set- Jteinid stillen-. heiteres aus einem Künst lerleben. Don W. Schulte vom Brühl (Wiesbaden). D Weiß der Teufel, wie ost ich noch TM meinen reund Willern denken mußt Und doch ist er schon zehn Jahre todt und seit mehr alg sechzehn Jahren habe ich ihn nicht mehr von Angesicth zu Ans gesicht geschaut. Aber Men then wi-: er, Künstlernaturen bis in die Spitze ihres kleinen Fingers, originell, init einem Kinderherzen. werden eben ims mer seltener in der Welt. Leider Gottes-! Mein Freund stammte aus einer al ten und hoch angesehenen niederliindi schen Künstlerfaniilir. Seine Jugend war eine ungetrübte, denn er konnte sich » austoben, wie er wollte, und fand in seinem Vater oft genug einen treuen Kumpan bei seinen tollen Streichen. Gut ist die Geschichte von dem Ma lerrock, auf dessen zerrisseneni Aermel und Bruststück der Alte seine Pinsel ab zuwischen pflegte, so dasz das alte Klei dungsstiick steif wie ein Panzer und bunt wie ein türlischer Shan erschien. Hatte da nun eines Tages der lleine Willem den als Chololadenmann in einem Konditorei - Fenster stehenden König Leopold der Belgier zum Ziel siir ein Geschoß seiner Gumrnischleuder erkoren, wobei selbstverständlich das Ladenfenster in Trümmer Fing wenn auch dem König Leopold kein Leid wi dersuhr, — Gott sei Dant! Jn heller Wuth stürzte die reinliche Konditors frau nach dem Atelier des Alten, der, seine Kaltpfeife schmauchend, malend vor seiner Staffelei saß. Ruhig wand te er sich, als die Tbür ausgerissen wurde, uin und fragte voll Freundlich leit: »Nun« was will sie denn, Myfrow van der Trappen?« Aber wie vor ei nem Wunder, mit weit aufgerissenen Augen, blieb die Frau eine Weile sprachlos stehen und starrte aus das Gewand des Maler-s. Erst als er auf stand und ihr näher trat, brach der Bann ihrer Zunge und mit den Wor ten: »Du könntest Dir auch mal einen anderen Rock anschaffen, Du dreckiger Maler!« verschwand sie schleunigst von der-Bildfliiche» und warf lnallend die Lzhur hinter nch zu. Daß sich unter solchen Verhältnissen der Knabe Willein zu einem recht origi nellen Burschen entwickelte. ist selbst verständlich Er schlug nicht aus der Art, auch tünstlerisch nicht· Von der Maler-Madame mit ihrem akademi schen Zopf fühlte er sich bald fortge elelt, und so nahm er sich die alten Meister und seinen Vater zum Vor bilde und die Natur zur Lehrerin und stndirte eifrig für sich. Ehe man sich dessen recht versah, zählte dies » wilde Talent zu den Besten der beimiscben Maler und erregte besonders durch fein herrliches, an Rembrandt gemabnendes Kolorit und die außerordentlich malerische Behand lung seiner Vorwürfe Aufsehen. Ei nes Taaes nun fand sich im Hang der Souverän eines deutschen Kleinstaates betrachtend und bewundernd vor ei nem Bilde Willems des Jüngeren. Der Monarch hatte in seiner Hauptstadt ei ne Kunstschule ins Leben gerufen, die erfreulich florirte, aber seit Jahren doch unter einem etwas harten und bunten Kolorit der Lehrer- und Schü lerschaft litt. »Dek- trocknen Tons bin ich nun sattl« mochte deshalb der Fürst vor jenem Bilde denken, und infolge dessen wurde Willent als Lehrer an die Kunstschule berufen, um durch die Pracht seiner Farben eine gute Anre gung zu geben, die denn auch in der Folge nicht aus-blieb. Die ganze Familie emofand die Be rufung ihres Willem zum Malt-kosts for einer Atademie, an der schon meh rere der größten modernen Meister ge wirkt hatten mit Recht als eine hohe Auszeichnung Aber wie die Kletten zufammenbiinaend und nicht wagend, den lebensunerfahrenen, tollen Spröß ling allein in die Welt ziehen zu lassen, zog die ganze Familie: Vater, Mutter, Schwester, Bruder, mlt nach der deut schen Residenzstadt. Da galt es nun für den neugebacke neu Hochschullehrer zunächst, dem Für ften die schuldige Aufwartung zu ma eher-, eine Sache, die Willem, der nie in seinem Leben einen Frack auf dem Leibe und einen »Bibi« aus dem Kopfe gefählt hatte einige Nächte um den Schlaf brachte So wanderte denn ei nes Morgens der joviale Direktor der Academie mit dem neuen Kollegen zu Hofe, nachdem von dem Setretär der Schule ein dem schmächtigen Willem viel zu weiter Frack und ein Prachtctp linder entlieben worden waren. Der Professor ließ sich auf dem gan Wege unaufhörlich belehren, wie er ZEM deni herrschet gegenüber anständig MIC- bleibe bei Jhnen.