Wie Stank-Inn Jones zn einer Frau sam. ( . s Von Ein-mantin-mum. · ( Schon seit mehreren Tagen befand sich die Bevölkerung von Bonoparte einer kleinen Provinzialstadt im notd östlichen Missouri, in großer Auske gung. Aus der breiten, schön gepfla stetten Hauptstrasze wogte eine Men schenmasse, so groß wie sie selbst bei der Cirknspakade im lenken Jahre kaum dagewesen war und die Saloons an dem Square, wo das erst kürzlich erbaute steinerne Stadibaus stand, machten enormeGeschästr. Selbst meh tere Ertraauslagen des Bonoparte »Fackeltkäaer« waren qedruckt worden und hatten einen reichlichen Absatz» unter den Farmern der Umgegend ge- T sunden « ! Und das alles, weil Steeple-Jack; Jones vor einigen Tagen angekommen i war. Die Bevölkerung von Bono- i parte war nämlich trot- seinen aus St. Louis importirten Beispndern ebenso fromm wie sie wohlhabend war. Die Stadt konnte ch rühmen, eine große, aus Brownstone gebaute Kirche im streng gothischen Stil zu besitzen. Der Thurm, über zweihundert Fuß hoch, war sogar der höchste im ganzen nord iistlichen Missouri. Aber wie in so vielen westlichen Städten, waren die Gebäude sozusagen iiber Nacht aus dem Boden geschossen. Wo gestern noch Prairiegras in der Sonne diirrte, wurde heute schon Brod gebacken, oder hinter sein lackirten Ladentischen »Drygoods« verkauft. Wie das nun so bei schneller Fixigleit geht« bedurfte der Thurm schon nach kurzer Zeit an verschiedenen Stellen arg einer Reva ratur und aus alle Fälle einer gründ lichen Reiniguna, auch mußte das Kreuz an der Spitze neu oergoldet werden. Deshalb war der Steeple Jack Jones telegravhisch herbeigeholt worden, und da Bonoparte nur ein Theater besaß, in dem höchstens zwei mal per- Woche im Winter gespielt wurde, und Cirtus und andere Seh enswiirdialeiten das Städtchen auch nicht allzuost mit ihrem Besuch be ehrten, brauchte man sich nicht Zu wun dern, daß sie die ,.Reinmacherei« ihres Kirchthurms als eine Art Freivorsteb l luna betrachteten und sich während des s Nachmittaqs aus dem Square versam- ! melten und nach dem an einer Kreuz blume mit Seiten befestigten schmalen Geriist, aus welchem die von unten win- » zia aussehende Gestalt des Stank-Karl Jones, emsig bei der Arbeit begriffen, zu sehen war, hinausstarrten. Steeplesjkaet Jones war ein Mann. der sehr gesucht, sehr bewundert, und doch sehr wenig beneidet wurde —«— zu dem letzteren ist ein solcher Beruf doch ein wenig zu gefährlich. Wenn auch Mancher ausseufzte, wenn er an den -"aufen schöner griiner und gelber Banlnoten dachte, die der Stuhle-Jud Jones so im Handumdrehen verdiente, so lam er doch sicherlich wenige Armen blicke sviiter zu der Ueberzeuauna. das; er. selbst wenn er zweimal so viel be käme. solche Arbeit nicht verrichten möchte. Das war ja die reine Seil tiinzerei. da hoch oben im Luftmeer zu baumeln und an den Thurrnwänden berumutratzen Jraend eine unge schickte Ren-raian aleich verliert man das Gleichgewicht und stürzt in dieTiese hinab. Aber Stuhle-Sack Jones war einer Jener, die das Fürchten niemals ge lernt hatten. Je höher ein Thurm ! war, desto lieber war es ihm. Er be- - fand sich dort oben viel sicherer und gemiithlicher als auf dem festen Erd- Z boden. Das Getriebe der grofxen Welt- ? werlftatt lag weiter unter ihm, und die ! Menschen. die ja doch Keinem einen ; rubiaen Platz und eine ruhiae Minute aönne, ließen ihn hier unbehelligt. Er konnte