Sonnter - WITH Beilage des »Nebraska Staats-Anzeiger und Herold«. J. P. Wink-anh, .Hkmusg«e«v"kkf« Grind Island, Nest den19 April 190l. Jahrgang 21. Ri. 33 W Milliardiire in Amerika Die amerikanischen Dollarlönige sind die Fürsten der neuen Welt. Und wie Fürstenlronen in Europa überge gen vom Vater aus den Sohn, so leiden auch hier die ungeheuren Ver mögen meist in der Familie und ver erben sich aus die Nachkommen, auf Kinder und Enkel, oon Geschlecht zu Geschlecht. Jn manchen Familien wird dasiir gesorgt, daß die Reichthü mer sich nicht allzusehr verstreuen, d. h. die Kinder erben nicht gleichmäßig. Das sogenannte ,,G·roße Vermögen« und damit die Macht bleibt in einer Hund« Der älteste oder tüchtigsteSohn wird Haupterbe und »Nachfolger« sei nes Vaters. Auch bei der Benennung der oielfachen Millionäre verfährt man, wie es in Europa fiirstlicher Brauch ist. Cornelius Banderbilt, der Begründer des Hauses, wird allge mein »Cornelius the First« genannt. So spricht man nicht mit Unrecht von amerikanischen Dynastien, deren herr schende Stellung aus der Macht des Geädes im Lande der Dollars be ru t. Jn einem der tchontten Stadttheue don New ort aben die bekanntesten amerikani chen illiardiire ihre Häu ser — oder richtiger, ihre Schlösser, denn mit fürstlicher Pracht sind sie erbaut und aus estattet. ,.T isth Avenue« ist die traße der i tar däre. Hier liegt der Palast des ver storbenen Cornelius Vanderbilt, viel leicht das schönfte Privatgediiude in ganz Amerika, und der alast von William K. Vanderbilt; ier wohnen die Familien Gould, Astor, Whitne , Coole, Huntington, Havemeher u. ? w.; hier erheben sich die Palaste der vornehmsten Club3, die »Union League Club«, »Metropolitan Club«, »Progreß Club«, hier reckt die präch tige, m weißem Marmor erbaute Pa trickslathedrale igre beiden schlanlen Thürme in die uft. Dem Aeußern der fchloszartigen Prachtgebäude entspricht die Einrich tung und Aus attung der Jnnenräu me. Die herrlichsten Kunstschätze aus aller Herren Länder sind zusammenge tragen, um das Heim der amerikani schen Multimillivniire zu schmücken. Um schweres Geld gab man in den al ten eutopäischen Kulturländern willig alles her, was in der neuen Welt nicht zu haben war. Wie viele Kunstgegen stände sind nicht aus Europa, nament lich aus Italien und Frankreich, in den letzten Jahrzehnten in die Paläste der reichen Yantees gewandert! Die werthvollften Gemälde alter Meister hängen an den Wänden, Seiden- und Sammetteppiche aus Florentiner Pa lästen decken die großen Salons, die Wintergiirten mit ihren Marmorstas tuen sind aus italienischen Gärten ge füllt. Die Ballsäle zieren die schön sten Möbel aus alten französischen Adelsschlössern, aus der Glanzzeit des ,,Sonnentöni 5«. Auf den zierlichen Baroct- und ololostiihlen, wo einst Kavaliere mit Pertilcten und Zierde gen und gepuderte Marquisen inReis röcken und mit Schönheitspflästerchen plauderten, sitzen jetzt die Nachkom men armer Einwanderu, die in Eu ropa nicht ihr Brod finden konnten· Welche « ronie der Geschichte! Das chnelle Wachsthum der Van derbilts ist bezeichnend iir amerikani sche Verhältnisse im Allgemeinen und für die Entwicklung einer Familie im Besonderen. Groß ist die Ahnenreihe des Zjliyiengften Erden nicht. Erst um die itte des vorigen Jahrhunderts ging der Stern der Vanderbilts auf; noch ist tein Menschenalter vergangen, seitdem der Begründer deg Hauses seine Augen schloß. Cornelius, der erste Vanderbilt, fuhr im Anfang des vorigen Jahrhun derts mit einem tleinen Segelboot und dann mit Dampfschisfen zwischen Staten Island und New York hin und her. Als er