Jch möchte sie fragen und össne doch nur den Mund, um ihn stumm wieder zu schließen — warum auch sragen ? Sie ist ja wieder bei mir, und es ist mir, als würde sie nun immer bei mir sein, immer — und ich würde sie nie wieder vermissen. Jch neige« mich zu ihr nieder und streichle ganz, ganz leise ihr Haar ·: ein stilles, inniges Lächeln huscht rrm ihren Mund. Sie sieht sehr blaß und über müdet aus, aber ihre Augen glänzen mir entgegen wie gestern. Ich sehe so gern in diesen Glanz, aber es zittert et was darin, was mich so eigen berührt. Jch fühle, dass, ich es ahne, das; ich es weiß, was es ist, aber ich will es nicht ahnen, ich will es nicht wissen, —- heute nicht, auch später nicht —— sie ist ja bei mir, und ich bin so glücklich. Jch nehme ihre Hand nnd geleite sie langsam nach Hause. Das Abendleuch. ten ist der ersten Dämmerung gewichen, sie umschlingt weich und zärtlich jeden Baum, jeden Strauch; sie breitet sich iider das Wasser, sie ersiillt die Lust. Jetzt saae ich ihr, das-. ich sie überall Macht hätte. und daß ich siir sie fürch i te, wenn sie allein ginge ; sie dürfe es nie wieder ihm-» ganz gewih nicht, ich « möchte sie ja so gern iiberall beliiiten nnd beschützen! Sie neigt leise das-. Antlitz, und der Abendstern und die ersten Lichter des Dörfchens werfen . ihren Schein spiegelnd ins Wasser. »Morgen Abend müssen wir Boot-H sahren,« rnse ich aus, »wenn dir Sterne i ausgehen una der Mond eniporsteigt !« »Mnrgen Abend, ja morgen Abend!« flüstert sie. 10. August. Aus dein Bootsahren ist nichts ge worden. Heute Abend haben sie den Arzt sitt Arme-Mark geholt. Mein Gott, so schlimm steht es mit ihr ? Jch habe lange bei seinem Wagen gestanden und aus seine Rückkehr ge wartet, um ihn zu befragen, aber Wirth und Wirthin tamen mit ihm, und ich brachte kein Wörtchen heraus, sondern schlich mich fort, das Wasser entlang, weiter, weiter, hinaus in die Felder. 11. August Unsere Wirthin sagt mir heute Morgen, basz ich schlecht aussehe. Jch ’ habe nicht gesazzzxn diese Nacht, daher witd«s sein« » Ich srage, wie es Anne-Marie geht und was der Arzt gesagt hat, und sie siin t an zu reden, und ich wende das Ge icht ab, damit sie es nicht sehen soll, weil mir’s triib wird vor den Augen. Es stände gar nicht so schlimm mit dem Fräulein, sagt sie. heute Nach mittag dtirse sie schon ausstehen und morgen wieder bis in den Garten ge hen. Sie hätte manchmal solche Zu sälle auch zu hause —- die tngen im mer bald voriiber. Aber it ermor en, hätte der Arzt gesagt, solle sie ihr Ba l — —- . I s s ter holen —- es wäre doch besser-, wenn i sie zu Hause wäre —- man könne« F manchmal doch nicht wissen — —- . ; Da wende ich mich um und sehe, wie l - die Frau mit dem Schürzenzipsel nach s i den Augen fährt. Z 12. August. I Wie das dr draußen heut’ funkelt. i und dustet! Der gestrige Gewitter regen hat alles erfrischt und VetjiingL Jch hab’ einen weiten Morgenspazicr gang gemacht, und in der Seele ist mir’ss wieder leicht geworden, eine stille, freudige Hoffnung erfüllt mein ganzes ’ Wesen. " Als ich zurücktomme, steht unsere Wirthin schon vor der Thüre, als hätte » sie auf mich gewartet. Anne - Marie s wäre schon in den Garten gebracht, und . ich möchte zu ihr gehen, sie selbst hätte darum gebeten. »Aber hübsch ruhig sein und nicht viel vlappern !