W Iie Frage an dni Schittsni. «..—»«»..M—«— Von L. B e r g. Die Frauenabtheilung im städtischen Krankenhaus. Die Fensterliiden sind bis auf einen schmalen Spalt geschlos Pm Die Thüren nach dem Korridor ; ehen weit offen. Ein leiser Luftng weht durch den großen talten Raum und fächelt ein wenig Kühlung. Unru hig werfen sich die Kranken in ihren ißen Betten hin und her. Die meisten sehen roth und fiebrig aus, und das Haar tlebt an ihren Schlafen. Die dienfthabende Schwester geht an den Betten vorüber. »Nun Marie, wie viel Grad haft Du denn heute ? —- Du hast das Thermo meter wieder nicht ordentlich gehalten — ich habe Dir doch fo oft gesagt, ganz fest den Arm darauf zu drücken. Herr Doktor wird wieder schelten.« Marie, ein Kind von 14 Jahren, die an fchwerem Nheumatismus leidet, sielöte die Schwester oerständnißlos, bei na feindfekig an. Diese wendet sich zu einer anderen Kranken. »Und Sie, Hannchem wie geht es Ih nen ? Jst die Eisblafe noch ordentlich gefüllt, und rutscht sie auch nicht vom lKniee herunter ?« »Sie ist noch gut ——« erwidert die Gefragte müde. »Wie war denn die Nacht ?« »Dante, ganz gut,« wiederholte sie apathifch. Hannchen hat immerzu gestiihnt, die ganze Nacht durch«, sagt die Kranke im Nebenbett eifrig, »ich habe taum schla fen können, sie sagt, sie habe fürchter liche Schmerzen.« Hannchen liegt regungslos da. »Und dann hat sie mir gesagt, der Herr Doktor Berttam hätte gesagt, es wäre hoffnungslos sie würde wohl nicht wieder —--« »Aber Augufte, feien Sie doch still, sie hört doch Alles.« Hannchen rührt sich nicht. Die Schwester geht weiter. ,,.Hanne,« ruft Auguste leise, ,,seien Sie doch"nicht fo trübielig « Die Angeredete wendet den zion her um —-— ein blasses, junges Gesicht mit großen, duntelumriinderien Augen und schmalen. eingefallenen Wangen. Sie kann höchstens zwanzig ahre alt fein. »Sehen Sie, Sie mii en doch essen, wenn Jhnen was gebracht wird,« fährt Augufte eifrig fort, »wenn Sie immer nichts essen wollen, dann toinmen Jshre Kräfte doch nicht wieder -— nnd vor hin meine Tante fagte, ihr Schwester kind hätte auch so wag am Bein ge habt und sie hätten ihn gefchnitten und gesägt. und der läuft jetzt Schlittschuh und fährt Nod wie nur Einer —— ——-« Hannchens Augen leuchten aus — etwas wie ein hoffnungsschimmer be lebt ihr schmales Gesicht. »Ich will ia Alles thun, was die Doktoren wollen«, fagt sie leise, »ich habe die zehn Wochen doch ganz gedul dig gelegen. -—-— Jch möchte ja fo gern wieder gefund werd-n !« I O Einige Tage später. Die Aerzte haben Hannchens Bein untersucht und sind einstimmig zu dem Resultat getommen : Entweder sie läßt es sich oberhalb des Kniee- abnehmen, oder sie geht daran zu Grunde. -——- Mit möglichster Schonung ist ihr die furcht bare Thatsache beigebracht tvor".en. Sie schien es taum zu begreifen, iiußerte weder Entsetzen, noch Furcht — ihr Verstand schien es einfach nicht fas sen zu können. Allmählich dämmerte Ihr die surchtbare Wahrheit. Sie, die als Dienstmädchen ost mehr hatte lau en müssen, als zwei gesunde Beine chassen konnten «—— sie sollte ein Bein verlieren? Abgeschnitten -«- abgesiigt —- mit ihren zwanzig jungen Jahren —- um sich dann vielleicht 50 ahre als elender Krüppel durch das teben zu chleppen -—— nein tausendmal lieber terben -—- -- ! Jhre ganze Jugendirast und Lebens inst böumte sich gegen die Verstümme iung aus. Lieber sterben —- ! Sterben ? hinab in die schwarze Nacht aus die tein Tag solgt ?Nic mehr die Sonne scheinen, Blätter und Blu men wachsen und blühen sehen »- nie