: -,,Yach Yaris i« Roman von heinrich Lee. (6. Fortsedungd »Das soll heißen, daß sich Herr von Monstrejeau umsonst um mich bemüht, daß ich seinen Antrag zurückweisen muß. Meine Ansicht über ihn kennst Du. here von Montrejeau kennt sie selbst, denn ich habe gestern seinen Be such nicht angenommen. Das sreilich bat er Dir wohl verschwiegen. Es wäre also gut gewesen, wenn Du ihm gleich den nöthigen Bescheid gegeben hättest!« »Deine Ansicht! Deine Laune, sag’! Deine Caprize!« »O scheint, Papa,« bemerkte Hor tense mit der gleichen Ruhe, »daß Du der einzige bist, der über Herrn von Montrejeau nicht genügend sorientirt ist. Herr von Montrejeau gilt sür ei nen Wüstling, einen Spieler. Selbst von seiner Politik ist man überzeugt, daß sie ihm nur als Deckmantel zu gewissen unlauteren Dingen dient.'« fWer sagt das?« fuhr der Oberst au . »Wer-? ·Alle Welt! Selbst seine ei genen Parteigensossen wissen es. Nur, weil er sich der Partei nützlich macht, nur darum steht man ihm nicht aus die Finger!« Was war das? Aber kannte er nicht diese Lügen, diese schamlosen Ver leumdungen? Hatten sich diese Ver leumder nicht an ihn selbst herange wagt? »Und wenn ich mich nun selbst bei Dir für ihn verbürge? Wenn ich Dir sage, daß das alles die schmuyigste Verleumdung ist! Wem glaubstu mehr —diesen Berleumdern oder Dei nem Vaters« »Ich glaube meiner inneren Stim me, Papa, die mir sagt, daß Du Dich vosn ihm täuschen läßt, die mich vor ihm warnt!« Der Oberst wurde heftig. »Und der Wunsch Deines Vaters gilt Dir nichts-? Montrejeau ist mei ne Stütze, er ist Gras, er ist ein Eh renmann, ein Patroit, wie es leider nur noch wenige in Frankreich giebt. Daß er arm ist — daß er vielleicht Schulden hat? Dafür bist Du die ein zige Erbin meines ansehnlichen Ver mögens. Uebrigens habe ich ihm be reits so gut wie mein sestes Verspre chen gegeben. Jch habe ihm gesagt, wir werden morgen in der Oper sein, er soll in unsere Loge tommen.« »Dann bedauere ich, Papa,« erwi derte Hortense, »daß ich Dich in die Oper nicht begleiten werde.« »Du wirst mich begleite-al« Der Oberst schrie. Dabei schlug er aus den Tisch, und auf seinem zorn entflammten Gesicht schwoll die blaue Stirnasder an. So hatte hortense ihren Vater noch niemals gesehen. So sehr stand er in dem Banne dieses Menschen, daß ihre Vernunstsgründe nichts bei ihm ausrichten konnten. Auch an die Die nerschast dachte sie —- der laute Ton hegte sie vielleicht schon an das-Schlüs s- »Es --f- z »Es ist gut, Papa, ich werde Dich begleiten. Herr von Montrejeau mag komm-en. Nur soviel verlange ich von Dir, baß Du ihm Dein Versprechen Du sagst, daß Du es ihm fast gegeben hast —- noch nicht ganz giebft, daß Du mir vorläufig noch Zeit läßt!« Hortense hatte sich nicht verrechnet. Der alte Herr beruhigte sich »Ich lasse Dir Zeit « sprach er. »Ich will Montrejeau sagen, er soll Dich nicht drängen, und Du wirst-Dich inzwischen überzeugen, ich selbst will Dich davon überzeugen, mein Kind«-— er küßte sie mit väterlicher Liebe aus die Stirn —- ,,daß alles, was manDir Schkechtes über ihn gesag hat, nur Bosheit und Lüge ist. Jch will nichts als Dein Glück.