sie sen Jäitmssnppr. Dumoreste von »O Die Mertens waren vermögende Leute. Aber immer ein wenig geizig dabei. Das zeigte sich besonders, wenn sie Gesellschaft gaben. Man ging nir gends so hungrig weg als von ihnen, nnd wenn nicht die drei sehr hübschen Töchter gewesen wären —- — und de ren Mitgift, es wäre sicher überhaupt Niemand mehr zu ihnen gekommen. Nun hatte die Eine davon geheim thet —- Molly, die Aelteste, sie war erst echte Einundzwanzig, und ihr Mann — Ghmnasiallehrer Baute-schwamm in einem Himmel von Seligkeiten. »Nu: das Eine,'· sagte er zu seinen beiden Schwiigern, »taucht am fernsten Horizonte dieses Himmels hie und da wie eine leise Wetterspur auf — ich fürchte, Mollh hat den Hang zur- Gei zerei von zu Hause mitbetommen — das wäre mir sehr leid, denn Jhr wißt, so etwas kenne ich nicht!'« Leutnant Hippe und Forstassessor Basenius nickten mit den Köpfen. Das waren nämlich die Schwiiger. Mit dieser Schwiigerschaft hatte es aber eine sonderbare Bewandtniß. Das heißt, sie war bis seht nur in der Jdee vorhanden. Hippe war in die neunzehnjiihrige Lisbeth und Basenius in die achtzehnjährige Elvira fürchter lich verliebt, und Einer hoffte grimmi ger als der Andere auf Gegenliebe — aber so ganz sicher fühlten sie sich ihrer Sache noch nicht —- es mußte erst noch klar werden —- turzum, Amor, der li-« stige Schelm, hatte das zungenlösende und herzenbindende Wort noch nicht gesprochen. Aber sie fühlten sich schon äußerst schwiigerlich gestimmt und traten mit dem echten Schwager Rante zu einem Dreibund zusammen, welcher sich heimlich verschwor, die lästige und lä cherliche Geizerei bei Mertens zu ver nichten. Der erste Putsch fiel in den Juni, als Frau Bantdirettor Merten eine größere Abendgesellschaft —- etwa drei ßig Personen — gab. »Ihr habt doch einen feinen Bra ten?« fragte Rante in einer Ecke ver traulich seinen Schwiegervater. »Es sind lauter junge, hungrige Leute da! Und dann später Seit! Theuerster aller Schwiegerpapas, in Eurem Hause muß sich wieder mal was verloben! Dazu gehört aber ein tüchtiges Stück Braten und nachher Seit! Jch tenne ein Paar — Du kennst sie wohl auch —- die vergehen ganz vor Liebesgluth zu Deinen beiden hübschen Töchtern — aber so oft sie da sind, knurrt ihnen der Magen so, daß sie das stürmische Klopfen ihres Herzens nicht mehr hö ren!« Der Banidirettor seufzte. »Du weißt, Theodor,« sagte er, »wir ver stehen uns! Schon dutzendmale habe ich meiner Frau gesagt: »Noblesse ob lige! Gieb doch teine Gesellschaften, wenn wir’s nicht leisten können! Aber wenn schon, denn schon! Wir tönnen’s ja leisten! Noblesse oblige! Es ist doch nichts abscheulicher, als diese Kni eierei! Wer nicht gehörig in den Beu tel greifen und seine Leute richtig be wirthen will, der soll teine Rolle im gesellschaftlichen Leben spielen wollen! Das sieht sich ja bei uns immer an wie ein Kongresz von Hungertünst lernt« — Aber Du tennst sie ja! Sie bleibt dabei und verdirbt mir die Mii dels auch noch! Wahrhaftig-ich bin jetzt zweiundzwanzig Jahre verheira thet und wünsche meiner im Uebrigen brillanten Alten das denkbar Beste — aber eine tleine Lehre und eine sanfte Blamage wegen ihrer unangebrachten Gesellschafts-Geizerei würde ich ihr von Herzen gönnen!« -ks:k ,,Soll gemacht werdens« sagte Ranie und drückte seinem Schwiegervater warm die Hand. Dann verlor er sich in ein Seiten kabinet, um den beiden Mitverschwo renen von dem Stand der Dinge Be richt zu erstatten. »Alle Wetterl« donnerte der Leut nant. »Scheußlich! Wieder nichts wie kaltes Busset, und das tennt man schont« Ich bringe Lisbeth nicht aus den Banntreis von drei längst ver jiihrten Basen heraus —- und doch ist sie vorhin, als sich unsere Blicke trutz ten, erröthet —- erröthet, Schwager, sag’ ich Euch —- sotvas von Etröthen kennt Aurora nicht —- dag giebt’s nur einmal — das hat mir die Gewißheit gegeben. daß — —- — aber was hilft mir Alles! Ein Viertelstündchen bei Tisch neben ihr, und wir wären ei nig!