Inehr bei der Mutter sitzen aus der klei nen Bank, wo der wilde Wein rantt, und aus der Chaussee warten, bis Karl aus dem Dienst vom Postamt kommt s-— keine Hochzeit, keine Zukunft, nichts. garnichts ? —- Nein, nicht sterben, nur nicht sterben, niemals. Ob aber Karl, wenn sie weiter lebt, mit einem Bein, ob er sie dann noch ebenso lieb haben wird, sie auch noch heirathen will« oder ob sie dann nur Last, nur Unglück sein würde ? Sie stöhnt entsth aus und zerrt an ihrer Decke. »Thut es wieder so weh t« sragte Augusir. »Ich weiß, was ich thue,« sagteganm then plötzlich bestimmt, »ich frage arl.« Elias wollen Sie Jhren Karl sta scn t« - . »Ob ich mir das Bein abnehmen las sen oder lieber sterben soll. Jch will thun, was er sagt. Wenn ich ihm eine Last bin, will ich lieber stetben.·' »Schwester helene,« wandte sie sich an die eintretende Schwester. » a, hannchen.« » » agen Sie doch meiner Mutter, oder schreiben Sie ihr, ich möchte Karl sehen. Sein Dienst ist heute um sieben Uhr aus, ich möchte ihn was sragen — ir tann ganz gut abtommen« .Da muß ich erst die Schwester Obe tin fragen, ob das außer der Besuchs stunde geht. « »Er muß kommen, Schwester Helene, die Doktoren haben gesagt, ich bin viel leicht morgen —— todt —- — und Mut ter weiß auch noch nichts —- !« Während der nächsten Stunden lag « die Kranke theilnahmslos da und war l tete Endlich kam Karl. Karl ist ein FPostschassner ein fleißiger, tiichtiger J Mensch, dessen Gesicht den Kummer um I die irante Braut verrath. j »Tag, Karl t« ruft Hannchen mit I einem Lächeln, wie man es seit Wochen i nicht aus ihrem Gesicht gesehen hatte, ? und reicht ihm die Hand. - »Tag, Hannchen«, etwidert et müh- ( sam, etwas verlegen, »wie geht es Dir denn ?" noch so web.« gen. «— — fragte er plötzlich. —-— Pause. »,Karl das wollte ich Dich fragen.« »Mich, wieso i« »Wann kommst Du wieder raus ?« ’ »Die Doktoren sagen —- sie mei- » »Mir? —- Nicht sehr gut. es thut - l Er hält ihre abgezehrte Hand in fei- - ner großen braunen. Beide schwei- I i l i 4 ( i »Sei still, Hannchrn, das Redens strengt Dich ja so an. Wenn Du wie- T der säsund bist —«« . enn ich wieder gesund bin? Karl, sie sagen, entweder muß das Bein ab —- oder ich muß sterben ! Und da sogst Du mir sagen, was ich thun o —.« Jhre großen, glänzenden Augen be obachten gespannt jede Bewegung in seinem Gesicht. Was wird er sagen, Leben oder Tod ?" »Karl, sag doch, was soll ich thun ?« drängt sie. Er hat ihre Hand losgelassen und starrt die Wand an. »Karl, Du mußt ja gleich fort —- sag doch ein Wort. —— Wenn ich nur ein Bein habe, glaubst Du, daß Du mich dann ebenso lieb haben wirst ?« Er schlägt die Hände vor das Gesicht und sinlt auf den Bettrand nieder ,,Doch Hanne, doch«, stiifzt er kaum verständlich hervor, »wenn Du aber nicht arbeiten tannst —-— ich verdiene doch selber nicht genug ——— was soll ich dann nur thun !" »Dann ist’s also besser -— ich sterbr?« »Nein, Hunne, nicht sterben,« sagt er leidenschaftlich und drückt ihre Hand gegen seine Stirn, »es wird ja wieder besser werden, bleibe nur hier —- —— und abnehmen sollen sie es nicht — nein, ich will es nicht haben ! !« »Karl, Du verstehst ja nicht· — Wenn sie es nicht abnehmen, muß ich doch sterben. Das srißt so inwendig weiter, und wenn’å an’s Herz toinmt — ,,Es toncmt nicht an’s Herz !« schreit er ganz außer sich. Schwester Helene ist eingetreten. »Herr Engelte'«, sagt sie ruhig. »Sie dürfen Jhre Braut nicht so aufregen, sonst bekommt sie wieder Fieber.« »Seien Sie still.'