seinen eigenen Gedanken nach hänan oder unaestört ein Lied mit frischer Kehle in das weite reine Luft meer rinas um ihn herum hinaussem den, während er lustia an den Krabben herummeißelte oder iraend einen Riß verstoofte und verschmierte. Er war sein eiaener Herr, er lonnte sein Meri reua zu jeder Reit ruhen und feine Blicke träumerisch wie ein Thiirmer der alten Reit in die Runde schweifen las sen und iiher das seltsame Schauspiel, das man Leben nennt, nachariibeln, — wie manche Sommernachmittagsftunde ! hatte er schon oektriinmti s i Seit mehr ais dreißig Jahren lag er J bereits seinem schwierigen Berufe ob,i und hatte die aanzen Vereinigten Staaten ireuz und quer bereist. Er war von band aus ene sorglose. heitere Natur, aber sein Beruf hatte ihn all mälig zum Einsiedler gemacht, und wenn er Abends in die irdischen Neaios nen zurückkehrte, fiel es ihm mit jedem Jahre schwerer, seinen Mitmenschen aeaeniiber liebenswürdig und mittheil sam zu sein. Er sah nach vollbrachtet Taaeöarbeit am liebsten still und ru rittiaeroaen auf irgend einem dunklen Winkel der Veranda des Dotelj, wo er aerade sein Quartier aufgeschlagen - hatte — denn ein eigenes Heim hatte er ia nie aetannt ——-- und verfolgte mit; reaenr Anterefse die Gespräche der-an- I deren Miit-. Aber in den leisten Jah ren hatte sich eine innere Wandluna in ihm voll-orien. Eä aiebt ia Menscher-. die sich tm« name Leben hindurch aleieb bleibst-, site welch-, Alter und Jus-end Its-r Michiwenartiae Massen find, aber ei giebt auch andere, bei welchen Sonntags-Blatt Beilage des ,,Ncbraska Staats-Anzciger und Herold« J. P. Wind-Mk Herausgehen Grund Island-, Nebr» den Sm. Aug 1901 Jahrgang 21 No. 52. g der Kreislan der Zeit eine durchgrei fende Veränderung mit sich bringt. Dies war mit Steeple-Jack Jones der Fall. Er hatte eine lange Leine auf-— zuhaspeln gehabt, aber nun war die Leine abgelaufen, er hatte den ver hängnißschweren Ruck des hereinbre chenden Alters gefühlt, und nun wand sich das Leben langsam wieder aus« Zoll für Zoll. Er begann sich einsam zu fühlen und sehnte sich nach einem tie feren Lebensinhalte. Es stand schon lange bei ihm fest, daß das nur durch eine Heirath zu be werlstelligen wäre. Aber das hatte sei nen Haken. Mädchen, die einen Mann mit so viel Geld, wie er auf der Spar bank hatte, nehmen würden, gab es ja schließlich in Hülle und Fülle. Auch an seinem nomadehaften Leben hätten viele Gesauen gefunden. Aber er hatte seit Jahren allen Versuchungen wider standen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er seinen Beruf nicht nur abgöttisch liebte, sondern sich in ihm als Künstler fühlte, und es wäre ihm schrecklich gewesen, einem weiblichen Wesen die Hand für’s Leben zu geben, das kein richtiges Berstiindniß für fei nen Beruf gehabt hätte. Mädchen, welche die excentrifchen Launen eines Malers verstehen sonnen, giebt es in den Großftädten schon viele. aber wer wußte die Kunst eines Steeple-Jack Jones zu würdigen! Denn dazu gehört viel. Um einfache Bewunderung gab er nichts, er wollte ein Wesen kennen lernen, das aerade wie er, die wahre Lebensfreude in den ewigen Gefahren seines Berufes finden könnte, und wie war das möglich unter der modernen Weiblichleit, die vor jeder Maus ängst lich die Röcke emporraffe und bei der aeringften Veranlassung Schwindelan fälle bekomme. Obwohl er Jbsen’s ,,Baumeister Solneß« nie gelesen hatte, hatte