sz sein« nnd Onkel Schmitt. 7sagebnch eines Knaben-— Von M. von Scheve. Gestern war Mantos Geburtstae, i-— sie hat wieder geweint. Vor einem Mre war sie immer vergnügt ..... rnm nur Papa nicht gekommen ist? " « . . So lange ist er verreist. Jch srage Morna gar nicht mehr nach ihm, denn He giebt mir doch keine Antwort und wird immer trauriger. Wir haben zwei Pensionärez der eine heißt Ostar; er ist Sextaner, zu ihm sage ich: »Du«. Zu dem anderen sage ich: »Sie«; er heißt Herr Schmitt nnd ist ein möblirter Herr, wie die Mine sagt. ; , Ostar ist neun Jahre; er ist aber :» nicht stärker als ich. Wir haben uns » heute mächtig gehauen» Warum? . . . . f Er sagt, Mama sei eine geschieden E Frau! Er soll nur ganz still fein; er hat gar keine Mama, und sein Vater ist schon lange todt. » Zwei Windbeutel und drei Motiven E- « Zöpfe habe ich gegessen; Herr Schmk k; hat mich zum Konditor geführt. Er ist »- riesig nett; ich soll »Ontel« zu ihm sa gen. M st- st Ep Wie ich aus der Schule komme, sehe · ich aus einmal Papa an der Straßen eckeL Ra die Freude! . Jch falle ihm gleich um den Hals und gehe stolz mit ihm nach Hause. Mama ist furcht bar erschrocken, als wir beide ankom men; sie wurde treideweiß. Gemeint hat sie auch wieder. —- Aber manche Menschen weinen vor Freude, sagt herr Lorenz, unser Lehrer. Gegen Abend ist Papa wieder weggefahren. —- Ontel Schmitt kam und wollte Mama trösten; er ist immer traurig, wenn er Mamas verweinte Augen sieht. —- Ontel Schmitt ist sehr gut; ost sitzt er noch lange bei Mama, wenn wir schlafen gehen; dann spricht er englisch mit ihr; das nennt man Kot-»verfa tionsstunde; Mama iann viel besser englisch als er. Wir gehen jetzt alle Tage weit spa zieren; ich mit Oskar voran; Matna « nnd Herr Schmitt hinterher. Morgen ist mein Geburtstag, wenn ich doch ei neu Flitzbogen bekäme! Was wird mir nur Onkel Schmitt schenken? Gestern, als ich die Thür zu seinem Zimmer aufmachte, steckte er schnell ein großes Partei in seinen Kleiderschranl und lachte ganz verschmitzt dazu; ob das wohl für mich bestimmt ist? ge E sc . qw »Es Wie-www JMIÆWEUYHHHHVHE Ein großer Kuchen mit neun Lich tern; ein ganzes Regiment Bleisolda ten und ein schönes Buch von Martia; von Oskar einen Ball; von den Tan ten eine Kiste mit Apfelsinen. Ehoko lade, Strümpfen und Kuchen; der blaue Anzug ist von Großmamax ich soll in den Ferien zu ihr kommen. Onkel Schmitt hat zwei Flaschen Wein spendirt zur Bowle; er hat mii mir Brüderfchaft getrunken; ich sage jetzt »Du« zu ihm und »Zum Richard«. Mit Mama hat er auch Brüderfchaft getrunken; er sagt »Tante Rose« zu Mama, manchmal auch »Rose«. Eine feine Armbrust hat er mir geschenkt, und dazu eine Schießscheibe mit zwölf Ringen. Der Onkel trifft immer in’s Schwarze; ich schieße in's Weiße, — aber freuen thue ich mich doch, wenns auch noch daneben geht. i- s- is Oskar kann den Onkel Schmitt » nicht leiden, weil er immer dreimal nimmt, wenn es Pudding giebt. Manchmal bin ich ihm auch nicht gut; ; wenn wir uns ein bischen ringen, kommt er gleich und giebt jedem eine Ohrfeige Na, überhaupt immer thut er, als ob er mein Papa wäre; vom TBratm bekommt er die besten Stücke send zum ersten Frühstück ein Ei. Aber Martia sagt, das sei ganz in der Ord nung, Onkel Richard sei kränklich und müsse kräftig essen; dafür bezahle er auch viel Geld, alle Tage einen Thaler. such sei er doch immer sehr nett zu Uns. Mitte ist heute böse auf ihn; feine Stiefel waren ihm nicht blank f genug. »Was der Mensch immer zu « segeln hat,« brummte sie hinter ihm f kr, »so ein verbummelter Stubent, der Mts ist und nichts hatt« Onkel hat doch etwas und er ist g such etwas. «- Et ist »Jurist«; das ist etwas sehr Gelehrtes. «Onlel, was ist denn ein verdam melter Student?