Iso· 79« Welle Mitter Ediiyek, mein alter Ejelis widder da un ich sein froh, denn ich hen doch wenig ttens widdek en Warmen Wisse Se, gleich un gleich gesellt sich geiii un wo die Frau is do soll auch der Hosband sein. Aiower was hot sich dek Philipp erscht gefreut! So tiehsig hot er in sei ganzes Lewe noch nit geäclt. Er hot gesagt: Ach Lizzie’sche« was sin ich to froh, oag ich widder bei dich un bei die Kids sin jetzt gehn ich awioer auch nie nit mehr von dich fort; bei den Weg, der Medus weiler is doch nit mähd an michs Sehn Se, do hot er reiteioeg schon widdek an den Wedesroeilee gedeiitt; Well, ich aeb nicks drum. wenn er mich nur nit widdee fort geht, dann kann et sonst duhn was et will. Die Kids hen sich auch gesteit, daß ih Diihd ividder do ewese is un hen ac sagt, der Pa de t jetzt ganz annersch tet gucke. Un das is e Fäat, wann er nit noch daseltoe gute dumme Gesicht hätt, dann hätt ich ihn sascht selbst nit mehr geiennt. Se müsse nor emol sehn, was sich dee Phil en Bauch ge tehst hot, wei das is auteseit un dann noch e anneees Ding; er thst sich auch jetzt widder seine Wißlersch, do fin ich sioh dasoe; wisseSe mit fein Fehs mit aus Wißlerfch, do hot et mich zu eis tis geguckt. Well, ich will Jhne auch setz noch oeezehle, wie der Philipp is heim komme. Sie wee’n noch iieinem bere, daß der Mister Wedesweilek soc mich e Dispiitsch zu den Philipp ge schickt hot, soc auszusinne, warum er nit heim komme duht. Well, was ich sor e Ennsee kriegt hen. das wisse Se noch. Das Riesolt war, daß ich mit die Kids an jeden Techn, wo komme is, nach den Diepoh sin« betahs ich hen sdoch nit sor schuht geivißt, wann et komme duht. Die stids hen aus die Schuhl heim sein misse un ich heii se jeden Dag so ebout sechs mol non Tapp tu Tol) dresse und lliene misse, bikahs mer will sich doch nit blainite. Die Nehbersch hen Fon itower mich ge niecht un hen Riemen-is gemacht. Die Kids heii e paar inol driioioet ge gteint, betahs se hen nit gegliche, wann die anneee Kids ein die Stiitt aesaat hen. die Schtwah deht mit ihre Tieib ausriicle. Jch hen aiowee zii se gesagt, newwer meint was die Annete sage, mit gehn unseren Pa miete un das is kein Mensch sei Bißneß. Well uss en chöne Dag fin met zum vierte inol an as Diepoh gewese; die Trehn is koni nie un, die Leit siii ausgestiege, aw tvee dei- Phil war widdee nit dein; ich kann Jhiie gar nit sage, ioie disgostei ich gesiehlt hen. Uss emol duht der Johnnie en seichteeliche Krisch, ich dreh mich eiuni un do steht en Tscheiiie mönn do un gibt den Biib en Seijz. Nifnkns hab icki time kmnl nnrfi Fsiiss hen schnappe gelonnt, hot mich derFel ler um de Hals lriegt un hot mich auch en Kiß eckfäettli uss mei Mailche gewive. Jch hen en taute Schrei ge lasse un das hot e allgemeine Sträu schen gewwe. Jetzt hen ich erfcht aus gesunne, daß der Scheinemiinn nie mand annerschter war, ioie der Phi lipp, wo sich die Wict usfaesetzi gehabt hot, die er von hier aus mitgenomme It. Ich hen ihn oss Fiors das eilig ing teiteweg abnemme ma e un wir ich sein schöne Platttopp, wo gescheint hot, als wann er mit Behlen gez-al lischt gewese wär, gesehn hen, do fm ich erscht sehne gewese, dafi es mein alter Esel geivese ig. Do hen ich ihn dann ganz wallontierle en gute Riß gen-we un das hot ihn so getictelt, daß er noch mehr hot haivwe wolle. Sell hen ich oss Kohrs nit gedahn, ich hen gesagt, so mündliche Angelegenheite, die müßt met in sein Heim abinache. Do is er denn auch sattisseit gewese un mer sin sor heim gescari. Jch hen e paar mol genohtist, daß der Phil immer an sein Buiem eeunigesichlt