» Die set-user Richard Itgner begegnete. -O— Von heinrich Steffen. Jn den Jahren 1872,-«73 war ich am herzoglichens Hoftheater in Dessau en gagirt, welches damals unter der Lei tung des Jntendanten Kammerherrn von Normann stand. Eines Nachmit tags —- es war im März 1873 —- kam ein befreundeter Kollege zu mir ge fiiirzt und rief: Richard Wagner kommt! Schnell ziehe Dich an, wir wollen zum Bahnlwst »Aus-halb follte wohl Richard Wag ner nach Dessau kommen,« bemerkte ich zweifelnd. »man hat Dir einen Bären aufgebundensps »Nein. er kommt be stimmt,« iaate mein Freund; »e: hat mit dem Schaßmeifter des Bayreuth Unternehmens-, der hier wohnt, zu lon feriren.'« Also los! Jm Laufschritt eilten wir zum Bahnbe und kamen eben noch zu recht, um Wagner mit Frau Cosima aussteigen zu sehen. Da er ganz in cognito lam, war natürlich Niemand zum Empfang da, als der damalige Hoflapellmeifter Thiele, welcher gleich uns durch Zufall im letzten Augenblicke von der Ankunft des Dichterkomponi ften Wind bekommen hatte. Er über reichte Frau Wagner ein Bouquet und ftieg nach kurzer Begrüßung mit dem Ehepaar in einen bereitftehenden Wa gen. Als ich mit meinem Freunde die Ca vqlierstraße hinauf schritt, kam uns der Theaterdiener athernlos entgegen, der vom Jntendanten ausgesandt war, das ganze Schauspiel-Personal zusam- . menzurufen. Als wir vollzählig wa ren, sagte der Jntendant: »Meine Herrschaften! Richard Wagner weilt in Dessaii und wird unser Theater heute Abend mit seinem Besuch beeh- » ren. Die Vorstellung (es wurde Glucls »Orpheus« gegeben) ist ja nicht mehr zu ändern, aber wir müssen doch dem großen Künstler einen Empfang berei ten! Jch lasse also vor der Oper die Ouderture zu den »Meistersingern« spielen, und dazu wollen wir lebende Bilder stellen, Gruppen aus allen Wag net-Opern.« Herr von Normann war Maler und hatte bereits eine Slizze entworfen. Es war ein Prospekt vorhanden, wel cher wohl einmal zu ähnlichem Zwecke angefertigt war. Dieser bildete zwei übereinanderliegende Reihen Nischen. Jn jeder derselben sollte also ein Grup penbild aus einer Wagneroper erschei nen. Der Jntendant nannte also zu- - nächst die Reihenfolge der Opern und E bezeichnete diejenigen Damen und Her ren, welche in jeder Oper «bildstehen« ; sollten. Nachdem alle Darsteller die" fiir sie bezeichnete Nische eingenommen hatten, nannte der Jntendant die Sze- ; nen und Gestalten, welche er aus jeder z Oper ausgewählt hatte, und bestimmtö fiir jede Figur den geeigneten Darstel ler. Herr Steffen «Beckmesser'«, hieß . eB. Allmächtiger, ich hatte nie Gele- ; genheit gehabt, die damals ganz neuen »Meistersinger« zu sehen —- ich kannte » das Wert nur aus Krititen. Wie sollte ich die richtige Maske für den j »Beckrnefser« treffen? « Als der Jntendant unsere Gruppe stellte, sagte ich leise: Um Gottes-willen, Herr Jntendant, ich tenne ja die Oper gar nicht. Was muß ich denn für eine Maske machen?« - »Nachher, Herr Stefsen, lassen Sie mich nur erst mit deni Arrangement fertig sein,« war die Antwort. Rach deni dasselbe beendet war, hatte der Jntendant noch so viel niit dem Thea I i i i i termeister, dein Garderobe-Jnspettors etc. zu besprechen —- iiberhaupt war der alte Herr in so großer Aufregung. daß ich ihn nicht mehr belästigen mochte. Von den Regisseuren war keiner da ——; die Sang-, welche Abends zu sin gen hatten, wirkten in denBildern nicht mit — ich wandte mich deshalb an den jetzigen Jntendanten, Diedeke, welcher gerade auf der Bühne war, und der zu jener Zeit die Stellung eines zweiten Kapellmeifterg bekleidete. »Um Gottswillen, Herr Kapellmei ster,« bat ich, »sagen Sie mit doch, was muß ich zurn Beckmesser für eine Maske machen? Jch habe ja die Oper nie ge sehen!