er eine ähnliche Jdee wie Hilde. er wollte sein Jdeal auch droben auf einem ungeheuren hohen Thurme fchwindelsrei stehen und an der aller oberften Spitze einen Kranz fiir ihn aufhängen sehen. Symboliftisch war seine Jdee freilich ganz und gar nicht —aber er wußte, daß er seine Zu kunftsfrau nur dann respektiren könnte, wenn sie so etwas fertig bringen könnte. Hier in Bonoparte, gleich am ersten Tage, wie ihn die Honorationen der Stadt begrüßt halten« hatte er eine Bekanntschaft gemacht, die ihm gewal tig imponirt hatte, eine schlanke, hohe Gestalt mit dunklen, glühenden Augen und einer Fülle trotzigen braunen Haares, die Tochter des Hotelwirthes. Sie hatte ihm, wie so viele Andere auch ihre Bewunderung fiir feinen Beruf ausgedrückt, aber in ihrer Stimme lag etwas so Aufrichtiges, daß es ihm auf gefallen war. »Ach. wenn ich ein Mann wäre, würde mir nur eine folche Be schäftigung gefallen!« hatte sie entha siastisch ausgerusen »Ach, das ist doch nicht Jhr Ernst,« hatte er lächelnd erwidert. ,,Wiirden Sie sich wirklich getrauen, den Thurm zu besteigen?« »Ja, warum denn nichtsm antwor tete sie schnippisch »Sie glauben mir wohl nicht? Nun, ich werde Jhnen vielleicht einen Besuch abstatten, damit Sie in Zukunft eine bessere Meinung über uns Frauen haben.« »Es sollte mir ein großes Vergnü gen bereiten,« stammelte er verwirrt, »aber sehen Sie sich vor« — und dann tamen Andere hinzu, sie wurden ge trennt, und den nächsten Morgen ging es an die Arbeit. Jetzt nahte sich die Arbeit bereits ihrem Ende, aber er hatte ihre Worte nicht Vergessen können, wenn sie das wirklich thäte, dann — aber daran war ja gar nicht zu denken, der Thurm war seltsam steil gebaut, und die Or narnente waren überdies sämmtlich s bröctlich, daß er selbst nur mit der größten Vorsicht arbeiten konnte. Es war wohl nur eine Laune des Mäd chens gewesen, auch hatte sie sich ils-n nicht wieder genähert, er war ja wäh rend des ganzen Tages oben beschais tigt, und Abends konnte sie 7h1 auch nicht gut auf der Veranda aufsuchn "Sie war nur ein paar Mal an ihm J dorbeigehuscht, er hatte ihr dann jedes mal einen ftaaenden Blick zugeworfen, aber sie hatte taum Notiz von ihm ge nommen und ihm nur flüchtig zuge nickt « Heute mußte er noch die große Kreuztilume an der Spitze vergolden. und dann war die Arbeit fertig. Schon stillt am Morgen bat er die Vorberei tungen data gemacht, und saß nun auj einem runden« kaum einen Fuß breiten Stück hols, durch dessen Mitte dass Seil ging. welches um die Spitze der Blume geschlungen und dann an ders « Blätter-wert befestigt war, so daß er sich selber hinaufziehen und herablassen konnte. Aber die Arbeit wollte gar nicht recht vorwärts gehen. Es war els Uhr Mor gens. Heiß brannte die Sonne auf die Kreuzblume nieder, in deren Spalten eine Schaar brauner Ameisen geschäf tig hin und her eilte. Weit entfernt, halb versteckt von Büschen und Bäu men, glänzten die weißen Häuser von Ansiedlunge außerhalb der Stadtqren zen von Bonopartr. Die Station der Eisenbahn, die den Ort mit der Außen welt verband, lag gleich einem vorge schobenen Wachtpoften inmitten der Prairie, deren grüne, wellenförmige Matten sich endlos in die Weite dehn ten, fernhin bis an die Fluthen eines Flusses-, der sich gleich einer glitzernden Silberschlange durch die Tiefe wand, und weiter-, weiter bis in die blaue Ferne, waren Himmel und Erbe in einander geflossen. l