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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 28, 1901)
Honntagg- Blatt Beilage des, Nebraska Staats- Anzciger und HeroldC J. P. Wiudolph, Herausgehen Grund Island Nebr» den 28. Juni1901 Jahrgang 21.. No. 43. a Dss erste graue Hur. s Mein Zauberfpieglein t es nii " und es spricht Tab-. « New Durch jugenddiintchocken läuft verstohlen Das gtlkbiii graåeg Haar. - ii eii vo er Sor eii "i · . Und Nächte eiiil L— mbe Tage Sei stilll Es muß nach heissen Sommer . · gliitheii Lin Winter sein. Dann liegt die müde Erde still nnd harrt Der Frühlingsieih Dann traiinit das Menschenherz entge gen sich Der Eivigkeitl Elifabeth Mohn Ziim Austrag gebracht. Der Roman einer Kunstreiterin, von C. Spielmaiin. tJn Butarest war es. Ein König reich Nuniöizien gab es damals noch nicht; was Ietzt diesen Namen trägt, besiand unter den zwei unter Lehns herrlichleit des tiirlischen Sultans stehenden Fürstenthiimern Moldau und Walachei. Am Pfingstfonntag eröffnete Kö halom Lazos seinen irlus in Bu kükeft . Das Persona der Truppe war nicht «ahlreich, auch dek Mak ssttll nur »m(1ßig besetzt, aber die Ar tisten gehorten zur Elite ihres Stan des, die Si natur des ganzen war vornehme leganz, ariitokrastischer Chir. »Als erster Stern der Truppe glanzte Signorina Ortenzia Monte ferro. Sie «war die Tochter einer einst hochgefeierten italienischen Tän zerin« in deren Adern angeblich das Blut derBorgia floß, und eines russi schen «Furften. Dieser wurde nach einer Reihe von Jahren in sein Vater land zurückberufen, und benutzte dies, seine Gattin einfach fiszeii zu lassen. Doch ließ er ihr reiche Geldmittel zu ruck. Die tleine Ortenzia erhielt eine gute Erziehung, da sie aber eine Lei denschaft ka Ple Tanz- undReittunst besaß, was beides ihr iheis von der Mutter, theils vom Vater her im Blute steckte, so wurde sie nach der Mutter Tode Kunftreiterin Sie erregte bald Aufsehen. Sie besaß einen brillanten Mezzofopran von ausgiebiger Klangstiirte, tanzte entzückend, war eine verwegene Reit tünftlerin und eine Meisterin im Pi stolenschieszen, dabei eine Schönheit von junonischem Gepräge, kurz eine der Frauen, die von der Natur dazu priidestinirt sind, den Männern die höchsten Leidenschaften einzuflößeii, Frauen, die selbst tief, unermeßlich tief lieben können, deren Haß aber gleich tief sein kann, wie ihre Liebe. Ortenzia war in ihr neunzehnten Lebens-saht getreten. als der säueinihr Vater plötzlich starb. Er atie ihr nur eine tleine Jahresrente aus esetzt Da die in Italien geschlossene E e mit der Tänzerin weder von der Familie, noch von der russischen Regierung als gültig anerkannt wurde, so besaß Dr ten ia auf mehr keinen Anspruch. rtenzia tümmerte sich nicht da rum. Jhr ging Unabhänaigleit und Freiheit über alles. Jn Wien feierte sie zu jener Zeit gerade große Tri umphe, dort war es auch, daß Abha luin Lajos sie fiir sein Unternehmen gewann. JhresGlanzleistun en waren die Tarantella, die sie Hinreißend tanzte und das Lied: »Jdo del niio cuore'«, das sie, auf dem Rücken ihres dahin ehenden Pferdes stehend, mit ergrei endet Leidenschaft fang. Die Kunsireiierin Signorina Or tenzia Monteferro galt schon nach Verlan einer Woche der Anwesenheit der Zirtus bei der gesamniten männ lichen Lebewelt der walachischen Hauptstadt fiir ab olut unnahbar. Sobald sie vom Perde gesprungen