-.ssngbruuuen. III Richard O’Monroh. i M der Marquis von Molangins Ist «Figaro« den Artikel »Die Kunst, jung zu bleiben« gelesen hatte, glaubte er, einen elektrischen Schlag zu verspü ren. Es war also wirklich leine Lüge! cin Gelehrter, ein echter Gelehrter, Mr. wan-Sezauard, war trotz seiner 72 ahre auf die Tribiine der Biologi then Gesellschaft« gestiegen und hatte dort über feine große Entdeckung ge sprechen. I Die Blut-Transfusion konnte einem « geschwächten Organismus die verlore nen Kräfte zurückgeben; man konnte ei nem älteren Manne die lebenden Zel len eines kräftigen, jungen Menschen einspritzen und sofort würde sich der Berjüngungs-Prozeß vollziehen. Der ehrwürdige Gelehrte hatte an sich selbst die Probe gemacht und seinen Kollegen schon nach zwei Jnjettionen mittheilen können. daß seine donamo stetrische Kraft sich um sieben Kilo ver wehrt und alle seine Empfindungen sich plötzlich verjüngt hatten. Eigentlich lag Molangins gar nicht so viel daran, seine dynamometrische straft zu vermehren. Es war ihm sehr gleichgiltig, ob er hundert Kilo heben - konnte oder nicht, aber die Verjiingung der Empfindun en! Das war et was anderes! Lr zählte 58 Jahre und war bei jenem psychologischen Moment angelangt, wo man die Bequemlichkeit mehr als die Ehe liebt. Dieses untlare Gefühl genügte schon allein, seinenk Enthusiasmus zu dämpfen und seinen Eifer zu lähmen. ; Noch am vorigen Tage hatte er von . Luch Nichon einen Brief erhalten, dcsv Z sen Zärtlichteit ihn ers chreckt hatte. Er J machte ihr seit drei Monaten den Hof, - in bescheidener harmloser Weise, wie er es schon seit längerer Zeit gewohnt war, in allen Ehren, mit der festen Uebersetz gung, die schöne Blondine würde sich ! doch nie dazu herbeilassen, sein Weib J zu werden. Am vorigen Tage aber ; hatte sich die Schöne durch so viel Liebe " rühren lassen und ihm geschrieben, sie ? nähme ihn an. Das war niederschmet- z ternd und Molangins hatte eingesehen, ; ; daß es gefährlich sei, mit dem Feuer E ? zu spielen. s Doch die Entdeckung Brown Ses quardö, die gerade zur rechten Zeit aufs : tauchte, rettete alles, führte alles zum » guten Ende! Jn unbeschreiblicher Auf-: E regung tlingelte Molangins noch an demselben Tage an der Thiir des be rühmten Gelehrten, eines der verehrte- « Leu und angesehensten Mitglieder der medizinischen Fakultät, und sah sich ek nern schönen, alten Manne gegenüber, i dessen Blick unter dichten, weißen - staunen in seltsamem Feuer glänzte. »Mein Herr,« sagte er, »ich habe Ih- Z ren Bericht gelesen; ich habe ihn gele- « sen, wie ein zum Tode Verurtheilter seine Begnadigung lesen würde. Jch . habe das gelobte Land gesehen Es ’ ist also lein Traum, ich könnte wieder . jung werden, wie mit 20 Jahren Sie wären im Stande, dieses Wunder ’ zu bewirken?« f I ,.Wie alt lind Sie H« Achtundfünfzig Jahre, doch aufrich tig gestanden, ich habe sehr flott gelebt nnd siihle mich jetzt recht schwach!« » »Was thut das ? Achtundfiinizia Jahre! Jn diesem Alter läßt sich die «Assimilitnng ganz besonders gut vor nehmen. Jch stehe für alles. Gehen wir in mein Laboratorium!« Toll vor Freude folgte Molanains dein Gelehrten. der ihm wie ein Gott im verklärten Lichte der Apotheoie er schien; ihm war es, als legten sich die Strahlen der Aureole um die Sam metmiitze, und gern hätte er ihm den Saum des schmutzigen, langen Rockes getüßtl «Sehen Sie.