EI- (Z-s-»«- fu« Z R ZE? Erzählung aus Maiuzzer alten Tagen von A. Roman. »F (A. HinniuSJ (5. FortfetzungJ t kam auch die dickeHaushälterin herbeigeftürzh »Jesses, Mar’ Jo seph!·« wollte sie eten ihre Litanei de hnen-, da trat Arnold, der jüngere ohn, dazwischen »Seid Jhr Christenmenfchen?« don nerte et, »daß Jhr einem armen, der änsgftigten Kinde nicht zu Hilfe lotnmt?« »Nei, here Fall,« rief Frau Pül3, indem sie die Arme in die Seiten stemmte, »ich hab’ jetzt erfahren, woher das Kind stammt, und mit einem Ge schöpf- das sich Mit solch heidnischem Vieh wie Maus abgiebt, is et ohnehin » schon nit richtig.« Damit eilte sie wie- ; der in die Küche zurück. Brummend verzogen sich jetzt auch die Knechte und Mägde, während Ar npld das Kind die Treppe hinabführtr. Die Kleine machte in der That einen absonderlichen Eindruck. Das lange, Zion-de Haar fiel aufgelöst beinah bis auf den Saum des Kleides herab, dazu das weiße Gesicht und die großen, auen Augen, die sich wieder mit dem Tieflehentden Blick auf seinen Befreier richteten. »Was haft Du denn da?" fragte Ar nold Fall, ihre Hand, die sie in den Falten ihres Kleides versteckt hielt, er greifen-d. · Da fah er ein zappelndes Etwas — eme Maus. Und nun erzählte ihm das Kind schüchtern, stockend-, wie es in der Kammer in der Nacht gerafehelt Ynd rumdrt, es habe sich entsetzlich ge angsiigt und dann gegen Morgen in ei ner Maufefalle eine Maus entdeckt, die sichSchslvänszchen undIiiße eingellennni hatte. »Es is doch auch ein armes Tier," « sagte die Kleine, »mich dauerte seine Angst, und ich ionnt’s nit mit ansehen Aber da kam der schreckliche Hund zur Thäe herein, ich wollt’ die Treppe herunter —« Jetzt löste sich die Angst des Kindes in heißeThränen, der ganze kleine Körper flog vor Schluchzen. »Komm, mein Kind, wir lassen die Maus in den Garten laufen, und dann machst Du Dich zurecht, damit Du aussiehst wie andere Menschenkinder und nicht wie ein tleinet Kobold. Frau Büh, Sie sollten verständiger sein als die dummen Knechte und Mägde-, ich hattfe eine bessere Meinung von Ih sie-IX Frau Piitz brummte etwas in sich hinein, aber sie schien nicht unem pfiinglich für die bessere Meinung. Sie nahm das-Kind bei deeHano und führte es in ihr eigenes Zimmer. Doch als sie der Klein-en den schwi tetttden grauen Rock abstteifte, da s als såe aus Nacken und Schultern rote, utige Striemen. Entsetzt-schlug sie die "nde zusammen. « s ist denn das?« Die Kleine fürchtete, wieder das Mißfallen der gestrengen Frau erregt zu haben. .Jch km wirklich nicht dafür-« sagte sie, »die Mutter und Großmutter chlxen mich so viel!« » ind das Christenmenschen? Noi, das is Hexebrut,« brummte die Frau. he im Grunde gutmütig-es Herz wa te über vor Mitleid. ' »Was das Kind für zarte Glieder hatte,« dachte sie, während sie es mit Schwam und Seife bearbeitete »Wer wohl der Vater gewesen sein mochte? » Gewiß ein oornehniers Herr, das stammte nicht von gemeinem Reiss« : Und nun ging sie, überwältigt von der weichenn Stimmung, an Die Lade, wo sie tief unten die Kleider ihres verstor benen tleinenMädchens verwahrte. Sie war Wittwe uwd hatte ihr einziges Kind auch verloren. Ein leiferThyrnianduft stieg aus Der Wäsche empor, und nun kam ein hüb sches, dunkelblaues Kleid zum Vor chein, das paßte ihrem kleinen Schütz linsg ungefähr. Dann wurden die lan gen, blonden Haare geflochten und wie eine Krone um den Kon gelegt. Wirk- » lich, wie das Kinn jetzt vie großen, aruen Augen dankbar zu seiner Be Pchü erin aufschlug da fah es mit fei net lechientrone so hübsch au-, ,,fafi wie ihr verstorbenes M ariechn,« dachte sie feufzend. Sie konnte sich nicht enthalten, ihm einen herzhaften Kuß auf Mund und Wangen zu drücken. Darüber hatte ne Ins vergessen, daß es eigentlich »Hexen ut fei. Manchmal erfpriefzen ja auch aus bösemSamen goldigeFriichte »Na komm in die Küch, da kannst Du Deine Motgenfupp essen Gelt?