W Zier Tkiifsxlbiir. I Von Freiherrn o. Schlicht. Der Oberleutnant Bär gehörte zu . der großen Klasse derjenigen Ossiziere, die den Dienst nur als eine unangeneh me Unterbrechung der freien Zeit an sehen. Sein Glaubensbekenntnis lau tete: Es wäre sehr schön, den bunten Rock zu tragen, wenn es lein Exerzie ren und wenn es leine Vorgesetzten gäbe. Leider aber waren diese beiden s wichtigen Faktoren vorhanden, ja, noch mehr, er mußte sogar mit ihnen rech nen, und das war ihm höchst satal. Er liebte das Herumstehen aus dem Raser nenhos und die langweiligen Märsche, bei denen man stumpfsinnig einen Fuß vor den anderen setzte, absolut nicht. Wenn er aber dennoch Verhältnißmiiszig wenig über die geisttiidtende Arbeit klagte, so geschah es einerseits, weil er ; selbst sehr wenig Geist besaß, dann aber T auch, weil der Dienst appetitmachend wirkte. Er aß sehr gerne, er war kein Bielesser, wohl aber ein großer Fein schmecken der Gourniand par excellence. Jn der großen Garnison, in der er stand, aus den zahllosen Diners bei den schwerreichen handelsherren hatte er vollaus Gelegenheit, seinen Geschmack zu bilden. Das that er auch, das Beste - war siir ihn gerade gut genug, zu gut konnte siir ihn gar nichts werden. Sein Lieblingsgericht aber waren Triisselnz wenn er in ein Restaurant kam, bestellte er sich stets ein Gericht mit Trüsfeln, und so war es kein Wunder, daß er bald von den Kameraden den Beinamen »der Triisselbiir« erhielt. Er war stolz daraus, als hätte man ihn wegen seiner geistigen Fähigkeiten Napoleon oder ; Friedrich der Große getauft, und er gab - sich alle Mühe, seinem Namen Ehre zu machen. Dies gelang ihm, weniger " aber glückte es ihm, sich die Zufrieden- I heit seiner Vorgesetzten zu erhalten und T zu bewahren. Die hatten don Tag zu F Tag mehr an ihm auszusetzem er war « ihnen zu lasch, zu gleichgiltig, es fehlte ihm an Schneid und Energie, und auch s seine Kenntnisse ließen ihn zuweilen im Stich. »Herr Leutnant, essen Sie « weniger Trüffeln und lesen Sie mehr im Reglement!« rief ihm sogar eines Morgens der Herr Oberst bei dem Exerzieren zu. Das war start, bitter und schmerzlich, und wie jeder Unterge- ; bene, der gerüffelt wird, dachte auch er « sofort daran, leinen Abschied zu neh men —- als er aber bei dem Zahlmeister sich erkundigt und erfahren hatte, daß ihm für seine großen Verdienste um das preußische Heer nicht mehr als sechshundert Mart Pension fiir das Jahr zuständen, und als er sich tlar gemacht hatte, daß er als Osfizier a. D. sicher nicht zu so vielen Diners einge laden wurde, wie als aktiver Leutnant, entschlosz er fich, doch noch einige Zeit zu dienen. Um aber in Zukunft ähn lichen Angriffen zu entgehen, mußte er es entweder dahin bringen, dasz die Borgesehten ihre Anforderungen, die sie an ihn stellten, herabminderten, oder aber er mußte seine Leistungen erhöhen —- an das erstere glaubte er nicht recht, zu dem zweiten hatte er noch weniger als gar keine Lust, und grau wie der Himmel lag vor ihm die Welt. Er wußte nicht recht, was werden srllte, aber wenn die Noth am größten, ist nicht nur der Herr vom Amt-gericht, auch der Gerichtgvollzieher genannt, sonder auch zuweilen die Hilfe am näch sten. Bei einer Regirnentg-Felddienst iibung erhielt er den Befehl, mit seinem Zuge einen großen Torfhaufen, der eine Schanze martirte,.zu stürmen und zu erobern. Der Auftrag war nicht sehr ehrenvoll, denn der Weg dorthin war weit, und vor allen Dingen war der Torfhaufen gar nicht von dem Geg ner besetzt. Die Sache hatte also nicht den geringsten Zweck, aber die Befehle sind bekanntlich dazu da, um ausgeführt zu werden· Jeder Widerspruch ist nicht nur unnöthig, sondern wird sogar treng bestraft,"und so that der Herr berleutnant eben das Klügste, was er thun konnte: er nahm nicht nur seinen Heldenmuth sondern auch seinen Zug zusammen und stürmte wild darauf los: »Marsch, marsch, Hurrah!