« »O, es ift zum Verzweifeln!« sagte der Forstassessor. »Elvira, das Edel tvild, wechselt mir auch immer dicht vor der Nase vorbei; aber dieser Gimpel von einein Klavier-Virtuosen läßt sich nicht von der Seite; bei einem seu dalen Gang zu Tische könnte ich mir natürlich als Freund des Schweig-es und heimlicher Auch-Schwager leicht ihren Arm erobern.« »Laßt uns mal die Vorräthe mu stern! Kommt mit hinüber zum kai ten Busfet!« sagte Ranke. »Vielleicht läßt sich wenigstens ein Vielliebchen tonstruiren, das Jhr mit Euren heim lich unheimlich Angebeteten essen könntt'« »Na, natürlich!« murmelte Hippe höhnend, »diese berühmten Brotchen wieder! Sieh mal, sogar zu Lachs haben sie sich diesmal als Belag aus ssetchtvunaen — aber dünn, dünn wie meine Gage, und dann geht auch schon wieder das leere, trockene Brot ant« Er fing an, den Belag von einem Brötchen herunterzuessen, und Base nius machte es drüben ebenso. Das sah Ranke, der vor der Brötchenpyra mide in der Mitte stand, und im näch sten Augenblick war auch schon hinter seinen Zähnen die erste Brötcheniiber lage verschwunden. » Die drei jungen Männer sahen sich einen Moment in die Augen —- dann brachen sie in unbändiges Geläch ter aug. »Schicksalswint!« rief der Leutnant. »Zur Attacke, Dreibund! Jeder macht seine Pyramide fertig — wir werden halbfett dabei, und — amiks nous le dfsluget« Mit einer unheimlichen Gewandtheit entledigten sich die drei Männer ihres angenehmen Rächeramtes, und in zehn Minuten waren all’ die vortrefflichen, nur etwas dünn geschnittenen Sachen von den Broten verschwunden. »Nun auseinander,« sagte Base nius, »und seht nicht zu wohlgenährt aus — sonst entdeckt man unst« »Jetzt aber bitte ich«, sagte die Frau Direktor, nachdem Elvira ein reizendes Liedchen gesungen hatte, »Kunft macht Appetit, wie mein Mann sich auszu drücken pflegt —- wenn sich die Herr schaften ins Nebenzimmer ans Buffet bemühen wollen —- wir haben aller dings nur ein wenig kalte Küche!« Verschiedene blinzelten sich mit den Augen zu — das tannte man ja — aber alles brach auf, und die drei Ver schworenen martirten sogar, um jeden Verdacht abzulenten, ein Gedrängele. »Aber, meine Beste,« rief der Di rektor, der sich unter den Ersten be fand, das ist ja lauter trockene-Es Brot!« »Trockenes Brot!« stammelte die Di reltorin und starrte fassungslos auf die drei wohlgeschichteten Pyramiden. »Aber, ich habe doch selbst ———« »Es wird doch nicht am Ende —«——« Mllklllcllc Mlllllc lzulultlul —- »nur Zugluft entstanden sein — —-— —« Ein solcher «Schwiegermutterblict traf ihn für diese unvorsichtige Bos heit, daß er sich beeilte, laut auszuru fen: »Meine verehrten Damen und Herren! Offenbar ein kleines Mißver ständniß, das uns um die vorzüglichen Genüsse bringt, welche uns schon so nahe vor Augen geschwebt haben! Aber ich erlaube mir, zu einiger Rettung des Hauses Merten sämmtliche geschätzte Anwesenden für nächsten Montag zu einem srugalen Abendbrot bei mir selbst einzuladen! Frau Ghmnasial lehrer Ranke wird sich die Ehre geben, zum ersten Male in ihrem jungen Hausstande die Wunder ihrer Koch kunst der Oeffentlichkeit in der hohen Schule vorzureiten!« Ein allgemeines Gelächter, unter dem Mancher mühsam seinen Aerger ver barg, löste den Bann von den Lippen. Man machte gute und schlechte Witze, bedauerte das Mißgeschick der armen Wirthin und ging »ungegessen« fort. »Aber es war eine Blaniage sonder gleichen !« jammerte die Direktorin ihrem Manne gegenüber, als sich bald der letzte Besucher verloren hatte. »Man wird in der ganzen Stadt davon re den !