Shjkntajzjg - Ist-Akt Beilage des ,,chraska Staats-Anzeiger und Herold«. J. P. Windolph, Herausgeber-. Grund Island, Nebr» den 17. Mai 19()1. Jahrgang 21. No. 37 W net-et neu Tod hinaus — ’ Eine Erzählung nach dem wirklichen Leben. Rauschende Musik erfüllte die von strahlendem Kerzenglan durchsluthe ten Räume. Aus allen Wangen glühte der Abglanz heiteren Genusses, und die Freude leuchtete aus jedem Auge. Nur einer von allen Gästen zeigte ein ernstes, beinahe finsteres Gesicht. Ein sam stand er. in eine Fensternische ge lehnt, mit gekreuzten Armen, und seine brennenden Blicke folgten einem tanzenben Paare. Ein stolzer, statt licher Mann. Jn den fünfziger zah ren. die er hinter sich hatte, waren ihm wohl schon die dichten Haare ein we nig ergraut; aber aus den festen Zü gen seines Gesichtes und aus dem scharfen Blick seiner Augen sprach noch die ungebrochene Kraft des Le bens. Und dennoch stand er in sich zu-. sammengesunten, fast gebeugt, als läge eine Sorge drückend auf seinen Schultern. Eine Sorge? Konsul Eduard Rot tenbach, der reichste Mann der Stadt, der Chef eines Welthauses·« und eine Sor e? Fast schien es unglaublich. Aber die e Sorge sprach allzu deutlich aus dein leisen Beben seiner sarblosen Lippen, aus der erregten Spannung feiner iige und aus dein heißen, tro ckenen lanz seiner Augen. Und diese Augen suchten immer das gleiche Ziel. . ein junges Weib von blühenden mad chenhafter Schönheit, das mit willen loser Hingebun in den Armen ihres Zanzers lag. as war ein junger 4t-- L-t7-— m-—- sss tin-m Aus-such »Gut-« »aus-. k-« . ....... Jahr von aller Welt genannt wurde. Rastlos folgten diesem Paare die sinsteren Blicke des einsamen Mannes. « uweilen aber auch die Blicke anderer «ste. wei junge Männer, die an der Säule tanden, schienen nur von die sem Paar zu sprechen; und aus ein Wort des einen mußte der andere so laut auslachen, daß ihn alle Umste benden mit erstaunten Augen betrach teten. Da zog er den Freund am Arm mit sich fort, und so wollten sie unter lachendem Geplauder in eine Fenster nische treten. Nun plötzlich verstumm ten sie. . . . Eduard Rottenbach stand vor ihnen. . . . alle beide wurden ver le en. und der eine erröthete sogar, wahr-end er sich und den Freund un ter einem stammelnden »Pardon!« von der Nische zurückzog. Kichernd gingen sie davon, blickten noch einmal zurück und verschwanden zwischen den Gästen, welche das Bufset umdräng ten. Der Einsame erblaßte, und seine geballten Hände sanken. Hatte er ein böses Wort gehört. . . oder hatte er geahnt, was diese beiden gesprochen! Ungestüm richtete er sich aus und trat " aus der Nische hervor. Soeben war der Tanz zu Ende, und als der Kon sul seine Blicke an den Wänden ent lang über die gepolsterten Sitzreihen leiten ließ, sah er in einer Ecke des aales die schöne, junge Frau — nnd an ihre Seite wieder jenen An deren-, er sprach und lachte und sie schaute zu ihm aus mit strahlenden Au en. - s zuckte etwas über das Gesicht des Konsuls, als möchte er auf diese beiden zustiirmen und sie auseinander reiszen mit ornigen Fäusten. Aber nur ein her es Lächeln slog um seine schmalen Lippen; dann wandte er sich ab, oerliesz den Saal und begab sich in’s Rauchzinimer. Eine kleine Gesell schaft älterer Herren war hier in leb haftem Gespräch versammelt; die An tunst des Konsuls schien ihnen will kommen, und bevor er noch Platz ge nommen hatte, war er schon in eine Debatte über irgend eine wichtige Er scheinung des geschäftlichen Leben ver wickelt. Er sprach mit lauter Stimme und mit«unermiidlichem Eifer, als hätte er betäuben und ersticken tönnen, was in ihm iobte mit schmer« endet Ge walt. Ob in solchem Geipräch eine Minute oder eine Stunde vergangen war. . . . er wußte es nicht ..... er fühlte nur plötzlich, wie eine Hand sich aus seine Schulter legte. Da sprang er aus und starrte in das verdrossene« harte Gesicht seines Bruders. »Ich will Dir einen guten Rath ge ben,« hörte er den Bruder sliistern. »es wäre besser, wenn Du Nenate nach Hause sühren würdest. Sie be nimmt sich. . . . ich will es nicht mehr länger mit anhören, wie schon alle Mäuler darüber sprechen!