« Die Kerls brüllte-u das; es eine Freude war, und sie liefen mit solcher Behemenz gegen den Torfhaufen an, daß dieser in sich zusammensanl. Die Schanze war gestürmt. Den aufwir: belnden Torfstaub nicht achtend, hielten die Braven in der genommenen Posi tion aus, und erst als das Signal zum Sammeln kam, sahen lie, daß der Sturm sein Opfer gefordert hatte: ihr heldenmiithiger Anführer, der mit dem gezogenen Schwert ihnen vorangeeilt und ihnen den Weg gezeigt hatte, war gefallen. Seine Säbelscheide war ihm zwischen die Beine gekommen und hatte ihn zurAStrecke geliefert-w nun lag er i i i on in seiner ganzen schont-ein uno wenn er sich nicht wieder erhob, so lag das daran, daß er sich den linten Fuß gebrochen hatte. Muthig biß er die Lippen aufeinander, nicht um den Schmerzengschrei zu unterdrücken, son dern urn vor Freude nicht laut »Hut tah!« zu rufen. Zwar war das Gefühl, das er in seinem Fuß augenblicklich der spiirte, weil davon entfernt, angenehm zu sein, aber für die Zukunft eröffne ten sich die schönsten Pers pettioen. Vor läusig winkte ein Krankenlager, dann aber ein längerer Urlaub zur Wieder herstellung der Gesundheit, und daß er in den nächsten vier oder sechs Wochen seicht gesund werden würde, wußte er schon heute —- dazu kannte er seine L - AI Konstitution und vor allen Dingen sich selbst viel zu genau Seine Ahnungen betrogen ihn nicht —- vier Wochen lang lag er in ths, dann fuhr er nach Wiesbaden in die Militärbeilanstalt, und als er zurück kam, war er noch im hohen Grade scho nungsbediirftig; an ein Eintreten bei den mit Recht bei den Untergebenen so srenig beliebten Par:remiirschen uno an eine Theilnahme bei den Felddiensb äbungen war gar nicht zu de.iten, we nigstens vorläufig nicht. Wenn man ihm glauben durfte, war ihsn die Sache sehr, tehr unangenehm, nach der langen Paule hatte er eine fast unl--zivingliche Sehnsucht nach dem Dienst. und er schalt snrtwiihrend, zur halben ilnthätigteit verdammt zu sein· Aber wenn ein Untergebener über zu viel Dienst klagt, glaubt man ibm eher, als wenn er über zu gering-.- Beschäfti gung stöhnt —— man lacht ihn Ins Tiut Einer lachte nicht, das war M Herr Oberst, der wur müthend, daß sein Oberleutnant mehr freie Zeit ha be, als er selbst —- es empörte ihn, daß sein Unterthan im Bette lag und fest schlief, während er Morgens um fünf Uhr mit seinem Regiment zur Feld dienstiibung rückte. Für den tranken Herrn mußte eine Beschäftigung gefun den werden, und so wurde dieser denn eines Tages Kasinodirettor. Er betam den strengen Befehl, Morgens schon im Kasino anzutreten, die Ordonnanzen zu überwachen, die Bücher zu führen, das Geld zu verwalten, sich um die Jn standhaltung des Jnventariums zu tiimmern, den Weinteller zu kontrolli ren und mit dem Oelonom die Essens frage zu besprechen und zu bestimmen Ein Kasino- oder Tischdirettor ge hört zu jenen beneidenswerthen Men schen, die es Niemandem recht machen können; sie mögen anordnen, was sie wollen, und sie mögen auf den Tisch bringen, wag sie wollen« geschimpft wird doch. n-- s - kn- - « « ens Ruck aus Ucll UUcllcuUlulll soul wurde nicht gescholten, noch nie hatte das Kasmo so gute Weine und Li queure gehabt, noch nie hatte man so gut gegessen, wie seit der Zeit, da er das Szepter schwang, und die Ordon nanzen bedienten so schnell und ge wandt, daß selbst Se. Excellenz, der tommandirende General, der in der großenGarnison sein Generaltommam do hatte, sich äußerst lobend aussprach, als er einmal an einem Liebesmahl theilgenommen hatte. Und nach diesem ersten Liebesmahl kam Excellenz häufiger, wenigstens je den Monat