hot un dann hot et immer den iiopp eschehlt. Jch hen ihn schließlich ge fragt, was die Miitier wär, er hot am toer gesagt «Nattin35« un do hen ich gedenkt« o well, ich iver’s jo schon noch aussinne. Wie mer heim fm tom:nc, do hot der Wedesweiler in Front von sein Plztz geitanne un hot en Schuh ner Bier in iei Hand gehabt, der war groß genug, daß e schmale Familie acht Dag lang ihren Dorscht ätt mit lösche könne. Der Phil hot mit ein Schluck das ganze Bier drunne gehabt un dannhoi er seine Wißterich abge leclt ur- hot gesagt. das wär derStofs. Osf Kohrs hot er den Wedesioeilek sor das Bier bezahle gemißt, betahs libberel is der Kanne nit. Mir sin dann heim un do fot der Phil seiKutt ausgezoge un zwi che Jhne un mich auch sei Buhiemhemd Was die Kränk, hen ich gedenlt, was fällt dann dem Feller ein. Er hot dann an sein Neck eru efuchtelt, dann is er ganz weijx in sei z ehs geworde un hot gesagt:,,« eizt hen mer die Bescheerung. jetzt is alles sori!« Jch muß soge, ich sin geschlehrt gewese. Er hot sei Koht angezoge un hot sein Hut ussgeseht un dann is er sortgelause, als wann das haus an Feier wär-. Well, ich hen nit ausmache gelönnt, was die Miitier war. Ich hen e Cieit lang gewart un dann sin ich zu dem Wedesweiler gan e, bitahc ich hen den Weg gesiclert, me bie er hot usi einmal Dorscht kriegt un is hinge lause, sor sich en Drint zu hole. Aw wer er is nii bei den Webesweiler ge wese, un ich kann Jhne sage, das Ding hoi mich geposseli. Der Johnnie hot gesagt, er hätt gesehn daß der Pa nach den Diepoh gelaufe war un do hen ich gedenkt, geb emol acht, bet Kun ne is am End mehbie widder fort. Do hen ich awwer mei Jäclett an ezoge im sm nach den Diepoh gelaufe, so schnell wie ich gekonnt ben. Wie ich hin sin komme, do is mich der Philipp entge qegckomme un hot e Fehs gemacht, fo! 1,äppic als wie en Tetkie, wann »Es-i Denksgiffendel gepäßi is ur. et fieb!t. sein Kopp noch an sein Neck. Er bot cis-fand es wär alle ablrecht, ietzt dählie mer heim gehn un dann sollt igemol ebbes sehn, was autseit wär. o sm? ich eniol neigiekig, was das is. Mit beste Nigards Jahrg » Lizzie Hanssiengel. Zwei Fahne-L Skizze von H. Ritter. , Es liegt ein Städtchen im Gebirg-J i das für jeden, der es zum ersten Male » jsieht, eine Entdeckung, ein unvermu-. k thetes Schaßfintden bedeutet; wie ein» s Gdelstein liegt es tief unten in felsigert ;Spalte. die in dem Hochlande des-1 " Gebirges klafft. Ueber grüne Weiden und sdüstere Heiden totnmt man heran iuntd steht plötzlich am Rande einer Igiihnekwm Thaksschluche vie ein Fluß idurchbrausL Auf den schmalen Bor ! ten an beiden Seiten des rauschenden ! Wassers ist das Städtchen aufgebaut; , ! angeklebt an die Felsen in dichten » Straßenzeilen. Altmodische, stattliches · Patrizierhäuser mit Wetterfahnen und l Wasserspeiern ragen auf, und über ihnen thronen auf schroffen Fels-ökon ten diistere Burqtriimmer. Von del Hochebene herab ziehen von drei Sei ten her die weißen Bänder der Land straßen in die Gassen, die in ihrers . Lebendigkeit mit dem Gewerbefleißf i und bürgerlichen Behagen in erstaun-1 lichem Gegensatz stehen zu derGebirgss wildntß, die man stundenlang durch wandeet hat. Auf der einen der Land-’ , straßen geschahen die beiden Fahrten,: Damals-, in der guten, alten Zeit, in7 'der wir noch jung waren. . . j i Schnee deckt alle Berge ringsum. - An den Fels-wärmen hängt er in glitzernden Streifen untd Fetzen, unter brochen von dunklem, senlrecht abfal lendein Gestein und dem Mauer-leisten der Terrassen, auf denen die Fabri kanten ihre Tuckjstücke ausspannen. Aus den alten