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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 21, 1901)
Honntajs ÄDW , Beilage des ,,Ncbmska Staats-Anzeigcr und Herold«. J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nebr. » den 21. Juni 1901 Jahrgang 21.. No. 42 W Die besiegte Albion Ein rheinischer Schnact. Von Louise Schutze-Bruch Wie heißt’s doch im schönen Liede vorn ,,Grasen von Rüdesheim?« »Und er saß und vergaß — in seiner Burg am Rhein —- Seinen Schmerz, denn das Herz —- tröstet Riidesheimer Wein«. Wer einmal am Rhein gelebt, der kann den tapferm und trintbaren Grasen von Rüdesbeim begreifen. Wie die Städtchen und Dörser des Rhein gaues so ganz eingeduckt liegen in die Weinberge, wo das töstlichste edelste Traubenblut reist, so ist der Mensch mit dem Wein groß geworden, groß, start, lustig und trintsest. Und unter all den trintsesten Man nen haben den ruhmreichsten Namen die wackeren Binger! Wie könnte e-« auch anders sein! Die Weinberge drängen sich ja schier in das Städtlein hinein. Wo die Häuser mit den schmalen Gartenstreisen aufhören, da sänat der Wingert an. Und der ganze Ort riecht nach Wein, lebt vom Wein! Und was für ein guter Trop en ist das! Vorab und vor Allem der char lachberger, »der feuri e, töstliche, der König der Binger Beine! Und dann die andern alle: Eiseler, Kempter Berg, Mainzertve er und das lieblich ,,Schmäherchen«. st’s da ein Wunder daß dem Binger sein »Schoppen« über Alles gebt, das beißt, nicht ein einzi ger Schoppen, sondern der immer währende, der ewige Schoppen Mag es nun ein Frühstück sein oder ein Abendtrunt, ein Vor- oder ein Nach mittagsschoppem mag es der erste sein oder Idee fünfte oder auch der zehnte; immer schmeckt er dem Binger gur, immer schlürft er ihn mit wonnigem Behagen, mit tiefstem Verständniß, mit höchstem Genuß. Und er gedeiht T dabei! Rirgends giebt es so stattliche, blühende Männer wie im schönen Binaen Von all den trintsesten Man nen aber die trintsestesten das sind die »Steuerleut«, die Lootsen, deren Beruf es ist, die großen Rheindampser sicher abwärts »durch5 Gebirg« oder auf märts durch den sonnigen Rheingau nach dem goldenen Mainz zu steuern. Das ist ein ernstes, oerantivortunag reichesGeschäsL wozu ein sicheres Auge und eine feste Hand gehört. Und das; man sich vor solch ernstem Geschäft aründlich störten mus-, und nach ihr-i auch, das ist sonnentlar. »Wasse: macht Dorscht!« sagt der Binger ; Cscllkklllclclll lllls cl ycll ACOL UND " da er soviel Wasser äußerlich hat —-- s den Rhein nämlich —- mag er innerlich s nicht viel damit zu thun haben. Auch ’ ist seine »vorschtiae Lewwer« nicht mii T Wasser zufrieden. Sie ist nur aus den »Schoppe« geaicht unv warum sollte ihr Besitzer sich den »Schoppe« nicht gönnen? Er hat’s dazu, er baut sich seinen »Woi" meist selber und sorgt » schon dafür, daß sein »Haustrunt« nicht der schlechteste Tropfen ist. Es ist eine wahre «Herzerqui(tung, solch « einen echten Binger Steuermann zu. betrachten. Wasserlust und Sonne » von außen und viele viele tausend »Er-doppe« von innen haben sein fcharsgeschnitteneg Gesicht mit dem un- « vertneidlichen Kinnbart und dem Ohr ring im linlen Ohr braunroth gebeizt. Die scharfen Augen blicken hell und fest umher und er wiegt sich in den Hüften stolz und