Woran its-Heinrich Lee. (3. Istsletssmad Das Schicksal hatte ihm keinen Sohn bunt. Nur eine Tochter war ihm st, und die Mutter hatte für das Kind bei einer Geburt das Leben lassen mit en. Eine ältere Schwester von ihm nahm sich des Kin des an, noch vor dem Kriege hatte sie einem reichen Fabrikanten im Elsas. in der Stadt Mühlhausen, ihre Hand «aereicht, der Elsaß wurde dem Vater lande entrissen, nach jahrelanger. tin derloser Ehe starb der Mann seiner Schwester, die Fabrik wurde von ihm verkauft, und das Verniinftigste wäre nun gewesen, die oereinsamte Frau wäre mit ihrem Vermögen ietzt nach Paris zurückgekehrt Aber nein, dazu hatte sie keine Lust, sie wollte bei dem Grabe ihres Gatten bleiben. Sie tam nach Paris, um sich das Kind zu ho len. Oberst —- damals noch Kapitän d’Engretnont hätte ihr sein Kind ver weigern müssen, denn das Land, in das es die Schwester brinan wollte, war Deutschland Aber als alleinfte hender Wittwer, wieder zum Jungge sellen ae«1vorden, hatte er teine Wahl, er mußte es der Schwester überlassen »Daß mir Hortenfe nicht deutsch spre chen lernt,« hatte er Julie auf die Seele gebunden. Julie versprach es. Zu feiner Beruhigung außerdem kannte er diese Stadt. Trotzdem sie nun Frankreich geraubt mar, so war Wesen Und Sprache in ihr doch ganz französisch geblieben. So nahm denn Juiie dass Kind mit sich —- nachMiihl hausen, nach Deutschland Viele Jahre lang sah Oberst d«En gremont sein Kind nicht wieder. Je den Monat kam von Julie an ihn ein Brief über Hortense, der ihn in seinen Baterpslichten vollan bertihigen durfte. Julie nahm sich des Mädchens tnit einer Sorgfalt an, als wäre es ihr eigenes Kind. Nachdem Hortense älter eworden war und schreiben gelernt tte, lag dem Briese Juliens auch je desmal ein zweites Briefchen bei — tnit kindlichen, steifen Zügen, die sich aber mit der Zeit immer gefälliger ge stalteten in ihrer Klarheit, Einfachheit nnd Energie einen Rückschluß auf den sich entwickelnden Charakter der Schreiberin zuließen. Was Hortense II-—:-c. —---- c--:säj- «-»·- Il-:-- s kaput-« tun-cis Hin-u- «.4. o.-.-«», »u befangene Mittheilungen au-: ihrem friedlich und geordnet dabinfließenden jungen Leben die aber deni Oberst immer von Neuem die Gewißheit aa ben, daß sie nirgends-«- in der Weit des ser aufgehoben sein konnte, und daß ihre Erziehung von Julie ganz in dem Sinne geleitet wurde, als wenn er nach dem landesüblichen Brauche das her anwachsende Mädchen in ein Kloster egeben hätte. Erst nach der ,,Fiata: trophe«, das heißt nach seiner Verab schiedung, fühlte er, düsteren Gedan ken hingegeben, das Bedürfniß, sein Fleisch und Blut nun wiederzusehen Sollte er sich selbst zu seiner Schwester auf die Reise machen? Nein! Er hatte sich geschworen, dieses Deutschland So kam Julie mit Hortense auf sei neu Wunsch nach Paris. Hortense wa eben vierzehn Jahre alt geworden und Oberst dEngremont konnte aus das hübsche Mädchen, das ihn nun als Vater umarmte, stolz sein. Sie trug ihr erstes langes Kleid, aber sie war noch so unbefangen, so frisch wie ein Kind. Aug ihren braunen Augen rahlte ein steter warmer Sonnen chein; wenn sie mit ihrem Vater, be leitet von der Tante, durch Parig Fuhr, so schlug sie über die Herrlichkei ten, die sie hier zum erstenmale sah, jubelnd die Hände zusammen, sie plan .derte, sie lachte, der Vater war ihr nicht sremb, sie nannte ihn mit einer Liebe »Papa«, als hatte sie ihn irri mer gekannt. Wenn die sonstige Er ziehungsweise die meisten französischen Jungen Mädchen zu einer Art von Treibhauspslanzen machte, so war Hortense wie eine aus der Wiese ge wachsene Blume, die jeden, der sich ihr näherte mit ihrem Duft erquictfte Oberst d Engremont