Häusern ruht er in dicken Rappen; an den Rinnen und « Wasserspeiern der Dächer hängen - mannslange Eiszapfem Eis - Borten haben die Fluth des Gebirgsflusses zu schmaler Rinne eingeengt. Eine klare, kalte Luft liegt über dem ThallesseL Auf den Vergkiirmnen fließt eine wun derbare Färbung in ihre lrystallene Helle, ein blauvioletter Aguarellfar benton auf der einen Seite, ein glän zend goldgelber Streifen, der die Sil houetten des Buscknverks und derTanss nen durchfunkelt auf der anderen Ber geshöhe. Dort über den galt-umran deten Kämmen stansd bis vor wenigen Augenblicken die Sonne. Zögernd sank sie hinter die Berge, denn ein lustiges Schauspiel im Thal fesselte die uralte, immer heitere Weltenmiutter. Die Jugend des Städtchens fährt Schlitten auf der Landstraße auf der wundervollen, sanft abfallenden Bahn. die es in solcher Vollkommenheit nir gendwo wiedergibh Eine dunlle, eis geglätteteFiihrte läuft zwischenSchnee streifen iioer die Mitte der Landstraße Auf ihr jagen lange Rufens-Schlitten abwärts. Gleich schwarzen Pünktchen erscheinen sie, einer hinter dem ande ren, oben an der Biegung. Sie ver größern sich in rasen-der Geschwindig teit. Eine enganeinander geklammerte Gruppe tlieiner Menschlein sitzt aus je dem. Man sieht einen Augenblick ihre hintereinander gereihten winterrothen und vergnügten Gesichter, ihre zum warnenden Schrei weit aufgerissenen Miinden Dtnn sausen sie vorbei aus donnernden Aufen, bis dahin, wo ein Schlußsprung aus’s Straßenpslaster die Reise beendet. Dort ergreift einer der Mannschast die Zugleine desFahr zeuges, und so trabt man wieder auf wärts neben der glatten Bahn her, inmitten eines Gewimmels eilsertiger Menschlein und Schlitten und eines vergnügten Stimmengewirrs, das an den Berghöngen widerhallt. Auch Posiillons Wilhelm stampft neben der Bahn zur höhe der Straße. Er hat teinen Schlitten bei sich, aber fahren will und wird er doch, kraft seiner Autorität, die ihm, dem gefürch testen Schlöger und Straßenbengel des Städtchens-, einen Platz auf jedem Schlitten sichert. Ein vierschrötiger Kerl von etwa vierzehn Jahren ist er, mit breitem, rothen Gesicht und breit gezogenem Munde. Eine aus einem abgelegten Unisormrocke seines Vaters geschneiderte Jacke umspannt mühsam seine Schultern und läßt die rothen Fäuste in den rothen Armen lang aus» den Aermeln heraushängen. Postsilq lons Wilhelm tnufft sich trabend durch l . das Gewühl der Kinder. Eine lachende ’ · und schreiendeGruppe, die er von fernei « an der Abfahrtsstelle erblickt und die» zweifellos ein sich präge-indes Knaben- · paar umsteht, läßt ihn fiir denRest des l Weges seine Eile ver-doppeln Was ist los? schreit er schon von weitem und fchlenkert die geballten Fäuste. Man lennt seine Stimme, wie die GazIelle das Brüllen desLöwen l kennt, und man öffnet etlfertig denl Rinsg, um dem Matador die Utsachei des Auslauses zu zeigen. Enttäuscht, · entrüstet sieht der sich einem etwa Ic jährigen Mädchen gegenüber. -inen: Mädchen, angezogen wie eine Prinzess sin, unter der aus schmale-n Gesicht zwei schwarze Augen angstvoll aus blicken. Was ist los? brüllt Wilhelm die lachenden Jungen ringsum an. »Der Schmerzensreich ist da!