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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 7, 1901)
Nach demBericht des Generalinspei tors der englischen Armee sind im letz ten Jahre nicht weniger als 11,885 ,,englische Helden« desertirt. Kein Wunder, wenn die 250,000 Enfliiw der nicht mit den 1.5,000 Buren zu werden im Stande sind! Holland will es sich zwanzig Mil lionen Dollars kosten lassen, um 24,000 Acres des Zuhdersees durch Entwässerung zu gewinnen. Mit der selben Summe können die Ber. Staa ten durch Bewässerung einen viel grö ßeren Landromplex retlamiren. ertig Die österreichische Regierung will in Zeit von 20 Jahren 750 Millionen Kronen siir die Anlegung eines um fassenden Canalnetzes ausgeben, und die Zustimmung des sonst so uneini gen Reichstages scheint siir diesen Man gesichert. Die österreichischen Tschechen sind in diesem Punkte ver nünftiger wie die deutschen Agrarier. Die im Regierungsbetrieb stehenden Eifenbahnen von Ungarn, die zusam men eine Länge von 8067 Kilometern haben, erzielten im letzten Jahre eine Einnahme von 843,000,000, wovon 316.000,000 als Reinertrag blieben, sünf Prozent mehr als im Vorjahre. Von der Zusamnienkunft Bothcks und Ritchener s erzählt ein englischer Offizier Folgendes: Hum Ende der Unterredung sagte Botha: Nun muß ich aber gehen! »Oh, es eilt nicht, er widerte Kitchener, Sie brauchen ja den letzten Zug nicht zu nehmen« Und gerade das will ich thun, « sagte Bo tha Zwei Tage darauf hat er es auch gethan indem er einen Zug der Delagoa- Bahn anhielt und ausmün derte Um die Trunksucht der »niederen Volksklassen« in Deutschland zu be kämpfen halten vornehme Junker und ihre Damen jetzt wiedr allerhand Ver bandstage« ab Dieses Pharisäerthum charakterisirt folgender sehr treffender Vers, dessen Heimath ,,Ostelbien« ist: »Lern, mein cohn, das Leben iennen! ,,Nobel ist es, Schnapg zu brennen. ,,Bedenllich schon, ihn zu verlaufen. »Doch proletarisch, ihn zu sausen.« Eine französische Universitätgstatii stik des Unterrichtsminister-H ergiebt für Frankreich 29,k)01 Studirende al ler Nationalitätem fast 1(),000 Juri sten, 83913 Mediziner, 2868 Apotheier. Tt762 literaturivissenschaftlicher Fa tultäten und 33164 Studenten der Fa kultäten der Wissenschaften Paris hat fast die Hälfte aller Studirenden Frankreich s:13280Lhon, Bor deaux, Toulouse haben über 2000 Studenten, die übrigen Universitäten weniger. Es studiren 5442 Frauen aus französischen Universitäten, darunter über M) Augianderinnm Die Pariser Zeitungen unterhalten ihr Publikum zur Abwechselung mit Gruselgeschichten iiber die unheimliche Rolle, die Kaiser Wilhelm als europii ischer Friedensstifter zu spielen beab sichtige, wie er Zwietracht zwischen Frankreich und Nußland zu säen suche und nur auf den Augenblick warte, wo er die Hand auf Deutsch - Oesterreich leaen lann. Aus die Hoffnungen der All-Deutschen in Oesterreich sind von Berlin ans so oft kalte Wasserstrahlen aerichtet worden, daß man das Mär chen von der reichsdeutschen Annn ionslust fchlieiilich doch in der Rum pellarrirner lassen sollte. Eine wesentliche Verschiedenheit in der Städteverwaltung offenbart sich selbst in einer solch unscheinbaren Ba atelle wie die Verwendung des Stra enkehrichts und der Abfallsässer. Jn Darvietv, einer englischen Fabritstadt von 40,0()0 Einwohnern, wird die städtische Beleuchtungs - Anstalt mit solchem Kehricht geheizi. Jn Hunstan ton verwendet man das nämliche Ma terial zur Heizung der städtischen Wasseranlagr. London