Weg schauen im Sie-tauschen » Klub von Dr. A. Zipperlen. —-..-.-—--— Jeder Reisende, der nach Luan kommt, besucht den sterbenden Löwen tssm Thorwaldscn, in Stein Vekervigt Irren Andenken an die bei Vertheiris sung des Lilianbonners gefalle-den Schweizer. Wenige Schritte weiter nnd wir sind irrt Gletschergarten. Jrn Spätherbst 1872· wurde durch einen glitcklichen Zufall beim Graben eines stelle-s- solider Felsgrund gefun den, der beim cTit-räumen den abge ’ schliffenen Enden eines in der Eis-sen thätigen Gletschers anfdeelte. Gleis-txt cherweise waren wissenschaftliche Men nee bei der Hund« welche die Wichtig leit dieser Entdeckung ertannten nnd nun wurde der ganze Felsen, der mit viel Schutt und Dammerde bededk war, abgeriiumt und blos-gelegt Da fanden die Gelehrten nun die deuttici1 sten Beweise eines stäheren Gletschers, Gletscherfchlisse undGletfchertöpfe oder Strudellöcher. Zur Eiszeit war fast die ganze Schweiz, ja ein großer Theil der nördlichen Erdhälfte von ei ner Eistruste übern-gern die an vielen Orten einige 1000 Fuß Mächtigkeit ha ben mochte, was man am Rigi sehen kann, wo in der Höhe von mehreren tausend Fuß die durch den fortschrei- - tenden Gletscher til-geschliffenen Felsen deutlich erkannt werden. Wie nun die se Gletscherschliffe und Töpr entsinn den und wohl jetzt noch entstehen, dar über giebt uns die Beobachtung an Gletschern der Jetztzeit Aufschiuß. Di: Gletscher rücken an ihrer Oberfläche und Mitte rascher vor als an ihrem Fuß, wie tvir früher gesehen ha ben. Dadurch entstehen, nennen-: lich wenn sie eingezwängt find, quer-laufende Risse oder Spalten (Crevafses), in welche das im Sommer an der Oberfläche des Gcets schers schmelzende Eigronsser stürzt und je- naeh der Mächtigleit des Bach-es bransend abfließi. Geht auch der Spel: . oder Trichter nicht ganz bis auf den Boden, so öffnet sich das Wasser doch bald einen Weg bis auf den Felsgrund und wenn der Strom dann Jahre lang : aus denselben fällt, so höhlt er auch den härtesten Stein aus. Wenn nun gar einer oder mehrere der auf dern Rücken des Gletschers herabgekragenen ’ Felåtlumpen in eine solche Spalte und in ein vielleicht schon durch das Was ser ansgehöhlteå Loch fällt, so bringt das mit donnerähnlichem Geräusch« in den Trichier siiirzende Wasser den Felsblock in Bewegung, die allmälig, wenn von der Seite kommend, eine ro- — tirende werden muß, weil der Zeig- ; block, der in einer Felsspalie oder t i einer durch den Wassersturz bereits-«- ge- ; formten Höhlung dort aufgehalten wird, nicht vorwärts geschoben werden Z kann und doch der Strudel ihn bestän- ; dig zu einer Bewegung antreibt. Trifft : der Strom ihn von hinten, so wirdde l Block einfach vorwärts geschoben. bis i e: auf ein weiteres Hindernis-, stößt das seiner Vorwärtzbewegunn Halt i t gebietet. So schleift das reibznee - Felsstiick ans dem unterliegenden Fels- ? bette eine Mulde aus« die, wenn der l Schmelzbaeh fortsährt sich herabzustür- i zeu, irn Laufe der Jahrtausende mit! Hilfe der zerriebenen Schuttrnnssen als Poiirrnittel ein rundes Loch aushöhlL Im Winter, wenn Alles wieder er - starrt ist, hört auch die Gletscherrniihle ans zu arbeiten. ! z Nächst der schnelleren Beine-Juni an s der Oberfläche und Mitte deZ Glei schers iir wnbl die Hauptursache der Gletschersnallen in den bauchfiirxhixn Erhabenheiten und Ungleisisliksien dtå Gleischerbodens zu jucken, denn »denn . der Gletscher bei seinem Fortriiatixn . über eine solche Stelle komm, io biegt j er sich und so muß endlich oben ein Riß entstehen, der je nach der Gröi;e und dem Umfang des unten liegenden Hindernisseg sich immer mehr erweitert. ? So erscheinen diese Spalten jedes Jahr an derselben Stelle und so stürzen sich auch die Eiswafserströme wieder in dieselben und am Boden der frisch-ze wühlten Kamine