einmal. Das war für das Regiment eine sehr große Auszeich nung, es war eine hohe Ehre, die der Herr Oberst mitsammt seinem Offi zierstorps auch zu schätzen wußte. Na türlich war es dem hohen Herrn, der auch zwar sehr gut asz und trank, nicht unbekannt, wem er in erster Linie die lutullischen Genüsse verdantte, und so war der Herr Oberleutnant bei ihm noch mehr als »ensant guts-« Der Trüsselbiir hätte bedeutend klü ger sein müssen, als er es in Wirklich leit war, um nicht infolge der Gna densonne, die sein Haupt beschien, stolz und übermüthig zu werden, er bekam sast einen Größenwahnsmn und trug den Kopf so hoch und stolz, als hätte er die ganze Welt zu seinen Füßen lie gen. Aber die Zeit ging dahin, und im mer näher tam der Tag, an dem die dem Trüsselbär bewilligte Schonung-» srist abgelausen war und an dein er wieder in die Front zurück mußte. Dann war es auch mit seiner Herrlich keit als Tischdirettor zu Ende. eine be vorstehende Thatsache, über die viele der Kameraden traurig waren, über die aber auch viele sich freuten, denn die Schulden des Kasinos hatten unter sei ner Oberleitung sich gewaltig vermehrt —-- man speist eben nicht gratis und stanco ein ganzes Ossizierstorps jeden Mittag mit Trüsseln. Und eines schönen, oder richtiger ge sagt, eines traurigen Morgens war der gesürchtete Tag da: am Mittag mußte der Trüfselbiir sieh wieder in die Front zurück melden, nachdem eine ärztliche Untersuchung seines Fußes dessen voll ständige Felddienstsähigteit tonstatirt hatte, und am nächsten Morgen schon rückte er mit dem Regiment zu eine-: großen Uebung aus. Wenn es aus der ganzen weiten Welt an diesem Tag einen Menschen gab, der fluchte, so war es der Trüsselbär, aber da die Flüche der Untergebenen im Ge gensatz zu denen der Vorgesesten ganz ungehört verhallen, so tümrnerte sich auch weiter Niemand um den unzu sriedenen Nobile. In dem großen Heerbann zog er, »unus ex« oder ,,de multis«, wie der Lateiner sagt, aus der Chaussee dahin, und keinGott im Him mel und tein Mensch aus Erden er barmte sich seiner. Des Gehens ent «-.·-'f..·4 mö- -s- ««1 mas- tnsskho »Im find tUUquh tvss s- -—- --,.-- —-. Marschiren sehr sauer, schon nach den ersten drei Kilometern hatte er genug, nach weiteren drei mehr als genug, und als er die ersten zehn hinter sichs hatte, da hatte er die Nase voll. Aber es standen zwanzig Kilometer Anmarsch und ebenso viel Kilometer Rückinarsch aus dem Programm, da hats teinStöh nen, Seufzen und Klagen, er mußte mit, wenn er nicht schlapp werden woll te. Das aber giebt es nicht sür einen Ossizier, und so leuchte er denn weiter. »Wenn Jhr Fuß Ihnen wieder wehe thut, und wenn Sie vor Schmerzen nicht mehr weiter können, sperrt der Oberst Sie drei Tage ein,« hatte der Regimentsadjutant ihm im Austrag - s- ·--.-, .--. ’ seines Brotherrn bestellt —- da war I nichts zu wollen, er mußte mit, aber ’ seine Kräfte waren so ziemlich Mat l thäi am letzten. »Wenn ich nur wenigstens wieder den ’ ehren-vollen Auftrag erhielte, einen vTorfhaufen zu stürmen,« dachte er, ,,vielleicht thut mein Fuß mir da den s Gefallen, wenn auch nicht gerade zu j brechen, so doch wenigstens umzuknicten « — wenn es sein muß, lann ich vielleicht ein bischen nachhelfen, aber hier auf flacher Erde ist das schwierig.« »Nun, Bär, was wollen Sie denn ! hier? Hier giebt es doch gar keine — Trüsfeln,« klang da eine Stimme an sein Ohr ; Unwillig wandte er sich zur Seite. « um dem Sprecher grob zu erwidern, er « befand sich nicht in der Stimmung, sich J uzen zu lassen, aber er schluckte die har ten Worte, die er auf der Zunge hatte, « sehr schnell herunter, als er neben sich « den kommandirenden General sah, dcr herausgeritten war, um der Uebung z beizuwohnen. « Er grüßte seinen hohen Gönner mi litiirisch stramm, ohne sich hierin etwas zu vergeben, dann sagte er: »Excellenz, zuweilen muß man sehen, wie man ohne Triiffeln durch die Welt kommt. Und twenn Excellenz mich fragen, wie ich hierher komme, so muß ich antworten: nicht der eigene Wille, sondern der mei ner Herren Vorgesetzten hat mich hier her gebracht.