« fügt die besorgte Frau nochmals hinzu. Jch gehe in den Garten ; mich diintt’s, eine Ewigkeit bin ich genaue-»ein Ein seltsam Gefühl hat mir’s Herz schlagen lassen, so heftig, daß ich oft habe stehen bleiben müssen. Sie ruht im Schatten der Bsiume in einem Armstuhl und streckt mir ihre Hände entgegen ; sie sind heiß, und ich habe sie lange gehalten und ihr ins Ge sicht geschaut. Sie trägt heute rothe; Rosen auf den sonst so blossen Wangen, : und ihr Mund zuckt in schmerzlichem . Lächeln. i s »Ich möchte Jhnen heute schon Lebe- ! s wohl sagen !« sagt sie mit leise zittern- l i der Stimme und gesenkten Augenf l ! i f »Morgen früh gehe ich für immer fort f von hier —« ! »Anne-Marie I« » s «Morgen früh,« widerholt sie, .-unds ; Gott miige Sie beschütsen ein glückliches » Leben lang! — Leben Sie wohl, fiirs i immer, immer — wir werden uns nicht s mehr wiedersehen —- in diesem i Leben !« — ; . Da saszt es mich wieder wie ein wil i der Sturm, und ich drück’ ihre Hände, ; daß es sie wohl grausam geschmerzt « bat? und ruse in der Anait meiner l Seele, »Ich lass’ Dich nicht ! i Ich hat)’ mich vor ne insJ wrag ge » worfen und ihre Kniee umklammert — ! und hab’ wieder ihre zittern Or Hände i gefaßt. »O Anne-Marie, Du darfst nicht gehen —- es ist so einsam ohne Dich — und ohne Dich ist kein Leben i —- LlnneJJJiarie i« L Da sieht sie mich an, so groß, so klar, i daß ich mich meines Bangen-H schäme, ein nie getanntes Gefühl bemächtigt sich meiner wie eine selige Erlösung, und ich schlnchze und weine in ihremSchooß. Da spüre ich ihre Hand auf meinem Haupte nnd sehe wieder zu ihr auf un ter Thränen. Jhre Augen sind auch naß, und ihr ganzes Antlitz ist verklärt. So sehen wir unf- an. lange, lange, und ich fühle, daß ich Dich nie verlieren werde, daß Du ewig sein wirst, Anne Marie, nnv ich werde unfterblich sein mit Dir ! Deine Hand ruht auf mei nem Haupt, Du giebst mir den Segen der Ewigkeit ! — Du willst fortgehen, Du willst sterben ? —- O Anna-Marie, wie kannst Du sterben ? » Dem Tode gehört das Vergänglichk, aber ich liebe Dich ewig ! Anne Marie ! So, Deine Stirn will ich küssen ein einziges Mal, daß Du mein geb-kniest —- Sieh mich I noch einmal an, Anne-Marie! Ach, i diese Augen wollen sie zudriicken und i begraben ? Sie werden mich doch an : schauen immerdar —- Anne-Marie ! — - Scheiben willst Du von mir —- schon heute? Du wirst mich doch niemals verlassen —- niemals — niemals ! — Ich klappe daf; Büchlein zu. Zu ePfü ßen zittern die Wellen im Sonnenlicht, und von drüben winkt das alteWirths haus aus grünen Vüschen herüber. Dort ist es gewesen. Jch stütze den Kopf in die Hand, das Wasser rauscht leise herauf, und der Wind schwirrt durchs Laubdach —- niemals — nie-« mklz i « -»- . MM—— Ein sätiltuniim Stizze aus Schottland von Z e r g u s M a k e n z i e. —-«..