« »Robert!« slog es mit einem schar sen, zornigen Laut über Eduards Lifpenx doch als seine Augen dem ia ten Blick des Bruders begegneten. sei-i ink- iwi trimi mit die Brust: er nickte nur und ing schweigend davon« umsRenate zu uchen. Jrn Salon sank er sie nicht, auch nicht im großen Saal. . . . weder sie, noch ihn. Er eilte durch eine Reihe ossener Gemä cher, aus deren letztern eine kleine, von Palmsächern überdachte Treppe ir den Wintergarten führte. Nun hört( er die leidenschaftlich bebende Stimm· jenes anderen: S«»Fprechen Sie, Renate, sprecher « ce.« Jhre Wangen glühten, ihr Bufer hob und senkte sich unter glühender Athemziigen. . . . schon lag ein Wor« aus ihren Lippen, da hörte sie in Sande die lnirschenden Tritte. Si schaute empor; ein jähes Erblasser flog über ihre Züge, und ein Schaue1 rann ihr über die nackten Schultern Was sie erblassen und schaudert machte. . . . war es der brennend Blick ihres Gatten, oder war es di· kalte Nachtlqu welche durch ein ofse nes Fenster ihr glühendes Gesteh überhaucht hattet »Renate,« stieß der Konsul mit hei- I serer Stimme hervor, »ich wünsche nach Hause zu sahren.« Sie erwiderte teine Silbe, aber in das bleiche Wachs ihrer Wangen schoß ein zorniges Noth Doch gleich wie der lächelte sie, und während sie ihrem Tänzer die Hand um Kusse reichte, nickte sie ganz leise mit dem Kopfe und ließ die Lider über ihre prahlenden Augen sinken. Das Ge rcht des Konsulö wurde fahl; aber chweigend reichte er seiner Frau den tm. « « « Jn dem schautelnden Coupe suhren sie durch die stille Nacht ihrem ause Ri. Keines vonihnen sprach ein ort ur als Renate den weichen Pelz von ihren Schultern streifte und hastig, als würde ihr zu schwül in dem engen Raum, das enster niederließ, mahnte er sie, der lü len, gefährlichenNachtlust m denken. »Las3 mich!« stieß sie hervor. Dann befiel sie ein Huftenreiz, den sie mit ihrem Spipentuch erstickte. Da grif er über ihren Schoß hin- i weg und schlon das Fenster. SieT ruhrte sich nicht; und auch er lehnte sich wieder in seine Ecke zurück. . . und dachte. . . . an alles. . . Wechselnde Bilder flogen vor seinen brennenden Augen vornher, all’ die Bein dieser Na t, all’ die ban en TIveifel dieser etzten Wochen, a es Glück des ver angenen Jahres. Hatte er dieses Glii denn auch verdient? Was hatte er gethan, urn es zu gewin nen. Ein Scherflein von seinem Reich thum hatte er hingegeben, um einen ruinirten Mann zu retten —- um der Tochter willen. Und wie war ihm Nenate so dankbar gewesen« Nach die sem Dank zu greifen mit seinen Hän den. . . . wohl hatte man ihn gewarnt, der Bruder und auch eine Stimme in der eigenen Brust. Aber sie war so schön, so unsagbar lieblich. Wie ein warmer·leuchtender Sonnenstrahl war sie in sein dunkles einsames Haus ge kommen; sein Neichthum bekam erst ei nen Werth fiir ihn, als er die Freude sah, die es der jungen Frau bereitete, dieses Geld zu verschleudern, mit bei den händem Sie wußte so wunder sam zu lachen. . und sie verstand es so gut, aus seinem herzen hinauszuw chen, was sich kalt und schleichend da rin schon einzunisten drohte. . . das Alter. Und dieses Lachen sollte nun ausgetlungen haben. . . für ihn! Nun sollte kommen, »was kommen mußte« . . . wie der Bruder sagte. Nein! Nein! Das würde er nicht überleben. Alles lieber verlieren, Haus und Be sitz, das Leben, Alles, Alles· . . nur nicht sein Weib, nicht seine Sonne! ,,Renate!