« ,,Doch kaum war ihm das-Wort ent fahren, Möcht« gern’ im Busen er’s bewahren!« Zu spät sah er ein, daß die Gnaden sonne nicht nur sehr schnell aufgehen, sondern auch barbarisch schnell unter gehen tann. Auch er mußte erfahren, s daß es ein gewagtes Ding ist, als Un ! tergebener mit hohen Herren zu scher ; zen. = Das Gesicht Sr. Excellenz, der die Antwort des Trüffelbärs durchaus un gehörig fand, legte sich in ernste Fal ten: »Wollen Sie mit Jshren Worten vielleicht sagen, Herr Leutnant, daß Sie Jhren Dienst nur der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe folgend, thun ? Glauben Sie, daß der Staat Sie nur dafür bezahlt, daß Sie im Casino gute Mittagessen entriren? Herr, glauben Sie, daß Sie in einem Feldzuge dem Feind durch ihre Leistungen im Trüs felessen irgendwie imponiren?« Die Stimme Sr. Excellenz hatte zu erst nur zürnend geklungen, aber je länger der hohe Herr sprach, desto lau ter, heftiger und grollender wurde sein Organ. Der Herr Ober knickte bei diesen ta delnden Worten in sich zusammen: »Ex cellenz,« versuchte er sich zu vertheidi gen, »Excellenz mißverstehen mich, Ex eellenz —« Aber der Kommandierende hörte gar nicht, er hatte sein Pferd schon wieder in Trab gesetzt und ritt davon. Verzweifelnd sah der Herr Ober ihm nach, da gewahrte er- zu seiner Freude, daß ein Generalstabsoffiziet zurückge blieben war, der sich damit beschäftigte, umständlich eine Cigarre abzuschneiden und diese dann anzuzünden. Der Herr Ober trat aus der Marsch tolonne heraus und ging aus den Ad jutanten, den er sehr gut kannte, zu: »Um Gottegwillem sagen Sie mir nur, was hat Excellenz denn? Meine Worte allein können doch nicht an der Miß stimmung schuld sein.« Der Generalstabsosfizier lächelte so überlegen, wie eben nur ein Adjutant Sr. Excellenz lächeln lann, dann sagte er: »Lassen Sie sich deshalb nur teine grauen Haare wachsen, lieber Freund, die Sache hängt sehr einfach zusammen. Excellenz hat sich an den vielen Trüf feln, die Sie ihm zu essen gaben, den Magen verdorben und sein Arzt hat ihm diese seine Lieblingsspeise für die nächsten zwei Monate auf das strengste verboten, eigentlich darf er nicht einmal von diesen edlen Pilzen sprechen und sie selbst in Worten nicht in den Mund nehmen. Das aber lann er nicht las sen, und da erfolgte Jhre Antwort, daß man zuweilen sehen muß, wie man ohne Triisfeln durch die Welt kommt. Die Worte waren nicht ganz nach seinem Herzen, denn er will ja mit, nicht ohne Trüsseln leben. Also beruhigen Sie sich, spätestens in acht Wochen ist der Friede wieder geschlossen.« Und der Adjutant behielt Recht. Als Excellenz nach zwei Monaten zum ec stenmal wieder an einem Liebesmahl im Casino theilnahm und ein Triisfetge richt aß, das von dem früheren Tisch: direttor eingeführt und auch heute un-: ter seiner strengsten Oberaussicht zube reitet war, sagte der hohe Herr zu dem Kommandeur, der neben ihm saß: »Ich habe mich vor einiger Zeit bei einer großen Uebung Ihnen gegenüber sehr tadelnd über den Oberleutnant Bär ausgesprochen; ich meinte damals, es « ks L,» tvllkoc llclll Yes-tu luujt Iujuucsy sucuu er einmal in eine kleine Grenzgarnison käme »s— aber ich glaube heute, dafz ich damals zu hart und zu ungerecht ur theilte, meinen Sie nicht auch, Herr Oberst-« »Ganz und gar nicht, Excellenz,« wollte der Kommandeur seiner gewis senhasten Ueberzeugung nach antwor ten; nach seiner Ansicht wäre dem Herrn Ober ein Garnisonswechsel sehr be tömrnlich gewesen da sah er, wie der Kommanditende eine neue Triisfel in den Mund schob und mit vertlärten Zü gen srch dem Genuß derselben hingab. Da wußte der Herr Oberst, was er zu antworten habe, wenn er nicht selbst anstatt des Tritsselbäts in die Verban nung oder gar »ins Civil« geschickt wer — I den wollte, und so sagte er denn mit dem Brustton tiesinnerster Ueberzeu , gung: »Ich bin ganz der Ansicht Ew. l Excellenz!