Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 14, 1901, Sonntags-Blatt, Image 15

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    » l-- - ivcw guvoucho Pl
Dummste-.
Jm Monat März wanderten 11,658 '
Personen in Argentinien ein, darun
ter 62 Deutsche. Unsere Teutophoben
mögen sich beruhigen.
Die enalische Verluitlitte vom Bu
rentriege betrug bis 1. Mai lohne die ·
sur Zeit noch in Iiidasritanischen Hv
spitiilern beiind ichen Verwundetesr
und Kranken) 65.’·,4973.
i
Niedriae Weinsteuer hat dem Ab-":
Iynth : Genuß in Frankreich wesent- !
ich Abbruch gethan. Das Ministe- !
rium verdient es, daß die Bevölkerung —
ihm ein dreifach donnerndes Hoch in .
echtem Weisen-ein leistet. «
Aus dem 1.9. Congreß für Innere 7
Me Bin, der in Berlin stattfand, sagte
der orsitzende Geh. M. R. Senator l
su. A» den xrvorra end ten Fortschritt i
Rat die Le e von er Erkennung der «
rantheiten, die Diagnostit, gemacht, 4
BerenEntwickelung in der letzten hälfte i
des 19. abrhunderts Alles weit bin- I
ter sich ä t; was frühere Jahrtau- .
sende gelei tet haben.
i
i
»Drittsche Export-Revue«. Unter
diesem Titel wird demnächst eine neue
Viertelsahrgzeitschrift in der Deut
schen BerlagssAnftalt in Stuttgart zu
erscheinen beginnen, die regelmäßig
iiber die Fortschritte auf industriellen
und technischer-i Gebiete Deutschlands
berichten und ausschließlich dem deut
«schen Erport dienen soll.
Das enalifche Kriengminiiterium
Hat die Order zurückgenommen nackt
sder fiir Verprovinntirikug der engli—
schen Armee nur englisches Fleisch zur
Verwenduna kommen sollte. Die Ther
rie war recht schön, aber die Praris
erwies sich als unmöglich. Es konnte
rtjcht gean englisches Fleisch arti-irrt
werden und Tommy Atling svar nickt
patriotisch nenua, um zu Gunsten der
eralischen Fleiscizinduitrie auf einen
Theil seiner Nation iu ver-schien
Die Berichte, daß die Weltttrma
Rolhfchild ihr Stammhaus in Frank
«urt a. M. aufgeben will, waren ver:
früht Die Rothfchild’5 haben sich die
Sax anders überlegt. Sie sind auf
ihr tannnhaus Frankfurt nicht weni
ger stolz, als ir end ein altes Adels
gefchlecht auf eine mittelalterliche
Stammburg. Das Haus in Frank
isinkt wird von dem Winter Zweig der
ainilie weitergeführt werden.
Preußen hat vor Jahren feine Ei
senbahnen verftaatlicht. Kurz vor fei
nem Rücktritte hat jetzt der Handels
rninifter Brefeld in aller Stille im
Ruhrzebiete grobe Kohlengerechtsame
und ohlenlagrr anlaufen lassen, so
dasz die preußischen Eifenbahnen ihren
Kohlenbedarf größtentheils aus staat
lichen Bergwetlen decken können Die
Läufe wurden durch einen Ober-berg
rath a. D. abaeschlossen für etwa 25
Millionen. Durch den plötzlichen
Schluß des Landtages-, lann die Zu
stimmung zu dem Kaufe erft nach dem
Ziederzufammentnten erlangt wer
n.
Der tiirlische Sultan soll am Ma
genlrebs leiden. Daraus ertlärea sich
manche Vorgänge in KonstantinopeL
die von des Sultans Einfluß abhin
ÆTM Wer mit dem Uebel behaftet ist, ;
»r.ift haufog genug unzurechnunge- z
fahtg. Gen-ähnliches Ma enleiden -
schon ift für viele under tändliche 1
andlunasweisen verantwortlich, ge
chweiae denn ein solches Leiden, an
welches sich selbst das Messer des Chi
— — 1
kargen nur mit Zagen wagt. Einem
Manne in solchem Zustande könnten
die Jungtiirten schon Ruhe gönnen,
aber die Jntrigue wird sich doch nicht
abhalten lassen, denn die Hast des Ei
gennutzes kennt kein menschliches Rüh
ren.