baut eine elek trische Lichtanlaae, zu deren Heizuna ebenfalls der Kehricht verwendet wer den soll und wodurch man eine Er sparniß von 8100,000 das Jahr an Heizmaterial zu erlangen gedenkt. New York aber bezahlt 8500,000 das l , ahy um seine Abfallstoffe in den a en zu chleudern, wodur neue often fiir usbaggerung entfte en. Die Ergebnisse des Ausgangs vori- ; gen Jahres vom Zweigverein Berlin- l Charlottenburg des Allgemeinen ! Deutschen Sprachvereins verkündeten » Preisausschreibens, die beste Verdeut schung von zehn Fremdwiirtern betref fend, liegen jetzt in folgenden preisge krönten deutschen Neuwörtern vor: Baby —- Kleinling; Couplet—Schel menlied; Pedal —- (am Fahrrad) —- T Tritt: Sweater (als Kleidungsstiich —— Sportwams; Rochade, rochiren—— Königssprung, den König-springen lassen und Frobenzug, den Frobenzug machen; Record —- Stand; Reclame —- Berkund. Bei drei anderen Fremd wörtern mußte von einer Preisver theilung abgesehen werden: fiir Con curs hippique ist eine bessere als die schon gebräuchliche Berdeutschung Roß- und Wagenfchau nicht einge gangen; auch das für Amateur schon gebrauchß Liebhaber wird von keinem der eingesaudten Wörter übertroffen; nnd zu Hotelreftaurant ist kein fiir den — Die Ansprüche der Canadier auf das ihnen temporär überlassene Gebiet an der Grenze von Alaska und des Weiteren auf den Lynn-Canal werden durch eine, neuerdings wieder an das Tageslicht gebrachte Landkarte wider legt, welche die candische Regierung im Jahre 1878, elf Jahre nachdem Staatsseiretär Seward den Russen Alaska abgekauft hatte, herstellen ließ. Dieselbe, 24 bei 190 Fuß groß, war auf der derzeitigen Pariser Weltausstel lung ausgestellt und hing später im Kapital in Ottawa. Sie verschwand plötzlich, nachdem die Goldfelder in Alaska entdeckt wurden. Dieser Karte zufolge befindet sich die Grenze genau da, wo sie von amerikanischerSeite als gezogen behauptet wird und bezeichnet das ganze Gebiet, welches die Cana dier seither beansprucht haben, als Besitz der Ver. Staaten. Jhr Vor handensein wird den canadifchen Mit gliedern der Ausgleichstommission un willkommene Entdeckung sein. Das General-Con1ite der französi schen Arbeiter-Partei hat den Mille rand’schen Streit- und Schiedsgericht Gesetzentwurf mit 29 gegen 9 Stim men als »der Entwicklung und den Interessen der Arbeiterklasse schädlich« verurtheilt. Die Mehrheit tadelte es, daß Millerand organisirte und unor ganisirte Arbeiter bei der Abstimmung gleichstellte und damit die Berechtigung der Gewerkschaften in Frage stellte. Das ,,Philad. Tageblatt« bemerkt zu dem Pariser Beschlusse: »Die, franzö sischen Kapitalisten haben sich glegen den Millerand’schen Entwurf ert art. Jetzt thun es die Vertreter der sozia listischen Arbeiter auch. Das ist merk würdig. Jemand muß dabei auf dem Holzweg sein und wir fürchten, daß es die Kapitalisten nicht sind. Der Ge genstand kann als vorläufig vertagt und zur Diskussion gestellt angesehen werden. Erledigt ist er nicht. Jm Zeitalter der Trusts wird man nach Ergänzungen für die Gewerkschaften suchen müssen· Noch iehnjiihriqer Pause hat Ar gentinien die Tilgung seiner auswär tigen Schuld wieder ausgenommen. Wie Präsident Roca in seiner Bot schaft Anfangs Mai dem Congreß mittheilte, hat die Regierung bereits eine Million Pfd. St. in London zu dem Zweck niedergelegt. Der Fonds für die Umwandlung des Papiergel des habe die Höhe von 1,,700000 Pfd. St. erreicht und werde in diesemJahre bis auf Z, 400,000 Psd· St steigen. Der Credit Argentiniens