« sSie zog sich aus ihr Zimmer zurück. Es war ein reizendes Gemach im saftigen Empirestil, die nur wenigen Möbel vergoldet und die Wandtäfe lang und der Plafond alles weiß. Alles darin war auf ihre eigene An ordnung gemacht. Aus dem schwar zen Marmorkamin vor dem großen, in vie Wand eingelassenen Spiegel darüber-, stand in einer schlankenVase von blauemSevre ein prachtvoller Ro senstrauß. Es waren ishte Lieblings blumen, unsd vom April bis in den November hin-ein« wo ssk aus der Um gegend in ganzen Wagenlsadungen noch Paris gebracht wurden, durfte an keinem Tage ein frischer Strauß da von aus diesem Plätzchen fehlen. Das hohe, bis aus den Fußboden reichende Fenster mit dem niedrigen Gitter ba vor war aus kostbaren Spitzen beste henden Halbvorhängen verhüllt — brises-b1ises hießen sse in Paris — Vorhänge, die von oben bis ungefähr zur Wie herabreichtem von wo ab M Theil der Scheiben freibli,eb wäh rend der untere abermals von Spitzen M Mdeckt wurde. Der Dust der m dein balbgeschlossenen Fenster vom bewegten Atazienwipfel zog Mund mischte sich mit dem der Hortense hatte sich neben dem er aus einen Divan niedergelas M sie sann über das Gespräch Mit ihre-n Vater nach. - ais-wonnef- wen-sich III- M gäbe sii r diesen Menschen .M »rde. Was sie winte, sit-e im, net them Beter in Frieden -- W einen Msiitau chnb zu er ·«M Fian noch rechtzeitig enthülltr. Wollte sie· nicht überhaupt am liebsten unver mäblt bleiben? Was für andere junge Mädchen, wenigstens in Frankreich, das heirathen zum Ziel aller ihrer Träume machte — daß sie nämlich erst als verheirathete Frauen ihre Freiheit und Selbstständigteist gewannen — das fiel für sie selber ja fort. Oder sie heiratheten des weißen Brautllei des und der Diamanten wegen, oder sie heiratheten, weil sie — liebten. Auch sie hatte einmal geliebt. Sie war nicht mehr das Mädchen von da mals. Sie war reifer und noch ,viel verständiger und llüger geworden. Nur um so genauer wußte sie heute daß es die Liebe damals war, viel leicht die einzige, die man im Leben fühlt. War-um hatte von all’ den glänzenden Cavalieren kein einziger mehr einen Eindruck auf sie gemacht wie Altdorfer? War es sein deutsches Wesen? Seine Ehrlichkeit, sein ein fach-froher Sinn, seine Tüchtigkeit und Männlichteit, die Wärme, die aus seinem Herzen ihr entgegenström te? Hätte sie immer in Paris gelebt, immer in ihrem Volle, das nichts an deres auf der Welt kannte und aner kannte, als nur sich selbst, und wäre er ihr so in den Weg getreten — sie wäre wohl an ihm vorübergegangen. Aber sie hatte in Deutschland seine Sprache gelernt, und mit der Sprache deutsches Denken und ühlen —- und Tante Julie, die ihr ter nie be griffen hätte, hatte sie zu einem freien Menschenkinde gemacht . . . . Sie dach ie an den Abschied von ihm . . . . Erst wollte sie ihm nur schreiben, aber sie fühlte, daß das feig und sein-er nicht werth war. So bestellte sie ihn in später Abendstunde, während der Va ter schon schlies, noch einmal in den Garten, um ihm alles zu sagen. Voll Trauer hörte er sie an; sie bat ihn, ihr die Trennung nicht noch schwerer zu machen, und er fügte sich in alles, was sie von ihm verlangte· Sie reichten sich die Hand. So schieden sie . Nicht einmal seinGesicht hatte sie mehr deut lich gesehen, dazu war es zu dunkel gewesen. Was« mochte aus ihm geworden sein? Wo mochte er jetzt weilen? Ob er noch manchmal zurückdachte an sie, wie sie an ihn? Ja, sie glaubte es. Ob er nun eine andere liebte? Ob er eine andere vielleicht schon geheiratheti Sie würde es wohl niemals erfahren. Es war vorbei! Von dem Alazsienbaum wehte der Wind eine weiße Blüthe herein. Die Blüthe fiel auf ihren Schoß. Hor tense zserzupfte sie, und sie dachte an ein deutsches Lied, das sie in Deutsch land gehört, an ein Lied von Liebe und Scheide-. Es wurde vorläufig zwischen ihr und ihrem Vater von Herrn von Montreieau nicht mehr gesprochen, auch nicht im Wagen, als man nach der Oper fuhr Asuch ani Louvre war lein Wagen zu bekommen. Jn ein Restaurant, in ein Cafe mit Hortense zu treten, die sen Vorschlag wagte Altdorser nicht, und der Regen fiel immer heftiger. Es war noch nicht fünf Uhr, die Säle im Louvre waren also noch geöffnet. »Kommet Sie hinein,« sagte sie, »es ist die einzige Rettun«g.