Bis zum 1. Januar 1901 gab es an
den deutschen Küsten im Ganzen 118
Stationen, davon 49 an der Notdsee
und 69 an der Ostsee. Von diesen
Stationen, die im Ganzen mit 108
Rettungsbootem 4 Segel-Rettung«g
booten, 2 Eisbooten, bezw. 70Raieten
Apparaten zum Leinenschieszen ausge
rüstet sind, wurden bis zum 1. Januar
1901 im Ganzen 2,794 Personen aus
Seenoth gerettet, und zwar LIle
Personen durch Rettungsboote und
403 Personen durch Raieten - Appa
rate. Die ältesten Stationen sindJuist
(Ost) und Langeroog (West), die nach
der Uebersicht im Jahre 1861 errichtet
sind.
Ein französischer Schulinspeltor —-—
so schreibt man der Voss. Zig-. aus
Paris — erzählt in seinem amtlichen
Bericht an eine vorgesetzte Behörde
einen bezeichnenden Zwischensall von
einer seiner letzten Jnspektionsreisen
Es war in der höheren Tochterschnle
einer großen Provinzialstadt Er rich
tete an eineSchülerin die Frage, welche
Art von Nährstoss ein Ei enthalte.
»Stirkstosshaltigen Nährstoss«, ant
wortete die Gesragte ohne Jägern Er
sragte eine zweite nach der i arbe ver
schiedener Hauf-: und WildviigeL Auch
daraus erhielt er sast durchweg zutref
frnde Antworten. Nun fragte er wei
j ter: »Wie lange muß man ein Ei
i kochen lassen, um es pslaumenweich zu
; bekommen?« Eine Schülerin wurde
J sehr roth, schwieg eine Weile nnd stot
: terte dann: ,,Cine halbe Stunde.« Der
Schulinspeitor blickte unzufrieden
und wandte sich an die nächste. »Min
destens drei Viertelstunden!« erwiderte
diese zwei-sichtlich Eine dritte meinte,
unaesähr eine Stunde und eine vierte,
pslaumenweiche Eier würden über
haupt nicht gekocht. Gelehrt waren
alle die Mädchen, aber ein Ei kochen
tonnte keines
Der Schulanssatz im elsasxslothrim
gischen Grenzgebiet der deutschen
Sprache lzeitigi trotz der opferwilligen
höchst anerkennenswerthn Miihe der
Lehrerschaft immer noch Blüthen, die
allgemeine Heiterkeit erregen. Dir
,,Straßburger Zeitung« bringt einige
bedmtliche Proben dieses neuen
Deutschthums: »Wir Aale sind sten
dirt, waan der Kaiser tommt«, schreibt
ein patriotisch gesinnter Knabe. We
nig erfreulich klingt die Eröffnung:
,,Psingsten gehen wir in die Stadt,
weilen wir aus Belangen unserg Bru
ders ein Assotat bestehlen müssen-«
»Pontius war der Bruder des Pila
tus«, was nicht überall bekannt sein
diirste. »Das Heidenthum lebte vor
Christus-C belehrt uns ein anderer
Schüler, der sortsiihrtt »Es war wie
der Name besagt sehr dumm denn es
hatte fremde Götter, welche theilweise
sogar aus Frauen bestanden. Dies-:
wurden von Götzendienern bedient,
diese aßen Kinder wie der Moloch oder
brateten sich Jünglinge im Feuerosen
« u. s. w.« Besser tlingi ein-: Beschrei
bung des Waldes-: »Der Wald ist eine
Menge von Bäume undPilanzen durch
welche man gehen kann. Inzwischen
leben ost wilde und noch öfters zahme
Thiere. Wo keine Bäume stehen heißt
man den Wald Lichtung.« »Ich er
greife die Feder zur Hand, um dem
Herrn Lehrer die Biene zu beschreiben.
