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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 5, 1901)
ww- m Fergui Malenzir. . ; . " II Rande der Monrintont - Heide ZU WJnnd wohnte vor etwa fünfzig In ten ein Geschlecht von ernsten, got - i rchtigem arbeitgetrohnten Ansich ten-. Do sie wenig rnit Menschen ver « lehrten, waren sie zurückhaltend und ga »ben ihren Gefühlen telten Aus-auch Ikgleich sie tiefster Empfindungen fähig voren, Ihre Herzen glichen den dun - ieln Bergseem fte traten von uner ’ gründlicher Tiefe. Doktor Elllztthetos von Glenbrunr war ausgefxrdert worden, nach einem « der Höfe hin:u53utornmen. « Man hatte ihn-. gesagt, es träte nicht I- » eilig, er mockte nur gelegentlich mak, « " wenn er in Die Gegend käme, mit vor » sprechen und sehen, was Der alten Ets pet Maciecn fehle. Der Doktor zögerte ober keine Stunde, er wußte. diese . Ideleute pflegten erst zu ihm zu schicken, wenn der Tod vor ihrer Thüre stand. Als er seinen Weg zwischen Wald und Moor verfolgte, kam er an eine Lichtung im Walde hier war « Saunders Maeleans Besitzung mit rern - . kleinen strohgedeckten Hause, in dem Elspet trank taniederlog. Als des Doktors Besuch zu Ende wor, begleitete Saunoers ihn über das « Moor hinüber. Nun, Doktor, was ten ten Sie von ihr? fragte er. Noch Saunders gleichgiltigem Tone hätte man glauben sollen, daß Doltor Mattka ein Thierarzt sei. Und Daß - es sich um ein Stück Les Vieljs auf dem . Hofe handle. Matthews fühlte, dzß Sounvers teine Ahnung vcn dem Ernst der Krankheit seiner Frau hatte. Es ist besser, ich sage Euch die ganze Wahrheit, dente ich, entgegnete er in derbern Ton; denn er ärgerte sich jäher tie Gleiodgültigteit Dieses tattherzigen Ehemannes. Natürlich! Wofür werden Sie kenn bezahlt? gab der andere grob zurück. Mitunter dafür, daß ich meinen Mund haltet Doktor Matthetos fökxlte, dieser Mann wor unerträglich, und es würde kein Unglück für seine Patientin sein, wenn sie von der liebevollen Pflege, die ihr wahrscheinlich in ihrerKrantheit zu tlxeil wurde, erlöst wäre. Saunders entgegnete nichts nuf des Dotters letz tes Wort; er starrte in eine ferne Boldecke hinüber-. Sie wird ihr Bett nicht wieder ver Hssen sagte der Doktor nach eine-: pas-un Szunders Maclean wandte langsam seinen Blick, nahm sich zusammen wie jemand, der eine aroße Anstrengung zu machen im Begriff ist, und bexniigte sich denn zu sagen: So, Herr Doktor? Er wollte noch etwas hinzufügen, aber feine Lippen schlossen sich wieder. Dann fragte er: Und was fehlt ikr? Sie ist fertig mit ihren Kräften. Fertig! schrie der Andere und wandte sich stammenden Auges zu dem Spre cher. Fertig! Warum sollte sie fertig fein? Sie ist noch lanae nicht io alt wie ich, und ich bin noch ganz frisch und ge fund! Jch bin zwei Jahre iibcr die achtzia hinaus. und sie ist noch nicht solle fünfundiiebzia. Sie ist auf den Beinen geblieben, bis sie nicht mehr konnte, Sammet-T und sie wird nicht wieder aufstehen. O Gott, das ist schrecklich! sagte Saunders entsetzt. Jch hatte einmal ein Pferd, das ging ebenso zu Ende. und es war ein großer Veriusi. Jch ro dete Baumwuezeln mit der Miikzre aus, und sie war sehr willig bei der Arbeit. Eine Woche lang gings gut: aber eines Tages, als eine mächtige Wurzel aus gehoben werben mußte, und sie mit aller Kraft, die noch in ikrem Körper war zog, da fiel sie wahrhaftig um, wo sie stand nnd das war das Ende. Aber Elspet tann nicht aufgebraucht sein! Das wäre schlimmer, als der Verlust des Pferdes. Gewöhnt Euch an den Gedanken und tritt gut zu ilsr so lange ihr sie noch - Hen, wollen sehen! entgegnete er