im Auslande habe sich mertlich gebessert, der Curs der 4procentigen Rente sei von 543 auf 68 Procent gestiegen. Die Erhe bungen, welche die Regierung und die Banquierg angestellt hätten, die in bil liger Weise die Interessen beider Par teien wahrnähmem seien ihrem Ab schlusse nahe; die Regierung werde da her bald eine Vorlage iiber die Verein heitlichung der auswärtigen Schuld einbringen, unt den gegenwärtigen fchwersälligen Dienst zu vereinfachen und die schwebende Schuld in Europa zu bezahlen. Der Werth der Aussuhr habe 770 Millionen Franlen erreicht, derjenige der Einfuhr 567,500,000; landwirthschaftlicheProducte seien für 356 Millionen Fronlen ausgeführt worden. f chiivijvs « « «,, ,.. Wo ist die Bäuerini Daß Jemand im Jahre 1869 auf genommen "kvor«den, aber erft 1901 of ficiell eintritt, ift doch wohl nur dem Franzosen Emil Ollivier passirt. Die Academie Francaife wählte ihn 1869 nach dem Tode Lamartine’s zum Mit gliede. Als die Zeit der officiellen Aufnahme kam, hatte der deutsch französische Kriea die Verhältnisse sehr geändert. Der Premierminifter Natio leon’s, Ollioi«er, war mit feinem Herrn gefallen. Da er nun in feiner An trittsrede 1872 Ansichten vertrat, welche die Commission, der die Prü- « c funa der Reden obliegt, nicht bi konnte, fo wurde diese Rede nicht ge halten, da Olivier eine Abänderung nicht vornehmen wollte. So ,t sich die Sache des Mannes, der das iferreich für die befte aller Republilen hält, bis jetzt hinqefchleppt. Als 75jähriaer hat er seine Rede als Alademiker gehalten und ift damit officiell aufgenommen worden. qen « Mit der Prohibitionsbewegung geht es überall abwärts. Jn den canadi schen Seeprovinzen war sie noch vor . zwanzig Jahren in vollem Flor, jede Stadt und jedes Städtchen hatte einen . Lotalverein, der eifrig für die Sache agitirte. Auf der neulich in Truro, N. S» abgehaltenen Convention, zu welcher zahlreiche Delegaten erwartet wurden, waren im Ganzen fünfund zwanzig Personen erfchienen,dieMehr zahl davon Mitglieder der lokalen Organisation. Von den im vorigen Jahre erwählt-n Beamten war nur ein einziger, aus Nova Scotia da, um Bericht zu erstatten. Prince Edtvard Jsland wdr gar nicht vertreten und aus New Brunswick nur durch Zufall einer gegenwärtig Das schwedifche Arbeiter-Versiche rungs-Gefetz, welches demnächst in Kraft treten soll, besagt: »Der Arbeit geber ist verpflichtet, für alle nicht selbst verschuldeten Unfälle Entschädi gungen zu zahlen; sie können jedoch, wenn sie wollen, sich von dieser Ver pflichtung dadurch befreien, daf; sie itzre Arbeiter in einer Reichsanstalt versichern. Die Entschädigung beträgt: J. bei Ovrübergehender Verminderung der Erwerbsunfahigteit: eine Krone Krankenunterstiitzung vom 61. Tage an; 2. bei dauernder gänzlicher Er werbsunfähigteit: 300 Kronen jähr liche Leibrente und bei dauerndem Verlust einei- Theiles der Erwerbs-un fähigteit eine Leibrente von entspre chendem Betrag; Z. falls innerhalb zweirr Jahren der Tod eintritt: Be gräbnißunterstützung 60 Kronen; fer ner an die Wittwe 120 Kronen jähr liche Leibrente und an jedes Kind un ter 15 Jahren 60 Kronen jährlich, zu sammen jedoch nicht mehr als 800 Kronen. Will ein Arbeitgeber, der dem Gesetze nicht unterliegt, feineAr beiter freiwillig in der Reichsanstalt versichern, oder will ein Arbeiter, wel chem Betriebe er auch angehört, sich selber versicheru, so steht ihnen solches frei. I Von der Gefährlichkeit der Grippe machen sich Verhältnißmäßig wenig Menschen die richtigeVorstellung: hier-: zulande ist das auch gar nicht mög lich, weil es an der speciellen Statistik fehlt· Jn Preußen aber werden vie Todegursachen nicht allein ganz genau gebucht, sondern auch tabellarisch zu sammengestellt und veröffentlicht, und daraus ergiebt sich dann die richtige Würdigung der verschiedenen Krank heiten. Bezüglich der Grippe stellt z. B. die »Statistische Correspondenz« fest, daß diese Krankheit im Jahre 1899 wieder erheblich mehr Menschen hingerafft habe, als im Jahre 1808 Jm Jahre 1889, in dem die Grippe zuerst unter den Todesnrsachen aufge führt ward, starben an ihr in den letz ten beiden Nivnalen 314 Personen. Jm Jahre 1890 stieg die Zahl auf 9,576, sant dann im Jahre 1891 auf 8,()50 und erreichte im Jahre 1892 mit 15,91l ihre Höchftzisfer. Dann fand bis zum Jahre 1898 ein stetes Sinken bis-; auf 13,559 statt. Im Jahre 1897 stieg die Zahl der Todesfälle wieder aus 5,940, um im folgenden Jahre 1898 mit 2,688 erheblich zu rückzugeben Jm Jahre 1899 ist sie wieder auf 7,310 gestiegen. Es erla gen damit von einer Million Einwoh ner 221 dieser Krankheit. Jn den zehn Jahren von 1890 bis 1899 sind in Preußen im ganzen 77,282 Perso nen an der Grippe oder Jnfluenza gestorben. — Aus diesen Ziffern läßt sich zwar bloß vermuthen, wie enorm dieGesammtzahl der Opfer der Grippe auf der ganzenErde sein mag ———- unge fähr 220 von jeder Million Menschen —- aber man bekommt doch wenigsten-« einen annähernd richtiger-. Begriff von dein gefährlichenCharatter der Kraut heit und der Nothwendigieit der äu ßersten Vorsicht bei ihrem Auftreten. ——-—Vorausgeseßt, daß dieGrippe in den Ver. Staaten im Jahre 1899 nicht schlimmer war, als damals in Preu ßen, würde sie bei unseren 76 Millio nen Einwohnern 16,720 Todesfälle verursacht haben! , --—... .. - Eine Freundin der Schleppe. Jn Deutschland wirbelt gegenwär tig wieder einmal die S leppenfrage viel Staub auf. »Einge andt« füllt die Spalten der Zeitungen. Die Mün chener Neuesten Nachrichten erhielten eine ergötzliche Zuschrist einer treuen Anhängerin des Staubfeger5, der wir Folgendes entnehmen: Sie bekritteln die sittsame Länge unserer Raben, und da Sie tein ande resArgument da egen in’sFeld schicken können, setzen ie sich auf Jhr hy Igienisches Steckenpferd und stacheln dies zur Attacke gegen die sogenannte S leppe an. Abgesehen davon, daß die es Jhr Vorgehen höchst ungalant ist, verstoßen Sie dabei in erster Linie egen die Loyalität. Sie wissen wahr scheinlich nicht, daß die Schleppe ein integrirender Bestandtheil der vorge schriebenen Hoftoilette ist. Die Da men müssen einfach unten zusetzen, was sie oben weggelassen haben. Was die Gesundheitsschädlichkeit der Schleppen anlangt, so behaupten Sie, durch die Schleppen würde der Staub aufgewirbel: und in die Ath mungsorgane der Straßengänger ge leitet. Dieser Staub soll dann der Er reger von so und so viel Krankheiten sein! Jst das- wirklich auch bewiesen? Nein! Jch will Ihnen das Gegentheil beweisen! Haben Sie noch nie gese hen, wie sich Tauben, Spatzen und an dere Vögel im Staube badeten? Wir sorgen, wenn Sie es recht betrachten wollen, geradezu für Reinlichkeit auf den Bürgersteiaen. Sie ahnen nicht, wie viele Cigarrenreste, Orangenscha len, Haarnadeln und dergl. ich schon mit meiner Schleppe nach Hause ge uqu »aus-. Wie viel Unglück verhütet die Schleppe! Jch habe schon einen Krei sel, Dutzende von Nägeln, ein zer brochenes Medizinfläfchchen, eine ab gebrochene Feile, eine halbe Kaffee tasfe, einen Pfeifenkopf — natürlich