Sie ist ein Säugethier mit eim Rüs
sel. wo Honig mocht. Sie sticht, sie
lebt von Blüten und wohnt in einem
Korb oder Haus«
Vexikvitv.
1 -· XII- « -.-s -:- ON
Wo ist der Landstreichet, der die Holzleserinnen U
schreckte?
prof. salutiere Gedanken
« splitter.
0
Da ist neu
lich ein Tramp
verurtheilt wor
den, weil er als
Iblinder Passa
gier aus einem
Frachtzuge eine
Fahrt »gestoh
len« hatte. Ge
- schieht ihm
« recht, warum
. annettinåe er
icht aleich das ganze Bahnsystem
sit st· st
Auch ein Glück lommt leider selten
allein. « Es bringt Gratulanten mit.
III VI si
Famose Kerle, diese Buren. Die
reinste Johannisburger Auslese.
Ik si· sk
Viele Menschen machen Alles mit,
ohne etwas mitzuschaf2n.
III st
Die Politik verdiwt nur den Cha- ·
kalter-, der keiner ist.
I III st
England geht den ,.Krebggang«.
»Ja Wasser und zu Land«.
st- stt II·
Nachsicht ist die Mutter des Schleu
drians.
M III st
Mancher »Moderne« schreibt so viel,
daß ihm keine Zeit zum Denken bleibt.
III !- Il
China wird willig, weil die Mächte
sonst weiter Gewalt brauchen würden.
s- -I· sie
Jetzt gehss dem anieritanischen
Voll an sden Kragen, es hat sich näm
lich ein Kragen-Trust gebildet.
«- s
y
Uebersetzunggbliithe: »sirotvberry
short cake« —- ein um Erdbeeren zu
kurz gekommener Kuchen.
di- sk st
Getvohnhcit ist entweder unser be
ster Diener, oder unser schlimmster
Meister-.
« «- -
Was bei den Männern »Rubberi·.
Neck« ist, heißt bei den Frauen
»Schwanenhals«.
I- III Il
Ein Mann mit leichtsinnigen An
wandlungen tann sich bessern. Ein
Musterknabe is: hoLfmIångsloT
l
i
i
l
Den schwersten Stand hat der Me- X
diziner. weil er den Kampf mit dem ;
Lebenu nd mit dem Tod zugleich auf- «
nehmen muß. i
a- ss- iei !
- n Louisviuk hat sich ein Komiker-s
trut gebildet. Ob es sich um kleine «
oder große handelt, wird noch geheim
gehalten.
si- -i- — si·
Obwohl es paradox erscheint, haben
sich doch die Mächte bei der Politik der
offenen Thür ein wenig die Finger
geklemmt.
se- -I· si
Ein Herr Hogghead hat um die Er
laubniß nachgesucht, seinen Namen
ändern zu dürfen. Er wird sich doch
nicht betroffen gefühlt-haben
-i- «
Früher wurden die Menschen kriegs
miide, in China sind wir jetzt Gott
sei Dank siegtsmiide geworden. Alles
kehrt heim·
II If If
Zur Erinnerung an die Erfolge in
China, die ja meist zu Wasser wurden,
oll das Gelbe Meer fiir ewige Zeiten
Idee-see genannt werden.
O sc sc
Spanien hat sein-en Militär:Attache
von Washington zurückgezogen· Was
es in dieser-Hinsicht zu wissen brauchte,
hat es ja schon 1898 gründlich tennen
gelernt.
—-..--—
Arbeiter-versicherung.
Den Segen derArbeiterversicherung
erläutert an einem besonders bemer
kenswerthen Beispiel ein Aufsatz der -
»Kreuzztg.", der von dem Griegheimer :
Brandungliick handelt. »Wäre«, so:
schreibt das Blatt, »das Griesheimer i
Massenunglück rund 15 Fahre früher
vorgekommen, so hätten essen Opfer,
welche fast ausnahmslos dem Arbei
terstande angehören, einen rechtlich er
zwingbaren Anspruch zur Schadlos-- .