war mit dem Er Zehn näswerk seiner Schwester zufrie ines Tage-B aber machte er eine ihn tn Harnisch dringende Entdeckung fartense sprach deutsch. Es kam zwi chen ihm und seiner Schwester zu ei " wem starken Austritt. .,Dasiir kann ich nichts,« erwiderte Julie ruhig g- »in Mühlhausen hat sich manchese andert. Man hört jetzt dort deutsch ri roll. Was in meinen Kräf ten stand, um mein Versprechen zu er . Mu, habe ich gethan. Jch habe Hor SJe deshalb auch in keine öffentliche ule geschickt Sogar französische Dienstboten habe ich Ihaltetn Sie hat es tro dem gelernt on meiner eige sung darüber spreche ich nicht » chDeinen Chauvinismus T under-ständig halte, das habe ich · niemals verhehlt. « berstikcngremont war über diese unliebsam Entdeckung so in Zorn er auf der Stelk beschloß, or nimmt bei sich zu beha ten. W e stand Ieht in einem Al ist, is welchem sie, wie ihm Julie mit MI Mben anbetnanbetsetzte, weib nicht entbehren konnte. Essig mit keiner Stiefelsohle zu berühren. s W Mjbände zugeworfen, wieder nach Mublhansen zurück. In dem Leben von Oberst d’Engre mont war eine neue Epoche eingetre ten, die Politik, die alle übrigen Ge danken in ihm, auch die an seine Tochter, in den intergrund drängte. Er war in den meinderath gewählt worden. Die Wahl war wie eine Schlacht gewesen, nur daß sie noch viel heiser verlaufen war als die acht Schlachten, in denen Oberst d’Engre mont im Kriege mitgesochten hatte. Dieömal aber war die Schlacht sieg reich gewesen; siir die nächsten drei Jahre —- so lange dauerte das Man dat eines Gemeinderatbsmitgliedes — hatte also Oberst d’Engremont, getra gen von dem Vertrauen seiner Mit ürzqer, das Wohl der Stadt zu dek treten. Außer dem, was von seinen Gegnern schon gesagt worden ist, hiel ten sie natürlich auch mit dem Ein wand nicht zurück. daß ein Mann. der zeitlebens sich nur mit dem militäi rischen Dienst beschäftigt habe, leine Uebung in iommunalen Angelegenhei ten haben könne. Dieser lächerliche Einwand richtete sich von selbst. Ar beitete man sich in solche Sachen hin-· ein, so erlernte man sie auch, und zwei tens — auf was kam es denn in erster Reihe an? Aus die politische Haltung kam es an! Ob eine Neuvslastetung, eine Kanalarbeit, eine Schulbausc Ausdefserung von republiianiichem oder von imperialistischem oder von nationalistischem nteresse war, da raus kam es an! s as Quartier, wel ches Oberst d’Engremont mit seinem Mandat vertrat, lag aus dem Mont martre. Wieder hatte man sich bei der Wahiagitation überzeugt, daß der Ti-: tel eines Oberst von der Armee nach immer eine bestechende Wirkung auf die Wähler ausübte. Nur eine einzige dunkle Wolle stand am Horizont. Das waren die nach den schon besagten drei Jahren bevorstehenden sie-mahlen Würde der Gewählte dann das Man dat siegreich behaupten? — Oberst d·’Engrernont hatte manchmal über diese Frage peinigende Träume. Nur Träume —- Gott sei Dant. Noch hat ten die Neuroahlen ja bis zum Jahre 1900, dem Aussiellungsjahr, Zeit. Fiin « ahre waren vergangen, seit der O zum letztenmal sein Kind gesehen hatte, als eines Tages aus Mühlhausen ein Brief an ihn antam, her ans der Adresse nichtiwie sonst die Handschrift seiner Schwester, sondern diejenige Hortense’s trug Und der den Oberst in hie größte Aufregung ver setzte. ortense theilte mit, daß die Tante ich eine schwere Ertälrnng zu gezogen habe, die hoffentlich bald vor übergehen würde, wenn sie auch jetzt das Bett hiiten müßte. Auferdem aber benachrichtigte ihn hortene noch von etwas anderem. Ein junger Mann, ein Deutscher, ein Ingenieur, hatte sie um ihre Hand beten. Wenn ste auch kühle. so schrie sie. daß. so lange die Tante noch nicht au r Ge fahr war, sie nicht