Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 23, 1901, Sonntags-Blatt, Image 13

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    W
Das Ehrengerichi.
Zur Untersuchung der Serapion
Sthlepcsntrsverse eingesehn
sie steckte Umst—sutossmserns te
Iintertndnwsteunsllnm — Ver-leiste Ils
Itrsle—Ie-intsmms an sen Ists-titles
Ins Its stillt-IMM- steten
Aus Ansuchen des wiederholt und
speziell dieser Tage in einem Ge
schichtswerle Maclays, dessen erste zwei
Bände der MarinesAlademie in Anna
-polis alö Lehrbuch dienen, so heftig
angegriffenen Reak-Admirals Win
sield Srott Schley bat bekanntlich Ma
rineselretiir Long eine Untersuchungs
lonnnission eingesetzt Dieselbe wird
Mitte September in Washington zu
sammentreten und das Verhalten
Schlens in der Santiagoslkampagne
zu Beginn des spanisch-amerilanischen
Krieges untersuchen. Zu Mitgliedern
dieser Kommission hatte der Marinese
lretär ursprünglich Admiral Detoey als
Vorsitzenden und die pensionirten Near- .
Admiriile Kimberly und Benham als ;
Beisitzer ernannt, doch wurde eine Aca
derung in der Zusammensetzung noth- »
wendig, da Admiral Kimberln, unter :
Hinweis aus seine geschwächte Gesund- J
heit, um Enthebung von dieser Pflicht H
bat. An seiner Stelle ist nunmehr der ;
c www-M
Adcutral Demen.
densionirte Mem-Admiral Howison er- E
nannt worden. Als juristischer Bei- »
stand der Kommission wird Kapitän H
Lemly, der General-Auditeur der Ber.
Staaten-Marine, fungiren. J
Admiral Demey hat sich dislang
jeder Aeufzeeung über die Schleu
Sarnpsnngskontrooerse enthalten, und
überdies ist er es feiner hohen Stel
lung schuldig, mit struoulöser Unpar
teilichteit die Untersuchung zu leiten.
Von den beiden anderen Offizieren,
welche Selketär Lang ausgesucht hat«
ist ebenfalls nicht bekannt. daß sie sich
in Jntervietvs oder Zeitungsarttteln
als Parteigänger Sampsons oder
Schleys tlassifizirt hätten.
Rette-Admiral Andrew Ellicott
Kennedy Benham, der im Jahre 1832
in der Stadt New York geboren wurde,
trat am 24. November 1847 in die
Flotte der Ver-. Staaten ein. Er be
theiligte sich an der ParaguaysErpei
dition des Jahres 1859, machte den
Bürgerltieg rnit, wo er sich bei der
Einnahme von Port Royal im No
vember 1861 aus-zeichnete und wurde
im ahre 1890 Steckt-Admiral.
drniral Benham schied im Jahre
1894 aus dem aktiven Dienst, nachdem
er feine Laufbahn kurz vor deren Ab
lchluß durch eine lensationelle Epifode
rn Hasen von Rto de Janeiro getrönt
hatte. Admiral Benham tonimandirte
das südatlanttfche Gefchwader zur Zeit
der letzten brasclianischen Revolution.
