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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 26, 1901)
Sonntags - aPlastik Beilage des ,,Nebraska Staats-Anzeiger und Herold« J. V. Rinden-M Herausgehen Grund Island, Nebr» den Zis. Juli 1901. Jahrgang 21 No. 47 » « IF — Dae Karnsseb Ein Märchen tir Kinder von Anna lothvw. Aus der Schätzenwiese draußen vur der Stadt stand ein KarussecL Etwas Schöneres hatte man nie gesehen, als dies lustige, mit rothen Tüchern be hängte Gerüst, mit der Vergoldung an» den Balken und« den wehenden Fahrt-lein, mit den spiegelnden Innen wiinden vvn Glas und den hundert Lichtern, die Abends darauf spielten. Und die herrlichen ahrzeugc. M Dfl zur lustigen Fahrt ereit hielten,· Die Jugend drängte heran und prugelte ich fast an der Kasse, jeder von den Jungen wollte auf einem Löwen oder Tiger reiten, auf dem Rücken eines Kameels oder auf dem langen Hals der Giraffe sitzen. Die kleinen Mäd chen fuhren lieber in der oldenen Kutsche, die dvn feurigen ferden, oder in der Gondel, die von milch weißen Schwänen gezogen wurde. Und der Man-n an der Kasse schrie unauf hörlich: »Nur heran, meine tleinen Herrschaften, die Reise um die Welt kostet nur fünf Pfennige.« Jn der Mitte vor der Spiegelwand stand ein Drehvrgelsvielerx ein Aefschen saß auf seiner Schulter, schnitt lustige Grimassen und machte tolle S riinge, und zuletzt tanzte es zur Mu it. Die Kinder lachten, die Musik spielte, uan das Karussell setzte sich in Bewegung. Es war unvergleichlich schön. Draußen am Gitter stand ein blas ser Knabe. Seine Jacke war zerrissen, und Strümpfe und Schuhe hatte er nicht. Er hielt die Arme getreuzt und schaute mit großen, sehnsüchtigen Au gen auf die herrliche Fahrt. Die Mu sit spielte eine siisze Weise und leise langsam glitten die Wagen mit den feurigen Rossen, die wilden Thiere und die Gondel mit den Sch«ivänen vorüber. Der Knabe blickte ihnen ver langend nach. Nun wurde die Musik seuriger, die Rosse schienen sich zu be -leben, sie liefen schneller, der Schritt wurde Trab, der Trab Galopp. Löwe und Panther jagten hinter drein und peitschten fast mit Schweif und Pran ien die Erde, eine tolle Jagd begann-— Der Knabe schloß die Augen, nun sah er noch besser. Reiten mochte er so auf dem schwarzen feurigen Hengst, weit, weit fort, bis an das Meer, und dann bestiege er die Gondel und ließe sich von den Schwänen über-?- Meer ziehen, bis dahin, wo die Affen auf den Bäumen umher kletterten, wie bei uns die Eichhörnchen, wo die schönsten siifzen Früchte an den Bäumen hingen unsd Nüsse so groß wie ein Kinderkops, Und schwarze, nackte Mensch-en kamen. die sie einsammelten. Das- hatte ihm alles sein Großvater erzählt —- der hatte ihn auch mal Karussell fahren lassen; ja, das war nun schon lange her. Aber er fühlte es noch, wie schön es war, so dahin zu sausen und dann immer langsamer zu schweben, gleich, ais wäre man ein Vogel. ——·« Die Fahrt war zu Ende. Die Kin der stiegen nur widerwillig aus, sie neckten den Affen mit Stöcken, und dieser sprang Schutz suchend aus den Zaun, dahin, wo der arme Christel stand· Christel streichelte ihn und holte ein paar Haselniisse aus der. Tasche, die er im Walde gesunden. Die aab er dem Affen, der sie geschickt mit den Zähnen aufbiß und den Kern ver zehrte, so zierlich, als sei er eine Gräfin. . »Nusztnacker!'