« ".-" «Hoho, mein Junge, meinst Du mich etwa damit?.... ch bitte mir Re käelt aus; ich bin «urist!« Er lachte e « su. »Also bist Du doch etwas —- und Das hast Du?« - »Was ich habe?« ..... Er zog die Mino kraus. »Ich habe Bazillen und III-ersehn das genügt! . . . Der elende Mwmpnk er stöhnte laut aus. »Wenn III in der Lotterie gewinne, mein Haus« Dann sollst Du es gut haben. Und M Martia auch. Dann gehen wir nach s sztaliew alle drei!!« s- - se Das etstr Mal ins Schmutze ge W· hat-kahl Bald kann ich» so gut wie Onkel Richard. Ueber fei »Qett hängt ein Revoloerx damit IM- MI Mal hintereinander Wenn er stirbt, soll ich den « " III-eins ter. Ists-Iß E aber sehe lan e Mit Leben wähnt fiel-z g I Jahr,« sagt Herr Lorenz; «Onkel Ri-, chard ist erst fünsundzwanzig Jahre und hat einen kleinen, schwarzen Schnurrbari. —- Meine Armbrust ist sein, aber wenn sie kaput ist —- und bei mir geht Alles kaput —- dann kause ich mir einen Revolder; ich habe ja zwei i Goldstücke in der Sparbiichie.« i l Gestern Abend haben Mama und I Onkel immerzu gerechnet. »Es geht nicht; das Exempel stimmt nicht,« c seufzte Mütterchen und beide schienen I sehr betrübt darüber. Jch sah mir den « Zettel an und da standen ganz leichte Zahlen; kein einziger Deimalbruch: 600 Mark Miethe, 1800 Mark Haushalt, 160 Mark Steuern. .und so geht es weiter. Nur zu addirenz kinder leicht! Jch rechne nach: »Du, Onkel, das ist ja ganz richtig.« »Kleines, kluges Kerlchen!« der On kel nickte lächelnd. Mama küßte mich mit ihrem trau rigen Lächeln: »Mein süßer-, dummer Junge!« Der Onkel küßte mich aus dieselbe Stelle; dann sah er Mama an, und küßte ihr die Hand, was gar nicht nö thig war. — Sonnabend sangen die Ferien an; ich freue mich riesig. Onkel Richard hat zwei Tage zu Bett gelegen Komischi der Doktor hat zu Mama gesagt, Onkel Richard sei unheilbar! Unheiibar krank! — Die Mine sagt die Doktors irren sehr ost; der Onkel könne gar nicht trank sein bei dem Appetit. Jent zielt er schon wieder und trifst immer in’s Schwarze; ich glaube, er ist wieder ganz gesund — — Hurrah die Ferien! Seit drei Tagen bin ich hier in Wolsramsbors bei Großmama Groß mama ist so lieb, sie giebt mir immer Chotolade und Tante Clara spielt mit uns Verstecken und läßt mich kutschiren Oskar ist auch hier, erstens weil er keine Eltern hat und zweitens, weil ich hier keine Spielkaineraden habe; Tante Clara ist allerdings auch sehr lustig, aber sie ist doch nur ein Mädchen, hat ein langes weißes Kleid an und kann nicht klettern Was ist denn eine Depesches Jm mer wenn so eine Depesche kommt, sind sie Alle traurig, sogar die lustige Tante Clara. Nach der Depesche kam noch ein Brief· Darauf mußte Martin an spannen. Großmama und Tante An na nahmen unter Thränen von mir Abschied. Sie fahren zu Mama und wollen mich nicht mitnehmen. Mama ist krank. Armes Mütterchen! Tante Clara will heute garnicht mit uns spielen: sie näht an einem schwar zen Kleide; wir sollen lesen und uns ruhig verhalten. Als mich die alte Ur sel zu Bett brachte, küßte sie mich und sagte: »Bete für Deine arme Mama!« »Ja, daß sie bald gesund wird!« Ursel nickte stumm. »Und für Onkel Schmitt auch!«« «Nein, für den nicht!« Und sie ballte die Faust und sah grimmig an die Decke. —- — Hier mögen sie«·’"alle den Onkel Schmitt nicht leiden, und er isi doch so gut; sie kennen ihn eben gar nicht. Am liebsten bin ich im Pferdeftall. Als ich heut mit Oskar lam, lehnte Johann, der Gärtner, an der Stall thür und unterhielt sich mit Martin. »Wenn einer brustkrant ist und knallt sich todt, na denn meinetwegen, was braucht er aber die junge Frau zu erschieizen? . . . .