« »Na,« antwortete er, »natiir lich lomisch.« Nun war ich so llug wie vorher. Die Zeit drängte; ich wollte doch to itiimirt fein und sehen, wie Richard Wagner die Lage betrat. Also auf gut Glück Maske gemacht, angezogen und dann hinunter auf die Bühne! Das bekannte Guckloch tm Vorhang war von Kollegen und Kolleginnen um ringt; einer drängte den Anderen fort während zur Seite. Das Haus war festlich erleuchtet und selbstverständlich ausvertauit — denn die Nachricht hatte sich mit Windes-eile durch die ganze Stadt verbreitet. Die Damen in Ball toiletten —- die Offiziere und Beam ten in Gala-Unisorrn — die Herren dem Civil im Fras. Endlich larn der große Moment: Ein Diener in Gala Livree öffnete die ogenthiir, der Jn tendant in Kammer errn-Unisorm, mit sämmtlichen Orden geschmückt, leitete Richard Wagner und Frau Cosnna selbst in die Lage. Eine schmetternde Ware ritßte die betiihmten Gäste; das ganze abkitum erhob sich —- als denn ein fremder Mmtch VII DCUI s hum- hseer. M trat an die Logenbriitiung — verneigte sich dan kend nach allen Seiten nnd nahm mit seiner Gattin Plas. . Nun begann das Meistersinngpv spiel. GFM den Schluß dgsselben hob sich der orhang und die lebenden Bilder erschienen. Wagner stand aus und betrachtete die Bilder lange durchs Opernglas. dann gab et selbst das ersie « Beisallszeichen, in welches das Publi kum so kräftig einstimmte, daß sich der Vorhang noch drei-, viermal heben mußte. · Nun kam Richard Wagner aus die Bühne. bedankte sich beim Jntendanten sür die erwiesenen Ausmerlsamkeiten und sagte diesem, sowie dem Doflapell meister Thiele Komplimente über die tiinstlerisch gelungenen »Bilder« und die musterhaste Exetution des Meister singer-Borspiels. Nachdem ich mir den großen Künst ler noch einmal aus der Nähe recht ge nau angesehen hatte, ging ich nach mei ner eine Treppe hoch gelegenen Garbe robe. mich umzutleiden. Als ich oben angelangt war, ries ein Kollege: »Stei sen. Sie sollen noch einmal aus die Bühne kommen, Wagner will Sie spre chen-" »Machen Sie Jhre Späße mit Dümmeren.« ries ich ärgerlich hinunter, und öffnete bereits die Garderobenthiir — als ich die diinne Stimme des Jn tendanten rufen hörte: »We- ist denn Hserr Stessen?« »Hier, Herr Inten-« dant«, ries ich und sprang die Treppe hinunter. Aus der Bühne stellte mich der Jn tendant Richard Wagner vor. Der Dichteriomponist schüttelte mir kräftig die Hand und sagte: »So hat die Ge stalt des »Beckmesser« meinem Geiste vorgeschwebt, während ich an dem Wer te arbeitete. Noch nie habe ich eine so gelungene Masse gesehen. Schade, daß ich Sie nicht in der Partie sehen und hören kannt« « Groszer Gott, Wagner diett mich sur den Darsteller des »Beckrnesser« in der Oper. »Sie sind gar zu gütig,« sagte ich sehr betreten, »aber ich bin leider nicht derDarsteller des »Beckmesser«, wie Sie glauben. Jch bin überhaupt nicht Sänger, sondern Schauspielerx — ja « ich muß gestehen, ich bade noch nie Ge legenheit gehabt. die Oper zu sehen und habe die Maske gewählt, wie sie mir nach den vielen Kritilen, die ich iiber Jbr Wert gelesen habe, am richtiasten erschien«. Jetzt war der große Wag ner in Verlegenheit. ; »Un- so oerdienstvoller«, sagte er? dann nnd drückte niir noch einmal herz- ; lich die Hand. Das war einer der un- ; vergeßlichsten Momente meines Lebens. so-— —————— Sie Wiss unm. i l ; i Novellette von Luigi Capuani.. Es war bei einem GesellschaftsspieL Abends im Saion des Grasen Ramm. « Die reizende Wittwe. Marchesa Bel- s lati. war soeben verurtheilt worden, i ibr Pfand dadurch einzulösen, daß sie von Einem zum Anderen gebe, und Je dem so lange Angenehmes in’s Ohr « s!iistere. bis er sich bestiedi t erklärte· »Ob, nein, nein!