« riefen die Kinder iu belnd. Da erschrak der Affe und ließ die lehte Nuß fallen, er sprang ihr nach und mit einem Purzelbaum mit ten unter die Kinder. Schreiend sto ben diese auseinander, eins trat dem Affen auf den Schwanz, der schrie, der Mann an der Kasse schalt und packte den armen Christel am Ohre. »Wie kannst Du meinen Affen schlagen? rief er wüthend. . » »Ich habe ihn nicht getchlageni ent gegnete Christel bescheiden. · »Was iungerst Du denn hier her inni« ..-. - ,-,....-i D-.·»l' »Ich Moclslc IU gclll nun-u- aus-, sell fahren,« saate Christel wehmüthig, »aber ich habe kein Geld-« »Dann mach’, daß Du sortkommst!« schrie der Mann. »Glaubt solch’ Bet telpack, es könne uns betrügen!« Weinend und beschämt schlich Chri itel von bannen. Seine Eltern waren todt, sein lieber Großvater auch. Nun war er bei harten Leuten, mußte schon, so klein wie er war, für’s täg liche Brod arbeiten; aber gebettelt hatte er noch nie. Still ging er an den Buben vorbei, die bis oben hin mit Psesserkuchen und Spielzeug gefüllt waren. Wer einen Nickel hatte, durfte würfeln und konnte all die Herrlichkeiten gewinnen. Aber das war nsur sür reicher Leute Kinder. Er seufzte und ging in- den nahen Wald, um Reisi zu sammeln. Ach, auch hier tönte get Klang der Drehorael, und immer sah er das schwebende Karussell vor sich. Der Mann an «der Kasse hatte indeß zu schimpfen aufgehört. Neue Kunden waren gekommen, der Schüsenktinig und feine Frau Königin und ihr klei ner Sohn. Der sah fast so vornehm aus wie et iticher Prinz, er hatte oeken und ein blaues « an und einen Stan von Gelt-papier aus der Brust. Sein Vater war eben zum Schuhenkomg ausgerissen, denn er hatte beim Schei benlchießen am besten in das Schmutze aetrofietn Nun warf er drei blan e Silberftlicke auf den Tisch und rief: . Mieter Junae soll Karussell fahren, nnd wer will, kann mitl« Da fühlte der Besitzer des Kakus sells ein schwaches Mitleid, er sah sich nach dem armen Christel um, aber der war verschwunden Christel uchte im Walde ein großes Bund Rei rg zusammen, denn das mußte er täglich thun. Als es dun kelte, lud er es auf den Rücken und ging keuchend heimwärts. Aber seiner Pslegemutter war es noch nicht groß genug, und so gab sie i m statt Abendbrod Schläge und s ickte ihn hungrig zu Bett. Jn- dem Berschlag unter der Treppe war sein Strohlager, da legte er sich weinend hinein-. Das Prinzchen fuhr indessen in der goldenen Kutsche mit den vier Schim meln auf dem Karussell. Zwanzigmal fuhr es in der Runde, dann hatte es genug. Da führten es die Eltern hinweg in den großen schönen Saal, wo nun ein Festmahl sein sollte. Lau ter schön aeputzte Männer und Frauen waren da, und der Schützenkönig, der sonst ein Gerbermeister war, wurde nun mit »Eure Majestät« angeredet, und das sogar vom Bürgermeister. Er war sehr vergnügt und tanzte mit sei ner Frau Köniain Und aucb das Prinzchen war vergnügt, denn die Da men nahmen es auf den Schooß unsd gaben ihm Kuchen und Zuckerwerk zu essen, und die Herren ließen es vom süßen Wein nippen. Da wurde es schläfrig, und die Mutter schickte es mit der Magd nach Haufe. Aber die Magd ging am Tanzsaal vorbei, und da traf sie zufällig einen Soldaten, der sie kannte, und der bat fie, einmal mit ihm rund herum zu tanzen. Das wollte tie ihm nicht abschlagen, und so ließ sie des Prinzchens Hand los und ging mit dem Soldaten. Das