« Die Gemäldesäle waren von Besu chern überfällt, natürlich alles Frem de; in der dicken Luft war der Aufent halt hier nicht gerade angenehm. Bes ser, man ging in die Abtheilung der Alterthiimer und thsasbgüsse, dort war es weniger voll. Jn dem Saale can Asshrien war es sogar gänzlich J » Sie standen vor dem »geflijgelten f Stier« oder vielmehr hinter dieser Ko lossalsigur. Selbst wenn Jemand vor überging, so konnte er sie beide doch nicht sehen. Hortense hatte ihr Ta schentuch hervorgezogen, ein kleines, tokettes Kunstwertchen, mit Hohlfaw men befest, um sich den Regen aus dem Gesicht zu mischen. »Hortense,« sagte er ihr in’s Ohr, »einen einzigen Kuß!« Sie lachte. »Aber was denken Sie denn?« .Einen einzigen! Zum Lohn!« »Zum Lohn?·« . »Nun gut, zu tan Sie wollen!« Sie besann sich —- und ohne ihn anzusehen, erwiderte sie: »Aber nur durch das Taschentuch!« Er mußte wohl oder übel damit zu frieden sein« Die Diener gingen durch die Säle und forderten zum Fortgehen auf. Es war fünf Uhr. Der Ziegen hatte aufgehört. »Wann sehe ich Sie wieders« frag te er. »Ich weiß es noch nicht. Aber gehen Sie mir Ihre Adresse.« Er schrieb sie ihr ans seine Visiten karte. Dann, als sie wieder auf der Straße waren, rief er einen Wagen heran. Sie hatte wieder ihren Schleier heruntergezogen. Er half ihr hinein, — durch das Fenster streckte see ihm noch emnpal sdie Hand zu, dann fuhr der Wagen davon und Altdorfer sah ihm nach, bis er im Gedräng-e verschwun den war. Keines von ihnen Geisen hatte be malt, daß see von dem Moment an, wo sie durch den Lonvrehof ging-en, beohachtet wurden. Wenn hortense ihr Gesicht auch hinter dem Schleier verbarg, ihre Gestalt, ihr Gan , ihr graut, engl· chei Kleid, ihr irr-K machten rat I « degr- Fsmsikn m W usw , et W W. im He Mindr- setie sich hinter l ikren Wagen ein zweiter, und er folgte ibm bis vor ihr Hauz. 7. Wieder vergingen einige Tage, und unsere Reisegesellschasttostete weiter die Genüsse der Wussiellung und der schönen Stadt Paris. Nur Altdorfer kannte fich nicht daran beweiligen Eine gewisse geschäftliche Angelegen heit nahm ihn ganz in Anspruch. Am meisten bedauerte das natürlich Mil chen, aber soviel wußte sie ja von ihrem Mann: Das Geschäft ging im mer vor! Endlich hatte man auch das »Dritt sche Haus« auf der Aussiellung in Augenschein nehmen können, denn bisher war der Eintritt immer ganz unmöglich gewesen. Stets war es von Besuchern vollgepfropft, so daß die Diener Niemand mehr hineinließen, oder es hingen Zettel an den Thüren: »Eintritt verboten« — »Geschlossen«. Am meisten darin gefiel den Damen die Aussiellung Friedrich des Großen, zu der man sich allerdings erst auf eine ziemlich weitläufige Art vom deut schen Reichstommissariai besondere Eintrittskarten hatte verschaffen müs sen. Ein liebenswürdiger Mir von der Regierung machte unsere Freunde darin auf einen mit einer Silberborte besetzten Tisch aufmerksam, der dem großen König als Schreibtisch ge dient batte. Von der Borte hatte sich ein Stückchen abgelöst. und der König hatte es selber wieder mit Siegellack seggeklebh was man auch jetzt noch A . — J »Was der alte Fritz siir ein guter F Wirth gewesen sein muß,« sagte Wil helminr. - Die Bilder waren alle von franzö sischen Malern, das seinste Pariser und ausländische Publikum bewun derte sie, und wie sehr aus die Herren Franzosen die mit dieser Ausstellung ihn-en erwiesene Artigteit d- deut schen Kaisers gewirkt hatte, das merkten unsere Freunde am besten, wenn sie aus den Seinedarnpfern fuh ren. »Voila le pavillon allemand!