« ries sYe abwehrend v aus. Sie wiiszte ja garnicht wie das anfangen! Und sie lachte nnd schmollte . und war reizend wie ein kleines Mäd- 4 chen. Der Spiel - Präsident aber war i unerbittlich. Mit ernster Würde bot er l ibr den Arm, unt sie im Kreis berumzas ( führen. Gerade und steis stand er bin- I ter·ibr, wartend bis die Person« der sich die Marchesa jeweilig genähert, von den Bot-schlagen und Bersptechungen der selben sich würde befriediai erklären « Die Damen, deren sichu mehrere im 1 i l Kreise befanden, waren meist leicht und ; schnell befriedigt. Ohne Zweifel wußte j die Marchesa solche Wünsche zu erra- s then, die unter vier Augen einzugesiehen » sie nicht allzusehr Anstand nahmen. Die H Männer waren gar noch liebenswürdi- " ger, sie erklärten sich zusriedengestellt vom alleinigen Anblick der schönen Bit szerini Einer nur, der leste machte da- ’ von eine Ausnahme. Es war der Ba ron Paul Flori, ein hübscher junger Mensch, von höchst angenehmen Zügen. Er hatte die sonderbare Gewohnheit, in dem Salon der Marchesa jede Woche in tragisch - ernstem Tone ihr gegenüber unabänderlich dieselbe Phrase zu wie derholen. Sie lautete: »Marchesa, es isi unbegreiflich und unertlärlich daß i Sie nicht in mich verliebt sind. Es kann ) dies jedoch nicht verhindern. daß ich l Sie bis zum Wahnsinn liehe.« « Immer mit derselben schelmisch - lie benswürdigen Miene reichte ihm daraus die junge Wittwe ihre zarte weiße Hand l zum Kasse und sprach »Es ist zwar unbegreiflich. lieber Ba ron, aber nichtidestvweniger ist es nun einmal so!" Jn den Sein-en der Marchesa Bel laii hieß daher der Baron Paul Flori nur noch »Der Unbegreisliche«. Es hatte den Anschein, als sollte die Sache niemals die Grenze eines ileinenScher zes überschreiten. Auch heute wieder, in der Spagliata, der prächtigen Ban des Grafen Ramm, wo beide sich unter den Gelt-denen befanden. hatte der Ba ron seiner Dame das alte Lied von es Iier Liebe vor esuugen Gelegen it hierzu sand er øwohl bei Tisch- als nachher im Garten und aus der Pro ineuade, sowie jetzt wieder im Salt-m m sich die Gesellschasi« versammelt hatte, um in heiterer Weise den Abend zu Ende zu br« . Ei wurde Ie plaudert. ein musiin und in noch ein Gefetlfchaftsfpiel arrangirt. , Ernft und förmlich hatte der Präsi ; dent des Spiels die Marchefa dein Va . ron dargestellt, der. als er sie herankom k men fah, fich in feinen Stuhl zurück- ; sehnte mit der stolzen, ein wem im- E z rtinenten Miene eines verwii nten, , chtver zu befriedigenden Mannes. « ; »Oh, th« tief die Marchefa bei die « fern Anblick spöttisch, »wenn Sie den Spröden spielen wollen« lann ich Sie . nur bedauern.« »Gott sei Dant, haben wir ja noch einen Präsidenten unter uns, der Je den an seine Pflicht erinnern wird, falls es ndthig fein follte," antwortete der Baron. Und dabei wies er auf den Cavaliere Vergatj, der ruhig und nn beweglich einige Schritte hinter ihr » ftand, ganz durchdrungen von der ho hen Wichtigkeit des ihm anvertrauten Amtes. I Der würdige Mann verdeugte sich tief. Er hätte irn Nothfall Juftiz,ge übt. 1 Die Marchesa mußte sich wohl oder ’ s übel fügen. Resignirt nahrn sie anv » Pauks Seite Platz nnd begann ihm . J verlockende Vorfchläge zu machen. « .Wi.irden Sie sich für befriedigt er klären, wenn ich in Sie verliebt » wäre?