« »Laß mich!« Mit dumpfem Knattern rollte der Wagen unter ein hellerleuchtetes Thor. Als der Konsul die Schwelle seines Hauses betrat, flog Renate schon die teppichbelegte Treppe empor. Er wollte, er mußte mit ihr sprechen; doch ihre Thür blieb verschlossen. Noch lange Stunden wanderte er in seinem Gemache auf und nieder; der Morgen graute schon, als endlich der Schlaf auf seine brennenden Augen fiel. st- i· III Es war heller Tag, als der Konsul eweckt wurde. Und zu Tod erschreckte ihn die Nachricht, die ihm der Diener brachte: Die gnädige Frau wäre er krankt, sie scheine tm Fieber zu lie en. g Zugleich mit dem Arzte betrat er das Krankenzimmer, und nieder schmetternd wirkte auf ihn, was er hörte: eine, Lungenentzündung im Anzug. - Sie lag schon in Fieberphantasien und erkannte ihn nicht mehr. m Fieber sprach sie. . . von jenem n deren; im Fieber lachte sie . . . . jenem Anderen galt es; und er saß dabei, hielt ihre glühenden Hände gefaßt und betete für ihre Genesung. Drei Tage und drei Nächte rang sie um ihr junges, schönes Leben. Dann erlosch es. Eine Stunde zuvor hatte sie noch einmal das Bewußtsein gefun den und hatte erlannt,« wie es um sie stünde. Da hatte sie die Arme um den hats ihres Gatten geschlungen und in Verzweiflung ausgeschrien: ,,Hilf mir, Eduard, hilf mir!« Wenn er es nur gelonnt hätte, er hats es gethan, auch um den Preis feiner Seele und seiner Ehre. Nun lag sie aufgedahrt zwischen brennenden Kerzen. Und die ganze Nacht saß er an ihrer Seite und starrte auf das kleine, stille, wächserne Ge sichtchen und auf die dünnen Li der, durch welche die großen, dunklen Augensterue noch leise hindurchschim merten. Als es orgen wurde, ging er an die Arbeit. . . um zu vergessen. Unter den hundert Briefen, welche gehäuft auf·seinem Schreibtisch lagen, fand er einen . . . der Stempel war schon zwei Tage alt. . . . und der Brief war an Renate gerichtet. Ein zierliches Couvert und ein Apistopf als Siegel. War jener Andere nicht ein Jahr in Egypten gewesen?. . . . Er zitterte, daß ihm das Blatt schier aus den Fingern fiel, und es kam ihn die Lust an, diesen Brief mit gänden und Zähnen zu zerreißen· . . ann aber richtete er sich aus, schwer athmend stieg er die Treppe empor und schob den Brief unter die bleichen, kal ten Hiinde, siir die er bestimmt war. Lange stand er vor ihr, bis sich eine Hand aus seige Schulter legte. »Trd«ste Dich, Eduard,« klang die harte, kühle Stimme des Bruders. . — »es ist besser so!« Er aber schüttelte den Kon ..... und als gerade am trüben Himmel das ziehende Gewölk die Sonne sreigab und durch das Fenster ein goldiaer Streif in das Zimmer und über die Bahre fiel, da griss er mit beiden Händen nach dem leuchtenden Strahl und brach in heftiges Schluchzen aus. --«.— -——.————· Aue Londoiss ZeitungevierteL Noch bis vor Kurzem hatte es in England für ein Staatsverbrechen ge golten, über die Verhandlungen in der Kammer Berichte zu veröffentlichen, und-Dr. Johnson, der Vater des eng lischen Journalismus, mußte seine Parlamentsbriefe nach Hörensagen versassen und unter demDecltitel »De batten isir Senat von Lilliput« erschei nen lassen. Die Zeiten haben sich ge ändert. Ueber dem Stuhl des Spre chers im Unterhause, an den die Ab » geordneten, wie es die ungeschriebenen » Gesetze des Hauses erheischen, sich i wenden, ist eine geräumige Tribüne für die Presse angebracht, und zu ihr hinauf, mehr oft als zum Sprecher in seinem gothischen Stuhl, sprechen die »Gentlemen of the House of Com mons«, Reichsboten wie Minister der Krone. Ja, wer weiß wie viel, oder besser wie wenig überhaupt