Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 21, 1901, Sonntags-Blatt, Image 15

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    Bis iest war
man froh,
wenn man
entdecken
konnte, ob ein
Mitmensch
das Mehrle
Gesicht oder
das Telephon
Ottr oder viel
« leicht die
JOSWXMØ Durst - GUT
- gel hatte. Jetzt
muß man sich aber noch jeden Men
schen auf den Golf - Rücken und die
SlnrttvaisvSckzlultTrn betrachten.
s
tk -·7 IMFIIS ,)0000 O ·
Redensarten sind Redensunarten.
si- - si
Wenn Arbeit das Leben süß macht,
so ist sie doch höchstens Sacharin.
t- stt st
·Als Explosrvstoff schcint das Maxi- ;
mite das Maximum erreicht zu haben.
Die Ruhmeshalle ist offen. Also,
meine Herren, immer ’ran! Ader nur E
nicht drängeln. «
st- ieg si- ;
Der Reiche sollte darin dem Bettler !
gsleichem daß er immer eine offene »
Land hat. «
Il- UI III j
Die Liebe würzt uns das Leben,«
est aber so, daß es uns versalzen
wird.
se si- si
Zu etwas- Klugem müssen die Men
schen gewonnen werden. den Thorhei
ten rennen sie selber nach.
If II Ti«
Wenn eine Frau außer Fassung ges ;
rath, erinnert tie etnentlich nur daran, ;
tas-, see etne Perle der Schöpfung ist.
' s O
Dir Vlitrenomen haben tonstatirt,
dess, es auch auf dem Monde schneit,
ins- nächste ist die lsntdeeiung des
Schneexnanneg im Monde
-«·: H- s
Es gäbe vielleicht mehr fleißige
Menschen« trenn die Angst daver
»Streber« genannt zu werden, nicht
manchen steck-sannst Menschzn ab
hie1:e.
O si- I
Grofer französischer Staaksxnnnn
dac- Ter behauptet, die Eimeriianer
str Toten den ivirthfelsaftlichen Jtuin
Eikeime an. Wer scll iizsrien kann
iiren let-un alstauixnt
D O I
Sei-en wieder sind zrvei Wesklloints
Radetten entlassen worden, weil sie
im Wirthe-hatte betroffen wurden.
Also die jung-en Leute diirfen nicht
einmal ihren Kummer darüber, daß
sie ils-re jüngeren Kameraden nicht
mehr schinden dürfen, itn Wein er
«r«cinlen?
se ei se
Die menschliche Sprache dient da
zu: erstens-, nxn den Gedanken Aus
tsntet in veri:iben, zweitens, um die
Gedanken zit verbergen, und drittens
unt daz- Seh-Im der Gedanken zu ver
bergen
c III Of
Ein Farmer in lsldoradrx Ja» der
Esas Dach seines Hauses abre«is),en nnd
lsöiJLr machen ließ, fand dabei ein Faß
chen mit Sillserdollare. Das Finden
c«ne5 solchtn Fäßchms ist Ursache ae
nun, einen Jeden aus dem Häuschen
zu bringen.
. O
Der berühmte Jndianer-Hiiuptss
link-i Geer-nimm welcher 80 Jahre alt
ist, erwirbt sich feinen Lebensunter
halt damit,f das-, er Jeden, der ihn in
rrllem Kriegeschmuck photographiren
t:ill, fünf Dcslxsrs abnintmt. Auch
.Der letzte der Tatsachen« hat sich ame
itanisirt.
Iß i Iß
Es heißt, daß die atnerilanischen
Mädchen im Durchschnitt alle zehn
Jahre zwei Zoll aröfiee werden. Auch
iTne Expansion, aber schon lieute iibers
iaat das amerikanische Mädchen alle
iire Schwestern sast um Haupteslijnge
end die Ehicagoerin auch um Fußes
Länge.
Ins welche Weile die Schultinder irn
Mitteinlter das A sit-C lernten.
Das DIE-C wurde i.n Mittelalter
den Kindern meist dnrifi Bilder ver
deutlicht, deren tdegenstund den Buch
sitJnlsem oen sie illustrieien, enthielt.