« l » »Das wäre wenig,« erwiderte der? Baron gleichmüthig, »und wird sich ohnehin früher oder fviiter ereignen.« »Wenn ich Jhnen eine hübsche Frau mit zehn Millionen Mitgift ver- E lchcffte2« i »Das wäre zu viel. Die Frau der- ? dürbe mir jedenfalls das Vergnügen an den Millionen.« »Alfo die Millionen alleini« »Ich wüßte nicht· was damit anfan- ; gen, sintemalen ich ein tugendfamer . junger Mann von bescheidenen Ge wohnheiten und Ansprüchen bin.« · »Mein Gott!" rief die Marchefa; unaeduldia. indem sie mit dein lleinen i ! Ermangelung von Bessereni schließlich i Fuß stampfte »Sol! ich Jhnen sagen, womit ich mich zufrieden gäbe?'· i Massen Sie es hören es wird jeden-· « falls ein Unsinn sein.« erwiderte die Marchesa. »Ganz im GegentheiL die einfachsie, : felhstverständlichste Sache von der Welt.'« »So sagen Sie es doch endlich her- . aus!« »Ja, da miissen wir zuvor eine Wette eingesen, und zwar eine ernst hafte.'· »Es sei d’rutn! Nun, und was soll der Gegenstand derselben sein ?« »Diese Hund« Verwundert betrachtete die Marche sa ihre Rechte. auf welche der Baron bei diesen letzten Worten deutete. «Jhre hand ..... zur Ehe,« feste er ertliirend hinzu. «Ah!« machte die Marchesa. qUnd als Preis wofür?« Da näherte er sich ihrem Ohre und fliisterte: «Jch werde einzig und allein zufrieden sein an dem Tage, an wel chem ich Ihnen, wohlgemertt ohne hte Einwilligung. aber auch ohne J ren. Widerstand. ruhig in voller Bequem lichkeit, einen herzhaften Kuß auf den Mund werde gegeben haben. Wollen , wir wetten, daß es mir gelingt?« Die Marchesa fuhr empor, indetnT sie heftig erröthete. »Es sei,« sagte sie nach einein Au genblick, mit stolzern, überlegenetn Lä- · cheln. »Und das scheint Jhnen die ein fachste Sache von der Welt? Wissen · Sie denn auch, was Sie sind, mein Herr? . . . .« »Der hübschefte Junge und der geistreichfte Mann der Schöpfung, nach meiner Ansicht.« Die Marchesa erhob sich. um ihn zu verlassen »Verzeihung, grindige Frau," sprach Cavaliere Vergati. indem er sie fest hielt. »Der Baron hat noch nicht er klärt, ob er befriedigt ist.'« «Besriedigr im höchsten Grade," er widerte Jener, und erhob sich dann sei nerseits, urn mit getreuzten Atmen sich respektvollst zu verbeugen. O f i Drei Monate später, des Abends ge gen haib zwölf Uhr waren im Satt-n der Marchesa Bellati von all’ den vie len Gästen nur zwei zurückgeblieben Es waren der Baron Flori und sein Freund, der Ex-Deputirte Commenda tor Vangetta, den seine Wähler bei der lehten Wahl hatten durchsallen lassen. Die Marchesa schien sehr ermüdet von den Anstrengungen des großen Empfanges an diesem Abend. Sie ries ihre Zose, und befahl ihr mit halblauter Stimme, ihr das Lager zu bereiten. Jndeß, der Commandatore riihrhe sieh nicht von der Stelle. Es war, als ver « ere er sein Gehen geradezu mit Absi ti Die Marchesa unterdrückte mit trampshaster Anstrengung ein Gähnen. Sie hätte sich gerne von ihrem Sih er hoben, aber sie befand sich da wie an genagelt zwischen dem Baron und sei nem entsehlichen Freunde. Wenn der Baron sie weni siens angesehen hättet Sie hätte ihm ogar ein Zeichen gege ben! Aber vergebens harrte sie aus ei nen ihrem Vorhaben günstigen Augen blick. Er, der sonst so geistreiche Mann, genoß nun diese langweiligen Auseinss andersetzungen über Eisenbahndienst nnd Zugentgleisungen mit einer Aus merisamteit, mit einem Ernst, mit ei ner Msusit Und die Züge des Commendatore rollten dahin, einer nach dein andern. M ohne Aufenthalt Sie siießen aufein ander, masiatrirten, vernichteten aber sie hielten nimmer an! Der Marchesa kam eine teufliiche Lust an, geradezu gleich einem Zugfiihs rer herauszubriillem »Füns Minuten Aufenthalt!