pa- vmeieuiue q Iovellette von Jeon de Rou very W Modarne Daniel blieb vor den Meint stehen. Jhre rechte Hand hov das Kleid ein wenig hoch, dann fuhr fie in den Mass, den sie mit der lin ken Hand festhielt. Sie stieß einen Schrei der Ueberraschung aus; das kleine Portefeuille, daß sie in ihren Muff gesteckt, war verschwunden »O mein Gott!" hauchte sie und fah sich instinktiv um. Einige Schritte von ihr stand ein Mann von 50 Jah ren mit dickem, glattrasittem Gesicht, der fie prüfend betrachtete. Plötzlich näherte er sich ihr, dann verneigte er fich mit bösartigern Lächeln vor Mo darne Daurel und sagte: »Modome, ich wohne ganz in der Nähe von hier, Rue de la Nirhalicsre No. 60, und heiße Chruinot. Jch bin Agent. Wenn Sie etwas über das Portefeuille erfahren wollen« das Sie verloren haben, so könnte ich Ihnen Näheres mittheilen. se e- « Herr Chruinot toar eine Kanuilleå Allerdings war es ihm im Leben nicht besonders gut gegangen. Wieder holt hatte er geglaubt. in verschiede nen Operationen Glück zu haben, doch jedesmal, wenn er gedacht, das Ziel erreicht zu haben, war etwas dazwi schen gekommen. Das »Etrvas« war die Justiz. Die Klientem die er zu düpiren geglaubt, hatten sich beim Gericht beklagt und das Gericht hatte Untersuchungen eingeleitet, in deren Berlan Herr Chruinot den Polizei kornmissät, das Zuchtpolizeigericht und das Gefängniß von Mazas kennen lernte. Glücklicherweise hatte die Sa che bis dahin keine bösen Folgen für j ihn gehabt; das war schon etwas. « Doch er mußte die ihm anvertrauten . Gelder, die fiir Rechnung eines Drit ten eintassirten Summen, zurückgeben,« die er —- ach, so gern! — für sich be- E halten hätte. Kurz, das einzige, was ; er bis dahin bei Seite gelegt hatte, i waren die Gewissensbisse. - An jenem Tage ging er hinter Ma- « dame Daniel her. Plötzlich sieht er, daß sie einen Gegenstand aus das-. Trottoir fallen läßt. Er will sie an rusen, sie aus den Gegenstand aufmerk sam machen. als ihm plötzlich ein Ge danle durch den Kon geht: »Man muß der ersten Eingebung stets mißtrauen!« sagte er sich. Niemand ging in diesem Augenblick « vorüber, warum sollte er sich also den verlorenen Gegenstand nicht aneignen? Vielleicht lohnt es sich der Mühe! ; Herr Chruinot öffnete das Parte fenille. Denn es war ein Portefenille, das Madame Danrel eben verloren, ein kleines, niedliches Porteseuille, aus dem ihr Namenszug in Silber eingravirt war; dasselbe enthielt eine Bantnote im Werthe von 50 Francs. einige Stückchen Papier und einen Brief irn Zone-ert, der augenscheinlich eben in den Posttasten geworfen werden sollte. j Schnell durchng Herr Chruinot die Papierstiickchen. Es waren oft durch- . lesene Briessragmente und trugen alle ldieselbe Unterschrift: »henri Pröjaik ( e5." »Sieh! stehl« sagte sich Herr Chan not und zog jetzt einige Visitentatten heraus, die auf Madame Andre Dan rel lauteten. · Diese Madanie Aner hat einen Freund, herrn henri von Presjailles. in ganz farnoses Geschästl« sagte sich here Cruinot. Ohne die geringsten Bedenken öff Iiete er den verschlossenen Brief und as: »Mein Geliebterl Wir werden uns morgen sehen. Mein Mann reist nach Antwerpen und wird dort zwei Tage bleiben. Wir werden zusammen früh stiicken. Welch' herrlichen Tag werden wir Mleben!« So ging der Brief weiter. Bleibt For noch in Erfahrung zu dringen, o Madame Andre Daurel reich is. Jn jedem Falle genügt es mir, daß ihr Freund es ist; henri von PerailleQ das klingt gut.