« M das Kind lief mit gerade wie ein Geme- folgfamer kennt-. Es hatte »in feinem kurzen Le n noch nie so viel Freundlichkeit erfahren Jn der M fiand die dampfende Mo: en sup, nnd die Kleine ließ sich die elbe ; sehn-Ecken während Frau Püiz Idee sowiean zum Mittagsmahl hatte eben wol-geniert einen zap W Inst mit dem Schwa über W MFM en lver Wand Lkais-spie i und s Miti- lebend-i B das Fell II Ue M z Eva Hygiene ih III wissen m fa in ein ent feines Kindergeficht mit über-strömen den Augen. »Ach, bit-te, thut es nicht, bitte, biiiek schluchzte das Kind. »Was denn, Du Damms-NR »Es ist doch ein Tier, ein armes Ge schöpf, und es thut ihm weh. Ach, ; wenn es nur schreien könnte, Jhr thiitet - es nicht. Denkt nur, wenn man Euch ; so die Haut abziehen wollt’!" Das Kind stand mit gefaltetenHiin den da und so flehendem Ausdruck, daß rer Frau wieder das Herz weich wurde. »Bist ein Dummdart!« sagte sie. »So will ich den Aaal erst tot machen, sterben muß er ja doch« Und sie gab Ihm mit dem Messer einen wuchtigen Schtag auf den Kopf. Das Kind aber war aus der Küche gestützt, um die weitere Prozedur nicht zu sehen. Draußen stand der große Knabe und schrie: »Du Hexenbrut, wa 3 willst Du noch hier? Willst Dir wohinoch mehr Mäuse fangen und sie braten? Faß die Maus, Phylax!« Da stürzte Frau Pütz wie eine Lö- ? win, die ihr Junges verteidi t, herbei. »Rühr’ mir das Kind ni t an, ich sag-s Dit!« Die Kleine war aus den Händen ih res Peinigers befreit. Als die Wirthschafterin in die Küche zurückkam, war dieMagd gerade damit beschäftigt dieselbe Prozedur mit ei nem zweiten Aal vorzunehmen, wie Frau Püh vorhin gethan. »Bist Du ein Christenmensch, ein ar mes Geschöpf Gottes so zu quälen?" schrie sie. »Wenn es nur schreien tönnt’ oder Dir einer Lebendigen Leibes das Fell iider die Ohren zög’! Die wütdige Dame brauchte ohne es zu ahnen fast dieselben Worte des vor kurzem so tief verachteten Bettelbu des. Die Magd sah die Gestrenge mit dummen, runden Augen an. »Aber mer hawwe et ja immer so ge machtl« sagte sie Jni Hause dachte am nächsten Tage Niemand mehr an das Bettellind. Die Herren hatten mit ihren geschäft lichen Angelegenheiten zu thun, die Kranke betete ihren Rosetztranz und grübelte über ihre Leiden, und fiir die junge Frau gab es viel Jnteressantereå zu sehen uird zu hören. Jn der Abensddämmerung kam sie verstohlen durch den Garten, zur Hinterthiir herein, während ein junger Offizier sich auf der anderen Seite eilig entfernte, um in der großen Kaserne zu ver schwinden Sie habe einen Kranken desuch gemacht und sich dabei verspä tet, sagte sie. Frau Putz, die in stiller, aber erbit terter Feindschaft mit ihr lebte, ach tete diesmal nicht darauf, sondern ging an ihr vorüber in des jungen Herrn Zimmer. Er sah ihr etwas ungeduldig entge gen; denn er wollte gerade ausgehen. Frau Piin war in feierlicher Stimmung; sie hatte ihre große Floh ruse aufgesegt, deren Spitzen ihr bis auf die Augen fielen. Die feste sie im mer nur in feierlicher Stimmung auf. »Was ich sagen wollt’, junger Herr," begann sie, »das Kind von der Eva Zech darf nit zu ihr zurück, es ist zu gut dazu. Die Ban ist ein Engel, sie hat ein weiches Herz, das kein Geschöpf leiden sehen kann. Jch hab' meine kleine Maria verloren, als sie in der Ban Alter war, und die soll mir mein Kind ersetzen, uno meine Schwester, die ; im Kloster bei den welschen Ndnnen . ist, soll sie erziehenk «-«Und die alte Zechin ?