war, hatte sie für alle ihre Vere rer gleichmäßig nur Eines —- einen lick von unsagbareni Stolz, von abwei ienver Mine. Die sogenannte ,.Chaussee« war damals täglich zu einer bestimmten Stunde ver Sammelplatz ver Gesell schaft von Butarest. Da sah man Reiter und Eauipagen, schöne Frauen in Pariser Toiletten. ebento schöne in vetn vriichtigen, sarbenreichen Na tionaltostiim, den französischen Fract unv den Chlindethut neben dem Kas tan unv der Varanlenmiitzr. Die Reiterin aus dem etekianten Grauschimmet in dem orientaischen, sammetgevectten Sattel ist Ricolaja Larescu, ver Mann zu ihrer Linien ihr Gatte. Die Dame u ihrer Rech ten ist Signorina rtenZia, die Kunstreiterin Mit unnachahnilich araziöser Lössigteit sitzt sie in dem Damensattel, mit stolzem Neigen des schönen Koper rea irt sie aus vie Grüße der voriiberfprenaenven sta valiere. Sie riiszt, weil der ute Ton der Gesellschaft es fordert. » er Kavalier, der« neben Ortenzia reitet, ist Mr. George EvenvaL ein jüngerer Sohn ves- erzogs von Arayll, Attache per der R identscha t, die England anker walachrschen uptstavt unter a . Die Reiter biegen von ver »Chaus see« ab in eine Straße. » »Um Mitternacht im Most im Parti« sliisterte Mr. Evendal Orten zia zu. »Sie tomrnen?« Ortenzia tentt vie langen Wim pern eine Setunve besahenv über die Au en. . . . — as Gitterthor des umfangreichen Partei-, in dem der Palast Laresru lag, war erreicht. Mk. Evendal zog den weißen Cylinverhut und sprenate davon. Flüchtia, wie ein Gedanke, waren noch seine Augen dem Blick Ortenzias begegnet. Wie ahnungsvoll durchschauerte Sehnsucht klang heute Abend das: «Jvol del into more« von den Lippen der Kunstreiterin im Zirtus Köln lom Lajos. Wunderlich sind um die Pfingst zeit die Nächte in jenen Breiten, der Scheide des Morgen- und Abend landeg. Betäubende Düfte von blü henden Sp«ringen, Rosen, Jasmin und Oleander erfiillen die Luft, My riaden Leuchtkäfer schwirren darin wie glühende, glihernde, zitternde Goldflittern, lockend flötet die Nachti gall ihren iiebeheischenden Sana. Jm Pakt des Paastes Larescu er hob sich in einem dunkeln Bostett von Lorbeer, Myrthen und Oleandern ein Kioöi. Mitternacht. Die Strahlen der Mondsichel bre chen durch das Gitterwert des Vanil lons, spiegeln sich in den tanzenden krhstallenen Wassertropfen der Fon täne und beleuchten mit magischem Silberlicht die Gestalt George Even dals, der an einer Säule des Ein gangsbogens lehnt. Durch- die Büsche, die den Kiost umgeben, huscht Ortenzia. Unhör bar fast schwebt sie über den bunten Muschelties der Gänge. Beide Hände George Evendals strecken sich ihr entgegen, wollen sie an sich ziehen. Sie aber wehrt ab, schimmert auch ihr Auge in feuchtem Glan, klopft auch heiß und heftig das erz gegen die Wandungen der Brust. »Nicht sI, George Evendal!« flü stert sie. »Ich bin gekommen auf Jhr inständiges Flehen und habe mich über die Schranken gnweggesetzh die sonst die Geketze der « itte dem Weibe zieren, darüber hinweggesetzt um mei ner iLebe willen. Lassen Sie mich das nicht bereuen, George Evendal!« ! ,,Wollen Sie das Weib George ;-Even"dals werden« Ortenzia?« s »Ich will es, George Evendal!« ent ! gegnete Ortenin, »ich will es, George ) Essai-an weit ich Sie lieb-, heiß and L glühend liebe!« Und sie taucht die Fin » gerspitzen der rechten Hand des Man nes einen Moment in das Wa er der Marmorschale. »Schwöten Sie mir, daß ich in drei Monaten Jhre Gattin sein werde, George Evendal!