« sagte der Undene Bat-ten Sie gelassen ab, Este tm rackzipfel ziehe. Jn naschen Sie eine wisse und allerunterthönigste Ber nzdewnn stehenD Sief Bär W XIV Mit Ctfltl - iben sie denn nichts weiter zu thun, is die W Ast-be abzuwarten m sit ist-Meer Ehrfurcht en beant Mk of Jedes beni W l IM- Mä »Res- Zum »Ist M eine MWL in ro »H- »m» the-n Schniinoch einen gewaltigen Sä- . bei an der Seite. Und ohne das ver abredete Zeichen abzuwarten, beeilte er sich, feine tiefstmögliche Verbeugung l Missi- - » · » in to l geworden, o" taunte ihm der Direktor ««·« Ists ; nur ein Leibhusar." FUde Auf- l usqu des- Msrers stieg immer mehr. · UUP km ,4.aatiezimrner beehrie er den « Avlkjlstcten vorn Dienst in der gleichen · WAR, wie den Husaren. l » Endlich standen die Beiden vor ; dem Färstem und lauen fühlte sich Wille-n nun von seinem Geleit-Z mante wirklich am Frackschaße gezupst, z da hub er ein Gedienere an, daß ihm das Blut ins Gesicht schoß und die lan I gen. schwarzen Haare über die Augen fielen. »Ach, nieun lüber Professor-, iich freue müch söhr," hob der Fürst in sei ner Sprechweise gnädig an, worauf eine solche Salbe von Bücllingen erfolgte, daß der Fürst voller Besorgniß fragte: »Ach. list Uehnen viilleicht nücht wohl, meun lüber Prosessor2« «Sehr wohl. sehr wohl, unter der Gnade Eurer Königlichen Hoheit.« stöhnte Willem unter neuen Verbeugun gen- . »Aber meun liiber Professor, so be- « ruhiigen Sii füch doch!« rief der Fürst und versuchte. die Verbeugungen zu in hibiren, indem er dein Maler freundlich die Hand aus die Schulter legte. Ber gebens. Der Fürst sah das Zwecklose seiner Bemühungen ein und entließ die Herren in Gnaden, indem er sich halb lächelnd, halb verdntzt an den Direktor wandte: »Aeh»meun liiber Dürettor, äh, man sorge, das dein Herrn Profes sor senne Originalität in meunen . Diensten erhalten bleube. Aeh, iich wünsche das jin der That söhr drün- . entn-f g Seit dieser Audienz waren mehrere Wochen ins Land gegangen, doch ver geblich wartete der Besitzer des Frackå und des anindersssv auf die Rückgabe dieser Festgeräthe, bis er seines Tages im Atelier Willerns, in dem auch Wil lern senior malte. sich theilnehmend nach dem Verbleib seiner Sachen er lundigte. »Der Frack und der aninder, Herr ; Professor,« sagte der Alte mit unge- « heureni Behagen,« die haben uns lan nibalischen Spaß gemacht. Sie hätten nur den Willem sehen sollen, wie er ans der Audienz kam. Halb todt haben i wir uns da schon gelacht, wie er in Ihren Frack versunken dastand. Aber der Spaß fing doch erst an, als ich ihm L auf den tollen Hut haute, daß er ihm - bis über die Nase rutschte und die ver- « tückteften Falten schlug· Und noch ehe er ihn herunter hatte, da ist dieser -· Schlingel, unser Jamin, schon hinter s dem Willem und schneidet ihm mit einer ; Scheere die Frackzipsel ab, daß der Professor wie so ein Piccolo aussah· « Gewölzt haben wir uns vor Lachen. Und dann haben wir den Hut genom- ; men und haben ihn gegen die Decke ge- ; schmissen, daß es nur so lnallte. Jmmer neue Formen nahm das- Ding an, bis , es schließlich wie ein verbrannter Psannluchen aussah. Schade« daß Sie « nicht dabei waren, Sie hätten sich ge: E wiß auch kaput gelacht, besonders-, als sich der Willem in seinem kurzen Frack schließlich noch aus den Chapeau setzte, « als oh er ein Kissen wär’.