« Uebri gens konnte er sich ja bald ertundigen. Alser er so rnit sich selbst sprach, er Madame Danrel noch im nur« Als er sah, daß sie beim Post M stehen blieb, blieb er ebenfalls Mut Das war der entscheidende m»!,s L— L-- I— L ·L,. »Du toll-.- chu souq m um cu sien werfen wollen und bemerken, daß sie ihr Poeteseuille verloren hat « mo nolsgisitie here Chruinot von Neuem Ich werde mich ihr nun nähern und sie in sehe höflicher-n Tone bitten, in meine Wohnung zu kommen; wenn sie über den verschwundenen Gegenstand etwas erfahren will, dann werde ich ilye meine Bedingungen stellen.« Jch wiederhole es noch einmal, here Thruinoi war eine nette Ka mille! brauche wohl nicht zu erwähnen, des Madame Daniel, als sie Herrn cheuinot sprechen hörte, entsetzt stehen siieb.Vetwie1-i, eteöthend, entsetzt, L nnd sie kein Wort der Erwidenmg it sie wieder ein wenig ruhiger ge Mden war Heer ChtuinoQ dee sich M Beendin Fang seiner kleinen Rede umgedicht, eits weg. IS- tpqe sie also diesem Manne auI MM MERMITHE - ite ee - he die Geheime-M- lbts M » .«- -—.-..j.I- --.. » » 1 durchwühlt und würde es ihr jedenfalli l l mir gegen te Belohnung zurktlgeben I Madame urel faßte die Sachlag I l i l klar in’ s e und tagte sich: »Es gilt ein Zögern; ich muß die sen Mann auslachen« i Und sie suchte ihn anf! I is Herr Chruinot erwartete sie. I »Hier ist Jhr Portefeuille, Madame , sagte er und reichte ihr den Gegenstand, ten er vor einiger Zeit auf dem Trot toir aufgehoben. Madame Danrel wollte ihm in war « men Worten danken, doch er ließ ihr « keine Zeit dazu. . »Ich gebe Ihnen Jhr Poetefeuille s zurück doch die Ehrlichkeit zwingt mich, . Ihnen zu gestehen, daß es nicht unbe ; rührt in Jhre Hände zurückkehrt. Es « enthält allerdings noch einen Fünfzig siancs- Schein, denn das Geld ist ge beiligt Sie werden auch hre Visiten larten darin vorfinden, ach ich habe mir gedacht, daß es von Jhrer Seite unvorsichtig war, Jhre Briefe darin aufzubewahren. Eine Judistretion wird so leicht begangen. Daher werde ich mir erlauben, dieselben zu behalten.« Madame Daurel verstand. DerAgent hatte ihr eine Falle gestellt. »Ich könnte mich zu dem Polizei Kommissar begeben, der Sie zwingen würde, mir die Briefe zurückzugeben die Sie behalten wollen.« »Und ich konnte dem Polizei - Kom missiir sagen, daß ich gar nichts gefun den habe, daß ich nicht weiß, von wel chem Portefeuille Sie sprechen daß Herr Chruinot über jeden Argwohn er heben dasteht. « »Aber weshalb wollen Sie denn die Briefe behalten? Sie interessiren Sie doch gar nicht und ich versichere Sie-« . »Richtö da! Solche Briefe Madame, sind sehr nett. .Herr Henri von Pres: ts!.«l th Iclllcs Iwcclllt Zugs uucuskuky usu ttas Ihren Sthl anbelangt. Madame, s ) ist er entzückend.' - Madame Daurel erröthetr. Jhr Ge kseirnniß war bekannt. Sie siihlte sich diesem Elenden aus Gnade und Ungna de anheimge eben. »Sie wi en wohl, Madame«, fuhr Herr Chruinot fort, »daß jede Person, die einen gefundenen Gegenstand wie derbringt, Anspruch aus eineBelohnung hat?« »Ich hin bereit, sie Jhnen zu geden, mein Herrl« »Einverstanden. Doch es giebt Beloh nung und Belohnung Ich glaube, die Korrespondenz des Herrn von Prä jailles und der Madame Andrö Daurel hat einen sehr hohen Preis. »Oh, mein Herrl« .Einen sehr hohen Preis! Jch wie derhole es, Madame; im Nothsall könn ten Sie sich darüber bei Herrn Aner Tanrel erinndigen.' .Was wallen Sie damit sagen?« »Madarne, ich spielt mit ausgedeckten Karten; Keine unnöthigen Phrasen. Also: ich gehe Jhnen Jhre Briese gegen Zahlung von 20«000 Franks zurück, andernfalls gelangen sie in die Hände Jhres Gatten.