Reue-Admiral Benbarm
Die Admiräle Mer und De Gama,
an der Spitze der Flotte, waren die
Hauptitiitzen der Revolutionäre, und
bloctirten den Hafen von Nio. Die
Ver. Staaten-Regierung erkannte die
Revolutionäre nicht als triegfiihrende
Partei an, sondern hielt zu dem recht
mäßigen Präsidenten Peirotto. Als
daher von den Revolutionären die
Blocke-de gegen fremde Kauffahrteisahs
rer erklärt wurde, weigerte sich Admi
ral Benharn, gleich den übrigen Be
seblshabern fremder Flottem dieselbe
als rechtmäßig anzuerkennen. Wäh
rend aber die europäischen Geschwaders
lommandeure stYbegniigtem gegen das
Vorgehen der eoolutionäre einfach
Protest einzulegern ging Admiral Ben
harn einen Schritt weiter. Zwei ame
titanifche Schiffe waren auf der Rhede
von Nio de Janeiro mit Ladungen
amerikanischen Mebls angelangt, und
der brasilianische Admiral verweigerte
denselben die Einsabrt. Admiral
Benbmn ließ dem Brasilianer mitthei
Ien, daß er die Blockade nicht aner
kenne nnd gab Ordre, der Kreuzer
«Detroit,« welcher u seinem Geschwo
der ebörie, solle die beiden Laufschr
teifa rer in den haer eslortirem Ad
miral Mello warnte, dies geschehe auf
das Ui to Benhams, aber dadurch
M ... . MEDIUM-»Dissde
F J
Befehlshabet der ,,Det:ott,« Immuni
Commandet Bronfon an, die Schiffe
tn den Hafen zu estortirem und die
Fahrt begann. Der Brasilianer feuerie
einen Schuß über den Bug der »De
ttoit« und sofort antwortete Bronspn
mit einem scharfen Schuß, welcher das
,-a——
.«" -f
' —
Reavsdnural Howliom
brasilianische Schiff am Steuerruder
traf. Daraufhin machte der Brasilia
ner sich davon und Bronfon geleitete
die amerikanischen Schiffe ohne weitere
Beschwerde in den Hafen, wo sie ihre
Ladungen löschen konnten. Admiral
Benham hatte ohne befondere Instruk
tionen gehandelt, aber fein Vorgehen
fand die völlige Billigung seiner Vor
gesehten.
Rear - Admiral Henrh Lykurgus
Howifon hat eine ehrenvolle Karriere
hinter sich, er trat im Jahre 1854 in
die Mai-irre als Kadett ein und ward
tm Oktober 1899 in den Ruhestand ver
sehh Wenn er sich auch durch besondere
Thaten nicht- berühmt gemacht, so hat
er doch seine volle Pflicht als Marine
Osfizier gethan. Jrn Bürgeririege
nahm er an einer großen Anzahl von
Gefechten theil. Er befand sich beim
Ausbruch des Krieges auf der »Para
hontag," welche dem Golf-Gefchwader
zugetheilt war, nahm päter an der
Kapitulation von Port oyal theil, fo
wie an der Schlacht in Mobile Pay und
den Gefechten von Fort Maultrie,
Sumter und Wagner tn 1863. Nach
dem Kriege war er Befehlshaber ver
schiedener Schiffe, und bekleidete ah
wechielnd Posten am Lande. Während
des spanischen Krieges war er Kom
mandant des Schiffohanhofes zu Bo
ston. Sein letztes Kommando war das
jenige des füdatlantifchen Gefchwaders,
nach Beendigung des spanischen Krie
ges; Admiral Schley löste ihn in diesem
Kommando ab. Erinnerlich mag fein,
dafz er gerade einen Tag, ehe Tewey
seinen Einzng in New York hielt, im
dortigen Hafen mit seinem Geschwader
wieder eintraf. Satnpfon war nach
New York deordert worden, damit ihm
die Ehre, Dewey zu empfangen, zu theil
werde. owifon, der als rangälterer
Offizier "tte das Kommando bean
spruchen können. trat höflich hei Seite,
und überließ Sampfon die Ehre, welche
ihm vom Departement zugedacht war
Thirrhrilkutdn
Ieise-ists- cveeotloessnhsms sur seh-Ied
lmsa trank-e Pferde.
Unter den verschiedenen Zweigen der
Heillunde hat es heutzutage die Wund
behandlung undOperationstechnit ohne
Zweifel am Weitesten gebracht und die
größten Erfolge aufzuweisen.
Dies erstreckt sich nicht nur auf die
Behandlung von Menschen, sondern
auch auf die von Thieren, unter denen
besonders das kostbare Pferd sorgfäl
tig gepflegt und ziemlich häufig eingrei
; senden Operationen unterworfen wird.
