W Der Menschenläng. Pariser delle von Emile Zola. sAutoristrte Uebersetzung aus dem Manustript.) Jm »Jardin des Planteå" war es eines Tages einem Löwen und einer Hyäne gelungen, ihre Kösige zu öff nen die nur nachlässig verschlossen ge wesen waren. Ein heller Morgen war ’.s und lu stig leuchtete die Sonne am Rande des bleichen Himmels. Unter den mäch tigen Kaitanienbäumen herrschte die seuchte, dämpsige Frische des werden den Frühlings. Die beiden biederen Viersiißler, die soeben reichlich ac sriihstiictt hatten, wandelten durch den Garten mit schlengerndem Behagen, indem sie zuweilen stille standen um sich zu belecken und mit Wollust die" Annehmlichkeit des herrlichen Tages zu genießen. Am Ende einer Allee begegnete-i sie einander, und nach Aus tauich der üblichen Höflichkeiten setzten sie ihren Spaziergang gemeinschaftlich fort, in traulich tameradichaftlichsm Geplauder. Es dauerte aber nicht » lange, da sing der Garten an, sie zuj langweilen; auch kam er ihnen sehr tlein bor. Sie beriethen nun, welchem . Vergnügen sie ihren Tag widmens sollten. ; ,Meiner Treu«, meinte der Löwe, »ich hätte nicht übel Luft, eine Grille In befriedigen, die mir schon lange im Kopf berumgeht. Es sind jetzt viele Jahre her, dasz diese Menschen aelaisp fen tommen, um mich in meinem Kä fig anzustarren und anzustaunen, wie rechte EinsaltspinseL Ich habe mir daher fest vorgenommen. bei hsr er sten, sich bietenden Gelegenheit hinu gehen, um mir diese Kerle in ihrem Käfig anzuschauen, selbst aus Die Gefahr hin, ihnen ebenso dumm tu erscheinen, wie sie mir. . .. Ich ichs-see Dir also einen kleinen Spaziergang nach dem Menschentäfia vor.« Jn diesem Augenblick begann das erwachende Paris zu pusten und zu schnarchen, so dröhnend, so gewaltig, baß die Hyäne wie gebannt Oben blieb und voll scheuer Unruhe hin horchte. Dumps und drohend klang die Stimme der Stadt herauf Her vorgebracht durch das Gepolter der Wagen und das Geschrei in den Stic ßen. alich dieses Lärmen einem tol len WuthneheuL vermischt mit Etdh nen und Todesseufzekm »Mein quier Gott!« murmelte die Hväne, ,.sie erwürgen sich nenns-, in diesem Käfig. Höre. wie sie zornig sind und wie sie brüllen.« »Wohrhaftig, sie mark-n einen gräuiichen Lärm". sagte der Löwe. »Vieellichi quält sie gerade ein Thier bändiger.« Das Getiise schwoll immer meh: an, so daß die Hyäne tvirtlich Angst bekam. »Meinst du, daß es llua sein wirb, sich da hinein zu wagen?« sragie sie furchtsam. »Verb, sie werden uns nicht fressen", antwortete der Löwe. »Zum Henker auch, tonmi’ nur! Die Meusxben scheinen sich ja recht nett herumzubali gen, und das wird uns woh! zu Sichen geben« sit it i Jn den Straßen schlichen sie be scheiden an den Häusern entlang. Wie sie an eine Kreuznng lamen, wurden sie plötzlich vom Strom der Menge mit fortgerissen. Sie solnten diesem Zug, der ihnen ein interessan tes Schauspiel versprach. Bald de sanden sie sich aus einem weiten Platz aus dem sich ein ganzes Voll bis zum Zerquetschen drängte. Jn oer Mitte war ein Gerüst aus rothem Holz aus geschlagen. Aller Augen waren da raus gerichtet mit einer Art von gie rigem Verlangen und Verzstiigetn « »Siehst du«, sagte mit leiser Stint me der Löwe zur Hyäne, »diese-z Ge riist ist ohne Zweifel ein Tisch, aus dem tnan eine gute Mahlzeit austra gen wird siir alle diese Menschen, die sich schon die Zunge « darnach letter-. Nur erscheint mir der Tisch dort ein wenig llein für diese Horde drin Hungrigen.