rauh nnd starrte in die Ferne. Es war Spätherbst; ein herrlicher Sonnenun Use-trog färbte den Himmel goldig- rot-. " « dsr Tannentrald stand schwarz · umher. Der Doktor konnte Sag-Ubert Gewissen, der die Herrlich Crit bei fes-windenden Tagesgestirns so drein-rissen betrachtete nicht erratljem " machte eine Beweguna fortzugehen Ich muß nun fort. Jch werde näch i wiederkommen aber ich kann nichts ·. Gebt ihx alles wonach sie ver sengt Liebt wohl! ’« Sanaderi fah der langen, hagern W dei Dotteri nach, wie sie unter W Farben des Moori und bereitet werdenden Schatten des di allmäälich verschwand sind der will Zagen, daß Elspet nicht " entstehen w ttrd rief er in einem non sann und Angst; Aber sie wieder Esset- M wird wieder bef " Wisse glich der eines ver Thiere-. tiefen Gedanken ging er arn W entlang. Der Wald einein Märkte nrn Sakra . ung, un zrg - gvor war Fee Vo itden wuchsen. ein -· W « MM W Jllu W l rese. und hier hielten Dete- tlerr Zu mmentiinstr. Ren waren diese un Wiehen Wesen vor dein VII-ge in die s tiefsten Tiefen des Waldes geflohen. z und der Mann. der ihn geführt, damali etwas über dreißig Jahre alt, hatte seht ; die Achtzig überschritten —- und Els k peri srllte nicht wieder aufstehen von - ihrem Lager! E Er stieß einen dumpfen Ton aus « während er mit langen Schritten iiber das Rübenfeld seinem Hause zuging. Er trat in die Küche in einer Laune. die bereit war, rnit dem Besen zu zan ken, wenn der sich ihm etwa wider setzen sollte. Jn rauhem Ton ries er das Mädchen, das seine Grütze kochte, on: Was sagt der Doktor über die Frau, Jessie? Und ohne die Antwort abzuwarten, betrat er das Zimmer, in dem Elspet lag. Es wäre dunkel gewe sen ohne den warmen Schein, den ein Tcrfseuer darin verbreitete. Als Scunders sich neben dem Bett nieder setztey nahm er ihr-.- magere, von der Arbeit harte Hand in seine eigene rauhe Faust und sagte: Nun, mein Dem. wie geht es Dir? Der Ton seiner Stimme war in seiner Zärtlichkeit eine Liebko sung; vor fünfzig Jahren hatte er sie »mein Dein« genannt, und für ihn war sie noch das junge Mädchen von damals. Prächtig, ganz prächtig, Saundersl Ich hätte nicht gedacht. daß ich so gedul dia in meinem Bett lieaen könnte, wo nir doch gar nichts fehlt. außer daß ich müde bin. Ja, das sagt der Doktor auch; er meinte, du wärst sehr kraftlos-T Ilher du wirst wieder ganz munter sein, wenn du Ruhe gehabt hast: Elspeis Herz schlug, als sie ihm sei nen Händedruck zurücke-ab Sie waren fünfzig Jahre verheirathet, und sie wußte, das-; Saunders sie liebte. Aber niemals hatte er dieser Liebe durch Wort oder Zeichen Ausdruck gegeben. Nun weinte sie fast vor Freude und wünschte plötzlich, um seinetwillen zu genesen. Arn andern Morgen war er an ihrer Seite, sobald er hörte· daß sie sich be wegte, und fragte- Nun Elspet, wie hast du geschlafen? Sie hatte die ganze Nacht tein Auge zugeihan, wagte ab:r nicht, sich zu rüh ren, aus Furcht, ihn zu stören. Und er lag die Nacht über machend da und horchte aus ihre ruhigen Athernziige, jeden Augenblick bereit, bei ihrem lei sesten Ruf auszuspringen. Es gebt mir sehr gut, Saundersp ich hab eine sehr Essig-e Nacht gehabt, sagte sie freund l . - --« -. --. — LJML YCMUNZLUC ck Fuchle ZU wirst nur haid ivieder auf den Beinen sein. Und drch war dieser Grün sehnahel Von Glenbruar so unver schämt, mir Zu saa2n, deine Kräfte wä ren so aufgebraucht, daß du nie wieder aufstehen könntest. Bei uns heist es: je älter, je zäher! Nun, dann muß ich recht zähe sein« Saunders, denn ich hin nicht mehr jung Still, Elspet, red kein dummes Zeug Die hist ein Kind gegen mich. Führe