an sich sel st den ten würde, viel weniger noch an eine solche Liebes- und Heirathsangelegew heit, so sei doch gerade die Kranlheit der Tante die Ursache dazu gewesen, und die Taste, die mit dieser Verbin dung sehr einverstanden und wahrhaft erfreut darüber sein würde, hätte selbst gewünscht, dasz sie ihm sofort Mitthei lang davon machte. »Ich weiß, lieber Papa, von Tante Julie,'« so lautete weiter der Brief« »daß Du tein greund der Deutschen bist, aber wenn - -u Altdorser, so heißt er, und ich sin "de, es ist ein sehr hübscher Name, ten nen lernen würdest, so wirst Du Dich i selbst überzeugen, was er iir ein lie k ber, tüchti er Und guter ensch ist. Tante Ju ie behauptet, ich sei durch und durch Französin —- Pariserin — geblieben, nicht nur mit meiner immer i i i ’ UT guten Laune, meiner Zchwntzlsaitigteii und meiner schrecklichen Eitelkeit, son dern auch mit meinem praktischen We sen und meiner Verniinjiiiateit, unk Deehalb wäre ich so eine große Deutsche Liebe gar nicht werth. So viel aber siitsle ich, lieber Papa, daß Du mich wenn Du Deine Einwilligung Hier-se sehr glücklich machen würdest· Es Der steht sich von selbst, baß Altdorser noch bei Dir persönlich um mich ans halten wirb, nur muß ich ihm wohl erst durch Diesen Brief, lieber Papa, von Dir die Erlaubniß dazu verschaffen Das schönste wäre, wenn Du telegra phiren würdest, dann ist Altdorser übermorgen bei Dir in Paris, und dann würde, seht, sehr glücklich sein Deine Dich innig liebende Hortense.« Oberst d’Engrernont las noch ein mal diesen Brief, dann zerknitterie er ihn und wars ihn in die Ede. Ein Deutscher! Ein Deutscher sein Schwiegersohni Es war weniger Hortense, der sein sngrimm galt, als vielmehr seine chwester. Sie hatte es zugelassen, sie hatte der Sache wahrscheinlich noch Vorschub geleistet, sie war damit »ein versianben«. Aber es geschah ihm re t. Er biitte Julie besser kennen so n. Schon als Kind hatte sie et was Berschrobenei gehabt nnd mit den Portierskindern gespielt Sie hätte, eine gebotene d’Engremont« sonst auch reinen gewöhnlichen Fabri kanten eheirathet, es war eine soge nannte iebesbeirath. Allein sie trug die Schuld. Sie allein! Gottlob aber —- er wurde ruhiger. Noch war nichts zu spät. Ganz einsach, er schrieb sofort an Hortense· daß er seine Einwillignng unt-seinet liofversaar. Noch me ——äiazsie forschte-umzi- zn le een sollte nlie ans war. a vieren-Frasse- ennegekiu s KM UND-—- Täter-se mer i keine seanssichtigun niehr —- ain we nigsten eine, wie e seine Schwester an the ausgeübt, die Resultate davon traten ja jth zu Ja . dorten e konnte seht in einein itswesen d Leitung der Wirthschast iibernebmen, und das da te sehr gut, denn Ma dame Bauer x, die bisher dieses Amt versehen, hatte um nächsten Quartal getündi t. nzweisel st, wenn sie erst in rii war, w rde hortense diesen deutschen herrn der äzssein Stellte ihr nach ihren ethenen orten nicht Julie selbst das irg nisz aus. da sie ein oerniinti es Mädchen war Also! Noch war ni ts dat! berst d’Engremont setzte sich an seinen Schreibtisch. Jn diesem Augenblick brachte ihm der Diener ein soeben abgegebrnet Te legramm. Es war von Hortense und lautete: »Tante Julie im Sterben. Sie verlangt nach Dir. Komme sofort." Die Nachricht erschütterte ihn. Von allen seinen einftigenAn ehörigen war nur noch Julie am Le en. Persön lich hatten die Geschwister wenig im Verkehr miteinander gestanden, auch ihre Charaktere hatten wenig zusam men gepaszt, aber sie fühlten doch im mer das gemeinsame Blut, und eins wußte vom anderen, daß es in der Noth an ihm einen Anhalt, eine Hilfe hatte. Nun drängte sich plötzlich eine sinstere Gestalt zwischen sie -—— der Tod! « Noch an