! Die größte Schwierigkeit besteht
.darin, die Thiere so zu fesseln, daß
Wdurch ihr Sträuben und ihre Bewe
» gungen weder der Arzt gefährdet, noch
- sein Eingreifen gestört und dessen Er
folg vereitelt werde. Ein neuerdings
von dem berühmten Londoner Thier
; arzt T. A. Dollar erfundener Opera
- tionsrahmen für Pferde leistet in dieser
E Hinsicht Vollkommenes und dient auch
Eder Humanitiit, indem er die Leiden
ldes betreffenden Thieres auf das ge
, ringste Maß herabmindert. Wie unser
fBild zeigt, wird das zu operirende
! Pferd in dem Operationsrahmem
einem eisernen Gestell, stehend durch
Pferd im Lperatconsrahmew
BauchgiirteL Ketten und Riemen an
Leib, Füßen und Kon befestigt. Dann
bringt man den Rahmen durch Dre
hung um die mittleren Achsen in eine
wagerechte Lage, und vie Operation
tann nun- mit völliger Ruhe und
Sicherheit vorgenommen werden. Das
Pferd ist gezwunkzem still zu liegen.
Damit es sich ncht beschädige, send
re is und links an den Seiten sogar
Ki en angebracht.
Unsere pauselsheztetmnsen zu
Deutschland
l Zu sehr gelegener Zeit kommt der
Bericht unseres Batschafters White an
F das Staatsministerium in Washington
s über den Außenhandel Deiitschland’s
und ganz besonders auch über unsere
Handelsbeziehungen zu Deutschland.
Der Bericht ist eine beredte Mahnung,
nicht voreilig mit starten Maßnahmen
zu drohen wean der muthmaßlichen
Aenderungen in der deutschen Zollpoli
I tit, da alle Störungen in den gegensei
tigen Handelsbeziehungen uns nicht
minder schwer treffen würden, wie
Deutschland·
Der Bericht des Botschafters White
erstreckt sich über das letzte Jahrzehnt
Jm Jahre 1891 nahmen die Vereinig
ten Staaten als Erporteure nach
Deutschland die vierte Stelle ein. Jhr
Gesammt-Export betrug 35108528900
und wurde blos von England mit
s1.60,885,000, Oesterreich-Ungarn mit
8142,324,000 und Rußland mit
8138,040,000 übertroffen. Jm Jahre
1895 war der amerikanische Erport
nach Deutschland bereits auf s121,
618,000 gestiegen und stieg dann rapid
bis zum Jahre 1900, wo er die Summe
von 8266,750,900 erreichte. Die Ver
einigten Staatenhaben in dieser Zeit
alle anderen Länder überfliigelt, denn
der Export Englands nach Deutsch
land betrug 1900 nur 5199,920,000,
Rußland’s 3178,740,000, Oesterreich
Ungarn’s 8172,312,000 und Frank
reich’s s72,590,()00. Die Zunahme
des amerikanischen Exports nach
Deutschland hat also in dieser Frist die
vereinte Zunahme des Jmports der
vier genannten Länder übersliigeli. .
Deutschland’s Erport nach den Ber
einigten Staaten kommt erst an dritter
Stelle seines Aussuhrhandels. »Im
Jahre 1900 betrug derExpvrt Deutsch
land’s nach den Vereinigten Staaten
814,482,000, 1899 889,726,000 und
1898 879,492,000. Bis zum Jahre
1898 hatte sich ein stetiger Rückgang be
merkbar gemacht. Der Export betrug
im Jahre 1891 884,966,000, und fiel
sogar im Jahre 1894, infolge der
1890’er Tarisgesetzgebung, auf 864,
498,000, den niedrigsten Stand wäh
rend des letzten Decenniums.
England steht an oberster Stelle im
deutschen Erporthandei. Es war von
jeher der beste Abnehmer für deutsche
Waaren. England ist nebenbei
bemerkt der einzige Großstaat, mit
welchem Deutschland einen größeren
Erpvrt- als Jmporthandel betreibt.