den Doktor mal ordentlich an. Jch will ietzt nach dern Vieh sehen. Nicht länger als eine Stunde blieb er von Eigvets Bett fert. eher auch, wenn er beschäftigt war, Rüben aus zuziehen rder das Vieh zu füttern und ihm reine Streu unterzuwerfen, waren - seine Gedanken bei ihr: und sein Ent schluß stand seit: sie muß wieder bes ser werden, sie muß. Nach acht Tagen geduldiger Rast» ihrerseits und sehr ungeduldigen War tens von seiner Seite bemerkte Saure ders, daß ihr Gesicht und ihre Hand schmaler wurden und daß sie mit jedem » Tage älter aussah. Er tam alle Au genhlicke vom Felde herein und zwang sich, fröhlich zu plaudern; doch konnte er nicht ganz die hittere Traurigkeit verbergen, die sein Herz verzehrte. Weißt du, Eigent, sagte er, nachdem er sie lange betrachtet hatte. du mußt nun bald gesund werden. Er war der Verzweiflung nahe. Ja, wenn ich die Müdigkeit nicht in den Giiedern hätte, sagte sie matt. ; Nach Jahren ununterbrochener Arbeit war ihr die ewige Ruhe willkommen; » aber der Gedanke an ihrer Mannesz Kummer machte ihr das Sterben ; schwer. « Ja, sagte er halb hoffnungsvoll, das Bett ist der schlimmste Plat für Sie-« meint-, der sich immer umher bewegt hat. Wenn du so viel Kraft hättest, daß du hinaus gehen könntest an die frische Lust oder in den Kuhstalh die Kühe anzusehen; die Lust dort würde dir gut thun. Ich glaube, du hast recht. Wenn ich nur erst wieder eine Stunde den Tag est-F isein kann dann gehst schnell var r S Gen-ißt gen-ists entgegnete er hass nungsvelL Als Gesunders gegangen war, klopf te Clspet mit einem Stock an die Wand-, daj Dienstmädchen erschien mit einem etschrockenen Gesicht Er » war das erste Mal, daß die Frau sie , verlangte i Satt ich dem herrn nachiausenf fragte sie angstvoll. Rein Jesste, k jenem herein; ich brauche dich; - mußt mir die Kleider anheisen. E Aber Ihr annt ja nicht, Frau. ishr seid mager wie ein Steiett und sd chtvach wie ein Binsendachh «» erstrean sänxnscx ter Wer-te Mädwr W UBrits Die Frau hat sich ange ogen und mischte gem. daß Jht ihr de . hinaus i zukommen; sie meint. die frische Lust i und ein Blick aus den Wald wiirden f ihr gut thun, sagte sie athemlos. Und ,« so plbyiich war der Wechsel von Furcht ’ zur Freude in des alten Mannes Seele, F daß er laut in seinem Glück hinaus - schrie; doch der Schrei klang in ein j heiseres Fliistern aus. — I Bist du auch recht warm angezogen. Frau? sragte er, indem er sie in seine - Arme nahm« « . Jch bin nur ein Backen Kleider, ent gegnete sie lächelnd. · Du mußt sehr krank gewesen sein, ; denn du konntest bisher nicht lachen, sagte er stolz. Nun also —- und er leate - seinen Arm um sie und trug sie menr, , als er sie führte, nach der Thür. Faß du den andern Arm an, Jessie.· Wir thun dir nicht weh, nicht wahr, Elspeti " Vorsichtig trugen sie die schwache Ge stalt nach dem KuhstalL Wie gern bab ich den Geruch don den Kühen. saate sie , matt· Nun dreh mich um, daß ich den Wald schen kann und dann, denle sch. - will ich wieder in mein Bett. Ach, wie - schön ist der Wald, wenn die Sonne J draus scheint! Und da singt das Roth L lehlchen. Ja·. nun bring mich hinein. — Sie schloß die Augen und die beiden ; truaen sie wieder in ihr Bett. « Sie muß wieder besser werden« sie . muß, sie muß! stöhnte der alte Mann, ; als er aus das Feld zu den Rüben hin - aus eilte· Und zornig wischte er die · Thriinen von den Augen. Sie darf i noch nicht fortgehen und mich hier T allein lassen! ; Ich weiß nicht, sagte er nachdenklich, aber sie ist sehr schwach. Hab ich auch » zu viel von ihr verlangt? Sie war ja ’ immer bei der Arbeit und wollte