« »Von Deinem bewährten ,,kalten Bufset« spricht man schon lange !« ent gegnete er achselzuckend. »Q« rief sie —- vor Erreguna etwas derb werdend -——- »ich wittere, wer da hinter steckt : mein Schwiegersohn und seine zwei netten Freunde —- ich glaube, die drei entsetzlichen Menschen haben das ganze Bufset abgesressen !« »Dann haben wenigstens drei nicht gehungert i« sagte der Direktor kühl. »Weißt Du, Beste, wenn das so fort geht, bettelt tein Handwerksbursche mehr um einen Teller Suppe bei uns!« »Hm hin i« entgegnete sie zornig. »Ich soll’s wohl machen wie unser Schwiegersohn und gleich ihrer dreißig zu einem warmen Abendbrot einladen — der geht ja hübsch um mit der Mit gist seiner Frau ———.« »Ich weiß nicht,« sagte Merten, »was ich daran auszuseßen hätte. Fürs erste hat er Dich aus der schauderhas ten Blamage, in der Du rettungslos untergegangen wärest, mit Grazie her ausgezogen, und dann hat er ja uns Beide selbst und unsere Mädels auch mit eingeladen. Eine pietätsvollere Verwendung der Mitgift als die zur Absiitterung der eigenen Verwandt schaft kann ich mir nicht vorstellen l« « Ja, dieses warme Abendbrott Es brachte eine Revolution in die » Familie sondergleichen. Auch die junge Ghmnasiallehrerin verrieth ganz bedeu tend die »Kalte Buffet - Schule«. Sie stellte ein Menu zusammen, das ihr ihr Mann lachend und kopfschüttelnd zu rückgab. »Nee, meine Liebe,« sagte er, »so ißt man bei Rantes nicht! Wenn schon, denn schon, wie Dein verehrter Papa zu sagen pflegt! Laß nur mal mich eintausen l" Und die junge Frau schlug dieHände über den Kopf zusammen, als sie seine Vorräthe kommen sah und seine Vor schläge hörte. »Das ist ja die helleVerschwendung!« rief sie, »Du willst die Leute mästen !« »Nein, Kind i« entgegnete er ernst. »Ich verschwende nichts ! Aber ich will nicht lügen, wenn ich den Leuten ver spreche, daß sie etwas zu essen bekom men, und ich will denen nicht statt einer gemilthlichen Abendgesellschaft qual volle hungerstunden bereiten. die im Vertrauen aus unsere Gastlichkeit kom men. ohne vorher gespeist zu haben t« Frau Ranke sah ihren Mann mit großen Augen an. Von dieser Höhe der Auffassung aus hatte sie so eine Abend - Einladung noch gar nie be trachtet. »Nur billigt Nur billig! Zum Essen kommt man nicht, wenn man auch dazu eingeladen ist !« und derartige Sentenzen aus Muttermund hatten ihr bisher den richtigen Ausblick verstellt. Sie war aber zu klug und Worte ihres Mannes durchzufühlen. Nur ein gewisser weiblicher, kindlicher i Trotz war es, der sie noch antworten herzensgut, um nicht das Richtige der « j ließ : »Gut ! gut ! Du sollst recht be- E ; halten — aber eines lasse ich mir we ; nigstens nicht verkümmern : die Suppe » s mache ich nach meinem Kon und mit ; s meinem Material — Mama hat mir « ein vorzügliches Rezept dazu herüber- » : geschickt. « : Er sah zwar bei den letzten Worten « etwas mißtrauisch auf ; aber er wollte »die Suppe sei Dein — mach’ sie aber T würdig. l« ! Sie dachte befriedigt daran, daß ihr .dung der Wocheniiberreste gestattete und nicht durch zu großen Widerspruch rei- » zen und tränken. »Gut. ’« sagte er, . , das Rezept eine vortheilhafte Verwen- ? jfiigte sich um so williger in dasllebrige j f Das warme Abendbrot fiel denn I auch brillant aus« Bei der Suppe gab es allerdings einiges Zublinzeln undT sliigel entzückten Alle. »Mensch,« sagte Merten zu seinem Schwiegersohn »so hab’ ich noch nie « muttern schmeckt —- ich glaube, sie hat Gefliister; aber Wild, Braten und Ge- - gegessen und sieh nur, wie s Schwieger- » « schon sämmtliche Grundsätze ihres »kal- » ; ten Bufsets« mitverschluckt, und eine. neue Aera von Gesellschaftsabenden - geht