haltung —— wir sagen nicht zu viel ;
wohl kaum auf einen Groschen erheben «
können. Die frühere Gesetzgebung
hätte sich hierfür als durchaus unzu
liinglich erwiesen. Wie dag- gemeine «
Recht nur bei einem durch Verschulden
anderer herbeigeführten Schaden und ;
auch dann nur gegen den unmittelba- «
ren Urheber-, ost einem armen Teufel
von Arbeiter, einen Entschädigungs- s
ansprach gewährte, so verlangt-: auch -
das Reichshaftpflichtgesetz für die
Haftbarkeit der Fabrikhecrn, das-, ihsn «
oder einem von ihm angenommenen
Leiter oder Aufseher ein Verschulden :
an dem Tode oder der Verletzung des s
Verunglüctten nachzuweisen war. Aber «
auch in diesen Fällen muten der Raph
lveid durch Klgge bei den orIisntlichen
Gerichten, als-) in der Regel-unt Blu- T
walte-zwang etc-ftenvors-«Jufs und an- .
deren Weiter-engen erbr cht werden. I
Da an der Exp.osion in Gri--:—heini bis .
jetzt weder d-«.:: Fadriknnternelxner
noch e«·1 er der r:n thr. ««,u-. Leitung be- «
rufenen Personen ein Verschulden bat
vorgevorfem geschweige denn hat
such mviesen Tau-den könne«-, so würde
ein Leshtsanuruch den b;t der Ortes
heimer -Katastrophe Verunglüetten
L
oder ihren Familien nach Lage der
früheren Gesetzgebung fchlechterdings
verfa t geblieben sein. Die fo schwer
betro fenen Opfer hätten lediglich die
öffentliche Armenpflege und die Mild
thätigieit anderer in Anfpruelg nehmen
können. Heute tritt die Ar eiterver
sicherung zugunsten der Getödteten
und Schwerverletzten, bezw. deren
Hinterbliebenen und Angehörigen ohne
weiteres in Wirksamkeit und wendet,
wie in genauer Berechnung auseinan
dergesetzt wird, fiir die armen Opfer
jenes Ungliickg eine Gesammtsumme
von beinahe einer Million Mart auf.
Damit foll, so schreibt das Blatt, nicht
gesagt sein daiz nicht auch die Private
Hilfsthätigteit sich entfalten solle Jm
Gegentheil, diese ist angezeigt, um
schnell einzugreifen, die ersten Wunden
zu stillen, fiir die nicht Versicherten zu
sorgen, das ver-schüttete und zerstörte
Privateigenthum ersetzen zu helfen u.
a. m. Aber nachhaltig und dauernd
wirksam auf der Grundlage eines
Rechtsanspruchs die Existenz zu
sichern, das ist und bleibt die schöne
Pflicht und der Erfolg der Arbeiter
oersicherung An folch einem Beispiel,
wie es das Leben dringt, wird die Er
ienntnifi von neuem gestärlt: Unsere
sociale Versicherung ist doch mehr als
»etwas« werth
-— — - --.—————
Herrenlofei Possen-IV
Von der Sorafalt des Publikuns
bekommt man im Postdienst n cht in
Leier Beziehung einen hoben Begriff
Eis mag Manche in Erstxunen setzen
wenn sie höre-. si, ,-.i wie haben Summen
die Postans veisunaen, die niemals zur
Zahlung peiisentirt meiden, im Laufe
Jer Zeit anmachfein Dies ailt natür
tich auch in anderen Ländern; aber
nicht überall verfährt die Posterwal
tui a mit derartigen Geldcrn in dersel
ben Weise, wie eS bis jetzt bei uns
Brauch war.