« jubelt die Bande. Da geht Wilhelm ein- Licht aus. Das Mädchen ist die Tochter des Directors der im Städtchen gastiren-Zi den Theatertruppe. Er hat die Kleine vorigen Sonntag bei der Genoseva-l Vorstellung In der Rolle des Schiner-« zensreich bewundert. Sie hat heute theilnehmen wollen am Wintervergnij-’ gen, es ist ihr ergangen wie dem bun ten Vogel serner Zonen, wenn er unter Spatzen geräth Diese Buben sind gemein und grau sam, sagt das Mädchen in fremdarti gem aber unheimlich correttem Hoch deutsch und insit aufgeregter Schnellig keit. Sie reißen mir den Schlitten herum und bewerfen mich mit Schnee ballen. Die Schaar der umsteshenden Schlin gel bricht in neues Gelächter aus. ZU spaßhaft erscheint ihnen das Mädchen dessen Haltung untd Miene theatralisch Abscheu und Zorn ausdrücken. Ein Bengel wirst abermals eine Hand voll Schnee nach der weißen Pelzmiitze-I trisst aber unglücklicherweise Postillon-is Wilhelm. Dieser säumt nicht, er sällt iiber den Dhästet her. wirft ihn zu« Boden, lugrlt noch einige andere Jur gen iiber ihn hin und zwingt die ganze Gesellschaft, eilig ihr Heil aus den, Schlitten zu suchen. Einem seingetlei-" deten Fabrikanten-Sohn jedoch ent reißt er sein Fahrzeug nit der Miene eines siegreichen Piraten. Jch fahre jetzt einmal, du kannst warten bis ich» zurücklomme erklärt er lurz und bün-. ID Du hist sehe starr, sage das Ihm-l ter-Prinzeßchen und sieht bewundernd, wie Wilhelm sich zur Ahfahrt rüstet. Geschmeichtelt wendet er sich uni. War kmdfährst du nicht? fragt er wohlwol en . Ich verstehe es nicht unsd tomsme stets aus der Bahn mit dem kleinen Schlit ten, den mir unsere Wirthin borgte. Er sieht das Ding verachtungsooM an. Das ist nichts. Komm her, du tannist einmal mit mir fahren! s Sie läßt es sich nicht zweimal sagen und nimmt eilig hinter Wilhelms Rücken Platz. Bringe die,Fiisze nicht von den Stufen auf den Boden und halte dich feft an mir, commansdirt dieser. » Es geht los. Wilhelm dreht die -Schnur fest urn die Faust, rückt mi: einigen energischen Bewegungen den Schlitten in Fahrt, lehnt sich nach hin ten und fieuert gewaltig mit den Bei nen. Anfangs langsam gleitend, schießt das Fahrzeug balZd mit berdoppelteo und verdreifachter Schnelligkeit ab wärts Ein grauenvolles Entzücken läßt das Herz der Kleinen stillstehen an der gefährlichen Biegung der Straße, wo dem ungeiibten Fahr-er der Abhang zum Fluß mit jähem Abs tnrii droht uhee Wuheim seqt sich zsskj Seite, mächtig mit den Beinen rudernd fährt er in elegantem Bogen um di»e. Ecke. Schnee spritzt auf und blendeti fiir einen Augenblick das Mädcheni Dann sieht es, scheu neben der Schnl ter des Burschen hervorlugensd, wie sie auf die lange, grade Strecke gelangen» bedeckt mit Schlitten, eingefasit von der Doppelreihe der Aufmärtsstrebendeni deren Figuren schattenhaft vorbeihu schen Gewaltig brüllt der Führer, uini Bahn zu bekommen und einige lang same Schlitten seitwärts zu scheuchen Dann sind sie wie der Blitz zwischen den Zogernden. Sie fassen ein Fahr zeug, das angefüllt ist mit den Peini-« gern von vorhin, in der Flante und· stürzen es um, ein zweites schleudert. Wilhelms Fußtritt in den Straßen-« graben. Genofeva und Schmerzensz reich! schallt das Hohngeschrei der Ver-Z unglückten ihnen nach ; Jetzt fahren wir erst recht zusam-l men, sagt unten angelangt, Wilhelm grimmig zu seiner Begleiterin, und die Kerls bekommen Prügel. Willst du noch? fragt er das fchrnächtige Mäd chen. Ob sie will! Dantbar schaut sie auf zu dem großen Jungen. Der setzt sie auf den Schlitten-, nimimt die Schnur und trabt neben der Bann aufwärts. Wo er den höhnischen Rqu nochmals vernimmt, wirft er den Strick zu Boden und liefert ein eili-? ges, siegreiches Gesicht. Der ranle Bursche hat immer mehr Vergnügen an seinem zierlichen Schützling. Wie das Mädchen lachen kann unsd plan dekn,nnaufhörlich zwitschernd mit hel ler Stimme, wie der Buchftnt in den Zweigen! Stets lustiger wir sie; ihre Bacten und Augen strahlen, unsiigli--l ches Vergnügen