« Kaum er diese Worte gesprochen hatte, stieß die Menge ein Getnnrmel der Besriedigung aus, und der Latr-e erklärte, jetzt müßten die Speisen an tonunem wahrscheinlich brächte sie der Wagen, der dort in tollem Galopp heransuhr. Aus dem Wagen «zo«1, man einen Menschen heraus-, setzte il,n aus das Gerüst und schnitt ihm mit 'großer Geschicklichleit den Kopf ab. Sodann legte man den Leichnam in einen anderen Wagen und beeilte sich« ihn slüchtend vor detn Heißhunaer Der Menge zu bergen, die, ohne Zweifel aus Nahrungsgier, laut ausheulte. »Schau, man ißt den nicht!« riei enttäuscht der Löwe. Die Hnäne fühlte einen leiten Schauer durch ihre Borsten gehen. »Z« was sür Ungeheuren hast tu mich gesiihrt«, saate sie vorwurissssall zu ihrem Genossen. »Sie tisdtem ohne Hunger zu haben. llm Hin-. melswillem trachten wir so schnell als möglich von ihnen tvegzutotntnen!« si- « i Als sie den Platz verltssen halten« schlugen sie die Richtung nach den: äußeren Boulevard ein nnd gingen aanz behutsam an den Quais entlang Wie sie zur Altstadt tamen, bemerkten Sonntsrgs Glauk Beilage des ,,Ncbraska Staats-Auzciger und Herold« J. P. Wind-sph, Herausgehen Grund Island, Nebr» den li. Sept. 1901 Jahrgang 22 No. 1 sie hinter der Notre-Dame-Kirche ein langes, niedriges Haus, in das die Vorübergehenden eintraten, wie man in eine Marttbude tritt, um irgend ein Phänomen zu sehen, und das sie mit verwunderten Gesichtern wieder ver ließen. Uebrigens bezahlte man we der beim Hineim noch beim Heraus gehen etwas. Der Löwe und die Hyäne gingen der Menge nach, und da sahen sie nun, ausgestreckt auf langen Platten, Leichname liegen, de ren Fleisch von Wunden durchlöchert oder wie vorn Wasser ausgedunsen war. Die Zuschauer betrachteten in stummer Neugierde mit kühlen, ruht gen Blicken die todten Leiber. »Nun, was sagte ich?« murmelte die Hyänr. »Sie tödten nicht, um zu essen. Schock doch, wie sie die saftig sien Nahrungsmittel verderben las sen...« Als sie sich wieder auf der Straße befanden, tamen sie an einem Metz gerladen vorbei. Ganz roth war das Fleisch, das hier an blanken eisernen Haken umherhinaz hoch hinaus an den s Wänden war es aufgestapett und in. diinnen Fäden rieselte dag Blut da-. rang hervor aus die Marmorplatten des Bodens. Düster und roth leuch tete die ganze Halle. »Sieh’ doch«, sagte der Löwe, »du behauptest, daß die Menschen nicht essen. Da haben sie einen Vorrath aufgehäuft, mit dem die ganze Fio lonie unseres Gartens auf volli acht Tage oersorgt werden könnte. Ob das wohl Menschenfleisch ist?« Die Hyiine hatte, wie bereits be merkt wurde, reichlich gefriihstiicki. ,,Pfui«, sagte sie, indem sie sich ab thndete, »das ist etelhaft. Mir wird ganz übel vom Anbiick dieser Fleisch I massen.« .-. .«. . sw ,,Bemertst dii«, nahm nach einiger Zeit die Hnäne wieder das Wort, »be mertit du diese dicken Thüren iind die riesigen Schlösser daran? Die Men schen sperren sich durch Holz und Ei sen von ihresgleichen ab, aus Furcht, von einander verschlungen zu werden Und an jeder Straßenecke stehen Leute, mit Säbeln bewaiinet uin den öffentlichen Anitand aufrechtzuerhal ten. Sind das wilde Bestien!