. »Auch Yaris t« Roman mheinrich Lee. (7. Fortsejungd Mit einemmul fab sich Bäumchen in einem riesigen, lichtilimmernder,k von einer bunten Menschheit und von Musik durchranschten ,Saal. Nament lich waren viele elegante Damen zu sehen. Ja der Mitte des Saales wur de getanzt. Aus diesem Saale führte eine breite Oeffnung in einen Garten, ter nicht minder belebt war und in dessen Mitte gleichfalls ein Orchester musicirtr. Um das Orchester herum lief eine glatt gebohnerte Bretterbahn, cui der in wilden Sprüngen, wie sie Bäumchen nie gesehen, sich wiederum allerhand Tänzerpaare tummelten. Jn Saal und Garten herrschte das lustig s-e, ungebundensie Leben. Das Aller curioseste dabei aber waren die im Saal herumgruppirten Stadtsergean tru. Anscheinend hatten sie dafür zu For-gern daß der für die Tänzer be iimmte Raum frei blieb, obwohl eine derartige Verwendung von städtiichen Sicherheitsorganen wohl schon curios genug war. Jedenfalls waren sie in dem allgemeinen Truhel undGaudium ringsherum keine Friedensstörm die Tänzer-innen, wenn sie an ihnen vor iiberilogem schwippten vertraulich lachen-d mit der Fußspitze nach ihrer Nasmsspihe —- eine solche Harmonie von Polizei und Publicum sah man wohl nur seiten in der Welt. Bäumchen blieb stehen, er setzte kei nen Fuß methr vorwärts, nur feine Augen flogen hin und her. Hören Sie,« sagte er, Jetzt will ich wissen, wo Sie mich bin-geschleppt ha ·ben. Jch will ietzt wissen, was das fiir eine Mühle ist.« Klemm mußte ein-gestehen, daß diese Mühle eigentlich ein Balllaial war und daß «es nur so hieß: — »Du-uko wage . J »So,« fuhr Däumchen mit Jndig nation fort, »also e’ Tanzboden ist es, wo Sie einen hinbringt-n Und Sie genieten sich nicht emal. Also in solchen Lokalen verkehren Sie. Jetzt sieht man's Casal-« Gleichsam wie um« diesen dem-ersti ck-en Tanzboden für alle Zeiten in sein Gedächtnis einzuprägen, so ver-wandte Bäumchen keinen Blick davon. «Erstens, Herr Däurnchen,« entgeg nete Klemm, »wäre es tein Wunder, wenn ich mich vor Kummer und Ver zweiflung wirklich in den Pariser Strudel stürzen würde. Den Grund brauche ich anen nicht zu sagen. Zweitens aber täuschen Sie sich. Die ses Lokal ist ein durchaus anständi ges Lokal — auch wenn die Bewohner biet etwas vergnügt sind. Sehen Sie auf die Gallerie, Sie finden dort das feinste Feenwmpublicum!« Von den Gallerien hatte Däumchen noch gar nichts bemerkt, so angestrengt trat seine Aufmerksamkeit aus die unteren Partien im Saale gerichtet. Aber darin hatte Klemm recht. Es lwaren ersichtlich alles Fremde, die da oben standen und dem Treiben mit größtem Interesse folgten auch viele und distinguirte Damen waren dar unter. Jn der That, Däumchen ur theilte zu streng. »Ich will ·et3t ckber, daß Sie mich wieder rau ringen,« sagte er, »ver strben Sie mich?« Bäumchen such sich um. Klemm an seiner Seite war, während Däumchen nach den Galetien binausgesehen hat te, verschwunden. Wo steckte er denn? Wenn Klemm ihn hier im Stich ließ? Der Mens hatte was mit ihm im Sinn! rum hatte ee ihm ge traut? Auch die Garderobenmarke tte et « esteckti Gott sei Dant "iunchen choZ auf ihn zu»— dort Hand et! · Aber mit wem stand Klemm da? Mit einer Dame stand er zusam neeg ändlugtterskielt gchd mit ihr — un j t a e ieno azu. Was Bäumchen nicht wußte —- die M war eine Von den Tänzerinnen, die Inn der Direction gegen Honotar besonders engagirt wurden und die Me kunstreicheäigueen tanzten, die M nglrecht er rnt haben muß. Den S Inmgästen waren diese Da m wohlbekannt, und ließ man ihnen m Kellnee ein kleines Glas Bier, JU- -fl««- Icshssssim In du«-A- S- J soc-s ------ mit ilirer Kunst auch noch zu aller Md lustigen Exiraproben bereit r was ging das Klemm an, was hatte Klemm damit zu schaffen? «Wo stecken Sie denn eigentlich?