« iel Mühe wurde jedoch eins Klarheit
dieser Darstellnngen nicht verwandt;
heute machen manche noch stopisctsmer
zen nnd Kot-sterbenden oder bleiben
ein Räthsei. Das LlB C - Buch des
16. Jahrhunderts zeigt bei dem Buli
..nts-en a den Zions einesl Kindes mit
weit ansaerissenem Munde und folgen
dem Text: »Hierl)ei muss4 mnn bei-Kin
dern versagen: Dieses Kindlein reißel
das Maul auf nnd senkt nnd schrene
a a a, alsdann soll man auf den Burli
laben deuten nnd dein Kind versaan
Lehe hier dies heiszet n. Zum andert
oll mein das-« Mut- sraaen, wo das
sey. Zum dritten —- ivenn dae Kind
ans den Ministtixlsen deutet —- soll man
sraigem Wie heiist dieser Lkiuchstahein
W:e niiinen die Kinder aebeiilli nahen
wenn sie znm w kamen, das durch eine
Frau dargestellt wurde, die ein Kinn
aus dem Sche- butte, dem sie aus das
n1clte Gesiisi cchläge gab! Der Text
bringt« »Dieses Kind hat nichts ge
lernt. darum wird es geschlagen und
schreyet weh, hier musz man gleich aus
das w deuten· tr. s. to. Zu welcher
Anstniichsen der Unschaunn sunteri
richt aber führte, gibt ein Ge chichtss
buch del Magisters Johann Bund
tund, das derselbe als Reetor de1.
Liineburaer Ghmnasiums im Jahre
» 1672 herausgeb. Der Erfinder der
; emblematischen Lehrmetbode stellte,
» um nur eine Probe mitzutbeilem da
mit der Schüler die Namen Sem,
Hani (Cham) und Japhet leicht be
halte, den einen mit Semmeln, den
andern mit einem Kamm lChamm) in
der Hand, den dritten wohlbeleibt (i1t
»1a sett«) dar! «
kunadkks Eisenbahnem
Der amerilanische General - Con
sul John L. Bittinger in Montreal
lieserte dieser Tage dem Staatsamte
einen interessanten Bericht über die
Entwickelung des Eisenbagnwesens in
Canada ein. Die Aussii rungen ge
ben über die in Frage kommenden
Verhältnisse erschöpfende Auskunft
Am ZU. Juni 1900 gab es in Ca
nada Hattptlinien von 17,824 Mei
len Länge, von welchen 466 während
der letzten 12 Monate gebaut wurden,
und Seitenlinien von 2558 Meilen
Länge; von diesen 20,382 Meilen hat
ten 17,694 Stahlschienen nnd 591
Doppelgeleisr. Uripriinalich befand
sich das ganze Eisenbahnshstetn in
Händen von 154 Gesellschaften, aber
in Folge von Verschnielznngen und
Verpachtungen haben jetzt 86 Gesell
chaften die Contrrll:, während 2
sahnlinien, die Jntercoloniale und
die Prince Eduard Island Bahn, sich
in Händen der Dominialregierung be
finden.
Mit dem Eisenbahnbau in Canada
wurde im Jahre 1836 begonnen; es
waren damals 16 Meilen im Betrieb
nnd erst 11 Jahre später, 1847, wur
den weitere 38 Meilen gebaut; 1850
gab eg iin Ganzen erst 66 Meilen.
Dar- fvlaende Jahrzehnt brachte die
Urand Trunk : Linie und 18i30 be
trug die Meilenzahl 2065. Während
der nächsten 5 Jahre wurden 175
Meilen zugefügt und 1870 betrug die
Geiammtmeilenlänge 2617. Dann
begann die Llera der Subsidiengrab
icliereiem Man ging dabei von der
Tiierrie aug, das; ein System schmal
spuriaeh billig zu bauender Bahnen
ten Bedürfnissen dei- Landes mehr
entsprechen würde als lostipieligk Un
lagen-. tiin Stinditat in Toronto
sicherte sich städtisch; Sitbsidiem dann
ictate die isteaieruna von Ontario mit
der Unterstützung schmalsonriaer
Bahnen, dann auch dag Parlament.
So entstanden die Torvnto Zc Nipiss
sina öd Wellinaton sowie die Gran Zi
Bruce : Bahnen. aber die Systeme be
währten sich nicht so. wie die Unter
nehmer und die Verwaltungsbehörden
erwartet hatten. Im Jahre 1872
nahrn die Grand Trunk Bahn sur
ihr System den Standard von 4 Fuss
sz Zoll Geleiseweiie an und auch die
Canadische Pacific : Bahn baute die
schmalspurigen Strecken ihres En
stenig um. Die Rothwendigteit besse
rer Verbindungen trat in den Folge
jahren immer deutlicher hervor und
bis ist«-» wurden weitere 4,241 Meilen
gebaut.