« Madame Daurel fuhr entrüstet aus und rief: »Aber das ist ja Etpressung!« Doch unentwegt fuhr herr Chem not satt: »Also meine Bedingungen sind sol gende: ich erhalte in 24 Stunden 20, M Franks; sonst ersährt Jhr Gatte, daß sie ihm herrn von Pröjailles vor ziehen. Diese Briese werden es ihm mittheilen.« Das Alles wurde in lühlem Ton-, mit ruhigem Chaisrnus gesprochen. Es herrschte ein langes, dumpfes Schweigen. » Endlich erhob sich Madame Dasurel I und wandte sich der Thüre zu. here Chrninot ließ sie gewähren; er sprach ; kein Wort und rührte sich nicht. Bleich s und verstört verließ die unglückliche I Frau das Zimmer. O I I Was wird sie thun? Das fragte sich Herr Chruinot. m Grunde genommen war er sehr rn ig. Jn einigen Stunden würde Madame Daurel wiederkomme-. Ge wiß würde sie zu seilschen versuchen, würde 10,000. 15«000 Franks bieten. Doch er wiirde unerschittterlieh bleiben LUM Franci -- oder die Schand-es Dann wisrde Madamedaurel W schöne Tansendsranesscheine aus den Ti th le HUL — —- — s Doch die Stunden vergingen und i Madame Dautel lam nicht wieder. NI . schließlich brauchte sie immerhin Peit! E 20,000 Francs finden sich nicht g eich, selbst wenn man sie auch nur feinem Manne fortnimmt! Da trat der Kommis in das Kabi net. »Herr Chruinot, es ist jemand da, der nach Ihnen fragt!« «Jedenfallz die Dame von vorhin?« »Nein, ein Herrl« i .Ein Herr? Laffen Sie ihn eintre en. « Der Befucher trat ein. »Mein Herr«, fagte er, hertn Chruis not fest anblickend, »mein Name ift senty von Pröjaillezk Der Agent wich einen Schritt zurück .Oh, fürchten Sie nichts; ich habe nicht die Absicht, hnen die Wigung angedeihen zu la en, die Sie verdie nen Es genith mir, Ihnen zusagen baß Sie ein hallunte nd. Und nur bittei igom Sie, mir zu falgenf Igären Chruinpt wich umner mehr zu PW nahm ani chem einen W, th- aus dem Ehe-W nnd fast-: MM o « · O« Z »Ich werde Ihnen folgen, mein herr; doch inerten Sie sich eins: Jbte Briese ; sind an sicherem Ort, keine Gen-alt wird i mich zwingen. sie anen zurückzugeben « was auch geschehen mag. Herr Daurel soll erfahren . . .« »Ganz recht. anwischengeben Sie, bitte, daran. Und kein Wort, oder ich schieße Sie nieder.«' Unten wartete ein Wagen. Herr Cbrninot stieg hinein und Henri von Prcsjatlleg nahm an seiner Seite Platz « «Kutscher, Rue Rundeandt No. 34 Wir fahren zu Herrn Andre-« Daurel.« Herr Chruinot zitterte; doch er s Prach kein Wart. Der Wagen hielt an der angegebenen Wohnung Nun sagte Henri von Presiailles zu seinem Begleiter, indem er den Wagen schlag öffnete: — »Mein herr, Sie können absteigen. Der Augenblick, Jbre Drohung zur Ausführung zu bringen, ist getornmen. Bringen Sie meine Briese Herrn Andrä Daurel.« Herr Chruinot glaubte seinen Ohren nichts zu trauen. Was ging denn nur « vor? « Vor der Thiir stand ein Diener itn » schwarzen Frack und weißer Krabattr. k Herr Chruinot trat aus ihn zu und fragte: »Herr Aner Daurel zu spre n ?« « »Wie!« sagte der Diener, »Sie wissen ? nicht ?« - »Was denn i« »Herr Andrä Daurel ist heute Nach , mittag gestorben-« Herr Chruinot blieb verblüfft stehen ; und murmelte vor sich bin: z »Ich habe wirklich tein Glück!