« «Thut jetzt, als wenn sie das Kind « auffrefsen wollt’ vor Lieb’! Vieueich . gereut sie’s, daß sie sie nit längst ge « fressen hat. Aber sie will die Kleine fiir hundert Livres hergeben, fünfzig geb’ ich von meinem rsparien da zu —« »Schon gut, Frau Püls. bringen Sie der Ylten die Summe in meinem Ra men «unterbeach fie Arnald, der der Sache ei n Ende machen wollte. »Das übrige haben Sie zu veranttvortenk ZehntesKapiteL »an mir meinen Hut, Toineitses Nein, lieber den SpitzenshawlZ Halt, ih habe mir eH ans-ers überlegt, ich wollt ja gar nicht ausgehen. Toineite, Du bist auch zu ichwer von Begriffen Jch sagte Dir doch den Toque, den großen Federhut kennt ja jeder. Nun einen dichten Schleier dazu! Und lait anspannen, Toinette!« Die Kammekfrau war von dem Schlafzimmer in den Salon gestützt und so hin und her, um die widerspre chenden Befehle der Herrin zu erfüllen. Sie war an die Launen der Gräfin gewöhnt, heut aber überstiegen sie Hoch das gewohnte Maß. Während sie htnabging, um das ?’«nspannen zu bestellen, stand ihre Her rin, in einen weiten Mantel von dunk ler Seide gehülli, auf dem Kopf einen Tonne mit dichtem Schleier, am Fen ster mit einem Billet in der nd. Sie kamst- dea Inhalt, v m sie noch einmal: i f .,Morgen kehren Sie mit dem Kaiser lichen Hof nach Paris zurück, Lena, und ich verlasse eben alls die hiegge Gegend, uin in die eite zu gehen· ch möchte Sie noch einmal sprechen, Grä fin. Käme ich aber ins Schloß, so würde ich Sie vielleicht kompromitti ren. Das will ich vermeiden; denn man hat in der Umgebuna des Kaisers keine gute Meinung von mir. st es Ihnen möglich, nach ver Jngel iiner Aue zu kommen, in den runden erbit lon auf der kleinen Jnfel, den te ja noch von früher her kennen, so erfül len Sie meine Bitte. Jch werde Sie jedenfalls den ganzen Nachmittag dort erwarten. ranz.« Das Billet war auf rathselhafte Weise in Toinette’s Hand gekommen, sie wußte selbst nicht wie. Auf einein der dunklen Flure war Jemand an ihr vorübergehuscht, dann wurde ihr et was in die Hand gedrückt. Es war das bewußte Billet mit der Adresse ih rer Herrin. Madeleine hatte zuerst, als sie es gelesen, sich über die Zumuthung, die ihr gemacht wurde, geärgert. Das war doch etwas kühn. Dieser Mann wußte sie unaufhörlich in Aufregung und Athem n erhalten. Zuerst der Ueberfall in ihrem ISchlafziinmer und das Bersteckspiel . im Wandschrant, dann fein tolltühnes I Erscheinen aus dem Ball. Mit Herztlopfen hatte sie gestern von dem neuen Abenteuer bei Zahlbach gehört. Es sah Franz von Greiffenklau ganz ähnlich, sein Leben leichtsinnig in die Schanze zu schlagen um ein Nichts. Und leinein anderen wäre dies Leben geschenkt von ihm, der kürzlich einen Herzog von Enghien im fremden Lande aufheben ließ, um ihn in den Wällen von Vincennes erschieszen zu ; lassen. Aber begriff den Greiffenklau ; nicht, wie eomvromittirend es für die t Gräfin von Fremont, die Hofdaine der Kaiserin, war, wenn man sie mit ihm zusammen sah? Underschämt war es überhaupt, · solche Zumuthung an sie zu stellen. Sie hatte zuerst das Billet zerreißen wol len, dann behielt sie es in der Hand, und aus den großen, kühn geschwun genenSchriitzügen, die so herrisch aus sahen wie ihr Schreiber, schauten sie die blitzenden Augen Franz von Greif fentlaus an. Gerade so hatte er auch vor dem Kaiser gestanden, o, sie kannte ihn genau. Sie wollte ihm das sagen, er mußte erfahren, wie sie darüber dachte. Und dann kamen die widersprechen- " den Befehle, die die arme Toinette faft zur Verzweiflung brachten. »Der Wagen ist vorgefahren!