Prinzchen stand draußen und fror, und schließlich wollte es allein nach Hause laufen. Als es aber bei dem Rarussell vorbei kam, das jetzt ganz einsam im Dunkeln stand, wurde es so müde, und es dachte daran, wie schön es sich in der goldenen Kutsche fuhr, und stie ein und rief: »Hut, botto, meine Pferdef Aber die Pferd chen wollten nicht von der Stelle, und da sah er, daß sie schliefen. Nun leate er sich auf den Kutscher-sitz und schlief auch. Der arme Christel aber wachte. Er lag auf dem Stroh und konnte nicht schlafen, er war so hungrig und o traurig. Er dachte an seinen Groß vater, auf dessen Knie er so gern ge sessen hatte. Ja, der konnte erzählen! Ueberall war er hingekommen als Matrofe, die fernstenl Länder kannte er. und was wußte e'r alles für Ge schichten, besonders von den Affen, die so possirlich waren. Aber ach, nun hatte ihn niemand mehr lieb, seit auch seine Mutter todt war. Er fing an bitterlich zu weinen. Plötzlich klopfte es leise ans enster. Christel war nicht furchtsam, o ging er hin und öffnete. Draußen auf dem Fensterbrett saß der Affe. »Komm mit!« sagte er. »JePt schläft mein Herr, nun kannst Du ahren, fo viel Du willst, Niemand wird Dich fort treiben.« sen-Im ihn mirs fix-a sit-set smsimnl sagen. Hurtig schlüpste er in seine Kleider, schwang sich aufs Fenster und sprang mit dem Affen hinaus. Sie liefn gleich quer über die Wiese· »Wie gut Du bist!« sagte Christel unterwegs zum Affen. »Das ist nur schuldige Dankbar keit!« erwiderte dieser. »Du haft mir Nüsse geschenkt und mich gestreichelt, während die anderen Kinder mich quälten. Nun sollst Du auch eine Freude haben. So, da sind wir ange langt, steige ein !« Er half dem Christel in die goldene Kutsche, dann lief er hin und wickelte die Schnur ab, die das Karussell fest hielt, und slsbald setzte es sich in Be wegung. Mit einem Satze sprang der Asse auf den Kutscherbocl, nahm die Zügel der Pferde in die Hand und ,,hui« ging-z fort, immer schneller und schneller. Der Mond war hervorge kommen und beleuchtete die Gegend. Zwar fuhren sie nur immer im Kreise herum, aber die Gegenden flogen nur so an ihnen vorbei. »Nun sind wir in den heißen Län dern,« sagte der Affe. »Siehst Du, wie das Kameel unter seiner Last im Wüstenstaube leucht? Und die spiyen Bauten dort sind Pyramiden, da ie gen die Könige drin begraben« »Ach. wie schön,« rief Ehriftel steu dig. Da stöhnte etwas neben ihm. Erschrocken blickte er sich um und sah im Mondlicht das Prinzchen in der Kutschenecke schlummern. »Nun find wir in China!« sagte der Affe. »Sieh« nur, wie die Ehhe sen mit den Köper nicken, sichs wie ihre Zöpfe wackeln. Die Thürme ihrer Tempel sind von Poe ellan, und sie tragen silberne Glöel n. Hörst Du sie läuten?« »Das hier ist Amerika. Siehst Du die rothen Männer in Federtleidern«. - die mit der Armbrust bunte Vögel l schießen? Das sind die Rothhäute, die Jndianer." » ’ »Ich fürchte mich, Papa, Mama!« schrie das Prinzchen. ,,’?ürchte Dich nicht, ich bin ja bei Dir,« sagte Christel tröstend und schlang die Arme um feinen Hals, »ich verlasse Dich nicht. Wir reifen zusammen um die Welt.« i »Siehst Du die fchwimmenden Eis berge und die weißen Flecken darauf? » Das find Eisbären Wir kommen nun f m den Nordpol,« erklärte der Affe. i »Huh, es ift kalt und mich friert,« ? stöhnte das Prinzchen. f Da zog Christel feine Jacke aus und ) hüllte es warm ein. »Was für ein helles Licht ist das i dort in der Ferne?