Wahreno oeg naanten zahrzeyniegi
entstand das P.1cisic-Shndilat, wei
ches die trangtontinentale Linie baute.
Jm Ganzen wurden bis 1890 dem
Eifenbahnnetze der Dominion 6293
Meilen zugefügt und während der
nächsten l« Jahren weitere 4506 Mei
1en, so das-« wie oben angegeben, im
Jahre Its-»O im Ganzen 2(),382 Mei
len im Betrieb waren. tGegen ists-,
ti:2..'2-,410 Meilen in den Ber. Staa
ten und ungefähr soviel mje in den
beiden Staaten Illinois und Wiscon
sind zusammenk)
Jm Betriebe der canadischen Bah
nen sind in Benutzung: 2282 Locos
irotivern 2,166 Passagier - Wagen,
fi62 Gepack- und Erpreszwaacn kit
979 Frachtwagen und fill Schnee
psiiige EH wurden während desJ am
l. Juni 1900 zu Ende gegangenen
Jahres befördert: 21,500,175 Passa
giere und J«.:’,946,188 Tonnen
Fracht. Ein günstiges Zeichen siir
nie Sicherheit degBahnbetriebeg ist der
Umstand, daß während des Jahres
nur 7 Passagiere in Folge von Un
sällen getödtet wurden.
Die Passagierziige legten im Gan
izen.20,922,098 Meilen zurück, die
Frachtziige 24,662,906 und die ge
mischten Züge 5,592,867 Meilen. Die
Einnahmen der Bahnen beliesen sich
vom l. Juli 1899 bis zum 30. Juni
1900 aus s7(),740,270, eine Zunahme
von 88,496,486 gegenüber dem Vor
sahre. Die Betriebe-kosten betrugen
s47,699,798, eine Zunahme von sei
99:t,581 gegen das Vorfahr, so daß
ein Reingewinn von 823«040,47l ver
blieb oder 81,5()2,804 mehr als im
Jahre vorher.
Das scheint ein aliinzendes Ergeb
niß zu sein, indessen ruht ezss den
Bahnen eine derartige Schuldenlast,
Hase die Verzinsung derselben nicht
nur alle Prosite verschlingt, sondern
daß die Regierung fortgesetzt hohe
Subsidien zahlen muß.
Im tausenden Jahre werden nicht
nehr neue Strecken gebaut, als durch
schnittlich während der letzten Jahre,
so das; die Entwickelung eine gleich
issiißige bleibt. Die Hauptarbeit be
trisst den Ausbau der Snsteme in den
nicht besiedelten östlichen Pr·ovinzen.
-—-—-—.
König Edward von England hat
mit den New Yortern, die ihm vorge
stellt wurden, sich iiher das Wetter
unterhalten. Derartige Unterhaltung
hätten die guten Leute auch in New
Yort haben können.
c
j
Fälscher sind ihre Knitsr. —- Oln eine-i
,,alten Meister-« sind die Nägel das
Schwierlgsir.
»Naritiit« ist Alles, was rar ist,
was Werth hat und gehandelt wird,
von Rafsael’s Madonna bis zur
Briefinarle. Das Alles wird auch so
ziemlich ausnahmslos betrügerisch
versalscht. Die Nachfrage nach echten
und gediegenen Antiquitäten ist fort
wahrend im Steigen begriffen; die
Preise schnellen rapid in die höhe, die
hervorragenden Stücke werden immer
seltener, die Museen erwerben sie und
sie gelangen nicht wieder auf den
Marti. Die Leichtgläubigteit und die
Unwissenheit der Menge macht den
Falschern ihr Handwerk nicht allzu
schwer. Der Zudrang zu den Kunst
schulen und lunstgewerblichen Anstal
ten ist auch danach angethan, um den
Falscher·n die nöthigen geschickten
Hilfstraste zu liefern. Die Ueberpro
dultion auf allen tünstlerischen Gebie
ten ist mit ein Fattor, der nicht über
sehen werden kann. Die Talente zwei
ten und dritten Ranges wollen schließ
lich doch auch ein wenig leben, und
wenn sie schon nicht selbstschöpferisch
sich zu bethätigen vermögen, so verfü
gen sie doch häufig über genügende
technische Anpassungsfähigkeitem uni
die Manier eines alten Meisters er
fassen und augentäuschend nachahmen
zu können,
Die Bilderfälschung steht obenan.