« Er wollte sich eben entsernen, als Henri von Präjailles auch aus dem Wagen stieg und ihn zuriickhielL »Sie sehen,« sagte er zu ihm, »das Schickfal unternimmt es manchmal, — Kanaillen Jhrer Art ihre Streiche zu vereiteln. Madame Daurel hat mir eben Jhren abscheulichen Erpresfungs verfuch mitgetheilt; ich hatte ihr gera then nach Haufe zu gehen, und meine » Ansicht war, Sie um jeden Preis zu . «" hindern, die Drohung, vor der Mada- Z f dringen; ich wollte Sie daher eben auf Ine Daurel zitterte, zur Ausführung zu suchen, als mir ein Billet Jhres Opfers : mittheilte, daß sie nichts mehr von Jh- L ; von einem Schlaganfall getroffen wor - den und nach wenigen Minuten gestor - ben, ohne das Bewußtiein wiederer i nen zu fürchten hätte; ihr Mann war langt zu haben. Jhr Plan hatte teinen " Werth mehr und ich habe Sie aufge fucht, um Sie davon zu überzeugen.« «Ach!« rief Herr Chruinot von Neuem, »ich habe doch nie Glückl« ; »Jeht bleibt Ihnen nichts weiter zu Z thun übrig, als mir die Briefe zurück- T zugeben, die Sie gestohlen haben. Wir E werden in Jhre ohnung uriickfahren « Und nun vorwör S! La en Sie mich — nicht warten!« ; Was konnte Herr Chruinot thun? ; ? Aue- vekschxppk sich wider ihn. Er ; lehrte rnit Henri von Prajailles in sein ; Kahinet zurück und nahm aus einem F geheimen Fach die Briefe der Madame H Daniel. ! «Llch!« rief er, »man lann wohl fa E gen, daß die Tugend nie belohnt wird! ; Ich wollte einen E mann von dem Un- z L glück, das ihm wi fahren war, un- «» ’ zahlt.« - terrichten, und er ist gestorben, bevor i ich es thun tonnte. Meine gute hand- ! lung wird unnöthig und bleibt unbe henri von Pröiailles hatte die Briefe aus den "nden des Agenten genom tnen und re eingesteckt .Es wäre wahrhaftig traurig« sag te er dann, «wenn Beträgereien immer I gelangen. Erfahren Sie alfo, Sie! Schust, daß hm Dank-i sich sci- desskk ( befunden hat, als heute- Es war mein i; Diener, den ich vor dem hotel in der i Rue Rembrandt poftitt hatte, der mit » Ihnen gesprochen hat; et hatte sich zu dem Zwecke mit dem Portier verstän digt. Zwanzig Franks waren die Aus gaben fiir diese lleine Komödie. Sie fehen, das ifl etwas weniger als die -2l).000 Franez, die Sie von Madame Daurel verlangten« ·Wshrend here Chruinot verzweifelt die blinde rang, tilgte Henri von Pres Iarllei hinzu, indem er auf feinen Re volver der-Leie .,Uehriqeni halte ich stets ein bis zwei Kugeln ans diesem niedlichen Spiel zeug filr Sie zur saftig-ask — «..-——»— blie- Blut. -.-.-. Aus dem Leben eines Theateklindes von hans Ofttvald. «Kaltes Blut, Kinder; kaltes Blatt Das ift die hauptfache. abe ich Euch nicht immer gesagt, das it die Haupt sache? Kaltes Blut ersetzt Talent; ach, was sage ich, das- etfegt Genie. Was nütt das Genie, wenn ihm das kalte Blut fehlt? 'Dann stehen die herr fchaften vor der Rampe und alles geht topfübet, lopfuntet. Ne, ne, ne, kal tes Blut ift die hauptsachr. Meinft Du nicht auch, Frau?« fragte der Inspi ztent Kunan » a, ja!« antwortete die Frau, halb unw llig, halb beipflichtend. Ohne an ufehen, stopfte ße weiter an dem Unteteoch den fie ab und zu gegen das Fenster hielt, um fehen zu können, ob die Löcher endlich ausgefüllt batest Er wandte befriedigt und ging nett großen itten nach dem Sopha. auf-dessen Wltgen höhen feine älteste Tochter Stube faß, m sich eine aufge schlagen-e stellst-nd neben dieser eine N I Kasse-sank äu einem Papiekstiice lag ; noch etwas da i. El mußte eine hoch « wichtige Sache sein. Denn als tie· z während sie in der Rolle las, die Kas feetasse umstiirzte, griff sie zuerst nach ; diesem Wörtchen dann erst nach-dem ·- Manuslript: »Da-ch, mein schöner Apfelluchen!« Siehste, siehste. warum siehste Dich «ni vor! Dei is Dir ganz rechtl« meinte der Jnspizient. »Aber des kommt davon, wenn man teen taltez Blut hat. Des muß ja immer alles mit’n mal rinschlagen.« »Na laß mal das Mädchen in Ruhe!