nicht zugeben, daß es zu viel siir sie werden lönntez wir haben uns gequält und ar: » schasst all unser Lebtag. Die Ernte wurde ihr sauer und das Kartoffelcus nehmen ist zu viel fiir sie aewesen. Wenn die Ruhe es nur gut macht — aber sie muß wieder gesund werden, sie muß! Gegen seinen Willen kam ihm die Einsicht, daß sie täglich schwächer wur de; aber noch wallte er nicht glauben, daß sie eine Sterbende sei. Freundlich beuate er sich über sie und streichelte ihr Antlitz Du bist imme hübsch gewesen. Elåpet, sagte er zärt lich, und du siehst heut noch gut auss. » Du bist so schön wie an unserm Hoch-— . zeitgtaar. Thut meine rauhe Hand dei- . neu-Baden weh? · o « - S Hab mllslc All sollskkslllck EIN sein. an dein deine Hand rnir weh thäte Saunders, sagte sie. Die alte Frau, deren Haar weiß und dünn neworden war in den Tagen der Kraut-heit, sah freilich noch gui aus. Eine bliithen: weiße Haube milderte die Blässe ihres z Gesicht5; ihre Augen leuchteten einen : Augenblick und wurden dann dunkel . von Thränen. s Wir haben tüchtig miteinander ges ! schafft, aber wir haben auch Ursache, dankbar zu sein. Tuch du hast dich zu sehr angestrengt. Du hättest dieses Fahr nicht rnit bei der Ernte sein dür en. »Ach, Saunders, ich werde nichts mehr thun« sagte sie mit müdem Lä cheln, ich bin zu nichts mehr nütze. Still, Frau, sag das nicht! I Seine Hand streichelte die ihre, als : ob er sie damit halten lönnte, daß sie « ihm nicht entschlüpft-. s Während der folgenden Tage nahm sie wirklich ab; sie konnte ibrn nur noch ihre Antworten zustiistern, und er ver mochte sich lauen zu beherrschen, wenn er sprach. Er saß an ihrem Bett und blickte angstvoll in ihre Augen, ihre Wangen zärtlich streichelndz und wenn die Bewegung ihn übermannen wollte, wandte er sich dem Fenster zu, unt sie zu verbergen. Stumm saß er an ihrem Bett nnd horchte aus den Athern, der mühsam zu arbeiten begann. Dann schlies er. übermüde von den Nachtwachen, aus seinem Stuhl ein, und als er erwacht-, war alles still. Elspetl schrie er laut. Jhre Augen össneten sich mühsam. Ein s schwach-es Lacheln slog über ihre Züge als see ihn erkannte. Er hatte sie zu rückgerusen, da sie im Begriss war in die dunkeln Todesschatten zu ver-Knien Du mußt gesund werden sagte er rauh. Außer sich stürzte er zum Hause hinaus Er wußte nicht, wohin er Mwchlamerzusich.alöerDr. Marthen-s Tiber die Herde rasen hörte: Nun. Somit-ers wie aehii Elivets Wies ihr geht? schrie er zurück, bes- i ser gehts, sie muß besser werden! ! Sie wird nie mehr ausstehen, Sonn- ; ders, sagte Doktor Matthews ernst. ( Sie wird doch! antwortete er wü- i thend. Des alten Mannes Augen « blitztem schnell ging er mit dem Doktor « dem Hause zu, der nicht wußte, ab die ser Mann ein Tyrann oder ein Wahn sinniger sei. Als sie das Haus erreicht hatten, führte er seinen Begleiter in das Zimmer: Es ist der Doktor, Elspet ; Vom Bett her kam ein Seufzer. Der , Doktor eilte hinzu, hob die band von f der Decke und hielt sie einen Augenblick x in der seinen. - ’ Finis! sprach er sanft. Und indem I er sich zu dem alten Manne wandte, P der nicht zu begreifen schien, was vor j gegangen war, sagte er: Elspet ist so-« , eben hinübergegangen. i Sie war halb angezogen. Als sie F dem Ende entgegenging, war ihre leßte ; SoIe der Kummer-, der ihren Mann ; zu oan drückte; ihre letzte Anstren k ng, die frische Luft zu exkl-mein nkn hn zu trösten; nnd bei diesem Bemü hen war sie erlegen. « Sannders starr-d unbemgiich. Dud lich hob er die band ehrfurchtsvoll und s raeh ohne ein Schwanken in der timine: Der here hats gegeben. der get hats