« rief Bäumchen Klemm gab der Dame einen stum men Wink. äm nächsten Augenblick fühlte sich chen von zwei Armen erfaßt, mitten —- wöshrend die Musik gerade einen Galopp spielte — in die wir belnden Paare hinein gezogen, und lautet Geschrei und Gelächter klang w ihn Ist-tm «Lasien Sie mich los! Lassen Sie mich losl« s rie Bäumchen. die iden Arme faßten ihn nur-noch fester und das Geschrei und Gelächter um ihn herum wurde noch Härten Endlich g er sich los. was erlauben Sie sich denn r eine Utwerschämtheit!« M et, noch teuchend und pu — ’ dk Danke an. Izu Ue Dame verstand nicht WW I- sog Ist-F fes-mich vpk La aal, die Galerien, sie »Na eanten lat Mut-. ? des-m th. in den er hineingeta war, schlug m über den Kopf zna ammen — nnd iemrn, der Mensch, der allein daran fchutd war, der Mensch, der ihm jet hätte helfen sollen, Klemm war ni t zu then lemm war vorhin mit affenarti get Geschwindigkeit auf einen Stuhl HAerrun en, im Nu zog er etwas sauz keiner fche — es war ein kleiner chwarzer Gegenstand — hielt es auf das tanzende Paar gerichtet, tnipfte und steckte es dann befriedigt wieder ei n Döumchen befand fich auf der Straße. Wie er hinaus-gekommen — er wußte es nicht mehr. Nur fein Ueberzieher fehlte ihm noch —- Klemm hatte alles in der Garderobe abgege ben. Wo war der Mensch? Soeben trat Klemm gleichfalls aus der verruchten Mühle heraus. Den Ueberzieher hatte er auf dem Arm. »Herr Däumchen,« sagte er ganz harmlos, »Sie haben Jhren Paletot verseiss en!'« umchen riß ihm das Kleidungs ftiick aus der Hand. ,,Die Mühle werde ich Jhnen ge denken!« schrie er. »Die Schuld haben Sie felbft," er widerte Klemm kalt-»wenn man von einer Dame zum Tanz gebeten wird, dann benimmt man sich nicht fo. Dort steht eine Drofchte für Sie! Herr Däumchen, guten Abends« Er zocgckfernench Hut und war um die nächste wundern Däumchen b resv in dem nächtlichen Paris allein zurück. Er wollte Klemm noch etwas nach-schreien, adt er. brachte keinen Ton herang! Noch ein- T mal fah er sich die rathe Mühle an. ; Dann ftieg er in die bereitftehendef Der-schie. « Wenn sie in Platten erfuhren, wol er an diesem Abend gewesen wars ! Niemnad durfte enten Schimmer da von haben. Milchen am wenigsten! 8. Hortense saß an ihrem Flügel und spielte Schumann —- es war am spä ten Nachmattag —- als der Diener eintrat und ihr eine Karte überreich te. Es war die Karte des Grafen Montrejeau. Mit Bleistift standen die Worte darauf: »Jn dringenster Angelegenheit!« DaZWort »dringend« war unterstrichen Jhr Vater war nicht zu Hause —- er hatte jetzt Tag fiir Tag irgendwo eine Conferenz, eine Versammlung Un zweiselhast wußte das Montrejeau — Und daß er sie allein antreffen würde. Eine »dringende« Angelegenheit Sie trar fast neugierig. »Ich lasse hittenl« Sie schloß das Klavier und stand auf. Im Grunde war ihr dieser Be such sogar lieb s-— er befreite sie von etwas, von einem dumpfen Gefühl. Sie hatte seit jenem Tage Altdorfer nicht wiedergesehen —- was hätte sie ihm Neues sagen sollen-? Sie wartete und wartete, bis vielleicht ein Gott hernieder-stieg und dieser La e, aus der sie selber keinen Aus-weg and, ein Ende machte. . . . Montrejeau sollte kommen. Herr von Montrejeau trat