« mischte sich Frau Knnow hinein. »Willst sie wohl wieder ganz verwirren? Wie weit hast« denn gebracht mit Dem kaltes Blut?n . »Minna!'« Es llang wie der Aus - schrei eines gereizten und verletzten, ties getröntten Wesens. »Mtnna — ich — ich — lannste mir ’n Vorwurf machen? Habe ich nich immer alles gethan, was in meinen Kräften stand? habe ich nich bei allen Schicksalöschliigem die uns I nich erspart blieben, immer das kalte « Blut bewahrti Habeich-—- bade ich—" :« Er hatte sich in Hitze geredet· Die Hände in den hosentaschem stand er vor ihr und sah sie deraussordernd an. Sie ließ sich nicht stören. hielt den Un terroet gegen das Licht und sagte be gütigend: i »Ja. ja, Du hasti« . I ,.Jawohl, habe ich auch!« meinte er drohend. »Habe ich auch!« Er hätte wahrscheinlich noch mehr gesagt, wäre er nicht unterbrochen worden. . Die Flurthiir wurde ausgerissen und drei Mädchen kamen derein, ftolpernd und sich stoßend. Das größte der Mäd chen lehnte sich über den Tisch, strich seine nassen Haare zurück und schrie: »So. Trade bat wieder Appellucheak Na ja, davon sollen wir ja nischt wis im Am mir haben blast ’ne trockne Schrippe gehabt!« Trade breitete schüsend den Arm vor ihren Kuchen und sah sie mit der verächtlichen Miene des Besitzenden an. .Jsch will was abhaben!« beharrte die Schwester-, mit dem Fuß aufstam psend. »Ne, nu grade nich! Wenn Da hübsch gebeten bätt’st —- nu aber grade nich; weil du so frech bist!« Die Schwester gurgelte weinerlich. »Ja, Trade kriegt alle Tage was and wir müssen immer zusehnl« »Das gebt Dich gar nichts an!«« brüllte der Vater dazwischen Die Mädchen murrten weiter. . Da sagte die Mutter begütigend: »Wenn Jbr zu thun habt, werdet Jbr auch Kuchen bekommen. Ihr wißt doch, Trade spielt heute zum ersten Mal die Backfischrollr. Nun laßt sie zufrieden, damit sie noch lernen kann. Die freundlichen Worte der Mutter befriedigten die Kinder. Sie ließen nur noch unverständliche Einwendun gen bäten. Trude lernte ungestört weiter. Als sie aber das letzte Stückchen Apfeltuchen aufgegessen und die Sabne vom Papier geleckt hatte, schien ihr die Inspiration zu fehlen. Längere Zeit sah sie im Zim mer herurn, beobachtete die stopfende Mutter, den lesenden Vater und die mit ihren Puppen spielenden Schwe stern. Dann sagte sie plötzlich: »Weißt Du. Marna, das hätte ich beinahe ver gessen —- «beut’ sriih haben sie mich im heater gefragt, wo wir denn den Kranz filr mich taufen.« Diese mit machter Gleichgiltigteit gesprochenen arte, aus denen doch die große Wichtigteit der Sache klang, machten die ganze Familie aufmerksam. Die Mutter ließ den Unterroct auf die Kniee sinten. der Vater leate das Buch fort nnd die Kinder vergaßen ihre Pup pen anzutleidern «Wieso einen Kran ? Was siir einen Kranz-ji« fraate der zuspizient »Na ja, herr Graßneck meinte, ich müßte doch eigentlich einen Kranz be lpmmen, weil ich zum ersten Mal eine große Rolle spieie. Ich hätte die Kin derrollen hinter mir, und da gehörte es sich, mein heutiges Debut zu feiern. Das wäre so Sitte. Ob ich einen Ve F rannten hätte? Ja—-a.« i »Und was haft Du denn geantwor tet?" fragte die Mutter. »Na, einen solchen Bekannten hätte ich nicht, der mit einen Kranz wirft.« Und dann meinte herr Graßneck, müß tet.Jhr dafür sorgen· Das gehörte sich o « «Ob fich das gehört oder nicht —— wir können Dir teinen taufen. Das weifzt Du ja auch ganz gut.'« Die Mutter stopfte gelassen weiter. Trade fing gleich zu weinen an: »Ohne Kranz kann ich nicht auftreten. Jch will mich nicht vor den andern fchii men! Jch — ich kann -— so nicht lernen!