genommen, der Namen des rrn sei epriesent « Nun. Jgr nehmt et ruhig auf, sagte - der Doktor erstaunt. Da ich fest hier ; bin, so könnt hr mir gleich einige No j tizen zur Aus üllung des Todtenfchei Z nes geben. Wie war der Miidchenname Eures Weibes? ’ Er war El——-. Das Wort blieh dem alten Manne in der Kehle stecken und er stürzte aus dem Zimmer. Nach tue nigen Minuten kam er zurück mit seit aufeinandergepreßten Lippen. Er war ——-. Er tonnte den Namen nicht aussprechen und ebenso wenig konnte er seinen Schmerz ausweinexi. Jm Geiste ging er wieder Seite an Seite mit dem Mädchen von zwanzig Jahren; er fah den feinen siopf mit dem üppigen Haar und die sanften grauen Auaen, die oertrauensvoll in die feinen blickten; wieder hörte er das Flüstern jener Stimme, deren Ton sein Herz bewegte. Ohne an etwas anderes zu denken, als an seine große Liebe und seinen Schmerz, schwankte er über den Boden, kniete vor dem Bett niedee,s nahm die Hand derjenigen, die er so heiß liebte. und ries, indem er sie mit ; Küssen bedeckte: O Elspet, Elspct, ’ Elspetl Der Doktor blickte eine Weite auf den grauen Kopf, der in Verzweiflung über die todte Hand gebeugt war, und wandte sich dann plötzlich dem Fenster - zu. Er steckte den Bleistift, den er in der Hand hatte, zwischen die Zahne und ’ biß ihn durch, während er zum Fenster hinausfah. Der Wald stand schwarz und unbeweglich hinter den e«et«t)eni: der Himmel war still. Das Zimmer füllte die Wehtlaae einer Seele in Ta- , descngsL Eine Weile wartete der Dot ter-, dann nahm er seinen Hut und ginq hinaus. fort über die Heide mit ge senktem Hanni. Saunders Mc:lean war ins Herz getroffen. SO- - Ein s munter Zi- ndeL —.-.... erelle von Ernst Behrcnd. -. »s. ... --...... Das Brautpaar hatte sich eben ver- T abschiedet nnd wurde, als es in die ehrwürdige Miethslutsche stieg, von der Frau Doktor Waldenburg durch den dumgewirtten Fensterichleier einer letz ten Musterung unterzogen Der Haus berr hatte sich wieder in den Polster sruhl geworfen, defien weichen Raum er ; während des Besuches ausgesüut hatte, z und fragte jetzt scheinbar harmlose-: ««Du ichidit ihnen wchl Deinen Se gen nach, Schatz?a Die Lauscherin ließ sich indessen nicht stören und wandte sich erst als der Wa gen davon rollte, nach dem Spötter mit der Gegensrage um: »Soll ich mich nicht freuen über den Sünder der Buße thut, zumal die Buße dieses betehrten hageitolzen und bishe rigen Einsiedlers eine so erträgliche zu werden verspricht? Jch muß Dir sa gen, Fris, die Braut hat einen unge mein sympathischen Eindruck auf mich gemacht und man dars Deinem Kolle gen aufrichtig gratuliren. Denk übri gens daran, mit welcher Freude Du gäiålich die Verlobungsanzeige gelesen »Nun ja, mein Herz. ich bilde mir auch ein, dem Kollegen Startowsti zu seinem Glück ein bischen« mitverholfen zu haben.« »Du, Fritz? Ei, sieh’ mal, Eure ge strenge Herrlichkeit als Ehestiftert Aber ich habe ja gar nichts davon gemerttt Wie ist das zugegangen? heraus mit dem Geheimnißl Hier si ’ ich, bren nend vor Wißbegier —- olsram von Eschenbach beginne!