selbstbewußt. Und wenn er sich heut-läßt« ein paar neu gierige fremde »Hergeloffene« mit dem Kahn überzusetzen nach Ruder-heim oder durch die brausenden Wirbel des Bingerlochs nach Aszmannshausen zu führen, dann siyt er worttarg und seelenruhig am Ruder und lächelt über das Gehabe seiner Fahrgästr. Des Abends aber da sitzt er in »seiner« Wirthschust, sitzt wie festgenagelt und trintt und erzählt Schnurren ohn Ende und lacht, daß die Stube zittert, und wenn ihrer fiinf zusammensitzen dann hört man straßenweit ihren »Distursch«. Und je trintsester einer von ihnen ist, je stolzer ist er darauf, fast so stoli, als darauf, daß er ein Binger ist und ein Steuermann. Denn ein Binger zu sein« das ist überhaupt das Beste, was es nur giebt. Das Aller beste ist’s freilich, ein Binger und ein Steuermann zugleich zu sein! Etwas Besseres giebt's überhaupt nicht aus der ganzen Welt! Der Ruhm und die Krone aller »Steuerleut« aber ist das »Adamche'f Er ist der beste Steuermann am gan zen Mittelrhein und der trintfestestx auch. Er führt sein Schiff mit ge schlossenen Augen sicher an den gefähr lichsten Stellen vorbei, und er »hebt« seinen Schoppen so unzählige Male, als es ihm gerade paßt. Wenn er des Nachts wach wird, dann thut er einen Griff nach dem Tisch neben sich, taraus steht »ä leicht Wotche'«, und er thut einen tiefen Zug und freut sich, daß es ihm schmeckt. Und als ihn einmal ein paar selige Nachtschwär mer zu später Stunde aus dem war-· men Nest heraustlopsten und wundert meinte«n, wie sie das »Adamche« nun geärgert hätten, da hat er also apos strophirt: »Ihr dumme Buwet Jhr wollt mich Uzei Jhr määnt, des dhät mich är chere, wann Jbr mich enaiiitlopptet Gar net dhut mich das ärchere! Freie dhuts mich, weil ich dann ä orrentliche Schluck Woi nemme lann und weils mer so toschber schmeckt! Wege meiner tennt Ihr mich jede Nacht maus tloppet« Der Duzsreund vom Adamche heißt auch Adam! Er ist ein gemachter Mann, denn er hat ein großes slot -· gehendes Hotel dicht an derLandebriicle der Dampsschiffe in Bingen und er hält was darauf, daß man den besten Wein und das beste Essen bei ihm be kommt. Und deshalb hat sein Haus im »Biideler« einen Stern und im »Murrah« auch, und es ist alle Tage pickelvoll da und wer hinlornmt, ist wohlaufgehoben. Sieben da eines schönen Nachmit tags Adamche und Adam einträchtig zusammen und schauen dem Anlanden eines Schiffes zu. Der Strom der Anlommenden theilt sich, der Haupt theil kommt natürlich zu Adam. Die zwei betrachten sich die Fremden. Als letzter tommt ein eleganter, alter Herr mit einem schön rosa gefärbten Gesicht und einem schneeweißen Anzug. Adam reif-; Gastwirth macht ihm einen Kratz fu . »Uoh!« sagte der alte Herr fragend· »Sie seien das Uirth?« Adam bejaht. Dann betrachtete der Englishman das Adamche mit größter Aufmerk samteit. Adamche steht breitbeinig und un empfindlich da, Hände in den Hosen tafchem einen Zipfel seines rothen Halstucheg tauend. »Uoh!« sagte der alte Herr begeistert und ein braun gebundenes Buch her vorziehend, »ich glaube, das ist eine ioertliche Steuerlaut!« Dann bliittert er in einem Buch und liest murmelnd etwas nach. Adamche steht unerschütterlich. ,,All right! Serr richtig! Sie seiest eine Binaer Steuerlaut?« ,,Ae Steuermann«, replizirt Adamche. »Da tönneSe Recht haive.