« »Aber ich weifz auch garnicht. was Du haftl« schrie der nspizient feine Frau an. »Wenn es n cht ohne Kranz geht, geht es eben ni t. Gewiß, Tend chen, gewiß, Du follt einen Kranz ha ben. Das wäre ja auch noch tchöner. Wozu hast Du denn auch Deine Eltern, als daß sie für Dich sorgen? Du follft mal sagen können, ja, meine Eltern ha ben alles file mich gethan; ihnen ver danke ich, was ich bin . . . a, ja, kaß nur, Du follft einen Kranz ben. Ei nen anz großen mit einer meterlangeu Sch ife.« » Teudchem die fich die Thranen am T chtuch abwifchte, fchluchzte wieder au , als die Mutter sagte: »Na. mei netwegen krie t fie einen Kranz. Uhet wovon wollt hr’n denn taufeni« Der Jnipis t wurde·etregt: »Wo von ! Wovonil —- Das mußt Du doch E ern Festen wissen, daß dazu Geld ge «Ja, und daß teins da ist, weih ich E auch.« ; Die Kinder ließen sinnend und nie ; der-geschlagen die Köpfe hängen. Der : Vater ging brummend und ärgerlich ; ftähnend auf und ab, die weinende Tru de zärtlich über den Kopf ftreichend. ! »Ja, da hilft es nischt," unterbrach E Frau Kunow die Ruhe, »du muß eben die Brofche genommen werden.« Jeßt fuhr aber die älteste der Schwe stern los: »Ja, ja, das fehlte noch, nu auch meine Brofchel Meine Ringe lind fchon weg und das Armband von Di rektoro auch, und die Kette und die Na ldealfn und, und . . .« Sie weinte kampf t. - Jhre Mutter hielt ihr vor, daß die Sachen der andern doch auch fchon ver setzt seien. Daß sogar der Seidenftoff zu Trudes neuem Kleid, den sie von Frau Pahl bekommen habe, so lange fchon bei der Schneiderin fei. die ihn ; immer noch nicht verarbeitet hätte; am Ersten würde doch alles wiedergeholt. »Ja, um gleich wieder hingebracht zu werden, weil die Gage file die dersehten Sachen verbraucht worden ift," fagte " das Kind. »Na, weißt Du was? Wenn Trude auf ihr heutiges Spiel engagirt wird, follft Du neue Schuhe haben.« »A—ch.« v Die Aussicht auf die neuen Schuhe « beruhigten das Mädchen einigermaßen. Der Vater wurde abgefchickt, die Broche « in Geld umzusehen und gleich einen Kranz zu laufen. ! Trade ging nach dem Theater, um sich dort zeitig anzutleiden. Als ilfr T die Locken gebrannt worden waren, " I---L- U- -I- h-- III-F-- das-is san-Ia III-III i Ins-gr- saq su- sak »so-- »so-v » « da sei. Die Garderobenfrau antwor Z tete ihr: »Nein.'· Dabei leate sie die z Röcke und das Mieder zurecht und eilt z hinaus, um andere Schauspielerinnen T zu bedienen. ; »Ach, sehen Sie doch einmal nach. ob Papa nicht vorn heim Portier fteht," bat Tende. Z «Dazu hab’ ich keine eit,« antwor i tete die erhihte Frau, de immer, die — Arme voller Kleidungsstiicke, in den mit : heißer Bühnenluft erfüllten Gängen J hin und her haftete und traf ihres Ei s fers nie fertig zu werden schien. i Trudchen. die bis jetzt still gesessen hatte, ward unruhig. Jn ihren turzen « Rocken. nur einen befleckten Frisirman tel übergeworfen, drängte sie sich durch die von geputzten Statiften und Stati ftinnen versperrten Gänge nach dem Portier hin. In dem Vorflur, der mit , Bekanntmachungen und Biidern über ; klebt war, an dessen einer Seite frisch E gestrichene Coulissen lagerten, stand Z nur der Thürhiiter. Jnspizient Ku 3 now war nicht zu sehen. Z Die tleine Schauspielerin hatte teine : Ruhe. Sie kannte die Leidenschaft ih Z res Vaters fiir das Statsviel. die ihn ; oft verhindert hatte, pünktlich zu sein. i Sie setzte sich aus einen Stapel Re « quisiten und dachte nach, woran es wohl liege, daß