iiber unserem Hause auf. Weißt - ; Du, das ist mein Fall: Nicht pruni » haft, aber gediegen! Beim nächsten I Mahl, wenn’s nicht mehr Demonstra tionsessen zu sein braucht wie heute, - « kann’s sogar etwas weniger sein ! —- « Und dann weißt Du, verteufelter Schwerenöther, diese Tischordnung! Du sütterst mir die Schwiegersöhne nant hat mich vorhin links und der Forstmensch rechts in die Ecke gezogen, s gerinnen so ganz im Stillen zusammen gegessen —- ich rede nur noch mit Mut tern darüber, und wenn —- wie von einem Verschwender, wie Du bist, zu erwarten steht —- ein Glas Seit für eine so außergewöhnliche Gelegenheit im Hause zu haben ist, verloben wir das junge Gesindel noch heute, ehe die leichtsinnigen jungen Männer den Ein druck Eures Bratens vergessen und ihre ;Besinnung wiedererlangt haben. t« Der Abend nahm diesem Programm : entsprechend seinen Fortgang. ; Nach dem ersten Berlobungsjubel I traten die drei Schwäger —- zwei nun s in spe —- mit ihren Ehampagnerglä i sern feierlich bei der Schwiegermutter I an und tranken auf ihr ganz spezielles i Wohl. s » Jch weiß, was Euch drückt, « sagte sie, »der Brötchenfraßt Jch verzeihe ! Euch um heute willen! Jch bin noch s nicht alt genug, um mich nicht zu einem « Besseren belehren zu lassen! Und Ranke s hat mich mit seinem warmen Abendbrot bekehrt 7 Aber« —- fügte sie triumphi rend hinzu —- »die Suppe war doch von mir. t« «- »O. t« rief der Leutnant. »Ganz »Den Atiba- Suppe T« fragte Frau Mertens. »Wieso ?« merke an ihren Bestandtheilen: Alles schon dagewesen. I« Itali: titisrtic Vatloiifahrtein —-..-..— vorzüg.ich —- diese Ben Akiba- Suppe!« ? nur so an den Hals ’ran ! Der Leut- « sie haben sich mit Deinen beidenSchwä- . t ! i »Nun,« lächelte der Krieger, »man« 1 Als im Sommer des Jahres 1897 : Andre-se seine denlwürdige Ballonfahrt nach dem Nordpol unternahm, glaubte man allgemein, daß auf lange Zeit hin aus diese Lustreise wohl die einzige in ihrer Gef"hrlichteit bleiben würde. Jn dieser An ahme hat man sich allem An schein nach getäuscht, denn nach den Meldungen der letzten Wochen haben französische Aeronauten nicht minder gefährliche Ballonfahrten ins Auge ge faßt. Dies veranlaßt uns, die franzö sische Aewnautit und ihre dick-jährigen Probleme näher zu beleuchten. » Wer die Entwicklung der Lastschiff fahrt, insbesondere die der französischen verfolgt hat, wird zugeben müssen, daß in Frankreich die Aeronautit viel früher intensiv betrieben wurde als anderswo, und daß heute noch in der Ausübung der Luftschifffahrt Frankreich an erster Stelle unter den Kulturvöllern steht. « Seit Langem bestehen in unserem west lichen Nachbarlande Aerotlubs, wäh rend man bei uns in Deutschland erst in neuerer Zeit zur Bildung von solchen geschritten ist. Allerdings wird auch jetzt in Deutschland — von der militä rischen Luftschiffer - Abtheilung ganz « abgesehen —- besonders seit den Flug versuchen des leider so früh verstorbenen Lilienthal und des Grasen Zeppelin fiir Aeronautil ernstlich Propaganda ge macht und das Interesse dafür geweckt. Das will aber wenig heißen gegenüber dem hochentwickelten Interesse, das man in Frankreich —- in Privatkreisen nicht minder wie in wissenschaftlichen-— der Luftschifffahrt entgegenbringt. Am besten illustrirt dies die Thatsache, daß während der Pariser Weltausstellung im vorigen Jahre ein ,,Grand Prix« für die beste aeronautische Leistung ausgeschrieben wurde, den sich bekannt lich der Comte de la Vaulx in Gemein schaft mit dem Aeronauten Castillon de Saint - Victor holte, indem er mit sei nem Ballon von Vincennes bei Paris bis zur russischen Gouvernementsstadt Kiew flog und somit eine Strecke von 1925 Kilometer zurücklegte. Die diesjährige französische Luft sehifffahrtssaison