nicht auf einmal, sondern im Laufe der Zeit im Jnnern meiner Schleppe mit mir nach Haufe genommen. Mit diesen Sachen hätten sich spielende Kinder, barfuß laufende Menschen oder solche, die nicht sicher aus den Fü fzen sind, bös zurichten können! Das sind Thatfachen, keine Hypothesen, wie Jhre Behauptung, daß die Schleppe Mitroben vertheile! Ein Toilettengeheimniß darf ich Jhnen vielleicht auch verrathen: Die Schleppe ist ein öconomischer Factor. Nicht jede Dame kann sich alle Tage neue Strümpfe laufen oder mit neuem Schuhwerl versehen. Man tritt ein mal einen Stiefelabsatz krumm oder es platzt eineNaht am Strumpf; dann sorgt eben nur die Schleppe dafür, daß die vorwitzigen Blicke solcher kleinen Defeete nicht gewahr werden und die Spottluft der Männerwelt erregen, welche ein Loch in ihren Strümpfen ja auch nicht so sehr beachtet. Endlich darf ich auf das Wichtigste aufmerksam machen, was allerdings heutzutage nicht genug berücksichtigt wird, —— auf die Moral. Es giebt ja Herren, welche fußfreieRücke fehr gerne sehen, und leider gibt es auch Damen, die mit zierlichen Stiefelchen und schön gedrechselten Beinen kotettiren —« aber das werden Sie wohl nicht gutheißen wollen. Jch behaupte im Gegentheil, durch die unnöthige Verkürzung des weiblichen Gewande-H kommt die öf fentliche Moral in eine eminente Ge fahr. Nicht einmal die Frauen des classischen Alterthums haben soge nannte fußsreie Röcke getragen! Sol len wir die Schleppe entfernen und Wattons tragen? Sollen wir rohe Aeußerungen neugieriger Verfolger. provociren, wie z. B. es mir schon pas-— sirt ist, als ich, über eine Pfütze schrei- - tend, genöthigt war, die Schleppe hoch- » zuheben. »Herr-gott, hat die a paar Haxen, die reinsten Möbelwagen!« Nein, ich bleibe bei der moralischen, « herkömmlichen Rocktracht und lasse» mich nicht perlocken, ein Ueberweib zu werden. Jch habe,«Gott fei Dank, die ( Mittel, ein paar Meter Stoff mehr zu « bezahlen und bedauere nur, daß es Damen giebt, welche das tleinliche Mittel des geringeren Stoffver- « brauchö benützen, um vor ihren Män: « nern schön dazustel)en; anstatt in die Bronchien, streuen fie damit ihren» Männern Sand in die Augen! Jhre ergebenste Thesa von Zwitfcherich. s—-.— Alte und junge Städte. Man spricht von «ameritanischeni Anwachsen« von Großstädten Die allermeisten Groszstädte europäischer Länder sind in den letzten Jahrzehn ten ebensallg ,,ainerikanisch« gewach sen. Man denke un London, das qu das Jahr 1870 tauin U« ««.Utillionen Einwohner zählte und jetzt über 5 Millionen hat, an Paris, dessen Ein wohnerzahl von etwa 8()(),()()U Seelen in 1870 auf LE- Millionen gestiegen ist, an Berlin, dessen Einwohnerzahl sich in Ito Jahren oerdreifaeht hat. Glasgow in Schottland hatte zu Be ginn des 19. Jahrundertg 77,385 Einwohner-, jetzt hat es fast 800,()()(). Freilich tann man von einem amerika nischen Wachsthum von Städten re den, aber der Ausdruck sollte auf Fälle wie der von Chicago beschränkt wer den. Wo heute die Weltstadt Chicago mit ihren Hunderten von Wollen schabern steht, gab es im Jahre 1840 kaum einge Blockhütten. Jn den Kul turländern Europa’s, in denen es Städte giebt, die auf eine Geschichte von zwei Jahrtausenden zurückblicken, ist die Zeit der Städtegründung längst vorbei. Karlsruhe, die Hauptstadt des Großherzogthums Baden, das iin Jahre 1715 gegründet worden ist, Mannheim, dessen Gründung in das Jahr 1617 fällt, gelten für junge Städte. Ueber ein Dutzend Städte, wie Aachen, Paderborn, Hamburg u. s. w., haben