Da kocht man z. B. neue Bauernlein
wand in einem starlen Tabai-Absud
mit etwas Leim, um ihr ein altes
Aussehen zu geben, und die Rückseite
wird mit seinzerstoßenem Harz be
pulvert, damit der Zimmer- oder
Kornbodenstaub fester daran haften
bleibt. Kürzer ist freilich und ein
facher, ein schlechtes altes Bild zu
nehmen, es herunterzuwaschen und die
Copie daraus zu malen. Die Beschaf
fung der Nägel, die geschmiedet sein
müssen, ist so ziemlich das Schwierig- -
ste an solch einem »alten Meister«.
Diese Nägel halten die Leinwand an
dem Bildrahmen fest, und es gibt
Sammler, welche die Echtheit und das
Alter nur nach diesen Nägeln zu be
urtheilen pflegen, sowie es ja Kunstge- ;
lehrte genug gibt, die hauptsächlich die
Rückseite eines Bildes studiren.
Es wird auch davor gewarnt, beim
Kan eines Bildes es hinten zu siegeln
oder mit einem Handzeichen zu ver
sehen, denn darauf ist der Händler
häufig schon eingerichtet; er spannt
zwei Stück bemalte Leinwand über
einander, die werthvolle echte oben, die
falsche minderwerthige unten, löst nach
geschehenem Kauf das obere Bild ab
und schickt dem Käufer die untere Co
vie mit Siegel und Handzeichen auf
der Rückseite ins Haus. Auch das
Siegeln von Brettchen hat wenig
Werth, weil ausreichend Fälle bekannt
sind, wo echte Galleriesiegel auf der
Rückseite von gründlich falschen Bil
dern haften. Jn einer Zeit, wo man
das Papier einer Bantnote spalten
tann, ist das Auseinandersiigen eines
Malbrettchens eine Kleinigkeit. Heute
ist, nebenbei bemerkt, das Uebertragen
einer Farbenschieht von Holz auf Lein
wand und umgekehrt, jedem geschickten
Restaurator geläufig. »
Kunstbliitter, namentlich Kupfer- »
stiche und Holzschnitte, waren seitjeher !
ein beliebtes Angtisfobject der Fälscher. !
Sie machen sogar die beliebten und ·
kostbaren Gegendrucke nach, die »contre
evieuves«, indem sie echte Drucke mit
Altohol und Salmiat zu srischer Eo
pirsähigteit erwecken.
Tanagara - Figuren wurden vor ei
nigen Jahren, als sie noch beliebt wa
ren, aussallend viel ausgegraben; nun
hat man das start nachgelassen. Es ist
eigentlich zu merkwürdig, daß nur im
mer dasjenige dein Schoß der Erde ent
nommen wird, wonach gerade die
Sammlermode ihrVerlangen hat. Ein
überlebensgroßer Rhamses der Zweite,
schwarzer Bosalt, aus den Ruinen von
Theben stammend, sür 1()0,()00 Fre.
verkauft, kostete dem Erzeuger 1100
Fis» war in Paris angefertigt, und
das Material war schwarzer Thon
schieser aus Trelaze. Vielleicht interes
sirt es auch, daß in Egypten heute noch ·
Miimien siir den Erport angefertigt
werden. Sie sind nicht allzu billig. Ein
Museum machte jedoch die schmerzhaste
Entdeckung, daß die Miimie ver Köni
gin Nitotris, die sür theures Geld ei
standen worden ivar, alsbald sehr übte
Geriiche zu verbreiten sich anschickte
Hätte es doch lieber Schüsseln von
Bernhard Palissy bei Herrn Avisseau
in Tours ober bei Pull und Brabizen
in Paris getauft! Dort find echte Pa
Liessy in ganzen Wagenladungen zu ha
n.