genügend Kapital er worben hatte, begann er Eisenbahnen zu bauen. Er sah ein, daß mit dem Bau eiserner Schienenwege durch das Land mehr Geld u verdienen war, als mit der SchifsaTrt mit Dampfer l;-ä Als der alte ,,Commodore« im Jahre 1877 starb, hinterließ er ein Vermögen von 100 Millionen Dol lare. Er setzte aber nicht seinen älte sten Sohn Cornelius, sondern dessen jüngeren Bruder Williain zu seinem Haupterben und Nachsolger ein, denn dieser hatte das Finanzgenie seines Vaters geerbt, während Eorneliug ein liebenswürdigerLebemann war. Schon hier zeigte sich das Prinzip der Van derbiltfu nicht der älteste, sondern der tüchtigste wird Nachfolger. William H. Vanderbilt wußte das ererbte Bermö en bedeutend zu vers größern. Er satte denselben Unter nehmungsgeist wie sein Vater, und alle seine gro en Unternehmungen glückten. Bei seinem Tode i. J. 1885 hinterließ er ungeheure Reichthümer. Auch er folgte dem Brauch in der Fa milie. Keines seiner acht Kinder liesz er unvermilgend urilck, aber die große Maxsy das Van erbiltsche Vermögen, blie seinem ältesten So n, dem be reits verstorbenen Cornet us. und sei nem zweiten Sohn William K» der sast ebensoviel erbte wie sein Bruder. Die anderen Kinder empsingen alle den gleichen Theil. Den ältesten Sohn des verstorbenen Cornelius, der ebensalls Cornelius heißt, tras dasselbe Loos wie seinen Onlel: der jüngere Bruder wurde ian vorgezogen und zum haupterben ein ese t. Der Herzenitoman dieses an rbilt tseiner eit viel von ich reden gema . Erste bei seinem Ba ter in Ungnade,. weil er gegen dessen - Willen eine Frau heimstihrte und ei nen reinen Herzensbund mit Grace Wilson schloß. Der jüngere Bruder dieses Romantiiers unter den Mil liardiiren und Haupterbe von Corne lius ist Alfred Gwvnne Vanderbilt, der im Januar die hiibsche Elsre · ren , die ebenfalls einer der reichsten ami ien des Landes entstammt, eimsiihrte. Wunderdin e wurden von der verschwenderischen racht berich tet, mit der die Hochzeit seiner Zeit in Newport gefeiert wurde. Noch jünger ist die Familie Gould. Jay Gould, der Begründer des Hau sesI wurde 1836 zu oxburh imStaat New York eboren. Wie der erste Vanderbilt at auch er klein begonnen. Als Angestellter in einem Kaufmanns haus verdiente er mit Meßarbeiten eine kleine Summe Geldes, mit der er seine Eisenbahnspekulationen begann. Nach und Nach schwang er sich zu ei nem der mächtigsten Eisenbahnkönige empor. Nicht weniger als 25,000 Meilen betrug die Länge der Eisen bahnen, bei denen Jay Gould maßge benden Einfluß hatte. Als er vor kaum zehn Jahren in New York starb, hinterließ er seinen Erden das an sehnliche Vermögen von hundert Mil lionen Dollars. Die Kinder Jay Gould««s haben öf ter von sich reden gemacht. Edwin Gould der im Allgemeinen weniger hervorgetreien ist, kann sich rühmen, in der Tochter des Dr. Shrady eine der schönsten Frauen Amerikas zu be sitzen. Der Name seines Bruders Howard, der die Schauspielerin Ka tharina Clemens heirathete, ist in Deutschland viel genannt worden, als Kaiser Wilhelm im Juli vorigen Jah res als Gast an Bord der Gould’ chen Yacht weilte, die gerade im Sogar fjord bei Bergen vor Anker lag. Ein Leben so recht nach dem Sinn des reichen Americaners führt Georg Gould, der sich in dem kleinen Ort Laleivood, inmitten der endlosen Tannenwälder von New Jersey, das märchenhaste Schloß ,,Georgian Court« errichtet hat« wo er einen gro ßen Theil des Jahres mit seiner Fa muie zuoringr. Zu den amerikanischen Millionärsg töchtern, die mit ihren Reichthümern einen alten europäischen Adel neu ver goldetem gehört auch Anna Gould, die den GrafenBoniface