demselben Abend reiste der Oberst ab. Beim frühen Morgen grauen traf der Zug in Straßburg ein. Als sich an dein blaßblauen Frühhimmel der rathe deutsche Mün sterthurni abzeichnete, schloß Oberst d«Enaremont als guter Patriot die Augen. Dann rollte der Zug süd wärts, zur Rechten im Westen eine ferne blaue Bei-gleite —- es waren die Vogesen. Jn der weiten. griinen Ebene wurde eine Stadt sichtbar. Aug unzähligen. hohen Schornsteinen zo gen schwarze Rauchwollen über sie hin und bedeckten weit und breit die Wege mit Kohlenstaub Das war Mühl hausen Hortense hatte ans dem Bahnhof ihren Vater erwartet. Sie eilte ans ihn zu und umschlang ihn. Oberst d«Enaremont hätte seine Tochter sonst » wohl laum wieder erkannt, eine so f aroße Dame war sie geworden. Sie 7 hatte Thränen in den Augen. Tante ) Julie war tobt. " Aus der Fahrt in die Stadt erzählte s sie, wie es so schnell gekommen war. Noch in der Nacht hatte, nachdem ein hocharadigesFieber hinzugetreten war. »ein Lunaenschlag dem Hortense so « ibeoren Leben ein Ende gemacht. Auch i er. der alte Soldat, wischte sich bei dieser Nachricht eine Thriine aut- dem Auge. Was Tante Julie ihm noch zu sagen gehabt hatte, das wußte Hortense nicht« Bei der großen, wahrhaft mütterlichen Liebe, die sie fiir ihr angenommene-Z Kind gehabt hatte, war es sicherlich nur die Sorge um sie, vielleicht ein dringliches letztes, gutes Wort. dar-« sie fiir Altdorfer bei ihm noch hatte einlegen wollen «Davon wollen wir nach dem Be sgriibniß reden,·· unterbrach der Oberst re. Das Bearbbniß fand statt, und ein zahlreiches Trauergefolge gab Tante Julie das letzte Geleit. Namentlich sah man hinter ihrem Sarge viele arme Leute gehen, denn Tante Julie war eine große Wohlthäterin gewesen. Hortense sah in dem schwarzen Trau ertleid, das ihre schlanke Gestalt um spannte, beriiitend schön aus. Ihr sein geschnittene5, blasses Gesicht war nur von den großen braunen, jetzt gleich der Sonne, deren Glanz sich hinter triiben Wolen verbirgt, leuch tenden Augen belebt. "n leichten Wellen fiel iiber ihre weiße, schmale Stirn und die rosigen O ren das la stanienbraune Haar. er sie sah, meinte, dass sie noch niemals schöner Lgewesen sei, als so in ihrer ersten Lrauet Nach Der Beerdigung, noch an Dem-· setbenTaae, harte Oberst Istsngremant mir seiner Tochter eine tange Unter rein-sur Wenigstens Das war ihm von Diesem deuischen Herrn tied, daß er so viel Feingesüht gehabt, sich während Dieser Trauertaae sernznttatten, ein FeingesiihL das Oberst v’E-ngrernant von einem Deutschen vielleicht nie er wartet hatte. Hortense sollte erst er ählen, wie sie zu verVetanntschast die ses Herrn gekommen war. Das war sehr einsach. Herr Altdorser hatte ei nige Monate in Mühlhausen wegen ei ner neu errichteten Fabrit zu thun ge habt, und bei einem Nessourcensest war er Tante Zelle und ihr vor estellt worden. - r Zufall, der gesellschaft liche Verkehr in der Stadt führte ihn dann noch öfters mit den Damen zu sammen. Schließlich lud ihn Tante Julie, weil sie so viel Gefallen an Att dorser sand, u ihren «Mittwochen« ein. Als die ante erkrankte, sprach Altdorser vor, um sich nach ihrem Be sinden zu ertundigen. Zum erstenmal war Hortense mit ihm ganz allein, da kam es über seine Lippen. .Papa, ich liebe ihn,« sagte rtense, nnd erröthend bar sie, die rme um ihres Vaters ls schlingeny denKops an seiner Beu . " »Wo- ist ver r?« sragte Oberst d’Engremont, si noch bemeisternd. Altdarser hatte ihr-versprechen müs sen, so fange, bis vom Vater die Ant wort eintraf, nicht mehr in? aus zr kommen. Selbst als der ad de1 M kund wurde, hielt er sich an das Mmtäsps mMsM if W Fett Feier Messe-spars- etn. Vers daß sie ihn n cht —- er hatte wo l zu den armen euten gesellt. Au tou te er nun wohl, daß der Vater da war. und so wartete er aus Bescheid von ihr. --— ,Ja« oder. »Rein«. Dor tense verstummte «Rein!