Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 03, 1901, Sonntags-Blatt, Image 18

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    Feuerseeleii
noqu im- hau- Dachs-the
Gott«-una)
- Un der Mauer, welche den part
« artigen Garten des Schlosses Karyow
» noch rückwärts abschloß hielt um die
"- achte Abendstunde ein verdeckter Wa
n. Die Pferde dampften, und der
scher, welcher abgestiegen war,
legte ihnen sorgfältig wollene Decken
Eber; dabei fluchte er über das mise
js « kabie hundewetter. Eine kleine Pfor
. de. die weit offen stand, deutete daraus
hin, daß Jemand in den Garten ein
getreten sein mußte oder aus demsel
ben erwartet wurde.
»Hm, etwas ist an der Geschichte
nicht tlar,« brummte der Kutscher vor
sich hin. »Umsonst bat mir der Herr
Afsessor sicher nicht die 20 Mart
Trinkgeld gegeben. Jch soll eine junge
Verwandte von ihm, die im Schlosse
« zu Besuch ist, aufnehmen und gleich
nach der nächsten Bahnhofsstation
fahren, sobald sie eingestiegen ist; er
würde auf den-i Waldweg zu Fuß
nachtonimen. Das scheint mir eine
eigenthiimliche Verwandte zu sein«
die er so heimlich bei dunkler Nacht ab
holt. — Wer weiß, was das zu be
deuten hat. Na; mir tann’s gleich
sein! Was mich nicht brennt, das
blase ich nicht!«
- Mit dieser piholsopbischen Be
trachtung steckte der einfache Mann sich
seine Pfeife in Brand, schlug seinen
Mattelkragen in die Höhe und trottete
langsam bei dem Wagen aus und ab
Derjenige, welcher durch die Gar
tenpsorte hindurchgeschliipft, war
Kuri; er war in das Jnnere des Gar- «
tens gegangen und schlich sich vorsichtig «
dem Schlosse näher. Der Brief Her :
that-, dieser wilde Verzweiflungåschrei
um Rettung, zwang ihn zur rücksichts
losen und entscheidenden That. MitI
wenigen Worten hatte er der Gelieb
ten geantwortet: Sie sollte noch heute
uwuu zu stiller Atullcl fluch Ocktlll
fahren: von 8 Uhr an würde er sie an
der Rückseite des Schlosses erwarten
Ein Wagen würde bereit stehen, sie
zur Station zu fahren, sodaß sie mit
dem Abendzuge, der um 310 Uhr ab
ginge, noch nach Berlin käme; seine
Mutter sei telegraphisch insormirt und
würde sie in Berlin am Babnhof er
warten; rsie möge muthig und unver
zagt blei en. Jeßt stand er laut
tlopfenden rzens hier unter den
Bäumen des arkes und erwartete das
geliebte Mädchen.
Kurt war sich über die Conseauen
zen feines Handean vollständig klar;
er fürchtete re nicht. Die Welt würde
Zwar ihn und noch Hertha mit ihrem
,2·«giftigen Gerede zu besudeln suchen, —
« ein Verdammunäsurtheil über sie
Beide sprechen: a r sie brauchten die
Welt nicht; ihre heilige und große
Liebe würde ihnen Alles erse en.
Der Hartende blickte plötz ich lau
schend auf; eine kleine Tbiir in dem
nördlichen Eckthurm des Schlosses
hatte leise getnarrt. Und jetzt —
wurde sie langsam geöffnet.
Eine dunkle, weibliche Gestalt wur
sicht.bar. Hastiq trat sie einige Schrit
te vor, blickte sich suchend um, und da
—- hatte er sie auch schon mit seinen
Armen umschlckngen
«Hertha! — mein Lieb! —"
Mit einem leisen, erlösenden Auf
schrei warf sie ihm die Arme um den
Hals. »Kurt, — lieber Kurt, — rette
wicht« stieß sie hervor.
Beide standen einen Augenblick in
fester, inniger Umarmung da, dann
richtete sich Kurt schnell auf und zog
die Geliebte in den schützenden Schat
ten der Pumr.
«Dene Himmel sei Dant, daß Du
Dich itgeseihen aus dem Schlosse ent
fernen konntest; jetzt nur schnell in den
Wagen: er hält an der Mauer- — in
zehn Minuten bist Du auf der Sta
tion. — ich folge Dir zu Fuße nacht
—- Alles andere besprechen wir dort!«
- »Und wird mich Deine Mutter auch
gern aufnehmen«-Z — Wird sie nicht
erzürnt sein, daß ich diesen Schritt
gethan habe, daß ich —«
»Nein, nein! Sie erwartete Dich
mit offenen Armen; für das verlorene
Vaterqu findest Du bei meiner
Mutter ein ums, das Dir vollen Er
i bieten wird für das, was Du hier
an gegeben basi. —- Kommu jedes
Wen kann verhängnißvoll werden!«
Er schlang seinen Arm um threSchyb
M und wandte sich dem Ausgange zu.