« fährt er sie an; »Sie Alle hier —-— was sind Sie denn ? Jrnmer reden von liegen müssen und schneiden und wieder schneiden und im mer wieder liegen « nichts könnt Jshr, rein garnichtg — Aber ich sage Euch, wenn Jhr das Bein abnehmt — ich sage Euch —- — Die anderen Kranken haben sich tn ihren Betten aufgerichtet und beobach ten furchtsam den erregten Mann. »Herr Engelte«, sagt die Schwester bestimmt, und faßt ihn arn Arm, ,,seien Sie jetzt augenblicklich still. Gehen Sie nach Hause, und wenn Sie ruhiger ge worden sind, kommen Sie morgen friih wieder.« Er wischt sich den Schweiß von der Stirn und läßt sich willenlos, ohne seine Braut noch einmal anzusehen, hinaus fiihren. . .. Hanne liegt wieder regungslos da, das Gesicht nach der Wand gekehrt. Die Hand, die Schwester Helene von der Decke aufhebt, ist schlaff und feucht, das Gesicht wachsbleich Das Mädchen hat die Besinnung verloren. Karl fand nicht den Muth, das Krankenhaus noch einmal auszusuchen. Er erfuhr durch die Muter seiner-Braut, daß es dieser sehr schlecht ginge, und die Aerzte sogar die Amputation des Beines fiir zwecklos gefunden hatten· Er litt entse lich unter dem Gedan ken, vielleicht chuld an dieser Ver schlimmerung gewesen zu sein. Jn der Dämmerung schlich er in der Nähe des Krantenhauses umher und spähte nach den Fenstern. Eines Abends. als er die quälende Unruhe, die ihn gepackt hatte, gar nicht los werden konnte, ging er vorsichtig in den Garten des Krankenhauses und stieg dann zögernd die große steinerne Treppe hinauf-« »Ja wem wollen Sie !« fragte ihn eine Schwester, ,,es ist nicht Besuches eit.'« z »Ja Johanna Belitz,« sagte er un sicher. «Johanna Belitz ist nicht mehr oben· Wir haben sie schon nach unten ge schafft !« «Wieso —-— kommt sie ’raus ?"' »N—nein. Sind Sie verwandt, oder sonst bekannt mit ihr ?« »Sie ist meine Braut —-—« »Armer Mann,« sagte die Schwester mitleidig, «hannchen hat furchtbar ge litten ——— es wäre doch nie wieder was Rechtesgeworden Nehmen Sie es sich nicht zu sehr zu Herzen —- ihr ist jetzt wo — —.-—--.—.·—.-—.- — .. -, ..-..- .-. Vergllfhenterdirelttor. — humoreske von J. B. Noa. —.-..-.—-.. Die Firma Spartdpf di- Siebenzini nimmt unter den Brauereien der Resi denz eine nicht unbedeutende Stellung ein. Jnfolge ihres guten Stoffes, wie Herr Sparton mit Stolz versichert — infolge geschickter Anwendung der neuesten Errungenschaften der Che mie, wie eiferfiichtige Konkurrenten behaupten —- Inein Gott, wer hat nicht Neider! Und namentlich, wenn man im Glück ist! Jedenfalls blüht das Geschäft, und im Komptoir, dem Herr Spartopf in eigenfter Person präsidirt, hat man alle Hände voll zu thun. Eines- Tages läuft eine Bestellung aus einem kleinen Marktfleclen in der Nachbarschaft ein, die auf dem Antlitz des gestrengen Chefg ein behagliches Schmunzeln hervorruft; denn eine neue Kundschaft ist immer ein ver gniiglicheg Ereigniß. »Herr Scherwenzel«, herrscht er den demüthig ihm gegenübersitzendön Buchhalter an, »ziehen Sie sofort Ertundigungen bei unserem Geschäfts sreund M. ein.« Dienstbeslissen eilt Herr Schemen zel an das Telephon, mit dem er, bei seiner angeborenen Geschicklichkeit, nicht gerade im besten Einvernehmen steht. Nach manchen mißglüciten Ver fuchen endlich angeschlossen, schreit er mit Stentorstimme seine Geheimnisse in den geduldigen Apparat. Dann lauscht er mit gefpanntestcr Aufmerksamkeit hinein. Dazwifchen verschiedene verzweifelt gebrüllte: »Wie? —— Noch einmal! Sicher, was?« —— bis sich sein umwölktes Gesicht auf klärt. Ein befriedigt gemurmeltes: »Fein, fein, sehr fein!