« Jm selben Augenblick raste ein Au toniobil vorüber, das ein Kind unter feinen Rädern zeraiietschte, so daß das Blut aiisspritzte biS in des Löwen Ge sicht. »Aber das ist ja entsetzlich«, rief er aus, Indem er sich mit einer Piotc säuberte. »Man tann ia nicht zwei Schritte in Friedn machen. Es rea net Blut in diesem Menschentäfig..« »Jn der That«, meinte die Hyäne, »sie haben diese rollenden Maschinen nur erfunden, um so viel Blut wie möalich zu betominen. Das-— sind vielleicht die Pressen, um aus den Lei bern das Blut zu teltern. Seit Kur zem bemerke ich auch auf Schritt und Tritt verpestete Baden, in deren Hin tergrund Männer sitzen die aus ho hen Gläsern eine rothe Flüssigkeit trinken, die gewiß nichts Anderes ist als Blut. Sie trinken große Mengen dieses rothen Saftes, wahrscheinlich um sich bis zur Mordwiitli zu berau schen, denn in mehreren dieser Lolale sah ich, wie die Trinter einander mit den Fäusten niederschlugen.« »Ich begreife jetzt auch«, nahm der Löwe tviedr das Wort, »die Nothwen digteit des großen Baches, der mitten durch ihren Käsia fließt und den sie Seine nennen. Er reinigt den Käfig und nimmt alles vergoisene Blut mit fort. Die Menschen müssen ihn selber hieher geleitet haben. aus Furcht von der Pest wahrscheinlich. Auch» werten sie alle Ermordeten da hinein. . . .« »Wir wollen lieber nicht mehr über die Brücke gehen«, unterbrach ihn die Hyiine zusainnienschaueriid . . . »Bist du nicht auch müde? Es wäre viel leicht tliiger, jetzt heimzuwandern.« III Il- Il· Ich tonnte den guten Thieren nicht Schritt siir Schritt .solgen. Der Löwe wollte Alles sehen, und die Hviine, beten Schreck bei jedem Schritte wuchs-, mußte ihm wohl oder iibel folaen, da sie eg nicht nin Alles gewagt hätte, den Rückweg allein an zutreten. Als sie an Den Börsenpa last kamen, erreichte sie durch instän diges Bitten tveniqstens so viel, das-, man nicht da hinein ging. lss dran-s gen aus dieser Mördernrnbe solche Klagelaute, ein so griiuiichez Ge schrei, daß sie zitternd vor der Thitr ·hielt und ihr die Borsten zu Berge standen. »An-uns schnell, schnellt« rief sie und versuchte, den Löwen mit fortzu ziehem »Da ist aewiß der Schauplatz des allgemeinen Gemetzels Hörst du das Seufzen und Stöhnen der Opfer und das Freuden geheul der Henker? Es muß die Schlachtbant sein, die alle Metzgerbuden versorgt. Machen wir um Himmelswillem dasz wir weiter kommen!« Der Löwe, den auch bereits die Furcht ergriffen hatte und der schon den Schweif einzog, gab gerne nach. Er floh nur nicht geradezu, weil er ja feinen Ruf des Muthes und der Tapferkeit nicht aus das Spiel setzen durfte. Nobicssc obiigd Jn sei nem Jnnersten aber klagte er sich schon der Verwegenheit an und sagte sich, daß ihn das Gebrüll von Paris diesen Morgen doch hätte zurückhalten sol len, in diese wilde Menagerie einzu dringen. Der Hyäne klapperten vor Furcht die Zähne, und Beide schlichen vor si tia weiter und trachteten, nach Hause zu kommen. - si- e- si Und siehe da, plötzlich erhebt sichein dumpfes Gebrause von den Ecken deLJ riesigen Menschenläfigs her. Die Lä den schließen sich, die Sturmqlocke schlägt an und sendet ihr beängstigen des Stöhnen und Wimmern durch die Luft. Bewaffnete Menschenhaufen stür men durch die Straßen her, füllen