noch ge sprochen würde, wenn da oben nicht die Herren mit ihren Bleistiften und Notizbiichern saßen, die erst der gro ) ßen Welt drauß-n die Weisheit ver-— miteln, die hier »An beredten Lippen strömt. Man hat ihnen hinter der Tribiine eine ganze Flucht geräumiger Zimmer zur Verfügung gestellt, wo sie arbei ten, speisen, sich unterhalten und der Ruhe pflegen können. Statt des einen Mannes, der mit Hülfe aufgehaschter Redebrocten in seinem ärmlichenDach stübchen ganze Parlamentsdebatten ersinden mußte, finden wir in diesen vornehm ausgestatteten Räumen heute Hunderte von Journalisten. Der par lamentarische Stab der ,,Times« als lein besteht aus 18 Berichterstattern von denen ein jeder 10 Minuten auf der Tribiine verweilt. Dann löst ihn. ein zweiter ab, diesen ein dritter u. s. w., bis wieder die Reihe an den ersten kommt. Dieser hat die Zwischenzeit benutzt, sein Stenogramm zu über tragen. Die Vertreter der meisten Zeitun gen besorgen dies mit der Tinte und Feder; die »Times« benutzte eine Zeit lang ihren Fernsprecher, den sie sich eigens hatte vom Unterhause in den Setzerraum zu PrintingHouseSquare legen lassen. Dort waren die Schall rohre dicht am Ohre des Setzerg an-. gebracht und dieser setzte sogleich die Rede, wie sie ihm der Berichterstatter Wort siir Wort aus seinem Steno gramm verlas. Seit einigen Jahren ist diese Einrichtung jedoch wieder ab geschafft worden, weil erstens jetzt die Sitzungen im Unterhause sich selten iiber die Mitternachsstunde ausdeh nen, und dann auch, weil die Nerven vein für den Seher aeradezu uner F träglich gewesen sein soll. DerStenograph ist heute nicht mehr die wichtigste Person im Parlaments stabe einer großen Londoner Zeitung Der Borrang gebührt den politischen Mitarbeitern, die dem Gang der Ver handlungen folgen, um ihn am näch sten Morgen ihren Lesern in einen Ueberblick auszutifchen. Von einer ge schickten Feder besorgt, ifi dieser Ue berblick sehr fesselnd, giebt es doch aus dem Erdenrund kaum einen Platz, wc man den Puls der Weltgeschichte sc lebendig zu fühlen vermeint, wie in« House of Commons. Auch der Lobby Vertreter ist von Wichtigkeit; er ver. wickelt die Abgeordneten in den Wan delgängen in’s Gespräch und entlocl ihnen oft wichtige politische Nachrich ten. Keiner versteht es besser, solch parlamentarischen Momentphotogra phien schnell und sicher aufzunehmen wie J. P. O’Connor, der als irifche Abgeordnete eine einflußreiche Stirn me in den Debatten des Unterhause - hat und überdies über eine sehr ge- s wandte Feder verfügt. Was hat O’Connor in den 15 bis 20 Jahren, die er dem Jounalismus angehört, nicht alles schon geschrieben, wieviel Zeitungen hat er nicht gegrün det, um sie dann, nachdem er sie zu Ansehen gefördert, für ein Erkleckli ches andern Händen zu überlassen! Erst kam der »Star«, ein radikales Abendblatt, das für einen halben Penny verkauft wird, dann die ,,Sun day Sun", die, solange O’Connor sie leitete, eines der lesbarsten Sonn tagsblätter Londons war, und zuletzt die »Sun«. Seine Arbeitskraft ist unermüdlich. Jst es doch kein Ge heimniß, daß «O’Connor bei der Nach richt von dem Tode seines Freundes undParteifiihrers Parnell in einer Nacht und einem Tage die ganze Le bensgeschichte des ,,ungetriinten Kö nigs von Jrland« verfaßte, ein Buch von mehreren hundert Seiten. Freilich der wahre journalistische Instinkt verräth sich erst in dieser Fä higkeit, zu jeder Stunde und in der türzesten Zeit den Gedanken kurzen, treffenden Ausdruck zu geben. In allen Ländern, in denen es echte Jour nalisten giebt, hat sich auch diese Be gabung bewährt; manches des Besten das in den Zeitungen erschien, wurde unter dem Drange des Augenblicks ge schrieben, während Minuten