glänzt aus dem seinen Gesichtchem Auch der Fabrikanten Sohn, der jetzt seinen Schlitten mit benutzen darf, befreundet sich mit dem seltsamen Persönchen Unzätyligemal jagen sie zu dritt die Bahn hinuntter. Das Theater -Prinzeßchen tlatscht in die Hände; es gibt nichts Herrlicheres als solche Schlittensahrt. Erst als die rothen Lichter des Städtchen aufleuchten und tausend Sterne am dunklen Himmelsschilde glänzen, fährt Wilhelm das fremde Mädchen nach Hause. Ach, wir tön nen nie wieder zusamsmewssahrem klagt Ante-a var ihrer Hausthür. Morgen! reisen wir ab, ich muß immer weg, wenn es schön an einem Orte ist. See weint fast, und Wilhelm schaut m«t« einem seltsamen Gemisch von Rührung und Verlegenheit aus das feineGesicht. chen. Warte, sagt-e das Mädchen, ich schenke dir etwas zum Danke. Es eilt hinauf und er wartet. Geduld-U trabt er auf und ab vor dem Hause und bliclt nach dem erleuchteten Fenster desOber stockes. Aber Anita kommt nicht zu rück, und Wilhelm, der sich schon mit dem Gedanken an einige Aepsesl ange nehm vertraut gemacht hat, schliddert berdrießlich über die gefrorenen Stra ßenrinnen heimwärts-. —- — Fiinfzehn Jahre sind vergangen. Es ist Frühling im Gebirge. Neben der Landstraße, die zum Städtchen hin abzieht, flammt der Ginster aus in den Lucien der grünen Büsche. Gin stergold riefelt die steilen Abhange am Flusse hinunter. Die nackten Berge über dem Flusse sind mit leichtemPin selstrich in helles Grün gexnaltz Hei betuppen sitzen aus ihren Häuptern wie ein« sahlbrauner Filz, besteckt mit blü henden Büschen. Der Tannentvatd auf der andern Seite der Straße hat helle Kerzen ausgesetzt. Fintenge chmetter schallt aus allen Busche-n. Durch die Frühlingsherrlichkeit, vor bei an den Ebereschen, die in ruhiger Feierlichkeit mit mattgriinem Blatt wert und weißen Blüthendolden da stehen, rollt der gelbe Postwagen. Läs sig hintenübergelehnt sitzt der Postil lon aus dem Bock, ein kräftiger Mann mit starkem Schnurrbart im breiten Gesicht. Plötzlich zieht er die Zügel an, man hat ihm aus dem Wagen her geklava Der Wagen hält, und der Postillon springt vom Bock, um sich nach oens Wünschen seiner Passagiere zu erkun digen, zweier Damen, einer älteren und einer jungen, bildhübschen. Thne es nicht, Anita, bittet die äl tere. Was sollen die Leute sagen, wenn ihr Gast so einzieht. Die junge lacht, ein übermüthiges, silberhelles Lachen. und tritt aus ocr geöffneten Wagenthür. Was die Leute denken, ist mir gleichgültig, sagt sie, und ich möchte hier die Gegend besser betrachten können. Wollen Sie mir etwas Platz auf dem Bock gewähren, fragt sie den Postillon. Natürlich will er. Das Vergnügen leuchtet ihm vom Gesicht, während er der Fremden beim Ausstieg zum Bock behülflich ist· Dann rollen wieder die Räder, klirren die Ketten, tlappern die Hufe. Mit träumerischen Augen schaut die Fremde in die Frühlings herrlichteit, in die tiefe Thalschltuht neben der Straße, wo der Fluß rauscht, hinüber zu den Höhen, an de ren Rand einige Kornselder in der Berglust wogen, wobei ein dunkler Schimmer, gleich leichtem Rauche über ihre Aehrenhäupter fliegt. Wie wun derschön, flüstert sie leise vor sich hin. Hier muß es gewesen sein, ruft sie plötzlich laut und lebhaft, als drun tcn die Ruine und die ersten Häuser des Städtchens auftauchen. Sagen Sie, Postillon, fährt die Stadtjugend nichtan dieser Landstraße im Winter Tusllucuk Doch, sagt er verwundert. Eine Jugenderinnerung fährt ihm durch den Kopf, eine Aehnlichkeit fällt ihm auf. Ueber das Gesicht der jungen Dame fliegt ein fonniges Lächeln. Hier habe auch ich