« »Se« schönnE Und Sie seien im mer betrinttkm »Wa5 männt dii Schoode?« fragt Adamche seinen Freund Adam. ,,Ae glaabt, Du wörscht dä ganze Daa vull.« « · Das Adamche lacht, daß es sich f IMUUUL ! »Ok« sagt der alte Herr mißbilli Yaeno »Sie unterstehen mich nicht! Jn meine Boot steht, daß das Binge.« Steuerlaut kann so viele Wein trinken als es will, und niemals ihn um werfen.« Adamche geht langsam ein Ver ständnis; aus. »Der-» ig was Anne re5,« sagt er befriedigt. .,Deg stimmt! Des wär mer ä sautoerer Steiermatm dä sich oun seim dägl«che Schobbe nnrioerse ließ! Nä, so wiss giebt-H ist Binge net!« »Wie vieler Weine können Sie ss:i sich näbnien,« erkundigt sich der Eng länder mit brennendem Interesse. Adatnche zuckt die Achseln: »So oiel z als ich will,« sagt er gelassen. « »Was beißen »so viel als ich will«?« ; fragt der Sohn Albions. —- ,,Können j Sie trinken einer Nacht und einer Tag i lang immerssu’?-« « ; «N«ci«, sagt Adamche, »des- kann ich net! Denn kriegt ich ä sorchtbare Hun gsesr und mießt ä orentliche Brock: e e." »Aber kewißl Essen auch! Aber ich meinen so lange sitzen und immer so«. Er macht die Bewegung des Glas hebeng. Aoainche dentt ties nach. »Prowirt baivioe ichs noch net«, sagt er, »weil noch Kääner do gewese is, derbes mit prowirt hätt.« Der Engländer klopft ihm begeistert auf die Schulter: »Sie sind meine Mann! Sie haben solcher schöner rother Kesicht, oon läuter viele Weintrinke!« »Na, Sie smn aach net grad schloh weiß,« bemerkt Adamche anerkennend. »Und ich bin extra gekommen from London, um ssu finden einen Mann, mit den ich kann sehen, wer kann mehr trinken, es oder mir!« - Jetzt geht Adamche ein Licht aus. - »So ä verrickter Englänner«, sagt er : mitleidig, ,,beere Se mol, mei liewer . Herr, do losse Se Jhr Gorgel davon! Des geht sor Sie bees aus! Mit ’me ’ Binger Steiermann läßt mer sich usf i so Geschichte net in!« l Aber der Engländer hört nicht. s »Jl aber gelesen in meiner Buch,— daß Vinger Steuermann am meisten tann trinken an ganzen Rhein!« wie derholt er hartnäckig. »Ich uollen pro biren das! Jch Sie laden ein ssu kom men und ssu trinken mit mir! Auf meiner Kosten! Und ssu essen auch, was Sie wollen!« Das Adamche blickt ihn zweifelnd an. »dem Se mol, Sie, Jhne is es wohl net ganz gut do o»ive?« Er tith aus seine Stirn. Der Engländer lacht. T »O. ick seien sehr kesundl Jck seien ; nur serr neikierig, wer besser kann.« ? »Sie wolle wol Jhne Ihr zu villez Geid los werde?" fragt Adamche. »O Geld! Geld is mich einst Jch wollen nur wissen!« Jetzt schlägt Adamche ihm energischk aus die Schulter: »Jhne kann geholse wer n! — Des-Z wer n mer schnell hawtvel —- Awtvers erseht muß ich hääm gehe un muß meim Bruder sage, daß ich net so; srieh hääm tumme.« s »Aber Sie kommen ssuruel?« er-i tundigt sich ängstlich der Engländer. »Da könne Se Gift druss nemrne«. « versichert Adamche energsch . »Ich mußs doch die Ehr vun dä mger verthei dige. Des wär jo ii Schimp und ii Schann, wann so ii Englänner kennt tomme und kennt sage, ä wär dä Bin ger üwer!« Und eilig schlurrt er heimwärts-. »Scharnbes«, sagt er zu Haus-. »Da is mer ä verrickte Geschicht’ bassirL Do is ä gepickte Englänner beim Adam, dä will prowirn, wer am besten Schobbe trinke kann. Was wer ich den arme Kerl zudecke! Un der Adam muß sei beste Troppe Usffahrel Wann mer sich dann ämol sor sei Vaterstadt ussopsert, dann awwer aach aanstän Dig.