Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 09, 1901, Sonntags-Blatt, Image 13

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Qssener Schreibebrief von
xikkie Janfstengeh
No. 96. Well
Mister Edi
ibo!, ich fm VC
un wisse Se,
wenn ich mich
mitgenomme
den-? Die Mis
sus Wedegivei- I
ler; sehn Se,
ich hen gedenkt,
zu zweit kann
mer doch mehr
sehn, wie allein mit sein Lohnsomm
uwd dann duhts ennuveg diesenter
ucie. Es wär differeni« wann ich
chon e alte Lehdie wär, annver ich fin
doch noch gar nit alt un ennihau bin
ich noch arig gtiiguclig, das sagt we
nigstens immer der Philipp, wann er
en Dust hot un dann kann er immer
am beste sehn. Well, mer sin also da
un mer hen auch schon estart, Bißnes
Jeduhn Jch densie, Die wolle keine
skrippschsen von die Zitiie heu. Die
iitie guckt wie alle annsere. Do sin
iritie mit Haiser dran un in die Hai
ser do sin Siohrs un in die Stritte do
xn se Stritttahr Träcis un an die
riicks do runne Strittkahrs un for
jeden Reit kriegt die Kompenie en Ni
ckel, wann der Kondockter nit an Ge
dächtniszschwäche leide duht Un vergißt
die Fehr abzuringr. Sie sehn do is nit
viel Differenz un sor den Riesen hen
mer auch reiteweg die Kahr genomme
un sin nach die Penn Eineriken gefah
re. Jn Froni von die Fehrgraundg
do hen se an die Geht so e fonniqe Me
schinerei. wo ich noch nie nit gesehn ben.
Das Ding hot sich immer ekum gedreht
un do hot mer durchschluvve misse.
Wie mer do drin ware, do bot uns ei
ner for e Tiaet gefragt; ich hcn den
Felle-: das Ticket gezeigt, wo Sie mich
Ischickt hen un do hot er gesagt, ob ich
ieme beim wenn ich tein rehgeller
Päß nit hätt, dann mißt ich vier Schil
ling bezahle un dann derst ich inseit.
Well, es is nit mein Weg, mich mit so
en singe-bildete Mensch erum zu seite
un do hen ich mein halwe Dahler usi
geponiet un so hot die Wedesweilern
un dann hen mer inseit geb-erst. Vlies
aewwe Se mich Krevditt for den hat-we -
Dahler, Mister Goithor. Mer hen
noch keine zwanzig Stepps gemacht, do
is so e Kraut Fellersch gewese, die hen «
uns getiictelt fiir Geids und Kattelohgs
zu tause. Jn lcsz denn no Teim hen mer
zwei Dahler for en ganze Peit Bucks
gespend gehabt, awwer wann Se denke,
mer hätte je ·t ebbes Mvißh dann sm
Se arig mitehten. ir hen uns in
die Bücher gar nit ausfinne könne un
do hen ich zu die Wedesweilern gesagt,
mir besser folge einol unserm Jnstinctt,
—- ich dense, so nennt mer das GefiehL
was mer bot, wann mer sein Meind
uffmacht, seine Nos nach zu gehn. Do
hen mer uss eemol e ganze Lati Jn
diens gesehn, wo grad uff uns zu kom
me sin. Ei tell Inh, ich sm geschieht-i
gewese, wie alles un ich kann gar uii
sehn, wie met so Fegersch so frei erum
ause losse kann; vene Fellersch ig nie
nit zu troste un mehbie se hatte den
Dag auch ihr Brecksest noch nit gehabt.