« fuhr Obert d’En remont heftig heraus. »und u wei t, wa rum.·' Hortense wußte es. nHätte Julie, hätte Deine Tante ihre Pflicht an Dir gethan, sie hätte es nie so weit kommen lassen, sie hätte Dich gewarnt.« .,Sag’ nichts böses aus Tante Ju lie, Papa, sie hat nichts davon gewußt, nichts geahnt.'« Zum erstenmal in seinem Leben be fand sich Oberst d«Engremont in ei nem oeritablen Seeleniampi. Er liebte sein Kind. das mertte er jetzt — jetzt, wo ihm Hortense davon sprach, daß ihr Glück in seiner Hand lag. Er spürte ferner eine ganz erbärmliche Schwäche an sich —- »Gutniiithigteit« hätten es vielleicht minder stren e Leute genannt — die ihn dazu versiig ren wollte. diesem »Gliick« seines Kin des nachzugehen oder wenigstens inso weit Hortenses Bitte zu willfahren, diesen Mann zu sich zu lassen, ihn ten nen zu lernen. sAber in diesem kriti schen Augenblick dachte er noch rechtzei tig an etwas, was ihn wieder stark, unbeugsarn machte —- an die »Partei«! Oberst d’Engremont. der seine Toch ter einem Deutschen zur Frau gab! Dann hatten seine Gegner gewonnenes Spiel, und bei den Neuwahlen fiel Oberst d’Engren-.ont mit Posten und Trompeten durch. »Weder wünsche ich eineilnterreduna mit dem Herrn, noch tann ich Dir meine Einwilligung geben. Dabei bleibt es!« saaie er mit einer Stimme, daß Horten e daraus- entnehmen miißte, sie habe keine Hoffnung mehr. »Weil Dir das Glück Deine-s Kin des weniger am Herzen liegt, als-Deine Politik, Dein Ehrgeiz, Vaters« Erst wußte er aus diesen Vorwurf seiner Tochter teine Antwort. Dann aber doch — und nun fand sein von diesem Seelentampfe zermiirbteås Ge müth auch wieder die nöthi e Be ruhigung, so eine erhabene gestie digung· Nein, er war iein grausa mer Vater, er war nur ein großer Pa trean Sorg tout er ix Fesolgt nur Äo, H »Meine Person aehört dem Vater land -——— nenne nicht das- Ehrgeiz, ioas nur meine Pflicht ist. Gerade weil ich Dein Vater bin, arrade darum solltest Du das zu allererst begreifen Du wirst diesen herrn vergessen das ga - rantire ich Dir. Jch nehme Dich jetzt mit mir nach Paris-, Julie hat uns ein hübsches Vermögen hinterlassen, Du wirst das Pariser Leben kennen lernen, Du wirst Dich zerstreuen, Du bist hübsch, alle Welt wird Dir den Hof machen, und in zwei, drei Jahren wirst Du einen anderen heirathen, ei nen Mann, der Dir nicht weni er con deniren roird als-s mir Jch sage — das Farantire ich Dir?« «(.S ist selbstverständlich « sagtei sie und ihre Stimme tlan seltsam ver ändert, »das ich mich seinem Willen nicht wider etze. denn Du bist mein Vater. Jch geborche Dir also. Herr Altdorser soll von mir erfahren, daß ich seinen Antrag nicht annehmen kann.« Allerdings war das nur selbstver ständlich. Jn anderen Ländern moch ten die Kinder, wenn die Liebe in s Spiel tain, manchmal ge en denWillen ihrer Eltern handeln ar aber die Stadt, in der Hortense ausgewachsen und erzogen war, auch dem Namen nach deutsch —- die korrekten, in dem Begriff »Gesellschast« wurzelnden französischen Familienanschauungen hatten sich doch hinreichend in ihr er halten Auch Hortense lannte keine anderen. Jch brauche mich darum nicht mehr zu betiimmern?« sraate Oberst d’Enare mont am Ende dieses Gespräches-. Ein harte-« ironischeg Lächeln flog über Hortensens Gesicht. »Nein, Papa, darum brauchst Du Dich wirklich nicht zu betiimmern.