« Wie ein Lausseuer verbreitet sich an: Rheinufer die Nachricht von dem be vorstehenden Wetttamvs. Adamche ist ter Held des Tages! Wer s hört, lacht und bedauert den armen »Englänner« . Dann aber macht sich manniglich aus die Beine, unt dem Turnier beizu wohnen. Der große Eßsaal beim Adam ilt gesteckt voll von Sachverständigen, di.T gespannt aus den Beginn warten. Das Adamche hat sich sein gemacht. Seinen besten dunkelblauen Anzug, der in tadelloser Saubetteit prangt, hat er anget"han, und ein ganz neues hell-« rothes Tuch über den schneeweißen Hemdtragen gebunden. Und so kommt er daher wie ein Held! Der «Englänner« sitzt schon da in Erwartung der Dinge, die da kom men sollen. Aus einem Nebentische ist eine Batterie Flas chen ausgevslanzt, die verheißungsdoll mit ihren Sitte-s ten und Kapseln drunten. »Mainzer- » wegek«, ,,Eiseler«, »Kempter Berg« ist da zu lesen. llnd das Adarnche schmatzr äußerst vergnüglich bei dem Anblick. Dann hebt er verächtlich das Wein glas in die Höhe: »Aus so em Ding soll ich trinke?« sagt er. »Aus ’m Boppeglägche? Bei so re seierliche Sach! Do soll net au; ’In orntliche Schobbeglag getrunte wäre? Des giebt’s net!« Adam bringt ,,ä orntlichess Schobbe glas« herbei, ein fußloseg Glas, das etwa dreiachtel Litcr hält. Erstaunt sieht der »Engla·nner« das tttiesenglas an. ,,Uoh,« sagt er, »was ist das?« »Ae anstännigeg Gla5«, sagt stolz tax demuqu »Uol)! Ich uollen auch aus solchen Glas trinken!« »DeH losse Sie lielver bleiwe,« warnt wohlwollend Adamche. »Wann mer des net gewohnt is, des fieler zu beese Häuser·« »Ich uollen auch so einem Glase," sagt der »Englänner«. ,,No meintwege,« nickt Adamche. »Ich hatve Jhne gewarnt! Wer net heern will, muß fiehle! Amwer so in’sJ Wilde werd net getrnnlek Des muß Alles sei Schick hatvwe. Dii Adam, dä schenkt die Schobbe voll, Aenem, wie der dem Annere! Un Hi otrentliche Knubbe Brod mnfz aach herbei. Sunscht is des Späßche zu schnell zu End. Des hält dä gulsde Mann net lana aus. Un Kääner kriegt ä Troppe me wie dä Annere! Un richtig der Reih nach muß mit der Gottes-gab versahre swetde!«« Er prüft die Flaschen. «Ets;t)t nehme mer do den Rochug beegeri Un denn den Mainzerwegeri Un denn dä Eiselerl Un zuletzt dä Scharlachbergeri Awtver des is Schad um den Scharlachberger! Nemme mer den lzelelzt, denn is der Englänner uss’m Platz weg, un denn is des Späßche am Enn, un nemme mer’n zeerscht, denn is es aach net richtig. do dauert-Z tää zwää Stunn, dann hot er sei DäiihL un ich lumm aach net usf mei Kosten!« Er dentt ties nach ,,Heere Se wohl, Hen,« sagt et dann, ,,tvie is es dann nu, wann der Eene von uns fertig is, —- so, unnern Dischl Kann dä Annet dann weidet trinke?« »O yesl Jmmerssu trinken, der An deren! So lange als er uollen.« Adamche schmunzelt! »No, wannsj so ig, denn nemme met ze erseht den Annete, un denn den Scharlachberger. Was mer bot, hvt mehrt« Und nun geht’s los! Um die Zwei versammelt sich eine ganze Korona. Lauter Sachverständige, lern- und trinlfeste Männer. ,,Adamche, zeig, tvos De tannstt Losz Dich net lumpe! So ä armselige Englänner werscht De doch unner trieael So änne, dä noch in sei’m Lewe kää richtige Trobbe getrunke bot! Lauter »Rohde« trinke se do, lauter geschmiert Zeig, unn denn Schlamagner dä se zerecht mache extra für dene Vrieder ihr Gorgeln. Zeig ern emol swas ä echter Binger Bub ist« Der erste Schoppen wird einge gossen. »Proscht AdamcheL Proscht, Herr Englännerl Guck emol, was es ern schmeckt! Jo gelle, soä Trobbe kriecht mer net alle Dag? Finfundneunziger! Langsam Adamche! Du hoscht jo Zeit genug!