ihr tausendjcihriaes Be stehen gefeiert. Kassel, die Hauptstadt der preußischen Provinz Hessen-Nas sau, wird im Jahr 1913 sein tausend iähriges Bestehen feiern. Die große Hafenstadt Msarseille in Süd-Frank reich hat bereits ihr 2500jähriges Ju b-läum gefeiert und die Geschichte der Stadt von der Gründung im Jahre F ,— 600 v. Chr. ist fortlaufend. Rom ist im Jahre 753 vor un ercr Zeitrech nunq gegründet worden« Athen, die Hauptstadt Griechenlad’s, ist noch älter. Jn Kleinafien giebt es eine An zahlStädte, die eine Geschichte von 3000 Jahren nachweisen können. Von Ohan wollen wir hier gar nicht reden. (D. Corr.) ——-.-—— Japans Heeresmachn » Das Kriegsdepartement ist im Be sitz von interessanten Notizen über die japanische Armee, welche in Form ei ner Broschüre von der General - Ad jutantur veröffentlicht worden ist. Der in jüngster Zeit erfolgte außer ordentliche Aufschwung, welchen die japanische Armee und Marine genom men, ist an Hand verläßltcher Daten charakterisiri. Die Disziplin, Aus dauer und Tapferkeit, weiche die ja panischen Truppen sowohl in dem chi nesischen Kriege von 1894-—95, wie l auch besonders letzthin, bei den neue sten chinesischen Wirken, wo sie den Vergleich mit europäischen Truppen aus-zuhalten hatten, gezeigt werden in der Broschüre gebührend hervorgeho ben. Jndeß werden Zweifel laut, ob die japanischen Armee-Leiter und hö heren Ossiziere überhaupt mit den Strategen der übrigen großen Mächte sich zu messen vermögen. Für militärische Zwecke ist Japan in drei große Distrikte eingetheilt, den östlichen, centralen und westlichen. Diese zerfallen wiederum in 12 klei nere Abtheilungen. Die sechs Armee korps haben ihre Hauptquartiere in Totio, Dendai, Nagoya, Osaka, Hir shima und Kumamuto. Die Armee Japans besteht aus 183,000 Mann in Friedenszeiten, die Kriegsstärke be trägt 526,000 Mann kampffähiger Truppen. Die Stabscorps sind darin nicht einbegriffen. Der ärztliche Stab soll kompleter sein, als ihn irgend eine europäische Armee besitzt. Bis vor zwei Jahren bestand in Ja pan ein System militärifcher Kom nien, welche zur Landesizertheidigung eingerichtet waren, aber man fand, dafz dieses System den modernen An forderungen nicht genüge, und so ward mit der Organisirung eines neuen, des siebenten Armeekorps begonnen. Da jedoch vorläufia nur ein Viertel der für diese Organisation nöthigen 2,000,000 Yen bewilligt worden wa ren, ist man damit noch nicht sebr weit fortgeschritten In 19053 soll das Korps nebst den in Verbindung mit dieser Armeeverarößeruna geplanten mächtigen Baiierien in Krieasbereit schaft stehen. Alsdann wird Japan an den weiteren Ausbau seiner jetzt schon ganz respektablen Flotte gehen. Der Eisfeltburm als Pariser Wetter-— warte und elektrifche zeraftftqtioir. Der Eiffelthurm in Paris verdankt seine Berühmtheit mit Recht den ge waltigen Maßen, der Höhe und der Kühnheit seiner Construction, und diese Eigenschaften waren es auch in erster Linie, welche zur Errichtung des gewaltigen Eifenbaues führten. Der Plan zu diesem Riesenthurme hatte, als er zuerst auftauchte, eine Menge Gegner gefunden, und es wurde dabei auch die Frage aufgeworfen, was ein folches Bauwerk für einen Nutzen be sitze? Diese Frage ist vor 14 Jahren mit Heftigkeit erörtert worden und die Widersacher wurden schließlich mit der Gegenfrage aus dem Felde geschlagen: Wozu nützt die ganze Welt? Für die Pariser Ausftellung erwies fich später der Eiffel - Thurm allerdings von er heblichem Nutzen. Allmählich hat sich