Die Händler machen sich häufig den
Spaß und ihren Käusern die Freude,
sie die Dinge —- entdecken zu lassen. Jn
Italien werden alle Tage glasirte
Thonreliess in Palasthösen entdeckt
und herabgenoinmen. Es bleibt nur
merkwürdig, daß am nächsten Tage
schon ein ähnliches Objekt an derselben
Stelle prangt. Aus älterer Zeit seien
die Kaufmann’schen Fälschungen in
Rheinzabern in die Erinnerung zurei
gerusen. Das war im Jahre 1824,
und ein simpler Maurermeister narrte
die größten Gelehrten. Aus seinem
,,röinischen Ziegelosen« ging hervor,
was das Entzücken der Museen aus
machte. Die von ihm tomponirten
dunkleanschristen wurden von scharss
sinnigen Forschern auch znmeist glück
lich enträthselt unld die Resultate in
Denkschristen der Atademien niederge
legt. Speisen Lureinburg und Paris
gingen aus den Leim, oder vielwehr aus
den Lehm·
Was will das aber bedeutenden ge
gen ein viel neueres -attum. Einem
hervorragenden französischen Akademi:
ter »des inseriptions« wurde ein an
H
) geblich von einer Ausgrabung stam
» mendes Töpfchen gebracht, das die Jn
s schrift trug: »M. · D. D.'« Der ge
» lehrte Mann las: » aximo Jovi Deo
rum Deo«, hätte aber richtiger lesen
sollen, ehe das Gefäß als Unicum in
das Museum wanderte: ,,Mouta de
gaune De Dijon«, denn es war ein
enxtöpfchen Der Konservator von
Lau anne, rr Troyon, ließ sich von
plump gefäl chten Neuenburger Pfahl
bausunden narren und De la Herche
1881 von den Fanden von Beauvais,
Streitäxten, Streittolben und Feuer
steinidiadamem die von den Arbeitern
eines Kreidebruches in Massen verfer
tigt worden waren. Namentlich die
Steinbeile wollten gar fein Ende neh
men.
Auch aus Punzen und Stempel bei
Metall eräthen ist kein rechter Verlaß
mehr, ie werden ausgeschnitten, neu
aufgelöthet; die echten Böden der alten
Becher leisten den neuen die vortreff
lichsten Dienste. Möbel und Waffen-—
dasselbe Spiel. Das Fälschen der alten
italienischen Geigen ist ein nicht minder
rentables Handwerk. Wenn aus einer
echten zwei halbechte Violinen zusam
mengesetzt werden, so ist es noch eini
germaßen redlich dabei hergegangen,
und sind blos die eingetlebten Zettel
falsch, so ist’s noch lange nicht das
Aergste. Erwähnung finde noch, daß
die brillanten Fälschungen der römi
schen Kaisermiinzen des berühmten
MeistersälschersCavino (1499-——1570),
die viel schöner sind als die echten, heute
—— gefälscht werden.
Jnteressant Ist auch der Fall, wo der
Fundort dem an sich gleichgiltigen Ge
genstande besonderen Werth verleiht.
So wurden in thebanischen Gräbern
der 28. und 20. Dynastie Porzellange
säße mit chinesischen Jnschristen ausge
graben und man ma sich vorstellen,
welche kühnen stiltritischen Hypothesen
sich an diese merkwürdige Thatsache
sehr rasch tniipften. Findige Araber
hatten sie am Rothen Meere getauft
und an die Stelle gebracht, wo sie Aus
sehen erregten. Leider oder glücklicher
weise wies der Dolmetscher der engli
schen Gesandtschast in Hongtong nach,
daß Dichtungen aus chinesischen Poe
ten des 8. bis 9. Jharhunderts einge
brannt wären. Kein Mensch tümmerte
sich dann mehr um die Vasen.
Ost werden unbemalte, alte Porzel
lanschiisseln mit echten Fabritzeichen
bemalt und nachgebrannt, und von
einer theuer verkauften Truhe wird be
richtet, daß sie sich nur aus folgenden
Theilen zusammensetzte: aus dem
Thürchen eines Reliquienschreins, aus
zwei Füllungen eines Aufsatzkastens,
aus der Suvraporte einer Kammer
thiire, und das Grundgerüst des werth
vollen Objektes bildete eine —- alte
Mehlkiste. Zwei ungleiche venezianische
Hausthorklopser waren die enkel und
die Bänder zwei mitteldeut che Thür
angeln. Das Schloß war echt und alt.
Nur schade, daß es tein Truhenschloß
war.
Sollen wir noch umständlich erzäh
len, welche Gefahren dem Sammeleiser
des Bücher - Liebhabers drohen? Und
wie mit den Buch - Einbänden ge
wirthschastet wird? Hübsch ist die Ge
schichte, die dem alten Porquet, einem
der allerseinsten Kenner, passirt ist,
Einem, der vom Fach, vom Bau war.