« »Die war auch unheilbar —- aufs Herst« meinte Martin, »verheirathet fein und doch keinen Mann haben, det is so’ne Sachet« — »Ach wol« Johann wußte immer Alles besser, »det tommt bloß von de Revokvers her; so’n Ding knallt kaum und schießt gleich mausetodt!« »Pst!« machte Martin, »du sind die Jungen!« Wir sollen nie hören, was sie spre chen; ist mir auch egal, was solche Leute schwatzen. Jch mußte nur eben an Onkel Richard denken! Ich will ihm doch lieber sagen, daß er mit feinem Revolver vorsichtig ist; so ein Ding knallt kaum, da hat der thann Recht, und es schießt gleich o t. « . Und das Todtschieszen ist lebensge sährlich · . . . Was nur die alte Ursel gegen Onkel Schmitt hat? —- — ——————s——.o O-——— Nach der Badereise. Mutter: »Unsere Badereise scheint ganz umsonst gewesen zu sein. Keine von unseren Töchtern hat sich in H. verlobt.'« Vater: »Eben tras ich den jungen Doktor in der Weinstube, der sich am Strande öster mit unserer Minna un terhielt. Wie er mir sagte, will er mir in den nächsten Tagen seinen Besuch machen.« Mutter: »Na, Gott sei Dank, dann hat vielleicht unsere Badetur noch vie gewünschte Nachwirkung.« Noch mehr, als verlangt w i r d. Sie : Schwöre mir, daß Du mich allein liebst! Er: Ich s koste ei! Und zwar schwöre ich, da ich Dich nicht nur al lein liebe« sondern auch, wenn andere dabei sind! j W Der erste Zwist Skizze von Marie Busche. Sie waren nicht nur das reichfte und schönste, sie waren auch das glücklichste Paar unter der Sonne, der Herr Ober leutnant Max von Werden und feine junge, reizende Frau. um die ihn das ganze Regiment beneidete, Frau Tessa, gebotene Kurtzr. ; Als Werden vor Jahresfrist bei einer Ballgefellfchaft das schöne, viel um schwärmte, begehrenswerthe Mädchen tennen gelernt, war es ihm wie ern Rausch zu Kopfe gestiegen; bis über die Ohren hatte er sich insTessas strah lende Blauaugen verliebt. Und ihr ging es nicht besser. Jhr Herz hatte der start liche Offizier wie im Sturme siegreich erobert. Und nun saßen sie beide eines Mor gens in ihrem traulichen Heim. Jn he quemer, mit weichem Flanell gefütterter Hausjoppe lehnte der Herr Leutnant behaglich in den weichen Kissen des So phas, er rauchte. indessen Tesfa den Kai fee bereitete, eine feine Jmportirte. Unter zärtliche-n Geplauder war bei nahe eine Stunde vergangen, und der Zeiger auf dem Zifferblatt der eleganten Uhr zeigte zehn Minuten vor acht. Mit einem Ruck war der liehestrunlene junge Krieger aufgefprungen: »Der verwünschte Dienst. Donnerwetter !'· Sie sah ihn groß an. Lächelnd strei chelte er ihr die weiche Wange. »Ver zeih’, Frauchen, diese Kraftausdrücie lernt man beim Kommiß wie die Kinder das A B C in der Schule. Er rührte heftig die Tischglocke ; und prompt erschien fein Bursche. Flint, Krause ! Der junge Vaterlandsoerther diger fchnellte wie ein Biitz auf dem Harten herum und half gewandt seinem » Herrn. Dann trat der Oherleutnant mit ausgebreitenen Armen auf feine junge . Frau zu, die sich ihm zierlich wie eini Bachftelzchen auf den Fußspitzen entg:- ’ grnneigtr. Er nahm ihr Köpfchen zärt lich in beide Hände und sagte : «Adieu, mein Engel! Wir üben « heute auf der Haide; wie wäre es, wenn ich Dir so ein recht nettesStriiuß- s chen Erita mitbrächte ?« »Ach ja, bitte, Liedsterz das heißt, « wenn es Dir teine zu große Mühel macht.« »Bewahre, nicht die geringste Also, Liebling, bis spätestens Elf denke ich zurück zu sein.