« Der junge Mann Jchauert leicht zu sammen, a er: »Ich » chwöre!« sprechen »«Wehe dem Meineidigen!« ringt es sich noch aus Ortenzias bebender » Seele. »George Evendal, und ver » steifen Sie nicht, daß in meinen dern init dem Fütftenblut auch ein ; Tropfen vlm Blute der Borgia sich ; gemischt hat!« l——-......-.-....-..-....-.—.-. , seine Hippe-h l l l l l Etwa eine Woche später gab man I im Hotel der englischen Residentschast ein großes Sommerseft. Auch die Kunstreiterin ESignorina Ortenzia hatte dazu eine Einladung erhalten. Der Attache Mr.Evendal nahm gleich zeitig Gelegenheit, von der Gesellschaft sich zu verabschieden. Sein ernstgebo rener Bruder Hean Evendal, Baron von Cramby, war in Kairo wo er sich eines Brustleidens wegen auf ielt, ge storben, und er durch dessen «- od jetzt Baron vln Cronibv und der einstige Erbe der Besitzungem der Titel und Würden der herzoge von Argyll ge worden. Sein Vater forderte ihn auf, un esäumt nach sLondon zu tosinen eorge Evendal, der jetzie aron v. Rromby, verabschiedete cfich auch von Signorina Ortenzia nach den Regeln und in den Formen, die in der Gesellschaft hierfür vorgeschrieben sind und die man an der Dimbowi a Jenau zu befllgen ängstlicher noch ich « übe gab, als an der Seine. »Ich gehe, menn mein Engagement hier zu Ende sein wird, an den Cir lus Franconi in Paris, Baron Trom bn«, sagte Ortenzia im Tone lässi er Salonkonoersation, dennoch aber ür das Ohr Geor es bedeutun svoll. »Ich ho fe, dass liick zu haben, , hnen dort zu begegnen« »Ich werde um die Gunst bitten, Jhnen in Paris meine Komplimente zu Füßen legen zu dürfen, Signo rina Ortenzia,« entgegnete George niii der ausgesuchtesten Artigleit und Verbindlichkeit des sGentleman einer schönen und gefeierten Künstlerin ge genüber. —- ——— — Unter den Nachrichten aus der gro ßen Welt im Londoner ,,Morning Chronicle« las man mehrere Wochen später auch in Butarest die Verlobung George Evendals, Barons v. Trom by, mit Ladn Arabella Roughdale, der einzigen Tochter des Earls von Roughdalr. Jn einer Loge des Cirlus Fran coni in Paris saßen an einein der Abende. wo Signorina Ortenzia als Reiterin und Sängerin austrat, zwei Kavaliere: der ruffische General-Fürst Marinofs und Chevalier St. Lux. Der letzte Ton des Gesanges Or tenzias ivar eben verklungen, der Bekfallösturm wogte kein Ende neh men. « »Ein wunderbares Weib!« sagte der Fürst gedankenvoll. »Und stolz wie eine Fürstin,« ver setzte der Chevalier ein wenig bitter. »Signorina Ortenzia ist unnahbar, mein bester Fürst. Wollen Sie dein Zauber dieses engherzigen Weibes entgehen, so reifen Sie schleunigst ab. Wollen Sie es nicht, wie denn kein Mensch seinem Schicksal entgeht — Sigorina wohnt im Faubourg St. Germain im Hotel Polignac. Aber Vorsicht, bester Fürst, wenn Sie dort antlopfen!« — Fiirst Marinoff fuhr am nächsten Tage am Hotel Polignac vor und ließ sich der Kunstreiterin Signorina Orten-im melden. Er wurde ange nommen. " »Zun·cichst danke ich Ihnen, daß Sie mich angenommen ha en Signorina. Jch habe »Sie gestern Abend im Cir tus Franconi gesehen, gehört, bewun dert, mein Herz an Sie verloren. Jch bin anvermählt, reich. Jch bin sechs unsdfiinfzig Jahre alt, und das ist ein Alter, in dem man zu alt ist, um nur zu spielen, aber zu jung, um ohne Wunsch zu sein, auch keine Zeit zu verlieren hat. Wie es mit ; hrem Her zen steht, weiß ich nicht. « st es aber frei, sind Sie nicht sonst gebunden —- ich biete Ihnen meine Hand an.