« Die Sache war Gottlob abgethan. Ein paar Ta ae später, nach Ord nung der Erb chastsangelegenheiten reiste Oberst dEngremont mit seiner Tochter nach Paris zurück. Zwei Jahre waren seit dieser Zeit vergangen Wenn Oberst d’Engremont Hortense damals gesagt hatte, er »gu remtiere« ihr, daß sie die Affaire in Paris bald vergessen haben würde, so schien seine Prophezeihung allerdings in Erfüllung gegangen zu sein« Man sah hortense mit ihrem Vater bei al großen Rennen, in den Theatern, ten Coneertery bei den Empfangen des Präsidenten ten Elysen aus dem Rach mittagseorsp im Boii Maul-Janer sie mit bewunderungzrvltrdigein Glitt häufig einen zweisisigen Tab selber dtritschirte ans den großen Wohlthatigi trittbazaren nnd allen sonstigen der artigen Gelegenheiten Nach dem im unt stattsindenden Grand Prtx reiste e mit ihrem Vater wie die ganze iidrige vornehme Pariser Welt in die Wider oder auf's Land, nnd wer das schöne Mädchen und die glänzenden Teiletten die sie immer trug, sah, mußte allerdings »sich-m daß ihr nichts Mite. was sich ein MW zu ihrem SM- mer i l ( ( i »Du wirft demHerrn also schreiben? nen rosigen Schimmer behalten. Alle anderinDamen puderten sich noch dazu — hortense nicht« die Farbe der Ge sundheit freute sie. Obwohl die Pariser Gesellschaft, in die Dortense jeht ein getreten war, an Schönheiten wahrlich nicht arm war, so rief ihreErscheinung doch die allgemeinste Aufmerksamkeit hervor. Dabei war sie heiter, liebens würdig, ungezwungen, ihre Unterhal tung war voll Esprit und ihre Tot letten zeigten den feinsten Geschmack. Kam sonst eine junge Dame aus der Provinz nach Paris, so bedurfte es immer, ehe sie die nöthige Pariser Schulung erlangte, einer gewissen Zeit. Hortense aber machte den Eindruck. als wäre Paris ihre Heimath Dazu kam allerdings. daß die Verhältnisse, in denen sie lebte, etwasAuszergewöhn-» liches hatten. Obwohl junges Mädchen, so iibte sie in dem Hause ihres Vaters «-—— Oberst d’Engremont bewohnte fest. seit der Erbschaft von seiner Schwester, in den Champs Elhsees ein eigenes Hotel — doch selbständia diehonneurs aus. Schon das mußte ihr eine große Selbstständigteii verleihen. Wer Frl. von Engrernont nicht kannte, der hielt sie, wenn er sie erblickte. beinahe für eine junge Frau. Es konnte natürlich nicht fehlen. daß Hortense unter der Herrenwelt wahres Furore machte. Männer von Rang und Namen legten ihr ihre An: träge zu Füßen- aber bortense theilte nur Korbe aus«- Nicht selten larn es darüber zwischen ihr und ihrem Vater zu Controversem aber dann erwiderte Domme .Wenn ich heirathen soll, dann muß ich eine Neigung dazu spüren. Ohne Neigung zu einem Manne hei rathe ich nicht. Besser, als es ietzt ist, wünsche ich mir meinLeben nicht mehr. Auch Du, Papa, würdest doch nichts dabei gewinnen. Laß mich bei Dir, so fiihlen wir uns beide wohl!« Hieran entgegnete Oberst d·Engre mont seiner Tochter nichts mehr. Hor tense hatte recht. Außerdem war sie noch jung. Daß sich schließlich ein ge eigneter Verderber, der auch ihre Nei gung erwiderte. noch finden würde das stand natiirlich fest. Also hatte es mit ihrer Heirath Zeit. So wenigstens hatte es in dieseer ziehung mit Hortense noch bis vor we nigen Monaten gestanden. Die Vorar beiten zu den Neuwahlen hatten be gonnen, und diesmal, angesichts der aanzen politischen Lage, versprochen die Kämpfe noch higiger zu werden, als bei der vorigen Wahl. Auch die Partei vom Oberst d’Engremont hat te ihre Hilfsschaaren aufgeht-ten. Man sah Hortense jeht mit ihrem Vater sel- - teuer. Er hatte höchst wichtige Zu- I sammenliinfte. er hatte in seinem bis herigen Stadthezirt, siir den er nun von Neuem candidiren sollte, zum Volk hinabzusteigen Reden zu halten und vor allem Reden zu lernen. Jn das vornehme kleine Hotel in den I Champs Elysees kamen ietzt Leute, die man nie vordem darin gesehen hatte. Zu