« Der Commendatore ließ sie jedoch nicht dazu kommen. Er ereiferte sich immer mehr kam dem Verwaltungs rath in die Haare und nahm den Mi nister der öffentlichen Arbeiten het, um ihm gehörig den Kopf zu waschen. Dann ging’s wie im Handumdrehen zum Parlament über. Der ganze Krebsschaden lag da. Das waren ja keine Deputirten mehr, sondern Hans wursie, Spieler, Windfahnen! Und wie befand sich dabei das Land! das Land . . . das arme Land! Die Marcheia hatte sich in letzter Verzweiflung tief in den Armsiuhl zu rückgelehnt. So lag sie nun mit halb geichlossenen Augen. das Gesicht im Schatten ihres Fächers geborgen Es « war. als habe sie dieses letzte Wort, Land Land, Land! das der Commen datore im Enthusiasmus feiner letzten Rede ausgerufen und wiederholt hatte, : vollends besiegt, und ihre leyte Wider standsiraft, die sie dem Schlaf noch entgegengesth gebrochen. Nach Kur-i zem entfiel auch der Fächer ihrer hand.; Baron Paul machte dem Kommen- s datore ein Zeichen, er solle in seiner Borlesung weiter fortfahren. und erhob sich dabei leise, leite —- — — Die Marchesa stieß einen Schrei aus und bedeckte das Gesicht mit den Hän den. . »Ich hatte dabei einen Zeugen nö- H thig.'« sprach Baron Paul, indem er I auf den Kommendatore wies, der im- : mer noch dasaß, aber plötzlich der Spra- H ehe beraubt zu sein schien. »Sofern . Sie es wünschen, tönnte er auch gleich ( Feuge unseres Heirathsoersprecheng ? ein.« ; O ·- Itt z Averrnaig orei Monate sparen ore Marchesa Bellali war an jenem Mor gen Baronin Flor-i geworden, fuhren sie gegen siinf Uhr des Abends davon, den Honigmonden und ihrer Seligkeit entaegea. s Hand in Hand saßen die Beiden ne- i beneinandet. Zärtlich blickten sie sichv in die Augen, zu bewegt, ein Wort zu sprechen. wie wahrhaft Glückliche. Sie hatten sich schon so lange geliebt und auf so wunderliche Weise. Und nun, es war kein Traum, nun machten sie ihre Hochzeitsreises » Der unsichere Schein der Lampe ver- J wandelte die Baronin in eine geradezu phantasiische Schönheit Die Linien ihres Gesichts waren wie hingehaucht, Z von der Feinheit eines Pastellz. und da raus hervor, von den langen Wimpern z halb verschleiert. glühten ihre großen z dunklen Augen. Weich und schmieg: 7 sum umhüllte sie das riuve Gewebe ki- ! nez kostbaren orientalischen Shawls und vollendete das zauberische Bild die ser üppigen Schönheit. Spät erst hatte der Baron-das blaue Vorhängchen über die Lampe gezogen. : Ein angenehmes Dünkel herrschte nun dadurch im Waggon. Da plötzlich hörte man einen Kuß. .Geliebtes Weih,« iliisterte der Ba ron ihr in’s Ohr. »Du hast die unend liche Süßigkeit des ersten Kusses nicht gekostet. Oh. jener Ahnd ! . . . .« »Geh, Liebster, ich schlief ja nichi!« unterbrach sie ihn. »Ich liebte Dich und . .. hatte beariiien was Du wolltest.« Unergriindlichleit des menschlichen Herzens-! Baron Paul war einigerma ßen verblüfft . . . - -.... » h znn Mucgrngcnunn Erzählung von G u st a v L ö s s e l. Ueber dem großen hause lag das Schweigen und die Ruhe der Nacht. Nur in einem Zimmer brannte noch Licht. hier saß der viel beneidete Be sitzer der mächtigen Van über seinen Büchern. Er rechnete. Das Licht der grünbeschatteten Lampe fiel unge dämpft nur auf einen Punkt : die wei ßen Blätter und die weiße Hand, wel che in nervöser hast über sie hinglitt ! Was solche geheime Kallulationen mit unter für Sorge machen! Aus dem vorgeneigten bleichen Gesicht des Rech nenden lag ein tiefer, iumrnervoller Ernst. Welche Summen! Gleich feindlichen