« Mit einem durchdringenden Blick sah Ortenzia dem Fürsten eine anze Weile in die Augen, als- wollte sie m diesem Spiegel der Seele lesen. Dann sagte sie: »Fordern Sie Liebe von der Kunstreitercn Ortenzia, Fürst Mari nosf, wenn sie annimmt, was Sie ihr bieten?« , ,,Fordern? Nein Signorina. Aber ich gebe der Hoffnung Raum, daß Sie den Gemahl in mir achten, und mir im Laufe der Zeit und des Zusammen seins auch einen Platz in Jhrem Her zen nicht versagen werden.« Ortenzia senlte sinnend den schönen Kopf. »Hier meine Hand, Fürst Mari nosf. Ich will die Ihre sein. Jch werde Sie als meinen Gemahl achten, ehren, das verspreche ich Ihnen. Jch werde vielleicht auch lernen Sie zu lie ben-. Sind Sie damit zufrieden — gut.'« Vier Wochen später fand die Trauung des Fürsten Marinosf mit Signorina Ortenzia Monteferro in der Kapelle des russischen Gesandt schaftghotels stati. Z. Der Krimlrieg war im Gange, die Armeen der biindeten Westmächte la gen vor Sebastopol. Jin englischen Lager vertrieb man sich die «eit in jeder nur möglichen Art. Ein Hauptzeitvertreib wgr es, Hetzjagden auf die wilden Hunde an zustellen, die zu Tausenden »das La ger umschweiften. Man ritt hinter den fliehenden Hnden her, man schoß nach ihnen in vollem Rennen mit Pistolen. Die geheßten Hunde waren im Laufe dieser Jagden so schlau geworden, daß sie, waren die Reiter hinter ihnen, sIfort versuchten, ihre Zuflucht Lunter die Kanonen der d-k ...- - - »Hu-us u sen-urku. Pfingftsonntaa -war es. Ein Waf fenstillstand auf vierundzwanzig sStunden zwischen den Heerfiihrern war abgeschlossen und ließ hüben unsd drüben für heute die Kanonen schweigen. 1Nicht unbenutzt ließen die Jagdreiter, die sich im Feldlager ver zweifelt wenig an die puritanische Sabbathfeier Altenglands kehrten diese Frist verstreichen. Mit großem Interesse wurde die Jagd von der Festung aus von zwei Personen durch scharfe Fernrohre be obachtet — durch den Fürsten Mari noff und Orten-um seine Gemahlin, die dem Fürsten in das Feld gefolgt war. Die Fürstin trug Männertleidung. Die leicht idealisirte Tracht der Ko saten vom Teret. ,dJagdpserde vom edelsten Blut, bri ante hehreiter!« sagte der Fürst, auf drei Reiter deutend, die, allen vor an, den Hunden aus den Fersen fa ßen und aus ihren Plstolen Schüsse nach ihnen abfeuerten. Die Fürstin richtete ihr Glas aus die Reiter. Plötzlich zuckte sie zusam men, ein nervöses Zittern durchlief ihren Körper. Dann verschwand ste, und nach kaum zehn Minuten sah der erstaunte Fürst såine Gemahlin, gefolgt von agul evtoff- ihrem Leibtosaten, aus ihrenf Renner auf der Ebene da hin und den Jagdreitern entgegenh gen Seine Stimme erscholl, Adjutanten und Ordonanzen erschienen. Nach tur zer eZit sprengte auch der Fürst, von einem Pult Kosaten gefolgt, über die Ebene dahin der Gattin nach. Die Fürstin hatte die englischen Reiter erreicht, die verwundert über die seltsame Erscheinung ihre Pferde anhielten. ·,,Jch grüße Sie, George «Evendal!« rces sie dem einen der Reiter zu. »Ich hatte das Glück, Sie von der Festung her durch das Glas zu erkennen, und die Gelegnheit schien mir passen, un sere Sache von Bukarest her auszu- l machen. Es ist wieder Pfin sten,· George Evendal! Da, wählen ie!