bringt nun eine ganze Reihe von aeronautischen Unterneh mungen, theils wissenschaftlichen, theils sportlichen Charakters, von denen wir nur die hauptsächlichsten erwähnen wol len. Allen Problemen voran steht na türlich das des lenkbaren Lustballons. Für die Lösung dieses Problems sei tens eines französischen Aeronauten ist bereits im vorigen Jahre von dem Lust schiffer Henri Deutsch der mit 100,000 Francs ausgestattete »Grand Prix de l’A(-ro - Club de France« gestifiet wor den. Dieser hohe Preis wird dem französischen Luftschiffer ausgezahlt, der im Stande ist, mit seinemLuftfahr zeug vom Part des Aörotlub in Samt Cloud bis zum Eiffelthurm in Paris und zurück — etwa 11 Kilometer — in einer halben Stunde zurückzulegen also mit einer durchschnittlichen Ge schwindigkeit von etwa sechs Meter. Diese Ausgabe ist bereits im vorigen Jahre von etlichen Aeronauten zu lösen versucht worden, jedoch ohne Erfolg. In diesem Jahre nun haben sich zwei Be werber um diesen Preis angemeldet: der Stifter des Preises selbst, Henri Deutsch, und Monsieur de Santos Dumont. Der Erstere hat bereits einen Ballon von 8000 Kubilmeter Inhalt in Auf trag gegeben. Was die Form der Bal- ’ lonhülle anbetrifft, so hat sie Aehnlich keit mit einem langgestreckien Ellipsoid und dürfte etwa 60 Meter in der Breite messen. Seine Gondel wird drei Per sonen Raum geben und außer 320 Ki logramm Ballast u. s. w. einen Motor von 300 Kilogramm Gewicht beherber gen, der, mit 50 Pserdekräften arbei tend, die 7 Meter-Luftschraube im Ge wicht von 100 Kilogramm in Bewegung bringen wird. Der zweite Bewerber um den ,,Grand Prix«, Santos-Du mont, hatte bereits im Herbst vorigen Jahres sein Lastschiff No. 4 für diesen Bewerb ausgelassen, aber die Bedin gungen dieser aeronautischen Aufgabe nicht erfüllen können. Inzwischen hat der Genannte verschiedene Verbesserun gen, vor allem die Anbringung eines neuen Motors an seiner Flugmaschine durchgeführt und so seinen neuen Bal lon No. 5 zum »Starten« fertig ge macht. Er ist spindelförmig, nur 334 J Meter lang und faßt 510 Kubitmeter. ; Ein Stricknetz hat der Ballon nicht; J vielmehr ist zur Befestigung der Gondel i folgende Vorrichtung getroffen worden, die auf diesem Gebiete etwas ganz Neues ist: An dem unteren Theile des Ballons sind seiner Länge entsprechend zwei starke Gurte an der Ballonhülle befestigt, und von diesen beiden Gur ten hängen zahlreiche dünne, aber sehr haltbare Seile herunter, die ein Bam busgehäuse tragen. Jn der Mitte die ses Gehäuses ist der Sitz für den Aero- » nauten und der Bierzylinderrnotor mit i 16 Pserdeträften angebracht, der eine ? große, zweitheitige Luftschraube treibt. : Das Steuer dieses Ballons, das beim ! vorjährigen Ausstieg nicht recht sunt- i tioniren wollte, hat inzwischen wesent liche Umänderungen erfahren, und so hofft Santos-Dumont, der zu den rüh rigsten und unerschrockensten französi schen Aeronauten gehört, auf einen Er folg beiin diesjöhrigen »Coneours«. s Mit diesen beiden Lustfahrzeugen ist die Bewerbung um den ,,Grand Prix« für einen lenkbaren französischen Lust ballon, soweit bis jeßt bekannt gewor den, erschöpft. Wie aber steht es mit den sogenannten ««Fernfahrten«? Die erste große Fernfahrt dürfte diesen Mo nat stattfinden und hat die Ueberflie gung des mittelländischen Meeres zum Ziel, ein Problem, das bereits vor meh reren Jahren die französischen Luft schisser Jovis und Capazza zu lösen versuchen, aber statt an der nordafrita nischen Küste, auf Ftorsita beziehungs weise in Spezia landeten. Comte Henri de la Vaulx, der oben erwähnte Aeronaut, hofft, mit seiner diesjähri gen Luftreise über das mittelländische Meer glücklicher zu sein. Jedenfalls steht ihm eine ungleich größere Erfah rung