«' sagte der Gelehrte, »ich nehme aus diesem Potal Parzellen klei ner Schweine und aus dieser Phiole Parzellen junger Hunde, beides in un gefähr gleichen Quantitätenk Jch zer reibe in einem Mörser diese ganz jun gen Organe, denn die Jugend ist die Grundlage meines Systems, und be komme so einen röthlichen Teig, den ich in destillirtetn Wasser von einen Tem peratur von vier Grad über Null zer iheilr. Dann filtrire ich die dadurch Wie Flüssigkeit und reinige sie. » Mit dieser ileinen Spritze werde ich dann einen KubibCentimeter der Flüssigkeit unter die Haut spri d Einen Rubii-Centimeter?». Sie felptzenl Aber sehen Sie mich doch II; Sie haben ieine Jdee, wie hin » tig ich bin. Jch bin sicherlich —- ich s das ohne die geringste Eitelkeit — - müdeste Mann von ganz Paris.« ·Dann können wir die Jnjeliion Mieicht verdoppeln und bis zu zwei , sähst-Zentimete; gehen-X .....».s.- « ; « Mein han« sagte Molangin3, JUUen Sie meine aufrichtige Mei mg hiireni Na, ich glaube, Sie Guten mir sechs Einsprigungen ma int. Ich wage nur unter solchen be - Ebnen Bedingungen auf ein Resul Mit der Geste des Pontius Pilatus end det Miene eines Mannes, der tei YU " Verantwortung übernehmen-· will, , Unsinn-Ward die ganze Spri " M der rosigen Fliiisigteit, dann « er Melangins’ Hemdärmel hoch mochte sechs Anweisungen in das f tild· « MJ sw- .«fti1hwetveuSi-iu Ideen Sinn inneres Feuer ver " « z das iß das Resultat der Wat — . — me und der Eiettrizitiii. Die Wir tnng«wird sich schrittweise geltend Ina Molangins dankte dein ehrwii - en Vhysblogen aus das Herzli e. BrotewSHquard hatte von innerem Feuer, von Elektvizität ges prochent Un ter solchen Umständen konnte man Lu ch Richon ohne Furcht antworten, und noch an demselben Abend erhielt diese die Mittheilung, daß der Marauis sie am solgtiden Abend um neun Uhr um eine Tasse Thee bit-ten würde. Am nächsten Morgen erhob sich Mo langins gegen neun Uhr frisch und vergnügt. Festen Schrittes trat er zum Fenster das er weit ausriß, um die frische Luft ties einzuathmem dann hob er, um sich die Zeit zu vertreiben, seinen Lehnsessei mit steifem Arm in die Höhe. Um zehn Uhr setzte er sich an seinen Schreibtisch und verfaßte in einem Zu ge einen Bericht für eine Finanz-Gesell schast, in deren Verwaltungsrath er saß: seit einer Woche hatte er über die sen Bericht gegriibelt, ohne die richtigen Worte finden zu können. Jetzt aber kamen ihm die Gedanken, star, knapp, scharf Und fliissig; er spielte mit den Worten und jonglirte mit den Zahlen. Er fühlte sich wie vor dreißigJahren im Vollbesitz seiner Geistesträste. « Um zwölf Uhr sriihstiietie er mit schrecklichem Appetit. Dage en konnte er, der doch ein leidenschaftlicher Raucher war, seine Zigarre nicht zu Ende bringen; er fühlte, daß ihm schlecht wurde, und wars sie schon beim zehnten Zuge sorr.- : Um drei Uhr ging er .nach den Champs Elyssteg spazieren und blieb lange Zeit vor dem Marionetten-Thea ter von Grignol stehen; gar zu gerne wäre er hineingegangen, und nur ein ; untlares Gefühl der Manneswürde T hielt ihn davon zurück. Auf dem Heim- : wege kaufte er sich ein Mandel-Töri- z chen, das er auf der Straße mit größ- s tem Behagen verzehrte. l i Um sieben Uhr setzte er sich zu Tisch, doch das Fleisch mundete ihm nicht. . Dagegen verspürte er ein ungeheures s Verlangen nach Süßigkeiten und nahm ; dreimal Chotoladen-Cr(-me und vier- Z mal Konfett T Dann hüpfte er auf einem Bein in J sein Zimmer und machte Teilette. um s sich zu Luey Nichon zu begehen. Er E machte sich einen Scheitel in der Mitte, nahm einen Klapptragem einen leichten Strohhut eine kleine Blouse mit Jagd giirteL setzte sich dann auf das Treppen gelitnder und kutschte es hinunter. zum E Entsehen des Portiers, der sicherlich