« fragte ChristeL »Ist das das Nordlicht? Sieh’, es kommt immer näher, es sieht aus, als wären die Sterne herabgefallen.« Ja, es kam immer näher. Leute mit Fackeln liefen über das Feld, und als sie die Kinder im Karuffell erblickten, riefen sie: ,,Hurra, da ift er,« denn sie waren ausgezogen, den Prinzen zu suchen. Bums stand das Karussell still. Der Affe verschwand, und der Mosnd beleuchtete nur die Schützen ivre e. »Vao" ich Dich endlich, mein Jung- l chen!« rief die Mutter und herzte ihn. »Du hast uns schöneSorge gemacht,« sagte der Vater. Er sah jetzt nicht mehr aus wie ein König, er hatte schon die Unisorm ausgezogen und kam in » Pantoffeln und Nachtmütze ? »Hast Du Dich sehr gefürchtet, so s allein im Dunkan fragte die Mutter i weiter. « s ,,Nein,« sagte der Kleine keck. »Der L Christel war ja bei mir, wir sind rund l um die Welt gereist und kommen direkt ! von den Eisbären.« ! »Das glaube ich kocht-« sagte die i Mutter, »daß Du in der kalten Nacht von den Eis-bäten geträumt hast, nun sollst Du aber rasch ins warme Bett.« »Der Christel muß auch mitt« sagte " der Kleine eigensinnig. » a, aber was werden dann seine Eltern sagen?« « « »Ach Gott« seufzte Christel, utld eine Thräne stahl sich über seine bleiche Wange, »ich habe ja keine Eltern mehr.« »O Du armes Waislein!« sagte die Frau mitleidig. »Hast meinen Jun gen so warm zugedeckt mit Deinem eigenen Jöpplein. Bist wohl brav. Was meinst Du, Mann, sollen wir ihn mit heimnehmen?« »Meinetwegen!« sagte der Mann autmiithig. »Lieber habe ich zwei Buben als keinen, und wenn sie zu sammen um die Welt gereist sind, sind sie schon an einander gewöhnt.« So bekam der arme Christel wieder Vater und Mutter. »O ... - ..-·. Wie ein Var einen englischen Lfsizicr gründlich hineinlentr. i Auf einer Burenfarm spielte sich Unlängst zwischen ihrem Besitzer uno einem englischen Osfizier folgende Scene ab: Der Ofsizier: »Ich habe Befehl, sämmtliche Futtermittel, vie sich aus der Faun befinden, anzntans sen oder verbrennen zu lassen. Jch ziehe das Letztere vor. Verbrennen Sie sofort das Stroh hier aus dem Hose.« Der Former-: »Aber, Herr Lentnantl Jch....« Der Ossizien »Nichts da! Es wird verbrannt!« Der Farmen »Ja, wenn Sie durchaus wollen, aber...« Der Ossizier: ,,Marsch! Keinen Widerstand!« Das Stroh wird verbrannt, woraus der Farmer in Seelenruhe zu dem Offi zier sich wendet: »Ich wollte Ihnen vorhin nur sagen, daß mir das ver brannte Stroh von der englischen Fourageverwaltung abgelauft ist nnd ich vor einigen Stunden das Geld da sitr erhalten habe.« —-— Das Gesicht des englischen Ossiziers war nicht aeradc geistreich, als er daraus sein Rößlein wandte und zum Thore hinausriti. Ein Streit der Tobtenqriiber um eine titnigoltche Leiche. Anläßlich des Streits der Todten träger von Neapel erinnert der ,,Gil Blas« an einen ähnlichen Streit in ei nem früheren Jahrhundert. Jn Pa ris gab es einst eine Classe von Leu ten, die sogenannten «-Hanouards«, die den gleichen Beruf wie die heutigen »Forts de la Halle« ausübten, näm lich Salzträger waren. Diese »Damit ards« besaßen das Privilegium, beim Leichenbegängniß des Königs seinen Sarg von Notre Dame nach Saint Denis zu tragen. Bei der Leichenseier König Karls des Siebenten bewies der königliche Schatzmeister ihnen ge genüber eine außergewöhnliche Knau strei, und die «Hanouarvs« beschlos sen deshalb, nur eine dem Lohn ent sprechende Arbeit zu verrichten. Sie machten demnach mitten aus dein Wege nach Saint Denis Halt, stellten den Sarg, der den Leichnam des Kö nigs umschloß, nieder und erklärten, ihn nicht weiter tragen zu wollen, Wohl oder übel mußt-e der Schatzmei fter ihre Forderungen bewilligen. —-—-——.