Porquet blättert einst eine unschätzbare
Jntunabel nach seiner prüfenden Weise
mehrmals durch, sängt immer wieder
von vorn an und ist doch nicht im «
Stande, in der sorgsältigsten Erhal
tung den geringsten Makel herauszu
sin. Plötzlich stutzt er: sechs Blätter
sind da von einem Bücherwurm sein
und zart durchgesressen, das siebente
aber gar nicht, doch bei dem achten setzte
das Thierchen seine Wanderung fort,
-—— der Wurm tonnte das Blatt doch
nicht übersprungen haben — es war
also nur später hineingekommen und
das ganze Buch erwies sich schließlich
als eine aus mehreren Werten und ih
ren schönsten Seiten zusammengesügte
Kombination und Ziompilatiorn
Der menschlichen Täuschungssähig
teit·unsd Dummheit ist eines der heiter
sten Kapitel, bei dessen Lettiire sich uns
häufig das Wort Figaro:Beauinachais’
ausdriingt. »Que les gens d’e«sprit
sont betes!« Ließ sich nicht der Mathe
matiker Michel Chales im Jahre 1869
von einem Schwindler Namens Brom
Lucas täuschen und tauste er ihm nicht
für 140,0()() Franks —— »ein hübsches
Taschengeld, mein Vaterl« — Hand
schristen ab, worunter sich allerdings
die unglaublichsten Raritäten besan
den: Ein Billet der Cleopatra an Pom
pejus und Cäsar, sehr wichtige Rap
porte des Landpslegers Pontius Pila
tus an Seine Majestät den Kaiser Ti
berius, me rere Bettelbriese des armen
Lazarustarten von Vercingetoix an
Zunug natur.
Jn Briissel bestellte ein Engländer
Fruchtstiiete von Hnysum, Thierstiicke
von th —- genau nach Maß. Sie sind
ihm geliefert worden. Kein Mensch
von Allen, die sich einbilden, sie ver
stünden etwas von der Sache, tauft
seine Majoliken billig bei Herrn Gi
nori inDoccia. Dort stinken sie ja noch
nicht! Den alten widerlichen Geruch
aeben ihnen erst die ehrlichen Händler
durch Kochen in faulem Fett. Noch
wäre der Langobardenschutz von 1880
zu erwähnen und die falsche Geschichte
vom Mumienweizen, die wir Alle noch
in der Schule gelernt haben, und die
deswegen doch nicht wahr ist, und die
Königtnhofer-Handschrift und der
Maler Trouillebert, der den großen
Corot so täuschend imitirte, daß dieser
selbst staunte. Schwieriger gestaltet
sich die Beurtheilung, wenn der Maler
selbst fremde Schülerarbeiten obenhin
retonchirt und mit feinem echten Mei
sterzeichen versieht.
i Jn Peting wird bereits mit der
Errichtung des Denkmals zum An
Hdcnten an den ermordeten deutschen
Gesandten von Ketteler begonnen.
j Aus dieser Vollziehung der betr. Pro
;trcoll-Borschrift seitens der Chinesen
wird geschlossen, daß nun auch alle
anderen Friedensabmachungen in
irhneller Folge erledigt werden sollen
« end der Abmarsch der fremden Trup
trn keine Unterbrechung erfahren
« it ird.
! Welche undegreifliche Gewalt die
- Ozeanwellen entwickeln, kann man be
sonders an der Süd- und Westtijste
I Frankreichs beobachten, wo der Wel
. lenfchlag der See zu Zeiten geradezu
j zerstörende Macht erreicht. Zu Bittr
’ ritz stijrzte eine Riesenwelle einen eiser
nen, 150 Fuß hohen Signalthurm in
einer Setunde um; in demselben Orte
segte eine Welle eine 5 Fuß hohe Sand
Iiine von vielen hundert Tonnen Ge
wicht mit einem einzigen Anprall hin
weg: öfters kommt es vor, daß Stein
mauern von 15()—200 studitfuß weg
geschwemint werden wie kleine Sand
ftörnchem und manche Kiistenstrecken
’ Frankreichs werden Jahr für Jahr um
F 8 -—- 4 Fuß zurückgedrängt Ein ewi
« ger Kampf herrscht so zwischen starrer
und flüssiger Materie, zwischen Land
und See.