ein. Er sah so sorgfältig nnd tadellos gekleidet aus wie sonst. Mit Ehrerbie tung verneigte er sich, aber aus seinem Gesicht stand ein getoisses,selbitbewusz tes Lächeln, das ihr sagte, daß sie vor ihm auf der Hut zu sein habe. »Ich bin daran gefaßt, mein gnä digeö Fräulein,« begann er in einem scherzhast sein fallender aber doch dabei ironisch klingenden Ton, .»dtsz Sie iider die Art, mich bei Ihnen ein-« zuführen, etwas erstaunt sein werden. Aber auf dem gewöhnlichen Wege durfte ich nach den gemachten Erfah rungen wohl kaum daraus hoffen, von Ihnen empfangen zu werden« Sie überhörte die Jnfolensz, die in seilnen Worten lag, nnd erwiderte nur a t: »Sie kommen, wie Sie mich haben wissen lassen, in einer wichtigen Ange legenheit. Wollen Sie mir also sagen, was das fiir eine Angelegenheit ist« Die Sicherheit, mit der sie ihm ent gegentrat, schiichterte ihn keineswegs ein. » »Ich sehe mich gezwungen, mein gnädiges Fräulein,« fuhr er in dem gleichen Tone fort, »so diesem Zweck erst ein Thema zu berühren, das sehr delikater Natur ist. Ich mnsz Sie dei hkrlb vorher dasiir mn Entschuldigung MM." d» »Sprechen Sie,« sagte sie ungedul ig. »Sie wissen, daß ich es als mein größtes Glück betrachten würde, mich Ihren Gatten nennen zu dürfen. Jhr Herr Vater hat Sie über meine Träu me und Hoffnungen nicht im Untlaren gelassen.« »Ich weiß.« Auf was wollte er hinaus? Was bedeutete dieser Ton von ihm? »Ihr Herr Vater hat mir die Ans sicht eröffnet, daß Sie meinen Antrag in gütige Erwägung ziehen würden. Jch brauche Ihnen nicht zu sagen,mein » aniidiges Fräulein, wie beglückt ichs davon gewesen bin. Natürlich war ich « nicht so eitel, Ihren gütigen Entschluß dein Eindruck meiner mangelhaften Person uzuschreiben, sondern nur dem Umetand daß Sie als eine pflichtgetreue Tochter die Wunsche Fehres herrn Vaters achten und re pettiten Jch sah darin nur einen neuen Vorzug in Ihrem Charakter — nur eine neue Ærgzcheft für das Glück, das Ihren kiin ti Gatten zu Marien hatte. Wie ich aber dies W Glück schäss das sollte mir erst zum Bewußtsein kommen, als ich erkannte, daß nicht ich der Mann war, »den Sie Ihrer Neigung siir wertd befunden haben, sondern ein anderer.« hortense trat einen Schritt vor ihm zurück. . »Was meinen Sie?« lam es bebend iiber ibre Lippen. Montrejeau knipste lächelnd ein nn-f srchtbares Stiiubchen von seinem Hut, das er erst fett zu bemerken schien. »Ich bin untröstlich, mein gnädiges Fräulein,« saht er fort, »daß ich aber mals genöthigt bin, Dinge zu berüh ren, die Ihnen vielleicht Peinlichleit bereiten könnten. Aber nicht ich bade die Schuld, sondern der Zufall — ein Zufall, der mich dieser Tage, es war ein Negentag, am Louvre vorbeifuhr te, und zwar in einem Augenblick, als Sie selbst dasselbe verließen. Daß ich mir nicht erlaubte, mich Jdnen be rrerilich zu machen, das geschah nur aus dem Grunde, weil ich fürchten mußte, Sie zu desarrangirem denn, mein antidiges Fräulein, Sie waren nicht allein. Eine Stille trat ein. Das Musik zimmer lag zum Garten hinaus. Eine Amsel sing draußen an zu schlagen. »Was weiter?a entrang es sich Hor tinse. Montrejeau lächelte verbindlich. »Nichts. mein gnädigeö Fräulein!» Nichts, als daß Jbr Herr Vater ver « muthlich sehr bekümmert sein wird, wenn er erfährt. daß bereits ein ande rer sich Jhre Gunst errungen hat — noch dazu ein Mann, gegen den er als seinen etwaigen Schwiegersohn eine entschiedene Abneigung fühlen dürfte.« Horiense fuhr auf. »Wer hat Ihnen das gesa t?