Ein-er von die Kanne, et hot e Fehg
gehabt, wie e tegellet Schlatasiegesicht,
cs ganz tlos zu mich komm-e, hot mich
in die Spehkripps gepuscht un hat ge
sagt: Hello Fättie«. Do hen ich awwer
puttiniier die Fitz triegt vor lauter Ect
seitement. Es war e gutes Ding, daß
die Witzes-weinen e Battelche Wißtie
bei sich gehabt hotz domit —- oas meint
mit den Wißkie, nit mit die Battel —
hot mich die Wedesweilern mei Nos un
mei Tempels gerobbt un das hot mich
widder besser siehte mache. Well, den
Kehs sduhn ich riepohrte, un dont juh
set ett it. Mir sm dann weiter un do
hot s nit lang genomme, do ware mer
an den Pia wo all die Schohg ausge
stellt sin. i G«alle, sell make awwer
enwl seine Bildings, bei Schimmenie,
die hen geguctt, als wann se all von
Mai-bei gemacht wäre; die Weint-wei
l-- s--1 -«t--4 h- lL-—4 —- -------
EIN-II syst-s MIUZI, UU CUIIUID Ilsks UIUIULL
sehn, was tienschehänd alles fertig
bringe behie. Un Sie hätte nur sehn
solle, was hier for Mensche erum laufe,
weiße, schwarze, gelbe und braune un
ich denke, es waee auch griene dabei;
ich hen wenigstens e Lehfoie sage horch
»dat Feller us grien. Gefehn hen ich
ofs Kohrg keine, awwer dieLehdie werd
wohl keine Lieg gesagt ben. »Lizzie,«
Tot die Weoesweilern gesagt, »ennihau
ollte mer doch eniol m so e Bildinq
gehn, bikahg mer misse doch ebbeg sehn
Ahlrecht hen ich gesagt un do sin mer
in e Haus sange, do hotg gesagt:
«Driemland« un in Front von den
aus do is en Kotsp von e junges
äsdche gewese, der war so gross, wie
daheim unser ganzes Biloing. Jch hin
schuhr eckspecktet, daß mer inseit die
Lehdie, tvo ihr Pickscher autseit gewese
is, lewewdig sehn dehie un so e großes
fichniehl Frauenzimmer hen ich m mei
Fanzes Lewe noch nit gesehn. Wie mer
tosen komme sin, do fm mer dorch so
en chmale Dohr gange un do hen mer
in « ront von e großes Luckingläs ge
stanne, mir stn yanns te to weiter
gange un wo mer hmsgange m, do sin
uns Leii in den Weg geweseun ich hen
schließlich vie Westeilern gar nit
mehr esunne. Wo ich en Siepp ehett
genmzt heu, do sin ich wir-der gebotnpt
un ich hen grad starte wolle zu greine,
do is e ju e Leg-die komme un hot
mich getiickel It un ot mich de Weg ge
zeigt; do is auch die Msweilern
komme un mir hen nicks gebohrt-, als
wie teiteweg widder autseit. Mit hen
grob genug von den Stoff gehabt.
Mee zwische Jhne un mich, mir hen ’
—
—-——--. «
gedenkt, dass ei e rehgeller Schehin
wär, uns bei so en Botter auch noch
unser gutes Geld .abzunermne. Das
hot mich so sick un teiert emacht, dasz
ich gesagt ben, Wedestoei ern, hen ich
Exagt ich mache en Vorschlag zur
·te, mir wolle emol gehn e Glas Bier
nemme. Do hot awwer die Weins-wei
lern an ewwe: Dosor hätte mer nit zu
die Ecl posischen zu gehn brauche, das
hätte mer heim in ihrem Mann sein
Platz ecksäckli grad so ut hawwe kön
ne« Den Weg ot e gejproche nn dann
sin mer in den « s i p te Kämp gange.
Do sin awwer die fchippstes bei Dutz
end gewese un lauter arig gutguckige
Mehdercher. Blog hen ich gedenkt, als
wann se all emol en diesente Wasch
hätte stcnsde töne. Die Wedesweilern ;
hot aswwer gesagt, die hätte so en
dunkle Fiompleckschen un wäre mehbie .
ganz klien. Die · Wedestveilern is
awwer immer e wenig nierseitet gesehn
un cch kenne die Konipleelschen gut ge
nug von meine Kidg her. Eine von
die Gehrls is zu mich tomme un hot
gesagt, sie wollt mer Fortschen telle.