« Endlich mit fürchterlicher Stimme: »Danke , — Schluß!« »Alle-s in Ordnung, Herr Spartopf, das Geschäft kann gemacht werden« »Die bestellten zwölf Fässer gehen ab mit einer sehr höflichen Empfehlung fiir ferneren Bedarf. Jn vierzehn Tagen, denkt Herr Spartopf, kann das Bier getrunken Id ...... Die Zeit vergeht, aber keine weitere Bestellung erfolgt. Nach vier Wochen entschließt sich Herr Spartops zu einer bescheidenen Ansrage über den Erfolg der gesandten Waare. Umgehend erfolgt Drahtantwort: »Fässer vorzüglich; momentan kein wei terer Bedarf.'« Herr Spartops schüttelt den Kopf. Aber was ist zu machen? Zahlung Jst prompt erfolgt. Nach weiteren acht Tagen schickt er einen Kutscher zum Abholen der Fässer· Als Antwort kommt zurück: »Die Fäs ser sind noch nicht abkömmlich.« DasselbeManöver wiederholt sich noch mehrere Male in passenden Zwischen räumen; der Erfolg ist immer derselbe. Endlich läßt Herr Spartopf den Kutscher selbst kommen. »Du, MuckenschnabeL wie ist das mit dem Wirth in R—dorf?« »Ja, Herr, er meint, er kann die Fäs-— ser noch nich rausjeben.« »Trinten Sie denn noch immer an unserem Biere?« »J nee, Herr, die schenken kee uns’ri- l ges; da wird D—sches oerzappi.« i »Und hast Du nichts von unserem ge hört?« »Ja, Herr, een paar Dage sagte der Hausknecht. hätten die Jäste jottgjäm merlich jeschimpst; nu aber is allens » wieder in die scheenste Jemiethlichkeit. « ’ »Gut, Du kannst gehen.« ! Etwas stark verschnupft setzt sich Herr i Spartopf an sein Pult und es wandert ! ein rekornmandirter Schreibebrief nach i R-— —dorf des Inhaltes: »Ersuche so dringend wie höflich u. s. w., u. s. w» dem Kutscher sofort die Fässer mitzugeben.« Aber der Kutscher tommt wieder mit leerem Wagen zurück. Jetzt schwillt Herrn Sparton der Kamm, zornbebend kratzt die Feder über das lPapier und eine neue Epistel wird — abermals rekommandirt —- entsen det: »Hierdurch ersuche zum ledten Male u s. w., u. s. w» widrigenfalls sofort Klage gegen Sie erhoben wird-" Schwarze Gedanken durchziehen die Seele des Chefs der Firma Sparton Fe Siebenzink. Wahrscheinlich sämmt liche zwölf Fässer zum Teufel und noch dazu lauter neue —- die zehnmal mehr werth sind als das elende Gesöfft Und nun noch die Scheererei vor Gericht! Schluß: Die Kosten draufzahlen. Diese Wirthe! Arn anderen Morgen frnoer Herr Sparton unter den eingelaufenen Briefen ein Monftrum, das den Post ftempel Eli-darf trägt. Das Kouvert graues Packpapier, auf dem die sämmt lichen Finger des Abfenders in schön fteni Naturfelbftdruck zu fchauen sind. Neugierig öffnet er. Anfangs zieht sich fein Gesicht in ftrenge Falten, dann aber fängt er an zu lachen und lacht fo laut und anhal tend, daß Herr Scherwenzel erfchrockrn von feinem Drehfeffel emporfährt und einen Augenblick in bedenkliche Schwankungen geräth, bis feine dün nen Säbelbeinchen wieder festen Halt gewonnen haben. Das Schreiben lautete folgend-s rnafzen : »Entfchuldigen Sie, bitte vielmals meine Dreiftigleitz aber Herr »S» un ser Nährvater in R—dors, sagt, es muß sind-; er kann Jhnen nich länger hinhalten. Jch bin nämlich ooch Di rektöhr, aber man bloß von-Z Theater. Wir jeben hier in Herrn S. seinen Salohn unsere Vorstellungen- lan weil Jhre Fässer jrade unt-s Jott set Dank noch leer waren, so haben wir sie fürs Pfotium von unsere Bühne ausjeborcht. Jn das eene kriecht der Zusslöhr, und wenn meine Frau ihr rothes Regendach dadrüber ussspann2, so macht sich det jar nicht schlecht. Nu, wissen Sie, was unsere erste Sängerin is, die Male, die is