Zu den vom britischen Parlament
fiir den Krieg schon bewilligten ge
waltigen Summen werden bei der Be
rcchnuna der Gesammtkosten des süd
efrilanischen Feldzugcs noch die Pen
fäonen an Hinterbliebene von Ofsizie
ren, Unterosfizieren und Mannschaf
tssn und an Jnvalide zu berücksichtiaen
sein. Nach Schätzung britischer
Blätter werden diese Pensionen jähr
lich rund 37 Millionen Mark aus
machen. Dabei ist nicht einmal mit
den höheren Pensionsbeträgen siir
Verstümmelungen und vollkommene
trrwerbsunfähiateit gerechnet und im
Durchschnitt fiir Unteroffiziere und
Mannfchaften nur der Satz von 860
Mart jährlich any-genommen Nach
dem Budget fiir 18546s97 waren in
Greszbritannien an Pension an das
Heer schon rund 71 Millionen Mark
jährlich zu zahlen, die Summe würde
clso auf jährlich 103 Millirnen Mark
Zu erhöhen sein.
Das Eisenbahnnetz im schwarzen
ErdtheiL Afrila besitzt jetzt im Gan
zen 1l,),126 Zim. Eisenbahnen, wovon,
abgesehen von den selbstständigeniltei
chen, .622() auf die englischen, 3358
auf die französischen. 793 auf die por
tugiesischen und 350 auf die deutschen
Vesitzungen entfallen. Der riesige
schwarze Erdtheil hat also ebensoviel
Eisenbahnen wie das kleine Deutsch
land im Jahre 187l). Immerhin be
deutet diese Zahl einen nicht unerhzb:
lichen Fortschritt, da die afrikanischen
Eisenbahnen sich mit Ausnahme eini
aer Strecken in den nördlichften und
siidlichsten Theilen erst in alleriiina
fter Zeit entwickelt hab:n, und eine
weitere rasche Zunahme steht zu er
warten, lzumal wennder aroße enalis
iche Plan einer transafritanischen
Bahn verwirklicht werden sollte, die
den ganzen Erdkheil von Norden nach
Süden, von Kairo bis zum stap,
ourchmessen soll.
Das wichtigste Nahrungsmittel ist
Luft, und Athmen das wichtigste Ge
schäft in unserem Organismus Wir
essen täglich in -'·: bis 5 Mahlen etwa S
Liter und flüssige Nahrung, brauchen
cler in 4 Stunden 12,()()0 Liter oder
15 Zeile Luft. So gut sich der Mensch
auf-;- tssssn versteht, so schlecht in der
Regel aus’s thhmen. Geiehlossener
Mund erhält gesund. Alle Beschäfti
cungen, welche tiefe Athmungen erfor
dern, sind von großem Werthe, so
lautes Sprechen, Sina:n, Turnen,
ixsäsziges Radfahren, Beraiteigen Las
chen ist eine der gesundesten physiologi
schen Verrichtunaen. Schlafzitnmer
sollten so gut geliiftet werden, daß
man arn Morgen nicht am Geruch
nsahrnimmi, ob Jemand im Zimmer
zaeschlafen habe. Lampen lösche man
außerhalb des Wohnzimmers und
lcsse sie während der Arbeit stets mit
voller Kraft brennen. Jn einein Fin
aerhut voll Straßenluft sind mehr als
Bexirbild.
Wo ist der Landsjreicf)cr, der den Sonntaquägcru
den Hasen wegnehmen wolltek
—
200,000 Stäubchenz eine gute -’-L7ehe
Luft giebt’ö nur im Freien. Unter
all-en Geschöpfen ist der Mensch am
wenigsten dazu geeignet, in groszen
Haufen zusammen zu wohnen, und
große Städte sinsd offene Gräber der
Menschheit.
Recht einladend ist eine Anleitung
zum Rauchcn einer »rumänischen Bir
ginia - Cigarre«, welche der ,,Rumä
nische Lloyd« giebt: 1. Beim Austväh
len suche man eine hellgelbe zu erwi
schen,-da die schwarzen auch siir den
stärksten Magen schwer verdaulich sind.