« Und als nach dieser Eröffnung, bei der heiterieit der beiden Willems der ! Professor mit bittersiißem Lächeln » meinte, er miisse aber doch seinen Hut und Fracl in anständiger Verfassung ; wieder haben, da klopfte ihm der Alte i freundlich auf die Schulter und sagte: -, »Seien Sie froh, lieber Professor, daß s Sie diese beiden scheußlichen und höchst . unmalerischen Möbels auf so anständi ge Weise los geworden sind.« . Ja, die beiden Willems strotiten von ; Naivetät, während der Bruder des « Professors, der achtzehnjiihrige Benja I min, tnrzweg Jamin genannt, die un s glaublichsten, aber leinegwegs naiven iStreiche oerübte. Streiche, die hier . kaum wieder zu erzählen sind, die aber allenthalben die größte Heiterkeit er s weckten bei Denen, die nicht davon be I trofsen wurden. I Willems Colorit machte Schule. Die Meisten freilich ahmten es nur nach. die Klügeren und Eigenarti eten unter den Malern aber eigneten ssich nur so viel von den Farbenprinzipien des neuen Mannes an, als ihnen fiir ihre Sache gut schien. Künstlerilch befruch tend wirkte Willem auch in Bezug auf die Radirung, in der er ein Meister war. Freilich, seine besten handgriffe und Finessen behielt er fiir sich; aber sonst war er stets mit Rath und That dabei, seine Schüler recht herauszu bringen. Sein künstlerischer Erfolg war nach jeder Richtung bedeutend. Seine Stillleben erregten durch ihr malerischei Arrangement und durch die Farbe das höchste Entzücken und selbst der sittenftrenge Fürst bersah einst ge flissentlich das Motiv und bewunderte die Pracht der schillernden Seidenstpffe, als ihn Willern vor sein nenestei Opni führte. Man erblickte daran ein sei denez himmelbrett, hinter en ge bliirntem Vorhang ein zartes men handchen heevneschautr. Auf einem Stuhl lag die elegante Kleidung eines weiblichen Wesens, vor dem Bett ein snher kleiner Atlasschuh, halb verdeckt von einein glänzenden arenstieseL SolchesikemachteBi minseinen Gestaden offer. Ader auch der Um Kasd, Its er gern schöne Wit lerinwn in Seide und W M, Ists-Its sie sie »Ich faul ans betten rakeltech hielt die Damen der W— Gesellsch st nicht ab sich mit Vorliebe Vonsp malen zulassen. Man erzählte sick kdrnlusiigsten Geschichten die dabei wfsirt fein sollten. So hüpfte Willens der nat gebrochen deutsch sprach, einst um die kleine teizende Komtesse T» die et poktraitirte. herum und bewunderte ihren Teint mit dem Aus-ruf: »O, ma comtesse, ma comtesse, was aben Sie doch für eine schöne-, für eine deliciösc Fele Ich machte Wiuemg nayere Benannt schaft auf eine originelle Weise. Jn einer bekannten Kunftzeitfchrist hatte ich ein Feuilleton über die Malerfchulr. an der jener thiitig war, veröffentlicht und bei dieser Geleaenbeit erwähnt, daß sich die Malweife des sonft holt-bedeu tenden Künstlers von Manier nicht ganz frei halte. Da rückten mir nun eines Tages die beiden Willems auf die Bude und mit dem melancholifchen Tonfall, der dem Professor eigen war, sprach er. der immer leicht ins Duzen verfiel: »O, ich wollten Dir nur sagen, daß Sie mir fehr geschmerzt aben. Jcl sein keine Manierift, tein Spur von eine Manierift.« Der Alte beeilte sich, diese Behauptung in einem nicht minder tollen Kauderioelfch zu unterftünen Wir redeten eine ganze Weile über das Thema und wären vielleicht noch lange nicht damit zu Ende gelominen, hätte Willern nicht plötzlich erklärt. er sähe ein, daß mich nicht H:rzensbosheit, sondern eine schiefe Ansicht zu jener Be merkung verführt hätte, deshalb wolle er mir denn auch nicht weiter böse fein. Wir schlossen also Frieden, machten auch gleich einen gemeinsamen Spazier gang nach einem benachbarten Dorfe Willem fchien fehr »aufgetratzt" zu sein, und als er auf einem Zaum, wir man das oft auf dein Lande sieht, eine