hat die Gletscher mühle wieder Wasser genug, ihr durch den Winter unterbrochenes Wert fort zuseneru An verschiedenen Gletschern find diese Mühlen aus genauen Karten verzeichnetx dort ist ohne Zweifel die· Felsenunterlage höher und wird in späterer Zeit, wenn im kommenden Weltensommer oder früher der Glei scher -abschmilzt, dort einen Glet schertops zeigen· Die rotirende Bewe gung scheift nun aber auch neben der allmäligen Aushöhlung des unterlie genden Felsens. den durch den Wasser stäez in Bewegung gesetzten Fels b nach und nach so ab, dasz er eine runde Gestalt bekommt. Man hat Her im Gletschergarten ganz runde Mahlsleine gesunden, bei andern waren blos die Ecken abgeschliffen, sie waren also nicht so lang in Thiitigkeit. Beicht in dem Gletschn nicht an der vorjäh j n Stelle an seiner Oberfläche ein . O ein« so bildet sich, wenn gerade ein « nis, z. B. ein aus dem Boden chabeuer Feltblock sich ent egen W diesem im Eis eine palte m butchczieise ein neueöSgudelloch gn W terremeg von m voer - k So Mezt vielleicht der dies M Samen-ach nicht im nämli - Hut-i des früheren in die Glei — « se send der IXan wird in Lf —T — ! anderer Richtung bewegt. Daher kommt, daß eines der aufgefundenen Steudellkchet zwei Schmudengänge austreist, von denen det eine, ausgebil deteke von oben bis nn den Grund H Umdee!:::ng macht. Bei nur U Me tee Duechmesser ist die Tiefe Z Meter. , In mehreren dieser Steudellöchet sind F zwei und mehr Madkseinr. Ein an j derer dcesek Gletfcheeiöpfe zeigt bei Zk Meter Tiefe in feinem Grunde zwei Eichen woran das eine in denRond des gemeinschcfrikchen Trichteeiå dermaßen ein-schneidet defz dessen Wand its-erhän eend geworden ist. Spirclfökmige Windungen sind such hier deutlich an den Wänden zu sehen. Das in der Rittgng gegen das Löwen-Denkmal :f:.".:—sict:e Lcch ist 35 Meter tief in ei ne Zelsiläcxe eingesenkt welche sehr fckda aufsteigende Gletfchetfuechen zeigt Jn diese Fläede sind noch zwei tteine pofe eingenöbti. Die Töpfe sind bald gräfze:, dato t!einee. Einer derselben-, em Riesentopf. hat bei 8 Me te: Durchmesser H Meter Tiefe und ist auf der hinteren Wand bedeutend unteehöhEL Jn demselben liegt eine ganz iolvsfate GtcnittugeL Und bei den Töper mit unterhältet Wondjst diese stets auf der höheren Seite des Glei scherz. M 18 solcher Strudellöchrr wurden im Gletschergcrken auf einer Fläche von ungefähr i- ronacter ausgedeckt. Nach Umfang und Tiefe sind sie verschieden, je nach der Menge und Kraft der Was sermasse und der Horte und Zahl der Mahlsteine. Natürlich bedingte die Zeitdauer, während welcher die Mun dung einer Müh-le vor einer und der selben Stelle stehen blieb, die Größe der Töpfe. So ist ganz in der Nähe des Rieseniopsez ein sehr umfangrei ch-.-r, blos lz Meter tiefer Topf; auch hier sind die übrigen Töpfe weniger start ausgeprägt aber immer deutlich geformt. Am Boden des Gtetschers ändern die Bäche oft nothgedrungen ihren Laus und schieben in die Spalten gesallene Fels-störte vorwärts-, ohne sie zu rotiren, wodurch Rinnen ausge schlifien und Furchen zwischen den tie fergegrabenen Töpfen gezogen werden« so daß vielleicht ein im Entstehen be griffenerTops wieder verschwindet und nur einzelne bereits tiefere Töpfe iibrig bleiben. Die Mablsteine kommen zum größten Theil aus den Unter-Gebir gen und dem Schöchenthal, wie auch vom Gotthard her. wo sie von dem un geheuren Reufzgletscher, aus denRiieten genommen, herabtransportirt wurden. Sie sind je nach dem Gebirgsstock, dem sie entstammten und wo sie nach Schef brl »von Schneejunafern verführt, sich tecllichaufz Eis wagten,« Granit oder Gurts-, oder Nummuliten-Kalt oder Standsteinblöckc und dem allgemeinen Namen nach als e r r a t i s ch e Blöde bekannt. Aug-« dem Obigen geht her vor, das; im Gletscher eine zweisache Bewegung