man höllsch schwach uff die Pusie, und die böhmischen Bauern, die nff’n letzrcn Platz eenen Nickel berappem haben sonst immer: lauter, lauter —- je brijllt, wenn die Male sang —-— denken Sie bloß mal an, so’ne Aitsverschämis heit für eenen Nickel! Nu aber-, wo wir die Fässertens in die Unienvalt postirt haben —- das Bier hauen wir j übrigens ooch mit überwinden helfen —- is die Jeschichte wie ausjewechselt. Die Male singt wie’n Engel. Neulich in die Jalerthee, den Rummel hätten Sie hören müssen. Uff eene Tonne is sie jestanden, zwei daneben alv wört sche Säule, sie mit klassischer Atten tiite druff hinjejossen, allens weiß ver klebt und nu los, das reene Pritnadon nerwetter. Jck möchte Sie nich jrade schmeicheln, jeehrter Herr, aber in Ihre Fässer is eene jewaltig schöne Räson nirerei. Und wissen Sie, wie icl uss der Jdee jetommen bin — meine Olle hat näm lich ene Weckeruhr, die schon lange een bisten heiser is, die stellt sie Nachts imer usf ’ne Zijarrnliste mit rechts und links zwee umjetehrte BierseideL denn bullert det wieder janz anständig. Des haben wir denn nu mit die Male ooch probirt. Jut, was? Und nu möchte ich Jhnen schönstens jebeten haben, als Mensch und Fami lier.vater, in acht Tage is das Benefiz von meine Qlle, und da wollten wir die Jalerthee wiederholen, das Haus wird bis unters Strohdach voll — lassen Sie uns Jhre Herren Fässer noch die kurze Zeit, es jeschieht ihnen ja jar nischt. Zum Dank schicke ich Jhnen zwee Billjetter — sonst kosten sie 30 Pfennige. Sie kriejen sie vor die Hälfte. Vielleicht beehren Sie uns und überzeugen sich persönlich. Wenn die mal singt: Küsse mir, tüsse mir --— wie das unten in den Tonnen kluckst, jroßartig, so was muß man Sie jehört haben. Jhr janz erjebenster Fritz Kümmelstrippe, Theaterdirettöhr.« »Die schöne Galathee -— frisch vom Faß«, kräht Herr Scherwenzel, »wenn » das der selige Ben Atiba erlebt hätte." « Nach einer Woche kommen richtig die Fässer; die Bindertnechte wettern ein paar Tage nicht wenig; denn es iit keine Kleinigkeit, die mit Pech ange llebten Zettel zu entfernen. Spuren davon sind noch lange zu erblicken und geben stets neuen Stoff zu boshaften Sticheleien über die »musikalischen Fässer.« ,4-— xlliirtcrliiiugchcu Zio. 54. .—-...-— Von Emilio de Marchi. ..—.4..—— Um schneller anzulangen, durchschritt ich die große Heide, welche sich am Tessin entlang ausdehnt, in der Hossnug, noch ten Zug zu erreichen, der um 9 Uhr Abends nach Arona absährt. Mein Ziel war das Wärterhäuschen No. 54, das an Feiertagen auch als kleine Station dient, an der den Reisenden Billets ver taust werden. Es war ein Abend im August, mond lyell zwar, aber durchaus nicht heiter. Gegen Westen sammelten und ballten sich einige veilchenblaue, silbergesäumte Wolken, in denen der Blitz ost wie ein zorniger Blick ausslackerte. Straßen giebt es dort nicht, aber jede Straße war mir gut genug, wofern ich nur nicht die Kirchthurmspitze. die vor mir zwischen zwei Büscheln schwarzen Gestrüpp-s aufragte, aus den Augen verlor. An jenem Sonntage kehrte ich von ei nem Hochzeitsschmause zurück, bei dem es sehr lustig hergegangen war, zu Ruhm und Ehren eines alten Universi tätssreundes von mir, der ein liebes, achtzehnjähriges Mädchen, schön wie eine Madonna, geheirathet hatte. Wäh rend ich in Folge der Unebenheiten des Bodens eilig aus- und niederstieg, be mühte ich mich, mit der noch erhitzten Phantasie den beiden lieben Menschen zu svlgen, die wir kurz zuvor in einem Wagen zwischen Tüchern. Kossern und Bonbonnieren