An zahl Milch- und andere Töpfe zuni Auslüften auf die Pfähle geftülpt er blickte, erklärte er, es müsse doch samos tnallen." wenn man die durch Stein wiirfe zertrümmern Er machte auch, gleichwie sein Alter, alsbald Anstalten, diesen Scherz in Scene zu setzen, indem er mit dem Stiefelabsatz einen Stein auf dem Wege loszuschlagen suchte, da mit er ihn als Wurfgefchoß benutzte. Nur mit großer Mühe gelang es mir, den Beiden die Thorheit auszureden. Für den andern Nachmittag war ich von den neuen Freunden zum Kafsce eingeladen. Jch fand die ganze Fami lie und noch einen befreundeten Land fchaftsmaler in einem langgeftrerlten, fchrnalen Zimmer verfammelt, in dem eine stattliche Tafel mit verlockenden Konditorwaaren wie bei einem Da mentaffee, freundlich besetzt war. eDie beiden Willems und den oieloerfpres chenden Jamin lannte ich nun ja, aber die Mutter des Professor-s und feine Schwefter waren mir neue Erscheinun gen. Trotzdem fand eine eigentliche Vorstellung meiner Perfon nicht statt. vielmehr erklärte Willem nur lachend: «Dies ift der schlechte Kerl, der mich so miferabel gemacht hat,« worauf die alte, mit einerMatinee-Jacke geschmück te Dame einen Schwall holländischer Worte über mich aus-schüttete, die ich nicht verstand, während das Fräulein, eine pilante Schönheit in modernfter Toilett·. ir leidlichein Deutfch sich ver nehmen ließ, Willem fei so empfindlich. Er tümmere sich in der Welt um nichts. als um feine Malerei und die dürfe man ihm nicht schlecht machen, fonst fühle er sich tief unglücklich. Jch betrachtete mir die Herrlichkeiten welche die Willems hier zusammenge tragen und an den Wänden und in den Ecken angebracht hatten. Zerbrochene venezianische Spieael, ein brauner Tod tenlovf, mit einein belgischen Ofsiziers tappt geschmückt, eine Anzahl alter Bil der, zerschlissene, gestickte ctlltardeeten und andere Stoffe, Vasen und Krüge, schweinslederne Folianten, gemalte Gläser, Waffen, turz Alles, was man als »malerisch« bezeichnen konnte, das lag und stand da. scheinbar in wirretn Durcheinander herum. Es fiel mir auf, daß fast nichts von alledem ganz war. Aber beide, der Alte und der Junge« schienen eine ewig neue Freude am Anblick dieser Dinge zu haben, und als der Professor bemerkte, daß ich mich mit Interesse umschaute, führte er mich an den Wänden entlang, deutete aus diese oder jene Gruppe des antun-ari schen Geräihs, zog dann in der Lust mit seiner Hand einen Kreis, als stelle er sich im Geiste einen Rahmen her und sagte immer wieder, halb zu sich selbst, mit dein Ausdruck vollendeten Ent zückens: »Schön, sehr schön!« Nun wurde der Kasfee ausgetra gen und wir ließen uns nieder. Mir zur Linien setzte sich der Pros fessor. Ohne viele Umstände tniipfte» er sich die Weste auf, stiihnte berzzer- : brechend und rieb sich den Bauch. Dem « Fräulein, das mir zur Rechten saß und mir eifrig und zu meiner lebhaftesten Befriedigung den Teller voll Forten stiicke und Gebäck legte, schien das Ge bahren des Bruders ein wenig genant zu finden, und so erklärte sie mir denn, dass der arme Willem heute mal wieder sehr lurzathmig wäre und die Lust in X. gar nicht recht vertragen könne. Jch bedauerte den Stöhnenden entsprechend, und meine tröstenden Worte schienen ihm wohlzuthun, wie einem mit einem Wehweh behafteten Kinde, dem man Hunden Inzwischen hatte sich das räulein ganz in sich selbst verloren, ehnte sich in den Sessel zurück, die Leckerbissen ganz unbeachtet lassend, und seufzte einige Male mit auffälliger kenneamlwkeåt f,.isi)kei;ichusutt,Auge m t e e rt,« - -teich. ärWEemthte auf,sichden strich zu reiben, blickte die Schwester — rannte mir zu: das Mädchen sei mit einem belgischen Ofsizier derlobt und würde nächstens beiratbes. «Jn Mem Zustande aber tbäten nach seiner « abrung die jungen Damen immer