Sen diesem Au enblicte ertönte Vom
» her ein autes,st»schtneidendes
»zw; Wig nrz en zwei
Æliche Mal auf die Erschreck
ten tat, während ein Dritter lang
samer folatr. .
s Illigntzäåguser undd der Mng
iie et ervor ce trotz i res
Muthes beinahe zusammeninickte
Kuri war bei dem Anruf jäh zu
« . inmmengefahrem doch ebenso schnell
et feine Fassung und überlegene
-« wiedergefunden Sollte Heriha
m Wagen eilen und fortfahren, in
er die Heraneilenden aufhielt?
M wäre ein zweckloses Bemühen ge
en, man würde den Wagen doch
d erreicht haben, und der Flucht
». Versuch wäre vereitelt worden Hier
X ais es nur, den Gegnern muthig die
mgu Werth sent schnell, wie
vor m.
Takt und Tcufelirn ichDie teilt-kirren
m ac
ZEGW JEAN fMItsttsl;-«desp·ko.;cI ZWE
Aug-M e oeene
Gehe-l den wollte bei Nacht
Ue mit
« i Oe n entflie
» ( ! — Darum Unwohl
- ; und konnte nicht tezum Souper
—ch-ds W der gemeine
M
Lump!« Er sprang mit einem tiger
arti en Saß aus Kurt zu.
flammender Blick aus dessen
Augen ließ ihn jedoch schnell wieder
einen Schritt zurückweichen. .
»Schlag’ den Buben nieder!« rief
Fürst Garrizirn
»Zurück!« Kalt, ruhi aber trotz
dem mit unheimlicher Bucht klang
dies eine Wort von den Lippen Kuns,
während sich alle Muskeln seiner ge
schmeidigen, aber kraftvollen Gestalt
anspannten.
Hinter den beiden jungen Männern
war der alte Graf herangekommen;
seine Brust hob und senkte sich stür
misch; seine Hände ballten sich Hamps
hast. »Berworfene!« schrie er die
Tochter any »sort von diesem Men
schen! — ierher! -—-" Schauerlich
hallte seine s« timme.
»Hier, bei meinem Verlobten, ist
mein Platz!« entge nete Herthax sie
hatte sich hoch aufgerichtet, eiserne
Energie lag in ihren Mienen; sie trat
neben Kurt. , ’
Dieser wandte sich mit eisernerRuhe
zum Grasen. »Comtesse Vertha,«
sagte er, »siehi unter meinem Schuh
nachdem ihr der Schuh ihres Vaters
versagt wurde, — Sie haben das
. Recht verwirtt, von ihr Gehorsam zu
. verlangen!«
’ »Kanaille!« —- Wie das ischen ei
ner Schlange tönte dieses ort von
den Lippen des jungen Grafen. Jn
demselben Augenblick hatte er seinen
rechten Arm erhoben und schlug mit
dem Knopf der Reitgerie, die er in der
Hand trug, dem Assessor derart in das
Gsicht, daß sofort das Blut hervor
spritzte, und er taumelnd mit einem
leisen Wehlaute u Boden sank.
Heriha wars ich aufschreiend neben
ihren Bräutigams doch wurde sie so
fort am Arme in die öhe gerissen: sik
hörte die Worte des aters: »Ja das
Schloß mit der Elenden!« Sie fühlte
sich von den Armen des Fürsten Gar
rizin umspannt und emporgehoben;
sie hörte noch seine wildhdhnenden
Worte. »Sie entrinnen Ihrem Ge
schick, eine Fürstin Garrizin zu wer
den, nicht,« und dann verlor sie das
Bewußtsein
SechsiesKapiteL !
Durch den bereisten TannensorstT
des Grunewaldes- bei dein Etablisse- «
ment .Hundekehle« vorbei, fuhren an
einem riihinorgen zu Anfang des
Dezein rs zwei geschlossene Wagen in »
kurzem Abstande hinter einander. An
einer Stelle des Weges, wo ein schma- i
ler Fussng von der Chaussee ab- s
zweigt, machten sie Halt, woraus ihre i
Jnsassen, in LZweiPiirtien etreniit, ei- l
net kleinen ichtun zus ritten Der
düstere Ernst ihrer ienen, eine aus
fallende Schweigsanileit, die nur hin
und wieder durch ein leichtes Geflüster
unterbrochen wurde, und eine gewisse
Eilsertigkeit und hast, rnit der sie
ihreinZiele zustrebten, ließen unschwer !
erkennen, daß sie nicht zu einein Ver- I
gniigungsausslug hierher gekommen
waren.