glaubte, Herr von Molangins wäre verrückt geworden. Draußen konnte er « nicht umhin, sich eine Zusersiangg an der er auf dem ganzen Wege lutschte, zu i kaufen; auch erstand er, als er an einem « Spielwaaren - Geschäft vorübertann E ein Kaninchen mit einer Trommel, das - er an einem Bindfaden mit größtem Ernste hinter sich herzug. E So lam er zu Lach, und die Zofe, die T ihm die Thiir öffnete, wich vor dem ei genthümlichen Besucher, der da vor ihr stand, entsetzt zurück. »Dann Tod Fräulein«, sagte Ma langinsx »in möchte serne die Frau vom Hause sprechen! Sie iß sehr niedliß und « hat mir ’nen Kuß versprochen, wenn iiz , recht artis hin. Führen Sie mis snell zu ihri« Damit steckte er mit recht ju- s gendlicher Anmuth den Finger in den . Mund. i »Mein kleiner Freund«, sagte dies Zofe unter lautem Lachen, »meine Her- ’ rin empfängt keine Kinder! Sie müssen später wiederkommen, wenn Sie tein » Bahn mehr sinds« Damit warf sie ihm · die Thitr oor der Nase zu. 2 »Na so wa3!" sagte Molangins, zor- s nig mit dem Jus-, aufstampfend; »das . sage ich meiner Mama!« s Draußen fing er an zu weinen. Er - wußte den Weg nicht mehr. z »Wi- wohnen Sie denn. mein kleiner « Freund?« fragte ihn ein Polizist und « nahm ihn bei der Hand. T »Bada - Dada - Gaga - Lulu«, stot- . irrte Molangirs. l »Wieder solch’ armes Kind, das sich i verirrt hat«, seufzte der Polizist. »Wie ’ « kann man nur solche Würmer in dem » . Alter allein ausgehen lassen!« E ) i Sprach’s und brachte ihn auf die! Wache. sp« 1 — Erwnchen zur rechten Zeit. ---.-- « ErzählungvonA.Hottner-Grese! —-. Jn dem Arbeitszinimee des Rechts anwaltes Dr. Ernil Hardt brannten außer den gewöhnlichen Gasflammen drei Lampen und zwei Kerzen. Exil-Z Frau Johanna diese Verschwendung gemefrtty schüttelte sie den anmuthigen op . — Dimn guckte sie in den Schrank. »Aha ! Der neue Anzug fehlt auch. stille-Froh Gala! Das ist doch selt arn ." Eine Weile stand sie in Gedanken ; da streifte ihr Blick eine Karte ain Boden. »Jn Vertretung des Mundes der Ewig Jungen«. Nara cyptienne.« Frau Johanna wußte nun plötzlich Alles. So, so! Also die Nara war wieder einmal hier, die ewig Wan dernde, die große Sängerin, die nur die eine Schwäche hatte· nicht altern zu wollen. Wahrscheinlich versammelte sie auch jetzt wieder jenen sidelen Kreis um sieh, der einst den »Wind der ewig Jun gen« an einem lustigen Abend begrün det hatte. Damals war’s eine heitere — Laune gewesen. Jtn Laufe der Zeit alter hatte diese Laune Frau Johanna Ianche Theiine gekostet. Noea rog eine Menge Minslerinnen in ihren Banns I irrit. Herren aller Art verkehrten dort. t Man spielte Theater. musizirte, della- ? mirte und war ausgelassen. io roeit es nur die Bildung und der gute Ton zu- ; ließen. Was hätte die junge Frau des ’ Rechtsanwaltes Hardt in diesem Zirlcl z zu thun gehabt? Dir große Wärths fchaft, drei Kinder, die rasch nach ein ander anrückten. Hausfraueapflichten : aller Art, nahmen sie in Anspruch. Und ’ fo tam es. daß der einst so liebevoll-. · Gotte viele. viele Abende vorn Hause fort war, ja daß er eine Zeitlang ihr nnd den Kindern ganz entfrerndet wurde. « Dann begann Nora Cyprienne ihre großen Kunstreisem der Kreis zer stob. Ader fo oft die Gefeirrte wieder in Wien auftauchte, fand sich ein Theil der alten Getreuen in gewohnter Ar hönglichleit zufammen. So wird es wohl auch heute . . . . Frau Johanna nahm es diesmal gleichgiltiger. Sie hatte so vieles An dere zu bedenlen. Ein glücklicher und doch angstvoller Zug trat in ihr zartes Gesicht. Ja, wenn es nur schon da wäre, ihr erstes Entelchen. das jeden Tag, jede Stunde anrücken lonntel Wie sie es liebte, im Voraus, das tleine süße Ding! Und Crnmn! So T ein achtzehnjiihriges Mütterchen ist doch eigentlich was Rührendes. Ach, wär« es nur fchon da! . aGniidige Frank« rief das Stuben rniidchen zur Thür herein, »die Köchin von der jungen Frau ist da! Sie möch ten sofort dinauflorntnen.