« und ihre Hand streckte George Even dale die Pistole entgegen, die ssie aus dem Gürtel gezogen hatte. »Wählen Sie, die Piftllen sind gleich geladen, auf das Wort Ortenzia Monteferros, jetzigen Fürstin Martinofs, deren Lip pen niemals gelogen, wie »die Jhren, Gedrae Evendall — Wählen Sie Sir, wählen Sie! Sie oder ich, oder wir beide!« sGeorge Edendal — das war der Reiter —- erbleichte. Um Gottes wil len, was wollen Sie beginnen, Für stin?!« » »Wählen Sie, George Evendal!« herrschte die Fürstin wiederum George zu. ,,Oder End Sie auch ein Feigling, wie Sie ern Lügner, ein Meineidiger sind!« ,,·Wohlan denn, Signorina Orten zicn sei es, wie Sie gesagt haben: ich der Sie, oder wir beide!« Ueber das Gesicht der Fürstin flog ein Lächeln, das furchtbare Lächeln ei ner Rachegöttin. »Lassen wir unsere Pferde zehn Schritte zurücktreten unsd schießen wir zugleich. Ein-er der Gentlemen wird die Güte haben, bis drei zu zählen. Schießen wir auf drei!« Von den beiden anderen Englän dern, die von dem Zusammenhang die ser seltsamen Angelegenheit etwas ahnten, zählte einer bis drei. Zwei Schüsse knallten zu gleicher Zeit. George Evendal und Ortenzia sanken beide von ihren Pferden. Bei der Kugeln hatten das Herz getroffen. Als Fürst Marinoff heransprengte, fand er’ nur die entseelte Hülle seiner schönen Gattin. Der Roman der Kunstreiterin Or tenzia Monteferro war zu Ende! .- ....... .—-.--. — Tie Verftcigerung einer merkwürdigen Reliqutensnmmlung in London. Eine merkwürdige Reliquiensamm lung wird, wie aus London berichtet wird, in den nächsten Tagen bei Ste vens zur Versteigerung kommen. Den ersten Platz wird jedenfalls eine Ori tginrrimalerei der Königin Viktoria einnehmen, die von ihr im Alter von zwölf Jahren für einen Bazar imBur lington House gemacht wurde; sie ist gezeichnet. Unter den Gegenständen, die berühmten Männern der literari schen Welt gehörten, befindet sich eine Tintenflasche Sir Walter Scotts. Dicken-H ist durch sein Felleisen und ei nen kurzen Brief an seine Tochter ver treten. Dann kommen Nelson’s Schuhschnallen und ein alter ihm ge höriger Krug. Jn einer Sammlung von Haarloclen befinden sich solche von Nelson, Napoleon, Wellington und Dickens und Barthaar von König Georg dem Dritten. Eine Sammt weste von Lord Beaconssield mit so auffallender Stickerei, daß sogar ,,Dizzy« teine Lust mehr hatte, sie zu tragen, gelangt gleichfalls lzum Ver lauf, ferner ein Keglspieh mit dem Kö nig Eduard als Kind spielte, und die Gartenspielzeuge derKaiserinFriedrich Ein Vertihardiner-.L1und mit einem voll ständigen nuv Gold gearbeiteteu Gebiß. Jm Jahre 1899 erfuhr London ei nes schönen Morgens, daß der be rühmte Finanzmann Hooley sich für die bescheidene Summe von etwa vier zig Millionen insolvent erklärt hatte. Seine Gläubiger haben bis jetzt nur 10 Procent zurückerhalten Mr. Hoos ley geht es trotzdem nicht schlecht, als Agent sein-er Frau, der er vor dem Zu sammenbruch ein enormes Einkommen übertragen hatte, giebt er jährlich nicht weniger als 875,00() Francs aus. So eben ist nun St. Bernhard, der Lieb lingshund von Mrs. Hooleh, von ei nem der berühmtesten Zahnärzte Lon dons mit einem vollständigen, aufGold gearbeiteten Gebiß versehen. Das armeThier litt augenscheinlich an einer chronischen lljtagenverstimmung infolge des schlechten Zustandes seiner Kau werkzeuge. Die Gläubiger Hoolehs, die-Hunger leiden, werden glücklich sein, wenn sie erfahren, daß der Liebling sich völlig auf dem Wege der Besserung befindet Warum man feine bessere Hälfte lieber i »Frau« alø »Weil-« tituliren sollte. an einer tößeren Gesellschaft wur de 1iinsgst segr lebhaft polemifirt, wel cher Titel besser klinge, »Weib« ooer »Frau«. »Es klingt viel besser,« be hauptete ein junger Ehemann, »wenn ich ,,mein Weib« anstatt »meine Frau« fage.