ihr Vater so gern Karten · spielte und so gern »ichnapfte«. Die : Mutter hatte oft gesagt, das täme da « von. weil Papa zurückgesetzt worden sei ; Er habe als Kind auch die feinsten Rol Z len gespielt. Ader nachher habe er Pech gehabt. Sie wurde aus ihren Gedanken auf geschreckt durch den Regisseur, der sie fragte, ob sie ihre Rolle noch mal durch nähme. »Ja, sa,« ftatnrneite sie verwirrt. Ach ——— ihre Rolle —- ihr fiel nicht ein Stichwort, viel weniger die ganze Rolle ein. Ehe fie sich ihr heft zum lekten Mal durchlefen tonnte, kam ihr Vater. Mit einem leuchtenden Gesicht, dessen Glanz durch die Gltihlampe der Bühne ver-stärkt wurde, trat er durch die Thür. Sie eilte sofort auf ihn zu: »Mein Kranzt« Er blickte sie deftitrzt worttos an. »Mein Kranz!« wiederholte su drin ; geno. k-- t«k--- c-. O--- Uhu-II- -- KI US VIII-tu III-. »Ist-e ssvysss vs gis-, vor die Stirn: »Den habe ich ganz ver gessen,'· meinte er treuherzig und er zählte, daß er einen ehemaligen Kolle gen etrossen. Dem habe er ertliirt. daß eine Tochter mehr Glück habe als . er —-— und so sei die Zeit vergangen — und an den Kranz hätte er schließlich auch nicht mehr gedacht Enttiiuscht —- bisr sie sich aus die Lippen und wollte die Thränen zurück s drängen, damit sie nicht die geschmint H ten Rothharten zerstörten. Der Vater sah sie erschreckt an. Als er bemerkte, daß ihr die Thrlinen in den ; Augen standen, konnte et nicht an sich H halten. Er nahm sie in seine Arme und z weinte selbst laut wie ein Kind. Einer " streichelte und tröstete den anderen. Der Vater entschuldigte sich, daß er ihr nun nicht die versprochene Freude be , reiten könne. Er sei so ganz und gar verwirrt, dass seine mil w .-.- -».- — -. »-«.. .«-.«.—. . . e endlich vor wärts komme. r beschimpfte sich selbst, daß seiner Tochter das her-z bre chen wollte. Da tarn der Regisseur. Trade mußte aus die Steue. Mit verweintern Ge sicht und zerzaustem haar trat sie hin-· aus bei ihrem Stichwort. Der Regisseur und einige freie Schauspieler sahen durch Coulissem liicher dem Spiel zu. »Was ist denn das? Was ist denn dast« »Die tleine Kunow spielt ja wunderbarl« «Einsach wunderbarl Wie ’ne Alte! Wie —- tvie —- rvie «- ne, einzigl« murmelte der erregt werdende Regisseur vor sich hin. Ein Schauspieler ries gedämpstr »Ur —- diese Töne, diese Töne!« »Diese echten Töne!« nickte der Re g eur. »Wie ’ne Erwachsene! Die in en wir uns merken! So was ist ’n erm’ en! Das ist Seltenheit! . Seltenheit.« F Papa Kunoto staunte ihn an. Die : Begeisterung chien sich aus ihn zu j übertragen. ie trockene hrhe hinter j den Coulissen, die mit Phantasie und Hoffnungen, Wünschen und Sehnsucht Jgeschwängerte Theater-tust umnebelte « ihn. ; Plötzlich suchte er mit unruhiaen Au · gen etwas zwischen dem Aram der hin . teren Bühne ——— und dann stürzte er saiz — aus einen Riesentranz zu, der sauber «- aus einem Ruhebett lag. ! Hastig drängte et sich nach derSchaui I spielerloge. die neben der Bühne lag. . Unsicher, doch iönigliche Würde mar iirend, schritt er vorwärts. i Der Regisseur stand immer noch an Z seinem Guckloch Da schreckte er em Z pok. j Papa Kunow streckte seiner Tochter . iiher die Brüstung der Loge den Kranz I hinaus. « Sie hatte ihrer Rolle gemäß vor ei i net alten Dame niederzuknieen. Halb aus der Erde, halb stehend, erfaßte sie das Entsetzen über die That ihres Va ; ters. Sie verharrte in ihrer Stellung. T Die Sprache ver-sagte ihr. Z Da stieß die Partnerin einen leisen ; Schrei aus« Das Publikum spürte, H daß da oben nicht