-—-——— Ter Cliampion aller Entcnrupferinnen der civilisirten Welt. Ein amiisanter Wettbewerb, an welchem sich 75 junge Mädchen von Gasthamptom Wefthampton und Southampton betheiligten,fand jüngst, wie Von mehreren Blättern gemeldet wird, auf einer Farm zuSpoent (Long Island) statt; es handelte sich darum, in Erfahrung zu bringen, welches von den jungen Mädchen in einer bestimm ten Zeit die meisten Enten ruper würde. Auf ein von dem Farmer ge gebenes Zeiken machten sich die Da men mit fie erhaftem Eifer an die Arbeit, und bald flogen die Federn nach allen Richtungen hin. Eine Stunde nach der Eröffnuna des Wett bewerbes «hatte Fräulein Dolly Dav nor, ein sehr hübsches Mädchen von Westhampton, alle ihre Mitrupferin nenÄ ganz bedeutend »iil«)errupft:, Sie vehieii den Vorsprung org zum Schlug und als das Wsettrupfen beendigt war· hatte sie 110 Enten gerupft, und wie eS scheint, alle Records geschlagen, ob wohl sie eine halbe Stunde länger ge frühftiictt hatte als ihre Colleginnen. Fräulein Dollh wurde nicht nur zum Champion aller Entenrupserinnen der civilisirten Welt ernannt, sondern er hielt außerdem noch 85 in vaarem Gelde und eine kleine silberne Ente als Briefbefchtoerer. W Richard Wagners große Musikdramen in ununterbrochener Ausführung. Die Statistik hat immer ihr Gutes, d.h· für Leute, die sonst nichts zu thun haben. Einer Dieser braven Zeitgenos ssen hat seine Zeit nicht besser anzuwen den gewußt, als damit, daß er aus rechneie, wie viel Zeit die Ausführung eines jeden der zehn großen Musikdra- ; men von WaPner erfordert, und er hat Tehr gewissen Jaft qeardeitet. Nach fei nerRechnunq ist es erwiesen, daß man, von den Ztoischenakten abgese hen, 2 Stunden 44 Minuten fü: die unge türzte Auffiihrung von «Rienzi« braucht, 2 Stunden 21 Minuten fiir die des ,,«flieaenden HolländerC 2 Stunden 8 Minuten für »Tannhäu ser«, 3 Stunden 7 Minuten für »Le hennrin«, 2 Stunden 17 Minuten für »Tristan und Jsolde«, 2 Stunden 28 Minuten für »R·hein·qold«, Z Stunden 53 Minuten fiir die »Meistersinaer«, 8 Stunden 18 Minuten fiir die »Wal tiire«, Z Stunden 44 Minuten fiir »Sieafried« und endlich 3 Stunden 51 Minuten fiir die »Götterdämme runa«. Die ununterbrochene Auffiih rung der zehn Werte hintereinander würde, falls sich der Mann nicht ver rechnete, nicht weniaer als 1911 Mi nuten, d b 1 Tag 7 Stunden und 51 Minuten Musik ausmachen. P Einige interessante Daten ans der Ge schichte unserer Kindern-kenn Bekanntlich wurde dem italienischen Königs-baute kürzlich eine Prachtdolle Wiege für den ersten Sprößling ge schenkt. Da dürften unsere Leser ge wiß einige Daten aus der Geschichte der Wiege interessiren. Jn den er sten Zeiten« als die Völker noch im No madenznstand lebten, war eine Wiege ein unbekanntes Ding. Das neuge borene Kind wuide bei den alten Ger manen, sowie bei allen Völkerftämmen von der Mutter auf dem Rücken getra gen, entweder in den Falten ihres Ge wandes oder in einem Tuche. Noch heute können