« SIE hinter den Gonliisen der König tirlien Quer. «-.—.-.---. « Ueber den musikalischen Werth der letzten Novitöt, den die Königliche Oper in Berlin vor einigen Wochen herausgebracht hat, Saint Sman ,,Samson und Dalila«, gingen die Met nungen auseinander. Hingegen herrsch te über die Vortrefflichkeit der Ausfüh rung nur eine Stimme, namentlich wurde auch die Jnszenirung allgemein gerühmt. Mit Recht ! Sie war stim mungs- und stilvoll, der Zusammen v sturz des Tempels am Schluß ein Mei sterstück moderner Bühnentechnil. Aber so warm dies anerkannt wurde, den Namen dessen, der die Anerkennung in erster Reihe für sich in Anspruch neh men dürste, hört man nur selten nen . nen; eine Erfahrung, die man regel Fäßig nach Neuaufführungen machen ann. Dann ist immer viel, nicht nur von der musikalischen, sondern auch von der szenischen Vorbereitung der Werke die Rede. Nicht nur der berufene Krititer, auch das Publikum macht seine loben den oder tadelnden Bemerkungen über die Jnszenirung, die ja im Theaterleben der Gegenwart eine viel größere Bedeu tung erhalten hat, als ihr früher zuge sprochen wurde. Früher überließ man es fast ganz der 5Phantasie des Zuschau ers, sich das Bühnenbild im Sinne des Dichters auszumalen, heute sollen die Ansprüche an das Borstellungsvermö gen des Publikums auf ein Mindest niaß beschränkt werden; die Szenerie an sich soll den Absichten des Dichters möglichst genau entsprechen, es soll alles möglichst natürlich erscheinen. Je na lJer man diesem Ziele im Allgemeinen kommt, desto unangenehmer fällt jeder Mangel auf. Es wird über manches Versehen oder auch über manchen un er meidbaren Fehler hart geurtheilt, der -—.LL. -- -4c .—L. - Ulcuclwc guklllujl XII-INCRle USIUUULU hätte, wenn die Jnfzenirung im Gan ;en weniger vollkommen gewefen wäre. Dabei richten sich Lob und Tadel sehr häufig an eine falsche Adresse. Der Tlxaterzettel ift gerechter als das Pu lslilum, er gedenkt wenigstens des Man nes, von dem die .,delorative Einrich tung« geschaffen ist« während der Zu fckauer sich meistens allein an den Re gisseur hält. Es ist bezeichnend, daß sich für jenen eine allgemeine gebräuch liche Bezeichnung noch nicht eingebür gert hat, vor allem keine solche, die feine Thätigkeit sofort als eine künftlerifche erkennen läßt. Und doch giebt es ein : treffendes Wort dafür, wenn auch kein deutsches, Richard Wagner hat es ange wendet, er nannte den delorativen Ein richter «Szeniler«. Folgen wir ihm hierin, bezeichnen wir den, der es bei der Herstellung des Bühnenbildes im We sentlichen mit dem todten Material zu thun hat, als Szeniter und den, der es in der Hauptsache mit den Personen zu thun hat, als Regisseur. Die Beiden müssen Hand in Hand gehen, wenn et was Rechtes zu Stande kommen soll. So geschieht es in Berlin. Der Obersteniter der Berliner tgl. Bühnen, der offiziell den Titel tech nisch-artiftifcher Ober-Jnspektor führt« ist feit mehr als fünfundzwanzig Jah ren Herr Fritz Brandt, gleich seinem Vater und feinem älteren Bruder Karl eine in feinem Fache allgemein aner lannte Autorität, ein Mann von rast losem Fleiß, dem die treuefte Erfüllung feiner umfangreichen Pflichten in Ber lin noch Zeit ließ, verschiedene andere Theater neu einzurichten, wie neuer dings erst wieder die Oper im Covent Garben zu London. Brandt, der