« mel dete diese. Unten stand das lleine Kabriolett, das die Hofdamen zur Verfügung hat ten. »Der Wagen? Aber nein, Toinette, ich wollte ja gehen. Toinette, ich be qreife Dich heut nicht, natiirlich will ich gehen. Sage dem Kutscher abl« ,.,Aber gnädiafte Gräfin der Him mel sieht bewöllt aus es ift schwül vielleicht ist ein Gewitter im Anzugek hllnsinn jetzt im September ein Gewitter!« rief die Gräfin zornig, und die verfchiichterte Kammerfrau flog aus dem Zimmer, die Befehle der Her rin auszuführen Madeleine fah nach einer der bei den Uhren, die sie der damaligen Mode cemiiß an jeder Seite desGiirtels trug. Vier Uhr! Bis zum Theater und Sou per war es noch lange Zeit. Gleich darauf trat fie aus einer hinterpforte des Schlosses an der Seite der Kammerfrau den Weg an. Es war weit bis zur Jugelheirner Aue sind der Weg schlecht. Aber ihre zwan Jiajähri en Füße, die auf dem Partett panze steilen im Tanz durchrasten ohne zu ermüden, tannten auch hier kein Hinderniß. War sie nicht die wilde Lena Ertbal, die es oft mit den Kna Sen im Klettern und Laufen aufge nommen hatte, trotz der Ermahnun -:en der alten Duenna? Dann lam Avie kurze Ehe mit dem viel älteren Mann und der kaiserliche Hof mit sei stem steifen Cerernoniell, das manch ; Psal recht langweilia war, »trotz» der Icheinbaren Abwechslung Die Tage ; mit den üblichen Empfangen und Ballen glichen sich aus ein Dann und sehei aing es trotz der Etitette von Vers-titles oft aar nicht vornehrn zu; denn man konnte sich noch nicht recht in «ie fürstlichen Alliiren finden. L, diese Generale und ihre Damen! Die Her -:-n mit ihren Verbeugungen und die Damen, die von früherer Zeit her nicht Jn das- Partett gewöhnt waren, ver «ictelten sich immer in ihre Schleppen, ; II qab es tomische Situationen Die - Gräsin lachte leise vor sich hin. Unter solchen Gedanken war der Weg vom Schloß an den Ruinen der alten Mariinsburg vorüber bis zum Raimundithor schnell zurückgelegt Der Posten am Thor sah die vornehme Dame zwar etwas verwundert an, die tu Fuß und in Begleitung nur einer Dienerin die Stadt verließ. Aber er rsisf leise vor sich hin und dachte sein Theil. Solche Aussliige hatten meistens ihre geheimen Gründe« Ein leichter Wint- hatte sich erhoben, Madeleine schlug den Schleier zurück und ließ sich die frische Luft ins Ge sicht wehen, daß die braunen Locken sich um Stirn und Wangen ein elten. Hier war ja keine Gefahr, verse re Je mand erkannte; ab und zu ge nete ihr ein Landmann, ver sie gerade o er staunt ansah wie ver Posten am Thor. Aber was that dass Sie schritt vie Rheinallee nach . Wen-hoch zu herunter, rauschend zo gen die Wellen des majestätischen Stromes dahin, in der Ferne tauchte die Hartenmiihle aus, in deren Nähe sich einst ein großer, tunder mit Bäu men eingesaßter Plas, von Bosketts und Blumengruppen umgeben, befun- » den hatte, das Randell enannt. An diesen Plan knin te sich Inst-sehe Jugenderinnerung. hier hatten Dos seste, Karossels statt esnnden, da be sand sich das Vaux all, der . anpt- ; vergnügten Hort der adeligen un bür-- « gerlichen ainzerRreisr. Sie ge dachte einer prachtvollen, mastirten Schlittensahrt, die einst der Onkel Er thal, der als Hosmarschall bei seinem Bruder-, dem Kursiirstem sungirt.