wir das ja bei den Zi geunern beobachten; und auf alteghp tifchen Denckkniilern sind Frauen mit Kindern auf dem Rücken abgebildet. Später, als aus den Nomaden seß hafte Völter wurden, tauchte dieWiege zum ersten Male auf. Bei denDeut schen vertrat ein ausgehölter Baum stamm die Wiege, bei den Juden ein Korb aus Binsengeflecht, in dem ja bekanntlich auch Moses ausgesetzt wurde. Die Lakedämonier, dieser rauhe und lriegerische Volks-stamm, wiegten ihre Kinder im Schilde ihres Vaters-, während die Römer bereits die Wiege mit allem Raffinement ausstat teten. Im Mittelalter war es Sitte geworden, für Kinder reicher Leute, außer der gewöhnlichen Wieae für alle Tage, gewissermaßen eine Parade wiege anzuschaffen. Seit einigen Jah ren hat sich die Wiege bei uns eigent lich überlebt, ihre Stelle hat der Kin derwagen eingenommen Parlamentariiche Bosheitcn gegen den ehemaligen Bein-sen von Wall-V Die mannigfachen » merkwürdige-n und altel rwürdtgen Gebrauche des bri tifchen iIarlaments haben vor Jahren einmal zu einer kleinen Bosheit gegen den jetzigen König Edward den Sie benten geführt, die augenblicklich in englischen Blättern wieder aufgewärrnt wird. Die Oeffentlichkeit der Parla mentsitzungen hängt in England nicht von der Verfassung ab, sondern ist nichts anderes als eine stillschweigende Duldung des Hauses, und wenn auch die Gallerien in Westminster überfällt sind, so besteht noch jetzt der eigentlich recht komische Ueberrest aus mittelal terlicher Zeit, daß die Gemeinen ganz unter sich, unbeobachtet von «Fremden im Hause« ihre Berathungen abhalten. Jn den 70er Jahren lag es noch in dem Belieben jedes einzelnen Abgeord neten, eventuell daraus zu bestehen, daß wirklich keine »Frem"den« der Sitzung beiwohnen dürften, was jedoch inzwi schen ein-e kleine Aenderung erfahren hat. Damals ereignete es sich, daß eine Vorlage auf der Tagesordnung des Unterhauses stand, die mit der Zucht von Vollbluipferden zu thun hatte und deshalb unter anderen Sporisreunden auch den Prinzen von Ware-; lebhaft Interesfirte. Der letz tere stellte« sich deshalb zu der Sitzung ein und ließ sich behaglich in der Hof loge nieder, während die Gallerien des Hauses mit einer aus-nehmend diftin guirten Zuhörerschaft gefüllt waren. Der erste Redner zu der Vorlage, Chaplin, hatte sich feierlich erhoben, nahm sein umfangreiches Manuskript zur Hand, ließ feinMonocle fallen und sbegann mit der üblichen Anrede: ,,Mr. Speaker!« —- Jn demselben Moment erhob sich inmitten der irischen Abge ordneten das Mitglied O’Hara und wandte sich ebenfalls mit einem ener gischen »Speaker« an den Sprecher des Hauses, welcher unwillig ob der Stö rung pflichtgemäß sein Antlitz dem Störenfried zuwandte. »Mr. Spen ter,»tch bemerke Fremde im Hauer« Diese wenigen Worte genügten nach Parlamentsbrauch dem Sprecher, trotz wüthenden Widerspruches der Mehr zahl der Abgeordneten, die sofortige Entfernung der »Fremden«, also auch des Prinzen von Wales, zu veranlas sen. Die Gallerien waren in 5 Minu - ten-geräumt und-die Berathungckonnte »unbeo«bachtet von Fremden« vor sich gehen, natürlich zum größtenVerdrufse des Prinzen und feiner fashionablen Gefolgschaft - ».—.J.