Bis zum heutian Taa ·baben sich
bei uns iiberx 27 Mi llirsnen Dollars
lieirenlose Polianwei funag Ge lder an
es haust Jin Vergleich zur Lijesairs mt
summe der Posimiaeisunaem welch
unsere Reaieruna in den-ZE- Jahren
ausaeiiellt bat, in oenen sie ein
,.s-lioner) Order«-Si)stem betreibt, er
sch«int dies freilich nich: gar dochf denn
Diese Gesammifucnme beläuit sich assf
.und 4000 Millionen Dollarsa Aler
1e: enfalls muß ein arofzer -heil un
seres Publikums recht fahrlässig mit
solben Mel-zucken umaeben Und
oliaer Bett- :a un: faßt, wie aesagt nur
oie bis Jetzt aIr nicht reclasnirten Posi
aiiweisuna5- Gelder; manche andere
sznd durch DunlilakAnnseisunaem
deren die Neqierun» unaefäbr 50,000
im Jahr ausstellt, schließlich doch aus
gezahlt, resu. dem Libicnaer »wider
statiet n orden· Auf mannigfache Les-. se
aeden «.:osk-Anneisunaen verloren:
manche befinden sich in falsch oder auch
aar nicht adressirten Biseferh und rech;
viele werden statt derQuittungen weg
geworfen, zerrissen oder verbrannt
Letzteres ist besonders mit. internatio
ralen Pastanroeiiunaen der Fall nko
die Quittunaen dieselbe Größe hab-n,
w e die Anweifuujen selbst, wenn auch
nicht dieselbe Farbe
In man-lieu auswärtiaen Ländern
nird die Zahlunagvemflichiuna der
iost auf solche Anweisungen nir fiit
eine bef am nie Zeiikruer .:;n-it(.iint
nachher verfällt das- Geld dem Post
dienst selbst. Onkel Sam aber bat noch
ikemals eine solche I,eit- Beschränkung
eisiaefiibrt , er bonorirt die Anweisun
aen nach noch so langer Zeit, wenn sie
ordnuna aesnäsz prasentiet werten.
Zustände tu Hat-it.
Von den Zuständen in der Nega
republit Hanti entwirft, wie der
,,Globus« mittheilt, der Engländer H.
Prichard in seinem Buche ,,Wher(
Black rules White« das denkbar trau
rigste Bild. Die Hauptstadt des Lan
des befindet sich stetig im Belagerunas
zustande; das Heer besteht aus 650c
Division5-Generälen, 7000 anderen
Osfizieren und 6500 Gemeinen. Di
Landstraßen stehen unter Wasser, unt
Prichard erzählt, daß er in zwe
Stunden auf der Hauptstraße ein unt
denselben Fluß 81 Mal überschritt
die Brücken befinden sich in einem Zu
stande, daß ein Sprüchwort besagt:
»Wenn du eine Briicte siehst, so um
gehe sie.« »Schlimmste und brutalsts
Militärherrschasi ist das gewöhnliche
Regierunggsystem Ein organisirteå
System der Unterschlaguna ist die an
erkannte Ordnung der Dinge unter
allen Staatsbeamten, sodaß ein ans
deres ,,nationales« Spriichtvort sagt.
»Den Staat zu berauben ist kein
Raub." Das Land sinkt schnell in die
schwärzeite Barbarei hinab. Der Ka
tliolizigmus, der ehedem Staatsrelis
aion war und es nominell auch jetzt
noch ist, ist thatsächlich durch den Bau
doux-Fiult mit seinen Menschenopfern
abscheulichen Qraien und stannibaliss
mus ersetzt. Unter solchen Umständen
darf es nicht überraschen, daß, wäh
rend zu Beginn deg 19 Jahrhunderte
46,000 Weiße in Hayti lebten heute
nur- noch kaum ZUO Vorhanden sind
deren Zahl sich natürlich nicht ver
mehrt: können doch Weiße teinenLands
besiß haben, haben sie doch keine Aus
sicht auf Erfolg vor den Gerichtghöfen
und betriiat sie der Staat doch bei je
dem Geschäft. — Prichato’g Schildeq
runa, so bemerkt der »Globu—-,« zu die
sen Citaten, ist wohl etwa-Z übertrie
ben, aber trotzdem liefern die Zu
stände in Hahti den Beweis für die
Behauptung, daß die einanzipirtev
Schwarzen sich nicht selbst regierei
können-.
Ein Besuch bei Verha.
Ein Mittäinvfer der But-en (G.