« »Guck, was dä Englänser an sei’ni Schobbeglas suckelt! Awwerä hot s gute Zuq an sich. Dä is net ohne. A-damche, net so hitzig! Dä Englänner is no net fertig! Du muscht langsamer dbue2 Huschl Do hot ä schun widder fei Schobbe hinne!« Als die ersten Flaschen geleert sind, klopft Adamche befriedigt seinem Geq ner aus die Schulter: ,,Des is recht! Des losse ich mer gek falle! Sie verstehe Jhr Sach! Sie sinn ä düchtiger Kerl und hawwe .1" orreniliche Zug an sich. Awwer un ner’n Disch kommen Se doch! Un nu kenne mer wohl dä Mainzerweger pro wire! Vum Rochusberger hawwe ich jetzt genug!« Der Mainzerweger wird probirt! Auggiebig! Der »Englänner« sitzt fidel da und kauderwälscht heftig! Aber das Adamche wir-d ernst. Bei solch einem schweren Geschäft soll man nicht reden. Und er kaut eifrig ein Stück Brod und redet seinem Widerpart zu, ein Gleiches zu thun. »No,« sagt «der hartnäckig, »ich uollen kein Bread! Jch uollen nur dem. Wein! Dem Wein schmeckt ser: gut.« »Mo, wann Dies telwer net "woue:" murmelt Adamche. »Ich hawwe Jhne lzum Guhde gerothe.« Weiter geht’s. Dem Mainzerweger solgt Eiselerl Es ist schon spät, sehr wäL Er tschlägt auf den Tisch! »Ich « nicht unter’n Tisch gehen. Jch hun dert Bottles trinken. O dest« l ,,Wann er alle-weil noch ä Schobe Scharlachberger hinne hot, denn is er ii verlorener Mann«, sagt sachver ständsig einer der Zuschauer. ,,Zwanzig Schobbe habt er jetzt hinne. Adamche, wie is es Dir?« »Wie soll mer’s sein,« sagt Adamche unwillig. »Wie ’me Mensch, dä Dorscht hot. Des langsame Geschäft, des is mer langweilig Lang mer mol ä Extraschvbbet So, Herr Eng länner, dä do gilt net mit! Da trink ich uff mei eige Koschtet Do kann jo änner oerdorschte, wann ä will! » Proscht!« : »Un nu mol her mit dem Scharlach » berger!« Er betrachtet den Prächtigen Wein andachtsvoll: »Jammerschad um jede Trobbe, den so ä Hergelosfener tricht. Des sollt’ vurn Stadtrath ver bode wär’n, des der verlaast wird. Der mißt ganz allään für die düchtige Binger Berger ufsgehowe wer’n.« Er stößt mit dem Anderen an: ,,Proscht! Un noch emol Proscht; Langsam dahe, Herr, langsam! Des is ä beser! Der läszt net mit sich spasse, der Herr vuni Scharlachberg! Des is ii Trebbche, he?« Der Andere versteht wohl nicht mehr viel ovn dieser feurigen Lobrede. Er hebt mit etwas unsicheren Händen sein Riesenglas und trinkt. Aber es schmeckt ihm gar zu gut. Und trotz allen warnenden ,,bscht, bscht!« Adamche’s, trotz des schadensrohen Gelächters der Zuschauer trintt er in mächtigen Zü gen den Jnhalt aus. Dann verbreitet Fcckhs ein seliges Lächeln über sein Ge t t: »Uuoh! Serr, — serr —- serr—— gut —- ter U —ei —n!« Das kann er noch stammeln, aber dann fallen ihm die Augen zu und er schläft, schläft den Schlaf des Besieg ten. Ein Lärm erhebt sich in der Wirths stube, der einen Todten hätte erwecken können. »No, des ging awwer mol fix! Jo, - dä Scharlachberger, der werst die Leit s um! ’s Adamche hot en ewwer entn- ’ gelegt! Proscht Adamche!