Kolonnen rückten die Zah- « len gegen ihn auf. Ihm entsank die Feder· Der Kaufmann streckte die ; Waffen ; nur der Mensch saß noch da, und der war elend genug. »Nein, so ging es nicht weiter. Die sem verschwenderischen Leben mußte Einhalt geschehen. War das wirklich der Banlier hermann Glittner, der an der Börse und in der Gesellschaft eine führende Rolle spielte, auf dessen Wort man lauschte, dem man in Gedanlen ungezähl Millionen urollte ? Er wars. e Nacht ist verschwiegen Sie verräth nichts von den geheimen Seuf zern und Thränen der schlaflos ver brachten Nächte. Fläche und Gebete um Befreiung, um Erlösung sammelt sie in ihren unendlichen Schooß. Die Weit erfährt nichts davon. Sie schläft. Ach und wenn es nur das yewesen wäre, was ihn bedriicitei Die Ver schwendunggsucht seiner eitlen und ge fallsiichtigen Gattin konnte noch gezü -gelt werden, wenn nicht anders, dann mit Gewalt. Aber die Kinder ! Mar tha war an einen Gutsbesiter verhei ; rathei. Sie lebten weit iiber ihre Vet « hältnisse und stellten immer neue Zir i derungen an die väterliche Kaise. a · i rie war eine Kiinstlernatur. Sie hatte I einen schwarmerischen Hang zur Mu ! sit, und ihre Ausbildung erforderte gleichsallö große Summen. Am schlimmsten aber stand es mit dem ein-s zigen Sohn Heinrich. Er vergeudete was der Vater in einem langen, ar beitssamen Leben zusammengescharrt hatte Seine Beziehungen zu einer be tannten Ballerina waren stadtbetannt. All’ diese Bilder und Gestalten zo gen jetzt mit erschreckender Deutlichkeit an dem einsam sinnenden Manne vor über. Und sie zogen sein in Sorgen ergrautes Haupt noch tiefer herab. Es gab leinen Kummer, den er nicht schon durchgetosiet hatte. Nichts Menschli ches war ihm fremd. Und er hatte Nie manden. dem er sich hätte anvertrauen —-tönnen. Seine Gattin war ihm ent stemdet. Sie empfand jeden Eingriff in ihr beschauliches Genußleben als eine persönliche Kränkung. Und doch, schloß er wieder, so ginge es nicht wei ter. Eine Aenderung mußte eintreten. Und sie kam. schneller und anders als er es erwartet hatte. Leise verschloß er seine Geheimbiicher wieder und mit ihnen all die tausend Sorgen und Befürchtungen, die sie um sdcwebten Aus neuem triihseligem Sinnen schreckten ihn Schritte, welche leise den Korridor herausglittem Es trar jetzt gegen Morgen. Vielleicht sein Sohn, der aus liiderlicher Gesellschaft heimkehrte; er mochte ihn nicht sehen, und von irgend einem hausbedienstetem ter hier seinen Besorgungen nachging, mochte er nicht gesehen werden. Man srllte es da draußen nicht wissen, daß Sorgen aus ihm lasteten und wie schwer sie ihn drückten. Mit einem Druck lösch te er die elettrische Lampe. Er tonnte k-.---.- M-- -.. Z- Ps.—t- l- t:.-L IIllIIII MS III-s IIII OIIIUIllI slsIUIIls Geräufchlos glitt fein Fuß iiber den weichen Teppich nach einer Jnnentbiir. Eben fchob er mit der einen hand die Portiere auseinander und griff mit der rechten nach der Thürilinte, als leife die Korridortbiir geöffnet wurde. Er blickte nun doch noch unter der Portiere hervor, um zu sehen, wer da hereinlam. Er selbst ionnte von dem Eintretenden nicht gesehen werden Der Schein einer Blendlaterne fiel herein. Ja, es war fein Sohn. Und wie fah er aus! Uebernöchtigt, aufge regt, feine Hand taftend, fein Fußztm sicher. Heiß wallte es in dem Vater lierzen auf. Die Schamröthe ftieg dem olten Mann in’s Gesicht. Und der da war sein Einziger, sein Stimmhalter! Voller Abscheu wollte er sich hinweg wenden, als das seitfame Gebabren fei nes Sohnes ihn aufs Neue an der Schwelle fefthielt. Einen Augenblick noch