2. Man suche die hervorstehendenBind
sadenstijcte, Roßhaare, Lederabsälle
und Schweinsborsten sorgfältig her
auszuziehen· Z. Die iiberslüssige
Feuchtiateit in der Cigarre ist durch
träftige Behandlung mit einein Pudel
walter zu entfernen. 4. Man lasse sich
in eine Lebensversicherung aufnehmen.
5· Man begebe sich dann an einen Ort,
wo sich auf mindestens eine Meile Ent
fernung kein Lebewesen befindet. 6·
Ein Arzt, eine Haukapothcte, ein
Waschbectem eine Luftpumpe, eine
Tragbahre Und zwei stämmige Dienst
männer sind mitzunehmen. Arzt und
Diensimänner müssen mit Nasentlew
mern und einem Essigschwanirn Verse
hen sein· 7. Man lasse sich vrn den
beiden Dienstntännern festhalten und
suche dann dieCiaarre init zwei-Schach
telnStreichhölzern inBrand zu steacn.«
Man sieht aus dieser Verspottung, daß.
manche rumänische Cigarren den Na
inen: »Taucher-Ciaarre« verdienen,
mit der Devise: »Wer wagt es, Rit
tcrcsntann oder Knapp«?«
Die modernen Schiffseolosse haben,
wie so vieles Andere u erer moder
nen EI:ltur, auch im A terthum ihre
Seitenstücle gehabt. So war eine Ga
leere, die Ptolemäus Philopator in
Alexandria bauen ließ, etwa 450 Fuß
lang unsd 40 Fuß breit. Das ent
sprichi ungefähr den Dimensionen der
,.Columbia« der Hamburg - America
Linie, während die neuesten Schnell
dampser die Länge von 650 Fuß schon
überschritten haben. Die Galeere er
forderte 4000 Ruderer, abgesehen oon
der sonstigen Besaszung Eine noch
weit größere Galeere lies-, Hiero von
Syrntug von Vlrchimedeö bauen. Sie
hatte eiserne Brüstungen und war mit
acht Thiirnien versehen, von denen
ans durch Wursmaschinen Steine im
Gewicht rson Z Centnern gegen 2000
Fuß weit geschleudert werden konnten.
Noch weit näher iain man aber der
Gegenwart aus dem Gebiete der
Schiffsaugstattung Die eben er
wähnte Galeere enthielt u. A. einen
luxuriög eingerichteten Bankettsaal,
ein-e Bibliothet, einen Garten, einen
Turnsaal, Biider und — einen Ve
nustempeL Die Wände des letzteren
waren aus Cypressenholz, und auser
lesene Gemälde und Statuen schmück
tcn das Innere.
Die jungen Herren, die mit Parfiim
reichlich besprengt sind und solch-erma
ßen sich die Gunst der Damenwelt zu
erringen trachten, stehen in der Reihe
der Lebewesen nicht vereinzelt da. Es
gibt auch parfiimirte Schmetterlinge.
Diese beziehen allerdings ihre Wohlge
riiche nicht um schweres Geld vom Par
fiiinenr, sondern sie stehen schcn von
Natur asig »in gntern Geruch«. Ge
wisse Schinetterlingsarten sind nämlich
mit »Dustschuppen« ausgestattet Als
»Dustschnpp:n« bezeichnet man be
stimmte, zur-reist aus den Flügeln der
männlichen Schmetterlinge vorkom
mende Schuppen, die sich durch ihre
Form von den übrigen Schuppen un
terscheiden und zudem einen stärkeren
oder schwächeren ätherischen Dust aus
strömen. Man darf annehmen, daß
die Duftschuppen zahlreichen Schmet
terlingen eigsn sind. Nur tann der
zarte Duft orn dem nicht fein genug
organisirten menschlichen Geruchssinn
nicht in allen Fällen wahrgenommen
werden. Mit Hilfe der Dustschuppen
will der männliche Schmetterling die
Zuneigung der Schmetterlingweibchen
ern-erben. —— Ein Forscher hat nun
dor Kurzem 110 Llrten einer Schmet
ierlingigattung —-— der »Bliiulinge« —
untersucht nnd spricht die Ansicht auc,
daß innerhalb dieser Gattung dieDust—
sehnppen in fortschreitender Vermeh
rung begriffen sind. Allmählich im
Verlaufe der Zeiten gelangen immer
neue Arten in den Besitz der Dust
schuppen. Die Mode, die Damenwelt
mit Parsiim zu bestrieleri, greift also
rnter den Schmetterlingen immer mehr
um sich.
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