Ein älterer Herr mit einer goldenen
Brille packte aus einem Baumstuinps
einen Kasten aus, in welchem sich der
schiedenes Verbandzeutz, sowie eine
Anzahl medizinischer Instrumente be
fanden; er wandte sich init leichtern
Aufseuszen zu seinem Nachbar-, einein
älteren, hochgewachsencn Ossizier in
der Uniforin des Garde - Kürassierre
giinents und sprach: »Wenn es denn
sein muß, Herr Rittmeister, — ich bin
bereit. Wollte Gott« ich könnte Alles
wieder unbeniitzt zusammenlegen!«
Der Rittnieister zuckte die Achseln.
«J fürchte, das wird ein fromm-er
Wuns bleiben, Herr Doktor!« Er
trat zu den anderen Herren, die in ge
sonderten Gruppen zuggiinniensionden
und riefen ihnen zu: » ollen die Her
ren Sekundanten die Distanzen«ab
T steckte-P «
·Diejenigen, fllrwelche diese Vorbe
reitungen zu einein Duelle getroffen
wurden, waren Kutt Thal und Gras
Wall-einein Aus Leben und Tod soll
ten sie sich heute gegenüber treten. ,
Zwei Wochen waren seit dem Abend ’
vergangen, wo der Assessor durch den
Schlag mit der Reiigerte blutend zu !
Boden gesunken war; noch heute erin- ’
nerte eine große, rothe Stelle aus sei- ’
ner Stirn an jene Brutalität, in sei- ;
ner Brustbrannte die ihm zugefügte «
Schwach in wildslackernder Flamme,
doch in seinem Aeußeren verrieth sich -
nichts davon. Hochaiisgerichtet, die
Arme uber der Brust zusainin e
schlosem stand er in eherner Ruhe
und ieß die Ereignisse der letten Zeit
In seinem geistigen Auge vorüberzie
Als Kutt sich an jenem Abend tau
melnd Erhoben hatte, befand er sich al
lein im Parte: mühsam hatte er sich
zum Wagen geschleppt Und sich mit
Hülfe des tödtlich erschreckien Kut
scherg ein Taschentuch um die blutende
Stirn gebunden. Noch am gleichen
Abende war er nach Berlin zu seiner
entsetzten Mutter zurück gefahren. s—
Der Versuch, Hertha aus den Händen
ihres Vaters zu retten, war mißgliicki.
Was sollte nun geschehen? Er kam zu
nachft nicht zu einer Beantwortung
dieser Frage, denn ein heftiaesWund
siebet schlug ihn fiir einige Zeit in sei
nen Bann. Und als er sich etwas er
holt, da hatte er auf seinem Schreib
tifche eine ihm durch dei- rften Gat
tizm übermittelte schii Peche Forde
rsrng des GrafenWaldeW vorgefun
den. Von Pathe hatte er. keine . «le
erhalten un aut- auch keine » Za
uchteit, sich m the in Verbindung zu
Mi· si- »Hät- « Dis-»Mi«
e gn gert - um n
ts- htmdeselan t seit-. Lan ver-H
l hatte er den« ug Fasse-g an -
send ein Lebaizetcheu von the Yes-M .
In diiiterstet Stimmung hu sent
· feine Vorberitungen zu dem Duell
« getroffen. Er befand si dabei in
dem « wiespalte der der chieden en
Gemüt sbewegungenx ihm, dem a ten
·Corpsftudenten, zitterte jeder Rerv
von wildefter Empörung liber die
Schmach, die ihm von Waldemar an
gethan war; er dürstete na blutiger
Genugthuung. Aber der leidiger
war gleichzeitig der Bruder Her-thos.
Tödtete er ihn, so stand das vergo ene
Blut als ewiges Hindernis zwichen
ihm und der eliebten.« Nach bitterm
und qualvollen Kämpfen hatte seine
Liebe iiber sein Blut gesiegt. Um
Herthas willen sollte ihrem Bruder
das Leben geschenkt sein. »Bic zur
Kampfunfähigteit des Ge ners« hatte
" die Forderung gelautet. s iel er, nun,
so war eben Alles zu Ende; blieb er
am Leben, so hatte er ein um so höhr
; res Recht auf rtha gewonnen.
? ,,Abet,« so agte sich Kurt wieder,
f »mußte er nicht Herthas wegen um
T sein Leben kämpfen? —- Gehörte ihm
l denn überhaupt sein Leben noch al
s lein? —- War es nicht vielmehr e -
; tha verpfcindet; mu te er nicht le n, »
F — ihretwegen?! t seinem Leben !