Ahlrecht, hen ich gesagt, go ehett. Do
hot se mich in e Tent genommc un hot
die Kortens zugezoge, daß es ganz
dunlel gewovde is un dann hen ich sie
erscht mei Zung eraus halte misse, daß
se mich beinah aus den Tscheunt ge
falle ts. Dann bot se in mei Händ ge
guckt un hot gesagt, ich wär in Losf
mit en gntgucligie junge Mann, ich sollt
answer lehrsull sein, sonst deht ich
große Truswel kriege. Do hen ich sie en
Schläpv in ishr Fehs geiowr. Se hot
for Help gehallert un in e Seckend sm
e ganze Lado hiemehl Tschipsieg komme
un hen mich enaus geschmisse. So jetzt
gehn mer e Gläs Vier hawwe, hot die
Wedesweilern gesagt un dabei bot se e
Fehs gemacht, als wann se froh wär,
daß ich den Trubel gehabt hen. Mit
beste Riegsahrds Ihre
Lizzie HansstengeL
--..·-.-.—
Das Portcscuille. (
l
NovellettevonJeandeRouvery.(
Madame Daurel blieb vor dem
Postamt stehen. Jhre rechte Hand hob i
das Kleid ein wenig hoch, dann fuhr 1
sie in den Must, den sie mit der linken
Hand noch hielt. Sie stieß einen i
Schrei der Ueberraschung aus; dass
kleine Portefeuille, das sie in ihren!
Muff gesteckt, war verschwunden.« .
»O mein Gott!« hauchte sie und sah »
sich instinktiv um. Einige Schrittes
von ihr stand ein Mann von 50 Jah- ?
rcn mit dickem, glattrasirtem Gesicht«
der sie prüfend betrachtete. Plötzlich?
näherte er sich ihr, dann verneigte er »
sich mit bösartigem Lächeln vor Ma
dame Daurel und sagte
»Mat)ame, ich wohne ganz in der
Nähe von hier, Rue de la Nirhaliere
No. 60 und heiße Chruinot. Ich bin
Agent Wenn Sie etwas über das
Porteseuille erfahren wollen« das Sie
verloren haben, so könnte ich Jhnen
Näheres mittheilen.«
Ist-P
Herr Chruinot war eine Kanaillel
Allerdings war es ihm im Leben nicht »
besonders gut gegangen. Wiederholt
hatte er geglaubt, in verschiedenen z
Operationen Glück zu haben, doch je
desmal, wenn er gedacht, das Ziel er
reicht zu haben, war etwas dazwischen
gekommen. Das »Etwas« war die
Justiz. Die Alientem die er zu diipi
ren geglaubt, hatten sich beim Gericht «
beklagt und das Gericht hatte Unter- I
luchungen eingeleitet, in deren Verlauf s
l Herr Chruinot den Polizeikommissar, I
das Zuchtpolizeigericht und das Ge-!
fängniß von Mazas kennen lernte.
Glücklicherweise hatte die Sache bis da- ;
- hin keine bösen Folgen siir ihn gehabt; s
« das war schon etwas. Doch er mußte s
j die ihm andertrauten Gelder, die für(
Rechnung eines Dritten eintassirten
Summen, zurückgeben, die er — ach,
so gern! —- siir sich behalten hätte.
Kur-, das einzige, was er bis dahin !
bei Seite gelegt hatte, waren die Ge
wissensbisse.
An jenem Tage ging er hinter Ma
dame Daurel her. Plößlich sieht er,
« daß sie einen Gegenstand auf das
Trotoir sallen läßt« Er will sie
I anrufen, sie aus den Gegenstand
aufmerksam machen, als ihm plötzlich
: ein Gednate durch den Kopf geht:
. »Man muß der ersten Eingebung
stets mißtrauen!·' sagte er sich.
Niemand ging in diesem Augenblick
vorüber, warum sollte er sich also den
verlorenen Gegenstand nicht aneignen?
Vielleicht lohnt es sich der Mühe!
Herr Chruinot oftnete das Portr
seuille.
Denn es war ein Poetefeujlle, das-l
Madame Daurel eben verloren, ein
kleines, niedlicheg Poetefeuilla auf dem
ihr Namens-Fug in Silber eingtavirt
; war: dasselbe enthielt eine Banlnote im
Wetthe von 50 Franks, eine Stückchen
’ Papier und einen Brief im Couvert,
der augenscheinlich eben in den Postka
ften geworfen werden sollte.
Schnell durchfloa Herr Ehrninot die
Papierftiictchen. Es waren oft durch
lesene Briefftaamente und truan alle
Picffelbe Unterschrift: »Henri Prejail:
es.«
»Sieh! sieh!« sagte sich Herr Elimi
not und zog jetzt einige Vifitenlarten
heraus, die auf Madame Andre Dau
tel lauteten.
Diefe Madame Andre hat einen
Freund, Herrn Venti von Ptejailles.