« , Die weiteren Worte wurden von dern Zuschlagen der Thüre übertönt,« denn Frau Johanna war rnit un glaublicher Behendigteit davongelau- E fen und flog nun förmlich die Treppen hinan, nach der Wohnung des jungen « Ehepaarij -· i m »Wind der ewig Jungen« ging es ach her. H Nara hatte sich nach dem Sauperz eine Cigarette angezündet Jeht saß sie, lässig zurückgelehnt. in ihrem dun- « lelrath gepalsterten Armftuhl, von des fen Lehne sich das schöne Antlis ef- » fektvall ahhab. Ja, ja, sie verstand es Z immer nach, sich in’s rechte Licht zu s bringen! Das dunkle Haar schien nach voll und weich, die schwarzen Augen blitzten und sunielten, der sehr rathe ; Mund lachte und ließ dann weiße, . regelmäßige Zähne frei werden. , »Ob das Alles echt ist«, dachte Man- : cher im Stillen und rechnete heimlich « nach: »Wer zwanzig Jahren war sie schon eine bekannte Sängerin.' Nur Einer rechnete nicht : Dr. hart-L der Tischnachhar der Geseierten, den Nara auffallend anszeichnetr. Jhre Nähe hatte ihn stets berauscht ; sie war so anders als die Alltagsfrauen Lä cherlich, daß Hanna eifersiichtig war! z Dazu gab er ihr nach lange keinen i Grund, wenn er Nara nach Gehühr he- ; wunderte. » »Wie geht es eigentlich Ihrer Toch ter, lieber Freund," ragte Nara mitten T in feine Gedanken h ein —- ,,ich meine Jhre Aelteftr. Var fünf Jahren war sie ein allerliebster Baafisch !« ; Dem Doktor wurde ewas unbehag- - lich. Nur hier var Nara nichts erwäh- « nen von der nahenden Großvaterwiirde! »Es geht ihr gnt«, sagte er sehr re servirt. —- .Und den anderen Kindern auch, gattlab !« »Ist sie nicht sehr stolz auf ihren ju gendlichen Papa ?' lachte die Sänge rin« . »O gewiß! Sicher! Das heißt, Töchter haben im Allgemeinen nicht viel Blick dafür.« Er redete tapfer weiter. Aber ein be sonderes Gefühl schnürte ihm plö lich fast die Kehle zusammen. Da sa er und ptanderte allerlei Unsinn über Ernmih seine süße, kleine Emniy, und wer weiß, was ihr diese Stunde brach te ..... Nara erhob sich. »Sie sind zerstreut, lieber Drittor,« sagte sie, »Alle scheinen ein wenig er müdet. Ich will ancn ein paar Lied chen vorsingen. Ja Z« Sie sehte sich an’s Klavier nnd sang mit ih.er herrlichen Stimme Arten. kleine Chansons. Und ihrer Kunst ge lang, was ihrer Persönlichkeit heute kaum gelungen wäre. Der Dotter- ver gaß Alles um sich her, oder er schien es wenigstens zu vergessen. Er stand ne ben ihr, die Notenblötter umwendend, dann sang er selbst. Und als Nora um Schlusse des Abends vorschlug, daszz er mit ihr die Duoszene aufführen sollte, die gie in früheren Jahren so oft ge spie t, da widerstand er nicht. Sie drapirten sich rasch mit ein paar Tisch deeten und Vorhängen. Als sie an dem 3 . Niesenspiegel vorüberkamen, und er ; sich selbst sah in der bunten Masterade, « aus der sein Gesicht seltsam angegrif k sen hervorblickte, schämte er sich fast. s Aber sie zog ihn förmlich hinein in den I blendend erleuchteten Saal. i Ein Beisallstosen lohnte die erste s Nummer. Droben auf dem schmalen ·- Pobium stand der Dotter neben seiner ; Partnerin und verneigte sich nach allen I Seiten. Aber da tam ihm wieder jenes eigen z thilmliche Gefühl. Er sah zwischen all : den weinrothen