An zweiter Stelle des Archuhrhandelg
Deutschlands steht sein Erport nach
Qesterreich—-·Ungarn, an dritter Stelle
kommen, wie bemerkt, die Vereinigten
Staaten, an vierter Holland, an sitan
ter Stelle Rußland. Ruszland stand
von dem Jahre 15596 bis 19499 intlu
sive an vierter Stelle.
—. .«»,A—.-- ,
:
Itscgeuve Landschaften
In Armeetreifen der Bundeghaupts
beginnt man, sich neuerdings wieder
mit lebhafterem Interesse dem Stu
dium der Ballonfrage zuzuwenden,
unter speziellerBerücksichtigung der be
deutenden Fortschritte, welche in
Deutschland und Frankreich in diesem
Fache gemacht worden sind.
Das »Bureau of Military Infor
mation«, welchem Major Simpson,
einer unserer tüchtigsten jüngeren Os
fiziere, vorsieht, hat es sich angelegen
sein lassen, alle zur Verfügung stehen
den Berichte über die jüngsten in die
sem Fache gemachten Erfindungen und
die mit denselben angestellten prakti
schen Versuche zu sammeln und in ei
ner Brochüre übersichtlich zusammen
zustellen. Der Laie, welcher die neue
sten Errungenschaften auf dem Ge
biete der Luftschiffahrt nicht systema
tisch verfolgt hat, muß über die bemer
lenswerthenFortschritte, welche da ver
zeichnet sind, staunen. Fast sämmt
liche fremden Negierungen baden der
Verwerthung des Luftballons als
Hülfsmittel für inilitärische Opera
tionen in den letzten Jahren gross-Mus
mertsamteit geschentt, und »die Resul
tate, welche erzielt worden sind, lassen
nicht länger daran zweifeln, daß nun
mehr der Ballon zu den unentbehrli
chen militärischen Ausriistungsgegen
ständen gerechnet werden muß. Fes
sel - Ballons sind allerdings schon seit
längererseit inGebrauch gewesen, aber
ihre Verwendbarteit war nur eine sehr
beschränkte; der heutige, für militä
rifche Zwecke verwendeteBallon schwebt
frei bis in «die Wolken hinaus, den
feindlichen Geschossen unerreichbar.
« Die von Maior emmpsong Oureau
herausgegebene Brochiire giebt eine
höchst interessant mitEinzelheiten aus
gestattete Geschichte des Lustballoris,
und man kann an Hand derselben die
Fortschritte, welche die Lustschifffahrt
gemacht, trefflich verfolgen. Auch hi
storische Vorkommnisse sind nicht ver
gessen. So findet sich in der Schrift
eine Erzählung von der Ballonglkxpp
dition, welche Napoleon nach ligypten
«beorderte, und deren Aufhebung durch
die Briten. Während des Bürgerlrie
ges wurden Ball-Ins von den Coan
derirten benutzt, und zwar waren die
selben aus seidenen Kleidern gefertigt,
Geschenke der südlichen Patriotinnen.
Ein längeres Capitel beschäftigt sich
mit den Ballon - Experimenten, welche
aus der englischen Militärschule zu
Aldershot Vorgenommen worden sind,
ein anderes Capitel ist den Experimen
ten gewidmet, welche bei den französi
schen Herbstmanövern seitJahren aus
geführt wurden. Die deutsche Armee
verwendet sowohl Fessel-Ballons, wie
auch freischwebende fiir Festungs- und
Felddienst Die Fessel - Ballons wer
den hauptsächlich in Reioanoszirum
r
—
gen verwendet, doch haben sich manche
militärische Autoritäten gegen die Be
nutzung derselben ausgesprochen, sweil
sie der Ansicht sind, daß dem Feinde
dadurch die Stellung der Macht, wel
» ehe dieselben benutzt, verrathen werde.
i
Jm Allgemeinen scheint das Urtheil
militärischer Sachverständiger dahin-— »
zugehen, »daß der Vallon noch wesent- ’
licher Verbesserungen bedürfe, ehe seine i
Verwerthuna fiir milikiirische Zwecke ;
einwandfrei erscheint, jedoch mufz die«l
MilitiiriWissenschaft binfiiro mit die- l
ser Einrichtung rechnen.