« Noch ein inniger Händedruck und er stürmte hinaus. Sie hatte ihn bis zur Treppenthiir begleitet, und noch vom Treppenhause heraus flog ihr eine Kußhand zu. Die junge Frau hatte sich irn Haus halt beschäftigt, sie hatte gelesen, Briefe an Freundinnen geschrieben, und so war die Mittagszeit herangekommen Tessa zog sich in ihr Antleidezirnmer zurück, um rasch Toilette für den Mii tagstisch zu machen. Sie sah reizend aus in ihrem hellen Gewande, in ihrer rosigen Jugendbliithe. Und sie wartete aus ihn, vor dessen Augen sie so reizvoll wie möglich erscheinen wollte. Aber die Mittagszeii war schon seit einer halben Stunde vorüber, und er kam immer noch nicht. Jhre Ungeduld wuchs mit jeder Minute. » Ein Uhr ! Zum Zerspringen klopfte ; ihr das Herz vor geheimer Angst und Z Unruhe, die sie nicht mehr los ward. E Es war das allererste Mal. daß er nicht ; zur rechten Zeit kam. Ein unklares : Empfindem welches ihr die Seele mit F tausend lchreckhasten Gedanken bestürm te, versente sie in eine Unruhe, die ihr ganz unerträglich ward. Und zum Er sticken heiß war es im Zimmer, eine Lust, so schwül, kaum zum Athrnem Mit einem Ruck riß sie beide Fenster fliigel aus, erquickend quoll ihr ein fri scher Luftsirom entgegen, den sie durstig einsog. Jetzt streckte auch Grete, das Mäd chen, den Kopf hochroth zur Thiir her ein, und etwas wie heimlicher Aerger lag in der Frage, ob denn noch nicht angerichtet werden könne, das Eisen verdiirbe noch ganz. »Ja Grete, es thut mit selbst leid, aber der Herr ist leider noch nicht da. Stellen Sie nur die Sachen etwas mehr vorn Feuer zurück.« —- »Jst schon längst geschehen,« sagte das Mädchen, »aber der Auflan verdirbt nun ganz, i zusammengesallen ist er schon lange.« i Frau von Werden schwieg. Jmtner , trauriger hafteten die Augen der jun- Z gen Frau auf dein Zifferblatt der Uhr, i deren bronzene Zeiger stetig vorriictten; es war beinahe zwei Uhr. t Etwas wie tiefer Groll regte sich in dein liebereichen Herzen der jungenT Frau. Diese Nücksichtslosigleit über- ; stieg denn doch alle Grenzen! Sie hät- E te weinen mögen, so weh’, so schwer war ihr das Herz. s War sie denn blind gewesen in ihrer ; edlen, selbstlosen Liebe? Ach — sies konnte es nicht fassen, und doch, es: mußte so sein, sie war bitter getäuscht T worden« Jhr Ideal, das sie selbst mit j dem Strahlenglanze hoher, herrlicher; Tugenden gefchrniickt, es lag zerschmet- ! tert zu ihren Füßen im Staube. Ein « helles Thriinlein tollerte brennend heisz Z über ihre blassen Wangen; doch rasch ; wischte sie den Verräther ihres Schmer- l zes mit dem Tafchentuche ab. Das fehlte noch gerade; weinen, um ihn? Er war es gar nicht einmal werth, daß sie sich um ihn alterirte. Längst waren ; die zwei Glockenschläge verhallt, esj ging schon auf drei, doch alles bliebs still, nur eine unverschämte Fliege, die - zu den Fenstern hereingelommen, surr- f te summend um den Kon der regungs« s tosen jungen Frau, die wie eine l schmerzverfteinerte Niobe dasaß. Doch jest sprang sie wie eleltkisirt aus. ihr seines Ohr hatte Säbelgerassel ausge sangen und die überlaute Stimme ih ; res Mannes erkannt, der lebhast mit i Jemand sprach, Gott Lob. endlich! — , Sie flog mehr als sie ging in die H Küche. »Grete, halten Sie alles bereit, der l»Herr lommtt" . Jetzt kam er die Treppen herauf; doch nicht wie sonst in kurzen, leicht siißigen Sprüngen. ungeduldig bis zum Oessnen Sturm läutend, nein — recht langsam und bedächtig —- Schritt sitt Schritt, wie Einer, der nicht recht sicher aus den Füßen ist. Der Bursch: hatte geöffnet. Nun flog die Thiir weit auf und, das Gesicht weingeröthet, die Augen in jenem Glanze slackernv, den ein Rausch verleiht, trat Herr von Werden, und mit ihm Major von Ne galsti ein. »Guten Tag. Frauchen,'· grüßte