" würde auch das ihrige derlöschent So l
hatte er die heftigczsten Seelentlimpfc Zu l
" bestehen, und iemand konnte ihm
rathen, er mußte allein denWed durch
das Dunkel zum Licht finden!
Kurt war ein vorzüglicher Pisto
lenschiitze; seine band kannte kein
Zittern. Wenn er feinen Gegner durch
einen Schuß in den rechten Arm
tatnpfunfcthg zu machen suchte, so
hätte er seine Genu thuung, und
mehr wollte er nicht; dies konnte ihm
Hertba nicht entfremden
Die Entfernungen waren abne
fteclt worden. Der Rittmeister von
Werditz trat noch einmal zu den bei
den Duellanten heran, um die letzten,
bei der Sachlage natürlich fruchtlosen
Verföhnungsoersuche zu machen. Ein
turzes- eisiges Ablehnen von beiden
Seiten erfolgte, dann erscholl die Auf
forderung des Rittmeisiers2 »So er
suche ich die beiden Herren, ihre Plätze
einzunehman « .
senkt und Watoemar iraien an die 1
Barriere. Während sich in des Bisses
sors Gesicht leineMustel bewegte, und
seine Auf-en weit aufgeschlagen mit
festem B ick seinen Gegner umspann
ten, lag über den Zügen des letzteren
eine wilde Erregungz glühender Haß
entsprühte den sonst so matten Augen.
Man fühlte es, GrasWaldernar lechzte
nach dem Blute seines Geqenüber.
Aus das Kommando «Eins" erho
ben Beide ihre Pistolen, bei »Oui«
trachten sast gleichzeitig die Schüsse.
Als sich derRauch verzogen, standen
Beide aufrecht.
Dis- Ku·el Kutts hatte den re ten
Arm des rasen start Festreish so aß
dieser mit dumpfem F uch das Pistol
zur Erde fallen lies-» während aus
Karte linter Seite einigeBlutötrodsen
herausquollen
Die Sekundanten spran en hinzu
- »Es ist nichts, — ni ts!« de
schwichtige Kurt die ängstliche Frage
des jungen O siziers, —- »ein leichter
Fleischschusz o ne Zweifel, — ich sühle
keine Schmerzen!«
Fürst Garrizin hatte den Arm des
Grasen betrachtet. »Nicht der Rede
werth! Sie werden den Burschen doch
nicht srei ausgehen lassen?« sprudelte
er hervor.
»Füllt mir nicht ein! —- vorwärts
zum szweiten Gangl« schäumte Wal
demar mit wuthverzerrten Zügen.
Der Arzt, welcher die Wunden be
sichtiaen und verbinden wollte, wurde
von Beiden turz zurückgewiesem
»Dazu ist spater Zeit! Halten Sie
uns nicht aus!« schrie Waldemar.
Zum zweiten Male traten sich die
Gegner gegenüber. -«
Wieder trachten die Schüsse, und
lautlos knickte Kurt zusammen, wäh
rend aus der Brust das Blut langsam
herauströpseltc und durch die festge
schlossenen Lippen ein röthliche-r
Schaum hervordrang. i
»Die Lunge ist getrossen,« sliisterte
der Arzt mit ties ernstemGesicht, nag
dem er den Zusammengebrochenen
stig untersucht hatte· j
Die A saire war beendi t; statt
des Beleidigten hatte der leidi »,
statt des Braven der Schurke in eg
sem «Gottezurtheil« gesiegt
the einen weiteren Blick aus sein
Opfer zu weisen, giu Waldemar nach
FAnlegun eines vor ou en Verban
» des dur den Arzt, von mchiitntsch
» triumphier lüchenlden iirsten Gan
; rizin nnterstükt nach se ern Wagen
: zurück.
i »Der ist hesorgtsmd aus ehoben;'«
, meinte both drutale u e.
ges b n
l Hth v iOYuETMZt des-«
wir un un ere e m
E tausean murmelte Wa demar mit
gesättigtem Rachegefühl.
-
Jn dem Berliner Palais des Gra
» fen Hohenlinden herrschte seit mehre
; ten Wochen eine schwiile, dumpfe und
! unheimliche Ruhe. Die Dienetschafi
! schlich mit unhörbaren Schritten duvch
’ die Kotridvte und wagte kaum zu ask
men.