am 25. Februar 1846 in Darniftadt gebo ren wurde, begann feine praktische Bühnenthätigleit bereits im jugendli chen Alter von 18 Jahren am Berliner Wallner- Theater, dessen Bühne er im Auftrage feines Bruders einrichtete. Dann ging er nach München ans Gärtnerplatztheater und übernahm ebendort 1868 die artiftische Leitung des Hoftheaters;1876 folgte er einem Rufe nach Berlin, wo er in voller Fri sche erfolgreich bis zum heutigen Tage seines fchwierigen und verantwor tungsvollen Amtes waltet. Hier wie dort hat ihn fein Beruf naturgemäß mit Fürsten der Welt und der Kunst zufammengefiihrt. Mit Richard Wag ner hat er in Tribfchen am Luzerner See über die Ufer-Jnfzenirung des ,,Rheingold« berathen, mit König Lud wig ll verbanden ihn nahezu freund schaftliche Bande, und der alte Kaiser Wilhelm wandte ihm fein Wohlwollen zu. Von ihm sowohl als von dem jetzigen Kaiser könnte Brandt wohl mancherlei erzaycen, roenn uxcn must peinliche Distretion den Mund ver schlösse. So harmlos die Aeußerun gen auch sein mögen, die in seiner Ge genwart aus hohem Munde fielen, er behält sie siir sich, weil sie nicht für die Oeffentlichteit bestimmt waren. Nur von dem erstaunlichen Wissen des Kaisers erzählt er, von seinen intimen Kenntnissen-. der Geschichte und des Stils verschiedener Zeiten und Länder. Herr Brandt hat an seinem jetzigen Herrn zugleich einen aufmerksamen, sachkundigen Krititer, dessen Scharf blick auch der kleinste Fehler nicht ent geht, der aber ebenso, wie er Mängel rügt, auch gern lobt, was zu loben ist. Ost wird Brandt dem Kaiser noch nicht Anlaß zu Ansstellungen gegeben haben, da er selbst ungemein sorgsam J i ! arbeitet und, bevor er zum Werke schrei tet, eingehende Vorstudien macht. Da werden dickleibige historische und kul turgeschichtliche Bücher gelesen, wohl auch Reisen gemacht, um das Lotalto lorit kennen zu lernen und möglichst getreu nachahmen zu können, und erst wenn unser Sceniker in dieser Richtung vollkommen an fait ist, schreitet er zu sorgsamer Ausarbeitung der Pläne, fertigt er die Slizzen für die Dekora tionen, die dann der Maler weiter aus zuführen hat. Die Wirklichkeit kann auf der Bühne nie erreicht werden, den Schein der Wirklichkeit hervorzurufen, ist sein Bestreben, mit dem er beim Grafen Hochherg stets auf Gegenliebe stößt. Daher ist es ihm gelungen, das .Berliner Opernhaus hinsichtlich der Dekorations-Einrichtungen auf seine Achtung gebietende Stellung zu erhe ben. Subjektiv darf er mit dem, was er hier geleistet hat, zufrieden sein, ob jektiv genügt es ihm nicht; denn an der » vollen Erfüllung seiner Absichten hin - dern ihn nur zu häufig die baulichen , Verhältnisse des Opernhaufes. Es fehlt an Raum für die nothwendigsten Nebengelasse, die sonst alle modernen Theater haben, und die Bühne ist nicht hoch genug. Dekorationen, die ander wärts glatt in die Höhe gezogen wer den können, müssen hier mittelst sinn reicher Hilfsmittel, die Herr Brandt funden hat, gefaltet werden« Nur weil er ein vorzüglicher Techniker ist, vermag er diese Schwierigkeiten fo zu über winden, daß der Außenstehende davon kaum etwas merkt. Jst vom Sceniker der Rahmen gezo gen, so beginnt die Aufgabe des Re gisseurs, ihn zu füllen. Das Amt ver waltet seit zwölf Jahren an der König ; lichen Oper Herr Tetzlaff, der in diese - Laufbahn durch einen Zufall gekommen - ist. Er war zuerst Hofschauspieler in · Weimar, machte eingehende Regieftu dien an verschiedenen Theatern in Pa ris und wirkte dann 18 Jahre lang als Oberregisseur für das Schauspiel am Hoftheater in Dessau. Doch es zog ihn ! nach Berlin und da sich hier teine an " dere Rolle für ihn fand, nahm er die ei .nes Lustspielregisseurs am Friedrich « Wilhelmstiidtischen Theater an. Nicht « lange aber dauerte