diesen Leuten gehörte auch der junge Gras Montrejeau. Graf Montreieau tvar Mitglied des Wahlcomiies. Aus diese Weise hatte der Oherft seine nähere Bekanntschaft gemacht. Der Graf war der leßte sei nes hauses, das leider, wie allgemein bekannt, total verarent war, Jan aber nicht hinderte, daß die junge Gras eine sehr comsortahle Junggesellenwoh nung nebst Dieneeschaft hatte, ver schiedenen tostspieligen Clubs ange hörte und auch sonst ein Leben führte, trie es seinem alten, dornehmenNamen zukam. Woher er die Mittel dazu nahm, das wußte man nicht. Wahr scheinltch hatet er geduldige Gläubi ger, die damit rechneten, daß er ein mal eine reiche Heirath machen wür de. Seit einiger Zeit verging tein Tag, an dem der Graf nicht wenig stens einmal zu dem Oberst inshaus lam. Die Dienste, die er dar Partei und im speciellen dem Oberst leistete, spat-i- zmtchössshjsx Ists-Ists Ists em system, die Wanieetcnan zu de ardeiten, das fast etwas Näthselhaftes . hatte. So tvar es ihm zum Beispiel ’ gelungen, in dem Wadldezirt des Obersten sämmtliche Schlachten Mei ster und Gesellen, aus die Seite der Partei zu drinne-T —— einfach dadurch, daß er den Vertetern dieses ehrenhaf: ten Handwerts im Vertrauen erzähl te, die Partei würde dasiir eintreten, daß der städtische Zoll, der auf das von auswärts anlangende qeschlachtete Fleisch erhoben wurde, erhöht werden sollte —- nur wünschte, wie er hinzu sügte, die Partei vorläufig aus Op dortunitätsaründen diesen Puntt des Programms als Geheimnis-, zu behan deln. Auch dar Oberst d’Enaremdnt durfte dieses »Geheimniß« nicht »ge liistet« werden, denn bei seinen »strena soldatischen Anschauungen« hätte sich der alte Bett wahrscheinlich nicht ganz einverstanden damit gezeigt. Natür lich bethiitigte sich Graf Montrejeau auch als Journaltst. Jn einer gewis sen . itung las rnan unter einem al ,len arteigenossen bekannten Pseudo nym aelegentliche Artikel von ihm. Dazu sein Name, seine Verbindet-i mit dem höchsten Adel. kurz. Gea Mannesan war site die Partei eine unschähbate Kraft, und demzusol e siir den Oberst auch. Nur harten e sah den Grasen nicht gern, und dei halb kam es zwischen ehe und ihrem Vater manchmal kleinen Seenen. So war es erst ge en gewesen. «Dn behandeln ihn mit einer Mil te. einer Abwetsung,« s e der Oberst sey-, »Du st tilne drett vor den Yo . Der Gea ist mein Freund. er .-.---., - -»-«.·» ..«·-..-.,.-.-.-.--...»— leistet mir und der Partei die nüslickk sten Dienste, ich muß also von Dir verlangen, dass Du das berücksichtigst, daß Du artiger zu tbm bist.« »Ich in genau so artig und rück sichtsvoll zu ihm, wie er es verdient. Nur seine Komplimente, seineSchmei cheleien tann ich nicht autsteben,« er widerte hortense. »Das Beste wird eben sein, ich bermeide rtan jede un nti e Begegnung mit i m.« as war wieder tbr Trohiops Zum Glück trat ein Diener ein mit der Meldng. daß man den Oberst zu sprechen wünsche, und das Gespräch wurde nicht sortgeseht »Ich gehe in den Tuileriengarten zum Concert. Wenn etwa Gras Montrejeau lommt und mir etwas Drinaendes zu sagen bat, so melden Sie ibm, daß ich ihn dort erwarte,« hatte der Oberst vorhin beim Verlas sentseines hoieis dem Concierge ge aa . Die Musik im Tuileriengarten und der Spaziergang über die Place de ia Concorde, durch die Rue Royalr. die Rue Nivoli und den Louvrebos war doch die einzige Erholung, die sich der Oberst in diesem ausgeregten Ab schnitt seines Lebens gönnte. Das schnöde deutsche Tonstück war vorüber. Das Publikum applaudir te, und zwar viel lebhaften ais es sonst zu applaudiren pflegte. Schon das war ein Beweis, wie weit es lei der mit dem Pariser Volk gekommen und wie nothwendig eine Partei von der