tBoni) Castellane heirathete. Man erinnert sich noch des Auftrittes, den der famose Graf im Juni vorigen Jahres auf dem Renn platz von Auteuil verursachte, und als man ihn mit Gewalt entfernen wollte, wurde er von seiner Frau und TallehrandsPerigord, tapfer verthei digt. Auch die Verschwendungssucht des gräflichen Banne-, das in etwa sechs Jahren nicht weniger als 23 Millionen Schulden machte, hat zu wiederholten Malen die Oeffentlichteit beschäftigt. Die amerikanische Millio · närin wurde unter Kuratel gestellt, und ihre Geschwister mußten aushel sen, um das Aeusjerste zu verhindern. Georg Gould tam selbst nach Paris und ordnete die Angelegenheit seiner Schwester, da er seinem Herrn Schwa qer nicht recht traute. Und die Schwe ter dieser Gräfin Castellane ist jene Helen Gould, die allgemein die ,,wohl thätigste Frau Americckg genannt wird! Zur ältesten Geldaristotratie des Landes gehören die Astors, die aus Deutschland stammen. ZuWalldorf bei Heidelberg geboren, ging Johann Ja iob Astor im Jahre 1777 zu einem äl teren Bruder nach America, wo er zu erst Handel trieb mit Jndianern und Grenzbewohnern in den Pelzgebieten des Staates New York und Canada. Sein großes Vermögen ertoarb er, wie so viele andere americanische Mil liardiire durch Speculationen in Grundstücken. BeimTode seines gleich namigen Enlels wurde der Astor'sche Besitz auf 100 Millionen Dollarg ge schadts Der gegenwärtige »Ct)ef des Hau ses", John Jakob Astor, spielt mit sei ner Gattin eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen Leben New Yoris. Ein anderer Astor, Waldorf mit Namen, der sich an lisiren ließ, hat der englischen Gese schaft durch den Stammhauni, den er sich zurecht machte, viel Stoff zum Spott eboten. Er behauptete nämli allen -rnste·s, die Astors seien ein weig der fran zösis en Grafen d’Atorlg, die wäh rend er Hugenottenverfo gungen nach Deutschland verschlagen wurden, und diese stammten wieder ab von den spa nischen Rittern von Llstorga, dern al ten römischen Asturia. Und da Astur der lateinische Name von Habicht ist, so nahm der eitle Milliardar den ha dicht in sein selbstgefertigtes Wappen au . Wie die Astors ist au Perry Bel rnont, der die geschiedene rau von W. K. Vanderbilt heirathete, von deutscher Hertunst Ali Agent der Rothschilds war ein »Schönbexg«, wie die Bel Inonts ursprünglich heißen, nach Ame rica gekommen. Die sranzösische und namentlich die englische Aristolratie dient dem ame ricanischen Geldadel oder der Gesell schaft der »Vierhundert«, wie sie all Vmein genannt wird, noch immer als orbild. Das Witzwort eines bekann ten Rechtsanwalts, der als Veranstal ter von Privatsestlichleiten sehr ge schätzt wird, hat jene Bezeichnung aus gebracht. Dieser unentbehrliche Bera ther Feder Millionärsamilie behauptete näm ich, wenn sich nur die beste Ge sellschaft von New York versammle, so kämen nicht mehr als vierhundert Menschen zusammen. Die Bemerkung rief natürlich einen Sturm der Ent rü tung hervor, aber alle Entschuldi gungen des armen Mannes halfen nichzs: der Name der »Vierhundert« blie . Das New Yorter Gesellschaftsleben hat kaum ein besonderes Gepräge. Tonangebend, wie die Pariser und Londoner Moden, sind auch die Sitten und Gebrauche in den aristolratischen Kreisen der beiden Weltstiidte. Wenn die Saison vorüber ist, dann ehen die Millionärssamilien an die « ee, in die herrlichen Wälder von New Jer sey oder in die großen europäischen Badeorte. Zum guten Ton gehört es auch, überseeische Reisen zu unterneh men. Und da der reiche Americaner die Bequemlichkeit liebt, so baut er sich eine eigene Yacht und