Gesichtern Emmys lieb j liches Antlitz auftauchen; er sah ihre reinen Augen, ganz die Augen der Mut ter —- wie fra end aus sich gerichtet. . Das war ihr apa, ihr vergiitterter ! Papa ? Dieser Mann im Mastentleid, der ein blödei Lied gleich einem Volls sänger zum Besten gab . . . . »Liebe Freundin, ich fiihle mich plötz lich ein weni unwohl,« sagte r. Frdt Ieise der ersten Pause. — « ntschuldigen Sie michl« Sie wollte ihn halten. Er war noch let Einzige unter all’ dreien Menschen, mit dem es sich lohnte, ein bischen zu ioiettiren. Als er trotz ihrer Bi"«s»» ; dennoch Abschied nahm« wa: sie fast · böse. . . · Die helle Frühlingssonne schien in den Solon der Wohnung, die gerade über der Hardt’schen lag, und beleuch tete die Züge des Dottors, der eben seht einer befremdlichen Thätigteit ob laa. Er hatte ein weißes Biindel im Arme, aus dem ein rothes Köpfchen hervorguckte. Sehr befriedigt. sehr glückstrahiend sah er in das Gesichtchen. Ja, so ein erster Entell Das ist doch eine große, reine Freude! Und ein Stolz. Er schlug den Hausroel fester zu sammen. Es fror ihn ein wenig. Kein Wunder. nach dieser halb durchjubel ten. dann in Aufregung verbrachten Nachts »Dein erster Enkel,« hatte Johanna leise, zitternd gesagt. Da hatte er ihre hand genommen und ge- ’ tiißt mit einer Inbrunst, als wäre sie noch die junge Frau von einst . . . . s Die Klingel gellte. Disr Kleine fuhr auf und begann kxäftig zu schreien. Doktor hardt erhob sich und " wandelte leise. summend, hin und her. E »Doitorl Hilf Himmel! Sind I Sies- oder ist’s Ihr Geist?« Fraus Nora rief es laut lachend. f Der neugebackene Großpava fuhr« entsetzt herum. Er fand dieses ewige, : fast schreiende Lachen geradezu tattlos. » Was war denn eigentlich gar so to mischP Nur sein großes, reines Glücksgefiihl — das sollte sie ihm nicht verderben. Aber richtig! Sie ahnte gar nicht, wer der Kleine war! I .Mein erster Enkel, der Sohn Em- : rnh’s." sagte er. mit einer drollig vor-— « stellenden handbewegung Da warf « sich die schöne Frau in einen Fauteuil - und lachte noch mehr. ; »Ach! Und gestern erzählten Sie ran gar nicht, daß Emmh schon ver- « heirathet iit!" rief fie. " Der Doktor sah in das weiße Frauenaesicht, das heute, im Sonnen schein, scharf und verbliiht aussah. « War’s möglich! Diese Frau hatte ihn durch Jahre gefesselt! Diese künstlich " hergerichtete Jugend hatte ihn ge täuscht! Und wie wenig Herz sie be- . saß. wie wenig Feinheit des Empfin- « dens . . . . i Frau Johanna trat ein und derF Besuch erhob sich. Es lohnte wabrs Z hastig nicht, bier noch länger zu blei- I ben. Mit einem boshasten Lächelns sagte sie: - »Nun, lieber Doitor, darf ich Ihnen nächstens wieder eine Einladung sen- - den zu einem Abend des »Bundes der ewig Jungen«? Oder erlaubt der z Herr Entel solche Allotria nicht ?« j »Ich denke, ich werde sie mir selbst s nicht mehr erlauben. gnädige Frau," s entgegnete der Doltor gelassen. »Ich » erlaube mir, meinen Austritt anzu-? melden. E Er verbeuate sich steif und sie : rauschte hinaus. Der Doktor aber ; stand schon wieder neben dem Bett- ! chen, bei Frau Johanna. Und über dem friedlichen Gesichtchen des Kindes : fanden sich ihre Hände wie zu einem Z seierlichen Versprechen. s UOE l Waldesftillr. Jn lichtem Prangen träumt der Wald « Von Sonnengold durchflossen, Die grauen Stämme, rauh und alt, Hält wuchernd’ Grün umschlossen. Sacht raunt der Wind im Blätter meer, Sacht wiegen sich die Kronen; Weiß leuchten aus dem Bluinenheer Die zarten Anemonen. - n tannendunller Felsentluft schäumt über blanke Riefel Durch Frühlingkluft und Nadelduft Ein leises BachgerieseL Der Waldpfad schimmert überbuscht Jn zauberhaftem Scheine; Laeertenvolk darüber huscht Aus moosigem Felsgesteine. Es ist so still. Mir deucht, es sei Der ganze Wald im Banne Und leise geht die Märchenfei Luftroandelnd in dem Tanne. Max Kiesewetter. » —-......