Maennchen) veröffentlicht in der »La
Plata-«Zeitung« feine Kriegserinne
rungen aus dem Transvaal und schil
dert unter anderem fein erstes Zusam
mentreffen mit dem Generalcomman
danten Louis Botha in der folgenden
interessanten Weise:
»Ich hatte Botha anfangs wenig zu
Gesicht bekommen, bis ich durch meine
Ernennung zum Commissär der deut
schen und deutschsprechenden Corps
mit ihm öfters in Berührung kam.
Nie vergessen werde ich meine erste Be
gegnung mit ihm. Ich war eines
Sonntags Nachmittags herübergerit
ten in sein Hauptquartier, um über
die Errichtung eines eigenen Commis
sariats fiir uns mit ihm zu unter-;
handeln, denn wir wollten nicht im
mer von der Gnade eines Burencom
mifsariats abhängen. Wir hatten z.
B. seit-drei Tagen kein Schlachtvieh
bekommen.
Das HauptquartierBothcks bestand
aus mehreren selten, einigen Wagen,
weidenden Pferden, Ochsen und eini
gen Gruppen Buren, die schlafend
oder spielend dort herumlagen. Auf
meine Frage: ,,War dee general?«
wies man asuf ein Zelt: ,,Dar so in
die tent!« Dieses ,,dar so« ist charak
teristisch. Aus der Länge des Wortes
lann man so ziemlich genau die Ent
fernung schätzen. je länger der Bur
das Wort zieht, desto weiter die Ent
fernung, und es kommt vor, daß
zwanzig »a« nicht genügen würden,
um die Länge dieses ,,d-ar« zu bezeich
nen. Jn meinem Falle hatte das
Wort jedoch nur ein einziges »a« und
mit wenigen Schritten hatte ich das
Zelt erreicht.
Jsch sah hinter dem Vorhang ein
Paar Füße, deren Harten und Zehen
ebenso weit aus den Strümpfen her
ausschauten wie bei mir. Ein Blick ins
Zelt belehrte mich, daß der General
schlief und ich legte mich auf’s War
ten, weil ich aus Erfahrung wußte,
daf; man nicht gerne aus einemSonn
tagsnachmittagsschläfchen gestört
wird. Ich hatte inzwischen Zeit, mich
im Lager umzusehen. Da war keine
Wache, teinDovpelpvsten vor dem Ge
neralszelt, keine Schaar von Adjutans
ten, stets des Wintes gewärtig, keine
ab- und lzueilenden Qrdonanzen, ge
nug, es fehlte alles, was zu einem re
gelrechten Hauptquartier gehört.
Auch für mich gab es reine Anmel
dung; sonst muß man an mindestens
sieben Jnftanzen vorbei, ehe man die
hohe Person erreicht; hier lag sie fried
lich vor mir auf der Erde und schlief
den Schlaf des Gerechten. Und es war
ein gesunder Schlaf, denn als ich nach
einer Stunde Wartens anfing, mich
bemerkbar zu machen, reagirte der
Schläfer absolut nicht darauf-s- ich
mußte ihn schließlich angesichts der
vorgerückten Stunde»doch werten. Wie
zu erwarten, war er ob der Störung
ungnädig und wüthend piepste er mich
an:
»Warum tvmm Yelle an Sonntag?
Dent Yelle, it will min Sonndag niet
hebbe ot?«
Dcraj urgerle olefex Anfang etwas
und ich antwortete ihm:
»,,Ja, denk General, onfe mensche
will an Sonndag niet eat nitZ Uns
hett foerre dree Dagen teen vleesch niei
gehat niet!«
·Botha: »Jk is niet Commissar
niet!«
Ich: »Nee, mar Yelle is general en
as general will, gat uns becht, Denn
mnt general ol help, dat uns kann
tost trei.
Jn diesem Tone ging es weiter, er
immer noch auf der Erde liegend, bis
wir uns schließlich oerständigten und
er uns ein Commissariat zu geben ver
sprach. Ich verlangte ein »Pampier«
darüber, welches er mir nach längerem
Sträuben in flotter, hübscher Hand
schrift ausstelltr.