« riefen die Passagiere bewundernd, wenn man an dem schönen Hause vor beikam. Selbst Diiumchen wurde dann stolz, daß er ein Deutscher war. »Ja,« sagte er zu den Umstehenden aus deutsch, gleichviel, ob sie ihn ver standen oder nicht, Jan-as machen wir zu hause eben!« Auch das große Rennen in Auteuil hatte man sich angesehen Bäumchen wollte erst nicht mit. »Das kann sich der Mensch doch von alleine sagen,« meinte er, »daß ein Pferd ’s erste sein mußt« Aber Däumchen wurde überstimmt. So etwas von Toilettenpracht, wie hier in den Logen, aus den Tridiinen, hätten die Damen nicht fiir möglich gehalten. Und dann der Korso im Bois de Boulogne. Das ließ sich in Berlin und in Plauen gar nicht er zählen. Plötzlich vernahm man in dem unübersehbaren Wagengetiimmel ein sernes Brausen, das immer näher karn. Eine Kavaltaoe von Kürassie ren sprengte durch die vor ihnen sich Zfsnende Bahn heran, in ihrer Mitte —- voran ein Spitzenreiter — eine vierspännige Cauipage mit einein weißbärtigen Herrn, der ein breites rothes Band über der Brust trug. »Wir-e Loubet!« riesen die Leut-e. Es war der Präsident. Aber manche rie sen einen anderen Namen dazwischen, den des Spitzenreiters, der m ganz Paris bekannt war — sie thaten es, nur um den Präsidenten zu ärgern. Wilhelmine wild das gar nicht hübsch, denn herr Loubet machte einen sehr anständigen, ruhigen, sympathischen Eindruck. Noch weniger aber gefiel es Milchem daß die Leute zu beiden Sei ten der Allee links und rechts über die Rasenziiune kletterten und dort sich hinlegten oder ihre Eßwaaren ver zehrten. Der Rasen War so schön ge pflegt, es war wirklich jammerschade, und kein SchuMann bekümmerte sich darum. Das ritoiirdige war nur, daß der Rasen diese schlechte Behand lung schon gewohnt zu sein schien. Ueberall richtete er sich wieder aus. Es war eben eine ganz einziae Stadt. Wie war sie nicht schon zu Boden e drückt worden, und doch richtete sie ftch immer wieder auf —- glanzvoll und Am interessantesien aber war es· doch in Versailles. Wenn man bedach te, daß in diesen pracht-schimmernden Niesensälen einst vie französischen Kö nige gethront, umgeben von dem Pranl Des Hosstaats —- und nun wandelte, slutshete durch eben diese Säle das geringste Volk hindurch, die Männer den Hut aus dem Kopfe, vie Frauen ihre Kinder an der Hand und aus dem Aren. Ja, hier spürte man das gewaltige Schicksal! Und nun erst der große Spiegelsaal! Wenn man bedachte, daß diese Spiegel dazu be stimmt ervesen, die Herrlichkeit des französischen Königthums mit-erzit sttashlen —- unsd welche Bilder warfen sie im Laufe der Zeit zurück! Den ins Schloß hereingestürrnten Pariser Plebs, der die Möbel hier zertrümmert Und nach dem Blute der königlichen Familie schrie! Dann Napoleon! Und zulekt —- von allen Fügnngen die wunderbarste — ans den Trümmer-n dieser Könige und Kaiser die Aufrich tu des neuen Reiches. Ich glaube, es zieht,« sa te Mil chen, und Brösicke, in seine hi orischen Gedanken vertiest, wurde wieder an die Gegenwart erinnert. Ganz un glaublich allerdings war ed mit der Hersahrt bestellt gewesen« Man hatte dazu