durchauert die Meere, solange es ihm gefällt. Auch das alte Wort »Noblesse oblige« haben sich die Dollartönige der neuen Welt zu eigen gemacht. Reichthum verpflichtet! Man kann nicht sagen, daß die Milliardäre nichts sür das Gemeinwohl übrig haben. Wie einzelne Astors, Banderbilth Goulds, haben auch Whitne1), Morgan, Carnegie und viele andere mit vollen Händen gegeben. Millionen von Dollars sind von ihnen zur Gründung vonUniversitäten,Lehr ; anstalten, Museen, Bibliotheken, Sa: i natorien, Krankenhäusern u. s. w. gespendet worden. A C Der Bernh-m der Welt. i An einer jüngst in dem »Jour«aal de Metalurgie« veröffentlichten und in den »Mittheilungen der tats. kö nigl. Geographischen Gesellschaft in Wien« wiedergegebenen Abhandlung läßt fich die Entwickelung des Berg ! bang im 19. Jahrhundert verfolgen. j Am Ende dek- 18. Jahrhunderts war ’ die bergbauliche Industrie erst in den Anfängen entwickelt und von verhält nißinäßig geringem Einflufz auf Be triebsamteit und Handel der Völker. Während des 19. Jahrhunderts dage gen hat sie sich zu der größten Quelle der Reichthümer erhoben und beschäf tigte am Ende des vorigen Jahres ei ne Menschenmasse von 4,835,204 Per sonen beiderlei Geschlechts. Diese Garde des Bergbaus ist ständig damit beschäftigtdas Salz, die Kohle das Eisen, Silber, Gold und andere siir Industrie, Handel und Schmuck werthvolle Metalle aus den Eingewei ) den der Erde an s Tageslicht zu för ; dern f Nach der Zahl der am Bergbau be theiligten Leute steht England an der Spitze aller Länder, da dort RAE-U Arbeiter im Bergbau beschäftigt find. TDie zweite Stelle nimmt Deutschland mit 498569 Arbeitern ein, dann fol gen die Ver. Staaten mit 444,:"-78, Jndien mit 318,888, die Jnsel Ech lon mit 310,210, Frankreich mit But-h 821, Russland mit 239,434, Leiter ’ reich - Ungarn mit 219,22"7, Belgien mit 160,150, Japan mit 118,51.7 und endlich die füdafriianifchenRepubliten mit rund 100,000 Arbeitern. Die Reihenfolge der Länder wird aber ei ne erheblich andere, wenn der Werth der in einem Jahre geförderten Mi: neralschätze in Rechnung gestellt wird. Dann kommen die Bereinigten Staa ten von Amerika an die Spitze mit ei ner Produktion im Werthe von 28.r 2 Millionen Mart. Das britische Reich steht an zweiter Stelle mit 1440 Mil lionen Mart, Deutschland mit 980 Millionen an dritter Stelle, und dann folgen weiter Rußland mit 600 Millionen, Frankreich mit 520 Millio nen, Transvaal mit 340 Millionen Oesterreich mit 228 Millionen, Cana da, dessen Bergbau erst im Anfang der Entwickelung steht, mit 200 Millionen Mart. Eine der bedeutendsten That sachen, die aus dieser Zusammenstel lung hervortritt, liegt in dem Nach weis, daß in den Ber. Staaten mit bedeutend weniger Arbeitern ein viel größerer Erfolg im Bergbau erzielt wird, als in den europäischenLiindern. »Ja den Vereinigten Staaten wurden im vorigen Jahre fast 200000,000 Tonnen Steintohle erzielt, nicht viel weniger ais ein Drittel der Produk tion der ganzen Erde, und mit seinen 12,000,000 Tonnen Eier liefert die fer Staat sogar mehr als ein Drittel der Weltproduktion. Von anderen wichtigen Stoffen producirt die Berg bau - Industrie der ganzen Erde am Ende des 19. Jahrhunderts folgende» Mengen: 15,771,000 Tonnen Petro-; leum, 1.1,353,000 Tonnen Salz, 790,000 Tonnen Blei, 442,000 Kilo gramm Kupfer, 471,()00 TonnenZink, 77,523 Tonnen Zinn, 5,695,000 Ki logramm Gold. Trotz dieser ungeheu ren Produktion und trotz der beson ders großen Gefahren des Bergbaube triebes beläuft sich die Sterblichkeit unter den Bergleuten gegenwärtig auf nur 1,68 vom Tausend. Vetmifchtes. Die außerordentliche