« »Gut denn! Jetzt darf ich wohl re den. Mein Antheil an der Sache ist al lerdings ein ganz anderer, als Du ver muthest, mein Scha ; denn nicht einmal den Kragen eines uppelpelzes hab ich verdient. Aber veiise selbst, ob es mir Startotvöti nicht doch verdankt, daß ihrn sein blaudeö Liebchen teinen Korb gegeben hat. Und —- die Sache bleibt unter uns, Schatz! Jch weiß, daß meine treue Gespensin ebenso schweigen wird, tote ich bisher. — - L Als ich vor sieben Jahren die Redats « tion unserer weitdetannten Zeitung übernommen hatte, ließ sich unvermu thet ein alter Universitätsgenoiie, Startotvsii. bei mir melden. Wir hat ten einst zu denselben Farben geschwo ren und im sogenannten Leidverhiiltniß gesiandetn Er der Leihbursch, ich der Seil-suchs. Du weißt oder weißt es nicht« daß das in der Familie des Korps etwa so viel bedeutet, wie in an deren Familien das Verhältnis der Kindersrau zum Baby. Der Leibbursch slößt seinem Füchåchen sorgfältig die Wissensnahrung ein, die diesem im Mi trotosinus des Verhindun Ziehens all mälig aus eigene Füße hil t. Er lehrt ihn —- jrei nach Schiller —- Speere werfen und die Götter ehren, pautt ihn aus dem Fechthoden ein und nimmt von ihm wappengezierte Deckelschoppen und andere Deditationen entgegen. Darum soll das Maß der Verehrung, das der Leihsuchs jenem zu zollen hat, räumlich ; nnd zeitlich unbegrenzt sein. — Nach dem Weggang von Heidelherg « war mir Startowsti aus den Augen« I und in dem Kampf, den ich zunächst um’s Dasein führte, auch aus dem Sinn gelommen. Als er dann its-Der vor mir and —- toelch’ ein Unterschied fegen sr her! Einst ein frischer, stöh icher Junge, ient der verhnmmelie Vanerstudent, wie er im Buche eht. Die Oramtna waren für ihn unber windliche Dindern e geworden, sein kleines väterliches rbtheil hatte er durch die Kehle ge·agt. Er bat mich um beschäftigung in der Redaltiom und ich machte, lediglich in Rücksicht aus unser altes Leibverhiilt niß, einen Versuch mit ihm. Zu mei nem Erstaunen fiel er günstig aus. Alle sonstige Verlotterung hatte die reichen Geistesgaben des Menschen nicht zu ersticken vermocht, und von dem Augenblick an, wo er seit Langem wie der einmal seine Schwingen geprüft hatte, gehörte Startowsli zu den brauchbarsten Kräften der Redaktion. Merkwürdig, daß er e«s aus dem ihm zugewiesenen Felde an Fleiß und Ge wissenhaftigkeit nicht fehlen ließ! Jm Uebrigen aber der alte Schlendrian. Tags iiber arbeitete er, des Nachts ver posamentirte er sein Geld. ch habe Dir bisweilen von dieser zwei elhasten Wohlthätigleitsanstalt erzählt, in der der Mann von Grundsätzen sich an ei nem Schövplein oder zweien guten Weins wohl erquicken mag, während Bruder Leichtsinn seine Seele der Gemeinschaft der Rahensaller ver schreibt, die dem Bacchus bis zum les ten Athemzuge oder, was öfters vorher passirt, bis zum legten Heller opfert. Bei Starlowsli reichte der Durst im mer viel liinger als das Geld, und’ wenn er auf dem Trockenen safz, mußte ich aushelsen. Der Leibfuchs hatte es ; ja, also war’s mein Recht und meine « Pflicht, zu bluten. « So wurde Starlowsli mir mit der « Zeit ein recht theurer Freund. Aber? was need schlimmer war, feine äußere Verwahrlosung nahm stetig zu, und da er wie eine Klette an mir hing, larn « ich nicht selten in die Lage, mich des. alten Korpsbruders schämen zu müs sen. — Eines Tages, ich wollte gerade von . Hause fortgehen, um an ein holdes-: LUiijgdelein das inzwischen die beste der « Frauen geworden ist, eine gar wichtige I Frage zu thun, der Frael saß wie en gegoiicn, die weiße Binde war tadel los geknüpft, der Cvlinder glait act-lit iiet. kurz, ich war festlich und brä:iti- : gamsmiißig angethan, da trat Star- . lowsli bei mir ein, jeder Zoll ein Na tzensaller. Er war sebr ausgetratzt, . trotzdem er, wie ich gleich erfuhr, lei nen rothen Cent sein eigen nannte. Vorsorglich suchte er imich bereits am s Vormittag auf und stellte seinen An trag auf Gewährung eines unverzins- . lichen, meinerseits untiindbaren Dar- : lebens. i Mir lam sein Besuch ungelegen wie noch nie, weniger wegen seines Austri- « neus, als weil ich in der gehobenen; Stimmung, in die mich die Hoffnung ! aus das erste siiße Du von den Lippen ! der bemelbeten Jungfrau versetzt hatte, ! die Duzbriiderschast, die mich mit dem s Bohksmien verband. doppelt widerwiir- ; tig empfand. Sie erschien mir wie ein s dunkler Schatten, der von unserm tol legialenVerhiiltnifz unzertrennbar war. Dieser Vergleich fiel mir in jenem Au genblick ein; en turzer Jdeensvrung: - ich sah Schlemihls Schatten, wie ihnj der graue Fremde ausrollte und — ja! l mir winlte die Rettung! ; »Wie viel willst Du haben?