untergebracht hatten. »Eine Hochzeitsreise, die bei Monden schein beginnt«, sagte ich mit; ,,wie sehr wird dieser Augenblick ersehnt, so lange »er« jung und phantasievoll, »ste« schüchtern wie ein Turteltäubchen ist . . . Jhr zügellosen Jungen, wenn ihr wüß tet, wenn ihr ahnen tönntet . . Bei den wüthenden Windstößen, die sich von Zeit zu Zeit aus den zusam mengeballten Wollen lösten, schwankten hier und da die Blätter der Sträucher und die dürren Spigen der Kletten, die aus den Thalern herausguckten, oder wenn sich eine Wolke am Himmel ver schob, war der Mondschein glänzender und klarer, unter dem die im Grase ver streuten Kieselsteine schimmerten und seltsame Schatten von Ziegenböcken und Ungeheuern hervortraten, die ein Kind hätten erschrecken können. Hiipsend ge s 1 noß ich jene heitere Frische, das Schau . spiel der Wolken, der unbegrenzten Ebene, das Summen der hunderttau send Jnsekten . . . hüpfend wie ein Hase. s Wie schön ist manchmal das Lebe-It Wärest Du da gewesen, Adelaide, und hätten wir Hand in Hand zwei Finger ; hoch iiber dem Erdboden dabinfliegen T können! .. . Es giebt Augenblicke, wo Z das Leben Flügel hat! O Jugend, o , Liebe, o köstlicher weißer Wein von · Santa Giustina! ; Eine gute Stunde mochte unter die : sen Gedanken verstrichen sein, als ich, : H mit dem Kopfe durch eine harte Weiß - dornlxecke dringend, auf der Eisenbahn - rsor dem Wärterhäuschen No. 54 her- J « euskaim ein Holzhäuschen wie die an « deren alle, mit einem Laubengang von » Kürbissen, dem kleinen Kuchengarten I daneben; zwei Bäume, ein Brunnen . . . · aber in jener Stunde und in meiner ; ( Phantasie schien es mir wie der Zu- ; iluchtsort eines Einsiedlers oder eines « len Menschen wohlgesinnten Zauberers. Z « O Adelaide, wären wir Beide in ir J gend einem einsamen Häuschen, nahe « dem Gipfel der Alpen, und könnten von 7 dort aus den Pilgern den Weg mit dem i z Laternchen unserer Herzen erhellen ! ; Was denkt man nicht alles, wenn man « von einem Hochzeitsfest heimkehrt ? J Eine auf die Erde gestellte Laterne ; " mit rothem Glas warf einen blutrothen ; Fleck auf den Kiegboden der Straße. , Ein zweites, weißes Laternchen ließ E mühsam einen Lichtfchimtner in das » Dunkel dringen. ; »Heda, Leute, ist’5 noch weit bis " H Mailand ?« — Ein Mann trat auf ? T meinen Ruf heraus-. »Ein Billet zweiter Klasse nach Mai E land.... dem Geiz zum Trotze l« sagte ich zu ihm, setzte mich auf eine » kleine, an der Wand befindliche Bank und streckte meine, vom Laufen und Springen auf der Straße wie zer- J schmetterten Beine weit aus-. Ich rech nete darauf, ein Koupee siir mich alle-in - zu bekommen und dort ein Schläfchen " J halten zu können. ; Wahrend ich aus mein Billet wartete, Ihörte ich, wie der Bahnwärter zu Je mand drinnen sagte: »Hat er Dir das - gesagt ? —- So, das freut mich, Du igarstige Hexe Sv magst Du lernen « und der Schlag einer schweren Hand, die auf etwas Weiches fiel, übertönte i ein häßliches Schimpfwort. Niemand antwortete auf jenen Schlag, als wenn er auf einen Satt Kleie geschlagen hätte. Als der Mann mit der kleinen Laterne in der Hand . heraustrat, konnte ich undeutlich eine I Frau wahrnehmen, die den Kopf auf beide Hände gestützt, auf einem Bette saß. Dann blieb es drinnen ganz dun kel. Während der Babnwärter das Laternchen an einen Haken hing, stieß er noch zwei oder drei abgerissene Worte hervor, wobei er auch Christus anrief, aber man merkte, daß der gute Mann mit Widerwillen fluchte und nicht da-: ran gewöhnt war. Sein derbes, hartes, gereiftes