Popularität, deren sich seit einiger Zeit der Dichter Vagabund Gorti in gan Rußland er freut, giebt russischen eitungen und Zeitschriften Gelegenheit, eine große Anzahl Anekdoten zu erzählen, die sich aus die verschiedenen Epochen dieses an Abenteuern reichen Schriftstellerle bens beziehen. Jn jeder dieser wahren Geschichten zeigt sich Gorti mit der ganzenNatürlichleit seines Charakters, mit seiner Rauheit und Roheit und seinem ungetüns elten Humor. Die hohe literarische Stellung, die er jeßt einnimmt, bereitet ihm fast Verlegen heiten; er findet sich nur schlecht in die neue Rolle des berühmten Mannes hinein und kann es nicht verwinden, daß der Erfolg ihm die frühere Unab hängigkeit geraubt hat. Letzthin wohnte er in einem Moskauer Theater der Ausführung eines neuen Stückes von Tschechow bei. Als ihn die Zu schauer erkannten, vergaßen sie das ganze Drama, um nur ihn anzusehen und ihm Ooationen zu bringen. Gorti wurde schließlich ungeberdig und machte, ohne sich durch die Ehrung ge schmeichelt zu fühlen, seiner schlechten Laune in folgender brüsten Rede Luft: »Was sixirt Jhr mich denn, Gaffer? Jch bin doch keine Tänzerin, noch die Venus von Milo, noch ein ins WasserGefaileiier, den man soeben her ausgesischt hat! Ich schreibe Geschich ten, die das Glück haben, Euch zu ge fallen. Um so besser. Aber deswegen braucht Jhr mich doch nicht so anzu glotzm Man spielt da oben ein«-Stück das sehr hübsch ist. Seht Euch das lieber an und laßt mich in Ruhe!« Diese Worte versehlten aber vollstän dig ihre Wirkung; man llatschte dem Redner Beifall, lies; sich aber sonst nicht stören, und bestaunte ihn immer wieder. Gorti war nicht immer so geehrt. Jn einer in Samara erscheinenden Zeitung erzählt der Schriftsteller Be sobidni von seiner ersten Begegnung mit Gorti. Gorli tauchte eines schonen Tages als Arbeiter mit anderen Ar beitern aus einer tleinen Bahnstation aus. Er bat um Arbeit. Der Herbst ging zu Ende, der Winter tam heran, und der vagabundirendeStrectenarbei ter trug ein leichtes, zerrissenes, durch löchertes, fadenscheiniges Gewand. Seine Ansprüche waren sehr beschei den. Er forderte irgendwelche Beschäf tigung bei der Güterabsertigung, aber es war keine Stelle frei. Man machte ihm nun den Vorschlag, auf einer ttei neu Nachbarstation das Amt eines Bahnhosswächters anzunehmen Er war sofort bereit dazu und schilderte bald darauf dem Schriftsteller Beso bidni seine Eindrücke tsr war heiter und guter Dinge und haderte nicht mit seinem Schicksal. »Ich bin sehr zufrie den,« schrieb er, »und lebe sehr gut. Jch tenne meine Pflichten und erfülle sie pünktlich. Mit meinen Kameraden komme ich sehr gut aus. Jch habe mir die Gunst des Bahnhofsinspectors er worben, der mich jeden Tag beauf tragt. den Stehricht aus seinerKiiche 3si. entfernen. Das ist ganz reizend. Jch möchte nur wi en, ob das zu meinen amtlichen Psli ten gehört, oder ob es ein Zeichen einer persönlichen Zunei gung ist.« Man sieht, Gorti verlor trotz der Hausknechtsdienste, die er verrich ten mußte, nicht den guten Humor und konnte Besobadni bald daraus mit theilen, daß er zum ,,Ober-Besen- und Wagendeclen-Wächter« ernannt wor den sei. Ist-its Jn der »Jnsel der Blödsinnigen«, einem vom Verlag der ,,LustigenBlät ter« in Berlin heraus-gegebenen Büch lein, worin die Ausartungen der mos dernen Kunstbestrebungen theils mit Laune, theils mit Witz, t eils blos mit Behagen verhpottet wer en, schildert u. A. Alexander Moszlowgki die Be schwerden, denen die Musiktritit in Berlin auf Grund der Massenproduk tion von Concerten ausgesetzt ist. Er schreibt: »Siebzehn Ausführungen