Ein ganz famofes Gefchäftt« sagte sich
here Chruinot.
Ohne die gekinaften Bedenken öff
iieåe er den verschlossenen Brief und
a :
»Mein Geltebteet Wir werden uns
morgen sehen. Mein Mann reist nach
Antwerpen und wird dort zwei Tage
bleiben. Wir werden zusammen früh
stiicken Welch’ herrlichen Tag werden
wir verleben!«
So ging der Brief weiter. !
»Bleibt nur noch in Erfahrung zu ;
bringen, ob Madame Andre Daurel «
reich ist. Jn jedem Falle genügt es»
mir, daß ihr Freund es ist; Henry von
Prejailles, das klingt gut.« Uebrigens
konnte er sich ja bald erkundigen.
Während er so mit sich selbst sprach,
folgte er Madame Daurel noch im
mer. Als- er sah, daß sie beim Postamt
stehen blieb, blieb er ebenfalls stehen.
Das war der entscheidende Moment.
»Sie wird ihren Brief in den Kasten
werfen wollen und bemerken, daß sie
ihr Portefeuille verloren hat,« mono
logisirte Herr Chruinot von Neuem.
»Ich werde mich ihr nun nähern und
sie in sehr höflichem Tone bitten, in
meine Wohnung zu kommen; wenn sie
über den verschwundenen Gegenstand
etwas erfahren will, dann werde ich ihr
meine Bedingungen stellen.«
Jch wiederhole es noch einmal, Herr
Chruinot war eine nette Kanaillel
Jch brauche wohl nicht zu erwähnen,
daß Madame Daurel, als sie Herrn
Chruinot sprechen hörte, entsetzt stehen
blieb. Verwirrt, erröthend, entsetzt,
fand sie iein Wort der Erwiderung.
Als sie wieder ein wenig ruhiger ge
worden, war Herr Chruinot, der sich
nach Beendigung seiner kleinen Rede
umgedreh, btreits weg.
So war sie also diesem Manne auf
Gnade und Ungnade preisgegeben!
Sicher hatte er das Portefeuille geöff
net, hatte die Geheimnisse desselben
durchwühlt und würde es ihr jeden
falls nur gegen gute Belohnung zurück
geben. Madame Daurel faßte die
Sachlage klar in’s Auge und sagte sich:
»Es gilt lein Zögern; ich muß diesen
Mann aufsuchen.«
Und sie suchte ihn auf!
Ists
Herr Chruinot erwartete sie·
»Hier ist Jhr Porteseuille, Ma
dame,·« sagte er und reichte ihr den
Gegenstand, den er vor einiger Zeit
auf dem Trottoir aufgehoben.
Madame Daniel wollte ihm in war
men Worten danken, doch er ließ ihr
keine Zeit dazu.
»Ich gebe Jhnen Jhr Porteseuille
zurück, doch die Ehrlichkeit zwingt
mich, Ihnen zu gestehen, daß es nicht
unberührt in Ihre Hände zurückkehrt.
Es enthält allerdings noch einen
Fünf,iigfranrs-Schein, denn das Geld
ist geheiligt. Sie werden auch Jhre
Visitentarten darin vorfinden, doch
ich habe mir gedacht, daß es von Ihrer
Seite unvorsichtig war, Jhre Briese
darin auszubeivahrew Eine Jndistre
tion wird so leicht begangen. Daher
werde ich mir erlauben, dieselben zu
behalten.
Madame Daiirel verstand. Der
Agent hatte ihr eine Falle aestelli·
»Ich könnte mich zu dem Polizei
Kommissär begeben, der Sie zwingen
würde, mir die Briese zurückzugeben,
die Sie behalten wollen.«
»Und ich könnte dem Polizei-Kom
missär sagen, daß ich gar nichts ge
sunden habe, daß ich nicht weiß, von
welchem Porteseuille Sie sprechen. daß
Herr Ehruinot über jeden Argwohn
erhaben dasteht.«
»Aber weshalb wollen Sie denn die
Briefe behalten? Sie interessiren Sie
doch gar nicht und ich versichere
Sie ..... «
»Nichts da! Solche Briese Ma
dame, sind sehr nett.... Herr Henri
von Prejailles schreibt ganz allerliebst,
und wag Jhren Sthl anbelangt, Ma
dame, so ist er entzückend.«
Madame Daurel erröthete. Jhr«
Geheiinniß war bekannt· Sie fühlte
sich diesem Elenden aus Gnade und
Ungnade anheimgegeben.