sie, reißen das Pslaster auf und errichten in Eile Barrikaden. Das Gebrüll der Stadt ist verstummt, schweres-, diisteres Schweinen herrscht ringsum. Die menschlichen Bestien schleichen lautlos, sie kriechen längs der Häuser hin, lauernd, sprungbereit. Bald auch schnellen sie empor, das Gewehr feuer beqinnt, Von der tiefen ernsten Stimme der Kanone begleitet- Das Blut fließt, die Todten liegen mit dem Gesicht in den Gossen und Bächen, die Verwandten jammern! Es haben sich im szJJtenschentäfig zwei Streithausen gebildet, und nun vergniigen sich diese Ungeheuer damit, sich untereinander zu erwiiraen. Sobald der Löwe begriffen hatte worum es sich da handelte, rief er aug: »Mein lieber Gott errette ung aus der Bedrängnisz! Jch bin gehörig bestraft dasiir, daß ich dem thörichten Gelüste nachgab und diese fürchterli chen Fleischsresser aufsuchte. Wie sind doch unsere Sitten milde im Vergleich zu den ihren! Nieman mor den wir uns und fressen wir uns un tereinander auf.« Und zur Hyiine wendend, fuhr er sort: «Gehen wir schnell! Nehmen lvir Reißaiigk Spie len mir nicht länger die Beherztenl Jet) fiir meinen Theil gestehe, das-, mir vor Schreck die Knochen im Leibe zit tern. Stichen wir denn schleunigst aus dieser barbarischen Gegend fort zukommen!« Voll Scham und Schauder und banger Furcht ergriffen Löwe und Hyiine die Flucht. Jmmer schneller und verzweifelter stiirrnten sie dahin, vom Entsetzen gepeitscht Die schreit lichen Erinnerungen an die Erlebnisse dieses Tages stachelten ihre Schritte zu iiberstiirztem Laufe. So kamen sie athemlos beim »Juki din des Plantes« gn. Noch sahen ste sich zitternd um. Dann erst wag ten sie, sich auszuschnausen Aber ei ligst warfen sie sich in einen leeren Käfig, deiIen Thiir sie mit allen Kräf ten hinter sich verschlossen. Und nun ergossen sie sich in serudigen Beglück tviinsehungen über ihre glückliche Wie derkehr. »Mich«, sagte der Löwe, »soll nichts in der Welt jemals dazu bringen, mei nen Käfig zu verlassen, um mich in dem der Menschen herumzutreiben Es giebt doch kein Gliicl und keinen Frieden außerhalb dieser meiner be haglichen civilisirten Zelle» « E L E Wie er die Hyäne die Eifenftäbe deg Räfigs einen nach dem anderen sorg: fam abtaften fah, fragte er: »Was nnterfuchft du denn fo eifrig?« »Ich sehe nach«, erwiderte sie, ,,ob diefe Stangen auch feft genng find, um uns ausreichenden Schutz zu ge währen wider die Wildheit der Menschen« ——s———s.- «-—— Als dem türlifchen Sultan Rud yard Kipling’s Lied vom »abfent: minded beggar« vorgelegt wurde, ließ er es sofort durch den Cenfor verbieten. Man kann es ihm nicht verdenten, er muß oft genug hören: espans pay- pay«’ sy- sis is Auftern sind gefund, wenigstens hat man nie eine über Krankheit klagen hören. se- is· « Ontel Sam hat das größte «stehen de Heer« von Pensions-km Guten Appetit scheinen die Volks-vertre- ! ter m England zu haben. ; Eine interessante Statistik veröH fentlicht ein Londoner Blatt, indem es ? mittheilt, wie groß der Hunger der! englischen Vollsvertreter während der letzten Tagung gewesen. Obwohl die Kammern 15 Tage später einberufen wurden als im vergangenen Jahre, sind doch diesmal 20,000 Mahlzeiten mehr fervirt worden, die 13,0()0 Spei sen nicht mitgerechnet, welche auf das Conto der Journaliften kommen. Jm Ganzen lieferten die Kuchen der Kammerm 21,415 Dejeuners, 83, 255 Diners, 754 Soupers, 40,020 Portionen und 6240 kalte Speisen. Eine dankenswerthe Vervollständigung würde diefe Statistik aufweisen, wenn sie auch verriethen, wie viel Ge tränke dazu confumirt worden sind. «——.