Der alte Graf war ja nicht wieder
zu erkennen, seitdem er eines Morgens
mitder Eomiesse hetiha hier eine
iwssetn Wo war sein leutseli es, wo l
wollendes Wesen geblieben? elbft ver
alt greife Kammetdiener betrat stgö
nur mit itiern und Zagen die Wolf-i
räume s I Herrn und seus te ehe-s
mal etleichietiu a ; wenn er o
ausbcüche des eiegigeasen glüemch
wieder draußen
Das Comtewen sollte versucht lia
ben, mit einem untergeordneten Men
zn man immkekie in der W
Unwesen-n Waise-e
heimlich zu entfliehen, und nur
W
I
Dazwischentreten des jungen Grasen
sollte es zu danteu gewesen sein« das
dieses Unerhörte nicht zur Ausfüh
rung gelangt sei. Schre licht Wie
tonnte sich eine so hochgeborene, vor
nehme Dame so weit vergessen. Und
um so schlimmer, als sie doch so gut
wie verlobt mit dem Fürsten Garri in
ewesen. Und die Kammersse, dieses
Fchnippischg ausgeblasene ing, das
rch immer zu gut vorgekommen war,
um mit der übrig-n Dienerschast zu
vertebren, solle da i die Bertraute ge
spielt haben. Nun, ihr war nur recht
geschehen, daß sie Knall und all da
vongejagt wurde. Was so te wohl
mit der Comtesse geschehen? Sie wurde
ja wie eine Gesangene gehalten; sie
mußte neben dem Zimmer ihrer Taute,
der alten Baronin, schlafen, und diese
verließ sie während des ganzen Tages
nicht eine Minute!
) Und wie bleich und elend das junge,
s schöne Comteßchen aussah, und wie
: dabei ihre Augen immer so starr blick
I ten, als ob sie nichts um sich herum
sähe. est, wo der junge Graf durch
einen usall aus der Jagd einen
Schuå in den Arm bekommen, hat der
alte err die Tochter gezwungen, an
dem ette ihres iebernden Bruders zu
wachen; es so en ganz schreckliche
Scenen vorgekommen sein; die Com
tesse hätte sich gewei ert, aber der alte,
gnädige rr hätte He sast mit Gewalt
an das rantenlager ihres Bruders
geschleppt. Ein Diener hatte sogar ge
hört, wie der alte Gras sie die Mörde
rin ihres Bruders genannt habe!
Während die Dienerschast in solcher
Weise über die legten Ereignisse flü
sterte, litt oben in dem Krantenzimmer
Waldemars ein junges, edles Herz
Folterqualen und Todesschmerzen.
Die Dienerschast hatte richtig gese
Vater die Tochter gezwungen, die
Pslegerin ihres Bruders zu spielen
und dessen höhnende und scohloctende
Schilderung des Duells an uhören.
Mit immer neuen und rassinirten
Wendungen beschrieb Waldemar den
Moment, in dem Kurt mit durchschni- -
sener Brust zu Boden gestürzt war; "
er weidete 'ch an dem seelischen
Schmerz seiner Schwester.
»Wie konnte der große Weltgeist,
der Allgerechte, solches zulaffen-«
fragte ch die unglückliche Hertha. —
Lebte Kurt noch, oder war er bereits
todt? War denn gar keine Möglichkeit
für sie vorhanden, sich Gewißheit, und
wäre es die schrecklichste, zu verschaf
fen? — Nicht einmal eine Zeitung
tonnte sie erhaschen; jeder ihrer
Schritte war überwacht, sie war in
der That eine Gefangene! Ja, sie
war iibler daran, als eine solche; sie
hatte nicht eine einzige Stunde, um
mit ihrem unsiiglichen Schmerz allein
sein zu können; te durfte ,diesen
Schmerz nicht zeigen, ohne grausamen
Pohn und Spott wider sich wach ura
. —- Jhre Ha i war Feradegi iirch
terlich durch die flege hres ruders,
dessen giftige Worte sie utn den Ver
stand Zu bringen drohten.
Wa demars Wunde war eine leich
te; tein Knochen war verletzt worden,
abr fein zerriitteter und morscher Kör
per verzögerte die heilung Dazu lam,
daß er den Mahnungen des Ar tes
zum Trotz vielen und schweren in
trank, ja mehrmals mit seinemIreun
deGarrizin heimlicheTrinlgelage feier
te. Die Folgen dieser Unmaßi leit
zeigten geh in plötzlichen, heftigen ie
beranfii en,während welcher er wie ein
wildes Thier rafte. Hertha mußte den
Tobenden gemeinsam mit einer Wör
terin pflegen, ihm Eispolster auf die
Stirn legen und Nächte lang bei ihm
wackxn
,, lz Sühne fiir ihren ungeheuren
Frevel,« hatte der alte Graf gesagt.
Mit automatischer Ruhe undGleich
mäßi teit unterzo sie sich i rer
fli t, während i re Seele tau end
merzen litt und ihr Geist und ihr
äsz gemartertert nach einer Nach
t über start schrie!