Steeple-Jact Jones war fehr miß muthig. Alles dies mußte er wieder verlassen, allein, wie immer, nnd es hätte doch anders sein können, wenn — Und so hing er seinen Träumen nach, obwohl die Blume erst halb mit Gold bronze angestrichen war. - Da sah er plötzlich in dem Giebel fenster unter sich etwas Weißes erschei nen. Er waate kaum« seinen Augen zu trauen, sie war es wirklich! »Sehen Sie, ich tomine, um mein Versprechen zu halten. Bitte, reichen Sie mir die Hand, dann bin ich gleich bei Ihnen oben.« »Aber, Teufelsmädchen, was fällt Ihnen denn ein? Bleiben Sie drinnen. Wollen Sie sich denn durchaus den Hals brechen? Jch glaube ja schon, daß Sie den Muth besitzen.« »Wollen Sie mir helfen oder nicht, sonst —« und sie machte wirklich An stalt, selber emporzutlettern. Da reichte er ihr die wand, und gewandt schwang sie sich aus dem Fensterchen hinaus-, griff mit der freien Hand nach einer hervorstehenden Verzierung, schwebte einen Augenblick in der freien Luft, faßte dann festen Fuß auf dem Gesinis nnd saß eine Minute später, roth vor Anstrengung und lustig la chend, auf dem Blätterwerl der Kreuz blume. Zum ersten Mal in seinem Leben bekam er einen Schwindelansall und mußte sich mit beiden Händen stampf hast antlaniinern, um nicht hinunter zu stürzen· »Um Himmels-willen, es wäre ja zu schrecklich, wenn —««flij sierte sie ihm zu, und beugte sich be sorgt iiber ihn. Er schlug die Augen auf und sah bewundernd zu ihr empor, und ihre leuchtenden Blicke begegneten sich wie in einem inneren Einverständ niß. Aber ehe sie noch ein Wort zu einan der reden konnten, drang ein wilder Lärm zu ihnen heraus. Man hat die kühne That des jungen Mädchens na türlich von unten beobachtet, aber alles war so schnell geschehen, das; die Zu schauer noch sprachlos dastanden, wie sie bereits an der Spitze anaelanat war. Jetzt aber gestikulirte Alles wie wahnsinnig, schrie und lärmte, die ganze Stadt schien auf dem Platz zu » sammengelausen zu sein. ! »Sie haben sich meinetwegen kom: i prominittirt, Fräulein, was sollen wir ijetzt ansangens« fragte SteepleiJack J Jones rathlos. ’ »Was wäre Jhnen das Liebste?« islüsterte sie ihm schelmisch zu. ’ Jn demselben Augenblick rief eine imiichtig schallende Stimme zu ihnen I heraus: »Was bedeutet dies, Mr. Jo ! nes? Was bat meine Tochter da oben ! bei Ihnen zu schaffen? —- Legen Sie Zmik gefälligst Nechnschaft ah.« Es war z der dicke Hotelwirth, der, in Hemdgär jmeln, von seinen Freunden umgeben, . da unten seinem Zorn und seiner Angst » Lust machte. ! Steeple-Jack Jones sann einen ! Auaenblick na - aber nur einen Armen ! blick. Blitzschnell stand es vor seiner J Seele, daß es jetzt gelte, den Augen s blick wahrzunehmen, wenn er nicht das H Glück seines ganzen Lebens ver-spielen « wollte. »Wären Sie wirklich meinetwegen gekommene frug er. »Ja,« war die einfache und treuoerziae Antwort. Da beugte sich Steeple-Jack Jones schnell i nach unten und schrie, seine linke Hand » als Schallrohr benutzend: »Es bedeu i tet, Mr. Ulysses Wilson, dasz wir uns » gerne haben. Jsch will, das beißt mit , Eurer gütigen Zustimmung, Eure lieb reizende Tochter (,,Daisy« wurde ihm von oben schnell sousslirt) heirathen." l Der dicke Hotelwirth war sprachlos vor Erstaunen, aber in Gegenwart der saanzen Stadt mußte er schon gute Miene zum bösen Sviel machen, es war» ia schließlich auch die beste Lösung die see hettlen Situation. f Und so rief er denn nun auch hin aus: »Wir werden ja sehen. Aber Jhr hättet Euch auf alle Fälle einen pas senderen Platz zur Verlobung aussu chen können, und jetzt kommt gesälligst Beide herunter.