er jovial. »Du bist doch nicht etwa böse, Tes;chen, daß ich ein wenig länger geblieben? Ging absolut nicht anders; die Herren Kameraden voll zählig erschienen. Durste mithin nicht schlen. Famoser Frühschoppent Viel Spaß gehabt, nicht, Herr Majori« Die Zunge schien ihm etwas schwer, als er in kurzen Absätzen die Worte herausstieß. Allbarmherzigert Mit weitgeöfsneten Augen starrte Tessa ihn an, — war das ihr Gatte? Wie Schuppen siel es von ihren Augen; der blendende, seine Kavalier, dem sie sich in grenzenloser Liebe zu eigen gegeben, war nur ein ganz gemeiner Trunken bold, ein Unwiirdiger. Ob er ihre Ge danten erriethi Er sixirte sie scharf, als er jetzt den Maer böslich einlud, Platz zu nehmen. das Essen wäre ge wiß sertig. Allmächtiger! Auch das noch! Was sollte das nur heißen? Aerger, Verdruß und heiße Scham stritten in ihrem Herzen. Also den Major brachte er in der Weinlaune als Gast mit« ohne auch nur mit einer Sil be zu fragen. ob sie auch daraus einge «richtet! Wie er nur so etwas thun konnte. Es war abscheulich! »Nun Frau,« hörte sie jetzt die Stimme ihres Mannes-, »bitte, lasse anrichten! Oder — ergeht es Dir wie Lots Weibe, willst Du zur Salzsäule werden? Jst Dir die Gustfreundschaft etwas so Unangenehmes, daß Du den Herrn Major nur mit einer stummen Pantomime empfängst?« — — Sie rang ersichtlich nach Worten, als sie jetzt schüchtern aus den Major zutrat und in fast demüthigem Tone sagte: »Vergeben Sie mir« Herr Major, Sie werden gewiß nicht schlecht von mir denken, wenn ich aufs tiefste be-« daure —- —«« Weiter kam sie nicht, ihr Mann sagte in ungeduldigem Tone: »Ach, las-; doch die Ziererei, Tessa, der Herr Major bleibt, nnd nun bitte, laß sogleich an richten, wir haben einen rechtschassenen Hunger!« Sie wagte keinen Einspruch mehr, wie ein Opferlamrn, das ohne Gnade abgethan werden sollte, tam sie iich vor. Willenlos drückte sie aus die Glocke und Krause erschien prompt wie immer, nur daß er seht die Stalljacle mit einer fun telnden Livrfse vertauscht hatte. Brin gen Sie noch ein Couvert! Das Mäd chen, das wohl gehorcht haben mußte, war schon vorbereitet. «Ha——h—·ha!« lachte der Major be lustigt, »ich bin ausgerissen!« Und als ihn Frau von Werden verständnißlos ansah, sagte er: »Meine Gnädige, ich will es Jhnen nur anvertrauen, was E mich Jhre große Güte jetzt in Anspruch nehmen läßt, einzig die Furcht vor ei nem ledernen asen, den es heut bei uns daheim gie t.« Beide Herren brachen in ein unans liischliches Gelächter aus· Großer Gott! —- Was hatte-sie nur verbrochen, daß sie diesen Kelch leeren mußte? « Wie die schneidenste Ironie klang das Wort lederner Hase in ihrem Innern. Und bei ihr gab es gestandene still-tar tosseln; ein verprrtzeltes hammelstiick und einen gnuStein gewordenen, gänz lich verdor . en Auslauf. »Ach, Herr Major,« wagte sie schüch tern einzuwenden, »wenn Sie nur nicht aus dein Regen unter die Trause ge kommen sind?« »Steine Noth. meine Gnödigste,« er widerte er schlagfertig, »das wissen wir besser.« So nahm sie denn ftumm und resig nirt ihren Platz den Herren gegenüber ( ein und füllte mit zitternden Händen I t l die Teller, die der Bursche herumreichte. Jhr war genau zu Muthe, wie es einer H Delinquentin, die ihre Henkersmahlzeit ( einnimmt, zu Muthe sein muß. Jn ; heißer Scham brannten ihr die zarten » Wangen, den Blick hielt sie beharrlich gesenkt. Sie wollte es nicht sehen, was I für Gesichter die Herren beim ersten Löffel schneiden würde-n , denn die Kartoffeln und die Brühe schmeckten » ganz abscheulich. Da tönte des Majors weinrauhe Stimme verbindlich zu ihr herüber: »Darf ich ganz ergebenst noch einmal bitten, meine Gnädigste?