« »Abscheulich!« ertönte der Chor der Gegnerinnem »Weib« klingt proletarierhaft.« »O nein! »Mein Weib« klingt herzlicher, inniger, »mein Weib« ist mein ein und alles, während »meine Frau« viel fremder, kühler tlingt.« »Aber »Frau« klingt unbe dingt feiner, vornehmer,« erklärte eme jun e Frau sehr energisch. »Ich mei ner eits ließe meinen Mann-niemals von »seinem Weibe« sprechen oder mich ,,mein Weib« rufen, ich würde es als Erniedrigung ansehen, nicht mit »Frau« titulirt zu wenden. Das Wort ,,Weib« giebt mir stets eine moralische Ohrfeige — es klingt mir nach ,,Stla vin.« ,,Eine feinfühlensde Frau fin det doch immer das Richtige,« lächelte ein weißhaariger Gelehrter. »Sie ha ben den Nagel auf den Kon getroffen, meine Gnädige, das Wort ,,Weib« klingt wirklich nach ,,Sklavin«, denn es wurzelt in dem mittelhochdeutschen Worte »Waibjan«. ,,Waibjan« ist aber gleichbedeutend mit ,,bin«—den« und bedeutet »die Gebundene«, die gefes selte Sklavin. Manche Forscher er klären auch ,,Weibjan« gleichbedeutend mit »Weberin«. Das Weben war aber hauptsächlich die Beschäftigung der ,,Unfreien«, der ,,.Hb«rigen«. Das Wort »Frau« aber kommt von ,,Freia« und bedeutet die ,,Freie«, dies ,,Herrin«! »Besten Dank, Herr Professor!« lachte nun der Chor der jungen Frauen, ,,Krieg den Männern, die es noch wa gen, uns mit dem Titel der ,,Stlavin« zu benamsen!« »Wie spricht der Schmetterling?«, eine moderne Geschichte a la Münch haufen. ,,Jn den letzten Tagen des März,« so schreibt eine Mitarbeiterin der ,,Cosmopolitan Review«, »fand ich in meinem Garten einen vorzeitig aus der Puppe gekrochenen Zitronenfal ter, der in Folge des Nachtfrostes fast erstarrt war. Borsichtig trug ich ihn in’s warme Zimmer und brachte ihn in einer Spanschachtel unter, in der er sich nach einigen Stunden so weit er«holt«zeigte, daß ich, um mein Ret tungswert zu vollenden, seine Fühler in eine Zuckerlösung von shrupartiger Consistenz tauchte. Nachdem ich die sen Samariterdienst während dreier Tage fortgesetzt hatte, ließ der Patient » sich am vierten von selbst auf meinem l Finger nieder und tauchte sein Rüssel- ! chen ohne meine Beihiilfe in die bele bende Flüssigkeit- Von diesemAugen blick an war unsere Freundschaft be siegelt. Um meinem Schützlinge et-! was An enehmes zu erweisen, ver theilte i hier und dort im Gemache Blumen, und ich bin überzeugt, daß! er nur seine Dankbarkeit an den Tags legen wollte, wenn er fortan, sobald’ er mich sah, mit lebhaftem Flügel schlage auf meine Schulter oder auf meinen Kon flatterte. Kam es vor« daß ich ihn auf den Tisch setzte undl mit sanftem Finger über seinen Leibs strich, so verrieth er sein Behagenf durch ähnliche trümmende Bewegun gen, wie sie einem Kätzchen eigen sind, f dem man liebtosend über den Rücken? fährt. Nach Berlan von drei Wochen » war mein Citronenfalter so zutraulich ? geworden, daß er mir von einer Stube in die andere nachslog und sich und« mich dadurch in den Ruf einer Se