»Sie wissen wohl, Madame«, fuhr
Her Chruinoi fort, »daß jede Person,
die einen gefundenen Gegenstand wie
derbringt, Anspruch auf eine Beloh
nung hat«-D«
»Ich bin bereit, sie Jhnen zu geben,
inein Herri«
«Einversianden. Doch es giebt Be
lohnung und Belohnung. Jch glaube,
die Korrespondenz des Herrn von Pre
jailles und der Madame Andre Dau
rel hat einen sehr hohen Preis-.
»Oh, mein Herri«
»Gutes: Ieyr yoyen Preis! Ich wie-«
derhole es, Madame; im Notbfall
könnten Sie sich darüber bei Herrn
Andre Daurel ertundigen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Madame, ich spiele mit aufaedeckten
Karten! keine unndthigen Pbrasen
Also: ich qebe Ihnen Jhre Brit-se achen
Zahlung von 20,00()Francg zurück
andernfalls gelangen Sie in die Hände
Jhrcs Gatten.«
Madame Daurel fuhr entrüstet aui
und rief:
»Aber »das ist ja Erpressung!«
f Ttdoch unentwegt fuhr Herr Chruinot
or :
,,Also meine Bedingungen find sol
qende: ich erhalte in 24 Stunden ZU
000 Francsx sonst erfährt Ihr Gatte,
daß Sie ihm Herrn von Prejailles vor
ziehen. Diese Briese werden eg ihm
mittheilen.«
Das Alles wurde in kühlem Tone,
mit ruhigem Cynismus gesprochen.
Es herrschte ein langes, dumpfes
Schweigen. ·
Endlich erleob sich Madame Daurel
und wandte ich der Thüre zu. Herr
Chruinot ließ sie gewähren; er sprach
kein Wort und rührte sich nicht. Blrich
und verstört verließ die unglückliche
Frau das Zimmer. s
III
Was wird sie thun?
Das fragte sich Herr Chruinot.
Jm Grunde genommen war er sehr I
ruhig. Jn einigen Stunden würde ,
Madame Daurel wiederkommen Ge
wiß würde sie zu feilschen versuchen,
würde 10,000, 15,000 Francs bieten.
Doch er würde unerschütterlich bleiben.
20,000 Franes —- oder die Schande!
Doch die Stunden vergingen und
Madame Daurel kam nicht wieder. Na,
schließlich brauchte sie immerhin Zeit!
20,000 Francs finden sich nicht gleich, z
selbst wenn man sie auch nur seinem i
Manne fortnimmt! !
Da trat der Kommis in das Ka- E
binet.
»Herr Chruinot, es ist jemand da,
der nach Ihnen fragt!« «
»Jedenfalls die Dame von vorhin?« -
»Nein, ein Herri« »
,,’Ein Herr? Lassen Sie ihn eintre- .
ien.«
Der Besucher trat ein.
»Mein Herr,« sagte er, Herrn
Chruinot fest anblickend, »mein Name
» ist Henri von Prejailles!«
»Ide: Agent wich einen Schritt zu- ,
ru .
»Oh, fürchten Sie nichts; ich habe
nicht die Absicht, Jhnen die Züchti
Igung angedeihen zu lassen, die Sie
verdienen. Es genügt mir, Ihnen zu
sagen, daß Sie ein Hallunle sind. Und
nun bitte ich Sie, mir zu folgen.«
»Mein Herr. . . .« :
Herr Chruinot wich immer mehr zu
rück. Herr von Prejailles nahm aus
seiner Tasche einen Revolver, richtete
ihn aus Herrn Chruinot und sagte:
»Sie werden mir folgen. .. .«
»Ich werde Jhnen folgen, mein
Herr; doch merken Sie sich eins: Jhre
Briefe sind an sicherem Ort, keine Ge
walt wird mich zwingen, sie Jhnen zu- -
rückzuaeben, was auch geschehen mag. J
Herr Daurel soll erfahren. . . .« i
»Ganz recht. Inzwischen gehen Sie,
bitte, voran. Und kein Wort, oder ich
i
!