« »Nachdem wir hier oben fertig sind, Papa,,« scholl es zurück, »denn wir machen doch zuerst die Arbeit hieroben sertig,« wandte sie sich an ihren Bräu tiaam. Steeple-Jack Jones antwortete nicht, er schwang sich nun aus das Blätter » wert hinaus, umarmte stürmisch seine Braut und gab ihr einen Kuß, der so laut schnalzte, daß man ihn in ganz Bonoparte hörte, dann machten sie sich Beide mit den großen Pinseln zu schaffen; die Menge unten aber brüllte förmlich vor Vergnügen, einige Com bohs seuerten—ihre Pistolen ab, und Alt und Jung klatschte Beifall und schien sich förmlich mit ewigen »Three Cheers für Steeple-Jack Jones« und » »Hip Hip Hurrah!« heiser schreien zu wollen. H Und als das Kreuz ganz vergoldet dastand und die zwei Brautleute ibren « halsbrecherifchen Rückgang antraten und endlich unten unter dem Portal der Kirche erschienen, da kannte der Jubel Feine Grenzen mehr, kein Präsident i war je so empfangen wodren ein Jeder i wollte die Hand mit ihnen schütteln, Idie ehrsamsten Bürger Bonoparte’ s rissen sich fdrmlich darum, sie auf ihren i Schultern im Triumphzuge nach dem i Ootel zu bringen, wo der Zukunfts s fchwieaerpapa, ob er wollte oder nicht, i freies Vier verzapfen mußte. [ Der Jubel dauerte den ganzen Tag fort, und am Abend wurde dem Braut paar zu Ehren noch ein Fackelzug ver anstaltet, der mit einem aroizen Feuer wert endiate, dessen Widerschein mei lenweit zu sehen war und der Allen Ver kiindete. die es noch nicht erfahren hat ten, daß Steeple-Jack Jones endlich zu einer Frau gekommen war. Aus dem Gefängniß flott wieder an das krumme Geschäft . Eine Frau aus Schirrhofen im El faß kommt eines schönen Tages mit einem Körbchen am Arme zu dem Ein nehmer. Sie hat die Steuerzettel im Körbchen, und als sie diese heraus kramt, gucken verschiedene Drahtenden hervor. Während der Arbeit ilaat sie, daß sie nicht früher zahlen konnte, da der Mann wean Strickelns fSchlingenlegem sechs Monate ver biißte, heute aber wieder nach Hause kommt. »Ja, was henn Ihr denn do im Körwel?« fraate der neuaieriqe Einnehmer. ,,Ei,« sagte sie, »diß sin ,,Strickle« (Schlinaen), ich will sie mym Mann an d’Bahn bringe, daß er nit erfchi heime mueß.« Wie die Bnren die Bahnzligc in die Lust sprengen. Jn englischen Blättern finden sich genaue Berichte iiber die Art der Vu :ren, Bahnziige in die Lust zu spren -gen. Der letzte Typus ihrer Minen setzt sich aus einem Martinigeivehr zu sammen, dessen Lauf und Kolben größtentheils abgeschnitten sind. Der Abzugsbügel ist abgenommen und dass Gewehr dann unter die Schiene gelegt an einer Stelle, wo die Bahnschioe,en weit auseinander liegen, so daß der Hahn des Gewehreg den unteren Theil der Schiene berührt. Eine Niirogln cerinpatrone hat dabei die Stelle der . gewöhnlichen Patrone eingenommen. Davor befindet sich ein halbpsündiger » Cylinder Nitroglycerin mit drei De tonatoren. Ringsurnher liegen andere ; Cylinder mit Nitroglycerin, manchmal bis zu 16 Stück. Schließlich haben die die Mine legenden Buren die Steine wieder sorgfältig an ihre Stelle ge legt, so daß der ganze Boden gleichar tig aussieht. Der über die Stelle rol lende Zug bringt die über der Mine sich hinstrectende Schiene in