die von dem Louore abgehende Tramway benutt Schon von weitem sah man —- es war Sonntag —- iiber den ganzen Platz eine ungeheure, wohl nach Tausenden zählende Menge — Milchen sbetum bereits Angst —- ge wiß machten diese Masse Menschen wieder eine Revolution. Aber nein, ssc warteten nur aus die nach Bersails les abgchewden Straßenstoagem Jeder, der mitfuhren wollte, bekam in einem neben dem Blase stehenden Kiost eine Nummer, nach deren Reihenfolge das Einsteigen vor sich ging. »Warum sie sotoas nicht in Berlin aus der Stadtbahn machen,« sagte Wilhelnrine, während man aus den ersten Wagen wartete, »wenigstens iriirde das Gedränge nicht sein.« Aber als der erste Wagen jetzt an kam, stürzte sich trotzdem die ganze Menschenmenge daraus, denn der Schassner nannte die an die Reihe kommenden Nummern, und jeder wollte eben wissen, ob es seine war. Ver-paßte man sie, so war das Warten umsonst gewesen, denn nachträglich wurde man nicht mehr mitgenommen. Das also war das berühmte Num mersystem. Und wie spärlich dabei die Wagen kamen ·- und dabei wuchs die Menge immer mehr. Eine Stunde wartete man schon. Jn Deutschland hieß es: »die Pariser seien ein un e duldiges Bott,« aber sie ließen ch »so etwas von Zustand« ganz ruhig gefallen. Jn Berlin hätte man so ei ner Straßenbahngesellschast einfach die Wagen demolirt —- und wenn sie zehnmal ihre Rechte und Contratte mit der Stadt hatte. Auch diese in ihrem Fortschritt stecken gebliebene Bertehrsorganisation war einer der Zöpfe, die dieser schönen Stadt Paris im Nacken hingen. »Wilhelm,« sagte Wilhelmine nach der zweiten Stunde seufzend, »ich sange an, mich nach Berlin zurückzu sehnen. Paris mag schöner sein, aber bei uns i es besser. Auch nach einem richtign tück Brot sehne ich mich, die lanqn Semmeln mit den Löchern drin habZ ich.satt. Und dann sehne ich mich nach einem ordentlichen deutschen Hap penpappen. Jch glaube, Wilhelm, die tleinen Portionen und die vielen Ge ixiirke betommen Dir nicht. Du bist utagerer gewosdm Wilhelm, ich sehe es an Deiner Weste.« Mich e’k"al Hohn mit Reis haben sie!" siel Bäumchen, gleichfalls durch die lange Wartezeit ergrimmt, ein, »und siir zwei Zehntel Bier nehmen sie einem siinssmdzsvsnzig Psenning ab. Bärnn die Schrdnte da sind, reisen wir a .« ,,Fetix,'« rief Milchen, »wir reisen nicht eher —« Aber sie besann sich. »Als bis Altdorser sich ertliirt hat,« wollte sie sagen. Glätlicherweise hatte Niemand Zeit aus eine Vollendung ihres Satzes zu war en, kenn eben langte wieder einmal ein Wagen an, und nun tam man endliss glücklich mit, natürlich atser nicht oben aus dem lustigen Im perial, sondern unten in den Schrots tassen hinein. Nur Brösicke war wie der still geblieben. Tags Daraus langten sür Plauen die Schrante an. »Sie sgud da!« ries Bäumchen, an den Mittagstisch stürzend. »Gott sei"s getrommelt und get-fif sen!· sagte Brösicle. »Gott sei Dant!« riesen die Damen wie aus- einem Munde. Jn den nächsten drei Tagen wurde« in der Abtheilung Plauen noch hastig und emsig ena elt, gehobelt, gezim Vi, grttoth m vierten Tage war : Plslcll Ickclg. « »A la donheur!