kostbar waren und »Printers Devils« drau ßen im Gange auf ,,Copy« harrten. T. P. O’Connor ist einer von de nen, die den ,,neuen Journalismus'« in England eingeführt haben. Der neue Journalismus bemächtigte sich zuerst der kleinen Blätter, und es ist gut, daß er in seinen unerfreulichsten Erscheinungen bei diesen stehen ge blieben ist; die Sucht, Aufsehen zu er regen. Neugier und Kauflust der Le ser durch Standalgeschichten zu er-. ivecken, das unverfrorene Eindriugen in das Privatleben sind keine nachah mungswerthenErscheinungen im jour nalistischen Wesen. Aber man muß den Weizen von der Spreu sondern und Stead, damals in der Redattion der »Pall Mall Gazette«, war einer der ersten, die neue Wucherpflanze auf guten Boden zu versetzen, zu beschmi den und tulturwiirdig zu machen. Er führte das Jnterview ein und begann, zu passenden Gelegenheiten da der Stift eindrucksvoller wirkte als das Wort, eine Illustration in seine Spalten aufzunehmen. Dieses er regte aroßes Aufsehen, obwohl es sich im Anfang um weiter nichts handelte als um ein vom Setzer mit seinem ge wöhnlichenMaterial von graden, kür zeren und längeren Linien zusammen gefügtes Bild, einen Plan etwa, dev die Lage eines Hauses, in dem ein Mord begangen worden oder Aehnli ches, anschaulich machte. Seitdem sind die Jllustrationen, Bildnisse und Ansichten in den meisten Zeitungen zu finden. Ja, in einigen bilden sie diel Hauptanziehung Es ist kein Geheimniß, das die ,,Westminster Gazette« hauptsächlich der Beiträge ihres Zeichners Frant Carruthers Gould’s halber gekauft wird. Gould versteht es, in wenigen· kräftigen Strichen, die sich imSchnellJ pressendruck leicht wiedergeben lassen eine politische Karrikatur zu zeichnen, die selten verfehlt, die Frage des Ta ges in schlagender, von dem Schein werser liberaler Kritik beleuchteter Weise vorzustellen. Die Neigung jenes Theiles Publi- ( lums, die Geschichte des Tages lieberi im Bilde, wie der Stist es zeichnet,» mit einem Blick zu überschauen, als sich aus den Wortgemälden der Schriftsteller von der Phantasie aus zubauen, hat denn auch wiederholt zu Versuchen geführt, eine tägliche Zei tung herauszugeben, deren Haupt werth nicht im Text, sondern in der Illustration liegt. William Thomas, der Begründer und Besitzer des ,,Gra phic«, war sich von vorn herein der » Schwierigkeiten seines Unternehmens bewußt gewesen und hatte sür genü gendes Kapital gesorgt, um sein neu vom Stapel gelaufenes Schiff, den ,,Daily Graphic«, iiber Wasser zu halten. Die Klippe ward umfchisst, und jetzt ist der Daily Graphic längst ein Unternehmen, sest in der Gunst des Publikums und eine melkendeKuh sür seine Besitzer. Der Werth der Illustration siir eine Londoner Tageszeitung läßt sich am schlagendsten an einem Bilde be weisen, das vom ersten Tage an ein Merkmal des Daily Graphic war und nicht wenig dazu beitrug, das Blatt beliebt zu machen. Statt der in Worte getleideten Wetterankündigung die sich in den anderen Zeitungen fin det, sieht man täglich aus der ersten Seite des »Daily Graphic« eine weib- E liche Figur, deren Stellung, Kleidung und Umgebung die Wetterprognose versinnbildlichen. Diese von Perry Marquold gezeichnete junge Dame in klassischer Gewandung gehört heute zum festen Besitz des britischen Vol kes. Einmal sehen wir sie, wie sie sich fröstelnd die Hände über einem Koh lenbeclen wärmt, ein andermal hält sie die zusammengepreßten Hände dicht an’s Kinn, während Haar und Ge wand im Winde flatternz dann wie der —— an schönen Sommertagen — sitzt sie gelassen auf marmorner Bank, ihr hübsches Gesicht blickt träumerisch in’s Weite, kurz, täglich haben wir mit einem Blick den Inbegriff des Ba rometers vor uns, und es ist längst