—... -..—.-.sp... ... . f " « P r o tz e n. l »Unser Schuhmacher meint, ich hatte " die kleinsten Füße in seiner ganzen Kundschaft2« »Ja, wir tönnen'o uns, Gott sei Dant, leisten, sie mögen so groß sein, wie sie wollen« . . Für alle Fälle. »Wenn Sie nicht augenblidlich das Haus verlassen, pfeif ich dein Hund!« »Gut, dann lönnen Se mer doch we nigstens. taufen ad a gutes Pieiierl ; Für'n hund, gnädigfteö Frauleben.« I S a r k a si i s ch. Unwilltommener Besuchen »Das ist i ein wunderschönes Bollslied, was Sie I da gesungen haben, Fräulein Marie. ! ch bin immer ganz weg- wenn ich diese E elodle höre.« Zel. Marie: »Wenn ich davon eine Ahnung gehabt, hätte ich et gleich bei , Ihrem Kommen gefungen.« a i S ller unheimliche Klknlttk Ein Erlebnis ini Grunewald von T e o v o n T o r n. --..—. »Du· hebe —-« »Dir! —- —?« »Wresie, eijentlich is'g ’n Schtick our-In D"ollhaus.« «Nanu!« Langsam, als wenn sie den Blick nicht lot-reißen iönnte von dem Lug aus. den sie sich in dein beschlagenen, von seinen Tropfen beperlten Taube senster gewiicht hatte, wandte sich Hrde Jacobi der Freundin zu. MiezeLune knabberte an einem Stück s.8."i,akolade und betrachtete melancholisch die Sritzen ihrer funlelnagelneuen Gljeoreauftieselchem welche sie an die rsegeniiberliegende Bank sternmte. Es lag noch etwas Müdes, UnausgeschlaiH nes auf den bleichfiichtigen Zügen und der ganzen anfertigen Eciigteit des kaum dem Kindesalter entwachsenen jungen Mädchens. Sie fah auch nicht auf, als sie Hedes überraschten Blick aus sich gerichtet fühlte. »Na is doch wa — —", sagte sie ein fach und sirich die Krümel ihres Nasch rrerks vom Kleide. »Aber Möchm wat willste denn — trat is denn last« »Herjatt, wat soll’n seini« begehrte die Kleine ans und wischte rnit den in einander gefteetten halt-seidenen über die bianien Spihen ihrer Schuhe. »Jck meine bloß — die janze Jondelei heite ig doch eifentlich Quaisch, nich?' . Hede Jaeobi zuckte die Achseln und wandte sich wieder dem Fenster zu. Jm Grunde hatte Mieze ja Recht. Es war ein troftloser, verregneter Srnntag. Alles Grau in Grau. »Und darum steht man nu um Sechsen us« —- rnaulte die kleine Mie ze. «Zu dämiich! Wo man noch so schön hätte in der Buchte liegen und sich mal ausschlafen iönneni« »Hättst ia schlafen können, olle Drooinflöte!« warf Hede gereizt hin. »So — Du hast mir doch maskie kloppt. Mutta hat ooch gesagt, det wör’ niicht heite — aber nee! Man saut sich de Sachen in —- lveiter is nischt. Hätt’ icl man Muttern je heert!" -« - ist«-I- m· s- « »Illl Icl uscc IchUllllf, Busch klcs Fräulein Jacobi energisch, indem ihre lebhaften braunen Augen zu der Unzu friedenen hinüberblitztem »Dir piept’s wol, wagt Du bist doch diejenige, die davon aniefangen hat iesternt Dir steeft nu bloß us, daß Du Dir mit dem pomadisirten Bengel. mit den Mare, nichPverabredet haft —- nich wahr?' » e —.« »Na sei man stille! Wir wissen Al len-TM Den Pakseng neilich hätt’ ick Dir jeschentt, haft Deine Mutter vor jetohlt —- — jewiß haste det!'« beträf tigte sie mit einer heftigen Kot-spende gung, als Mieze Luße ein beleidigtes und erstauntes Gesicht aufzufetzen ver suchte. »So, nu heulfte wieder! Ja mein’s doch jut Mieze —- da kannst Du Dir drauf verlassen. Na, nu sei man stille ——- ——-« »Jmmer difte so zu mir —- wo ick Dir doch nifcht jedhan hab’ —- —« fchlucdzte die Kleine. « »Nu, laß man, Miezelen!