—-.. Einige Momente aus dem Leben des rus sischen Zaren in Livadia. Ein rufsischer Diploniat, der aus Livadia zurückgekehrt ist, theilt über den Zaren Nikolaus folgende interes « sante Einzelheiten mit: Auffallend ift zur Zeit die außergewöhnliche Leich tigkeit, mit der man Zutritt zum kai serlichen Schloß erhält. Wenn man unter Alexander dem Dritten einen Audienzbrief hatte, wurde man nur im völligsten Geheimniß und mit un erhörtem Aufwand von Vorsichtsmafz regeln zugelassen. Sein Ordonnanz offizier holte felbft den Betreffenden und führte ihn in’s Schloß. Man wartete eine Stunde und noch länger und wurde dann durch ein Labyrinth von sBorzimmern, Corridoren Und dunklen Gemächern geführt, bis man in Alexanders des Dritten Arbeits zimmer gelangte. Dort strich eine aroße Dogge unaufhörlich um denKai fer und sprang und bellte alle drei Minuten, so dem Besucher den Befehl zum Ausbruch gebend. Heute giebt es nichts mehr dergleichen. Keine Ge heiinnisse, keine langen Umwege, keine Einsamkeit, keine Empfindung einer unerklärlichen Gefahr. Man zeigt dem Osfizier, der die Eintrittsloache befehligt, seinen Passirschein und geht die großen Alleen, die sich durch Wein pslanzungen schlängeln, entlang. Ei nige Soldaten bewachen diese Pflan 2unaen, damit Marodenre und Vaga bonden nicht hineindringen können. Ein Matrose hat bei einem Mast, auf dessen Höhe die russische Fahne flat tert, Ordonnanzdienst. Das ist alles-. Jn Livadia findet man nicht mehr Spuren der Ueberwachung wie in den Gärten Balmorals oder im Park zu Windsor. Bis jetzt scheint sich der Kaiser bei diesem einfachen Leben und bei der Leichtigkeit, mit der man zu ihm gelangt, nicht schlecht befunden zu haben, denn seine früher erschütterte Gesundheit kräftigt sich von Tag zu Tag mehr, und die Anschläge gegen seine Person nehmen immer mehr ab. —-.- . Ein »todter« Heron in Petersburg, der wieder recht lebendig wurde. Ein tragikomischer Vorfall spielte sich jüngst im Petersburger Palast des Herzogs Eugen von Leuchtenberg ab. Der Herzog ist schon seit längerer Zeit sehr leidend; er hat erst vor Kurzem in Paris eine schwere Krankheit durch gemacht und wurde dann aus seinen Wunsch mit äußerster Vorsicht nach Petersburg gebracht. Hier stellten die Aerzte bei dem Kranken einen raschen Kräfteversall fest; sie fürchteten die Wiederkehr einer Bauchfeklenzkndun ,« die das Leben des Herzogs s n dt s mal in Gefahr gebracht hatte. Aber feine kräftige Constitution schien alle Krankheitsanfälle zu überwinden, und man sah ihn trotz der furchtbaren Schmerzen, die er litt, hin und wieder durch die Straßen der Stadt fahren. Eines Abends aber verbreitete sich das Gerücht, daß der Herzog im Sterben liege. Die kaiserliche Familie wurde sofort benachrichtigt, und die Großfiir sten und die Großfürstinnen eilten an das Bett des Sterbenden. Ein Theil der Nacht verging; der Herzog schien kein Lebenszeichen von sich zu geben, sein Körper befand sich bereits im Zu stand der Todes-starre ,,Hoheit stirbt!« sagte feierlich der Leibarzt; »e; kann sich nur noch um Stunden handeln«. Den Großfiirsten schien der Todes fampf aber zu lange zu dauern, und sie zogen sich bei Tagesanbruch zurück, nachdem sie versprochen hatten, in den ersten Vormittagsftsunden wiederzu kommen. Einer der Großfiirsten wandte sich, bevor er den herzoglichen Palast ver ließ, an die Flügeladjutanten und sagte: ,,Sobald der Herzog den letzten Seufzer gethan- haben wird, holen Sie feine Generalsuniform und alle seine Orden hervor und kleiden ihn an, so hatte er es sich oft gewünscht.