sotche Seufzer von sich geben und man müßte dann Rachsicht mit ihnen haben. z Uebrigens sei der Bräutigam auch ein g ganz besonders schöner Kerl und habe eine prachtvolle Uniform. Neulich erst sei er zu Besuch dagewesen und habe ihm sein Köppi zu einem »Stillleben« geschenkt. Dabei deutete der Professor aus jenes Käpph das aus dem Todten schiidel balancirte, schlug mit der hand wieder seinen Kreis und seufzte: »Schön, sehr schön, in Motiv und Far be ganz aimable!" Am andern Ende der Tafel schien plöylich etwas nicht in Ordnung zu sein« denn die alte Dame mit der hel len Jacke ließ auf einmal aus hollän disch mit ungebeurer Zungengeliiusig teit einen bewundernswertben Wort . schwall los, der wie ein Schimpfrn klang. Sie mochte es unerhört finden, « daß Jamin ein ganzes Brödchen in seine große Kaffeetasse gesteckt hatte. Es sog das ganze Getränt wie eis Schwamm aus und quoll in Folge des sen gleich einem Ball über den Rand empor. Mit dem Zuckerlöfsel prakti zirte es Jamin, ohne sich durch das Ge zeter seiner Mama im mindesten stö - ren zu lassen, in seine hand. «Pasz . op, Oller!« oder ähnlich schrie er dann. und im selben Augenblick flog die feuch te Masse an dem würdigen, grauen Haupte des älteren Willem. der sich plößiich bückte, vorbei und tlatschte ge gen die Wand. sternförmia auseinan terspritzend, während der Haupttheil theilnehmend von der Seite an und der Semmel in der Mitte lieben blieb. · Die begreifliche Aufregung iiber das Attentat Jarnins auf seinen Erzeuger legte sich aber sofort, als man inne I ; ward, wie hübsch die Bombe doch zer- « . platzt ser. Nach drei Minuten schon - war die Geschichte vergessen und der Alte brachte Tal-at und frische bottäni : T dische Thonpfeisen von erttecklicher ; . Länge. deren eine er mir verebrte. Jch L i hatte damals die Technik des Thon- " i pfeiienrauchens noch nicht losf sund stopfte mir dar- Gerätb ohne-; weiters voll. Aber Willem rief ganz : ; entsetzt: »O, so müssen Du das nicht « machen!· Er nahm rnir die Pfeife aus «der hand. entleerte sie wieder und spuckte. mit Respekt zu melden. sorg fältig in ihren Kopf. Nachdem der Z Ton die Feuchtigteit aufgesaugt hatte, j wurde die Pfeife frisch gestopft undS s angezündet und der Professor that ein ' s Dutzend ZLge daraus,»ebe er sie mir e i E t s l e Mll vcll Wollen zuxuugus . »so-« nun lannft Du lie genußlich rauchen!« Der Genuß schien mir freilich febr bald als ein mehr als zweifelhaften Teufel. war der Tabai schwer! Und wie heiß war der beißende Rauch im Munde! Obgleich ich damals dem Laster des Rauchens mit der Maßlofig Zeit der Jugend fröbnte. wurde mir bei dieser Pfeife doch ganz anders zu Mu the. Jm Stillen die beiden Willems, den Jarnin und den anderen Maler bewundernd. wie andachtig sie alle an ihren Pfeifenröhren sogen und sich und die Damen und alle anderen Herrlich leiten des Gemachs in dichte Wollen büllten, legte ich bald verstohlen, laum weniger bleich. als die Pfeife, diese ne ben meine Koffeetafse. Die beiden Willemiz hatten das wohl bemerkt und ! brachen in ein lautes Triumphgeheul,« aus. .Das ift dafür, daß Sie ibml Manieriften gefchurnpfen ’aben!« rief! der Alte. doch der Professor fagte mil de: «Eine frische Piep anzurauchen, das ift vor die Swindfucht lu lriegen«. I Und alsbald erbot er sich, für mich das s Geschäft des Anrauchens zu überneh men. Jn acht Tagen möge ich die Pfeife nur holen, dann sei sie so weit recht. Jch war nun zwar ieineswegs des Sinnes. dieser liebenswürdigen Auf forderung zu folgen und driielte michs ein paar Tage scheu um jede Weges-s nung mit dem Profess or herum, aber er I wußte mich doch zu erwifchen und? nahm mich mit beim, mir die Pfeife mitzugrben. Mein erfter Blick im Zimmer fiel auf die Stelle an der Wand, wo Jamins aufgeweichte Sem inel zerplth war. Wahrhaftig« da