zur Seite als seinen Vorgängern in diesem Problem, dessen Lösung er übrigens schon seit Lange-n plante. Da die Fahrt auch wissenschaftlich-techni schen Nutzen bringen soll, so hat de la Vaulx mit dem Direktor des »Parc aösrostatique de la marine franqaise« eingehende Verhandlungen gepflegt, die nunmehr zu Ende geführt worden sind und die definitive Ausführung dieser Lustreise gezeitigt haben. t Der Aeronaut, der fich vom sama-» teur zu einem der gewiegtesten fran zösischen Luftschiffer emporgeardeitet » hat, ist bereits an die Ausrijstung sei- ’ ner Cxpedition gegangen, an der au ßer ihm der Comte Castillo de Samt Victor, sein Begleiter auf der vorjäl)- j rigen Luftreise von Vincennes nachs Kiem sowie die beiden französischen » Marineoffiziere Gentil und Papisfeerx theilnehmen werden. Das Lastschiff wird 3000 Kubilmeter fassen und mit Wasserstosfgas gefüllt werden. Die Gondel wird neben vielen wissenschaft- J lichen Instrumenten auch Proviant für drei Wochen mitführen. Die wissen schaftliche Aufgabe dieser Luftreise be steht hauptsächlich darin, festzustellen, ob es möglich ist, von einem frei schwe benden Ballon aus einem darunter be findlichen Schiffe Zeichen zu geben und ihm aus der Höhe mittelst droht loser Telegraphie Mittheilungen »s: «——I machen. Zu diesem Zwecke wird der Vauleche Ballon, der auf dem vor Toulon gelegenen »thhme des Sab lettes« bei Nordwestwind aufsteigt, so weit wie möglich, von einem französi schen Torpedoboot verfolgt Diese durchaus nicht leicht zu neh mende Luftreise wird aber durch das Problem eines zweiten franzosrfchen Aeronauten ganz und gar in den Schatten gestellt, nämlich: die Ueber fliegung des AtlantischenfOzeans von j New York aus. Louis Godard ist der I Tolltühne, auch ein bekannter, erfah- « rener Luftschiffer, der bereits vor dem unglücklichen Andröe den Plan gefaßt hatte, im Ballon den Nordpol zu er- « reichen, indem er auf Spitzbergen auf-: « steigen und über den Pol zur Beh ringsftraße gelangen wollte. Die Ko sten des für diefe Fahrt bestimmten Ballons, der 10,()()0 Kubitmeter fassen - und 60 Tage hindurch fchwebefähig · sein sollte, wurden auf 225,00» Franks veranschlagt, konnten aber von : Godard nicht aufgetrieben werden, und T so mußte sein kühner Ballonflug un- ; terbleiben. Für seinen neuen Riesen- ; plan hat er diesmal mehr Gönner gesi J funden; und zwar in Amerika, dem Lande, wo für gigantische Unterneh mungen bekanntlich ftets Geld zu ha- Z ben ist. Die zur Herstellung und Montirung des Godardfchen Ballon- « riefen erforderlichen Mittel — etwa eine Million Francs — wollen ame rikanische Mäcene hergeben Der Bal- . lon soll 11, 000 Kubikmeter fassen, und seine Gondel foll zehn Theilnehmer i aufnehmen können. Auf Grund der Beobachtungen, die Godard mit feine» n . neuesten, 200 Tage hindurch tragfähig . gebliebenen Fesselballon gemacht heir, ; und der Erfahrungen auf den letzten - großeren aeronautischen Fernfahrten « geht er siegesgewiß an die Vorberei ; tungen zu seiner einzig in ihrer Art dastehenden Luftreise Da zu gewissen s Jahreszeiten über dem Atlantischenx Ozean wie über Europa dauernd I Westwinde wehen, so will Godard in z New York aufsteigen, um, in ö·)sstlicler Richtung vom Winde getrieben, in Eu ropa landen zu können Er rechnet i allerdings auch mit Nordwest- und-L Südoftwinden und daher mit einer; eventuellen Landung in Südafritas l i l i oder Skandinavien. Die Fahrtlänge - variirt mithin, je nachdem der eine oder andere Wind vorherrfcht, zwischen I 5000 und 8000 Kilometern; die Rei sedauer zwischen fünf und zwölf Ta- F gen. f ———-—-.0.