Nachdem der geschäftlicheTheil erle
digt war, wurde er gemiithlicher, bot
mir einige Orangen an, bon denen er
einen ganzen Korb voll im Zelt hatte
und fragte:
»Alle ig Deutsten is je offizier?«
LllH ich ihm sagte, daß ich Reserve
offizier sei, meinte er: j
»Na denn tann ek je diese Brieff
woll vertrouwen.«
Dabei holte er einen offenen Brief
aus der Tasche, gab ihn mir mit der
Weisung, das Schriftstijck bei allen
unseren Commandog vorzulesen und
es binnen drei Tagen wieder-zubrin
gen. Die Antwort, die er auf den
Brief gegeben hätte, könne sich wohl
jeder denken.
Als ich mich ntit kräftigem Hände
druck verabschiedet hatte nnd wieder
aus meinem Gaul saß, war mein Er
stes, den Brief zu lesen. Er war von
Lord Roberts und sicherte Botha fiir
den Fall, daß· er binnen acht Tagen
die Waffen niederlegte, eine einmalige
Gratifikation von 50,()00 Pfund
(250,()0()) und bis an sein Lebengende
eine jährliche Rente von 10,0()0 Pfund
(ti;5(),()0(«)) zu. Meinem Austrage ge
miiß las ich allen Commandog den
Brief vor-. Ich machte in den nächsten
beiden Tagen möglichst auggiebigen
Gebrauch von dem Briefe und brachte
ihnk am dritten Tage Botha wieder zu
ru .«
Mikroskopmensctilein nnd sittcnschcnriesr.
Vor einiger Zeit hat der englische
Naturforscher William Crooteg den
Nachweis geführt, wie die Größenber
hältnisse des Menschen den Anblick der
Natur beeinflussen. Er entwickelte zu
nächst die Erscheinungen, die sich einem
Beobachter darbieten müßten, wenn
ex so mikroskopisch klein wäre, daß die
Moletularlräfte, deren Wirksamkeit
wir im gewöhnlichen Leben taum be
merken, fiir ihn augenfallig und ge
H
waltig würden. Jn diesem Falle
müßten seine Wahrnehmungen ihn
verleiten, an der Richtigkeit sehr vie- ,
ler, wenn nicht der meisten unalte
kannten Naturgeseße zu zweifeln, ja
er würde fast gezwungen sein, ganz
andere an ihre Stelle zu setzen.
Setzen wir mit Crookes solch ein
mikroskopisch kleines Menschlein auf
ein Blatt, neben einem Thautropsen;
neugierig nähert es sich dem Tropfen
und berührt ihn. Dabei findet er,
daß die glänzende Kugel des Thau
tropfens dem Druck nachgiebt wie ein
Kautschulball und überhaupt elastisch
ist. Will aber irgend ein Zufall, daß
die äußere Oberfläche stärker einge
drückt oder zerrissen wird, so ergießt
sich aus der Kugel eine flüssige Masse,
die das Menschlein ergreift und rasch
mit sich fortreißt. Nachdem es eine
große Strecke weit fortgeschleudert
worden, tritt ein Ruhezustand der
ließenden Masse ein und das Mensch
lein sindet sich an ihrer Oberfläche mit
großer Kraft festgehalten, ohne daß
eg ihni möglich wird, sich zu befreien.
Mehrere Stunden vergehen, wäh
rend deren das Menschlein die Be
obachtung macht, daß die Masse, von
der es festgehalten wird, immer mehr
abnimmt Und zuletzt völlig Verschwun
den ist, womit ihm seine Freiheit wie
dergegeben ist. Es gelangt auf seinen
weiteren Forschungsreisen an einen
großen See, den wir allerdings nur
für einige verschüttete Wassertrovfen
erklären würden. Dieser See zeigt nun
die merkwürdigeEigenschast, daß seine
Oberfläche zwar horizontal ist, sich
aber am Rande rundlich abdacht. Der
kleine Mensch beschließt nun, etwas
Wasser in einGesäß zu schöpfen. Diese
Ausgabe erfordert indeß eine große
Anstrengung und es dauert geraume
Zeit, ehe es gelingt, etwas Von der
zähen Masse zu erobern. Jn dem Ge
fäße hält aber die Flüssigkeit sich so
fest, daß es nur durch heftige Stöße
gelingt, etwas von ihr wieder heraus
zubetornmen Aug all diesen Versu
chen wird der kleine Mensch zu der
Ueberzeugung gelangen, daß im
Zustand der Flüssigkeit die
Materie Kugelgejtalt annimmt
oder doch eine stetig ge
lriinimte Oberfläche zeigt; ferner lasse
sich eine Flüssigkeit nicht aus einem
iu ein anderes Gefäß schütten und
widerstehe der Schwere, so daß letztere
teineiaoegg eine allgemeine Eigenschaft
der ffKörper sein könne.