« besänf tigte die Andere gutmüthig und von den Thriinen der Freundin gerührt ,·Jaul’ nich, kriegst blon ’ne rothe Me se. Ach, Du hist viel icheener, wie Du tvennfte lachst, als wenn Du, meen Kleener, eene Flabhe machst! — Na, nu lachite ja wieder! Und helle wirds ooch draußen —- Du· det wird noch sein heite!« Und wirtlich. Als der Borortzug vor der Station Grunewald hielt, drach ein freundlicher Sonnenblick durch den Nebel, und in demselben Moment faft setzte auch der Sprühte gen aus. Die Bahnhofsfpatzen leiern ten aus ihren Verstecken hervor und umfchwirrten zwitichernd die paar Leute, welche den Zug verlassen hat ten. Meist waren es Rennen welche nach den Grunewald-Nestaurationen streb ten. Ausfliigler so gut wie gar nicht Nur ein großer, hagerer Mensch im Radfahrerdreß und mit einem Ruck sack aus dem Rilaen schob sich oerfpätet aus einem Coupts und musterie die bei den Miidchen, welche in den Weg nach Schildhorn einboan, mit einem ste chenden älick aus seinen schwarzen un lqusscu UUZIIIO »Puh — der will uns fressen,« ti cherte Mieze Lutzh welche inzwischen ihren Humor wiedergefunden hatte, und lniss die Freundin in den Arm. Diese lächelte —- aber ihr gesiel der Mensch nicht. Unausgesetzt sah er sich nach ihnen um« mit einem eigenthiimlichen Lauern und Zögern. Hier und da blieb er » ganz stehen und blickte unschliissig um her. Die Mädchen verlangsamten ihre Schritte« um dem unheimlichen Men schen einen Vorsprung zu lassen. Aber das nützte nicht viel. Wenn sie ihn ei ne Weile aus den Augen verloren hat ten, so tauchte er an der nächsten Bie gung des Weges wieder aus. Der Weg war ganz einsam gewor den. Die wenigen anderen Possanten waren rechts und lints abgebogen. Die Mädchen athmeten ordentlich er leichtert aus, als sie, nachdem sie sich scheu umgesehen, den Fremden nicht mehr bemerlten. »Na Jott sei Dant s—« sagte Hede Jacobi leise nach einem präsenden Rundblich in dem sich Furcht und Aet ger mischten. .Weeste, Mieze, nu bie jen wer in den Waldweg, da sind wer den Kerl los und ooch jleich ’n bisken jeschihi. Komm, ich weeß Bescheid-.0 Es hatte fich mehr und mehr verfin stert, und nun regnete es Strippen. Ausfchreiend rafften die Mädchen die Röcke zusammen und retteten sich, die Köpfe tief in die hochgeliadpten Jackets lragen gezogen, unter die Fichten. Jm nächsten Augenblick aber standen sie wie festgewurzelt. Mieze wies mit den angstvollen Augen auf eine seit » wärtsgelegene tleine Lichtung. Dort ftand der Radfahrer. k Sie konnten gerade noch nieder iauern. um ni gesehen zu werden. Er e die Hitze abgelegt und sich nach a en Nicht gen scheu umgesehen. Nun beugte er sich über den Rucksack, « der neben ibm auf der Erde lag. T Die Mädchen erbebten in eisigenr Schreck, aber sie wagten keinen Laut. I Der Schwarze hatte ein langes, schweres Messer aus dem Sack genom » men und prüfte dessen Spitze. . Dann ilemmte er es unter den Arm . und holte noch zwei Messer hervor. Seine Bewegungen waren wild und doch behende· wie die einer aufzüngeln den Schlange. Von Zeit zu Zeit sah er sich um, ob er nicht belauscht würde. I Die verängftigten Mädchen froren « am ganzen Körper. Mieze Lutze ruck te auf, um zu fliehen. Aber die äl tere Freundin zwang sie mit zitternden Händen nieder. Wenn sie sich regten, er würde sie sicher fangen! « Alfo ausharren -—— muckstilll Die geringste Bewegung war der Tod. » Jetzt lehrte der unheimliche Mensch vorsichtig