Eines Morgens saß sie iiberniichtig
bei dem Kranten, der foeben in einen
dumpfen laf gefallen war, als sich
plötzlich die hitr öffnete und Prinz
Bernhard in das Zimmer trat.
heftig erschreckt fuhr Hertha empor;
sie hatte den Prinzen fett Zittern Tage
in Monte Carlo nicht toie gesehen;
sie blickte ihn in großer Aufre un an.
Kam er»auch, um ihre Qua n urch ,
verurtheuende Worte zu vermehren- '
sp— Gott sei Dant, nein! Aus diesen
ernsten und schroermüthigen Augen
sprach nichts als tiefste-, inni stes
Mitgesiihl und treurst Freunds ast.
Und beides tlang auch aus seinen
Worten wieder mit denen er sie be
grüßte als er erzählte, daß er in die
Stadt gekommen sei, um sich nach dem
Besinden Waldemars zu erkundigen.
»Ihr Herr Vater ist zwar nicht zu
Hause, erzählte er, ,,doch glaube ich
als alter Freund Jhrer Familie das
Recht äu besitzen, auch ohne besondere
Erlau niß in das Krankenzimmer
treten Etsu dürsenX
lictte das junge Mii lange
mit seinen ehrlichen, treuen ugen an
dann sagte er mit schmerzlichem Beben
innase einer Stimme: »Wie bleich, wie
t, toie todestraurig Sie aussehen,
Comtesse!« KIhre Hand ergreifend, fuhr
er sort:,, Knnte ich Ihnen doch hel- «
sendet — könnte ich J re Augenthue doch
tierischen machen «
ais wollte er keine Sekunde lang einen
sakschen Gedanken in Heriha aufkom
men lassen, sehte et hinzu: ,,Berstehen
W mi I , m -
te heter IX meigszägiiyi, chthæk
rennd!—— uvon mir
ints Sie auch
Siedem diir endaran rechnen, das es von
meiner te ges ielst «
Dertha weilte etwas ers-idem aber
die tiesfe Bewegt-is Hund E Wang,
die bei nhards orten em
pfand, raubte ihr die Sp rache .
einem· lautlosen Aufsch chlup zen sank sie
auf einen Sessel, das cht in ihren
händen bergrabend.
Ueber des Prinzen Gesi t flog ein
Ausdruck siegen Mit eids und
schmerzlichsten eh’s· leise trat er an
hertha heran, und, seineStinnne däm
pfend, sxra er: «J weiß Alles, was
vorgesa st, —i habe mich nach
Möglichkeit brientirt und wenn ich
auch die einzelnen Motive nicht genau
kenne, aus denen heraus Sie den ver
hängnißvollen Schritt gethan haben,
so herrscht fiir mich auch nicht die
Spur eines Zweifels darüber, dasz
dieselben fiir Sie wingende gewesen
sein müssen. Jch Fühle Jhnen auch
nach, was Sie jetzt emp nden wägen,
und wie Itzt grz sich anach se nt
nähere Na ri en iiber den Zustand
jenes Herrn -—— er lorrigirte sich schnell
» hres Herrn Verlobten zu erhalten,
Zäel wan Ihnen, wie ich weiß, vorent
i «
Hertha fukr jah in die Höhe. »Sie
haben ihn ge ehen, Prinz? —- Er lebt?
—- Er wird nicht sterben?!«
»Ich habe ihn gesehen und gespro
»Prinz Bernhard!« Was lag alles
in diesem Ausruf Herthas —- Dank,
Glück, und wieder tödtliche Angst und
wilde Verzweiflung. Sie hatte beide
Hände gegen den Prinzen erhoben, der
Athern drang röchelnd aus ihrer
Brust und ihre Augen hingen an sei-«
nem Munde.
Mit einer fast frauenhaft weichen
Bewegung, die an dieser hiinenhaften
Gestalt anz eigenariig berührte, faß
te der Erinz Hekthas Höndee, und
strich sanft und beruhcaend iiber die
selben. «Bleiben Sie ruhig, Comtesse,«
fliisterte er, »sprechen Sie leise, damit
der Kranie nicht in seinem Schlaf ac
stört wird. Jch will ganz offen sein.
Nicht bei Norm-entspin- Inensn dessen
Wunde ja unbedeutend sein soll, son
dern Jhretwegen bin ich hierher gekom
men, als ich erfuhr, daß Ihr Herr
Vater abwesend war. Ich war gestern
bei Ihrem Verlobten. Seine Wunde ift
Zwar schwer, aber die«Aerzte haben die
este Hoffnung, dasz sein jugendftarler
Körper die Verletzung überwinden
und er am Leben erhalten bleiben
wird.'«
»Großer Gott! —- Habe Danl!«
Wie ein Hauch entfloh es ihren Lip
pen. Dann faßte sie wie in einem
plötzlichen « mpuls nach der Hand des
Prinzen un drückte, ehe dieser es ver
hindern tannte. mit zitternden Lippen
einen heißen Kuß auf dieselbe.