« »Na-c mein bescheidener erstand —- die Logik. Weil Sie diesen herrn nicht in Ihrem väterlichen Hause em pfangen, mein Fräulein, sondern weil Sie gezwungen find, ihm außerhalb desselben ein Stelldichein zu geben-« Pfeilfchnell treuzten sich die Gedan ken in ihrem Kopf — dann athrnete sie tief auf. »Ich bedanre diesen Zufall nicht, Herr von Monrejeau,'« sprach sie. »Ja, er hat J en ein Geheimnisz ver rathen. Und « ie sollen nicht nur das, Sie sollen Alles wissen! Jch liebe die sen Manns Und nun antworten Sie mir: Verlaner Sie auch jeht noch meine Hand « hochaufgerichtet. stolz und froh, daß sie ihre Liebe nicht mehr verleug nete, sie der ganzen Welt in diesem Menschen in’s Gesicht ries, stand sie vor ihm. Herr von Montrejeau blieb uner schüttert. »Meine Verehrung, mein gnädiges Fräulein,« erwiderte er fartastisch und sich galant verneigend, »miißte nicht so groß sein, als sie ist« wenn ir gend ein Umstand, gleichviel was’siir einer, mich davon zurückschrecken könnte. Auch ich gebe die Hoffnung nicht aus, daß die Zeit in Ihren Ge fühlen eine Wandlung herbeiführen wird —- ich wage hin-zuzusetzen, zu meisten Gunsten!« Eine unsägliche Verachtung gegen diesen Menschen übertam sie. Es war unnütz, weiter mit ihm zu verhandeln. Deutlich sah sie alles Kommende vor sich, denn sein nächster Weg würde zu ihrem Vater sein. Was sie sich vorhin gewünscht hatte, nun war es erfüllt. »Dann have ich Ihnen weiter nichts zu sagen,« entgegnete ste. Noch verstand er sie nicht »Pardon!« ftamtnelte er. Hortense lehrte ihm den Rücken — sie ließ ihn allein. Einige Minuten später sah rnan Fras Montreseau das Palaiz verlas en. Lange sann hortense til-er das, was sie nun u thun hatte, nach. Dann setzte sie ch an ihren Schreihtisch, wars einige Zeilen au das Papier, tlingelte und til-ergab den Brief, einen ,,petit bleu«, dem eintretenden Diener zur so fortigen Besorguna Erst arn spätenAbend lehrte der Ober zurück. »F »meine Tochter noch auf?« fragte er ha irg. Aber Hortense schlief schon. Lange genug hatte sie auf seine Rückkunft e wartet.L suchttvak es liessen das gte II—4---,- s ulclcxlksullg, Usc III lllll lgkklll YaIcc bevorstand, aus morgen srüh verschoben wurde. Den Frühstückstassee nahmen Vater und Tochter gemeinsam ein. Als hor tense am anderen Morgen« etwas blaß, in den Gartensalon trat, wo in der warmen Jahreszeit serviert wurde, fand sie ihren Vater, mit seinen Zei tungen beschäftigt, schon am Tische sitzend. »Sie können ehen,« sagte er zu dern Diener, der noc? an der Thür stand. Ein Blick belehrte Hortrnse, daß ihr Vater von Montrejeau das Nöthige er sahren hatte. Sie goß die Tassen ein, der Oberst nippte, dann sprach er: »Ist das wahr, was mir Meutre jeau gesagt hat? ( »Wenn er Dir gesagt hat,« erwiderte " sie ruhig, »daß ich ihn nicht mePr sehen pitkh daß ich einen anderen ich-— 1s " »Wer ist der anderes« »Sei-r Name ist Dir bekannt. Ei ist Altdorser.« set Deutsche?« « a·« it ttternden nden s te der Zu visit FI- vm riså ) Oberst » IMYH w. Du hattest ihn mes W »Ich habe mir alle Mühe ge eben — Dir zu Liebe, Vater. Nun ha ich ihn wiedergesehen. Jahre nd vergangen —- und nun weiß ich, da et der einzige Mann ist, den ch e e iebt habe, den kchnmmer lieben wer . Jch kenne meine Pflichten gegen Dich, aber ich kenne nun auch meine Pflichten geaen mich selbst. La mich nicht wählen! Ersklare es mir! ch bitteDich. Bateri« » nd« wenn i YJiontreIeau —- denn er hat mir gegen uber kein hehl daraus gemacht —- mich, falls Du nicht noch heute feinen An trag annimmft, im Stich lassen wird! Noch mehr, daß er alles daran ießen wird, meine Wahl noch im leßten Au genblick zu hintertreiben! Was dann?