-— Ter schöne Maientcig neigte sich ch nem Ende zu. Die Arbeiter der Fabrik gingen nach Hause. Irrtan White, der Schmied, schritt mit seiner Schnupf tabaksdose die Brnorstraße entlang Da begegnete ihm der Schuhmacher An drew Willox, ein dicker, gutmüthiger kleiner Mann Na, Jeern5, der Regenschauer hat das Gras ein wenig ersrischt, sagte Willor. So ist's, Andrewl Und die beiden stützten ihre Ellbogen auf die Mauer und blickten sinnend iiber die grüne Fläche. Sie waren die besten Freunde und zugleich die bittersten Gegner. Der Schuhmacher war so demokratisch ge sinnt, wie es nur ein Schuster sein kann, und der Schmied als Vertheidi ger des Gesetzes und der Ordnung war ein Konservativer vom reinsten Wasser. Es war schwer zu sagen, worüber sie sich nicht gestritten hätten. Und doch, pflegte Andrew Willox zu sagen, ist kein so großer Unterschied zwischen Jeenis White und mir: er beschliigt die Füße der Pferde und ich besohle die der Esel. Wir sind nicht so nseit auseinander, wie man denken sollte.. Jeems steckte seine Schnupstabals dose in die Tasche, denn er hörte einen Schritt und bemerkte einen etwas nn zuverliissigen Anhänger seiner eigenen politischen Grundsätze. Guten Tag. Saunderö, redete er den neu Hinzu kornirenden an, einen buckligen kleinen —- -———1 Mann mit scharfen, hellen Augen und Backen, so roth wie ein Apfel. Guten Tag, Schmied; der Regen kam ganz zur rechten Zeit und wenn wir jetzt warmes Wetter bekommen, so werden wir bald mähen können. Seht mal, Andretv, sagte der Schmied und streckte seinen Arm nach Osten hin aus« da kommt ein Anhän ger eures neuen allgemeinen Wahlrechts den Weg herunter. Ohne Zweifel seiI ihr stolz auf diesen Zuwachs- Zu de: Wählerrolle. Dir Versuchung war zu groß für den Schmied, als daß er hätte widerstehen können. Erst gestern hatten die zwei über den ersten Punkt der Verfassung das allgemeine Wahlrecht, gestritten, und nun, als Jamie Will den Weg ent lang gehinkt karn, dachte der Schmied, er diirfe sich diese günstige Gelegenheit zu einem kleinen Seitenhieb nicht ent gehen lassen, indem er den armen schwachsinnigen Menschen als typisches Bild der neuen Partei bezeichnete. Der Schuhmacher sagte: Ach, das ist ja der lahme Jamie Will, der gute Junge-. Jhr maciitet mir schon Angst, Jeemc3. Ich glaubte, es lvkire der flu chende, betruntcne Kerl, der Pächter Lens, ein großer Schurke und bekannter Konservativen Jamie ist wenigstens ehrlich und gutmiithig, der arme Kerls Wenn ihr die Regierung des Landes blödsinnigen Menschen anvertrauen wollt, so könnt ihr Jamie gern haben. Jamie ist wirklich nixät ganz richtig, sagte Saunders. Ach, Saunders, wenn man alles gani genau wüßte, so würden wir schließlich alle verdreht sein. Besonders die Demokraten, fügte der Schmied hinzu. Jamie Will war mit seinem ver lriippelten Fuß bis in die Nähe oer Gruppe herangehinkt. Na, bist du wieder angelangt? fragte Saunders HilL Ja wohl, Satinders, ja wohl! Ja mie, ein magerer, blasser Mann in ad geiragenen Kleidern, an dem alle-s die Unkoste- Illkmnib krinnroirfmpio linZ hin Hände auf feinem Stock ruhen und feste feinen lahmen Fuß auf den Bür gerfteig, während er den andern in den Rinnftein stellte. Es war dies die Stellung, die ihm am meisten Erleich terung verfchafftc. Na, Leute, sagte er, indem