stand er re gungslos, seinen Sinnen nicht trauend, dann griff es ihm wie mit eiötalter Fauft nach dem Herzen und fchniirte es zusammen in namenloser Qual. Sein Sehn ein Verbrechen im Begriff, sei nen eigenen Vater zu beftebleni Es lag gerade eine großeBaarfumrne in seinem Trefor, die morgen weiter gegeben wer ten sollte, und jenen verfuchte seinSohn jedt mit einem Nachschliiffel zu öffnen, dcbei wiederholt erschreckt nuffahrend nnd fcheue Blicke nach allen Seiten wer fend. Eben öffnete sich die schwere Stahl thiir wie mit einem dumpfen Seufzen Die hand griff hinein, zuckte aber, wie von einer Natter gestochen, zurück. «Heinrich!« Leise nur, wie ein Hauch, tönte der Name an fein Ohr, und doch tlang’s ihm dröhnend und schmetternd wie die Posaunen des jüngsten Gerichts. Die Laterne fiel zur Erde und erlofch. Jkn fahlen dämmerigen Grau des Morgeng, das noch durch die zugezogenen Fenster tiorhönge gedörnpft wurde, ftanden Ba ter und Sohn einander gegenüber, Auge in Auge. wortlos, in tödtlicher Spannung. Es bedurfte keiner weite ren Ertliirung keines Vorwurfs, keiner Frage. Was der Vater ihm gutwing nicht mehr geben wollte, nicht lonnte, wollte der Sohn sich n hrnen« heimlich und feige und Verda t aus einen Anderen fallen lassen. Es war aus! Für ein solches Verbrechen gab es nur eine Sühne, und Heinrich Güttner mußte aus eine bewaffnete Abwehr gefaßt gr wesen sein. Plönlich — nur Setunden waren vergangen und doch erschienen sie den beiden Männern wie Ewigkei ten — riß er den bereit gehaltenen Re volver hervor und richtete ihn gegen die eigene Schlafe. Sein Vater fiel ihm in den Arm· Ein turzeö bringen entand. Die Waffe entlud sich. Mit einem dumpfen Weh ; laut sanl der alte Mann zu Boden und : blieb dort regungslos liegen. Für Se T tunden lag noch einmal die tiefe Ruhe der »Macht iiber dein großen Hause. Dann wurde es laut von Stimmen und Schritten. Entsehte Zurufe ertönten, Thüren tlappten. Man taml Einen stieren Blick warf Heinrich umher. Die Waffe la irgendwo ani Boden. Es war teine Zeit mehr, sie zu suchen und noch einmal gegen sich selbst zu richten. Und sterben mußte er. Da rurn fort, ehe man ihn packte und in’s Gefängniß zu peinlichen Berhören schleppte. Kein Ausweg ? Doch ! Durch das rasch eöffnete Fenster sprang er hinaus auf den grünen Ra sen. Er stürmte davon in den nebel feuchten. bleigrauen Avrilmorgen hin ein, dessen undurchsichti e Sch eier sich zwilchen ihn und den hatort herab senkten. Die Sonne ging auf. Das Licht brach sich siegreich Bahn durch Nebel und Nacht und sengend, blendend siel si --—....-—.. I — W es ihm in die Augen. Wie ein Gerich teter stand er da mit gesenktem haupt. Das Auge Gottes ruhte auf ihm mit seiner durchdringenden Klarheit und es las auf dem Grunde seiner Seele. Er sank in die Knie, er warf fich zur Erde, von seinen Empfindungen über wiiltigt. Alte, längst vertlungene Er zinnerungen und mahnende Stimmen z flutheten ihm aus seiner ersten schönen Z Jugendzeit in das Gedächtnisz zuruck. «Vater im Himmel, vergieb!« Angst · doll, aus gequältem Herzen stiegen die ! Worte herauf und zitterten über feine i bleichen Lippen. I Eine Zeitlang lag er so- still· von Z Furcht durchschauert, in ohnmächtigem Ringen mit dem Dämon, der ihn auf diese Wege getrieben hatte. Dann durchdrang es ihn mit einer wunder baren Ruhe und Klarheit. Er stano auf. Sein Weg war ihm vorgezeichnet. Niemand sonst sollte in den Verdacht der That oder der Beihilfe dazu tom men. Der Gerechtigkeit mußte Genüge geschehen und das konnte er nur in vol lem Maaße, wenn er zurückging, seine Schuld betannte und Sühne forderte. Man sollte nicht glauben, daß er mit Ueberlegunge die Waffe wider seinen Vater erho n hatte, wie es unbedingt geschehen mußte, wenn er ohne ein Ge ftiindniß aus dem Leben ging. Und io lentte er feine Schritte nach dem Vater hause zurück. —-». -..