« Hortense sank ihrem Vater zu Fü ßen. .Dann weißt Du nun endlich, Va ter, mit was für Leuten Du bisher ge meinsame Sache gemacht hast. Dann wirst Du Dich von ihnen trennen, dann können ihre Drozungen keine Macht mehr über Dich ha en." »Es handelt sich nicht um mich, es handelt ich um das Vaterland, das auch das · eini e ift!« »Das Vater and! Vater, sie haben es zu einer Ware gemacht. Zu einer Ware, um damit ihren eigenen Bortheil « u eriaufen. Du siehst es nicht, denn « te haben Dich geblendet. O, sähest Du mit meinen Augen« Vater. Jch bin nur ein ungelehrtes Mädchen — mir trüben sie die Auaen nicht. Hast Du mir auf unseren Reisen das Vaterland nicht selbst gezeigt —- seine Schönheit, feine-Fruchtbarkeit, seine Kornielder, seine ebhiigeR Was sie aber in sei nen Boden siien wollen, daß iit der Haß. Der Haß, Vater, gegen ein Volk, das Du nicht kennst — wie ich es kenne in dem Einzigen, den ich liebe, Vater! Laß uns nicht hassen, laß uns lieben!'« Eine süße, feurige, hinreißende Be redsamteit strömte über ihre Lippen — Mz ROTHE-il Her-Z Ins-Ists min- dste- . Dir nun sage, daß : stummte sie. «Steh· auf! Du sprichst von Din gen, die Du nicht verstehst. Jch will nichts mehr hören. Noch in dieser Stunde wirst Du an Montrejeau ein paar Zeilen schreiben, daß Du Dich be sonnen hast, daß Du seine Bewerbung nunmehr annimmst.« Sie hatte sich erhoben. »Und wenn ich es nicht thue, Vater i« »Du wirst es thun!« Er schrie es, daß es bis in den Gar ten hinaus klang. Jn seinem Zorn packte er sie an den handgelentem Hortense war totenhleich. »Vater, es ist genug!« sliisiette sie· Er ließ sie los —- und plötzlich raffte sie sich auf und stürzte davon. Altdorfer hatte den Brie , den sie gestern an ihn abgeschickt, er am spa ten Abend, als er in sein Hotel zurück tam, vorgefunden. Er war im Rathhause gewesen« um zu erfahren, was aus seiner Osserte geworden. Sie lag noch unbeantwori iet da. Jm Uebrigen aber war die Angelegenheit erledigt, die ausge schriebene Maschine war bereits ange taust und Altdorser hatte sich nicht ge täuscht —- es war diejenige aus der Ansstellung. Seit heute Morgen war sie von ihrem bisherigen Platze ver schwunden, und, wie er hörte, an den Ort ihrer Bestimmung gebracht wor den« Es ließ sich in der Sache also weiter nichts thun. Dennoch war er verstimmt. Nicht, daß er einem Mit bewerber einen ehrlichen Erfolg nicht gönnie —- was ihn dabei nur wurmte, war« daß das fremde Fabritat um so viel schlechter als das seine war, und dennoch war es vorgezo en worden. Warum? Als lag die ntwort dar aus nicht klar am Tag. Aber fein Aerger verschwand in dem Moment, als er aus dem Tische in seinem Zim mer den kleinen, blauen Brief er blickte. Er ·hatte harten-MS and ichtift noch, me geschm- uspnd do tag ten ihm diese klaren, traftigen und doch ierlichen iige sofort, daß er von · war. eit jenem Tage ließ sie ihn warten. Endlich nun eine Nachricht von ihr.... So sehr ihn aber die wenigen Zeilen erfreuten, — und er drückte sie an seine Lippen — so gaben sie ihm doch ein Räthsel auf. Sie schrieb ihm, etwas Wichtiges siir sie — siir sie beide —- stande bevor. Wasi Das wiißte sie selbst noch nicht. Aber von dem Empfange die ses Brieer an möge er ei zu ermög- — lichen suchen, pas ne ihn jederzeit sin- ' sden könnte. Jrn nothrvenbigen Falle würde