« Adamche steht mitten in dem Tu mult als Held und Sieger. Sein roth braunes Gesicht ist eine Niiance röther und seine blanten Augen sind noch( etwas blanter. Halb geschmeichelt, » halb verächtlich schaut er auf denl Schlafenden. »No awtver so was! Vun lumpige elf Schobbe so umzefallei Do bot Insr i io gar lä Ehr bun! Un so was vun i Dorscht, wie ich spüre!« i Und mit erhobener Stimme ruft er ; dem Wirth zu: . ,,Adarn, bring mer noch e so än Englänner!« ( Ein französischer Schriftsteller beim Kai ser Menelik von Abefsiniew Der bekannte französische Schrift steller Le Roux stattete Menelil, dem Negus von Abefsinien, einen Besuch ab. Natürlich ging das nicht ohne Ue berreichung von Geschenken ab. Le Ron erzählt davon: ,,Aufmerksam ge macht auf die Vorliebe des Negus für Reisebeschreibungen, brachte ich in die Audienz beim afrikanischen Kaiser zwanzig Bücher. Jn ihrer Hülle aus rother Leinwand lasteten sie ehrsam auf dem Rücken eines Maulthieres. Nach orientalischem Gebrauch werden sie in feierlichem Pomp präsentirt. Die Schnüre werden zerschnitten, Und die Bücher erscheinen in ihrem Einband aus rothem Saffianleder mit dem kai serlichen Wappen und wunderbar ver goldet. Diese Toilette gefällt der Um gebung des Negus. Der Erfolg gilt mehr dem Buchbinder als mir. Der Kaiser in seinem Mantel von schwar zem Satin macht eine ganz ungezwun gen neugierige Bewegung. Er öffnet mehrere Bände und blättsert herum. »th es möglich,« sagt er, »daß ein Mann. der nicht graue Haare hat, schon so viele Bücher geschrieben hat! Jch will mir einige Seiten aus diesen Büchern übersetzen lassen. Womit ra then Sie mir anzufangen?« Jch kenne die Vorliebe des Kaisers für die Wun der der Natur, und ich schlage ihm ein Buch über Norwegen vor. Jch ahne schon, daß der Negus sich für den Nor den, seinen Schnee, seine Rennthiere und Bären und seine Eskimos beson ders interessiren wird. Jch erzähle von den Wintern in Hammerfest, den blauen Nächten der Mitternachtssonne. Der Kaiser höri mit gespannter Auf merksamkeit zu und stellt immer von neuem Fragen: »Aber wie leben diese Leute? Warum wohnen sie weiter in solch’ einem Land? Sind die Renn thiere sehr verschieden von unsern An tilopens« Ein kaiserlicher Rath mufz dem Ne gus das Phänomen der Mitternachts sonne auseinandersetzen, und Menelit ist so entzückt von dieser Neuigkeit, dafz er sie Allen, die ihn umgeben, sofort noch einmal erzählt. Er wundert sich, daß ich es wagte, in diesem Lande zu reisen, und nicht gefürchtet habe, an der Kälte zu sterben. »Erzählen Sie mir doch mehr von dem Norden . . . .« Jch spreche von dem Einfluß, den in diesem rauhen Klima das Feuer des Heerdes und das warme Heim auf die Lebensgewonheiten gehabt hat, von der Stellung der Frau in einem Lande, in dem der Mann draußen leidet und sich nur in seinem Hause wohl fühlt. Dabei kommen wir —- mein Ehren wort darauf — auf die Auswüchse der Frauenbewegung und —- »das Pup penheim« zu sprechen. Jch sehe im Gespräch mit Menelik die Silhouette Jbsen’s deutlich vor mir auftauchen, ich höre die Stimme des norwegischen Propheten, sehe seine durchdringenden Augen, wie ich sie in Christiania bei unsern Gesprächen durch die Brillen gläser blitzen sah . . . Menelit sagte zum Schluß: »Man versteht leicht, daß das Leben im Norden zu diesen Resul taten geführt hat. Uns hat Gott jeden Tag gleichmäßig Licht und Schatten gegeben. Wir sind gesegnet.