-————— wenn man sannuggcln — Bon Kurt Bauditz. Als wir vorgestern bei dem alten Grafen auf Henneberg zu Gaste wa ren kam die Rede auf das Schmug gela. Der dicke Rittergutsbesitzer aus Keilersfelde hatte eben erzählt, wie sei ne Frau die Zollbeamten gefoppt und keinen Pfennig Zoll für einige seidene Kleider bezahlt hatte, die sie in Paris theils für sich, theils für einige Be kannte eingekauft. »Na, das kann man doch eigentlich nicht schmuggeln nennen,« schloß er sei ne Worte. ,,Doch wohl,« sagte der Gras lä chelnd. »Ich bin ein absosuter Gegner der Schmuggelei.« ,,Wollen Sie wirllich behaupten, Sie hätten sich dieses Bergehens nie schuldig gemacht?« fragte der Gutsbe sitzen »Ich muß diese Frage leider mit Nein beantworten. Doch das geschah unter mildernden Umständen, und trotzdem folgte die Strafe der Sünde auf dem Fuße.« ,,Wieso denn?« ertönte es von ver schiedenen Seiten. »Ja, das ist eine ganze Geschichte, doch wenn dieHerren Lust haben, sie sich anzuhören . . .« »Natürlich! Bitte, erzählen,« rief man neugierig. »Es war im vorigen Jahr«, fuhr der Gras fort, »als meine Frau und ich nach Italien fuhren. Sie erinnern sich wohl noch, wir verbrachten den gan zen Winter in Rom. Nun hatte ich gerade ein paar Tage, bevor wir ab reisen sollten, eine Kiste Cigarren von einem Spanier geschickt beko en, mit dem ich einmal in Paris Bek ntschaft gemacht hatte, und dem eine der größ ten Plantagen auf Cuba gehörte. Jch hatte ihm über einige vermeintliche Verwandte hier im Lande Aufklärung verschafft, und zum Dank dafür schickte er mir die Cigarren. Es waren Ha vanas, aber Havanas, meine Herren, wie Sie sie leider selten oder ich darf wohl sagen, nie zu tauchen bekommen. Ein Aroma hatten sie, ah . . . .« Dabei schloß der Graf halb die Augen und schnalzte so laut mit der Zunge, daß Diana, die alte Jagdhiindin, er schrocken aus dem Schlaf auffuhr. »Aber der Spanier schrieb mir auch, es wäre die Sorte, die ausschließlich für den russischen Hof bestimmt wäre. Na, ich war natürlich ärgerlich da rüber, daß ich sie den ganzen Winter über sollte zu Hause stehen lassen. Aus jeden Fall wußte ich, daß ich einen gro ßen Zoll bezahlen mußte, wenn sie mir nicht einer von den Hallunlen von Zoll beamten stahl. Kurz und gut, ich hatte große Lust, sie zu Hause zu lassen, selbst wenn sie in der Zwischenzeit an Aroma verlieren sollten. Am Tage, bevor wir reisen sollten, stehe ich also in meinem Zimmer und rasire mich und unterhalte mich mit meiner Frau, die im Nebenzimmer -.... sitzt und sich von der Miller frisiren läßt — die Miller tst nämlich die Kammerzofe meiner Frau. Jch bekla ge mich nun darüber, dasz ich die schö nen Cigarren wegen des einfältigen Zollwesens in Italien zu Hause lassen muß. —- ,,Schade, daß der Herr Graf vor Allem solche Angst hat, was nur ans Schmuggeln erinnert,« höre-ich die Miller sagen. Zwischen unseren An kleidezimmern ist nämlich eine dünne Portiisrr. — ,,Wieso denn, Miller L« fragte ich. — »Ach Gott, das war gar nicht darauf berechnet, dasz der Herr Graf es hören sollten, aber es könnte doch nicht so gefährlich sein, eine Kiste Cigarren an dem Zollbeamten vorbei zubekommen.« —— »Na, ich wüßte nicht, wie ich das anfangen sollte,« sage ich· nun. —- »Nun, Herr Graf, dafiir wür de ich schon sorgen, man könnte ja zum Beispiel einen doppelten Boden in Jhre Hutschachtel machen.« —- .,Einen dop pelten Boden? Sind Sie verrückt, Miller ?« rufe ich, — Aber, Herr Graf, ich meine ja nur eine Lage Pappe und die Cigarren darunter, oder man könn te sie auch in das Necessaire der gnädi den Frau legen. «—»Jn das Necessaire der gnci .hm. Das wäre gar nicht so übel, Miller, aber da ist wohl kein Platz dazu!«— »Oh, eine ganze Menge, im vorigen Jahr haben wir ja dreißig Ellen Band . . . .« —- »Sind Sie verrückt, Miller?« höre ich die Stimme meiner Frau. ,,Aber«, sagt sie darauf, »du solltest die Cigarren ruhig von der Miller besorgen lassen.