-. .—.——-—. Unangenehme Verstümtnelnng einer Dei peiche tu Bayern. Die Allgemeine Zeitung in München erzählt folgendes Geschichtchen: Eine höhere Tochter kommt aus dem Pen sionat ins Elternhaus in der Stadt zu; riicl. Der Hausarzt empfiehlt dem Vater, fie so bald als möglich aufcs Land zur Kräftigung zu schicken. Mit der Bitte, doch bald über ihr Befinden Nachricht zu geben, entführt der Zug den Abschied tvinlenden Eltern die Tochter. ——- Tage vergehen, ohne daf-, eine Nachricht eintrifft; den Eltern wird es ängstlich zumuthe, der Vater gibt ein Telegramm auf: »Sefort tell geaphiren, wie es Dir geht.« —- Nach mehrstiindiaem Harren trifft endlich folgende Antwort ein: »Liebe Eltern, verzeiht. Bin Mutter. Brief folgt.« ——-- Die Mama war einer Ohnmacht nahe. Der Vater beschlon sofort zu feiner Tochter zu eilen. Er fand fie zu feiner Freude beim besten Befindcn. Der schreckliche Telearaphiit hatte ,,«-JJiutter« statt munter telearavhirt. Die sinnst, einen Brief zu erhalten, ohne das Porto zu bezahlen. Da man sich gegenwärtig häufig mit der Verbilligung des Posttarifg be schäftigt, mag eine amiisante Anetdote erwähnt werden, die erzählt, wie dem ehrenwerthen Rowland Hill die Idee gekommen ist, den Brei-I siir das Frei machen der Briefe in Enaland herab zusetzen. Eines Tages gina Rowland Hill in der Umgebung Londons spa zieren. An der Thiir eines tleinen Hauses sah er einen Briefträger, der einen Brief in der Hand hielt und mit einer iirmlich actleideten alten Frau digcutirte Hill trat hinzu und erfuhr, daß es sich um einen nicht frankirten Brief handelte-, dessen Porto die Arme jedoch nicht bestreiten konnte. Geriihrt mischte sich Rowland Hill hin in und bezahlte das Porto. Der Briefträger entfernte sich. Da sagte die alte Frau: »Dante, mein Herr, aber Sie haben sehr unrecht gethan, für mich zu bezah len. Mein Sohn schickt jeden Monat einen solchen Brief. Ich nehme ihn je desmal nicht an; denn er enthält nur ein Blatt weißes Papier. Wenn ich nun die Schrift meines Sohnes anf dem Briefnmschlag sehe, weit-, ich, daß er sich wohl befindet. Das genügt mir und kostet ihm nichts«. Rowland Hilf lachte herzlich, dann überleate er sich die Sache, und von dieser Zeit datirt der sehr niedrige Preis fiir das Fran kiren in England. Eine Straße aus- Menschenfchädeln im dunkelsten Afrika. Das von französischen Zeitungen berichtete Project, die Straßen der Seine - Stadt mit gläsernem Pflaster zu Versehen, kann keinen Anspruch auf Originalität mehr erheben: Jedem, der Lyon, das alte Luqdunum der Römer, betreten hat, ist sicher das merkwürdige Pflaster der Rue de la Revublique auf gefallen, das aus achtzölliaen Glas Quadratblöcken besteht, die so fest und akkurat aneinander gefügt sind, daf; kein Wassertropfen zwischen ihnen durchsickern kan. Aber gläserne Ver kehrswege sind durchaus noch nicht die sonderbarsten auf unserem wunder baren Planeten. In Groangu im dunkelsten Afrita eriftirt eine Straße, die mit Fug und Recht »Sil)iidelstiitte« genannt