« sagte Jedermann bewundernd vor dieser Abtheilung stehen bleibend. Die Schranke waren einfach imposant, geradezu Kunstwer te; see bestanden aus braunem Holz mit Schnitzereien und Vergoldungen —- beinahe fühlte man sich mit dem Berliner Tischlermeister versöhnt — sie waren in eni Viereck zusammenge stellt und dildeten so einen gro en Padillorn Und nun erst ihr blan dend weißer Inhalt. Die feinsten Spitzen und Gardinen, die man sich denken konnte —- und nagelneue Mu ster, die man anderswo überhaupt noch nicht hatte —- sogar welche in dem modernen SecessionsstiL Das Schönste darunter aber war ein gan zes Spitzenlleid —- alles darin in Re liesstickerei. es kostete tausend Mark. Alle Nachdaraussteller strömten her bei, auch die Schweiz-en die Brüsseler, und alle sa ten, die Plauener könnten stolz aus i re Ansstellung sein. Nur die Engländer sahen gleichgiltig, ja ungünstia von Weitem zu, dafür wa ren ihre Bitrinen auch die schädigsten, ganz kleine und kümmerliche Dinger von enisachem schwarzen Holz, und dementsprechen war es auch mit dem Inhalt bestellt. »Wir kriegen den Grand Prixl« schrie Däumchen vor Freude. Auch Brösrcke und die Damen fan den srch natürlich zur gebührenden Bewunderun ern. Bröslete n ckte mit dem Kopf und sagte »Amt« »Nett!« hatte er gesagt. Däumchen wurde dunkelrotln »New Was meinst Du denn wie der damit? Rettt E’ nettee Schwager bistel Reidisch diste·, weil Du Dich nu iir erst, dass Du nicht auch ausgestellt kast. Wer wir den Grund Prtx nu riegen und Du mit DemenTelephons nnd Deinen Telegraphendriibten, Du kriegst nischt!« n den dritten folgenden Tagen date Bäumchen siir andere Dinge wenig Zeit. Er stand dor- keinen ( l ( ( i l -—.. l . Gardtnen und hörte, was die Leute dazu sagten. Auch Kunden kamen und fragten ihn nach den reisen. »Außerdem aber sah man s on die Mitglieder der Jurn herumgesem kenntlich an einem goldenen Abzei en das sie im Knopfloch trugen, und auch Plauen mußte bald an die Reihe kom men. Eben trat wieder ein Herr an Däumchen’s Gardinen heran. Bei dem Anblicke nickte er befriedigt, trat einige Schritte davon uriick, betrach tete die Vitrine aus dieser Entfernung mit Kennerblick noch einmal und ma te sich dann mit den Sachen zu scha sen, die er unter seinem Arm trug —- einem schwarzen Ledertasten und einem photographischen Staiiv. Däumchen traute kaum seinen Au gen. Es war Herr Klemm. Jm Nu aber stand er schon vor ihm. »Sie! Was machen Sie denn hier?« Herr Klemm schien ihn bisher gar nicht bemerkt zu haben. »Guien Tag, Herr Däumchen,«' sag te er jetzt mit einer Höflichkeit, die Bäumchen nur noch mTZtrauischer machen mußte, und stellte einen Ap parvt hin —- ,,aber Sie st n gerade vor dem Apparat Darf ich Sie bitten, etwas zur Seite zu treten." »Ich will wissen, was Sie vorbaben, ich will wissen, was Sie mit meinen Wllkslllcn Mcchcll." Herr Klemm steckte, noch einmal sei nen Blick aus »die Vitrine heftend, sei nen Kon unter das schwar e Tux »Was ich vorhabe, das sehen ’ ie, Herr Diiumchen,« klang es dumpf un ter dem Tuche hervor. »Jhre Bitrine will ich photographirem Jch ver schmäbe es, Ihnen Komplimente zu machen. denn das wöre bei unserem grgenseitigen Verhältniß nicht ange bracht. So viel aber sdars ich J nen als Künstler sagen, daß ich hre Vitrine, was den Geschmack betrifft, siir eine der hervorragendsten in der ganzen Aussiclluna halte. Jch habe von meiner Reduktion neuerdings den Austrag erhalten« nur das Alletbeste zu bringen, und deshalb werden Sie mir gestatten- Ihre Bitrine der Firma Felix Däuinchen in Plauen, dem ge sammten deutschen Leserpubliium vor Augen zu führen. Jch dense, daß Ihnen das nicht tin-angenehm sein ann.'· Klemm tauchte jetzt wieder aus Lei ner schwarzen Versenkung an’s « a geslicht, er sah durchaus ernst und würdig aus, faßte die Vitrine von Neuem in’s Auge und schraubte das Stativ etwas niedriger. ,,Verhohniepeln wollen Sie michs« ; schrie Däumchen »Ich weiß nicht, Herr Bäumchen ävas Sie mit diesem Worte sagen wol cn.