« Und noch einmal kehrt er in Gedanken zu der drückenden Finsternis-, des nördlichen Winters zurück: »Diese Dinge sind iiberraschend. Wenn nicht Menschen, zu denen man Vertrauen hat, sie er zählten, die sie mit ihren eigenen Au gen gesehen und sie in Büchern geschil dert haben, würde man sie nicht glau s« ben. Eine historische Anekdote vom leiden schastlichsten Spargellicbhaber. Jn der jetzigen Spargelsaison wird Freunde des östlichen Gewächses die folgende historische Anetdote interes siren, historisch wenigstens insofern, als ihre Helden Persönlichkeiten sind, die wirklich existirt und in der Gesell schaft ihrer Epoche eine Rolle gespielt haben. Wenn das Histörchen selbst vielleicht erfunden ist, so ist es jeden falls gut und amiisant erfunden. Da nach war wohl einer der leidenschaft lichsten Spargelliebhaber seiner Zeit Foutenelle,der als sruchtbarerSchrist tteller mehr bekannte als geschätzte Nesfe des franzktsischen Klassikerg Pierre Corneilles. Fontenelle starb 1757 als Hundertjähriger, und dafz er ein so hohes Alter erreichte, das schrieb er hauptsächlich der gründli chen Spargelcur zu, die er in jedem Frühjahr durchmachte. Der ihm in nig befreundeteDubois war ein eben so begeisterter Spargelfreund. Ge meinsam konnten aber die Beiden ihrer Neigung niemals stöhnen, lweil Fontenelle seine Spargeln mit Essig und Oel, Dubois aber mit weißer Sance zu essen liebte. Nun hatte ein mal Madame de Tencin die Freunde zu einem Frühjahrsdiner eingeladen-s — Es gab die ersten Spur eln, und di Madame den Geschma der Herren k,annte hatte sie Jean, dem Koch, Ordre gegeben, eine Hälfte der Spar geln mit Essig und Oel, die andere mit weißer Sauce zuzubereiten. Fon tenelle war pünktlich erschienen und hatte bald zu seiner Befriedigung er fahren, was bezüglich seines Lieb lingsgerichtes angeordnet worden. Dubois ließ sich jedoch merkwürdig lange erwarten. Endlich schickte man nach ihm. Der Bote brachte zu Aller Schrecken die Meldung, es hätte ihn ein Schlaganfall getroffen, dem er auch schon erlegen wäre. ,,Todt!« rief Alles Voll tiefster Erschütterung »Todt!« rief mit Thränen in den Au gen auch Fontenselle, dann fügte er hin-zu: »Ist es aber auch wirklich wahr?« — »Leider kann darüber kein Zweifel bestehen,« antwortete vder Bringer der Nachricht, »ich habe die Leiche selbst gesehen.« — Da sprang Fontenelle an die Thür, riß sie auf und schrie so laut er konnte nach der Küche hin: »Jeanl Alle Spargel mit Essig und Oel!« Cigarren zur Vermittelung von Heu-alltä antriigen in Holland. Jn Holland ist es Sitte, daß junge Männer disCigarren zurVerrnittelung von Heirathsanträgen benutzen. Wenn nämlich ein junger Mann in ein Mäd chen verliebt ist, so klingelt er an der Thür des Hauses, in dem die Angede tete wohnt, und bittet um Feuer, seine Cigarre anzuziinden. Tsieser erste Schritt macht die Eltern blos auf merksam. Aber wenn er sich zum zwei ten Male unter dem Vorwande des Feuerforderns meldet, dann wissen sie, woran sie sind, und treffen ihre Maß regeln, um bei dem dritten entscheiden den Versuche den entsprechenden Be scheid, je nachdem