« Na, ich wollte sie gerne mithaben, und das Ende vom Liede war, daß ich die Kiste aus Vergeßlichkeit in meinem Ankleidezimmer stehen ließ. Richtig, als-ich mich zu Mittag anziehen will, sind die Cigarren verschwunden bis auf eine, die die vorsorgliche Miller zum Abschied vor der Reise dagelassen hat te. Und das war gut, daß ich die we nigstens bekam, denn nun hören Sie Mississ Wir reisten in einem Zuge Tag und Nacht bis nach Rom, und unterwegs war kaum Zeit, das Essen hinunterzu schlingen, geschweige denn eine ordent liche Mahlzeit zu genießen, die die Ein leitung zu einer anständigen Cigarre bilden konnte. Jnfolgedessen erkundig te ich mich garnicht, was aus meinem feinen Russen geworden war. Aller dings nahm ich mit einem gewissen Jn teresse wahr, wie die Miller bei der Zollvisitation an der italienischen Grenze den Versuch machte, einem italienischen Zollbeamten die Nase ein zutlemmen, der die Frechheit hatte, be sagten Körpertheil in das Necessaire meiner Frau zu stecken. Der Mann untersuchte die Sachen in aller Eile, doch hätte er den Blick ge sehen, den die Miller mir zuwarf, so hätte er vielleicht doch etwas genauer nachgeschaut....Na, wir kamen also spät am Abend nach Rom, gingen so fort zu Bett und schliefen 14 Stunden in einem Zuge. Als ich am nächsten Morgen in das Zimmer trat, fand ich zu meinem großen Erstaunen einen großen Haufen Cigarren auf dem Schreibtisch Jch sagte natürlich nichts zu der Miller, kaufte aber an demsel ben Tage eine allerliebste Mosaitbro sche, die ich ihr von meiner Frau überreichen ließ. Jm Hotel treffen wir den Falk. — Sie wissen, ein Bruder von ihm be wirthschaftet das Gut Faltenberg. Wir speisen natürlich zu Mittag, und nach dem Essen frage ich ihn, ob er nicht mit hinauftommen wolle, um eine Cigarre zu rauchen. Na, das wollte er natürlich ganz gerne. Ich biete ihm also eine Von den Rufer an, sage ihm aber absichtlich kein Wort. Jch wußte von alter Zeit her, daß er sich auf Ci garren Verstand und freute mich schon auf sein überraschtes Gesicht. Also er zündet die Ciaarre an, thut einen Zug, thut zwei Züge und rümpft dann ganz eigentl)ümlich die Nase. »Was, zum Teufel, hat denn der Mensch?« denke ich, »der hat ja den Geschmack für eine gute Cigarre vollständig Verloren.« Inzwischen stecke ich meine Cigarre auch an, aber weiß der Teufel, wie sie schmeckte: »Was ist denn das?« sagte ich, ,,mit der Cigarre ist etwas nicht richtig.« »Ja, mit meiner ist es auch nicht richtig,« erklärte er. .,,Na,« sage H P.Il lcl), ,,DclS lsl uUrc tueutuuxutkk uuv suu doch ganz aus-gesuchte Waare sein; aber lassen Sie uns eine andere pro bireu.« Wir ziinden uns jeder eine andere an, dieselbe Komödie. Nun be rieche ich eine nach der anderen, aber alle hatten einen ganz eigenartigen Geruch, so ein Mittelding zwischen Chlor und dem Zeug, das man gegen Motten zwischen die Kleider streut, dem Naphtalin. «Miller,« brüllte ich. »Miller, kommen Sie mal rein!« Die Miller kommt vom Schlaszimmer herein. — »Was zum Teufel ist denn mit denCigarren los?« frage ich. — »Die Cigarrenxs Der Herr Graf haben sie doch selbst fortgestellt, damit ich . . . .« ,,Unsinn, das weiß ich ..... Aber riechen Sie mal daran; soviel Be griff werden Sie wobl auch vom Ta bak haben, das; Sie wissen, wie eine gute Cigarre riechen musz.« — »Herr Gott, das ist ja das Zahnwasser der Gnädigen! —— Unglücklicherweise ist die Flasche entzwei gegangen, als ich das Necessaire dem Beamten vor der Nase zutlappte.« »Na, das ist ja ’ne nette Geschichte,« sagte ich und ärgerte mich über die Broche, die sie sich bereits vorgesteckt hatte. Ja, wie gesagt, »ich bin prinzipiell gegen jede Schmuggelei« schloß der Gras seine Erzählung