hingen die eingetrockneten Spuren des Attentais noch auf der hellen Tapete. Aber Willens batie dort rnit schwarzer Kreide ein riesiges Spinnen-sey aufge zeichnet. Der brauntruftige Brödchens reft bildete den Hinterleib des Spin nentbiers, dem ern Vorderkörper und lange Beine angemalt waren, während die umher efprihten Bröckchen als n d fetten ers ienen, die fich im Rede in gen« .Das ist einfach großartig!" rief ich bewundernd. Doch Wille-n entgegnete gleichmiiidig: »O, mien Briend, es muß sich eine ganze flechte Maler sein, der nicht versteht, zu Benutz der Sufiillig ieiten.« Ich habe denn fehr viel mit den bei den Willerns verkehrt. Naivere Men fchen als sie find mir in meinem Le ben nicht begegnet. Zumal der Pro fessor war in allen Fragen des Da seins von einer geradezu tlassischen Varmlosigteii. Was über Pinsel und Palette hinausging, das waren ihm bö nrische Dörfen Seine Unselbstftiindig teit war ordentlich rührend. Trat irgend einmal eine Entscheidung nichtmalerifcher Art an ihn heran, dann war feine stete Auirrde: »Da muß ich doch erst einmal meinen Vater fragen,« eine Redewendung, die bald W zum geflügelten Wort bei der ganzen Malerschaft in X. wurde. Trotz solcher Umstände war ei aber keineswegs un - intereganh näher mit ihm zu verseh E ren. s wurde dann eben fortwährend s »fachgesimpelt«. Und auf diesem Ge . biete war der Maler eine Quelle steter « Anregung. Da sprudelte er förmlich , von geistvollen und eigenartigen Be ; mertungen. die immer ins Schwarze « trafen. Kann es etwa für einen Voll bluttoloristen, wie es Willem war, eine tennzeichnendere Bemerkung geben, als sein Wort: »O, eine Bild muß sein wie eine Feldbouauet?« « Es war ein Genuß, ihm zuzuhören, wenn er ein Bild durchtritisirte, oder wenn er aus seine geliebten alten Mei ster zu sprechen tam. An seinen Aus führungen tonnte man Kunst verstehen lernen. Die Farben, die Linien wur den förmlich zu lebenden Dingen bei ihm, mit denen er bei seinen Erklärun gen gleichsam Zwiesprache hielt. Und wenn er gar Pinfel oder Radirnadel zur Hand nahm« dann wurde er gleich ein ganz Anderer. dann wurde der Le bensunerfahrene, wurde das große Kind oft im Handumdrehen zu einem stürmenden Titanen. Bei einiger sei ner Bilder und Blätter blieb er zwar in dem reichen Vielerlei feiner nervöfen Technik, in Rezepten und Mützchen ste cken, doch gewöhnlich wuchs er hoch iiber das Nebensächliche hinaus, und viele seiner Arbeiten sind von einer genialen Wildheit, von einem fortreißenden Zug ins Große erfüllt. Realist durch und durch, liefz er in feinen Werten doch niemals das Modell in den Vorder grund treten. Er drückte eben Allem den Stempel feines intensiv malerischen und geistigen Empfindens aus. Aber seine Eigenart, sein allem Alademischen fernes, selbstherrliches Gestalten und seine göttliche Naivetiit brachten ihn leide-r in Konflitt mit seinem fürstli chen Gönner und der Aufgabe feiner se gensreichen Lehrerstellung Das tam so. Für ein berühmtes Schloß des Fürsten hatte er einige ge schichtliche Bilder zu malen. Es wur den Werte voll Leben und Eigenart, Bilder,»die ihre Vorwürfe mit einer wahrhaft elementaren Realiftit behan delten, aber eben deshalb, mochte die Künstlerschast auch noch so sehr ent züctt von ihnen fein, erregten sie das Mißfallen der »iisthetisch" empfinden den, verständnißlofen Hoftliaue. Schleunigst wurde der Fürst entspre chend bearbeitet und Willem aufgefor dert, einige Aenderungen an seinen Bildern vorzunehmen. Da er diese aber vor seinem tünftlerischen Gewissen nicht glaubte verantworten zu können, weigerte er sich dessen, worauf dann mit gleicher Promptheit die sürstliche Schatulle sich weigerte. das ausbedun gene, übrigens sehr mäßige Honorar zu zahlen. Der Professor. in dem kind lichen Glauben, daß das Portemonnaie seines