Der Prinz fushr zurück; seine hohe
Gestalt zitterte, eine ehrlichen Augen
starrten in maßlosem Erschrecken auf
Her-tha, und eine feine Röthe überzog
bis zu der Stirn das gebräunte Ge
sicht. »Er-irrte e! Was thun Stei« —
»O, Sie e lster, treuester aller
Menschen!« Sie konnte die Thriinen
nicht mehr zurückhalten, die aus ihren
Augen hervorstiirzten.
»Ich bitte Sie, Comtefse.« stam
melte Bernhard hervor, »ich habe ja
nur meine Freundezpflicht erfüllt; hät
ten Sie sich doch an mich gewendet, ehe
Sie sich zu dem ver-zweifelten Schritt
entschlossen, ich wäre an hre Seite
geritt, und alle « alle die e schweren
Stunden wären Ihnen erspart geblie
ben. Jch hätte Sie von den Zudring
lichteiten jenes russischen Barbaren
befreit, hätte ich geahnt, daß derselbe
sich ernstlich um Jhre Hand bemühte.«
Eine erbarmungslose Entschlossen
heit lagerte sich bei den lesten Worten
iiber die Züge seines Gesichtes. »Doch
alle diese rwiigungen sind jetzt zweck
los,'« fuhr er nach einer kleinen Pause
fort; »eö handelt sich est zunächst um
Anderes. Jhr Herr Berlobter sehnt
si maßlos nach einer Nachricht von
F nen, ich habe versprochen, ihm eine
olche zu überbringen.«
Hertha, die wieder in einen Sessel
zuragesunten war« sprang wie von
neuer Kraft beseelt, auf; in ihren
Augen begann die frühere Energie wie
der a Bulebem und hastiäe rief sie
aus: » ie ich Jhnen fiir A s danten
soll, weiß ich noch nicht; aber ich wer
de den Tag segnen, der mir die Mög
lichkeit bietet, auch nur einen Theil
M Viocmftbnld obs-Manto di- ieb
egen Sie fühlet Ich will sofort
schreiben, ehe ——«
»Nein nein, lassen Sie nur, ich
weiß etwas besseres!« unterbrach sie
der Prinz fchnellx »Ihr Herr Vater
lomrnt vor einer Stunde taunr wie
der, » und wenn auch!« Er hob
trotzig den Kopf Jch ne me die Ver
antwortung au mich! ein Wagen
wartet unten. Der Kranke schleift
jetzt, und, wie ich hörte, ist ja auch
eine Kranlenwärterin im ause; Sie
können ihn also ohne Pfli tverlehung
verlassen. Werfen Sie also einen
ManteMl um und kommen Sie mit
mir. die Dienerschaft glauben.
ichffttilgk ie ein wenig an die rische
Niemand toer es wagen, bnen
den U ans aus dem Patais in mei
net sog uitung ja we ren! Jch beglei
He Ihrem Ver obten und brin
efister wieder zurück. «
n .
Sie keine Worte Corn
tesse·, sondern Wien Sie sich; jede—
Minute ist kostbar-l« drängte dieser
»Sie haben recht; was wollen auch
Worte gegenüber brer Handlun s
wessesbsäeutenls ch bin sofort e
r en zu
i- »Mir-»F FMHFZ Mä:
a er e e
die am Arme des Itthen Bernhard
stolz aufgerichtet an derer-staunten
M
Diener-s ft vorbei die Freitreppe des
Palaid unterschritt, um zu dem
geliebten Manne zu eilen.
Siebentes Capit«el.
Dei Pkiuz hatte Dein-a bezüglich
des Zustandes von Kurt nicht die Folle
Wahrheit gesagt. Die Aerzte befruch
teten immer noch das Schlimmste
weil die übermäßige seelische Erre
gung, in welcher sich der Kranke»be
sand, den Heilungtproceß stotte.
Schlaflos wälzte sich der Kranke Tag
und Nacht auf seinem Lager herum.
mit fieberhaften Blicken schaute er un
aufhörlich nach der Thür, angstvoll
jeden Eintretenden musternd, ob die
ser ihm Nachricht von Hertha brächte.
Die Anwendung von künstlichen
Schlafmitteln war bei seiner durch
schossenen Lunge ausgeschlossen- So
verzehrte er von Tag zu Tag mehr
seine Kräfte.
Seine Mutter, die kaum aus Mi
nuten ihren Platz an der Seite seines
Lagers verließ, war untröstlich; sie
hatte in ihrer Verzweiflung mehrere
Briefe an certha geschrieben, doch
waren dieselben stets mit dem Ver
mert: «Annahme verweigert« wieder
an sie zurückgekommen Sie hatte sich
dann überwunden und ini has-zerrei
ßenden Tönen tiefster Mutterliebe an
den alten Grasen geschrieben, doch
keine Antwort war daraus erfolgt.