an einemAbenb sind allerdings etwas viel, allein die kritische Pflicht verlangt,daß wir überall dabei gewesen seien, und so stürzen wir uns denn mitten hinein in die musikalische Sintfluth. Schlag 7 Uhr begaben wir uns in die Sing akademie, wo der hochgeschiitzte Teno rist Herr Gaumig eine Soiree veran stalten wollte. Da das Concert noch nicht angefangen hatte und wir gleich wieder fort mußten, baten wir den Concertgeber im Künstlerzimmer, uns privatim wenigstens sein hohes B zum Besten zu geben. Er that es und zwar mit solcher Verbe, daß wir nicht zögern, ihn als einen unserer ersten Liedersiinger zu proklamiren. Mit Hilfe unserer Rundreisedrosch te erreichten wir noch rechtzeitig den Saal Bechstein, in dem die neueste Geigenfee Fri. Streichlinger auftrat Wir hörten von ihr allerdings nur die Anfan sleistung, nur das Stimmen ihrer ioline, bezeugen indeß der Wahrheit gemäß, daß selbst Sarasate und Joachim nicht meisterhaster zu stimmen vermögen. Nun ging es in I schärfstem Trab nach der Philharmo s nie, woselbst Nikisch sein Abonne mentsconcert dirigirte. Auf dem Pro gramm stand als Novität eine Sym phonie von Rimsih-Karsakoff, deren ersten Satz wir bereits versäumt hat ten. Wir hörten indeß die ersten drei Takte des zweiten Satzes und schieden mit der Ueberzeugung, daß der rafft sche Comvonist mit diesem Werke der Beethoven’schen Neunten die Zehnte, wo nicht gar die Elfte hinzugefügt ha be. Jn weiteren sechzehn Minuten wa ren wir im g.os3en Saale des Hotel de Rome, woselbst der holländische Pianist van Hammern gerade die Bar carole von Chofin spielte. Es war uns nicht vergönnt, das ganze Stück zu genießen, wir mußten uns vieimehr mit einem einzigen Dop peltriller begnügen, der indes-, so wun dervoll aussiel, daß wir uns nur mit Mühe von ihm los-rissen um noch eine Ausführung des Domchors, einen Compositionsabend im Concerthaus, eine Soiree des Tonkiinstlervereins und einen Novitätenabend im Beetho ven-Saal zu besuchen. Als wir hier nach noch das Oratorium in der Gar nisontirche hören wollten, fanden wir bereits verschlossene Thüren. Unter solchen Umständen mußten wir auf die Symphonie - Soiree im Opern haus, sowie auf die Wohlthätigkeit-Z concerte im Feenpalast, im Saale des Englischen Hauses, des Norddeutschen Hofes, im Hotei Jmperial und in den Aulen mehreren Ghmnasien und Real schuten verzichten. An allen Orten fanden wir die Ausführenden auf der Höhe ihrer Aufgaben; gleiches Lob ges biihrt dem Gaul meines Droschken: kutschers, der fein dreistiindiges »Pres: iisfimo« mit unglaublicher Ausdauer bewältigte.« Der augenblicklich in Paris weilen de Herr Björnstjerne Björnson hat ei nem Jnterviewer mitgetheilt, daß er den Plan zur Herstellung einer großen internationalen Zeitschrift im Dienste der Friedenssache gefaßt habe. Die Zeitschrift soll zugleich in Berlin,Lon don und Paris in den europäischen dreiHaiiptsprachen ausgegeben werden. Den Mitarbeitern wäre völlig freie Hand zu lassen, nur daß sie gegen die herrschende Krieggmoral protestiren sollen. Als Theilnehmer waren beson ders hervorragende Gelehrte gedacht, da nach Meinung des norwegischen Dichters die bisher zumeist in den Dienst der Friedenssache eingetretenen »unwissenden Schwärmer« diese er habene Jdee nur comprotnittirt haben sollten. Ob der in literarischen Käm ! pfen gelegentlich gegen Damen recht ungalante Herr Björnson damit die . Freifrau Bertha v. Suttner meint? Die Zeitschrift sollte besonders auch siir die größere Werthschätzung der kleineren Nationen und Staaten das Wort nehmen, da nur diese die Kul . tur wirklich fördern können, wogegen die