« . Und lächelnd hielt er ihr den Teller hin. »Es schmeckt wirklich famos, ganz ausgezeichnet!« —- — — Der Unver schämte! —- — Verhöhnen wollte er sie noch, das war zu viel, und um ihre Lippen zuckte es verrätberisch Aber nun mußte sie doch aufschm, auch ihr Mann meldete sich: »Bitte Frauchen!« Ein staunend Wundern übertam sie wie ein Kind, das zum ersten Male den Weihnachtsbaum sieht. Entweder die herren hatten den Geschmack verloren, oder sie waren noch hungriger als die W . » «......-- .»..- -...... -.. . I Wölfe. Sie hieben eine tüchtige Klinge bei der Suppenschiisiel, und der Berg I von geschnittenem Hammelsleisch zeigte schon eine gewaltige Breichr. Und nun kam ihre letzte Blamage. Mit einem einfältigen Grinsen auf dem I breiten Gesichte stellte der Bursche das ! zum Nachtisch bestimmte Etergericht ani, das wohl noch härter ais ein Kie I selstein sein mochte »Ach —- noch was !Delieiöseö,« rief der Major. »Eigent l lich meine verehrte Gnädige, bin ich E vollständig gesättigt, und es hat mir Z auf Ehre ganz ausgezeichnet geschmeckt aber —- Jhnen, schöne Frau, ein Körb - chen geben das vermöchte ich nicht, es z wäre auch der schnödeste Undank. Also . bitte ich anz ergebenst um ein Stück 3 chen aus hren scheinen Händ-ni« Sie schob ihm ein Viertelchen aus den Des « lertteller vom feinsten Kryfiall Auch ihr Mann folgte dem Beispiele des Ma iors, nur sie dankte, ais Krause ihr den Rest Präsentirte. Endlich war auch diese martcrvolle . Stunde zu Ende und der Maior unter vielen Dantsagungen gegangen. Gott Lob, endlich allein! Es war aber auch die höchste Zeit gewesen. mit ihrer Kraft » gings zu Ende. Zum Ersticten heiß· war es in der vom Weindunst und Ci garrenrauch geschwängerten Atmosphä re. Wie die Fabritschornsteine hatten sie getaucht bei der starten Tasse Kassee, die den Schaden wieder gut machen sollte, denn der Kaisee tva’r ausgezeich net gewesen. Ach, ihre prächtigen, sei denen Gardinen, sie waren wohl site immer verdarben. Gleich morgen sollte Grete einmal den ganzen Tag lüften. Tiesblaß lehnte die junge Frau in einer Anwandlung von Schwäche in der Sophaecke, als ihr Mann, einen lusti gen Gassenhauer pseifend, freiem-er gniigt eintrat. Mit ausgebreiteien Armen ging er auf sie zu: »Du, Liebchen, warum bist Du so still, heh?« Und zärtlich wollte er sie umarmen. Doch mit einer Kraft, die er sich selbst nicht zugetraut, ftieß sie ihn zurück; ihre Augen flammten ihn zornig an, stürmisch hob sich ihr Busen. »Riihre mich nicht anl« »-—— »Nanu —- was ist denn eigentlich los?" fragte er ganz verdutzt. — — »Ab —- Du bist mir böse, Kind, daß ich das verdammte Unkraut —- Par don! Wollte sagen Dein Haidesträuß chen, vergaß mitzubringen, ist·s nicht so, Herzchen ?" »O Max,« sagte sie in tiefschmerz lichem Tone. »wir konntest Du mir das anthunZ Diese Blamage, ich bin baid vergangen vcr Scham!« »Blamage? — Scham? — Na hör« mal, mein Kind, ich bin im Räthsel rathen ein etwas schwersiilliger Patron, willst Du Dich nicht, ich bitte selzr da rum, etwas deutlicher erklären, wer Dich blamirt, worüber Du Dich ge schämt?« — »Unb das fragst Du! Blamirt hast Du mich, als Du in der Weinlaune den Major, der als Feinschmecker bekannt ist, mit zu Tisch brachtest, zwei Stun den nach unserer gewöhnlichen Essens zeii. Du konntest wissen, daß man ei nem Gaste, der noch dazu Dein Vorge setzter ist« nur das Beste, Vorzügtichste vorsetzen will, und nicht, was durch ein zu langes Stehen ungenießbar gewor den. Dann aber habe ich mich geschiimt, . baß Du so wenig Ehrgesiibl besitzt, am : hellen Tage in einem solchen Zustande : iiber die Straße zu geben. Du hattest ; einfach getrunken!