« Aber der Herzog dachte gar nicht daran, den letzten Seufzer zu thun, und der Leib arzt Dr. Beriskin konnte nach einigen Stunden sogar consiatircn, daß der Kranke wieder zu sich kam; eineAether Infection brachte ihn vollends zum Bewußtsein. Am Vormittag kamen die Großfürften wie-der, um — wie sie meinten — die Trauerbotschsaft zu vernehmen; schweigend öffneten sie die Thüre des ,,Sterbezimmers«. Der Herzog lag in seiner Uniforrn und mit feinen Orden auj»de1n Bette . . . . Ehr furchtsvoll näherte sich jeder demSter belager. Plötzlich richtete sich die » ,,Leiche« auf und sagte mit freundli ctssem Lächeln: »Ich bin nicht todt, Kin der und gehe noch heute aufs Landt« Und so geschah es. ———.— Ein Viel-händler, der die Lehren der Philosophie praktisch auszulegen versteht. Ein Viehhändler in Schrimm läßt seinen Sohn studiren. Jn den Ferien kommt der Letztere zu Besuch nach Hause. Jn einem Plauderstiindchen fragt der Vater den Sohn, was er denn eigentlich studire. »Philosophie,« antwortet dieser. »Philosophie, was ist das-Ci« fragte der Vater weiter. »Das ist mit wenigenWorten schwer zu erklären, und Du würdest mich doch nicht verstehen. Aber ich will versu chen, es Dir durch ein Beispiel klar zu W-;ss-Atsot Dir-glaubst Du seiest in Schrimm,.nicht wahr?« — ,,Jawohl, und das bin ich auch.« »Nun, ich werde Dir mit Hilfe der Philosophie beweisen, daß Du nicht in Schrimm bis .« »So? Da wäre ich denn doch neu gierig!« »Also: Wenn Du in Schrimm bist, danzt bist Du doch nicht in Lengefeld, tote-« f »Nein, dann bin ich nicht in Lenge eld.« »Wenn Du aber nicht in Lengefeld bist, dann bistDu döch anderswo, nicht wahr?« «Gewiß.« »Na also, sieht Du, da Du anders wo bist, so bist Du doch nicht in Schrimm!« »Richtig, richtig!« murmelt der Va ter und verfällt in Nachdenken. Mit einem Male giebt er seinem Spröß ling eine ganz gehörige Ohrfeige. »Aber Vater!« ruft dieser ganz er staunt, »warum schlägst Du mich?« »Jch?« fragt der Vater ebenso er staunt, »ich habe Dich doch nicht ge schlagen.« »Aber natürlich hast Du mich ge schlagen-! Jch spiire es nur allzu deut lich an meiner brennenden Backe!« »Ich habe Dich ni chi geschlagen!« »Aber . . .« »Da giebt es gar kein Aber. Jch werde Dir beweisen, das; ich Dich nicht geschlagen habe, und zwar mit Hilfe DeinerPhilosophie: da Du inScbrimm bist, während ich, wie Du mir bewie sen hast, anderswo bin, so kann ich Dich doch unmöglich geschlagen ha ben!« »Die «Z-eitschrift des Allgemeinen DeutschenSprachvereins« hat aus einer hessischen Zeitung folgenden Satz her ausgefischtL »Für die, nach der, durch das, von dem Kloster Loccum erbaute Hospiz in weiteren Kreisen bekannt ge wordenen Jnsel Langeoog kommenden Badereisenden hat sich für die kom mende Saison eine wesentliche Verbes serung hinsichtlich der Seereise voll zogen.« Es ist zu befürchten, daß die Seefranlheit trotz der Verbesserung der Reise schon beim Lesen dieses Satzes eintrete. ek: Its st » Wie die Augsburger Abendztg. an giebt, sind »in den 10 Jahren von 1890 bis 1900 in der Stadt Bombah etwa iiber 60,0000 Todesfälle durch die Post verursacht worden«. Welch eine Hiobspostl is- -I· sc Jn der Augssburger Abendzeitung wird angezeigt: »Ein braunes Parte monnaie, auf den« Namen ,,«5ranzl« hören-d, hat sich verlaufen.« Wenn das Portemonnaie nur nicht als geleertes Jsanzl zurückkehrtl