er den Schmied und den Schuhmacher ansah, beklagt ihr immer noch Mangel an Ver stand in der Welt? · Nein, Jamie, sagte der Schmied, wir ärgern uns über den Mangel an Geld. Mit dem Verstand, den wir haben, könnten wir fchon auskommen Nicht jeder sitzt so im Reichthum wie ihr-l ch könnte sehr gut etwas von eurem old gebrauchen. Wie ging es dir in Dundee, JamieI fragte Saunders HilL Ausgezcichnet gut, ganz aus weich net! Was fagen sie dir dort? O, der Banquier meinte, daß er nicht Geld und Papier genug für mein Gold in der Bank hätte, und er gab mir ei nen Schilling, daß ich wir-de r nach Hau se kommen konnte. Jch muß mich über dich wundern, sagte der Schuhmacher hitzig. Du weißt sehr gut, daß all dein Gold nur ein Haufen morscher S eine ist, Schwefellieri und dergleichen. Und Saundlsrs, der ist noch schlimmer als du, weil er dich in deinem Glauben be sciirktl Wann werdet ihr Vernunft an nehmen? Jhr bleibt doch immer derselbe, Ans dra, sagte Jamie lächelnd. Wann werdet ihr Vernunft annehmen? Mein Gold ift alle Tage besser als euer Sozialismu5. Da ftichelt unl ivecht ihr für ein paar Pfennige an einem alten Schuh herum, und ich bringe an einem Vormittag eine Mil lion in einem Klumpen Gold nach Haufe-. Flkmnpen Gold! Jamie, was bat dein Gold dir geniitztf Ex-« hat dich Zum Haufe hinangaisbraebL Man sagt, Mann-: Jamrson war , recht hart zu dir, fügt-» der Schmied l«.in::i tkr wir eis. wenig hart meinte Ji m it, er sitzto mir-I aitsztr der Jii !)-,·-.’i it an tit Lqu O«: sca ti, das Hing wir ani Einst-Elen. Ihr hattet zwanzig Contner Geld ist-i Eüch auf dont Boden, sagte Zaun dier Zwanzig Centner Gold, Sannder52 schrie der Schuhmacher entrüstet. Steine, wolltet ihr sagen! Nein, nur etwa fünfzehn Centn:r, und alles Gold! Aber die Decke senkte sigjp ich nehm s dem Maurer gar nicht u si. Bezahltet ihr denn die kiethe, Ja mie? Miethet Jch habe ihm in den letzten zehn Jahren an jedem Zahltaae so viet Gold gegeben, daß man das aanze Dorf übergenug dafür hätte taufen können. Glaubt nur nicht, daß ich oon Wohlthätigkeit gelebt habe. Jamie Will suchte das ganze Land rings umher nach Steinen mit Schwe selties ab, von dem er überzeugt mar, dasz es Gold sei. Nichts war imstande, sihn von diesem Wahn abzubringen Er wanderte Meilen weit auf der Su che nach dem Erz. Jeden Abend be gegneten ihm die Einwohner von Gier-» wenn er von einem langen Gang-. nach Hause kam mit einem Sack voll Steine aus dem Rücken oder aus einein starren, wenn der Sack zu schwer war Er hatte die höchsten Vorstellur am von seinem Reichthum. Wenn er nur nach London kommen könnte, so meinte er, F J Mgkde er lekgknhttt hoben. sein Ver Msgen zu verwerthen; da dies nhkk kjjk ; ihn außer dein Bereich der Möglichkeit lag, so that er das nächste Beste: er steckte einen großen Stein in den Sei-L , wanderte vom Glen nach Dundee. er hielt dort den Bescheid, daß die Bank nicht einmal Zeit habe, sein Gold an zusehen, und zog anderen Tages, ge tröstet durch den Schilling. den der Vanquier ihm gegeben, mit seiner kost baren Last wieder heim. Seine Bekannten quälten ihn auf al lerlei Weise. Einige zeigten ihm gol : dcne Ringe — zuiiieiit aus Messing ——, · die sie aus den Goldllrimven, die er ih - nen geschenkt, hätten machen lassen. Dann beklagte er sein hartes Geschick, das ihm nicht gestattete, ans den Men T gen Goid, die er im Hause hatte, etwas anse:tigen zu lassen. Einige dachten, — ihn von seiner thörichten Jdee zu heilen, indem sie ihm sie auszureden versuch ' ten; aber anstatt ihn zu liiriren, zeigten sie nur klar ihre eigene Dummheit, so · dachte er. Andere lobten seine Guid llurnpen und gingen zu seinem großen Kummer damit durch. Denn wennir mit Befriedigung an den Reichthuin dachte, den er besaß, so erinnerte er sich doch gleich daraus voll Betrübniß des großen Haufens, dessen man ihn schon beraubt hatte. Jn seinen Augen wa ren die Bewohner von Glen zumeist Diebe und Räuber; selbst der Schmied hatte nicht allzu rechtschafer an ihui gehandelt. Sein letzter Kummer war die Lieblosigteit des Maurers Janieson, der ihn an die Lust gesetzt hatte. Jah relang wohnte er in einer Dachtamincr urd häuste Steine aus Steine auf de ren Fußboden aus, bis der Miether un ter ihm mit Schrecken bemerkte, daß er sichere Aussicht habe, eines Tages Ja mie und sein Gold auf sich herabsinken zu sehen. Nun wurde das Gold hin ausgewoisem und Jamies Verlust war groß. Die Nachbarn stahlen seine kost barsten Schätze vor seinen Augen, und .i- -.. III-. t-: h-- KLJZHJ lässlbssim Osvh ! ! i i l i i l l i I I i Hu- kt »so-, »k- syps pvuoss »p-.»-v», »Un er bei ihr noch nicht einmal Unterstütz ung, Aber trotz der großen Verluste trar sein Reichthum unermeßlich. Jetzt lebte er in einer hölzernen Hütte in der Heide, trelehe die Nachbarn ihm gebaut hatten. Es war eine talte Wohnung, trenn der Wind über die Heide blies. Um den Zug abzuhalten, baute er Heide und Torf gegen die Ostwand aus; das war gut gegen den Fing, gab aber An laß zu neuen Beschwerden in Gestalt ron Feuchtiqicit und Rheumatismuz. Na, Janne, sagte der Schuhmacher rauh, was nützt die all dein Gold? Angenommen, es wäre Gold,- und nicht ein Hausen alter Schutt- und Schie sersteine; was hast du voi. deinem Reich thum? Frag den Schmied, ob er dir nur sein Pferd geben will sür all das Gold. Was hast du wieder heute Mittag ausgeklauth Jeh brachte ein schönes Stück nach Hause. Dabei zog er aus seiner Tasche einen in Papier gewickelten Stein her vor. Dies ist nur eine Probe; ich habe noch einen großen Klumpen davon zu Hause. Er hütete die Probe ängstlich mit den Augen, als sie in des Schmied-Z Hände überging, denn er hatte kein große-J Vertrauen zu ihm. Du tochtest wohl Suppe davon, Janiie ? O nein, Schmied, ihr wißt recht ge trau, das geht nicht« Doch! Kocht Steine mit Butter und ihr könnt euch an der Subpe delettiren. Aber ihr hattet wahrscheinlich keine Butter. Der Krüppel entgegnete nichts. Er nsar halb verhungert, aber er wußte sa, das-. eines Tages der Welt die Augen ausgehen würden, und wer war dann der Reiche! Hör, Jamie, ich will kir sagen, Warv du thun sollst. Als ich fort ging, stand cser stohltepf nich am Feuer-; sag met ner Frau das-. ich diast berietkicktd iaate VIIIle JanIie sah ihn an und lächelt-: Er zünerte und blickte