sie sich an den Hotelpartier wenden, ben er also über den Ort, wo er gerade zu tressen wäre, unterrich ten möge. Was war vorgegangen? Bis 1 Uhr Mittags war er alltäg lich in Der Ansstellung. Er gab am nächsten Morgen dem Portier die nö thi en Jnstructionen unb trat dann aus die Straße hinaus. Weil er Mittags an einein ossiziellen Diner theilzunebtnen hatte, so hatte er den Feack angelegt. Jn demselben Augenblick hielt vor dem Hatel ein Wagen an. Eine ver schleierte Dame stieg heraus —- in der Hand einen kleinen Kaiser. »Hm-unsel« »sich muß Sie aus der Stelle spre chen " H Er hörte die hast, Die Aufregung ’ in ihrer Stimme. Dann sitbrte er sie unter ein von Qleanbetbiiumen ge decktes ZelM das in einer Ecke des Sirt-Moses nb. Dort aus einer sank ließ sich nieder. »Sie-sen Sie mich erst Zur Ruhe konnan sagte sie, den Schleier litt tend. lt i llei. K M emkienegmthers Haut W verlassen,« so schloß sie, und ich wer de nicht mehr sdahin zuriicktchrew Er hätte laut aufjubeln mii en. War er nun nicht ihre einzige St Fe, ihre einzige Zufluchti Wurde im nun doch das Glück zu Theil, das sie in ihrem Stolze ihm noch vor wenigen Tage hatte verweigern wollen? »Kommet Nun sind Sie meint« . ein, nicht sol« antwortete sie. . »Sie sind der einzige Mensch aus der ? Welt, dem ich vertrauen darf. Dez Palb wende ich mich an Sie. Jch will ort von Paris. Dazu brauche ich weiblichen Schuh. Meine Tante hat mir eini e uwelen hinterlassen, ich bewahre te n diesem Täschchem Sie werden mir iiber die erste Zeit hinweg helfen. Wissen Sie in hrer Bekannt schaft eine Dame, die ich meiner an nehmen würde?« Es stimmte ihn in seinem Jubel wie der herab, aber durfte er jent,»wo sie eine Bitte an ihn hatte, noch an sich selbst denieni Bei dem Romadenleben, das er führte, war ihm eine solche Dame taum bekannt. Aber was brauchte er erst lange nachzusinneni Hatte er das, was sie wünschte, nicht in allernächstr Nähe? Zwei solche Frauen waren es, und beide waren wackere Landsmanninnen von ihm — sie wiirden ihm ein solches Ansinnen nicht abschlagen. «Kommen Sie mit mir, Hortense,« sagte er, »ich weiß iiir Sie einen sol chen Schutz.« Von unseren Freunden war an die sem Morgen Milchen ganz allein zu Hause. Sie Fatte eine ganze Reihe ausgelaufener — amilienbriefe zu beant worten· Die anderen waren mit einem Seinedampfer nach Saint Cloud ge fahren, Mittags wollten sie wieder zu riick sein. Altdorfer hatte eigentlich zunächst an Wilhelmine edacht, aber als er nun erfuhr, daß z rau Daum chen zu Hause war, schickte er seine Karte hinaus. Hortense führte er in den unten an den Speisesaal anstoßen den Damenialan. l Sogleich kehrte der Kellner mit der " Mittheilung zurück, daß er Frau Diiumchen sehr willkommen wäre. Milchen hatte die Karte in groFe Aufregung versehn »Er« wiinschte re zu sprechen. Und extra deshalb lam er zu ihr ins Hotelz daß sie gerade al lein war, das war wie von der Vor sehung bestimmt. Sie räumte schnell die Briesschasten fort, Gott sei Dank hatte sie wenigstens ein gutes Kleid an —- es klopste schon. »derein!« ries Milchen mit etwas unsicherer Stimme. Altdorser trat ein. Er war imFrackZ Jm rack ! ! ! « ntschuldigen Sie, gnädigeFrau,« begann er, »wenn ich —" »O bitte, Herr Altdorser, « lächelte Milchen aufs verbindlichste, denn sie hatte schnell wieder ihre Fassung ge wonnen, »Sie sind mir, unserer gan zen Familie immer herzlichst willkom men· Wollen Sie nicht gesälligst Platz nehmen?