Biegung und so entladet sich das Martinige weht und die Mine explodirt. Mark Twain erzählt, wie er sich einmal selbst bellatschtr. Mart Twain hat kürzlich eine lu-! stige Geschichte von dem ersten großen Bantet, das ihm zu Ehren in Lon don veranstaltet wurde, zum Besten gegeben. Das er an derartige Veran staltungen noch nicht gewöhnt mar, flangweilte er sich. »Ehe wir zu essen begannen,« erzählt er, ,,las der Lord .mayor oder irgend ein Anderer einex Liste der hervoragendsten Gäste vor,l » und wenn er einen besonders gewichti- ’ gen Namen nannte, applaudirten die« ! Uebrigen lebhaft. Jch entdeckt, daß ei iner meiner Nachbarn ein interessanter ! Plauderer war. Gerade hatten wir ein anregendes Gespräch begonnen, als ein iwiithendes Händeklatschen begann. Solch ern Applaus hatte ich früher noch nie gehört, und mechanisch stimmte ich mit ein. Da bemerkte ich, daß meine Nachbarschaft mich über rascht und vergnügt lächelnd ansah. Jch wurde unruhig, applaudirte stär ker und fragte schließlich meinen Nach barn: ,,Wem gilt denn dies?« »Sa- . muel Clemens,« antwortete er, ,,besser unter dem Namen Mark Twain be kannt.« Da hörte ich zu klatschen auf und schämte mich wie noch nie in mei nem Leben. Jch hatte mich selbst be klatscht.« Eine gemtithvolle Geburtsnnzeige vor hundert Jahren. Eine Geburtsanzeige vor 100 Jah ren. —- Nachstehende gemüthvolle An zeige, die den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen aus dem Jahre 1801 entnommen ist, giebt uns ein interssantes Beispiel da für, wie ein Gastwirth zu jener Zeit es verstand, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden: ,,Allen meinen Bekannten und Verwandten, auch meinen werthesten Gästen und Gönnern vermelde hiermit die glück liche Niederkunft meiner lieben Frau. - Den 26., Abends Tauf sechs Uhr, er s freute sie mich mit einem gesunden Hohn und um sechSs Uhr mit einer gefunden Tochter, Summa zwei. Die Geschicklichkeit der Waisenmutter,Ma dame Poraun, die meiner Frau be reits zehn Kinder gesund und glücklich entbunden hat, halte ich mich verpflich tet, ihr öffentlich zu danken. Bei der schweren Geburt meiner Frau zeige ich noch an, daß Mutter und Kinder ge sund sind. Auch wird das große Con cert vom 24. auf Verlangen Sonn abend, den 81., bei einer ganz großen und vollständigen Erleuchtung gegeben werden. Die beiden talentvollen Mu sici, die sich mit dem Horn- und Flö ten-Concert haben hören lassen, wie auch die berühmten Märsche und dies großen Variationen continuiren. En-i tree 4 Gr. Mit dem Concert wird alle Sonnabend continuirt. Von halb 7 Uhr an wird gespeist. Berger, in der letzten Straße in der f goldenen Kugel.« s Es wäre interessant zu erfahren, ob s Herr Berger auch mit seiner Nachkom menschaft continuirt hat! I Eine seltsame Gestalt ans dem Berliner Straßenlebem Eine der seltsamsten Gestalten aus ! dem Straßenleheu Berline- ist jüngst ! auf dem Friedhofe an der Seeftraße zu Grabe getragen worden, der ftadtbe J kannte ,,Graf Dalles«. Der Verstor bene, ein verarmter Edelmann vonSt. lebte von einer fehr bescheidenen Leib rente und bewohnte in einem Hinter hause der Jnvalidenftraße eine kleine Mansardenwohnung. Seine Wirth schaft ließ er —- so erzählte er wenig stens seinen Bekannten — von einem alten treuen Diener »Jopf« besorgen. »Jopf« mußte ihm feinenMorgenlaffee aus einer Conditorei beim Stettiner Bahnhof holen und sein Mittag- und