die Umstehentcn an. Elia, mach dris; du hin kommst, ehe der Firhl talt wird, fügte de: Zehntnnacher hinzu. seh wußte wohl, daß dein Beklen schlimmer ist al-: dein Beißerh Schuster Ell-er irh will tingehem damit wandte e: sich dem Hause- gegenüber zu· Bist du es, Jamie? fragte die Schu sterfr.iu, als Jamie bei ihr eintrat. Wie gehts dir denn heute, armer Schelm? Ziemlich gut, Frau. Der Schuster sagte, ieh sollt euch mal besuchen. Darum trixim ich einen Augenblick herein. Das ist freundlich von dir. Wäh rend sie sprach, setzte sie den Kohltops ans Feuer und Jamie wußte nicht, was er noch sagen sollte. Er war so hungrig. Ver einer halben Stunde haben mir gegessen; aber wenn ihr einen Augen blick warten wollt, geb ich euch einen Teller heißen Kohl. Die Schustetsrau kannte seine Le bensweise nur zu gut. Tagelang lebte er ohne Nahrung und war dadurch an so abwechselndes Feiern und Fasten ge wöhnt, daß er bei einer Mahlzeit Vor rath sür drei Tage essen lonnte. Sie konnte ihm heute anshelsen sie hatte sür zwei Tage gekocht. Nachdem er or dentlich zugelangt, nahm sie wahr, daß es sich nicht der Mühe lohnen würde, den Rest für den andern Tag aufzuhe ben. Mehrere Teller voll nahm er zu seinem eigenen Vergnügen zu sich, und dann aß er den Nest noch der Wirthin zu Gefallen. Jeh dank euch vielmals, ihr kocht den besten Kohl, sagte er herzlich. Zögernd s I« . . . «. «, .. . ...... .. .-.-—..-.M langte er in seine Westentasche. Sollte er ihr das kostbare Exemplar-, das Hun derte werth war, geben? Die Frau sah es und sagte: Nein Jamic, laß gut sein heute; siehst du nicht, daß ich schon mehr davon habe, als ich mein Leben lang brauchen kanns Und sie zeigte aus eine Reihe glißeni der Steine, die auf einem Brett, dem Tellerbort, ausgestellt waren. Ja, aber diesen müßt ihr auch noch nehmen; und indem er den Stein auf die Tellerbort legte, fügte er hinzu: Jch dank euch herzlich! Der Magen hing mir ganz schief, als ich hereintam. Aber der Kohl hat einen anderen Menschen aus mir gemacht· Dank euch, Frau. Hört mal, sagte er, indem er sich wie der zu der Gruppe draußen gesellte, die Schustersrau locht einen großartigen Kohl! Und sie hat mich so gefüttert, daß ich über Sonnabend genug habe und keinen Hunger verspüren werde. Aber ich muß fort nach dem Berg. Die Sonne toinmt schon um die Ecke und ich mag gern die vergoldete Spitze des Catlaw sehen, ehe der Himmel dunkel wird. Jamic Will ließ Demokraten und Konservatidehinter sich vom tausend jährigen Reich träumen, das sie von ei ner neuen Regierung erhosften. Als er sich westwärts auf den Weg machte, sagte der Schuhmacher zum Schmied: Jst’s nicht eine Thorheit, Schmied, daß so ein armer Kerl hungert und sich plagt, Steine und Schutt sammelt, weil er glaubt, daß es Gold ist? Und Niemand kann ihm diesen Glauben nehmen, erwiderte der Schmied. Der Lahme war glücklich, als er die Chanssee erreichte, zu deren beiden Sei ten sich Ginster und Heide und blühen de Felder ausbreiteten. Das Lied der Lerche in der Höhe klang nicht fröh licher, wie das in seiner Brust. Nur ei nen Augenblick gedachte er der Gefähr ten, die er soeben verlassen, und