)
s
schieße Sie nieder.«
Unten wartete ein Wagen. Herr
Chruinot stieg hinein und Henri von
Prejailles nahm an seiner Seite Platz.
,,Kutfcher, Rue Rembrandt No. 84.
Wir fahren zu Herrn Andre Daurel.«
Herr Chruinot zitterte; doch er
sprach kein Wort. .
Der Wagen hielt an der angegebenen
Wohnung. s
»Nun sagte Henri von Prejailles zu E
seinem Begleiter, indem er den Wa- ;
genfchlag öffnete: « l
»Mein Herr, Sie können absteigen·
Der Augenblick, Jhre Drohung zur
Ausführung zu bringen, ist gekommen.
Bringen Sie meine Briefe Herrn An- .
dre Daurel.«
Herr Chruinot glaubte seinen Ohren «
nicht zu trauen. Was ging denn nur
vor?
Vor der Thiir stand ein Diener im "
schwarzen Frack und weißer Kravatte.
Herr Chruinot trat auf ihn zu und
fragte: »Herr Andre Daurel zu spre
chen?« i
»Wie!« sagte der Diener, »Sie wis-.
sen nicht«-« ’
»Was denn?« · z
»Herr Andre Daurel ist heute Nach
mittag gestorben.« « «
Hm Chkuinot blieb verblüfft stehen l
und murmelte vor sich hin:
»Ich habe wirklich kein Glück!«
Er wollte sich eben entfernen, als
Henri von Prejailles auch aus dem
Waan stieg und ihn zurückhielt.
»Sie sehen,« sagte er zu ihm, »das
Schicksal unternimt es manchmal, Ka
naillen Ihrer Art-ihre Streiche zu Ver
eiteln. Madame Daurel hat mir eben
Ihren abscheulichen Erpressungsver
such mitgetheilt; irh hatte ihr gerathen
nach Hause zu gehen, und meine Ab
sicht war, Sie um jeden Preis zu hin
dern, die Drohung, vor der Madame
Daurel zitterte, zur Ausführung zu «
bringen; ich wollte Sie daher eben
aufsuchen, als mir ein Billet Jhres ;
Opfers mittheilte, daß sie nichts mehr
von Jhnen zu fürchten hätte; ihr
Mann war von einem Schlaganfall ;
getroffen worden und nach wenigen
Minuten gestorben, ohne das Bewußt- f
fein wiedererlangt zu haben. Ihr .
Plan hatte keinen Werth mehr und ich -
habe Sie ausgesucht, um Sie davon
zu iiberzeugen.« - .
»Ach!« rief Herr Chruinot von i
Neuem, »ich habe doch nie Glück!«
»Jetzt bleibt Jhnen nichts weiter zu -
thun übrig, als mir die Briefe zurück-«
zugeben, die Sie gestohlen haben.« :
Was konnte Herr Chruinot thun?
Alles verschwor sich wider ihn. Er »
kehrte mit Henri von Prejailles in sein s
Kabinet zurück und nahm aus einem ;
, geheimen Fach die Briefe der Madame »
. DaureL «
»Amt« rief er, ,,1nan kann wohl
sagen, daß die Tugend nie belohnt
wird! Jsch wollte einen Ehernann von
dein Unaliick, das ihm widerfahren
war, unterrichtem und er ist gestorben,
bevor ich es thun konnte. Meine gute -
Handlung wird unnöthig und bleibt
unbezahlt.«
Henri von Prejailles hatte die Briese
aus den Händen des Agenten genom
men und sie eingesteckt
»Es wäre wahrhaftig traurig«,
sagte er dann, »wenn Betriigereien im
mer aelängen· Erfahren Sie also, Sie
Schust, daß Herr Daurel sich nie besser
befunden hat, als heute. Es war mein
Diener, den ich vor dem Hotel in der
Rue Rernbrandt postirt hatte, der mit
Ihnen gesprochen hat; er hatte sich zu
dem Zwecke mit dem Portier verstän
digt· Zwanzig Francs waren die
Ausgaben für diese kleine Komödie.«
Während Herr Chruinot verzwei
felt die Hände rang, fügte Henri von
Prejailles hinzu, indem er auf seinen
Revolver deutet:
,,Uebrigens halte ich stets ein bis
zwei Kugeln aus diesem niedlichen
Spielzeug für Sie zur Verfügung!«
humoristifchea
Its-haft «
uRennen Sie den Herrn dort?«— .