wird. Um die in einem Oval angelegte Stadt zieht sich ein Palli sadenring, von dem jeder einzelne Pfahl als landesüblicheAugfchmiickung einen menschlichen Schädel trägt. Zu den sechs Thoren Gwangus lann man s- ein grausiges »menmento mori« —- nut auf Zugänaen gelangen, zu deren Nivellirung circa zwölftausend von der afrikanifchen Sonne schnee weiß gebleichte Menschenschädel ver mandt worden sind. Mit dem tiefel säurereichen Prairiegrafe, das auf che misch - mechanischem Wege zu fast unzerstörbar-en Blöcken komprimirt -..-- . x . - - -.— .«- — —» ,.-—-—..-..—.—-—7,-— » » wurde, sind in Philadelphia so vor zügliche Resultate erzielt worden, daß es, für Amerika wenigstens, das Pfla ster der Zukunft genannt werden kann. Ergötzliche Geschichte eines hartnäckigen Mantchäerkzk Ein ergötzliches Geschichtchen von ei nem hartnäckigen Manichäer erzählt Professor Doepler der Aeltere in seinem Buche: ,,75 Jahre Leben, Schaffen, Streben.« Ein Schuhmacher tnMün chen, dem der jugendliche Doepler eine ; Geldsumme schuldete, sandte ihm jeden Moraen 7 Uhr eine Art Calfactor mit der Rechnung auf sein Zimmer. Es war ein häßlicher Mensch, mit krum men Beinen, das leibhaftig-: Abbild des Quasimodo in Victor Hugos »Glöckner von Notre Dame«. Doepler gewöhnt-: sich allgemach an die widerlich-e Erschei nung und drehte sich bei ihrer Ankunft einfach auf die andere Seite. Eines . Nachts mußte er, da er den Sangs-Müs jsel vergessen, im Hotel logiren. Wer s aber beschreibt sein Erstaunen, als sihn auch hier zur gewohnten Stunde das Schreckgespenst mit der Rechnung in der Hand angrinsteZ Der Künstler sprang aus dem Bette, faßte den Mann an die Gurgel und schrie ihn an: »Kerl, bin ich denn nirgend vor deinen Nach stellungen sicher? Hallunke von einer Schusterfeele! Wie kommst du hier her? Wer hat dir meinen Aufenthalt verrathen?« Zitternd stöhnte derMah ner: »Lassens mi außi, i wills jo sagn. Sah ich doch Jhne Jhre Stiebel kennt, die macht nur Meister Stöhr, und nur Sie in der ganzen Stadt sind de: Damige, der solche Stiebeln tritat.« »Zum Donner noch einmal, was hat Das mit Ihrem heutigen Besuch in meinem Hotel zu thun?« »Halten—:·s zu Gnaden, gnä Herr, i bin ja als Hülng wichfier hier im Hotel angestellt und hab Jhne Ihre Stiebel heut putzt; wie r Ihre Stiedel erkennt hob, hob i a da mische Freid gehabt, das-, Sie, gnä Herr, mir nit auskimme san.« Doepler war entwafsnet, schenkte Quasimodo Geld zu einer Maß Bier und bezahlte bald darauf seine Rechnung. —...-.-. —.- -.. Der greife Juleg Vernc nnd die Reserv teise um dir Welt. Die Relordreisen um die Welt len ken gegenwärtig die allgemeine Auf merksamkeit auf sich. Alle diese werden unter Zuhiilfenahme der schnellsten Verlehrgmittel und mit den größten Geldopfern unternommen Von Reisen um die Welt ganz anderer Art erzählt ein englisches Journal: Vor etwa zwei Jahren begann ein csanadier Namens Beressord Great head eine Reise um die Welt zu Fuß. Er war eine Weite eingegangen, daß er ohne Gepäct und Geld um die Welt reisen würde. Die Kleider, die er trug, ein Gewehr und Munition nnd eine kleine Leinentasche mit Notizbuch war alles, was er mitnahm. Nachdem er Rußland und Sibirien durchwan dert hat, will er sich jetzt nach Chan und Japan wenden. Als Beweis sei ner Wanderunaen besitzt er