stattfindet; dieMiihlen höh len die glattbewandeten Töpfe aus, während der Gletscher selber durch die lzerabgefallenen Feletiicke die Ritzen und Furchen gräbt, welche Glei sch e r s ch li f s e genannt werden. Aber nicht blos der Boden wird so adgeschliffen auch die Felsen an den Seiten zeigen uns noch heute, wie hoch die damaligen Gletscher reichterr. So I ragte der Rigi wie eine Jnsel aus dem damaligen Eiorneer wie jetzt der soge T nannte jardin irnMer de glau. auf dem ! Gras und Blumen sprossen und dir die s lru andern Felsenspitzen im Welsch » Gleis-her Die zwischen dem Gletscher ! und seinem Felåbett liegenden Gesteins T trümmer werden mit dem Gletscher I selbst berng geschoben. So werden f diese Steinbtöcke oft zertleinert, ja zu . Sand und Schlamm getrieben oder zei E gen, wenn sie auf härterem Gestein, als E sie selbst sind, fortgeschoben werden« selbst Schramrnen, die ihnen die schar i fen Glrtscherzöhne gerissen haben. Do, ? wie diese Gletschertöpfe, so auch die ! Gleiche-schaffe in Luzekn so vollkom s men erhalten sind, so blieben bei dem Abschmelzen des Gletschers Geröll und Z Schutt der Moräne liegen, die sich im l Laufe der Zeiten mit Humus bedeckt-n und das Wert der schöpferischen, ich möchte sagen töpfrrischen Natur der s späten Nachwelt unverwitmt aufbe 4 wahrt haben. ? Niesentöpfe, wie sie auch genannt : werden, find auch schon in Staat-inz , vien und Schottland gefunden worden. - Auch in Luzern wurden schon sriihtr einzelne Töpfe in einem Steindruche knahe dern Gletschergarten aufgefunden, g so bei Sitten und in der Nähe von Bern, aber in so schöner Entwicklung und sa 7 großer Zahl wie im Gletschergarten in ; Luzern sind solche noch nirgends zu l Tage getreten. Offenbar haben die i großen Unebenheiten des Bodens mit ; ziemlich steilem Abfall und die Oder !flächenformen die auffallende Menge der Topsbildungen bedingt, denn sie ! sind derart, daß sicherlich an dieser i Stelle jedes Jahr im Eis starke Span nungen und zufolge dieser auch neue I Spalten entstehen oder die vorjährigen sich wieder öffnen und so den Schmelz bächen Bahn an den Grund der Glei i scherrnafsen bieten mußten. g Es läßt sich aber leicht denken, daß : diese Gletschermiihlen oft ungezählte ; Jahre nicht arbeiteten, wenn z. B. der k Mahlftein sich so tief in das Felsbett f eingebohrt hatte, daß ihn der über ihn hinschreitende Gleise-her nicht fortschie den konnte. War dann kein Sturzbach « da, deroon oben herunter ihn so packte, ;- daß er rotiren inn te, so büßte eben I der erratische Ol sein unbedachtez : Fallen rnit langjährigern Gefängnis vhnk irn Stande zu lein, sich einen Zoll zu bewegen. Wenn aber das Eis sich wieder über ihm spaltete und ein fri scher junger Bach in feinem Ueberrnuth den alten trägenPhilifter in Bewegung sente, so ging das Mahlen los, bis die ; Stiel-kraft versiegte. Jm Gletschers E garten sind die meisten Mahlsieine her ! ausgenommen und im Garten tn der ; unmittelbaren Nähe ihrer Töpfe auf gelegt worden. Einige sind vonManns höhe, beinahe rund und glatt abge ichlissen. wie die Wände des Riesen topfes. bei dein man mit einiger Phan tasie die ringålaufenden Streier als die Male der Riefeniinger des Gigan ten erkennen lann. rvie er gleich den Töpfern der Jetztzeit den Topf inwen dig glatt strich. Aber zügeln wir un sere Phantasie und betrachten diese Töpfe als Schriftzeichen der anschaf fenden Natur, die uns die ganze Schöpfung vor Augen führt und je denfalls einen werthvollen Beitrag zu der bis jetzt aufgefundenem aus kein Scheoße der Erde gegrabe nen und g sammelten geologischen Bibliothel liefert. Es hat wohl Jahr , tausende genommen, dik- kiie Gletlcher fast dir Hälfte der nördlichen unl- süd lichen Erdtugel bedecken, in anderen j ungezählten Jahren die Felsen zerrte ben. Strudellöcher aushöhltem