herausgeftellt, daß der ungeheure Thurm auch für Viele wissenschaftliche und andere Zwecke von großer Be deutung ist. Der Laie glaubt in erster Linie an einen großenNutzen des Eiffel - Thur mes für astronomische Zwecke, allein diese Meinung ist irrig, der Aftronom kann auf diesem Thurme im allgemei nen nichts besonderes ausrichten Weit wichtiger ift er für den Meteorologen, und in der That haben die Beobach tungen auf dem Eiffel Thurme über die Temperaturabnahme mit derHöhe und über die Windgefchwindigteit zu wichtigen Ergebniser geführt. Wenn der Thurm 1909 in den Besitz der Stadt Paris übergeht, wird wahr scheinlich die Pariser Wetter-warte in denselben verlegt werden. Die Versuche mit drahtlofer Tele graphie haben am Eisfel Thurme zu sehr interessanten Ergebnissen ge führt, und im vergangenen Novem ber wurde Von seiner Höhe mit einem Gourandschen lautfprechenden Phono graphen bis jenseit der Jena - Brücke verständlich gesprochen, trotz gleichzei tig herrschenden stürmischen Windes-. Blitzfehläge haben, wie auch erwartet wurde, den Eiffel - Thurm wieder holt getroffen, sind aber, dank der vor trefflichenErdleitung, stets ohne jeden Schaden in die Tiefe gefahren. Neu erdings hat man dort einen Apparat zur Messung ftarter elektrischer Ströme aufgestellt und Blihschläge von 10,()00 Bolt Spannung registri ren können. Ob dagegen die Hoffnung, den Eisfel - Thurm dereinst als Con denfator der Luftelectricität und da durch als electrifche Kraftquelle be nutzen zu können, nicht chimärisch ist, muß die Zukunft erweisen. Für die Luftschifffahrt hat sich das riefigeBau werk insofern als nützlich erwiesen, als auf dem Thurm am 6. Juni 1890 Signale von einem Ballon erkannt und gedeutet werden konnten, der sich nahe an der deutschen Grenze befand. Daß endlich der Thurm im Falle einer Belagerung von Paris erhebliche mili tärische Bedeutung besitzen würde, ist außer Frage. F j: - s s I Der Garten-an zur Zeit der Herrschaft der römischen Kaiser-. Den römischen Patriziern war der Gebrauch der Gewächshäuser nicht unbekannt. Sie hatten transportable Gärten, die auf Rollen ruhten, damit man sie an schönen Tagen auf freie Plätze schaffen und bei Regen und Kälte wieder unter Dach und Fach bringen konnte. Diese Gärten waren nicht nur für Blumen, Melonen, Gur ten, Orangen, Citronen und Gratia ten, sondern auch für Weinstöcke, Aepfel- und andere Fruchtbäume be stimmt. Um jedoch selbst mitten im Winter frisches Obst zu haben, setzten sie die Bäume in eine Art geschlossenen Hauses, das mit Fensterscheiben aus Spiegelstein bedeckt war. Der Spie gelstein ist eine Art durchsichtiges Mi neral, das die Stelle des damals noch wenig bekanntenGlases vertrat· Wenn die Sonne nicht Kraft genug hatte, um die Früchte zur vollkommenen Reife zu bringen, degoß man sie mit warmem Wasser. Man wußte den Grad der Wärme so gut anzuwenden, daß man stets einige neue Blüthen und reife Früchte in dem strengsten Winter hatte. Die Römer hatten nicht nur Treibhäuser, sondern auch hohle, von Wärmeleitungsröhren durchzo gene Mauern, wie man sie heutzutage noch häufig in England herstellt. Der römische Imperator Tiberius, der öffentlich große Mäßigkeit zr Schau trug, war ein Feinschmecker erster Classe und leidenschaftlicher Melonen esser. Seine Vorliebe für diese aus Asien stammende Frucht war so groß, daß er sie, um sie zu jeder Zeit des Jahres haben zu können, in großen, auf Rädern ruhenden und mit Erde gefüllten Bretterkästen ziehen ließ, die bei Eintritt kälterer Witterung in Sicherheit gebracht wurden. Die Völ kerwanderung, das Eindringen der Germanen in Italien, zerstörten bis aus die letzten Spuren jenen blühen den Zustand des Gartenbaues unter der Herrschaft der römischen Kaiser. Dies hatte zur Folge, daß die intelli gentesten Völker Europas bekanntlich mehr als tausend Jahre bedurften, um die Cultur der Bäume und Pflanzen auf jene Stufe zurückzuführen, auf der sie einst schon gestanden hatte. -—-.