Und der Sohn fragte sie fast stünd
lich: »Mutter! ist noch teine Nach
richt von Hertha da?«
Und immer und immer wieder
mußte sie den Kopf schütteln und nach
neuen Gründen suchen, um dem Lei
denden dieses Schweigen als ein er
zwungenes hinzustellen.
Da hatte sich ganz unerwartetPrinz
Bernhard melden lassen, dessen Na
men sie aus den Erzählungen ihres
Sohnes kannte.
Mit wenigen Worten hatte dieser
sie über seine Absicht, ihrem Sohne
und Heriha zu helfen, in seiner schlich
ten und geraden Weise orientirt, und
gebeten, Kurt sprechen zu können.
Auf das Tiefste durch das versal
lene sieche Aussehen des Kranken er
schüttert, den er nur in strahlender,
jugendlicher Kraft und Schönheit ge
kannt hatte, versprach er ihm, hertha
auszusuchen und ihm genauen Bericht
iiber sie und ihr Ergehen am nächsten
Tage zu bringen
Da hatte Kurt die ersten ruhigen
Stunden während seines Kranken
lagers gesunden. Aber bald tatn wie
der neue Unruhe iiber ihn. Was würde
er hören? —
Die Mutter suchte ihn zu beschwich
tigen. »Du hast ja vorn Prinzerr e
hisrt, daß sie hier irn Paiais ihres a
ters weilt; sie ist also in Deiner Nähe;
iasz’ Dir vorläufig daran genii en.
Wenn Du erst wieder hergestellt gisd
dann wirst Du ja Gelegenheit finden,
sie zu sehen und zu sprechen. Also he
! rauhe Dich, recht schnell wieder gesund
I zu werden«
I «Ob niir derPrinz nur einen münd
! lichen Gruß vor- ihr bringen oder ob
! sie mir schreiben war ««'« susgte Kurt.
»Sieh-:- daä letztere! Versuche nun
; u «ichlasen, neein lieber Junge; des
? Urinzen Versprechen verbürgt Dir eine
sichere Nachricht von Deinem Lieh.«
! Sie hatte ihn geküßt, wie sie ihn als
s kleinen Knaben getiißt hatte, und ihrn
» mit i er weichen band iiber die sie
J berha e Stirn gestrichen, lind und
! sanst, bis sich seine miiden Au en
? schlossen und er in einen festen Sch as,
; den ersten seit seiner Verwundung,
; fiel.
? Am stiihen Mor en fschlu Kurt,
! gestärkt durch den« la , d e Augen
s wieder auf. «Jst der Prinz noch nicht
da ?" war seine erste Frage, die sich von
Stunde zu Stunde wiederholte.
Endlich —- endlich —- hötren seine
fieberhaft laufchenden Ohren das
H·durnpfe Geräusch eines heranrollenden
Wagens, der vor dem haufe hielt, und
z leich darauf ertönte die elettrifche
) ausglockr.
! »Er ift’s! »Er ift’ö! — Eile, Mut
)ter! —- Fiihre ihn zu mitt« -—- Er
Uvollte fi im Bett aufrichten, fant
aber auf töhnend wieder zurück.
»Ich bringe ihn Ditt« fprach die
Mutter und eilte aus dem Gemach.
Einige, dem Kranken entsetzlich lang
erfcheinende Minuten verflossen, dann
öffnete sich die Mittelthiir, und hinter
der vermeint aussehenden, aber glück
lich dabei lächelnden Mutter zeigte sich
die hohe Geftalt des Prinzen Bern
hard. «Gute Nachricht, mein Junge,«
rief die Matronex ein glücklicher Klang
bebte in ihrer Stimme.
DerPrinz trat fchnell an das Kran
kenbett heran und reichte dem Leiden
den mit freundlichem Lächeln die
Sand. »Ich habe etwas fe r Schönes
f r Sie mit ebracht, aber ie müssen
mir verfpre n, fich mögli ft ruhig zu
verhalten, fonft darf ich es hnen nicht
geben.«
» »Ich verspreche eil« Kurfs Stimme
-«zitterte leicht und feine Augen blickten
erregt auf den Prinzem während eine
hande sich ausstrecktem um das er
hei ene, ’edenfalls einen Brief der Ge
iie ten, n Empfang zu nehmen. »Ge
ben Sie fchnell her, was Sie mir von
hert mitgebracht haben!«
«v t « ein großer Gegenstand, —
Ist-J »s« .-;,st »Es-;
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Mosis-Ums Mut-)