ein Buch mit den Unterschriften und Siegeln der verschiedenen Bürgermeister und Schultheißen von jeder Stadt, durch die er gekommen ist. Zu Anfang des vorigen Sommers brachen zwei junge Hülsslehrer einer «Lateinschule in Yorkshire zu einer dreijährigen Reise um die Welt aus. Weder Thomas Samuel Abel noch IHenry Willjamsanjnll hatten Held zu ihrer munJarnen Meise. Ihr - Besitz , bestand aus einem zweiten Anng zum Wechseln, einer Camera und einem Notizbuch, sie wollten ihren Lebens unterhalt unterwegs durch kiterarifehe und photographische Arbeit erwerben. Sie wollten über Frankreich, durch den Kontinent zum SchwarzenMeer, durch die arabische Wüste,Persien,Tibet, über den Himalaya durchChina und Japan. Beide brachen vergnügt auf und hoff ten zuversichtlich das; sie die Reife in drei Jahren vollenden würden. Den merkwürdigsten Heirath-Iron iract, der je gemacht wurde, unterzeich nete wohl ein junger Mann Namens M’Qnary vor zwei Jahren. Der Va ter des Mädchens, das er heirathen wollte, stellte die Bedinguna, daf; EUPQUarh eine Reise um die Welt ma: chen und während derselben ohne an dere Hüfe als die feiner Hände und seines Kopfes auskomnien niiisite Dies fiihrte der junge Mann mit Er folg aus-; und er gewann so nicht nur die Einwilliauna des Vaters zur bei rath mit dem Mädchen seiner Wak,)l sondern auch eine Mitgift von 20,()()(«) Willst Bei dieser Gelegenheit sei ein merk würdiges Angebot erwähnt, das dein greifen Jules Berne gemacht wurde, als vor einigen Monaten die Ab sicht des- ,,Matin«, einen Weltreisenden auszusendem bekannt wurde. Das — »New York Journal« schickte ihm einen Vertreter, der ihn bat, auf Rechnung feines Blaites die Weltteile zu ma chen. Als Verne auf seine Gebrech lichkeit unb fein Alter hinwies, fsagte der Amerikaner: »Wir brauchen nicht Jbre Rüstigkeit, sondern Jhren Na men; das Uebrige besorgen wir.« Da Verne sich immer noch weigerte, fuhr der Abgesandte fort: »Sie können Ih ren Preis bestimmen. Was Sie auch fordern, ich bin ermächtigt, abzuschlie ßen.« »Nun gut, so geben Sie mir Au genl« rief Der unglückliche Greis-, der dem gänzlichen Erblinden nahe ist. —----.-——— Auch lKühe und Pferde werden setzt in die Sommerstische geschickt Die Mode, schreiin die Straßburger Post, daß sich die Städter im Som mer auf das Land hinausbegeben, um dort ihre Kräfte wieder aufzufrischen, ist noch nicht gar alt. Vor dreißig Jahren war die Sitte keineswegs schon so allgemein wie heute, wo alles, was nur überhaupt irgendwie kann, wenig stens auf ein paar Tage aufs Land hinaus zieht und Ozon saugt. Zu Zeiten, als unsere Mütter noch Mäd chen waren, machte man im Sommer einmal in den mittleren Bürgerfami lien eine kleine Landparthie für einen Tag, und die übrige Zeit verbrachte man in den kleinen dumpfen Ktädten Aber nicht nur die Menschen haben heutzutage das Bedürfniß, aus’s Land zu gehen. Die Wohlthat, einige Zeit frisches Grün und kühle Wälder zu sehen, wird in unserer fortgeschritte nen hygienischen Zeit auch Thieren ZU theil, Von denen der Mensch erhebliche Leistungen erwartet. So werden heutzutage Kühe auf die fröhliche Sommerweide geschickt, und der Schreiber dieser Zeilen beneidet schon seit Wochen eine Kuh-Jungfer eines Nachbarn in der Vorstadt, die sich in der Schweiz in der Sommersrische