« Sie setzte sich aufs Sosa, und er ließ sich ihr aegeniiber nieder. »Ich bin Ihnen erst kurze Zeit be kannt, gnädige Frau,« fuhr er fort, »aber dennoch wage ich in einer Ange legenheit, in der mein anzes Lebens gliicl aus dem Spiele eht, mich mit einer Ansrage, einer Bitte an Sie zu wer-den« Milchen brauchte wohl kaum noch weiter zu hören. Schon sein Frack IFteS ja genug. Wegen Selma kam Sie war Ia so glücklich Aber sie mußte natürli thun, als erriethe sie noch nichts, ni t das Geringste. »Ich, wir alle, herr Altdorser»« er widerte sie deshalb mit maßooller Freundlichkeit, »wir kennen Sie nur von der besten Seite, trotz der kurzen Zeit. Um was handelt es sich denn?" Altdorser süklte sich sehr ermuthiat, er konnte also chnurstracks auf sein Ziel los. »Es handelt sich um eine Dame, gniidi e Frau, um eine Dame, die ich liebähiz ich heirathen möchte.« » a.« AJltdorser be ann zu er Zählen — alles. Es sieli m aus« wel e Verän derung während seiner Erzahlung mit Madame Däumchen vorging, denn Milchen gab sich alle Mühe, so secund UUI zu IUMUL ch zlllllll, Was lyl aber nicht ganz gelang — aber es de kiirnnierte ihn nicht sehr «Darf ich Jhnen meine Braut nun bringen« Yädige Frau?« so schloß er. .Wol1en ie J re Hand über sie hal ten? Sie wird hre Güte nicht allzu lan e beansfrn en —- nicht länger, hof e ich, a z bis zu Ihrer Nitcltehr nach Deutschland« Was konnte Milchen noch anderes erwidern als Ja?«« »Ich danke Ihnen herzlich, nädige Irau,« fa te er froh. »Es-Um e war tet schon. Ich bringe sie hnen fofort.« Er eilte hinaus, er hatte sie von sei ner Gegenwart befreit. Aber nicht für lange. Am liebsten hätte sie geweint. Man würde nach Platten zurückkam men, und das Kind war noch nicht verlobt. Warum aber hatte sie sich von ihm täuschen lassen. Eine Reisebe lanntlchafti Und mitten«in ihrem müt terlichen Kummer mußte ge t Milchen noch an eine andere Reise anntschast denlen, wenn auch an eine noch viel flüchtigen, die außerdem schon längst ihrem Gesichtsfeld entrückt war. s war der unge Professor, mit dem sie au der rreile zusammen in-. Loupee ge essen tten. Warum hatte er sich nicht att dieses Altdoriers mit ihnen liiert Der singe Mann machte einen so vor iigii Eindruck. Man wäre viellei t mit ihm glücklicher gewesen. W 9 Aus den Boulevatd!, vor den Ein gngen zur Ausstetlung, an allen traszmecken der inneren Stadt wur den die Abendbliitter ausgeschrieem Es war an demselben Tage, als Dor thentste das Haus ihres Vaters verlassen a e. » Eine Nottz lautete folgendermaßen: »Unsall in den Wassermerlen von Passe-! Bei Einsiellung einer neuenAns triebsmaschine site einen Kompressor ereignete sich heute ein Unfall, der leicht von den schlimmstenzsol en hät te be leitet sein können. in aschi nent il, eine Stange sprang heraus, wurde mit furchtbarer Gewalt gegen die Mauer eschleudertz und durch bohrte diesel e zum Theil. Glücklicher tveise wurde Niemand verletzt. Ueber die Ursache des Unsalls ist noch nichts Näheres bekannt-« Ziemlich gleichgiltig sahen die Leser iiber die Notiz hinweg; dagegen wurde ihre Aufmerksamkeit am nachstenMor gen in einem sehr verbreiteten Lokal blatt durch olgende Spißmarte in hohem Grade erregt: »Ein Standal im Gemeinderatht Jn gleichmäßiger Form brachten die gestrigen Abendblätter eine Mittw lung von einem Unsall in den Wasser werten von Passy. Es handelt sich dabei um den Schaden an einer neu eingestellten Maschine, der leicht meh rere Menschenleben hätte losten tön nen. Die Ursache tonnte nach der pestrigen Notiz angeblich nicht