Aussehen hatte nichts beson deres, aber zwischen den durch Zeit, Wind und Sonne hervorgebrachten und hart gewordenen Falten konnte man se hen, daß der Engel des Guten mit ir gend einem bösen Teufel im Streite s—— Er reichte mir das Billet, nahm s schweigend das Geld, bob die rothe La terne vom Boden aus und ging etwa 8-—— 10 Schritte weit, um sie dem Zuge ge genüber hinzustellen. Jch bemerkte einen junan Bauern burschen, der die Jacke verkehrt über die Brust geworfen hatte und dicht unter der kleinen Laterne an der Mauer lehn te. Er bat mich um einen Ctgarren stummel. »Was hat der Bahnwärter ?« »Er ist wüthend wie ein Hund« »Er scheint Jemanden zu schlagen.« »Seit einer Stunde schlägt er sie.« »Wer ist sie ?« ,,Seine Tochter, die Dunimbeiten ge macht.« s »Was ist geschehen s" s »Es war da ein Gärtner von einem J Herrn dortoben, so einer mit einem klei ; nen Schnurrbart, ein geschwätziger Ve ; netianer. Die Assunta hat mit ihm sangebandelt und jetzt weint sie auch s ohne Zwiebeln. So sind sie; aus J Hochmuth wollen sie nicht die Bauern, I die nach Barchend riechen und dann fal s len sie herein. Er hat sie sitzen lassen, j und weg ist er auf mirnmerwieder : sehen !« T »Die Arme.« »Mit dem Mädchen ist’s aus für immer, und der Bahnwärter kann sie nicht einmal dem Stoppa geben, der wie die Katzen aus allen Vieren geht. Heute früh hatte sie gehört, daß ihr Venetianer mit dem Grafen nach Sesto gekommen sei, und zu Fuß, in glühen der Sonnenhitze, ging die Assunta durch die Heide, fand ihn im Wirths haus, wo er Weißwein trank, und er zählte ihm, wie es um sie stände. Der mit dem kleinen Schnurrbart hielt sie « hin, gab ihr U Franken, damit sie mit dem Zug zurückkäme, und mit einer Entschuldigung ging er aus der Kü chenthijr. Na, wer den jetzt findet; ich weiß, er wird schließlich nach Oesterreich gehen und Rosmatin pflan zen, und sie hat das Nachsehen!« »Der Schurke!« »Jetzt muß sie der Bahnwärter er nähren; denn die Sache ist bekannt geworden, und keiner will sie mehr in der Fabrik haben.« »Da wäre wirklich ein Gesetz nö thi» « — » Der Bauer fing an zu lachen. L »Die Gendarmen sind da,« sagte er, I-.. -- h ——..—-.. — »aber nur zur Aushebung.« »Ich werde ihn, ich werde Dich er wiirgen, Du Dirne!« sagte der Bahn-. wärter mit heiserer Stimme. »Du garstige . . . .« und wieder schlug er wie aus einen Sack Kleie. Assunta em pfing die Schläge ohne Thränen, ohne Seufzer, das Gesicht in den Händen. ,,Laß sie, Vergello,« schrie der But-. sche, »ste hat’s gewollt, gut so.« Der ,Bauer sprach diese Worte mit Bitterkeit und mit einem schneidenden Lächeln, das mir keinen Zweifel dar iiber ließ, daß er in dieser Dorfge schichte irgend eine Rolle spielte. Die Art, wie er seinen Ausspruch, daß die Bauern übel riechen, wiederholte, befe stigte mich in dem Gedanken, daß er ein verschmähter Liebhaber oder Bewerber ware. Vom Felde erscholl lautes Grillen geschrei. Von Zeit zu Zeit lugte der Blitz aus den Wolken. Der Bahnwärter ging eine Strecke herunter, um eine Barriere zu schlie ßen, dann kehrte er zurück, nahm ein Horn von der Thür, in dem Augen blicke, als ein heller, von der Luft her übergetragener Hörnerton die nahe An kunft des Zuges meldete. Da schien es mir, als bemerkte ich einen Schatten, der hinter dem Zaun des Gärtchens dahinglitt, aber der scharfe Pfiff der Maschine läßt mir nicht Zeit, genau hinzusehen, und schon erblicke ich zwei große, rothe Augen« den großen Mund voll Feuer, das da hergleitet, als stütze es von einer An höhe herab. Eine Minute Aufenthalt. Dann stößt der Bahnwärter in sein Horn, der arme Teufel! Und von Neuem eilt der Zug, pustend«und pfei fend dahin . . .. Plötzlich macht mich ein Hinderniß, ein Stoß, auf die Kissen fallen. Jch glaube einen Schrei, Stim men zu hören, die Maschine pfeift drei mal schrecklich, sie pfeift und eilt über einen Abhang zwischen zwei tiefen Ro binienherken fort . . . . Ein junger Mensch, der mit dem Kopf auf einem Blumentörbchen ru hend schlief, hob den Kopf und fragte: »Was-, giebt’5?