alles in Ordnung war. Es wurde unruhig. Der Regisseur todte schon hinter den « Coulissen: »Vorhang runter! Vor E hang tunteri« I Einen Au enblicl war die Schau i spielerin n sprachlos und verwirrt. z Dann aber riß sie Papa Kunow den I Kranz aus der Hand und drückte ihn E Trude aus die flehend erbobenen hande. Da rauschte auch schon der Vorhang herunter. , Die Zuschauer jubelten über die ge : lungene Schlußscenr. Sie glaubten, z das der-störte Gesicht der ·ungen Schau ä spielerin und die Zwis nfalle gebot « ten zum Stück. ! hinter dem Vorhang aber war ein lautes Durcheinander. Der Regisseur schrie: »Na ja. da hat der Kunow mal wieder einen eigenen Gedanken ge bath« Der durch seine That selbe verwirrte Kunoto entschuldigte sich stotternd: »Das kalte Blut —- böchstes Lob — wie ’ne Erwachsene »—- laltes Blut -——" »Sie —- init Ihrem talten Blut! Ja- soilte sosort Ihre Kündigung aus schreiben!« Dann wendete er sich an die zusamz mengeitrbrnten Sei-anspielen »Hier, meine Herrschaften! Unsere neue NaiveL Auf weitere fünf Jahre! Eine Entdeckung war das! Fräulein Trude, ich stelle Sie vor als eine un serer bedeutendsten Schauspielerinnen!« »hei, siehst Du —- Papachen!« schrie Trade halb lachend. balb weinend. »Ja —- iiebste —- det macht det lalte Blatt habe ia nich immer jesagtt Kaltes Blut! Kaltes Blatt« »Aber Papa »s— ich hatte ja gar tein kaltes Blut. Jch war ja so aufge regt! · . .« antwortete Trude und zog ihn sort aus dem Kreise der Neugieri gen. ,-.. »W— ..-..-— . .--.·»,,».»... .· Wie die Würdenträger der dritten Nepublil grü ß e n. —- herr Loubet, der gemächlich in feinem breiten Wagen fiyt und getreu die Bourgeoisiiberlieferung beobachtet« feine Gattin zur Linien und nicht ur Rechten, grüßt ziemlich gemessen, ohne . den Rumpf vorzubeugen. indem er den » Cylinder genau in der Mitte anfaßt und ihn fo iiber dein haupte lüftei. Er wartet auf die Begriißungen und Zu rufe, ohne sich irgendwie die Mühe zu geben« fie anzuregern Er erwidert aber alle, den hundertsten Gruß ebenfo ge wissenhaft, als den iaufendften — Paul Dejchand hat die Gewohnheit an genommen. feinen Wagen dem bei-Weit fidenten der Republii in hundert Schritt Entfernung folgen zu lassen. Daher heimft er die Hochrufe aller De rer ein, die gern rufen möchten: »Weder mit ir end Ein-USE aber nicht den Muth zu ben. Es find das die Gleichen, di irn vorigen Jahre den Vorteiter Moniarret anzu’ubeln pfleg ten. Der liebendiviirdi e arlarnenta rier tronius hat ie Nachfol er fchaft i Vorteiteri übernommen. , itr einen Ruf, der erfchallt. danlt er mit drei Grüße-n einein nach rechts, einein nach linii und einein gerade vor sich hin. Die Be ungen dabei find fehr grasiös und tpo ltoollend. Der Rumpi neigt fich unt 32 bis 33 Grad, die be handfchuhte Rechte faßt den Hut rnit ei nein Zug und läßt ihn einen wohl ab gesirielten halbireis befchreiben. Das dauert don« der Abfahrt bis zur An kunft. »Ein3, zwei, drei! . . . Eins. wer, drei!" . . . Die elegante junge s rau Deschaneh die ihr Gatte an feine Rechte fest, macht sichtliche Anstrengun gen, Nichts zu fehen und Nichts zu hö ren. Sie hat ihr Ceremoniell ganz in tuö. Sie hat also auch nicht den Spaß dogel gehört, der arn Grand - Prix Sonntag an der Castade »Bitte le «Dauphini« rief, als Herr Deschanel bortibeefuhr. Die Minifter grii en auch . . . wenn man ihnen Oelegen it dazu giebt. General Aner ver ist manchmal, feinen Chlindee zu til n. here Deleaffå, l·a" t ei an Gra ie feh löä reskåigenaöitgriåßts links, e on i, er illerand überhaupt nicht.