—.-».. - -»-—
!
l
Der Handel mit Culm. I
Cuba ist zur Zeit der gute Kunde
siir den Handel der Ver. Staaten nicht
mehr wie zuvor. So zum Beispiel I
sind im Jahre 1900 baumwolleneWaa- »
ren im Werthe von nur J420,000 dort- «
hin verkauft worden, während der Ab
satz im voraufgegangenen Jahre noch
81,857,741 betrug. Die wirthschaft
liche Lage der Cubaner ist nicht schuld
daran, denn die hat sich mit der Ein
führung einer geordneten Verwaltung
stetig gebessert, in der That hat der
Verbrauch von Einfuhrartiteln nicht
abgenommen, aber es ist den englischen,
deutschen und französischen Hand
lungashiiusern gelungen, das Ge
biet zurücksueroberm das sie eine
Zeit lang an uns abtreten mußten.
Wie ist das zugegangen? Man ist
geneigt, dies denselben Ursachen zuzu
- schreiben, die es uns so schwer machen, «
ILändern der euroväischen Aus-fuhr
in den mittel- und südamerikanischen
Stand zu halten. Berichte von Con- .
suln und Handelscorrespondenten ha
ben seit Jahren schon daraus hinge
i
« wiesen und gezeigt, woran es liegt, daß T
die Ver. Staaten nur 25 bis 95 Pro- »
zent der Einfuhr in Südamerita de- -
den. Einmal haben wir zuvor ver
säumt, uns besonders um jene Märkte
. zu bewerben, während die europiiischen
i
Länder sich dort eifrig um Kundfchaft -
bemühten, dann ist die Entfernung der
dortigen Häan von den europäischen
nicht viel größer als von den hiesigen
und wir haben bis vor Kurzem keine
direkte Dampferoerbindung gehabt, »
während von Deutschland, England,
Frankreich und Italien mehrere Linien
unterhalten werden und als Haupt- i
grund wird angeführt, daß die hiesigen
Fabrikanten sich der Eigenart des dor
tigen Bedarfs bezüglich der Muster,
Verpackung und dergleichen anzupassen
gar keine Lust gezeigt, sondern einfach
gemeint haben, die Bevölkerung müsse
die Art der Waare einfach so hinneh
men, wie sie in den Ver. Staaten Mode
ist. Diese souveräne Nichtachtung ein
heimischer Bedürfnisse jener Länder
haben wir uns auch Cuba gegenüber
schuldig gemacht, und wenn auch die
Jnsel dicht vor unseren Thoren liegt,
an Schiffsoerbindung kein Mangel ist,
so haben wir doch durch die mangelnde
Anpassungsfähigkeit die Gelegenheit
verpas3t.
Den Markt von Cuba zu gewinnen,
ist der Bemühung werth. Die Bevöl
kerung der Jnsel braucht, wie aus sta
tistischen Zusammenstellungen ersicht
lich, mehr importirte Waare als die ei
nes anderen der amerikanischen Län
der. Da die Produktion auf eine ge
ringe Anzahl von Artikeln beschränkt
ist, muß das Fehlende aus dern Aus
lande eingeführt werden. Die Bevöl
kerung dieses Tropenlandes ist auf die
Nahrungsmittel der gemäßigten Zone
angewiesen und ebenso aus die Mehr
zahl der Fabrikate, die zu den Bedürf
niLssen eines civilisirten Volkes gehö
ren. Da sind nun die europäischen
Handlungshäuser flink bei der Hand.
Aber deren bessereBedienung allein soll
nicht der einzige Grund ihres Erfolges
im Mitbewerb sein, unter einem Zoll
tarif, der den Bedürfnissen der Insel
besser entspricht, würde, so heißt es, der
dortige Markt leicht zu gewinnen sein.