Richtung war, wie sie Oberst d’Engremont vertrat. Es gab viel aufzuräumen unter seinem armen, irreqeieiteten Volk. Von dem großen Marmorbaisin ber, auf dein, von der bunten Kinder schaak und den dazu gehörigenDienst miidchen und Bonnen umringt, die kleinen Schiffchen schwammen, iam ießt ein jnger Mann. Er war in ta dellosestem Salonanzug —- Lackschube mit einaeietztem hellgrauen Wildleder, weißer Weste von modernstemSchniti. in der sein bebandschuhten Rechten ein Stöckchen mit goldenem Knon nnd im Auge ein Monocle ohne Ein saisuna und obne Band. Eben wandte er nach der Kinderarudpe noch einmal den Kopf zurück, und sein Blick schien einem netten Dienstmädchen zu gelten. dann setzte er seinen Weg fort. Sein Gesicht mit dem kleinen, zierlichen, schwarzen Schnurrbiirtchen hätte un bedingt hübsch genannt werden dür fen, wenn es nicht so verlebt ausne seben hätte. cis war Graf Montie Isslss Bevor Gras Montrejeau Volititer aeworden war, hatte er eine Zeitlana in seinem noch so junaen Leben 'den schwarzen Talar des Rechtsbeslissenen aetragen. dann ging er, weil es im Justizvalast nicht immer sebr amti sant ist, in ein Ministerium über, das wenigstens die Aussicht aus staats männische Karriere bot. Aber auch diese Thiitigkeit sagte ihm nicht zu, denn andere und wichtiaere Dinge nahmen ibn zu sehr in Anspruch, die Rennen, die Theater - Premieren, ac wisse Damen aus den Varietetlieatern, siir die er Kouvlets dichten mußte. aes wisse kleine, späte Souvers imR oberen Stockwerk des Case de Paris-. zu dr nen er als anerkannte Autorität aus diesem Gebiete die Menuä entwerien munte, der Automobilsport — wenn er sich aus leidigen iinanziellenGriins den auch selber ein solches Fahrzeug versagen mußte, so hatten doch seine Freunde genug davon —- und schließ ,.lich, als unter diesen wichtiaen Din ; gen das allerwichtigste, das Svielzirm I mer im Club. So aab er notbaedrnn gen auch das Ministerium aus, schon deshalb, weil man ihm im Ministe rium selbst zu diesem Entschluß gera then hatte. Eines Tages landete er also in einer Redaition. Der Dust der Druckerschioärze, der das ganze Haus erfüllte. hatte sofort etwas Sympathi «sches siir ihn. Hier, das stand sofort siir ihn seit, wollte er Hütten bauen So war Gras Montreieau in die Pa litit bineingerathen, so auch in ihre Eoulissenwelt, so batie er die Be tanntschasi des Oberst und vor Allem auch seiner reisenden Tochter gemacht. Er war in hortense verliebt. Das stand positiv fest. Andere weibliche Geschöpfe interessirten ihn nicht mehr, mochte jetzt Kouplets siir sie machen und Menus zusammenstellen, wer Lust dazu hatte. Aber Hortense war nicht nur reizend, entzückend, sie war auch reich. So eine Frau brauchte er gerade; daß sie etwas spröde zu ihm that. das machte sie siir ihn nur noch begehrenswerthendas aab ihr nur noch einen Reiz mehr. Der Einwilligung ihres Vaters konnte er sicher sein, und das iibriae ergab sich von selbst. hor tense konnte ihm nicht ernstlich wider stehen. Die Hauptsache war, daß elf erst einmal allein, ohne Zeugen, mi ihr war. Bei jedem anderen Mädchen wäre. das natürlich kaum möglich und auch aar nicht nothwendig gewesen. Anders r bei den außeraewöbnlis chen Ver ««ltntisen Dortense«s. Das »Ja« zuerst von ihren eigenen Lippen eint-sangen — es mußte ein besonde rer Genuss sein. In der«That hatte Gras Meutre ieau, bald nachdem der Oberst das baut verlassen, darin mitgesprochen « Der concierae gab ihm den von sei nem Herrn hinterlassenen Bescheid. «Dann melden Sie mich dem gnä dtaen Frsulein.« Er hatte dortense von der Straße aus ans Fenster Mel-ein bei seiner bearetfl . te mit der statuiert web-: Oäg stkujetu its nicht tu ’ W islsy . »sp