Abendesfen aus einer Wirthschaft der Chausseeftraße. »Graf Dallas« — diefen Beinainen fiihrte er im Volks munde — ließ pünktlich von feinem Diener die Miethe- und Gaftwirth schaftsschulden begleichen, wozu seine knappen Zinsen oft nicht ausreichteiy dann legte der ,,treue Jofef« für feinen gnädigen Herrn aus, wobei er etwas »Rabatt« für sich in Anspruch nahm. Nun pfiffen es aber die Spatzen schon feit Jahren von den Dächern, daß der alte Kauz Graf und Diener in einer Person fei; markirte er den Diener, so trug er eine goldbordirte Mütze und zog einen alten Livreerock an, auf des sen vergoldeten Knöpfen die Grafen trone prangte, aber als Graf ging er mit Cylinder in tadellofem Gesell schaftsanzuge. Von St. hat ein Al ter von 74 Jahren erreicht. -.»—«-»— Ein kleines-« Mißverständnise am Hofe Wilhelm vee Ersten. « Zu Wilhelm dem Erjen kam ein mal in irgend einer wichtigen Angele genheit eine ländliche Deputation nach Berlin und sie wurde von den Maje tiiten zur Tafel gezogen. Beim Def fert.- zu dem es wie gewöhnlich wun dervolle Dragees und Bonbons gab, bemerkt der Oberceremonienmeifier Graf Stillfried-Alcantara, wie einer der ihm gegeniibersitzenden, etwas unbeholfenen Deputirten, dem die Schale mit Confect eben gereicht wird, fich einen Augenblick umsieht, ob ihn auch Niemand beobachtet, dann zwei der schönsten Stücke nimmt und diese hastig, als habe er ein Unrecht began-« gen, in feiner Tasche verschwinden läßt. Aha, denkt sich Stillfried, der Mann hat Kinder zu Haufe, denen er etwas mitbringen will, und menschen freundlich, wie er war, geht er nach W aufgehobener Tafel zu dem Manne hin und übergibt ihm noch zwei Bon bons mit den Worten: »Für Jhre Kinderl« Die Köniain Augustu, die eben mit einem in der Nähe Stehenden spricht, hört nur das Wort Kinder, und froh, ein Gesprächsthema gesun den zu haben, wendet sie sich rasch zu dem Deputirten mit der Frage: »Wie iviele haben Sie?« Dieser, schon tödt lich beschämt durch die Freundlichkeit des Grasen, deren Zusammenhang er sofort erräth, nun durch die plötzliche Anrede der Königin noch ganz nieder geschmeitert, bezieht die Frage natür lich nur auf seine, wie er alaubi, un rechtmäszig erworbenen Draaees und stottert: ,,Vier, Ew. Majestät, aber nur zwei sind von mir, zwei sind vom Grafen Stillfried!« Man kann sich das Gesicht der Königin denken, bis es Stillfried aelana, das Mißberständniß aufzuklären. Ein kaltbliitiger Tandn im afrikanifchen Urwald. Anläßlich der Ernennung des Afri lareisenden Sir Henrh Johnston zum Goluverneur einer der englischen Be sitzungen in Afrika erzählen die engli schen Zeitungen allerhand Anekdoten aus seinem Leben- Johnston ist der Dandy, der Brummel der Afrikafor scher; immer elegant, immer rasiri, im mer correct. Es ist charakteristisch für ihn, daß er bei seinen monatelangen Wanderungen an den Abhängen des Kilimandscharo unweigerlich darauf bestand, daß auf seinem Eßtische täg lich ein frisches Tischtuch und eine fri sche Serviette lag, und daß sein Sil berservice aufgelegt wurde. Welch ein Bildt Dieser einzelne Europäer inmit ten seiner Wilden und im Herzen des asrikanischen Urwaldes, wie er in ein samer Größe sich zu seinem aus Con serven bestehenden ,,Diner« niedersehi. Aber unter dem Aeußern eines Dandy birgt Johnston das Herz eines Löwen« er ist unerschrocken bis zur Tolltiihn heit und nie um einen Ausweg verle gen. Eines Tages wurde