« sragte s wori, »wenn Du mir vielleicht mit ei nem Zwanzigmartftücl unter die Arme I greifen tannft?« »Mehr nicht, Startowåli?« s Er fah mich groß an, und ebeer fei- i ner Verwunderung weiteren Ausdruck l geben konnte, fuhr ich fort : » »Weißt Du was? Jch habe hier-i gerade hundert Mart übrig, nicht gera de viel Geld, aber auch nicht wenig, und ich weiß nicht recht, was ich damit anfangen foll. Willst Du’s haben, dann nimm’s· Doch ohne Gegenlei stung wär’s ein unbilliger Handel und Du iannft mir ja etwas dafür geben, was Dich nicht gerade ärmer macht. Metan mir Deinen Antheil an unfe- « rer Duzbriiderfchaft fiir die hundert Marti« Seine Verbliiffung wuchs zufehends. Dann löfte ein barbarifches Gelächter die Spannung feiner Züge und mit den Worten: »Topp« Brudetherz, der han del gilt und einen Bruderluß triegft Du obendrein!« fchlug er in meine dar- « gebotene Rechte ein. i Ich ging an den Schreibtifch und holte eine hundertmartbantnote her aus. Starkowsti griff reelenvergniigt danach, ich aber hielt den Lappen zu riick und fagte : »Erft eine Quittungl Es ift von wegen Lebens und Sterbens.« »Du bift wohl toll geworden, Bru derberzl« war fein Einwand, doch ich feste mich ruhig hin und fchrieb: »Ein hundert Mart habe ich als Kaufpreis für die an den Doktor Waldenburg von hier verkaufte Duzbriiderfchaft« von dem Käufer baar und richtig er halten, worüber ich quittirr. Ort, Tag . und Jahreszahl.« Jch las ibm das Schriftftiick lang fam vor, bei jedem Wort durch einen neuen Lachanfall des Biederen unter- ; brechen. und lauen war ich zu Ende, da griff er nach dem Papier und un ter-zeichnete feinen Namen nebft einem halben Dufend Vornamen, die er in der Taufe nach allen möglichen unzu verliiffigen Notbbelfern empfanaeit hatte. Die Ausbändigung von Geld, und Quittung erfolgte Zu um Zug. ! «So, nun half fein still, altes « ganz und laß Dir den oerfprochenen rudertuß auffchmatzenk rief Starij · i »Nun, Bruderherz«, war feine Ant- s l i ' somit und machte Anstalt. sein Wort sur that werden zu lassen. - Ich trat zutsel und sagte mit gut gespielter Entriistung: «Diri —- srudertuszi —- Jch muß-. doch bitten. mein Herr. die Brüder l schon hat aufgehört I »Ach was, Fuchs, red« nicht so I dumm« laß Dich umarmen. eins. zwei it —« « s»Herr Startowgti,« unterbrach ich ihn, »wollen Sie gesälligst bedeuten, dasz Sie mir Jhren Pakt an unserer Brüderschast vertaust haben und daß ich Jemanden, der mich nicht duzen dars, auch nicht wieder duzen kann. Also von Du und Du lann fürder keine Rede mehr sein« »Ach, tüttlicher Fuch5!" fuhr er da rein« ich aber ließ mich nicht aus- der Haltung bringen und erklärte mit dem gehörigen Nachdrucl: »Ich muß Sie noch einmal bitten, mein Herr, sich zu erinnern, daß wir miteinander aus dem Sie-Fuß stehen. Jch habe dasiir mein gutes Geld gege ben, Sie haben sich’g gehörig bezahlen lassen, und hier ist Jhr Anerlenntniß dessen.« Jetzt schien ihm ein Licht auszuge hen· Er maß mich ein paar Selunden mit dem eigenthiimlichsten Blick, den ich je an einem Menschen gesehen habe, murmelte etwas wie » udas!