Die Economie Association Von Cuba
plädirt für Reziprozität, die es den
Cubanern ermöglichte, ihren Zucker
zollfrei oder bei einer nominellen Ab
gabe in den Ver. Staaten einzuführen
»Die Amerikaner, sagt ein Vertreter
der Association, beginnen Geschäfts
unternehmen in Cuba, als ob sie sich in
einein fremden Lande befänden, wie
das nicht anders zu erwarten, so lange
ihnen Cuba wirklich als Ausland gilt
und nicht als ein Land, das doch im
merhin unter amerikanischem Protek
torat steht, uno gewmermatzen einen
Theil des ökonomischen Systems der
Ber. Staaten bilden sollte. Unter dem
gegenwärtigen Zolltarif monopolisiren
Engländer, Deutsche, Belgier und so
weiter die Einfuhr und haben seit 1898
ihre Geschäfte verdoppelt und verbrei
sacht. Wenn Gegenseitigkeit mit den
Ver. Staaten bestände, würde das ans-«
ders sein. Wenn Cuba mehr von den
Ver. Staaten laufen foll, muß es in
der Lage sein, mehr von seinem Zucker,
Tabal und den anderen Naturprodut
Jen dorthin zu verkaufen.« Diese Ar
gumente wird man in der nächstenCon
greßsitzung noch öfter hören, sie mögen
dazu führen, die Annerionsstimmung
auf der Jnfel noch mehr zu verbreiten,
die hier von gewisser Seite fleißig ge
fördert wird. Der Zuckertrust wird
gern bereit sein, fiir seine Raffinerien
den cubanischen Rohzucler zollfrei ein
zuführen.
Ein jedenfalls in Verzweiflung ge
rathener Musiker in New York will
ausgefunden haben, daß von fünfzig
Monds-, die bei den offenen Fenstern
so deutlich gehört werden, nur eins in
Stimmung ist und daß auf den ge
ftimmten in neunundneunzig Fällen
unter hundert von ungeschulten Hän
den herumgepautt wird. Das ist aller
dings zum Verzweifeln.
Von Ozean zu Wenn.
sozitos transtoniinenmce sahn übe- II
Zanvenge von Tenno-miser
Während sich die Verhandlungen
ijber den Bau des Ricaragua- -Kanals
schon Jahre lang hinziehen, haben die
Ver Staaten von Mexiko in aller
Stille einen Schienenweg geschaffen,
welcher den Atlantischemmit dem Stil
len Ozean über die Landenge Von
Tel)uantepee, zwischen Mexiko und
Centralamerila, miteinander verbin
det. Die Bahnlinie ist nahezu vollen
det, und ihre Eröffnung dürfte die
Zahl der Reisenden, welche bisher den
Wasserweg über Niraragua und Pa
nama einschlagen, erheblich vermin
dern.
Die neue mexikanifche Bahnstrecke
ist im Gegensatze zu den anderen trans
kontinentalen Bahnen mit ihren Tan
senden von Meilen Länge, nur 190
Meilen lang. Sie wurde von Englän
dern, unter der Oberleitung des vor
trefflichen Jngenieurs Sir Worin-can
Diclinfon Pearson, nach einem ame
rikanischen Plane erbaut. Jhre Kon
struktion ist eine sehr solide und sichere;
nur ausgezeichnet-es Material fand
Verwendung und nicht weniger als
900 Eisen-, Stahl- Unf« Steinbriicien
wurden an der Strecke errichtet.
Trotzdem wäre der neue Schienen
weg von geringem Werthe, wenn nicht
gleichzeitig fiir die Anlage entsprechen
der Häfen an den Endpuntten der
Eisenbahnlinie Sorge getragen worden
wäre. 0
Die Bahn fiihrt von der Stadt
Coanacoalcos am Golfe von Mexiko
nach Salina Cruz am Stilley Ozean.