« »Dem Bahnwärter seine Tochter ist iiberfahren«, erwiderte der Schaffner, der soeben die Billets revidirte, »eH ist das Beste fiir sie.« --—» Eine gute, kalte Sauce zu kaltem Kalbs- oder Schweinebraten oder auch z u R o a ft b e e fJ Schnittlauch und Petersilie, auch etwas Stangensellerie, wiegt man fein, ebenso zwei harte Ci gelb, fi——7 Stück entgrätete abgewa fchene Sardellen, ein klein wenig Cha lotte oder Zwiebel fein gerieben, und ein Theelöffel voll ebenfalls feinge wiegte Kapern. dies alles herrührt man mit folgender Saure: 8 Löffel feines Olivenöl, 2 rohe Eiger und 1 Löffel guter Weinesfig, sowie nach Geschmack Salz und Pfeffer wird vermischt und das feine Gemenge der vorher erwähn ten Zutbaten daran gethan und tüch tig vermengt. Der Stangensellcrie kann durch Sellerieblättchen ersetzt oder ganz weggelassen werden, doch trägt fein Geschmack viel zur Verfeinerung der pilanten Sauee bei. Franzöfifche Aalfilets. Der gut Vorbereitete Aal wird der Länge nach gespalten und die Mittel gräte herausgenommen, die Hälften in länglich fchräge Vierecke geschnitten, in Weißwein, Pfeffer und Salz weichge kocht, abgegossen und mit einer Citro nenfauce, die man wie folgt bereitet, zierlich mit Petersilienbouquets gar nirt, aufgetragen. Citronensauce : Mehl wird in Butter hellgelb gefchwitzt, ein halbes Pint Fisch- oder Fleisch brühe daran gegossen, der Saft von 2 Citronen darüber ausgedrückt, nach Belieben etwas Schale, Salz und Pfef fer nach Geschmack, 20 Minuten gekocht und mit Eigelb gebunden Schneeball in Vanille fa u c e iFloating Jsland). le Quart Milch, je nachdem man den Schneebatl groß zu haben wünscht, 8——12 frische Eier, gut 8 Unzen Zucker, 1 Obertasfe Mandeln. ein Stück Vanille und einige Stücke Zimmet· Die Mandeln werden gerieben oder fein gestoßen, mit der lMilch, dem Zucker und Gewürz lang fam zum Kuchen gebracht, damit letzte res gut ausziehe. Unterdeß wird das Eitpeiß mIt einem Theil des Zuckers zu festem Schaum geschlagen, auf einer flachen Schüssel mit einem Messer glatt, rund und bergartig geformt, auf die tochende Milch gehoben und vorsich tig und langfam, zuweilen 1 Löffel voll darüber gegeben, bis der Schnee gar ist, was nur einige Minuten dauert Dann nimmt man ihn behutsam mit 2 flachen Löffeln heraus, legt ihn in ein« tiefe Schale, zerrührt die Eidotter njt kalter Milch und giebt sie nebst ei ner großen Wallnuß dick Butter, indem man den Topf vom Feuer genommen hat und start rührt, allgemach zu der tochend beißen Vanillemilch, füllt die Saure, welche zuvor noch eine Weile gerührt werden muß, um den Schnee ball jedoch so, daf; derselbe ganz weiß bleibe und nicht von der Sauce gewürzt werde. Mit feinem Zucker bestreut und niedlich verziert, macht dies Gericht eine hübsche Mittelschüfsel. Eine schöne, halb aufgeblühte Rose, mit einigen kleinen Rosenblättern zusammengebun den, oben in der Mitte hinein gesteckt, macht sich hübsch. —— Falls 8 Eidotter zur Sauce angewendet werden, kann man vorher einen halben Eßlöffel Stärke in der Milch durchlvchen lasten,