es, bis an dieser VIII-no KI- hhekoskc Ins- Flkssosnßowss schaft gelangte. Kurz entschlossen be thiitigte sich Tetzlaff fortan auf diesem ihm bisher fremden Gebiete. Er hatte sogleich einen außergewöhnlichen Er folg mit der Jnscenirung der »Fleder: maus« von Johann Strauß, die von hier aus ihren Triumphzug über die alte und die neue Welt antrat. Nun war Tetzlaff ein berühmter Mann, er ; kam mit Riesenschritten vorwärts. Bei einem Sommergastspiel des Friedrich Wilhelmsttidtischen Theaters in Dres den lernte er den Jntendanten Grafen Platen kennen, der ihm das Amt eines Regisseurs an der Hofoper antrug. Nicht ohne Bedenken, ob ihm die neue, schwere Aufgabe auch gelingen möchte, nahm er an. Das Glück war ihm wie der hold, das erste Werk, das er in Dresden in Scene zu setzen hatte, war Goldmarck’s ,,Königin von Saba«, die gleich der ,,J-ledermaus« seiner Zeit ei nen durchfchlagenden Erfolg hatte. Von Dresden wurde Tetzlaff durch Di rektor Jahn nach Wien gezoaen, wo er neun Jahre wirkte. Zur Eröffnung des neuen Burgtheaters kam Graf Hochberg nach der Donaustadt, der ihn — Direktor v. Strantz war damals ge rade aus dem Amte geschieden —— als Oberregisseur für die Hof : Oper in Berlin verpflichtete. Hier hat er über 60 neue Opern in Scene gesetzt und et wa 40 ältere neu inscenirt. Mit wel chem Erfolge, ist bekannt; die Vorstel lung von ,,Samson nnd Dalila« l;at erst wieder gezeigt, was die Königliche Bühne an ihm besitzt. Welche Mühe auch er aufwenden muß, ehe alles klappt, davon macht man sich, wenn man die Ausführung sieht, keinen Begriff. Da sind Einzelproben, Arrangirproben. Kostümproben abzu halten. Aufziige müssen geordnet wer den nach Rücksprache mit dem Szeniker, Von welcher Seite sie kommen, nach wel cher sie abgehen sollen. Manchmal schreibt es der Dichter oder Komponist vor, häufig aber muß auch der Regisseur selbstständig entscheiden, was sich tun meisten empfiehlt. Auf der Bühne müs sen die Gruppen gestellt und den Soli sten ihre Plätze angewiesen werden. Tas geht natürlich nicht immer ohne Kämpfe ab, da auch die ausübenden Künstler das Recht der eigenen Mei nung haben. Aber allzu viel freier Spielraum darf dem Einzelnen nicht gelassen werden der Regisseur muß die höhere Autorität genießen, weil er das Ganze besser überblickt Er probt zu nächst einzelne Szenen, von denen man che der Mitwirkenden vorerst noch nichts WlnclL ck PloDl Dclllll Ulc Alle. UND ckII wenn in den einzelnen Abschnitten alles nach Wunsch geht. kommen die Haupt-— rollen der ganzen Oper. Jhnen folgt die Generalprobe. der als oberster Lei ter der Generalintendant Graf Hoch berg mit dem Direktor der Generalin tendanz Geheimrath Pierson beiwohnt, um so zusagen ein Superarbitrium zu fällen. Sie soll sich eigentlich schon ganz so abspielen, wie die Ausführung selbst, aber fast immer werden noch im letzten Moment kleine Aenderungen als noth wendig erkannt. Allein bis auf solche Kleinigkeiten müssen am Tage der Ge neralprobe alle Vorbereitungen beendet sein. Man darf hier nicht mehr mer len, welche Menge von Arbeit hinter den Koulissen bewältigt worden ist, denn, wenn man’s merkt, ist sie nicht völlig bewältigt worden. Gemeinnåtzigeä Flammeri von frischen K i r s ch e n. — Dazu verwendet man: 2 Pfund sehr reise, von den Stielen be sreite Sauertirschen, kocht sie mit 1 Quart Wasser und etwas Zimmt weich, bis sich die Kerne l)erauslösen, streicht sie durch ein Haarsieb, läßt den Fru t brei mit Z- Pfund Zucker, der abgerie e nen Schale einer Zitrone und 1 Glas Weißwein tüchtig durchtochen und be reitet den Flammeri wie die rothe Grüße mit Reisgries. Man giebt Rahmsauce oder Vanillensauce dazu. Flatnmeri mit Chokolade. 