« Die Zornesader auf der hoben Stirn des Prernierz war bei dieser langen Rede bedenklich geschwollen, und jetzt brauste er befti aus: »Was unterstebst Du Dich? — Eber gab Dir ein Recht, mich zu torrigireni In Deinem Meß biirgerlichen Sinne hast Du wohl keine Asiiänuna was unter Kavalieren Sitte l « Er war so heftig ausgefprungen, daß der Stuhl hinter ihm« polternd zur Erde fiel, nun stürmte er hinaus und die Thiir flog trachend ins Schloß. Ganz entgeistert stand die arme tleine Frau mitten im Zimmer. Allmächti ger Gott, was war das-? Es war das allererste Mal, dasz ihr Mann auf ihre bürgerliche beriunft anspielte, und nun noch dieser Zant. Sie wollte ihm nacheilen, ihn bitten, ihr die harten Worte zu vergeben, aber sie tonnte es schon nicht mehr. Alles drehte sich mit ihr schwindelnd iin Kreise, Tisch, Schrank, Bilder, Kron leuchtet. Alles schien aus sie herab stiirzen zu wollen, sie schwankte wie eine Trunkene, und beim ersten Schritt, den sce that, glitt sie mit einein leisen Weh laut auf den Teppich nieder. , Auch dem Leutnant war es schwül geworden, als er sich so in der »He ver rannt hatte. Er riß beide Fensterfliigel auf und lockerte sich die Uniform. Ach -—— das that gut ! An dem-Unglück war ja nur die hönselei der Kamera den schuld, die ihn fortwährend neckten, ihn einen Pantoffelhelden nannten, der vom Schürzenbande seiner Frau nicht mehr loskomme, und dergleichen mehr. Er bereute seine fast brutale Heftigteit tief und schmerzlich, und auf der Stelle wrsllte er« ihre Verzeihung zu erlangen suchen. Leise öffnete er die Thür zum Wohnzimmer. Barmherziger Gott ! Da lag Jessch sein iiber alles geliebtes Weib wie eine Todte ausgestreckt, kei en Blutstropfen in dem liltenweißen e fichte, leine Wimper zuckte an ihr. Mit einem Male war der Rausch verflbgen, der seine Sinne umnebelt gehalten. Er kniete an stvoll am Boden bei ihr nieder und rief te mit den zärtlichsten Namen; vergebens. Leicht wie eine Feder hob cr sie nun auf und trug sie aufs Sopha, dann flog er mehr, als er ging in die L...»..·. -.-»-. .—,. . . « . . .. .... l noch-. »Gute. schon-. »ein qus frische Wafser l« « Sosort brachte das.l Mädchen, mit ei t i:em malitiisfen Lächeln auf dem Ge E sichte, dasALSlewiinfchler Er kniete am s Ruhebett nieder und benetzte die Schläfe s der jungen Frau mit dem belebenden ; Naß, und ihre schlaff herabhängende « Hand bedeckte er mit heißen Küssen. j ,Tessa, meine einzig geliebte Teffa, komme zu Dir, kannst Du mir noch ein - mal verzeihen, daß ich Dich so verle te? Hörst Du mich nicht, mein En- el ? m unserer Liebe willen sei nicht so hart. o ziirne mir nun auch nicht länger, Ge liebte, ich schwöre es Dir hoch und then er, es soll nicht mehr vorkommen !« : Da schlug sie verwundert die schönen Augen, an denen noch ein feuchter Thra i nenschleier hing, auf. »Was ist mit mir vorgegangen 's« i Doch schon kam ihr das Verständnis;, eine Blutwelle überfluthete jäh ihr blas ses Gesichtchen, und eilig wollte sie auf springen. Er drückte sie sanft zurück. Z ,,Ruhe noch ein wenig, mein Kind, Du « bist angegriffen, und hier —- trinte ein F paar Tropfen Wasser !« Vorsorglich ; hielt er ihr das Glas an die Lippen. Sein Arm stützte sie zärtlich. »Ist Dir besser, einzige Tessa ?« Sie nickte. — «llnd bist Du mir wieder gut, Herz » lieb ?« Nun mußte sie wider Willen doch « lächeln. Schelmisch hob sie den Zeige finger. »O Du ! —- Jmmer gleich stür niisch, im Guten wie im Bösen; wie sehr hast Du mich vorhin erschreckt !" »Ich bitte Dich herzlich, denke nicht mehr daran.