—- ——--——--——-——- i peu uno warm schien die Sonne her nieder. Ein erstes lindes Friihlings wehen strich iiber die Erde hin. Auch in seinem Leben war es noch Frühling, und nun ging er in den Tod . . . . Da lag das Haus von einem großen Garten umhegt, so still, so sriedlich, als lägen nicht die Schatten des Todes aus ihm, als wäre alles das, was er in den letzten Stunden durchlebt hatte, ein wit ster Traum gewesen, der mit der Nacht entschwebt war. Ein starker Lebens I drang wurde in ihm wach. Er war « noch so jung. »Fiiehe!« raunte die Versuchung ihm zu. Nein, er wider i stand. Er hätte doch nirgends Ruhe ; gefunden. Er hasttete weiter. Durch s eine lleine Mauerpsorte, zu der er den i Schlüssel hatte Und durch die er heute Morgen geslohen war, trat er in den ; Garten. Einen hastigen Blict umher, f dann stand er wie gebannt. Sein Va j ter wandelte unter den Bäumen. Er s tam aus ihn zu. Er war nicht todt. ! Nur der Schmerz über den verlorenen Sohn hatte ihm jenen Wehelaut ent i lockt, nur der Schreck hatte den nerviis i Zerriitteten zu Boden geworfen. - Mit einem Jubelrus eilte Heinrich F ihm entgegen. Er wars sich ihm zu Füßen« er umllammerte seine Knie. »Vater, oergied!« stammelte er unter Schluchzen und Thriinen. Jhm gegen iiber bedurfte es seiner Ertlärung. Er kannte selbst den ganzen Vergang. Nein, er war tein Mörder, er war auch tein Verbrecher — noch war er es nicht. Sein Vater hatte ihn zurückgerissen, als er am Abgrund schwankte. Seine s Reue und der Schwur der Besserung, s den er jetzt seinem Vater gelobte, kamen noch nicht zu spät· Aus seiner schweren Betäubung erwacht. hatte er, um den Sohn zu schonen, einen ganz Anderen als den Thaler beschrieben, einen un belannten Mann, zu dessen Verfolgung heinrich sich aufgemacht hatte. Arm in Arm gingen Beide nach dein Hause zurück. Es sollte sortan anders werden. --». H..·.-.. « Llcicht sehr schmeichelhast. Afritareisender: «....Ja, einmal bin ich nur mit lnapper Noth der Bra tenschiissel entgangen.« »Ach, da haben Sie wohl einen Bor geichmack belommen, wie einem Beei steat zuMuthe ist i« Gauners Entriiitung. Gauner(einem nobel gekleidetenherrn verächtlich nachdlickend, dessen Taschen er durchsucht und leer besunden hat): »So ein Lump, nicht einmal ein Poete rnonnaie hat er in der Tasche i« Fachmännisch ausgedrückt. Fräulein iszu einem Leutnant der Artillerie. der ihr seit geraumer Zeit die Cour schneidet): »Herr Leutnant, Sie iind ein Schwärmer.« Leutnant: »Gniidigeg Fräulein, bei dem Brillantfeuerwert Jhrer Augen muß man ja zum Schwärmer werden.« Jm zoologischen Examem Professor : »Können denn die Fische auch riechen ?« Kandidat : »Gewiß, wenn sie nicht mehr frisch sind L« Aus der Gesellschaft As »Wer ist der Herr, der da an dem geschlossenen Klavier lehnt?« B.: »Unser guter Engel einstweilen, so lange er den Plah hehauptet.« Z a r t e r W i n l . herr: »Er-ten Tag, mein Fräulein-— ich — ah, habe ich die Ehre mit der Tochter des hat-fest« Fräulein Eise: »Jawohl———Sie wün schen, mein herri« Herr: .Jch möchte gern Jhren herrn Papa sprechen —« Else: »Ach, der ist jetzt nicht hier — aher bitte, treten Sie doch näher — vielleichä —- sprechen Sie mit Mu ma — " Das Sprichwort »Ende gut, Alles gut« hat noch Niemand veranlaßt, seine gut endende Krantheit siir gut zu hal ten.