den ganzen Rucksacl aus — — ein Klirten und Klappern wie von Tellern -——- und im nämlichen Moment rollte eine bunte Kugel bis fast zu dem Versteck der Mädchen. Gliicklicherwri se schien der Schwarze nicht daran zu achten — vorerst wenigstens nicht. Gleich darauf aber trat er einen Schritt vor, wog die Messer in der Hand und warf sie ——— hoch in die Luft. Er fing sie auf und —- jonglirte —« —- mit der ganzen Ungeschialichleit ei nes Anfängers in dieser schönen Kunst. Immerhin war selbst Fräulein Luhe ganz froh, als eine Stunde später der »pomadisirte Bengel«, der Mare, »zu fällig« in Schildhorn auftauchtr. Es war zu schrecklich gewesen. --- -«« Fischpudding mit Pilz sa u c e. Lochdauer 15 Stunde. 6 Personen. 2 Subpenteller getochteg Fischflrisch wird durch eine Harima schine getrieben und zurückgestrllt. Un terdessen hat man start It llnien But ter verriibrt, giebt danach Mehl und 6 Eigelb, Salz und weißen Pfeffer, den Saft einer halben Zitrone, geriebene Semmel, das Fischfleisch und etwa U Unzen Parmesanläse dazu. Zuletzt mischt man den fteifen Schnee der Eier darunter und locht alles in einer mit Butter nnd Rrumen auåaestrichenen Form 13 Stunden im Dampfbade. Die Pilze lMulbrooms) werden mehrmals gründlich gewaschen, bis der Sand vollständig entfernt ist. Alsdann wiegt man sie mit Zwiebeln nnd etwa robem Schinlen sein, dämpft sie in Butter gar und riihrt etwa 2 Unzen Mehl, den Saft einer halben Zitrone, 1 Unze geriebenen Parmesantäie. -3.«.:;, Pfeffer und !- Pint sauren Rat-m hin zu. Man läßt die Sauce gehörig durch lochen, zielit sie alsdann zurück, fiiat et was Fleischertrati und ein Glas Weiß » wein dazu, giebt die Sauce durch ein ; Sieb und richtet sie zum Fischpudding an. , Apfelrreme. Man schalt un k gefäbr 12 Aepfel, schneidet sie in Vier s tel, entfernt die Kerne und schmort sie , in Zucker. welchem etwas Vanille und s ein Glas Weißwein zugegeben wird. Nachdem die Aepfel gar sind aber nicht I zerfallen, tbut man sie in eine tiefe Schüssel. Nimmt nun ein Pint dicte saure Sabne, schlägt diese mit einem Löffel Zucker und einem Löffel Weiten stärle gut schaumig quirlt 5 Eigeld da zu und zuletzt den Schnee Von den Z Eiern, fiillt Alles iiber Aepiel und blickt es im Bratofen auf eine-« Röste in mit ßiger Hitze eine halbe Stunde zu schö ner gelber Farbe. Diese Speise schmeckt vorzüglich und lann mehrere Tage vor dem Gebrauch angerichtet werden, da sie talt am besten ist« Artischockem —--- Stiele und äußere Blätter werden entfernt, die Artischoeten in Viertel geschnitten, die Samenfasern herausgenommen, die Blätter zurecht gestutzt und jedes Stück nach dem Zurechtputzen sofort mit Ci tronensaft abgerieben und in kaltes Wasser geworfen. Jn einer flachen Kasserolle zerliiszt man Butter, legt die Artischoeten mit dem Boden nach unten hinein und briit sie rasch weich und gelb. Man bestreut sie zuletzt mit et was Salz und Pfeilen lchichtet sie auf einander auf einer heißen Schüssel und bedeckt die Oberfläche mit Scheiben von Rindermart. Das Rindermart wird gewiissert und in gesalzenern Wasser mit etwas Essillzusaggan aber ja nicht zu weich gemacht. les bochfeine Ge richt verträgt absolut kein Stehen. ’ M ai Bowle (Maitrant). Ein Büschel frischen Waldineister ohne Blit then übergießt man in einer Tekklnk mit zwei Flaschen leichtern Mosel- oder , Rheinwein und liiszt dies zugedeckt an s tiiblern Orte etwa 20 Minuten stehen. Alsdann nimmt man den Waldmetstek Heraus und verfiißt die Bowle mit ge oszenenr Zucker je . nach Geschmack, « rtibrt sie gut um und servitt sofort.