Ukur vom Austveichen1« I
Dom etwa-.
Student (soeben durch-G Exa
men gefallen): »Ja-aber feine Witze
habe ich doch gemachj!«
———————————— l
Verschwendung-d sp
Fähnrich: »Ach! äh! äh! äh!«
——P r o f e s s o r : »Aber, Herr Fähn
tich, welcher Gedankenpomp!«
Gntgcgcnkommend. I
F » I- - « H
»Das B a d e n an dieser Stelle ist
bei drei Mark Strafe v e r b o t e n ,
mein Herr! (Der Badende will sofort ;
an’s Land steigen.) O—bitte, lassen 2
Sie sich nicht stören-Sie können «
ruhig weiter baden, währmdich
Sie aufschreibe!«
Druckfehler-.
(Aug einer Erzählung. )—Alles war
gespannt auf die junge cialienerim
welche aus Mess ing (Messina) sein
sollte.
Uebers-listige Yragp.
»Guten Tag, Frau Vailchentholz
was macht d’r Herr Gemahl?«——
»Nu, was wird’r machen? E g l ä n -
zendes Geschäftche wird’r ma
chen!«
Zukündigung auf einem Glie
aterjetteh
»Der zweite Alt spielt zehn Jahre
später.——8wischen dem ersten und zwei
ten Alt findet im Theater-Restaurant
großes Würstelessen statt!«
zehr- tröstlich.
Schriftsteller (an der Woh
nungssuche, zum Vermiether): »Ich
habe da in einem Zimmer ein Klavier
bemerkt, das spielt man doch hoffentlich
nicht sel)r?«—,,Nein-—höchstens in der
Nachtl« —
Yörtistrs Opfer-.
»Deine Liebe, Emitie, zu mir ist also «
so groß, daß Du mir jedes Opfer brin
gen-—wol)l gar für mich sterben könn
test?«——»Mehr! Auf Deinen Wunsch
würde ich sogar einen abgelegten Hut
meiner Todfeindin tragen!«
Dir neue Köchin.
iMk
» n s « will-fu« sss EIN-O
»...Nun, gewisse Reser
v a t rechte will ich der gnädigen
Frau ja zugestehen!« ,
Zimmer Fachmann
Historiker (an dem ein Güter
zug vorüberfiihrt, die Wagennummern
ablesend): »1571 Seeschlacht von Le
panto; 840 starb Ludwig der Fromme;
1228 der fiinfte Krenzzug5 1825 Niko
laus Kaiser; 1521 Reichstag zu
Worins; 1757 Schlacht bei Roßba-ch!«
Griftigc Gründen
»Sie sind nicht mehr Seiltänzeri
Warum haben Sie den Beruf aufge
geben?«——»Ach Gott, erst rissen
mir immer die Leute aus, wenn
der Kassirer mit dem Teller kam, dann
riß mir der Kassirer aus,
und zuletzt riß auch noch das
Halteseil aus, so daß ich herun
tergeblumbst bin.«
Zier schlaue »(I)bor."
Geheimräthin (mit fünf
Töchtern): »Herr Obertellner, schaffen
Sie unser Geptick herunter; wir blei
ben nicht bei Jhnen·«——-O b e r k e l l -
ncr: »Seht wohl, meine Gnädigex
darf ich Jhncn den bestellten Käse drü
ben im Wintergarten serbiren lassen,
rechts, in der Verlobungs
nische Nr.8?«——Die Töchter
(einftimmigs): »Mama, wir bleiben!«
Im Yllanövern
Offizier: ,,Einjähriger, hier
auf diesem Hiisgel bleiben Sie stehen
und beobachten das Gelände; und wenn
Sie den Feind bemerken-, so geben Sie
einen Alarmschusz ab, verstanden?«
Nach- einer Stunde kommt der Offizier
wieder vorbei und sieht den Einjiih
rigen, statt auf dem Gipfel des Hügels,
ganz unten, auf der dem Terrain ab
gewandten Seite. Ganz entrüstet ruft
er: »Ja, was machen Sie denn
hier?«—Einjähriger Sil
b e r g l a n z : »Herr Leutnant, ich
hab’ so einen Haß aux unsern Feind,
ich will ihn gar nischt ehent«
W
Gin- zieman
A. : »Wer-n au dem Ball war ich
der Mann, um den ich alles dree
B. : »So betrunken waren Sie
Wesäyrlicye dunst. .