-, veranstaltet hatte, wie sie an Franz von Greifsenilaus’ Seite unter lusti gern Peitschenknallen im vergoldetem Drachenschlitten dahingejagt war, nnd sich dann später mit ihm im Reinen gewiegt hatte. Wo war all der Glanz nnd die Pracht geblieben? Versunten unt-r den Geierirallen der Revolution, und die Menschen, die sich hier ihres Lebens gefreut, in alle Winde zerstreut! Unter solchen Gedanken hatte sie den Weg zurückgelegt, dort winkten die beiden Inseln, die Petersane, aus de: von Bäumen versteckt sich ebenfalls ein kursiirstliches Lustschlößchen befand, und hier vor ihr die Jngelheimer Aue mit ihrem künstlichen See, aus dem weiße Schwäne einherzogen. Jn der F Mitte der Jnsel lag das wunderliche, T runde Schlößchen, das seltsametweise j von allen Stürmen der letzten Jahre verschont aeblieben. Ein breiter Arm des Rheins trennte die Inseln vom Lande. rüher hatte eine Fähre beide Inseln mrt dem Fest lande verbunden. Ob sie wohl noch existirteZ Ja, die Fähre lag da, aber der Fährmann schlie, es gab eben keine vornehmen Besucher mehr, die hinübergerndert sein wollten· Aber Madeleine erinnerte sich noch von stü lxer her einer Ziegelei. die mit ihren Lämmern, Hunden und Katzen in ihrer Kindheit eine Rolle gespielt. Das Ge bäude existirte noch, es war auch noch bewohnt. Dort schaukelte ein kleiner Nachen an eiserner Kette. »Willst Du Uns hinübetklldetn7« fragte Madeleine einen Knaben mit ftrohgelbem Haar und wasserblanen Augen· Der Junge starrte die Dame wie eine Erscheinung aus einer ande ren Welt an, und fteckte den schmutzi gen Finger in den Mund. Erst die wiederholte Frage und ein blinkendes Geldstück weckte sein Ver ständnisz. Das lleine schwantende Boot erregte Toinette’s Schrecken, die, noch ganz erschöpft vom schnellen Lauf, mit ihrer leichisiißigen Herrin taum Schritt halten konnte, aber Lena Erthal, die selbst leine Furcht kannte, fragte nicht viel nach den Ge fühlen ihrer Kammer-from sie freute sich vielmehr, wenn die Wellen, die heut auch den Rheinarnr bewegten, das Boot lustig tanzen ließen. Nun hatte man am jenseitigen Ufer angelegt, und da tarn er ihr entgegen im slatternden Mantel, den breitran digen Hut auf dern dunklen Haar. Als er, den Hut in der hand, jetzt auf sie zutrat da war nun doch der Aerger über seine Anmaßung verges sen. Und er —- er that, als wenn es ganz selbstverständlich sei, daß sie sei nem Ruf gefolgt war. »Ich wußte irr, Gräsin, daß ich nicht vergeblich bitten würde,« sagte er, indem er ihre Hand an die Lippen zog, »daß Sie lornmen mußten.« »Meinen Sie, mußte ich tommeni« fragte sie, den Kopf zurückwerfend. — Das Schlößchen und der eigentliche Garten, in dem die Kurfiirsten von Mainz manche fröhliche Stunde in lu stiger Gesellschaft efeiert hatten, fah nun doch in derstähe etwas anders ; auå als früher-: der Garten war ver ? wildert, statt der Zierpflanzen und wunderlich geschnittenen Taruswände blähten sich dort jetzt gemeine Küchen gewächse. Das Schwanenpaar, der Rest früherer schöner seiten ruderte trübselig auf dein ver umpften, mit Wasserpflanzen bedeuten See umher. s die Wandlungen der Zeit hatten sich» auch an ihm vollzogen Fremde Gesichter kamen dem Paar entaeaen, der einstige Kastellan des Schlrzßchenz war verschwunden, ein Pächter hatte sich dort mit seiner ilachstövfigen Nachkommenschaft nie dergelassen, und vom Hase her belei diaten uniisthetische, landwirthschaft liche Gerüche die seine Nase der Hos dame. »Wir wollen auf den Ballon gehen, zu dem man durch den runden Saal aklangt,'« sagte die Grösin. »Toinette, sorge für Erfrischungen!