Wollte dieses-« kleine Menschlein
etwa die Wärme-Erscheinungen studi
ren, so entstände ihm eine unüber
windliche Schwierigkeit daraus-, daß
es auf mechanischem Wege keine Tem
Peraturerhöhungen zustande bringen
kann. Auch auf chemischem Wege
tann es kein Feur machen, da es ihm
unmöglich ist, Flüssigkeiten aus dem
einen in ein anderes Gefäß zu gießen
nnd ihm also die zur chemischen Ana
luse nothwensdigen Manipulationen
ewig unmöglich sind. Wenn also die
ses LUtenschlein auch an Verstandes
schärse uns weit überlegen wäre, so
würde ihm doch, lediglich in Folge sei
ner törperlichen Winzigleit, dåk Na
zur ein mit sieben Siegeln verschlosse
ness Buch bleiben müssen.
Aber wie, wenn das denkende Wesen
in Riesengröße aus der Erde wandelte,
wenn dieser Menschenriese an Volu
nxen sich zu uns verhielte, wie wir zu
dem mikroskopischenMenschlein? Dann
wäre dieser Riese übel daran, sowohl
wag seine Erhaltung, als auch, was
sein Verhältniß zu der umgebenden
Natur anbelangt. Wenn das mikro
stopisch kleine Menschlein z. B. unter
keinen Umständen im Stande ist Feuer
zu machen, so tann der Riese kaum
eine Bewegung machen, ohne daß Fun
ken sprühen. Das Erdreich, das er
mit der Faust vom Boden zusammen
rasst, würde sich lediglich durch die
Zusaniuienpressrmg bedeutend erhitzen,
ja, unser Riese müßte zu der Ueber
« zeuaung kommen, daß alle Gesteins
massen der Erde, die härtesten Felsen
nicht ausgenommen, die Eigenschaft
besitzen, durch geringe Reibung in
Gluth zu gerathen und leuchtend zu
werden, wie wir dies vom Phosphor
sagen.
Die einfachen Veränderungen der
lsjröszenverhältnisse des Menschen
müssen also, wenn sie bis zu einem
gewissen Grade reichen, den ihn um
aebenden physikalischen und chemischen
Erscheinungen ein wesentlich anderes
Gepräge verleihen. Diese Größenun
hältnisse sind aber offenbar durch die
Schwertrast an der Oberfläche der
Erde bedingt und so müssen auf frem
den Weltkörpern, deren Schwere we
sentlich größer oder geringer ist, als
die irdische, schon allein aus diesem
Grunde lebende Wesen von den irdi
schen verschieden sein.
——-———.—————
Der Liidecker Gen.-Anz. druckt aus
dein Hann. Courier Glossen zu dem
Kaisertoast in Bonn ab, mit dein an
geblichen Schluß: ,,Volle Zustimmung
wird er Kaiser mit dein Worte finden,
das-, wir heute »Männer« und »Ver
sönlichteiten« mehr denn jehranchenz
aber ist dag Fehlen derselben nicht
darauf zurückzuführen, daß sie doch
taumRoum und Frechheit finden wür
den wiirden, sich zu bethätisgen?« Ein
neuer Posa, der den gesteigerten
Wunsch ausspricht: Sire, geben Sie
Gedankenfrechheitt
Der Abdruck des Fußes eines
Mannes ist bei einem Stücke Kohle,
welches in Pittstom Pa» gegraben
wurde, sichtbar. Sollte er von einem
Manne stammen, der vor einigen
Jahrhunderten gegen die hohen Koh
lenpreise tickte? «