Die dortigen Häer wurden mit Rück
sicht auf den vermuthlichen großen !
Gitterverleht bedeutend verbessert. I
Der Einfluß der neuen Bahn auf
den Gütervertehr zwischen dem Atlan
tischen und Stillen Ozean dürfte wegen l
der großen Weg- und Zeitersparniß
sehr bedeutend sein. So ist die Route
von New York nach San Francisco bei (
Benutzung der neuen Bahnlinie um(
10,026 Meilen kürzer als der Weg von
New York nach San Francisco über
Kap Horn, und um 1267 Meilen ge
ringer als über Panama. Zwischenx
Liverpool und San Franciseo stellt sich f
» l
Hafen von Gewerkverle
die Differenz auf nahezu 8500 Meilen.
Die Kosten der neuen Verkehrs
anlage, einschließlich der Hafenverbes
ferungen, belaufen sich auf s40,000,
000, gegen 8200,000,000, welche
Summe ein Kanalbau verschlungen
hätte. Der Bahnbau hat selbstver
ständlich auch eine größere Volksansied
lung an der Bahnstrecke zur Folge.
Schon ift eine neue Stadt dort ent
standen und bald dürfte eine zweite
folgen. Der Hafen von Coatzacoalcos,
der früher durch eine Sandbank ver
sperrt war, wird nach Vollendung der
geplanten Verbesserungen eine für den
größten Ozeandampfer genügende
Tiefe haben. Jn Salina Cruz werden
ein Dock von 50 Acker und Hafen
diimme von 1000 Fuß Länge errichtet
werden. Ein Wellenbrecher von 1000
Fuß Länge-, aus Fels- und Graun
blöcten von je 40 Tonnen erbaut, wird
den Hafeneingang schützen.
Die neue Eisenbahn wird mit Elek
trizität betrieben werden. Die Unter
nehmer hofsen, jährlich mehr als
2,000,000 Tonnen Fracht zur Beför
derung zu erhalten. Mit einem Fracht
fatz von ss oder 84 per Tonne dürfte
sich die Bahn daher wohl bald rentiren.
Die englischen Unternehmer haben
sich das Recht gesichert, die neue Bahn
durch 50 Jahre gemeinschaftlich mit
der» mexitanischen Regierung zu betrei
ben.
Die »Quinte«-«
Unter Wetulmsgwämet und thr- either-se
bkmim Tracht and Ausrüftunq.
Ein Zeichen für die Zähigteit, mit
welcher die Tiroler Bauern an ihren
alten Sitten und Gebrauchen festhal
ten, bildet in der Meraner Gegend der
,,Saltner.«
Unter »Saltner« versteht man den
Weinberghüter oder, besser gesagt,
Flurwächter. Seine Tracht und Aus
rüstung ist noch dieselbe, wie sie aus
einem alten Bilde mit der Jahreszahl
Js735 im Schlosse Leltenberg zu sehen
i t.
Ein gewöhnlicher breitkrempiger
Bauernhut wird so zusammengebogen,
daß er aussieht wie ein Dreisin.
Dann wird dieser Hut über und über
mit Hahnen- und Nachteulenfcdern be
steckt. Vorgezogen werden die Federn
des schwarzen Haushahnes, da diesel
ben eine ganz besondere Kraft gegen
’ alle Ränle und Anschläge der Hexen be
j sitzen sollen. Borne am Hut werden
l sehr häufig zwei Etchhörnchenbälge als
Symbol der Gewandtheit befestiat. und
L
von den Ecken baumein wet Fuchs
schwänze hernieder als ymbcl set
Schlauheit. Sonst werden. wie se
wöhnlich, die rothe Weste, ht- kurzen
ledernen d))sen, welche das Knie stei
lassen, und weiße Strümpfe, sowie det
mit Pfauensederstreifen gestickte breite
Lendengurt, »die Bind,« getragen.