henswiirdigteit brachte. Doch zu mei ner Betrübniß stellten sich nach weite ren acht Tagen unverkennbare Anzei chen ein, daß sein Schmetterlangsda sein sich· auf absteigender Bahn be wege. Die leuchtenden Farben ver blaßten, der chlinderförmige Leib er hielt ein schrundiges Aussehen, der Appetit wurde immer geringer-, und selbst das Auskunstsmitteh ihm Kopf und Rumpf mit lauwarmem, zucker haltigem Wasser zu bepinseln vermoch te sein Eingehen nicht weiter hinaus zuschieben Der kleine Todescandidat wollte nur noch aus meiner Hand sitzen und war ich genöthigt, ihm einen anderen Platz zu geben, so machte er rührende Anftrengungen, zu mir zu riick zu kegren Vierzig Tage, nach dem ich i n bei mir aufgenommen, war mein liebgewonnener Gesellschaf ter verendet. Bei einem nächstenZah mungslversuch wird die Mitarbeiterin der »Cosm. Rev.«, deren Namen lei der nicht genannt wird, die aber ver mutblich eine gebotene v. Münchhau sen Tst, hoffentlich so weit gelangen, dein betreffenden Schmetterling aller hand kleine Künste wie ,,schön ma chen«, apportiren« und ,,wie spricht der Schmetterling?« beizubringen. .—.-.—-. Unser kostbar-ev Platin scheint schon den alten Cum-fern bekannt gewesen zu sein. Is . Platin, Idas seiner Vertheuerung und Kostspieligkeit wegen in letzterer Zeit oft erwähnt wird, ist uns erst seit anderthalb Jahrhunderten be kannt· Kürzlich hat nun der Chemi ler Berihelot ein kleines Stückchen dieses Metalls an einem zu Theben gefundenen und im Louvre - Museum aufbewahrten Metall-Qui entdeckt, mit dem die Königin Shapenapit, Tochter des Königs Psamnetik der Erste (7. Jahrhundert v· «Chr.) ein Geschenk gemacht hat. Das mit der eien Seite in Gold, auf der anderen in Silber ausgeführten Jnschristen und Zeichnungen bedeckte Ctui besin noch besonderenWerih sowohl in Rück rw" Isichi auf vie Methodik du chemis u Analyse archäologischer Objecte send deren von der Zeit hervorgerufenen Umänderungen, als auch auf unsere Kenntniß vom erstellungsverfahren in diesem Falle a so von der Fabrika tion des antiken Etuis und de en n crustation mit Zeichnungen und n schristen. Was aber das an ihm ge fundene Platin betrifft, dessen Natur nach seinem chemischen Verhalten fest gestellt wurde und zwar als ein meh rere verwandte Metalle und wahr scheinlich auch Gold enthaltendesRoh platin, so haben die antiken Gold schmiede dessen Eigenart ersichtlich nicht erkannt gehabt, sondern es nach siener Farbe für Silber gehalten und ihm, ebenso wie dem natürlichen Wa«schgolde, unter dern Hammer-Blätt chen-form ertheilt. Häufig wird ihnen demnach Platin schwerlich in die Hände gekommen sein, denn sonst würden sie wohl bei der Verarbeitung die Eigenart erkannt haben. Ber muthlich stammte das Stückchen aus einer Goldseite des oberen Nilthales. Das Badewasser der Königin you Mada gaskar, eine Kostbarkeit Ranavalo, die einstige jetzt in Paris weilende Königin von Madagasskar, giebt den dortigen Blättern jetzt ma nigfachen Stoff. Vor allem erinnert man an ihre früher Glanz-zeit, an den Prunk, der sie an großen Festtagen und besonders bei der Ceremonie des ,,Bades« umgab. Diese lwar sehr merk-würdig und fand einmal im Jahr unter großen Feierlichkeiten statt. An jenem Tage umringt die Bedölkerng Tananarivos den Silber palast, dessen Truppen den Zutritt berhinderten; die großen Würdenträ ger des Staates, die Adligen von je dem Rang