seine kleine Expedition von einer überlegenen Schaar Massais angegriffen. Den gan zen Tag über hielten seine Leute sich tapfer, aber am Abend verloren sie den Muth· Da hatteJohnston eine brillante Jdee. Unter seinem Gepäci befand sich eine Kiste mit Feuerwerk, die er, er wußte selbst nicht weshalb, mitge schleppt hatte. Während seine Leute weiter schossen, kletterte er mit dem eFeuerwerk einen Abhang hinan und brannte es ab. Die abergläubischen Massai glaubten, die in dem Vulkan hausenden Teufel kämen iiber sie, und ergriffen die Flucht. Später fiel er ei nem der feindlichen Häuptlinge in die Hände, und dieser kündigt-e ihm an, daß er sterben müsse. Gleichmiithig antwortete Johnston: »Schlag mich todt, wenn es Dir Vergnügen macht. Dann aber werden die Soldaten der großen weißen Mutter (Königin Vic toria) kommen, und Jhr Alle, DU, Deine Frauen und Kinder und Dein Volk werden getödtet werden!« Diese Drohung verfehlte ihren Eindruck nicht, schließlich sandte der König Johnston in seinem besten Kanoe den Fluß hinab. Ein Muster lakonifcher Kürze ist die Depesche, in der er Salis bury seinen Sieg über den Sclaben händler Tmose anzeigte. Sie lautete: »Gegen Tmose marschirt Habe ihn ge schlagen, gefangen, gehängt.« Vor der Schlacht hatte er Tmose aufgefordert, sich zu ergeben, da er ihn sonst hängen müsse. Johnston hielt sein Wort; er eroberte Tmose’s KraaL nahm ihn ge fangen unb ließ ihn aufkniipfen, nach dem er ihn vorerst noch mit einer Fla sche Champagner bewirthet hatte. Tanne Pflanzen. Einige Pflanzen entwickeln in ihren Blüthen eine innere Wärme, die zuweilen die Lufttetnperatur bedeutend übersteigt. Der Blüthenstaub dest- italienischen Arun stabesJ zeigt zeitweilig eine Temperatur, die utn 17 Celsinsgrade höher ist als die Umgebung. Diese Wärtneentwicklnng ist Vielleicht eines der Mittel, die. Insecten Zur Bestänhnug der Blüthen herbeilocken sollen. Die höchste Temperatur erreichen die Blüthen in der Zeit, welche der Be stiinhnug unmittelbar bot-angeht. Nach der Vefrnehtnng sank die Temperatur sofort lietriichtlith Viele Pflanzen werden au szerdetn aneh durch direkte Sonnenstrah lnug start erwärmt nnd nehmen dann bisweilen eiue weit höhere Temperatur au, als- die ntngehende Luft. Allerdings trifft dies meistens nnr für die Seite oder dass- Lrnan zu, das von der Sonne be sthienen wird, andere, der Sonne abge toandte Theile-, sind in der Regel ntdt einmal so warnt als die Luft. Früchte, dte an einer Zeile bou der Sonne besthienen werden, sind an dieser Seite viel früher reif, nehmen hier oft eine besondere Fär bung an nud werden bedeutend zuckt-r reieher. Manche Pflanzenomaue sind freilich anth darauf eittaeriehtet, die Matln der Sonnenwiirme zu brechen. So erwärmten sith hei der Vohne die Blätter, deren Unterseite von der Sonne getrof fen werden, weit mehr als diejenigen, bei denen die Strahlen auf die Oherseite fal len. Diese wirft ohne Zweifel infolge ihrer glänzenden therhant die Sonnen strahlen «nnn grossen Theil znrüel, sie nimmt also aneh deren Wärme nicht anf, nnd alle die Pflanzen tnit glänzendem harten, lederartigen Blättern sind ja be kanntlich in warmen, trockenen Gegenden heimisch, tu denen sich die Pflanzenwelt der ansdörrenden Gewalt der Sonnen strahlen möglichst zu entziehen sucht Ein Kansas’er Fatmer behauptet, 85 Schlanan in 15 Minuten erschla gen zu haben. Soviel Whistey giebt es ja gar nicht.