endltch — abschrnolzen und sich in dir höchsten At vrn der Welt zurückzogen Sie hatten Ehre Pflicht gethan, indem sie durch ihre Mischung der Erdarten die Erde sit: eine neue Fauna und Flora vorbereitet » hatten-Es schwindelt einem, der tein Astronarn ist. bei der Zahlenreihe von Nullen und wer feinen Kopf tlar halten will, der grüble nicht darüber nach, was er nicht einmal annähernd eidenten · kann, und so will ich, ohne in rrckitere Spetulationen einzugehen, dies Stizze, die ich nach an Ort und Stelle im Jahre 1871 genommenen vielfachen Notizen bearbeitet habe, schließen. I - »M———-.s.--— — Verkehr-te Welt. Ein Kulturgeschichtlein von P. S o - t h i s. W Der HerrRentner Justus Vibler saß z vorzüglich im Klause des Schnellzuge5. ; Vorzüglich — denn er fuhr in die « Sommerfrifche und fühlte sich auf ’ vier Wochen frei von der Kontrolle der , zärtlich beforgten Gattin Diese halte sich in letzter Zeit nämlich ganz beson- f ders auf das erstreckt, worin herr Ju- ; stus Bibler am verwundbarsten war — ( auf den Genuß altoholartiger Geträn- . le. Nicht daß er ein Trinter gewesen ! wäre, o nein; aber er liebte fein Glas Wein lzum Mittagessen, wie mancher; andere solide Pfablbiirger, dazu seinen ! Cognar zurn schwarzen Kaffee, er lieb- ; te ebenso seinenAbendschoppen am run- ? den Tisch, und war einmal ein Tag von besonderem Schlag. so schmunzelie er auch gern iiber einem Glöslein Schampus. Nun war in letzter Zeit allerdings seine Gesundheit nicht mebr « so ganz tadellos gewesen; verschiedenes « Zwicken und Zwacten batte sich einge- · stellt, eine gewisse Gereiztbeit war hie und da bemerkbar geworden. und der Arzt hatte natürlich den Altobol als hauptsiindenbock verantwortlich ge macht. So war denn nach seiner Vor fchrift das übliche Maß etwas herabge setzt worden, und die treubesorgte Gat tin wachte mit Argusaugen über den Vollzug. Bis jedt hatte aber diese Kur lehr wenig angeschlagen, imGegentheil, die Laune des Patienten war nur mür rischer geworden, und so hatte er be schlossen, sich allen Geschäften und na mentlich der leidigen Beaufsichtigung durch eine Reise zu entziehen. Er hatte einen Kurort des Schwarzwaldes als Station ausersehen. Auf dem Wege dahin befand er sich jetzt« und sonder ; bar —- er lam sich fchon jetzt mit ei i nemmal viel gesiinder vor. Nur eines lag ihm auf dem Herzen. Er halte beim· « Abschied versprechen müssen. ja den ; Arzt des Kurortes zu tonlultirrn und sich genau an seine Vorschriften zu bal ten. Sein hausarzt hatte ihm den dor tigen alten Medizinalratb emplohlen. Es sei zwar seit turzer Zeit auch noch ein junger Arzt da, den er aber nicht lenne. I Z T F ! f i i Ein glücklicher Zufall brachte es aber i mit sich. daß Herr Justus Bibler auf ; der Reise Jemand tennen lernte. der ihm sehr gefiel und der die beiden Aerzs ! te in dem Kurort kannte. Von diesem ? wurde ihm der junge Arzt auf-:- Ange- ? legentlichste empfohlen. i »Ich habe nach mit ihm studirt,« er zählte der Fremde, »das ist zwar nun schon ein paar Jahre her, aber ich sage Ihnen, so einen Prachtmenschen giebt’s gar nicht mehr aus der Welt; der muß auch ein prächtiger Doktor geworden sein« der gute Zipier. Freilich hat er’is etwas toll getrieben auf ber Universi tät, und namentlich im Trinken hat er eine Leistungsfähigkeit entwickelt, die einfach tonturrenzlos war. Aber ein wüster Säuser war er nicht, er tannie halt sa viel vertragen, und hatte das feurige Temperament dazu; auf den Mensuren hat er sich dann ben über sliissigen Saft abzapfen lassen — hat aber auch gar manchen Tropfen Ande ren abgezaft, denn auch hier stellte cr, wie überhaupt in Allem, seinen Mann. Er hatte in seinem ganzen Wesen et was, was ihn zum Liebling Aller machte, ich meine, ein Kranter muß gesund werden« wenn er ihn nur sieht und .spricht.