fest gestellt werden« Aus Grund von Aus sagen der Arbeiter sind wir nun heute in der Lage, nachzutragen, daß der Schaden ans die ungenügende Con sstuction der Maschine zurückzuführen iit. Mit den technischen Einzelheiten wollen wir unsere Leser verschonen Fachinteressenten erhalten aufWunsch Auskunft in unserer Redaction. Wir haben uns nun die Frage vorgelegt, nie es überhaupt geschehen tonnte,daß ein derartiger Schund von Fabrilat von den vorsorglichen Vätern unserer Stadt angerauft werden konnte. Da rauf haben wir in Ersahrun ge bracht. daß dies auf die eifrige ngitai tirn des rrn Oberst d«Engremont hin ges n ist. Man weiß, welche vordringliche, politsche Rolle irn La ger unserer Gegner sich diefr Herr seit einiger Zeit anmaßt, man lennt auch die intitne Freundschaft dieses Verrn mit dem jungen Grafen Montrejeau. Eine Charakteristik des Herrn Gra fen wird für die Eingeweihten unse rer Leser wohl kaum nöthig sein. Nur so viel sei noch erwähnt, daß den Herrn Grafen —- und auch dafür ste tun wir rnit Beweisen ein —- eine eleich intime Freundschaft wie mit dein herrn Oberst, so auch tnit den Fabritanten und Lieferanten jener Maschine verbindet Wir überlassen es der Logik unserer Leser, sich auf das hier Mitgetheilte einen Vers zu machen, besonders auch in Bezug aus die Person des herrn Oberst. Selbst tre schamlosesten unserer Gegner wer ten es wohl nicht wagen, unsere Liebe zur Armee, zu unseren tapferm Sol daten zu bezweifeln. Gerade deshalb aber halten wir es für unsere Pflicht — an gewisse, der ganzen Welt be kannte Vorgänge aus den letztverflos senen Jahren erinnernd —- auf die unwürdigen Elemente unter ihr mit sem Finger zu deuten· Nicht nur für rsusere Leser schreiben wir deshalb die se Zeilen, sondern für die gefammte Wädlerschaft, siira lle aPtrioten über haupt. Nur nach wenige Tage trenn nen uns von dem Wahltermin. Die Pariser Wählerschaft wird demnach zu beweisen haben, ob sie noch geson nen ist, einem Manne ihre Symme zu geden, der es nicht verschmäht, sich auf Kosten des ihm betuiesenen öffent lichen Vertrauenö zum Handlanger schnöder persönlicher Jnteressn zu ma chen —- oder nicht.« CSchluß folgt.) Das Wachsthum englischer Gruß stiidte ist bei weitem nicht so rapide, gxs kenntest-sichs- ..sdk.x wich ørommolr. sum-Juno me sue-. Drau ten drei Städte mit einer Million oder mehr Bewohner aufweisen, kommt aus England nur eine,· nämlich London. Liverpool ist bereits von Hamburg übersliigelt, und Manchester, Birming ham, Leeds und Sbessield sind von München, Leipzig, Breolau und Köln eingeholt worden, welche noch vor ei nem Bierteljabrhundert in Bezug auf Einwohnerzaht weit hinter ihnen zu rückstandem Das ist auch ein Beweis dasiir, daß die amerikanische und deut sche Industrie mit Siebenmeilen Stiefeln botwärtsschreiten und John Fett-til bald weit überstiigelt hoben wer I s I Musikalisches Feuer-wert ist die neueste Erfindung. Das Cbicaaoer Chronicle publicirt folgendes Pro gramm siir den »glorreichen Vierten« Nbapsodie hongroite, gespielt von pseisenden Rateten. Rücktehr der Leut-den« aespielt von e«’t:runmei Pin tvbeelsz Der bömmernde Schmied, producirt durch Nepetirböller und Vio linraleten, usw« usw. s I f Schumann, der unstet-bliebe Compo nist der »Träumereien«. hätte sich' schtverlich träumen lassen. daß es bei der Enthüllung seines Denkmals zu einem Streite darüber kommen würde, wer dabei »erst: Bioltnk spielen solle. Die Erinnerung ist die ein i Sparkasse unseres Leben-. « siche