« Und so stiegen sie die Treppe zum oberen Stockwerk hinan und durch schritten den wunderlichen, freie-runden Saal, aus dem aller Schmuck, in dem er einst georangt, verschwunden war. «Erinnern Sie sich noch jenes Abends-, Franz —- ich glaube, Sie wa ren mit dabei, und ich noch ein Kind, las Onkel Erthal uns aus meine Bitte hierher mitnahm. Es war das einzige Mal in meinem Leben, daß ich das Schlößchen betrat. Bei dem Kursiirsten war Besuch, die Grasen von Leintn en und Solms-Braunjelö mit ihren e mahlinnen und Tdchtern und viele Cavaiierr. Da beleuchteten die Kerzen des Kronleuchters im runden Saal sarbenpriichtize Gobelinj an den Wän den, und um ie Tafel reihten sich vor nehme Mitnnee und schöne, lachende grauem und u den Klängen der atse, die die räsin Sohns meister daft spie!te, rau; )ten die Watt- des Ndeinb Bersunken alles-t« W »Ich erinnere mich wohl,« verfeyte er, «am nächsten Tage ireuzten m Garten der Favorite zweiCavaliere die Degen um die schöne Gräsin Solms.« Nun traten sie auf den Altan hin aus. Dort grüßte das Dörfchen Mom bach, dahinter die dunklen Wälder des Leniasorstes, in denen der Schin derhanneö sein Wesen getrieben. Ueber allen diesen Erinnerungen, über man ches gemeinsame Erlebniß, das sie jetzt besprachen, war die Gräsin doch wei cher geworden. Und ihre Frage klang nicht streng, sondern besorgt: »Wie kamen Sie nur dazu, Fran , sich um irgend einen plebejifchen Bienschem ein Nichts, in den Rachen des Löwen zu stürzen.« »Es ist ja geradezu ein Wunder,« entgegnete er, mit der fchlanien Hand, das einzige, was an ihm, dem Kraft menschen, aristoiratisch war, über das Kinn fahrend, »einer Tiberiuslgune habe ich es wohl zu danken, daß der Tyrann den Todgeweihtcn nicht in den Abgrund stürzen ließ, oder weil man mich für zu unbedeutend hielt, um mich unschädlich zu machen·« Unbedeutend dieser Mann mit der breiten, kraftvollen Gestalt und dem kühnen Blick! Jbre Augen sagten ihm, - daß sie diesen Ausdruck nicht passend « für ihn fand, aber er schien nicht da raus zu achten. » »Sie fragten, warum ich mein » Leben in die Schanze geschla gen um ein Nichts. Nennen Sie s einen treuen Menschen ein Nichts, der » oft schon sein Leben für mich gewagt?1 Der häßliche, buckli e Sohn desKam-s merdieners meines gVaters hängt mit! einem natismus an mir, der ibni einen « Bord begehen ließe, wenn erJ mich damit retten könnte. DiesmaL war er in Gefahr-, und wäre vom ö- » bei, lder süßen Bestje, ohne mein - a zwischentommen vielleicht zerfleischt worden. Jshm babe ich meine Befrei ung aus dem Holztburm zu danken,« unsd wenn er nicht damals, crls man in Ihrem Zimmer nach mir suchte, draußen im Korribor die Aufmerk- ; samieit von uns abgelenkt hätte, sos waren wir beide Verloren. Wie konnte! ich ihn also im Stich lassen?'« « Die Griifin zuckte die Achseln, siei sah in diesem Moment sehr hochmüthig aus. »Und was gedenken Sie nun zu thun?« »Ja- wei ijz es noch nicht, Ich vm ja; vogelfrei. Die Mutter ist todt unser Gut verwüsiei, Idee Greiffenllauetj Zof in Mainz zur Kneipe geworden. s un liegt die ganze Welt vor mit. s Jst das nicht beneidenswetth, solche Abenteutetettlienz?« j Er lachte bifiet auf. Ein Gefühl des Mitleids flammte( in ihrem stolzen Herzen empor aberj sie fühlte, dal« Dieser Mann kein Mit- . leid wollte, sie hätte im gleichen Fall auch kein Mitleid gewollt So weit verstanden sich ihre Rassenaiutetr. j cForisedung folgt.) j i « Arbeiteriseusttersichernng. ’ Die Zusammenbriiche großer indu- s strieller Anlagen in Deutschland haben : eine nach Hunderten und Tausenden zählende Schaar von Arbeitersamilien - brvdlos, weil arbeitslos-, gemacht· Die Lage der Bedauernswertben bringt den s Vorschlag einer Krisenversicherung der Arbeiter von Staatswegen, der zuvor schon mehrfach erörtert wurde, wieder in