bemit leidete sie· Er konnte nicht begreifen, daß sie so thöricht waren, ihre Tage mit schwerer Arbeit zn vergeuden, da sie doch nur zuzulangen brauchten, um den Reichthum einzuheimsen und Darun weise nach Hause zu schaffen. Aber es gab ja viel Wunderliches in der Welt, und je länger er lebte, je mehr ward es ihm klar, daß er in einer tollen Welt lebte. Er vergaß die Thorheit seiner Nachbarn, vergaß sogar den Lerchenge sang, die weichen Lüfte, das sanfte Grün der Felder Und den Duft der Tannen. Er vergaß alle äußern Dinge iiber dem Glanz einer innern Vision, eines seltsamen, goldenen Traumes. Die beiden großen Bilder, die ihn be schäftigten, waren der Tempel und das neue Jerusalem; die Gesetzes-Lade Und der Thron, die Schüsseln, Löffel und Deckel, die Leuchter, Ketten und die Ge fäße waren von reinem Gold. Der löst liche Glanz jenes Goldes durchleuchtete seine Phantasie und machte sein Herz beben. Sein Gold würde ebenso sein, wenn es geläutert und geschmolzen wäre. Aber der Glanz des Tempels war nichts iin Vergleich zu dem des neuen Jerusalem: hier war ein Meer von Golde Die Stadt war von hellem Gold, und die goldenen Gassen leuchteten wie strnstall Er wanderte auf den« Hügel entlang; er tam durch das Ernste-Dars, ohne sich dessen bewußt zu sein. Sein Geist durch wanderte die goldene Stadt mit den lrystallhellen Gassen. Er sah alles in Gold, eine Pracht ohnegleichen. Das Lächeln eines glücklichen Kindes spielte Um seine Lippen. Er erstieg den Cat law, um sich dort niederznseßen und zu träumen. Hinter ihm lag die Monri InontHeide mit den schwarzen Tan nen. Er saß still und schaute in die -n-»»i ins-I Tut ins Fmanssn høksrktmnnh Der Himmel erstrahlte in großen Flä chen Golde5, die glühten und erloschen und wieder ansgliihten. Er saß regungsilescs und wagte tanin zu athmen. Tag Gold war iiberaug herrlich, hell wie Glas-, wie tlcregz Glas! murmelte er. Dag- Gold wechselte, bewegte sich, Verwandelt-; sich inPurpur und war nur zu sihnell hinter dem violetten Schleier o.:-srlnnunden, der am westlichen Him mel hing. Als das helle Otold erloschen war, sprang er Von seinem Sitz herunter und sagte zu sich selbst: Das muß wohl ein Strahl gewesen sein von der Gasse, die ich heute Abend gesehen. O, ist das herrlich! Und dabei quälen sich die thö richten Leute im Glen ihr ganzes Leben lang siir nichts-. Sie sehen nicht das Gold in den Steinen nnd am Himmel und streiten sich um ihre Politik. Aus seinem Wege heimwärts sah er immer die weiten Ebenen von Gold, nnd als er sich in seiner sreudlosen Hüt te niederlegte, fiihlte er sich als einen Bewohner des himmlischen Jerusalem -—-——-———-— i- -«O--———— Falsclsverstandem Hausfrau (zn ihrem erst kürzlich ein getretenen Dienstmädcheu vom Lan de): ,,Resi, mein Mann ist nicht wohl ——- legen Sie ihm heute Abend eine Flasche ins Bettl« Resi: ,,Weis5,toein oder Rothwein?« Stilbliithe. tAus einem Hintertreppenroman.) Sein gest-steter Charakter war der Gummischuh, der seine Seele im Großstadtsumpse rein erhielt. Von der Schmiere. Schmierendirettort »Ich sag’ Ih nen, einen Heldendarsteller hab’ ich jetzt, der kann abendsiillend röchelnl«