« here Justus Bibler war überglück lich; das war ossenbar sein Mann. .—-.--..—.—-..--.—-—- — « -»- — I Das war eine Autorität, der er sich i gerne beugen tviirde.»» Daneben konnte g der alte Medizinalrath, der Alles mit ! dem Mineraltpasier machen wollte und I selber nichts als Wasser traul, nicht mehr in Frage kommen. ; Gleich am Tage nach seiner Ankunft I begab er sich denn zu dem jungen Arzte-. z Der gefiel ihm nun äußerlich gleich ; sehr wohl. Aber je länger die Konsub s tation dauerte, um so länger wurde des » Patienten Gesicht. Eine etwas ge schträchte Herzthätigleit wurde festge stellt und nach dem Allodoltonsuin ge fragt. Herr Justuz Bibler gestand zaglmst die Hälfte seines gewohnten Quar:tunts. Da fuhr der junge Arzt in die Höhe: »Na, natürlich, da haben wiss-, von Morgens bis Abends da löprcrt sich das so zusammen. Wissen Sie, daß für die Wissenschaft der Trinlee schon bei der Hälfte von desn anfängt, was Sie taglich zu sich neh men? Altohol ist Gift, urd Sie der gisicn sich und Ihre Nachkommen nun seit Jahren. jene aus einmal fängt die Sache an, alut zu werden. hätten Sie in Ihrer Jugend eine U·iidersita: de sucht, diese Seminarien d.5 Alcoholiss mus, so wäre das schon viel früher gekommen Da kann nuc völlige Ab stinenz helfen. Tazu tmitsen Sie sitt unbedingt verstehen, wenn Sie gesund werden wollen« Und so gings satt. Tabellen mar ichirten aus iiber die verheerende Wir sung tec— AltolxslismusL kou Vol-cr tootJI, Sittlichteitsverbrechem Jrrsi..n, Veeerbung war die Rede « dem guten ehe-in Juftug Bibler wurde ganz ten-rate vor den Augen« Tag war spart der Doktor, der noch vor wenig July re:: eine «tcnt:t-renzlose ;eistungsfa h:«o»«ett« im Trinken an den Tag gelegt hatte? Schließlich packte ihn eine wilde Wirth die er nur mit Mühe verhehlen konnte. blickt einein Rezept nnd einer Litanei von diötischen Vorschristen be packt, ging er schließlich zum Sprech zinimkr hinaus indem er bei sich dachtet »Du siehst mich nimmer wiedert« · Tie Laune war ihm gründlich ver dorben Denn einigen Eindruck hatten ibm die detaillirten Auseiiiandersehuns gen über die Altoholpest doch gemacht· Nur dass sie gerade von dem toini men sollten. don dein er sie am wenig sten erwartet hatte, das ärgerte ihn tief. Immerhin trant er an diesem Abend nur zwei Halde Münchner statt seiner gewohnten vier oder suns. Nach Hause meldete er vorerst nicht-, als aus einer Ansichtspvsttarte seine glückliche Ankunft. Aber sitian am andern Tage erhiett er einen Brief seiner besorgten Gattin, der zweimal die Frage enthielt: »Bist Du auch schon bei dem Medizinalrath gewesen?« . - Ohne Antwort aus diese Frage durfte sein nächste-Z Schreiben nicht abgeben. das war ihm tlar. Uebrigens dachte er sech: schlimmer als bei dem jungen Dot tor tanii’s ja bei dem alten unmöglich gehen. Das erleichterte ihm die Sache. Was er freilich iiber den Herrn Medi zinalrath erfuhr, ermuthigte ihn wenig. Zwar hörte er ihn vielfach loben; aber raß man ihn steti- nur Wasser trinten sähe, das machte ihn aufs höchste miß trauisrh. Dennoch ging er Nachmittags zu ihm in die Sprechftunde Am Abend dieses Tages sah man den herrii Justus Bibler seelenvergniigt bei einem vor einigen Stunden eingetroffe nen guten Belannten in dem Part des Kurortes beim schäumenden Münchner sitzen. Er hatte schon die dritte Halbe vor sich stehen und strahlte ganz. Eben hatte er seinem Betannten die Geschichte seiner beiden Konsnltationen erzählt. Rein, so etwas! Der alte Medizinatrath hatte ihn acisö grünt-liebste untersucht und hatte wohl auch etwas schwachen Puls festgestellt, aber die Sache bei dem organisch sonst ganz guten Besund aus einen gewissen nervösen Zustand insotie von Arbeitsiiberhiiusung zurückgesiihrt Auch er· hatte allerdings nach dein Al toholtonsuin gefragt und etwas ge liirhelt, als