den Vordergrund. Wie das deutsche Reich mit seinen Fürsorgemaßregeln fiir die Arbeiter allen übrigen Staaten vorausgegangen, Unfall- und Kran kenversicherung eingeführt und filr die alten und erwerbsuntiichtigen Arbeiter gesorgt bat, so soll es auch dag Wert vollenden und wie die Wittwen und Waisen so auch Diejenigen sicher stel len, die durch allgemeine Notblage un verschuldet arbeitlos werden. Das »Berliner Tageblatt« citirt den be kannten Nationalökonomen Schäifle, welcher die Versicherung gegen Er iverbglosigieit als von größerem Wer the erklärt als die gegen Erwerb-Zun siibigieit. Die unfreiwillige Erwerbs losigkeit der Arbeiter sei eine Folge des ganzen Produktivngsystems, dessen Mißstände zu beseitigen, eine »Beta stung der wilden Ausdehnungen und ; Einschränkungen der industriellenPrv i duttion erforderlich sei, vielleicht durch ! Ein- und Austrittsbeträge der Arbeit geber, so daß die wie wild produziren den Arbeitgeber so häufig getroffen werden, wie sie das Geschäft unterbre chen.« Neben dieser vorbeugenden Maßregel verlangt er »die aus einMin destmaß und eine Mindestzeit bemessene (staatlich zu regelnde) Gewährung ei nes Notbunterbalts siir die unverschul! det erwerbslosen Arbeiter und die Or ganisation einer freien, die staatlichen Unterstützungen ergänzenden Zusatz irisenversichernng. Wie diese Versicherung, schreibt da zu das To eblatt, im Einzelnen durch zuführen it, mag späterer Erwägung und Erörterung überlassen bleiben. Jn jedem Falle freilich wird die Krisen versicherung ebenso wie die ebenfalls noch zu verwirtlichende Arbeiterbinter bliebenenversicherung an den schon ietzt tbiitigen Arbeiterversicherungsapparat ungegliedert werden müssen. Die Jn validitiits- und Altersversicherungs anstalten scheinen uns die gegebenen Träger dieser Versicherung zu der außer den Arbeitnehmern auch die Ar beit eber beisteuern mii ten. Gewiß · wiir eines solche Ver erung eine neue Belastun unserer Industrie und damit eine Er chwernng rbrer Produk tionsbedingungen gegenüber dem weni ger sozial empfindenden Auslande be deuten. Aber diese Belastung wäre, was ibre Döbe angeht, mit« derjenigen — durch die Alters- und Jnvaliditätsver sicherung gar nicht zu vergleichen. Viel leicht empfiehlt sich eine Heranziehung gerade der größten Unternehmun en, bei denen die Gefahr massenhaster r beiterentlassungen am ehesten droht mit prozentual höheren Beiträgen u der Versicherung. Die Altiengesekls schasten, die Hunderttausende an Auf sichtsrachs und Direktorentantiemen zahlen, werden auch höhere Beiträge als sder mittlere und kleinere Unterneh mer zahlen können, ohne daß sie ihre Dividenden sonderlich schmälern müß ten. « m Uebrigen scheint uns der obige chässle’sche Vorschlag,·insosern er neben der nur aus die Gewährung eines Nothunterbalts berechneten staat lichen Krisenversicherung noch eine sa lultative ergänzende Privatversiche 7 rung der Arbeiter verlangt, das Rechte zu treffen. Für eine solche Privatver sicherung sind, die Arbeiterverbände durchaus die geeigneten Träger. Die Atbeitlosenversicherung ist nach unserer Meinung lediglich die Konsequenz un » serer Rechtszuständr. ——» »A- , i such der Spazier-stock hat feine Vergan - genoett und Modeschrnllem Zur »Philosophie des Spazier stock3" veröffentlicht der Pariser Fi aaro eine übsche Plauderei: Ha en Sie schon emertt, wie nöthig es ist, etwas in der Hand zu alten? Aus - diesem Grunde ist der toct, eine an scheinend so werthlofe Nebensache, et was BedeutenPs geworden. Obgleich der Stock weniger persönlich als der W und die Cravatte ist, ist er den