—— Gefahr-liebe Stoffe bei der Herstellung von allerlei Süßigkeiten Die Herstellung von Süßigkeiten ist zu einer Kunst geworden, die immer neue Wege findet, sie dem Auge und dem Geschmack begehrenswerth ·zu machen. Dieses Streben hat vielfach auch auf Abwege geführt. n fruhe rer Zeit wurden gelegentlich toffe ge fährlichster Art dazu benutzt, den Su ßigkeiten eine schöne Farbe zu verlei hen. Chrom, Blei, Kupfer und sogar Quecksilber und Arsenik waren, natur lich in kleinen Mengen, in den Farb stofsen zu finden, mit denen dieSüßig leiten »verziert« wurden. DieserMiß brauch ist glücklicherweise durch die Entwicklung der chemischen Industrie eingeschränkt worden, und heute wer den höchstensAnilinsarben für Süßig keiten benutzt, die zwar auch giftig sind, aber eine so starke färbende Kraft besitzen, daß sie nur in völlig unschäd lichen Mengen verwerthet zu werden brauchen. Außerdem werden auch Pfanzenfarbenstoffe, z. B. Spinat griin, das jetzt in großen Mengen siir Handelszwecke hergestellt wird, zun-. Färben von Bonbons benutzt. Das Laboratorium der Londoner Zeit schrift ,,Lancet«, in dem allerhand Nahrungs- und Genußmittel unter sucht werden, kann sich mit Bezug aus die Färbung der Süßigkeiten durch aus lobend äußern, dagegen ist dort jüngst eine Entdeckung gemacht wor den, die zu dem Scheußlichsten gehört, wag bisher auf dem ausgedehnten Ge biet der Nahrungsmittelfiilschung be kannt geworden ist. Der Laboratorium wurden einige Proben eines sehr teuren französischen Consectg zugesandt, das zu einemTheil ans schönem Krystallzueler zu bestehen schien. Sie sollten untersucht wer den, weil lzwei kleine Kinder-, die da von genossen hatten, mehrere Tage lang an heftigen Unterleibgschmerzen ertrankt waren nnd sich in schwerer-Le bensgefahr befunden hatten. Die Un T tersuchung ergab, daß die Bonbons mit Glagsplittern versetzt waren, die dem Zucker ein trhstallisirtes Aussehen geben sollten. Als sie in warmem Was ser aufgelöst wurden, sammelten sich die Splitter als ein kleines Häuschen auf dem Boden der Flüssigkeit an. Sie zeigten scharfe Spitzen und Ränder, mit denen sie im menschlichen Verdau 11ng5canal die surchtbarsten Wirkun gen hätten herbeiführen müssen. Jn der That wäre es schwer, ein stärkt-rei mechanischesks Reizmittel auszudeuten als solche kleine Glassplitter, und eine Zerreißung und Vlntung im Darm mußten beim Genuß solcher Süßig keiten als eine fast unvermeidlicheFolge erscheinen. Ein Jrrthum bei der Un tersuchung war ganz ausgeschlossen Zunächst blieben die Splitter in ko chendem Wasser oder kochender Säure unverändert, dann schmolzen sie bei » Rothglut zu Klümpchen, endlich ent ! hülltc die Analhse ihre Zusammen setzung aus Kieselsiiure, Kalt, Soda und etwas Blei, den Bestandtheilen des gewöhnlichen Glases-. Angeblich wird diese ,,Decoration« von Conseei ten gar nicht so selten benutzt und soll besonders in französischen Fabriken üblich sein. Der ,,Lancet« schließt seinen Bericht: »Sandiger Zucker ist schlecht genug, aber Glassplitier in Süßigkeiten zu mischen, ist gradezu teuflisch.«