Großstaaten vor lauter Erobe rungs-, Colonial- und Handelspolitik keine Zeit dazu hätten. Eine dichte rische Meinung, die wohl nicht unbe dingt die Prüfung auf der Goldwage erträgt. Ists-sit « Das Bureau für geologische Ver messungen hat in diesen Tagen eine igigantische Arbeit in Angriff genom j men. Es handelt sich um die Errich ; tung großer Reseervoirs auf der West « seite der Grenzlinie zwischen Talifow nien und Nevada und die Trosten legung ausgedehnter Sümpfe an der Ostseite. Hundert Mann sind an der Arbeit, die etwa zehn Jahre in An spruch nehmen und gean 10 Millio nen Dollars kosten dürfte. Ists-II Die neueste Entdeckung ist, daß ein Vint Apfelwein, tiialich genommen, die Poeten heilt. Vielleicht hat auch Stie fextttzikhfe noch eine Zukunft als Heil mi e. q , Haus-spräch. « 1»Gniidiges Fräulein, haben CI schon ’mal jeder Beschreibung gespä M « » anpgreiflirii. ! « ' L eutna nt: ,,,Aeh verstehe nicht« « wie der König eine Civilliste be ziehen tann!« Der Zorn-in B a n k i e r (zum Buchhändler); »Ich möchte mir eine Bibliothek ein richten; sagen Sie, was kosten so 400 Bücher?« Yoirattjgausfmit Bankier (zu seiner alten Toch ter): ,,Trd·ste Dich, Rosalchen, der Baron Zwirinsky macht schon auf Deine Hand Schulden.« Entartung. »Ihr Sohn ist in der Stadt wohl ein sehr feiner Herr geworden, Kraut hofbauer?«—»Ei freili, nit mal aus spucken kann der mehr!« - Kattjederblüttih P r o fe sso r: »Der Patient, meine Herren, den ich Jhnen hier vor führe, ist sozusagen ein A l k oholi te r von reinstem Wasser!« glm zoologische-r Garten. Mann: »Sieh nur, was dieser Vogel für einen wundervollen Kopf schmuck hat!«—F r a u: »Ach ja, Männchen, ich muß dieses Jahr auch einen neuen Hut haben!« Bier-b antisoufk er« »Das tägliche Brod wäre nicht gar so schwer zu verdienen-— aber halt das tägliche Bier!« Philister-Hitandpnnkt. Onkel (im Atelier seines berühmt gewordenen Neffen): »Was-, 20,000 Mark haft Du fiir dieses Bild bekom men? Da kannst Du ja die Male rei aufgeben und ein solideö s« Geschäft anfangen —- Ufi Bettler-Wachs ON Bettler: »Könnte ich vielleicht ein Vaar abgelegte Schuhe bekom men?«—-F r a u (barsch): »Ich schenke Bettlern nichts-Arm überhaupt bin ich Wittwe « — Bettler: »O, ich glaube, Jhre Schuhe wiirden mir auch PAUM « Zum ein Bevor-d « F r a u (zur stellesuchenden Köchin) »Ne, hören Sie mal, zwei Tage waren Sie in Berlin, drei Tage in Bitterfeld, vier Tage in Halle Und fünf Tage in Leipzig in Stellung!«·—K o· ch i n: »Ich hab’ nämlich ein R u n d r e i se - billet!« »Hfo Höchste Zubordinatiom « Kellnerin: »Also Sie, Herr Oberamfsrichier, bekommen zwei warme Würste, und Sie, Herr Sekte tär, bekommen auch zwei?«-——S eite tar (leife): »Aber was denken Sie denn, wenn der Herr Oberamtsrichter zwei bekommi!—(laut) Mir bringen Sie bloseine!« »Herr-sit sein ist gutes. « Während der Nacht platzt im Schlosse die Wasserleitung, so daß der alte Kammerdiener es wagt, Durch laucht digkret zu ermuntern. »Warum weckeu Sie mich denn-? Was ist denn los-P ---s—»«-11rchlaucht Verzeihen, ein Leitungsrohr ift geplagt, das Parterre sieht schon unter Waffer.« D u r ch - la u cht kfreudig auffpringend): »Dann schnell meine M a r i n e u n i - fo r m ! « i , o. Feine Familien d Ä « . »Ja Jhrer Familie wird also sehr viel gewistZ«-—»Natütlich, wo ein paar von uns immer steckbtieflich verfolgt werden!« Immer vom Viellan « K u t sch e k (amPostschatter): »Fa einen Daler Breifmarken.«——B e a m - te r : »Wie theuer, zu 5, 10, 20 oder 50 PfennigeTLsK u t seh e r : »Dum gebens man tau föftig Pennig, denn sq wat Billiges köfft uns’ Herr nicht« - --—.