noch ein« Theil von uns selbst.... Der erste Träger eines Stockes war ein drimitives Wesen, das sich dessel ben zur Vertheidigung bediente Und nicht daran dachte, was siir ein-«- Rolle der aus einem Baum geschnitteneStock ein-es Tages in der sogenannten eini lisirten und eleganten Welt spielen würde. Der Ahnherr des Stockes ist aber verweichlicht und zum »Spazier stock« geworden, er dient uns mehr zur Haltung als zur Stütze und selken zur Waffe; denn die Fälle, in denen er sich auf dem Gesicht eines Unverschämten niederliißt, werden immer seltener. Nun hat dieser stumme Gefährie aller unserer Ausgänge, der bei einiamen Spaziergängen so wenig störend und so verschwiegen ist, soeben eine gewisse Krise durchgemacht. Sie müssen be mertt haben, wie langsam die Ent wickluna der Mode in Bezug auf die Stöcke ist. Der Stock mit dem Knovf aus Gold, Silber, Email oder Porzellan hat lange geherrscht, und erst als die Nützlichkeit der Stocktriicke, die «die Hand umfaßt, die an den Arm gehängt wird. sich gebieterisch auforiingte, wurde der Knon entthront. Jm vori gen Jabre gab es sogar einen Augen btick des Schwanlens. ·Einige alte Modelle von Stöcken mit Knöpfen, die man in der Weltaitssiellung sah, hat ten geschickte Nachahmer gereizt. Es aab zwei Parteien, die Anhänaer der Knövfe und die der Krücken. Damals hatte der Gras von C .. der immer auf der Lauer nach Neuheiten und Ete anz ist, den Gedanken, endgiltig die Giewlllriicke aufzugeben und den Stock in der ganzen Nacktheit eines schönen seltenen Rohrs zu traaen, das einfach von einem schönen Ring mit Gabochon oder einer Schlange aus Edelsteinen umgeben ist. So werden jetzt die Erinnerungen an eine geliebte Frau getragen. — Die Stocke mit Jnrrunanonen ton nen theuer sein, werden aber niemals » vornehm werden, wie alles, was Phari 2 tasie ist. Die Stöcke aus Rosen-, Ce , dern- oder Ebenholz sind nicht so viel l werth, wie das feine amerikanische oder : afrikanische Rohr: im Rohr der Stöcke , giebt es eine gewisse Aristokratie; man L muß Kenner sein, der Liebhaber ver steht sich darauf wie der Roßkamm auf l Pferde und er unterscheidet den Rasse i stock von dem halbbliitiaen Stock. Es « wäre eine große Ungeschirtiichkeit, im Inier dieselben Stöcke zu haben. Jm Gegentheii. man gebraucht eine große Mannigfaltigkeit, um ihn im Bot-zittr mer einer hübschen Frau vergessen zu können, ohne ihr dadurch Ungelegen heiten zu bereiten. Man hat lange die ernste Frage erwogen, ob man seinen Stock in den Salon mitnehmen darf Das geschieht. Aber es ist immer ein Zeichen einer gewissen Jntimitiit, die man in einem etwas strengen Hause vermeiden muß. Seinen Stock gut halten zu können, ist nicht Jedermann gegeben. Man kennt die gewöhnliche Art, die Hand in der Mitte des Stocks, - sodaß weder das Ende noch der Griff die Erde berührt, um die Entartung des ehemals nützlichen Gegenstandes zu beweisen: denn etwas wirklich Ele aantes darf keinen praktischen Zweck haben und nur von höchster Naht-Isra keit sein. Der Mann spaeirt also stolz umher, und trägt seinen Stock ohne ie den Grund in der Hand; nur im Theater darf er noch seine Befriedi gung damit ausdrücken. .Dann be rührt der Stock die Erde, aber er schlijat nicht mehr, er klopft. Das ift die einziae bestige Kundgebung, deren er noch föhig ist« Unser Regierungs-Wetterbureau verkündet, daß unter fünf Wetter oorauösagen immer nur eine unlerrekt ist. Wenn man nur wüßte, welche immer die sitnfte ist. s II i Unsere Tausenddollar Banknoten sollen eingezogen werden« Also au - gepaßt, daß keine ·in der Westentas veeaetlen wird.