der Patient, inuthig gemacht, sogar etwas mehr gestand. ais Tags zu vor bei dein andern Arzte. »Nun, das ist schon ein ganz erkleck liches Quanturn«, hatte er gesagt, »aber übertrieben ist es nicht« und wenn Sieg gewohnt sind, so bleiben Sie vorerst ruhig dabei. Jn einigen Tagen werde ich Sie wieder untersuchen. Nach Ihrer Konstitntion und dem Befund meiner Untersuchung tann ich sagen: Bier schadet Jhnen jedenfalls nicht« mit scharfen Weinen seien Sie mäßig, hat ten Sie sich an gute Landweine, des Champagners enthalten Sie sich zu nächst ganz, der taugt gar nichts siir's Herz, dagegen guter Cognac, mit Maß genossen. ist siir Sie geradezu Medizin. Ich fetber«, hatte er hinzugefügt, »trin!e freilich seit meiner Jugend äußerst we nig Alkoholita und befinde mich sehr : wohl dabei, aber die Sache wird heutzu tage nach beiden Seiten tthertrteben, und man muß auch da innerhalb gewis ser seihftverständlicher Grenzen jeden nach seiner Jason fetig werden lassen; mit Jhrer Facon werden Eie’5 noch ein paar Dezennien aushalten. Machen Sie nur alle Jahre eine kleine Kur, ein paar Wochen Freiheit von Geschäft und Sorgen — das ist die nothwendigfte Temperenz siir Sie.« »Nun, was sagen Sie dazu2« fragte Herr Justus Bibter seinen Betannten mit dern froheften Blinzelm dessen seine gescheiten Augen fähig waren, »der junge Doktor sit-ten der noch vor ein paar Jahren alle Welt unter den Tisch trank, der empfiehlt mir vollständigeAbi ftinenz, und der alte Medtztnatrath, der selbst ein halber Temperen ler ist« der gönnt mir meine gewohnten chsvps ! chen in aller Rahel Jst das nicht die verkehrte Weni« »Die verlehrte Welt?' antwortete der Andere. »nein, mein Lieber, nicht die verle7rte Welt ist das, es ist die — Men eheniveltl« »O Die Ein-stellt i .., Von Max Hoffmann. Wir unterhielten uns über Reise s erlebnisse, und Jeder wußte von mehr ! over weniger merkwürdigen Abenteuern T zu erzählen; denn unser Kreis setzte sich L aus Künstlern und Schriftstellern zu E sammen, von denen einige sogar ent « ferntere Gegenden unseres Erdballs ' wiederholt besucht harten. Tie Kenner des Orientg brachten die interessante v sren Geschichtchen, und iie waren es E denn auch, die das Gespräch auf die dein Z Morgenlande eigenthiimlichen Betäu « bringe-mittel, aus den Haichisch und das ; Opium lenlten. Einige berichteten sogar s von neugierigen Versuchen am eigenen Leibe unv von den verschiedenen Wir F lungen, die jene Mittel bei ihnen her vorgebracht hatten. Während der Eine « seine wunderbaren Träume schilderte, versicherte ein Anderer, daß er in einem schrecklichem lähmungsarligen Zustand, « . verbunden mit einem schauerlichen AngstgesiihL versetzt worden wäre, und so lonnte man sich über eine bestimm te, allgemein giltige Wirkung dek ; Opiurns und des Hafchich nicht einigen. « s Da demertte der Maler Haudinger, " der bisher eine Cigarre rauchend ruhig zugehort hatte: »Das sind alles ziem lich erliärliche und belannte Dinge, die da vorgebracht worden sind. Werg sagen . Sie aber dazu, meine Herren, daß man durch eine Cigarette in einen mehrere Stunden währenden Schlaf verletzt I werden tonn?« ’ » Matt vestvetsette vie uttchrigrerr die- - ser Behauptung Selbst wenn Opiunk T » in der Cigarette vorhanden sei, könne ; die Betäubung nur kurze Zeit dauern, und gerade eine sehr ftarle Cigarekte wiirde eher eine nervöfe Schlaflosigleit als einen tiefen Schlummer hervorru- z fen. Einer von uns machte lachend die Bemerlung. daß Haudinger bei seinen erften Rauchverfuchen einmal schwer be täubt gewesen sei; der Maler aber ent gegnetes »Das ift bei meiner Konstitution ; ausgeschlossen Jch raucht feil meinen- ; fünfzehnten Jahre ziemlich starle Ci garren und habe bis heute, wo ich neun undvreißig bin, noch nicht die geringste schädliche Wirlung verspürt. Mit