« »Ersi haben Sie mir die Galle aus gerührt, erst haben Sie hier das Frümmerseld pchotographiren wol en ——« Klemm lächelte sariastisch. wDas können Sie sich doch aber denken, Herr Bäumchen, daß das nur ein Scherz von mir gewesen ist. Viel E leicht aber bemerken Sie, daß ich über haupt zu keinen Scherzen mehr aufge ; legt bin. Jch habe mir gesagt, daß Sie mir Selma —- entschuldigen Sie, « Jhr Fräulein Tochter —- doch nicht geben· Was soll also dieser Ton zwi schen zwei doch immerhin sonst ehren werthen Männern? Wir wollen die Streitaxt begraben. Jch thue meine Pflicht und photographicre Jhre Vi trine —- und Sie werden dieGewogen beit haben und noch ein bischen mehr zur Seite gehen. So! So ist auch das k-:L1 k-c.- -. Heu-e pu» Heu. Während lemm so sprach, hatte er die Platte eingesetzt Diiumchen wußte nicht mehr, was er von diesem Menschen zu halten hatte. Nein, so verändert sich der Mensch nicht! Klemm ftellte ihm eine Falle, auf ir end einen Leim wollte er ihn gehen lasen —- und plötzlich hatte es Däumchen gefunden. »oll ich Jhnen sagen, was Sie sich denken? Sie denken sich, »daß Sie mich fest auf die Art lodern werden. s Meine Tochter triegen Sie nicht, und ! wenn Sie sich auf ’n Kopf stellen!« l »Ich möchte Sie nur bitten, Here Däumchen,« erwiderte lemm in ern tem Ton, »erinnern Sie mich nicht mehr an Jhre Tochter. Jch habe mit dieser Sache meines Lebens abgeschlos fen. Sie haben von mir gewünscht, Laß ich mich hier nicht vor ihr sehen lassen soll. Jch habe Jhren Wunsch erfüllt. Schon das, glaube ich, dürfte Ihnen ein Beweis für meine Aufrich tigkeit fein!« »Klemm!« Bäumchen war eriihrt. Dies Ar gument stimmte. ber Klemm wollte nichts von seiner Rührung merken. Er interessirte sich nur pflichtgemäß für feine Aufnahme »Klemm!« Aber Klemm tauchte wieder unter. Dann vernahm man einen Knipi Er tauchte wieder empor-. Die Aufnahme war fertig. lemm packte feine Sachen zufammen. »So laß ich Sie nicht fort!« sagte Bäumchen, »wer-i ftens reoanchiren muß ich mich doch « hnen. Wissen Sie was? Jch werd’ - hnen für Jhr Atelier e’ paar schöne Garnituren Borhiinge oder Gardinen schenken. Was Sie wollen« Sie sollen sich sie ansinchenJI here Bäumchen«, entge nete cEtnm eiskalt, »ich danke für Lehre Erd-irrem Das wäre Bestechuna. Jch t e lnur meine Pflicht. Jch habe die re « X - Damit zog er seinen Dut, wandte sich um und ging. Daumchen stand vor einem absolu ten Ratt-set Ob es doch nicht blos eine Falle von dem Menschen war's Aber was denn für eine alle? Dazu war man noch auch Gott ei Dant ein bis chen zu helle. Und diese immense An standtateit, daß et die Gardinen nicht annehmen wolltet Wie man sich in ei nem Menschen blos so täuschen konnte. Es war kolossal! Aser —- und das stand sjir Daumchen nun positiv sest —- revanchieren mußte er sich gegen Klemm. Lumpen ließ er sich denn doch nicht! Und wenn die Geschichte ein paar Goldstücke kostete. An einein der nächsten Abewde fand eine große, von den Ausstellern abge haltene Versammlung statt. Wab rend bisher die Säle in der Ansstel lung des Abends nur bis Sechs offen geblieben waren, versügte jetzt lös lich das sranzösische General - am nxissariat daß dies bis Sieben dauern sollte. Das paßte vielen Ausstellern nicht, schon der vermehrten Arbeit we gen, und eben deshalb wurde eine Ver sammlung einberufen. Auch Daum chen wohnte ihr bei, weshalbs er eine Damen stir diesen Abend B « ickes hatte anvertrauen müssen. Die Ver k-—-s..