- Jch mufz wahnsinnig ge nesen sein, lasz mich mein Vergehen siihnen durch doppelte Liebe, denn nur bei Dir ist mein Glück vollkommen l« si- e- si Es war ganz still geworden in dem traulichen Wohnzimmer ; das Mädchen holte den Tisch adgeriiumt und war so eben mit dem Geschirrwaschen fertig, als die Thiir zur Küche leise ausging und Herr und Frau von Werden, zum Ausgehen bereit. eintraten.« »Wir gehen an dem schönen Nachmit tage ins Schützenhaiis, Grete, und trin ken dort den Kasfee,« sagte die junge Frau freundlich. »Und sollteii wir,« siigte er hinzu, »um sechs Uhr nicht zu iiick sein« dann essen wir zu Abend bei der-. Eltern !" Das Mädchen sah ihnen lächelnd nach. »Na so ’wa«g —- erst zanken sie sich und nun ist alles der pure Honig. Da werde einer aus deii Vornehmen lliig !" Esp- --------- - Rdnsitiiren von Kürbis in Z u et e r. --· Der Kürbis wird zu diesem Zweck in beliebige Stücke oder Scheiben geschnitten. Hierauf set-i man auf 1 Pfund Kürbis etwa Z Pfund Zucker mit dein nöthigen Wasser zum Schmelzen aufs Feuer, setzt demselben nach Geschmack Weinsteinsiiute zu und gießi ihn, wenn ganz klar gekocht, über H den in einen Topf geschichteten Hitjrbis F und stellt ihn auf 24 Stunden beiseite· t Der niikvis wird nun ser viel Saft i abgelassen haben. Nun giefit man den t Saft ab, kocht ihn unter Abfchäumen i auf und etwas ein, gießt ibn nochmals « lachend über den Kürbis und läßt ihn wieder 24 Stunden zugedeckt stehen. s Der Kürbis wird nun die nöthtge Säure aufgenommen haben, widrigen salls muß noch welche zugesth werden. Nun gieszt man den Saft zum zweiten Mal ab, giebt den Geschmack gebenden Saft hinzu und kocht ihn unter Ab ,schäumen tüchtig ein. Zuletzt thut man den Mirbis hinein und läßt denselben so lange im Saft mittochen, bis er an den Kanten durchscheinend wird. Nun wird er in Büchsen gepackt und der Saft so stark eingelocht als nöthig und dann iiber den Kürbiö genossen, ein Pergamentpapier, in Rum getränkt, darüber, und mit Parrasstn übergossen Moriplatten sind hierbei nicht nöthig) und zum Bei-kühlen hingestellt. So bald das Parassin völlig erstarrt, wird nöthigensalls noch etwas nachaegossen unddie Büchsen oder-Gläser mit Ya tanmtappell luflolllzt versehn-»ein Will man den Kürbis mit Jnaweressenz versetzen, so läßt man die Säure ganz fort und gießt den Sast wohl noch ein drittes Mal iiber den Kürbis, ehe man den Zörbig-, wie eben beschrieben, mit tocht. Dann packt man den Kürbis in Büchsen und übergieszt ihn mit dem ein gediclten, reichlich mit Jngweressenz versehten Saft (der Kürbis selbst nimmt auch einen Theil der Schärfe des Jngwers aus). Es ist selbstver ständlich, daß man diesen Konfitiiren nach Wunsch Farbe zusetzen lann. Ana nas, Apfelsinen erhalten die gelbe Farbe des Kürbis, den anderen setzt man et was Noth zu, wenn die Farbe des Sas tes nicht ausreicht. Will man Pfirsich geschmack, so läßt man geriebent bittere Mandeln mit dem Zucker auftochen, doch müssen die Mandelftiicke durch Ab schäumen wieder entfernt werden. Setzt man zu einem oder dem andern Ge schmack, z. B. zu Apfelsmen noch Va nillenessenz hinzu, so erhöht dies den Geschmack. Durch verständniszvolles Kombiniren tann man eine ganze Reihe der köstlichsten Itonfittiren in Geschmack und Farbe herstellen und ist hier der in telligenten Hausfrau der weiteste Spiel raum eröffnet. Fliedermus. —- Man psliickt die Flieder- oder ollunderbeeren von den Stielen, laßt te in einem unver zinnten Kessel aus gelindem Feuer ein paar Mal auftochen, preßt sie durch ein Tuch und tacht den Saft unter fort währendem Riihren zu einem dicken Syrup ein, den man in tleine Stein töpfe stillt und nach dem Erkalten mit , Papier zubindet.