« in den Bart und verließ mit öslichem Gruß das Zimmer. — Ja, Schatz, ich weiß gar wohl, daß ich eine Gewalttat wagte, und im er sten Augenblick, nachdem er gegangen war, lam ich mir selbst wie eine Art Judas vor, obwohl nicht ich, sondern er das Sündengeld eingesteckt hatte. Aber wars denn wirklich ein Ver rath an der alten Freundschaft? — Jch bitte Dich, die Rehrseite der Me daille in’s Auge zu fassen: wenn Du Stariowsti jetzt siehst, einen tüchtigen, soliden Menschen« einen wahrhaft glücklichen Menschen« dem ein liebens würdiges Mädchen mit festbegründe tem Vertrauen die Hand zum Bunde siir’s« Leben reicht. so sei versichert, Sctjatz, daß er dies Alles jenerRadilal tur verdankt. Er tonn1r, nachdem unsere Dus briiderschast so trasz aufgehört harte, mich nicht mehr anpumpen Um est bei Anderen zu versuchen, hatte er noch, oder wenigstens seit jener Zeit, spriel SchamgesiihL Zunächst gab er »un lenk volens« das Sumdsen auf; wie vorher schon an ThätigteiL so ge wöhnte er sich nun auch im Uebrigen an einen bürgerlichen Lebenswandelx mit der äußeren Wahlanständigleit ge wann er an äußerer Würde, und so halfen sich der äußere und der innere Mensch gegenseitig allmählig auf eine durchaus normale Höhe der Gesti tuna. — «Was meinst Tu, Frauchen. wenn ich ihm als mein ganz spezielles Pol terabendaeschenl den bewußten Schein zuriiclgebe und ihn um Erneuerung der alten Brüderschast bitte? Den ,.Juda5" hat er mir, davon bin ich überzeugt, längst im Stillrn abgebr ten.« -...« ---—s—— - — . Das Tasch.enspielerftück chen eines französischen Häftlings. Ein Marineartillerift Fauchon vom Cher bourger Hafenlornnmndo wurde wegen wiederholter Verletzung des Gehor saan vor das Kriegsgericht gestellt. Bei der Verhandlung benahm er sich derart, daß die Stellung unter Beob achtung verfügt werden mußte. Jn der Jrrenabtheiluna war Fauchon das Entzücken feiner Warten Dieser »gut artige Narr« wußte allerlei Schnurren und Schwänke, Kartenlünste nnd fo gar höchst tornplizirte Taschenspieler ftiickchen. Das non plus ultra als Hexenmeifter leistete Fauchon zuletzt — fo zu fagen als »pi(’-ce de rfssiftance«. Er machte sich erbötig, den ganzen Jn halt der Börfen feiner Warten 19 Fr. 85 Cis» aus einem Becher feiner Zelle in eine Kommode der Nachbarzelle zu ,,chassiren«; nur stellte er die Bedin gung, daß er ohne Zeugen operiren müsse. Die Wärter follten in der un befetzten Nachbarzelle warten, er wolle in die Hände tlatfchen und das Geld werde in der Kommode liegen. Die Wärter waren zufrieden und harrten in der Nachbarzelle des Signal-. An statt des Vöndetlatfchens vernahmen die Unbefonnenen die zweimalige Um drehung des Schlüssels und begriffen u spät, daß sre die Opfer eines abge ieirnten Simulanten geworden waren. Fouchon entlarn über die äußereMauer und fand mit hilft der 19 Fr. 85 Cis. ein gutes Versteck. Die Wärter wurden fehr ftrenge bestraft, und das geschah ihnen recht. J n d e r N o t h. Professor: »Beweisen Sie mir, daß Jhre Behauptung, die Milz hätte keine Funktion zu versehen, richtig ist!« Kam-idem »Ich glaube, Herr Profes sor, daß eineBeweisführung nicht noth wendig ist; entweder versieht die Mitz eme Funktion, in diesem Falle nii t neine Beweisführung nichts, oder sie versieht teine Funttiam dann erscheint meine Beweisführung sehr überflüssig.« Dasheiraths«- Geschäft. Tochter : »Marna, er ist sehr reich, betet mich an und ist hübsch und vor nehm.« Mutter: »Ja, aber hast Du auch die Gewißheit, daß Du mit ihm glück lich werden wirst S« Tochter: »Gewiß, Manier, er hat von seinen beiden ersten Frauen vor zügliche Reserenzen auszuweisen.·«