be findet, die ihr so gut bekommen ist, daß sie als Gattin zurückkehren wird, ein Fall, der sich bei den menschlichen Sommersrischlern auch ost» ereignen » soll. Was aber einer Kuh billig isi, - das ist natürlich sür ein edles Renn dferd —- theurer. Eine schweizerische Weidesommerfrifche genügt nicht für ein edles Roß, das in der Gunst des Publikums selbst den modernsten dra matischen Dichter hinter sich läßt, so ein gutes Hoiteho muß gleich einer aefeierien Beaute ins Seebad. So hat der Rennfiallbesiizer van den Berg seinen Renner »Spofford« nach-Zaud voori ins Bad geschickt, damit er sich von einigen Gedrechen erholt. Auch ein anderer Rennsiallbesitzer, de Neu ter. schickt seine Rosse regelxriiißig nach . der belaischen Fiüsie ins Seebad s Gliicklich wer ein Rennpferd ist! Die Kostfpcligkcit verschiedener Luftbab lønfabtten. Was kostet eine LuftballonfahrtZ Wenn man diese Frage, so schreibt die Neue Freie Presse, einem erfahrenen Aeronauten vorträgt, dann kann man zur Antwort erhalten: »Das kommt darauf an, wie viel Rauchsänge umge worfen werden-« Rauchfange nnd an dere Objecte, welche die üble Anlage nahen, sich der Fahrt der Ballons in den Weg zu stellen. Dadurch kann die Sache erheblich vertbeuert werden. Jn Bezug auf die gewöhnlichenKosten mufz man zwischen militärischen und »bür aerlichen« lum nicht zu sagen civilisti schen) Ballonfabrten unterscheiden. Die ersteren kommen billiger zu stehen, weil das Material immer vorräthig ist und die Hilfskräfte Kameraden sind. Die Fahrten, die jetzt so häufig voInStari platz des Arsenals in Wien aus unter nommen werden, verursachen keine übergroßen Kosten. Die Fiillung ist das tbeuerste: sie kommt auf etwa 100 Gulden. N«taterial, Proviant, Instru mente Gegenstände die zu Grunde ge hen können) kann man mit 50 Gulden ansetzen. Dann kommen die Kosten der Rijctsabrt, die Prämie fiir die drompte Ablieferung, ebenfalls 50 Gulden Also eine Fai,rt, wenn sie alatt verläuft, kann ans etwa 200 bis 250 Gulden zu stehen kommen. Ein ganz andere-J Gesicht erhält die Sache, wenn man eg mit einer »schweren Fahrt« zu thun hat. So zum Beispiel jene gefährlichste in der letzten Zeit, bei welcher zwei Osfiziere verunglückten. Die Besitzer der Rauchsänae, Dächer, Baumes Licllck UND Oaklcn, ch Vck Der Londunq in Tllkitleidenschaft gezogen wurden, säumen nicht, ihre Forderun gen auf Schadenersaiz zu stellen. Der Schaden, den die erwähnte Fahrt ver ursachte, kann heute rnit mehr als («300 Gulden bezissert werden. Zuweilen werden auch Ansprüche erhoben, die nicht im Verhiiltnisz stehen zu dem an gerichteien Schaden Die Kosten einer russischen miilitärischem Ballonfahrt, die aus österreichischem Gebiet ihr Ende nahm, hätten, ohne die Zuvorkommen heit der österreichischen Behörden sehr große werden können. Billig kommen . jedenfalls auch die deutschen militäri schen Fahrten nicht, die in der letzten Zeit ans srunzösischem Gebiet ihren Abschluß fanden. Die Rückfahrt ist immer von einer kleinen Berechnung begleitet Die ,,bijrgerlichen« Luftfah rer können sich die Kosten erleichtern, indem sie zahlende Vassaqiere mitneh men. Der Fahrpreis schwankt zwi schen 25 und 500 Gulden. Es qihthikdiim viejifeieidige sich dadurch rächen, daß sie gequ ihre Na mensschwester .,geriichtlich« vorgehen.