hohen Gnners und die Per son desselben zwei ganz verschiedene Dinge seien, ging hin und tlagte seine Forderung ein. Die Schatulle mußte zahlen, aber Willem wurde im Dank-umdrehen »gewimmelt« und sei ner Professur enttleidet. Er entwickelte einen «Mordszorn« darob, richtete ihn aber teineswegs an die Adresse des immer noch von ihm sehr verehrten Fürsten, sondern an die eines in der liünstlerschast weidlich verhaß ten, einslußreichen Hosherrm in dem man das böse Prinzip des hoses zu er blicken sich angewöhnt hatte. ulllclocs Wllc Ulc Mlllcslcc MU .lcm’s geheirathet und war mit Mutter und Bruder und dem gesammten haus balt wieder dorthin gezogen, woher sie gekommen. Willem tonnte wegen der Ordnung seiner Angelegenheiten nicht gleich folgen, so ließ man ihn denn be triibten Herzens unter dem Schutz sei nes Seniors einstweilen zurück. Die Beiden bezogen ein tleines, ödes Logik, fühlten sich höchst ungemüthlich und irrten wie ein Paar arme, verlorene Hühner umher. Jn dieser betrübten Zeit schlossen sie sich mir noch enger an. Gegen Abend tam der Professor ge wöhnlich auf meine Bude gerückt, mich abzuholen, damit ich ihm und seinem Alten noch ein paar Stunden Gesell set-ask leiste. Wir bereiteten uns dann unser Abendbrod. Jn eine Pfanne, die nebst einigen anderen Küchengeriitben zurückgeblieben war, fchnitten wir Le ber- und Blutwurst hinein und brieten das, die Pfanne dirett ins Ofenseuer schiebend, solange, bis von den Seiten ter die Flammen gierig nach unserem Mahle ziingelten und wir die Sache fiir reif hielten. Dann setzten wir die Pfanne mitten aus den Tisch, bewaff neten uns jeder mit einem Stiick Brod und fuhren mit Gabeln zwanglos in das schwarze Gemisch, das wir uns ge genseitig so lange als vorzüglich an rrtesen, bis wir es selber glaubte-n Wenn ich besonders guter Laune war, bereitete ich wohl auch einmal eine Pfanne tleinwiirseliger Brattartosfelm denn in diesem Artikel galt ich als Spe zialist und die ganze ledige Maler schaft pries mich darum. Mancher lud sich da wohl bei mir zu Gaste und er freute sich an meinem Anblick, wenn ich« meine Kleider gegen das sprißende tt zu schützen. die Küchenschitrze me ner hauswirthin vorgebunden, mit einem großen Messer in den treischenden Kar trsieln herumstocherte und sie mit einer frischen Ladung Wurstsett versah, mit dem ich die Braterei zu bewertstelligen pflegte. Nach dein frugalen Nachtmahl bei ten beiden Willems erlabten wir uns gewöhnlich an einigen Gläschen Gene W urs, wozu wir aus den Jhonpfeifen schmauchten und grimmig fachsimpeii ten, wenn wir nicht etwa die Zeit mit ? Bufsspielen todtschlagen, ein Spiel, j auf das mein Freund ganz versessen « war. " Dann tam die Zeit des Abschieds nö » her ·Die Wehmuth feste sich bei den s Zweien in eine fabelhafte-8erstdrungsg wuth um. Der Alte hatte da ein nettes Spiel erfonnen. Er behauptete, in all dem zerbrechbaren Tifchgeriith das sie noch hatten, den bösen Kerl vom ofe, dem sie ihr Malheur in die uhe J schaden, wiederzuertennem »Das Bieft « muß malerifch gemacht werden!" war die Parole, die der Alte ausgab. So wurde denn jeden Tag etwas Anderes - malerisch gemacht. heute ein gläsernes Salzfaß, morgen ein Teller, übermor « gen eine Tasse. Entweder wurde mit ten unglücklichen Gegenständen Fuß - kalt im Zimmer herum gespielt, bis sie - in tausend Scherben lagen, oder wir , fchessen mit einer Flobertpiftole danach. ; Das Alles vollzog sich natürlich nicht unter feierlichem Schweigen der Bethei ligten. Der hauswirth war deshalb froh, als die tollen Vlamliinder endlich abzogen Froh wurde auch das i fürstliche Museum, denn in Anbetracht — tesfen, daß der Fürst für den Willem : immer etwas übrig gehabt habe und nur ; von seiner Camarilla mißleitet worden ·- sei, stiftete der Senior dem Institut eins seiner besten