ihre Erkundigungen lauten, geben zu können. Dieser dritte Versuch erfolgt gewöhnlich sehr bald nach dem zweiten. Jst der Freier nicht genehm, so wird ihm das Feuer ab und die Thüre Vor der Nase zugesch!a gen. Es ist das ein Korb in bester Form. Jst aber die Werbung will kommen, so wird ihm artig Feuer ge reicht, er zündet seine Cigarre an und tritt dieses Mal In s Haus, wo ihn die Familie empfängt Jetzt kommt es zur Erklärung. Der junge Mann macht der Form wegen den Eltern diejenige ihrer Töchter namhaft auf welche seine Wünsche sich richten. Sobald dieser Punkt aufgeklärt ist, tritt ihm das Mädchen entgegen und sie reichen sich die Hände. Hat er dann seine Cigarre ausgeraucht, so wird ihm die nächste oon seiner Braut gereicht, die ihm auch das Feuer dazu giebt. Es soll bis jetzt nicht ein Beispiel vorgekommen sein, das-, eine Verlobung, welche mit der zweiten im Elternhause der Braut gerauchten Cigarre zu Stande gekom men, jemals von der einen oder ande ren Seite gelöst worden wäre. Schiller hielt seinen »Don Carlos« lei ncr Prachtausgabe für würdig. Jn der reichhaltigen Autographen Sammlung des Prager Sammlers Fritz Donebauer befindet sich ein eigen händig geschriebener Brief Schillers an den Buchhändler Göschen, der bis her noch nicht vollständig gedruckt sein dürfte. Der interessante Brief hat folgenden Wortlaut: »Jena, 28. Oct. 97. Jch habe mein Versprechen wegen des Geistersehers nicht vergessen, nur kamen diesen Som mer zu viele Abhaltungem und ich glaubte auch nicht, daß es Eile damit hätte. Hier erhalten Sie einstweilen den Anfang, ehe Sie diesen in den Druck geben, soll auch das übrige in Jhren Händen seyn. Jch wollte un maßgeblich rathen, daß Werkchen um ein weniges weiter zu drucken, denn ungeachtet dessen, was neu hinein kommt, wird es doch fast um zwei Bo gen tijrzer, da ich den größten Theil des philosophischen Dialogs hinweg lasse. Was den Carlos betrifft, so ber spreche ich Ihnen zwar, das Mschi. oor Johannis im nächsten Jahr fertig abzuliefern, aber ich läugne nicht, daß es mir unangenehm ist, wenn eine Prachtausgabe davon gemacht wird. Zu einem solchen Zwecke, als Sie da mit erreichen wollen, qualifizirt sich eine so jugendliche Arbeit nicht; ich verkenne nicht zwar das Gute und· Schätzbare, was daran ist, aber es fehlt ihm die Reife, die ihm nicht mehr gegeben werden kann, und indem Sie es durch eine gewisse Emulation mit Vofz in Berlin dem Nathan gegenüber stellen, so geben Sie mir vor dem Pu blikum den Schein einer Anmaßung, von dem ich sehr weit entfernt bin. Gerade die Reife, welche dem Carlos fehlt, hat der Nathan, und das Gute, was jener vor diesem voraus haben mag, hilft ihm bei dieser Konkurrenz nichts, da man gerade jene Eigenschaf ten am meisten fordert. Ueberlegen Sie noch einmal meine Zweifel, vielleicht findet sich noch ein anderes passen-des Mittel, Jhren Wunsch wegen eines typographischen Wetteifers zu realisiren — und seien Sie versichert, daß ich mit Freuden dazu die Hand bieten werde. Sch« Die StadtRichland in Missouri marschirt an der Spitze der Civilisa tion. Unter den dortigen Bürgern hat sich nämlich ein ,,Shirt-Waist Club gebildet, der als der erste in seiner Art bezeichnet werden muß. II- sit I Wenn das Gold noch so schmutzig erworben wurde —- es glänzt doch immer. ,