Ans . nah-ne von jener Cigarette. Und da; . l will ich Ihnen erzählen. Es war vor vierzehn Jahren bei« s meinem ersten Aufenthalte in Paris. Seil Wochen schon hielt ich mich dort T auf und bewunderte täglich von Neu em, ohne vor den vielen Eindrücken recht zur Arbeit zu tommen« das bunt schilleinde, verführerische Ungethiim an der Seine. Diese im schönsten Früh linggschmucke eines warmen Aprilå prangenden Plätze, diese pittoreslen Straßen mit den durch die Geschichte - « geweihten Namen, dieses rastlose, im , mer neue, anrnuthige Bilder bietende s Treiben berauschte mich und erweckte in s mir ein unbestimmies Luftgefuhl und jein Verlangen nach Glück und seinen : unbekannten Genüssen· Auch ein Künst ! lerfest hatte ich bereits mitgemacht, und f schon die Einladung dazu hatte mir l einen Begriff von der dort herrschenden i freien Lebensauifassung gegeben; denn l sie lautete angefahr: Herr H. ist einge ; laden mit feiner Braut, oder falls er in s der glücklichen Lage ift, mehrere zu be ; sitzen, mit allen. Leider war ich in der Iungliiellichen Lage, bisher ganz ohne l das ewig Weibliche geblieben zu fein; I aber, wie gesagt, meine Herren, das al I leå hatte mich in eine iiir ein etwaiges ! Abenteuer sehr günstige Stimmung ! versetzt, und in dieser wandelte ich eines Nachmittags den Boulevard des Ita t liens entlang. « Eine reizende, schlanke junge Dame in gewählter Tailette schritt dicht vorl mir mit jener Grazie, die man beson ders bei Pariserinnen findet, dahin, und plötzlich entfiel ihrer Hand ein · Täschchen, und zwar erade vor meine l Füße. Jch beeilte rni , es aufzuheben, und überreichte es der Dame. die ernst . und höflich danlie. Ich antwortete, J ; blieb an ihrer Seite, und bald waren l wir in lebhaftem Gespräch Sie war» Schauspielerin an irgend einein tleinen . Theater, hatte heute gerade stei« und da war ich so tiihn, sie zu einem lleinen Diner einzuladen. Aber sie dankte. »Nein!« sagte see lächelnd, »viel in teressanter wäre es mie, Jhr Atelier tenuen zu lernen. Wir lönnen sa viel leicht dort einen lleinen Jnibiß neh men.« Diese Unbefangenheit entzückte mich. Wir lausten allerlei Delitatessen ein« Wein und eine Flasche Champagner hatte ich noch zu Hause, und bald saßen roir in recht angeregter Stimmung ans dein großen Divan meines Wohnzims werf, das« zugleich als Atelier diente, und genossen plaudernd die Leckerbissen. Mein Zimmer hatte sie bald einer ein gehenden Untersuehung unterworsen, ein angefangenes Oelgemölde, das noch· ziemlich nebelhaft aussah, angestaunt und verschiedene Slizzen und Kunstge genstände mit ost recht komischen Be merlungen bewundert. Dem Schädel über meinem Schreibtisch hatte sie ihren hat ausgesetzt und ihr elegantes Stöck chen mit delorativem Geschick über eine Sta felei geworfen. Einen rein s schlt senen Deich, das cis-visit nti ner Sammlung, nahm sie in ihre Hier , liche pand und fuchtelte tichernd s wild vor mir herum, daß ich id- i » erschreckt abnahm. Als sie esdli wieder sente, bot ich ihr eine t arett . an; taurn aber hatte sie einige Z ge ge than, so warf sie dieselbe weg und rte aus: « »O, mein Herr, ich bin an ein vit feineres Kraut gewöhnt!" Dabei holt sie aus ihrem Täfchchen eine siibern ! Dvse hervor und reichte mir eine Ci J garette, während sie sich selbst auch ein « anziindetr. - Die Cigarette war köstlich. De feinfte Duft zog durch das Zimmer kräftig und lieblich zugleich, und ein traumhafte Empfindung kam übe mich. Ich mußte unablässig nach dem himmelblauen Rauch, der sich in dün nen Strahlen emporringelte, schauen und hörte dann noch, wie sie leise zu mir sagte: »Es ist etwas Asche in ihren Bart gelommen. Gestatten Sie, daß ich sie entierne·'« Jdi fiihtte, wie sie mit ihrem Batist tueh sonst über mein Gesicht fuhr, und dann hatte ich die Empfindung, als