-— —-ec-—- -! —I—..-- . Iulssullasks aus-la IIIIIUI vluslskllllslc, einmüthigen Verlauf, erst nach zehn Uhr löste sie sich aus. »den Klemm, Herr Klemm!« ri Däumchen in dem Gedränge, das si ans die Straße ergoß. JaToth auch Klemm war bei der Versammlun gewesen. Er drehte ich inn, Zog gegen Bäum chen seinen hat« und wollte weiter. Aber Diiumchen war schon an seiner Seite. »Nami, laufen Sie mir doch nicht sort," sagte Däumchen, »was haben Sie »denn hier zu thun gehatbti« Klemm erwiderte kalt aber höflich, daß er von der Versammlung eine Ausnahme gemacht habe, eine My mentphotographie —- fiir sein Blatt. »Aber Sie haben doch teinen Appa rat mit!« ,,Doch!« Klemm holte einen tleinen Taschen aisparat hervor. »Ach, so e’ Ding,« sagte Däumchen, ei- betrachtend, dann steckte es Klemm wieder ein. »Nam! tückschen Sie nicht mehr, jetzt schlagen Sie was vor, wo wir zusammen hingeben, irgend e’ gemütlp liebes Lokal, Sie werden ja in Paris besser Bescheid wissen als ich, und dann trinten wir eine Pulte Seit zu sammen. Dann sind wir miteinander versöhnt.« Klemm lehnte mertwiirdigerweise nicht ab. »Es ist ut, Herr Diiumchen,« sagte er, »ich nesme Ihre Freundlichkeit an, nur damit Sie nicht denten, ich hätte noch einen Groll gegen Sie.« »So ist’s recht,'« erwiderte Daum chen froh und vergnügt, »und wenn wir auch e’ Stündchen länger bleiben, ich bin ja heute Strohwittwer! Dafür sind wir eben in Paris!« Döumchen lachte, und Klemm lachte mit. Ein leerer Wagen rollte vorbei, Klemm ries ihn an, sagte dem Kutscher eine Adresse, die Bäumchen nicht ver stand, und der Wagen fuhr mit ihnen PU- hav quy « ,.Wo aondeln wir denn nu hin? fragte Bäumchen »Das soll für Sie eine Ueberrasch ung sein,« antwortete Klemm. Sie fuhren durch das nächtliche, lichtftrahlende Paris. Däumchrn dachte an die vielen Geschichten, die man von dem Pariser Nachtleben. hörte. Aus den erleuchteten, verhäng tm Fenstern, aus der vorüberwogens den, dunklen Menschenmenge, überall sah es ihn geheimnißvoll an. Ein ge wisser, aber eigentlich nicht unange nehmer Grusel überlief ihn. Wer hier mal so untertauchen tönnte! Blos ein einziges Mal! Natürlich nur der Wis senschaft wegen. Ob Klemm schon mal untergetaucht war? Indessen, Bäumchen war Familienvater, er war Stadtverordneteh und wenn alles gut ging, so betam er sogar im näch ten Jahr den Stadtrathtitel! Es verstand sich also von selbst daß ihn dses nächtliche Paris nichts weiter an ging. Der Wagen hielt. Vor einem ei genthümlichen Gebäude stieg man arti. Es hatte die Gestalt einer riesigen, roth angestrichenen Windmühle. »Was ist denn das für eineMühleV stagte Bäumchen. Klemm erklärte ihm, daß man auf dem Montmartre wäre, wo früher ganze Haufen von Windmühlen e standen hatten, und daß dies die e n zåge fei, die noch übrig geblieben. Bäumchen fand das ungeheuer merk würdig. Noch mertswürdiger aber war es, wie splendid erleuchtet die Mühle toar — die vielen Wagen, die davor hielten, die vielen Menschen« die in einströmten, besonders die vielen a men. So eine Mühle hatte er in sei nem ganzen Leben noch nicht gesehen. Korn schien nicht gerade darin gewah len zu werden. An einem Schulter im Eingang kaufte Klemm Billets. Bäumchen wollte nicht dulden. daß Klemm etwas bezahlte, aber Klemm beruhigte ihn —- ,.sie würden nachher schon alles glatt machen.« Gortsehung folgt.) Eine SantiagosMedaille soll mit dem Kopfe des Admirals Sampsos geprägt werden. Dazu bemerkt ei W elblatt: »Woh! als Abseichts für ichisCom-battanteni«