versammelten sich in den königlichen Gemächern, die vor dem iBadesaal lagen. Zur verabredeten » Stunde erfüllte der Mark und Bein durchdringende Lärm der Fanfaren die Lust mit merk-würdigen Tönen, und die Königin wurde unter einem außer-gewöhnlichen Pomp bis in die Badewanne geführt, in der sie sich eine halbe Stunde aufhielt. Während die ser Zeit überließ sich ihr freudig erreg tes Volk wilden Tänzen, die von Ge snag und Geschrei begleitet wurden. Dann wurde auf ein Zeichen des Pre mierministers die Königin aus ihrem Bade gezogen, mit prächtigen Gewän dern bekleidet und dem Volke gezeigt, das nur selten Gelegenheit hatte, die Züge seiner Herrscherin zu betrachten, und dessen außerordentliche Freude sich durchGeschrei und nicht endenwol lende Fußfälle bekundete. Die Vision war von kurzer Dauer; die Königin zog sich in ihr-e Gemächer zurück, und sogleich begann die Vertheilung des Wassers, in das sich das Idol der «IJtadegassen getaucht hatte. Aber nur Wenige erhielten einige Tropfen der kostbaren Flüssigkeit; denn der größte Theil wurde für die Würdenträger die Adligen und die erlauchten Krieger aufbewahrt. Das Wasser aus dem Bade der Königin bildete einen kostba ren Talisman, auf den jeder Besitzer großen Werth legte. Schmerzlosee Zahnziehen unter den Klän gen eines populären Lieder-. Zur Zeit, als die «Zahnheilkunde« hauptsächlich auf Jahrmärkten von quacksalbernden Zahnbrechern geübt wurde, wurde die Operation unter Trompetenblasen und Pautenschall vollzogen. Jn der französischen Aca demie sprach Professor Laborde über die originelle Erfindung eines Pariser Zahnarztes, durch die das »schmerz lose« Zahnziehen jetzt zu einem ganz besonderen Genuß werden soll; man wird es daher wohl bald bedauern, daß man nur 32 Zähne dem Instru ment des Zahnarztes preisgeben kann. Der Zahn wird unter den be geisternden Klängen der Marseillaise oder eines populären Liedes gezogen, und der Patient verbringt einen seli gen Moment. Das Gehör des Patien ten soll entzückt werden, statt daß der Patient dem unbesiegbaren und sehr oft fürchterlichen Angstgefiihl, wenn es auch noch so schnell vorübergeht, aus gesetzt ist. Die Methode der musikali schen Zahnextractionen besteht nämlich darin, den Patienten den anästhetisi renden Dämpfen von Stickstoffoxydul aus-zusetzen und ihn zu gleicher Zeit mit einem Phonographen im Neben zimmer zu verbinden, der ihm lustige Weisen vorspielt. Die große Arie aus dem ,,Glöckchen des Eremiten«: ,,Sprich nicht . . .« würde hier sehr angebracht erscheinen. Zu diesem ei genartigen Verfahren wurde derZahn arzt durch die einfache Beobachtung geführt, daß seine Patienten in den ersten Momenten, nachdem das Betäu s bungsmittel seine Wirkung that, von furchtbaren beängstigenden Visionen gequält wurden, die immer nur den laleidoskopischen Reflex von Strakem geräuschen, Wagenrollen oder an ern Gehörseindrücken vorstellten Es lag nun nahe, diese unangenehmen Ge räusche durch musikalische zu ersetzen, wie sie durch den Phonographen ver mittelt werden können. Die telepho nische Verbindung mit dem Phonoara then wird genau in dem Moment her gestellt, in dem das Gesicht des Patien ten mit der Maske, die die betäubenden Dämvfe zuführt, bedeckt wird. Man erwacht aus den heitersten Träumen um »da capo« zu rufen und sieht noch dazu den unglückselian Zahn in den Händen des befriedigt lächelnden Chirurgen.