3 Pint Milch werden zum Kochen ge bracht, woraus man i- Pfund geriebene gute Chotolade, z Pfund Zucker und i« Pfund Gries zusammen darin verrührt und i Stunde unter fortgesetztem Quirlen kochen läßt. Hierauf schüttet H man den Brei in eine mit Wasser oder E Milch ausgespülte Form, behandelt ihn j wie oben angegeben und giebt dann eine kalte Vanillensauce hinzu. Apfelsinenreis. Man kocht kaund besten Reis weich, doch so, daß die Körner ganz bleiben; dann reibt man i Pfund Stückenzucker auf 3 Apfelsinen ab, kocht denselben mit dem Saft der 3 Apfelsinen,1 Zitrone, i Flasche Weißwein und etwas Wasser dick ein und läßt darin den Reis dick ausquellen. Nachdem man ihn in einer Schüssel hat erkalten lassen, gießt man, wenn er zu dick ist, noch etwas Wein dazu und richtet ihn auf einer Schüs sel an. i Chotoladenreis Dazu kocht man z Pfund feinen, gewaschenen Reis mit etwas Salz und Vanille in 1 Quart süßen Rahm; dann vrriihrt man ; Pfund Chotolade über dem J Feuer mit einigen Löffeln süßen Rahm « und Pfund Zucker, laßt dies unter beständigem Rühren heiß werden und thut den Reis dazu. Unter öfterem Aufschütteln muß er darin heiß und gut mit der Chokolade vermischt wer den. Dann thut man ihn in eine Form und giebt ihn gestürzt mit einer Vanil lensauce oder Vanillen-Cream zu Tisch. ; isslalnmerioonwrieg zn . 1 Quart Ruhm oder frische Milch thut « man 2 Eßlöffel gestoßenen Zucker, die ? auf Zucker abgeriebcne Schale einer f Zitrone und 10 bis 12 geschälte und ge f stoßene bitteke Mandeln, läßt den i Rahm langsam zum Sieden kommen I und quirlt i Pfund feinen Gries hin-. i ein, welcher unter beständigem Umrüh Z ren darin aus-gebacken wird l Mohnpielen. -— Weißen oder blauen Mohn spült man auf einem Siebe mit kaltem Wasser ab, giebt th in eine tiefe Schüssel, übergießt ihn mit kochendem Wasser und läßt ihn verdeckt einige Stunden stehen. Dann läßt man - ihn wieder auf einem Siebe ablaufen und reibt ihn im Reihenan recht fein, indem man, wenn er anfängt fein zu w,erden allmählich kleine Quantitäten Milch dazu gießt, damit er sich besser reibt. Jn Ermangelung eines Reihe napfeg stößt man ihn mit einem Mör ser Dann wird derselbe mit Ruhm oder Milch zu einem dicken Brei ver ;rijhrt, dazu in kleine Würfel geschnit tenes in Milch aufgeweichte SWeißbrot, Zucker und nach Belieben einige feingestoßene bittere Mandeln ge rührt und diese Masse auf einer flachen Schüssel, mit Chokoladenplätzchen be streut, ausgetischt. USE- — EinReinfall. 1. Reporter: »Ich weiß von einem Fall, daß ein Baby, welches mit Ele phantenmilch genährt wird, in einem einzigen Tag zwanzig Pfund zugenom men hat !« 2. Reporter : »Humbug"! Messe-n Baby ist das Z« 1· Reporter : »Das eines Elephan ten !« Uniiberlegte Antwort. Alte Hausfrau: Finden Sie nicht, daß das Selbsthaugfijhren viel billiger kommt, als zu boarden?« Junge Frau: »O, bedeutend billiger —— seit ich selbst lochc, ißt mein Mann kaum die Hälste!« Ein gewissenhafterMensch. Selig: Haben Sie denn schon Ih rem Freunde Lntzmann zu seiner Ver lobung gratuer Gutmanm Nee — dass bring’ ich nicht fertig! Ihm tann ich nicht gra tuliren, weil ich seine Braut nicht ken ne, und ihr nicht, weil ich ihn kennct Ameritanische til n n o n c e. »Fall«-: John Sniiil), welcher vor 20 ahren seine Frau und sein Kind in Zowderville verlassen hat, noch am Le ben ist und zu den Seinigen zurückkehrt, so wird ihm besagtes Kind alle Knochen im Leibe zerschlagen.« Gute Ausrede Dame: Wag- tosten diese Erwec ren? Grocer: Vierzig Cents das Körb chen, Madame! Dame: Vierzig CenM Die sind ja noch ganz unreif! Grocer: Oh nein, Madame —--— und es sind ja nur so wenig drin, daß es Ihnen nicht viel schaden kann, wenn Sie dieselben alle essen! Wenn die Tinte erröthen könnte, wie vieleGedicht- und Roman-Manuskripte gingen rothgeschrieben in die Druckerei.