ichnjcbie ich durch dunkelblaue Luft nach einem leuchtenden Stern, der in weiter Ferne schimmerte. Plötzlsch fäihite ich einen Stoß und —- befand mich iki völliger Dunkelheit. Ich rieb meine Augen und bemerkte, daf; ich ausgestreckt auf dem Didan lag Meine lerabhängende Hand hatte den Baden berührt, und dadurch war ich erwacht Erst allmähiich kam ich zur Besinnung und zündete Licht an. Es tvar zwei Uhr Nachts« und um sechs Uhr hatte ich mit jener Dame mein Zimmer betreten! Sie selbst war ver schwunden aber nicht allein. Mein tizcrtcmonnaie mit Inhalt, ein Parte seuice mit einem Tausendsranischein, meine kratz-ne Uhr mit Kette, einen kost baren Mkng —-- da§ alles hatte sie mit geben deinen. Karz, ich war vollständig arizgeplijnoerL lind ich babe nie wie de- etwas von Tun Gegenständen gefe !-er:. Lille ich an Morgen aus der Poli zeipräifettnr des-. Vorfall meldete und die Tamry io gni ich es konnte, be schrieh, dachte ver betreffende Polizei beamte und sagte-: »; a, sneici verevrtek Verr, foicher ameri, wie Sie sie da schildern, giebt es in Paris ungefähr hunderttausend. Dass ist ja geradezu ein Typus! Da ist nicht-;- zu machen. Es ist freilich ein Rathqu alser das toten-it oft vor, und Sie sind nicht der betret« Uiit diese us schwachen Trost wurde ich also entlassen. Und das alles war nurd aburch getommen daß ich jene gareite ge raucht hatte.« »Es ist aber auch eine andere Erklä rung möglich!" siel ein älterer Herr, früherer Medizinen ein. «Jene Ci garette war vielleicht nur ein Verwand, um sich Jhnen nähern zu können. Das Taschentuch. das Ihnen die Dame vors Gesicht hielt, war wahrscheinlich mit Chloroforni getränkt, und so verfielen Sie in die tiefe Betäubung Sie sehen daraus, dasz man sich nicht bloß vor einein Dolch. sondern selbst ver einem harmlosen Taschentnch in der Hand ei nee verführerischen Dame in Acht neh men muß!« »Das mag seini« sagt e Haudinger nachdentlich, »aber meine Geschichte ist noch nicht zu Ende Jrn Laufe des au dcren Tages bemertte ich nämlich daß die Dame dem Schädel eine Cigarette lrivischen die Zähne gesteckt hatte. Jeh glaubte natürlich, ein Objekt für etwai ge Nachfarschungen in Händen zu ha ben; a ich aber die Cigarette vorsichtig anziin te, brannte sie wie ein Feuer wert in einem tltu hinunter Es- war eine jener Spielereien, wie man fee in manchen Laden zu taufen betommi. So triumphirte die schalthafie Pariserin noch in ihrer Abwesenheit mit einem lustigen Wih!« ---h-— - Ein unangenehmer J r r i h n m. —-—- Die ,,’Jlllgemeine Leitung« erzählt folgendes Qlefciyikhtchem Eine höhere Tochter tommt aus dein Pensio nai ins Eliernhans in der Stadt zu rück. Der Hausarzt empfiehlt dem Va ter, sie so bald als möglich auf's Land zur Kräftigung zu schicken. Mit der Bitte, doch bald über ihr Befinden Nachricht zu geben« entführt der Zug den Abschied miniendcn Eltern die Tochter. -—— Tage ver el)en, ohne daß eine Nachricht eintrif t; den E tern wird es iingftlich zu Muthe, der Vater giebt ein Telegramm auf: ,«Sofort te legrcphiren. wie es Dir geht«. —- Nach inehrfiiindigem Harren trifft endlich folgende Antwort ein: »Liebe Eltern, « verzeiht. Bin Mutter-. Brief folgt.'« —- Die Manna war einer Ohnmacht nahe. Der Vater beschloß, sofort zu » feiner Tochter zu eilen. Er fand sie zu feiner Freude beim beften Befinden Der schreckliche Telegraphift hatte »Mutter« ftatt munter telegraphirt. Unverfroren. . Sie : »Aber ich habe von ganz zu verlässiger Seite gehört, daß Du heuer bereits an zwei jun e Damen heirathe anträge gemacht ha t.« Er: »War- nur eine kleine Vor iibung, mein Lieb t« J In B a r i e i ö. »Nim, Herr Baron, wie hat Jhnen mein CouplenVsorirag gefallen?« »Seht gut, liebes Kind, wenn Sie sich das Singen und Sprechen abge wöhnen lönntem würden Sie sicher -· Karriere machent «