süße Gewohnheit des Briten gewor den, sich beim Morgenausgang Raths von der jungen Schönen des »Daily Graphic« zu,holen, ob es besser fei, zu Stock oder Regenschirm, zu Pelzman tel oder leichtem Ueberzieher zu grei sen. Bei Gelegenheiten, die dieNeugierde des Publikums reizen, wie die großen Schaugepränge der letzten Monate, iibt der ,,Daily Graphic« natürlich besondere Anziehungstraft aus. Die Mittel, sich Bilder schnell zu verschaf fen, sind zahlreich. Häufig bedieneni sich die Zeichner der Brieftauben, die ihre Stizzen sicher und in der That im Fluge vom Schauplatze nach der Reduktion bringen. Bemerkenswerth ist es übrigens, wie die lünstlerischen Eigenschaften der Zeitung sich auf den Anzeigentheil ausgedehnt haben. Kiinftlerifch beinahe, jedenfalls ber vorragend als Erinnerungsbilder waren die Zeichnungen des Dailyä Graphic zu den Leichenfeierlichkeiten für die Königin Victoria und den Re gierungsantritt Edwards des Sieben ten.; Jnserate, in denen Pillen und Fleischextratte ihre Vorzüge anprei sen, sind malerisch und ansprechend. Einmal war es dem Dain Graphic vorbehalten, sogar in die deutsche Po litik einzugreifen. Es war tm Jahre 1895, zur Zeit des Krieges zwischen Japan und China. Jm März dieses Jahres brachte der Dain Graphic ein Bild der Einnahme von Wei-hai Wei, das ein Officier an Bord eines der britischen Kriegsschifse, die von ferne Zeugen des historischen Vor gangs waren, entworfen hatte. Es zeigt den Angriff auf die Festung von der Land- und Seeseite. Jn der Mitte sieht man die japanischen Kriegsschisfe und Torpedoboote, im Vordergrunde ankern drei mächtige britische Schiffe, Spartan,Edgar und Centurion. Ganz zur Rechten ent deckt man ein kleines Schiff, mit den erklärenden Worten des Zeichners darunter: ,,Deutsches Flaggschiff nur ein Segler«. Zufällig kam diese Nummer der Daily Graphic dem deutschen Kaisr zu Gesicht, und zwar zur Zeit der großen Flottenvorlage. Welchen Eindruck die harmlos ge meinte Bemerkung des Zeichners auf Kaiser Wilhelm machte, läßt sich da raus ermessen, dafz er mit eigner-Hand die Worte darunter schrieb: »Welch’ ein Hohn liegt darin!« Mit dieser Randbemerlung versehen, gelangte das Blatt in die Hand des Staats ministers von Bötticher; der Austrag erging nach London, die Restauflage der betreffenden Nummer aufzutau fen, und am Tage der großen Flot ten-Debatte fand dann ein jeder Ab geordneter auf seinem Platze im Reichstage ein Exemplar der Daily Graphic mit dem kleinen deutschen Segler bescheiden an der Seite der mächtigen fremdländischen Kriegs schiefse, eine handgreifliche Illustra tion des laiserlichen Wortes: »Bitter noth thut uns eine große deutsche » Flotte.« Tragbate Dnnkclkainnter. Der sranzösische Artillerie-Haupt mann Hardy hat eine tragbare Dun kelkammer erdacht, die geeignet er scheint, viel Mi stände zu beseitigen, die sich einem P otographen, der kein ständiges Laboratorium zur Verfüg ung hat, entgegenstellen. Die Ueber schrift giebt das Wesen der Erfindung an, die Abbildungen lassen die Einrich tung des leicht herzustellenden Appa rates erkennen. Er besteht aus einem Kasten aus Holz oder Metall von etwa 26 bei 28 bei 38 Centimeter Größe. Leicht und bequem zu transportitem ist er dazu geeignet, alle Manipulatio nen in seinem Innern bei sonst hellem Tageslicht Und an jeder beliebigen Oektlichkeit vorzunehmen, die völligen Abschluß des Lichtes verlangen. Der ! Apparat enthält alle für die verschiede nen Entwickelungssliissigkeiten und Waschwasser erforderlichen Gefäße, s einschließlich zweier Flaschen für Flüs Fsigkeitem die den Entwickelungsptoceß Ibeschleunigen oder hinhalten. Der rechteckige Kasten kann links völlig ge öffnet werden vermittelst eines Rah ! mens, der in Scharniren drehbar ist und in geschlossenem Zustande durch Haken gehalten wird. Vorder- und Hinterwand sind mit je einem rothen Glassenster versehen, die so angebracht sind, daß durch sie der Tragbatc Dunkelkammeru Aeuszere Ansicht. ganze linke Raum der Kammer, das eigenttlicheLaboratorium, bequem ein gesehen werden kann. Das rathe Glas fenster der Borderwand ist durch eine matte Glasscheibe geblendet, es liegt ziemlich dicht am Entwickelunasbehäl ter; das rothe Glas der Hintertvand ist durch ein gelbesDecksenster, in einem Rahmen drehbar und beliebia feststell bar, geblendet Jn der Abbildung, die den geschlos senen Apparat darstellt, wie er bei den Entwickelungsarbeiten benutzt wird, bemerkt man an dem Verschlußrahmen und an einem viereckigen, rechtwinkeli gen Ausschnitt rechts an der Vorder wand Stoffbekleidunqsen. Der Stoff ist lichtdicht, die Bekleidungen endigen nach dem Jnnern des Kastens zu in einer Art Manschette, durch die der Laborirende die Hände in das Jnnere des Apparates einführen kann. Durch elastische Einlagen ist für den gänzli chen Abschluß des Lichtes auch wäh rend des Laborirens gesorgt. Die Ab bildung der Jnnenansicht läßt die be sondere Einrichtuna der Bekleidungen erkennen; diejenige links ist so dinien sionirt. daß man den Apparat bequem Tragbare Dunkelkammen Innere Ansicht. mit Platten versehen und diefe heraus-« nehmen kann. Jm Jnnern oes Appa rates find verschiedene kleinere Kam mern eingerichtet, in denen die leicht herausnehmbarem mit Deckeln bedeck baren Schalen für das Entwickeln und Abwafchen der Platten stehen. Man kann die Dunkeltammer in ihren Abmessungen so einrichten, daß sie, ohne für den Transport zu schwer oder für die Dunkelkammerarbeiten zu unbequem zu werden, auch den eigent lichen photographischen Apparat mit allem Zubehör (Platten, Papier Trockenbrett u. s. w.) ausnehmen kam-. Durch die Glas-scheiden in « den ’ Längswänden des Kastens kann man - sehr leicht die Entwickelung des Bilde-s beobachten, wenn man den Apparat an ein Fenster stellt; das directe Einfallen des Sonnenlichtes muß selbstverständ lich hierbei vermieden werden. Gegen Ende des Entwickelungsprocesses kann man ohne Gefahr das helle Glas ent fernen und man sieht dann die einzel nen Linien des Bildes deutlich. Für den Transport der Dunkelkammer be dient man fich eines schalenartig ge theilten Kastens, dessen beide Hälften man fehr gut zum letzten Abwaschen der Platten an einer Wasserleitung be nutzen kann. Der Apparat erscheint sehr geeignet fiir Zwecke an Orten, wo man die nöthigen und üblichen Hülfsmittel sonst nicht findet. . ..-..-.-. - « Tie vrimitivsten Formen der Eifenös fen treffen wir an der Wefttüite Indiens foivie ini Inneren von Afrika an. Die Eifenfelnnelzen welche einer niederen Ratte angehören, ziehen häufig von Ort zn Lrt nnd bauen ihre einfachen nnd höchst unvollkommenen Apparate dort anf, wo es ihnen möglich ist, die Erze nnd siohle leicht zu beschaffen. Ihre Leer bestehen ans einem 4 Fuss hohen runden Samt. welcher 1 Fuß weit ist; derselbe ist ais-J Thon aufgebaut und be sitzt unten zwei Oeffnungem von welchen die eine zur Einführung des Gebläses« die andere zum Abflnffe der Schlach tvelilie fiiv aus den ini Erze vorhande nen Silieateu bildet, dient. Die Blase liälge sind gewöhnlich aus « ieaeufell oder Viiffelhänten hergestellte äcke mit einer Duse aus Bambnsrohr oder aus gehöhlte Baumstämme, in welchen Stempel anf- und abbewegt werden. So bald der Ofen angeheizt ist, werden oh weehfelnd Lage-n von Hol kohle und zer tleinertem Erze aufgege en, bis man nach 4 bis 6 Stunden einen 5—-—30 Pfund schweren boröfen Eifentlumpen erhält welgier auf dem Ambosse ausgearbeitet wir .