Bilder. einen die Fe ier fchneidenden Atten, ein Wert, das " sich den Bildern altniederliindifchcr Meinmeifter ebenbürtig an die Seite stellen tann und das eine der vornehm ’ sten Zierden des Museums bildet. So tsergalten diefe beiden Leute die Unbill, ; lsie ihnen wiedersahen. : Sie zogen davon. Jhre Ankunft in ter Heimath meldeten sie mir durch eine Riefenfendung feinen Tabaks, einge packt in den werchoollsten Kasten ihres " Buffspiels, das sie mir zum Andenken ; verehrten. Doch ihre treue Anhänglich i leit dauerte weiter fort. Einen ganzen ; Stroß Briese in der feltsam schönen, . verschnürtelten Schrift meines Freun -r des bewahre ich noch auf, Briefe, in de nen er mir über seine neue Arbeiten Bericht erstattete und mich immer wie der an unsere oergniigtenStunden erin nerte, da wir uns Würfte brieten und Gläser und Teller malerifch machten. Dann tam das Unglück. Erst starb meinem Freunde die Mutter fort, nicht lange daraus sein treuer Beschützer und Gefährte, Willein senior. Das konnte ker Professor, für dessen asthinatische Zustände die heimathliche Luft überdies höchst schädiich war, nicht verwinden Vereinfamt, vertrauert starb auch er iald darauf, taum vierzig Jahre alt. Ein Jahrzehnt ift seither verflossen, aber wenn ich in einer Stunde der Muße mir wohl die Mappe mit seinen Radirungen und Zeichnungen herbei hole und sie Blatt um Blatt mit dem behaglichen Gefühl eines echten Kunst genuffrs betrachte, dann ist mir fast, als höre ich des Freundes Stimme, böte ihn lachen und als fähe ich feinen ausdruetsvollen Künstlertopf vor mir, sähe die riefige feidene Schieife seines Shlipseö, wozu er meist ein altes Hut kc nd feiner Mutter oder Schwester genial verwendete. Das ift fiir mich nun einmal ausge macht: solch einen prächtigen Gesellen, wie ihn, finde ich in diesem Leben nicht wehr. Er sowohl, wie sein Vater, bleibt für mich der lehte, in unsere nüchterne Zeit hineingefchneite echte Repriifeni tont altniederländischen, lebensfreudis gen und intenfioen Künstlerthums. -— Thierversteigerung in A n t w e r p e n. Eine Persteigerung seltener und wilder Thiere findet in be stimmten Pausen im Zoologischen Gar ten in Antwerpen statt. Bei solcher Ge legenheit strömen die L iter der ver schiedenen europäischen hierparke und auch die Besitzer »wi!der« Schaustellun gen, Spezialitätenliinstler in Schaaren herbei. Diesmal war die Nachfrage eine sehr rege, denn viele deutsche zoolo gische Gärten sowohl, wie die von Pa ris, Hang, London, Amsterdam u. v. m. hatten Vertreter entsandt. Außer dem fand sich auch das iibliche tauslu stige Publikum der Schaubudenbesitzer und Zäbmer ein. Der Verlauf begann mit einer zahllosen Menge kleiner Pö gel. Es folgten Enten, von denen es ein Paar bis auf 240 Mi. brachte. Ein weißes Schwanenpaar erzielte über 300 Mk» Affen hatten Preise von 12-—-160 Mk. Eine rei ende Schlangenbeschwöre rin erwarb ch eine Pythonschlange fiir 64 Mk. Die nachfolgenden Preise geben eine kleine Uebersicht davon, was Thiere werth sind. Drei malaysche tleine Bö ren tosteten 260 Mi» ein junger-komp leapard M, ein ausgewachsener Lev pard 580 Mk» eine schwarze Panthe rin 560, ein dressirteg Zebra 2,400, ein Kängurub 600, ein Kasuar 540, ein Kondorpaar 440, ein Strauß 440, ein Adler 88. eine Antilope 220, ein Lama 260, ein Paar Dromedare 1,200, ein Büffel 480. Nur ein großer, weißer Bär fand keinen Liebhaber. Keiner wollte den sich aufbinden lassen ! ..... Heitenleidelheiin Der 48 Jahre alte verwittwete Tagner Anton Arnald aus Mertesbeirm welcher sich seit längerer Zeit hier aushielt, wurde von einem Erdgriiber bei den Thou gruben im Schlamme erstickt ausgesun den. Stadelbeim Das sechijiih rige Söbnchen des Gesängnißaussehers Schönerer fiel beim Spielen aus einem am llser angebundenen Kahn in den Jnn .-.nd ertrank.