»So, gnädige Frau spielen wenig
Klavier?«—F r a u : »Ja, nur iwemt
ich von den Dienstboten dazu gerein
werdet«
Zins der Yagd.
F ö r st e r : ,,Oh——Hert Leuina
Sie tragen ja einen Flor, haben«S
Trauer bekommen?«—-—L e u t n a nt
,,Aeh——ja—weil heute in- Civil jehM
muß!«
pag Gegenttieih
Fr a u A.: »Was treibt Jhti
Mann denn nun den ganzen Tag, seit-«
dem er sich zur Ruhe gesetzt hat?«-—
Frau B.: »Er steht herum und
macht Lärm "
ging-nehme Eröffnung.
S t a m m g a st Czum neuen Kell
ner): »Wissen Sie, ich bin etwas net
vösi Wenn Jhnen daher hie und da
ein Krügel an den Kopf fliegt, dürfen
Sie sich nichts d’rausmachent«
Ein moderneg Bind.
Mutter (3um kleinen H:ns, den
sie vor einem Weilchen geptügelt kamt
»Na, komm her, Hans, ich will weder;
gut fein.« ——H ei n s ch e n: »Nein;
nein, den Frauen ist nicht zu traumf
Gemüthtict1.
R i ch te r (zum freigesprochenen
Taschendieb): »Warum betrachten Sie
in einem fort meine H ä n d e ? «—·
T aschendieb: »Ach, Herr Rich-i
ter. wer Jhre langen Finger
ya11e:"
Zuf dem Heimweg. »
F T
s« »e- g M s
»Dös is a rechtes Kreuz, i merk«
alleweil’ den Durs cht erschi,
wann’s z’ spat is!«
Protzkkk
Bankier (zu seinem Sekretär,
der ihm einen Brief zur Unterschrists
vorlegt): »Ich hab’ Jhnen schon ein-s
mal gesagt, Se sollen nicht unter des
Brief immer schreiben: Hochach-:
tungsvolll Mer haben’s, Gott
sei Dank, nicht nöthigt«
Väter-lieber stolz.
Junge Dame der Gesell
schaft: «Jhre Fräulein Tochter,
Herr Kommerzienrath verhält sich den
sie umschwärmenden Herren aber sehr
kühl gegenüber.«—K o m m e r z i e n -
rath: »Ja, meine Tochter versteht
es, meine Millionen zu vertheidigen.«
Groll.
F- r an (zum kranken Gatten):
»Unser Hausarzt hat zu mir gesagts
Du wirst wohl einige Wochen das Bett
hüten müssen.« —- M ann : »Na,«
weißt Du, es freut mich nur, daß der
Mann für das Geld, was er von uns«
bekommt, auch ’mal was zu thun hat.«
Yotaniitrr und Yegetaricmers
Der Botaniker geht in den Wald hinaus
Und sammelt dort Pflanzen, Um sie zu
Hans
Mit Liebe und Sorgfalt zu p re s s e u.
Ter Begetarianer dagegen bemüht
Sieh nnr um P s l a nze n , um sie mit
Appitit
Jn seinem Hause z!!——e s se n.
Ein Wir-um ein Wort .
Studiosus Süffel (ruft’
seinem zum Fenster heraus schauenden
Kollegen zu): ,,Spund, kommst Du
nicht mit zur Kneipe?«—S p u n d :
»Nein, ich habe mir gestern das Wort
gegeben, heute um acht Uhr zu Hause
zu sein.«—Sii ffel : »Dann kannst
Du ruhig mitgehen, denn es ist ja schon
halb neun!«
Zur-M
Serenissimus sbefucht das
Melker des Hofmalers. Er bleibt vo»
einer Staffelei stehen): »Ah, do haben
Sie Frau Von Milde porträtirt, wirkI
lich famos! sehr ähnlich!«——M a l e r .
,,Verzeihung, Hoheit, das ist ja nich-d
Frau von Milde, das ist ja Fräuleins
Von Senden.« —Serenisstmus:4
»Ah, Fräulein von Stichen-ou
sehr ähnlichs«