Anstatt der braunen Lodenjoppe kommt
aber beim Saltner ein Lederkoiley des
sen Unterärmel mit schmalen Riemen
an der Schulter befestigt sind. Aus der
a
Meraner ,,Saltner.«
Brust des Saltners hängen an feinen
Kettchen große Eberzähne, welche als
Pfeifchen hergerichtet, zu Warnungss
signalen verwendet werden. Starke,
lederne Gamaschen schützen die Unter
schentel. Jn der Seitentasche der Ho
sen trägt der Saltner das breite, halb
mondförmige Rebmesser; eine Helle
barde ist seine unmittelbare Wasse,
während er die hinter der ,,Bind«
steckende Pistole nur zu Schreck- oder
Warnungsschüssen benutzt.
Die Saltner bewachen die Weinberge
einer bestimmten Anzahl von Höer.
und ein solcher Bezirk wird »die Hut«
genannt. Jhre Dienstzeit dauert von
Jakobi bis zum Schlusse der Wein
und Kastanienernte. Während der
Dienstzeit erhält der Saltner die Kost "
abwechselnd in den Bauernhöfen, deren
Weingärten er überwacht. Am Ende
der Dienstzeit versammeln sich die
Bauern der gemeinsamen Hut »Hm
Roatung« (Abrechnung) beim Dorf
wirth. Es Rvird ein ordentlichet
Schmaus-, bestehend aus Kalbsbraten
mit Zwetschgen und Schweinebraten
mit Kraut, gehalten, die Bauern zahlen
je nach der Größe ihrer Grundstücke
dern Saltner »’s Huatgeld« aus, und
für den jungen Burschen beginnt wie
der das Alltagsleben.
Yroscssor Dakkliri.
Mitwelt-en des hetvorragendkten Dorn-lal
anerd aus der akademisetim Lehrthätiqkeit.
Wissenschaftler und Laien im All
gemeinen, sowie ehemalige Jenenser
Studenten im Besonderen dürfte die
Nachricht überrascht haben, daß Pro
fessor Ernst Haeckel, nachdem er erst im
Frühjahre d. J. von einer Forschungs
reise nach Ostasien zurückgekehrt war,
sein Lehramt an der Universität Jena
aufzugeben gedenkt. Haeckel, der 1834
in Potsdam geboren wurde, fühlt die
Last des Alters-. Mit ihm scheidet
nicht nur der hervorragendste Forscher
auf dein Gebiete des Darwinismus
aus der akademischen Lehrthätigkeit,
sondern zugleich ein philosophischer
Kopf und eine Künstlernatur, eine
jener Jndividualitäten, die an einem
und demselben Gegenstande immer wie
der Neues entdecken.
Ernst Haeckel studirte Medizin und
Naturwissenschaften und ließ sich in
Berlin als Arzt nieder. Bald aber
wandte er sich ausschließlich den Na
turwissenschaften zu. Seit 1865 be
kleidete er an der Universität Jena eine
Professur für Zoologie. Haeckel ver
Oz
, s ’,7 '- ,
Ernst HaeckeL
tseste sich in die Darwinischen Theo
rien und baute darauf weiter. Seine
1868 veröffentlichte »Natürliche
Schöpfungsgefchichte« wurde in meh
rere Sprachen übersetzt. Jm Jahre
1874 erschien seine »Anthtopogenic,«
welche vom Ursprung und der Ent
wickelung des Menschengeschlechtes han
delt. Es folgten sodann fein Haupt
werk ,,Generelle Morphologie des Or
ganismus« (Lehre von dex Bildung
und Gestaltung der Organe), sowie
seine ,,Gasträologie,« in der Haeckel ein
sogenanntes Entwickelungsgesetz süe
das gesammte Thierreich ausstellt.
l Professor Haeclel unternahm zu
; Studienzwecken weite Reisen. Die
) Küstengebiete der Rost-see des Mittel
meeres, Nothen Meeres etc. untersuchte
er genau. Als Ergebnisse dieser Rei
sen erschienen, unter anderen Schrif
ten, »Jndische Reis-htter Kuh-Arg
bische Ko«toll«en.'s f