einmal Schlitten gefah ren, sagt sie. Es war das erste und einzigste Mal. daß ich derart fuhr, es war aber herrlich. Dann bin ich vielleicht mit Ihnen gefahren, stottert der Postillon. Sie sieht ihn starr an. Sie find der Wil helm von damals, jubelt sie. Solch ein Wiedersehen, das ist ja ganz ro manhaft. Wie aliicklich bin ich, Sie wieder zu sehen und Jhnen endlich zu danken für die schöne Fahrt! Jch siihle noch das Leid von damals, als mir die Mutter, der späten Stunde wegen, verbot, zu Ihnen herunterzukomrnen. Wissen Sie, dafz allein unsere Schlit tenpartie mir die Erinnerueg an Jbr Städtchen lebendig erhielt, daß, als die Herrschaften hier mich so sehr um Mitwirkuna bei ihrem Coneeerte ka ten und ich den Ortgnamen nochmals hörte, mich eine wirkliche Sehnsucht, den sOrt wieder zu sehen, packte. So sprudeln die Worte aus ihrem Munde, unterbrochen von silberhellem Lachen. Von ihrem feinen Gesichte leuchten Glück und Vergnügen, wie damals bei der Schlittenfahrt. Sie kommen doch heute Abend zum Conzert? fragt sie lebhaft. Auf seinem breiten Gesicht kämpfen das Glück, neben der berühmten Dame zu sitzen, von der das Städtchen schon tagelang gesprochen, sie zu kennen von früher her, und der Ausdruck tödtlich ster Verlegenheit. Das ist nur fiir die feinen Leute, ftammelt er schließlich. Unsinn, sagt sie bestimmt, Sie koni men. Hier meine Karte geben Sie am Eingang ab. Er tritt dann auch einige Stunden später in den hellerleuchteten Conzert saal, eingezwängt in einen schwarzen Feiertagsroeh der ihm zu eng ist« Die alte Dame empfängt ihn und fiihrt ihn zur ersten Stuhlreihe. Dort seht er sich scheu auf den Eckplatz. Die Her ren werfen auf den Postillon verwun derte Blicke, die Damen flüsterns la chend kleine Bemerkungen zu. Der städtische Chor singt, und dann singt die berühmte Fremde. Stürmiich wird sie begrüßt, als sie auf der Büh ne erscheint, strahlend in reicher Toc lette, eine Reihe blitzender Steine auf dem weißen Hals. Der Postillon ju belt nicht und spendet keinen Beifall, er ist sozusagen erstarrt in Staunen. Er versteht nicht ganz den Sinn der Arten, die Anita singt, aber er hört ihre silberhelle Stimme, die ihn, den armetn Teufel, in ein Märchenreich rag Das Publikum ist außer sich, es ju belt Beifall mit der stürmischen Be geisterung, die da szu Hause ist, wo dem Gebildeten elten künstlerischer Genuß zu Theil wird. Die Sängerin begeistert sich an ihren Zuhörern und an dem andächtigen Gesicht ihres Schiitzlings dort an der Ecke. Si e lächelt ihm zu, sie führt sich in einer glücklichen Laune, sie findet, daß sie niemals schöner gesungen. Lied uns Lied giebt sie zu, kleine, herzigeBolst weisen, duftig wie Blumen in Hag und Heide. Die Kindheit ist in ihr lebendig geworden, die Zeit der glii--· henden Phantasieen und Hoffnuiigeii,; die ihr, dem Kind der fahrenden Leute , I eigentlich recht wenig an Frischem nnd - Frohem geboten hat, die ihr aber heut überstrahlt erscheint von dem Erinne-? rungsschein des einen schönen Kind-I zheitstages. I ) Das Conzcrt ist zu Ende. Wie aus« Fwohligem Zauberbann gerissen erhe Eben sich die Zuhiirer Sie umringen die Künstlerin, um noch ein Wort, ei nen Blick von der Spenderin fo vieler IKunst und Poesie zu erhaschen Die 1 i ( · · i LHerren umdrängen die gefeierte Da-. 2 me, alle begehren sie die Ehre, dieseo Iu iihrem Gasthof zu geleiten, wo einFestJ kunsagbar herrlichen Himmel auf die« fAlltagserde zurückgefallen. Lan iam mahl ihrer harrt Postillons Wilhelml « ist es zu Muthe, als sei er aus einein « i t Innd unbemerkt will er aus dem anl H schleichen, aber Anita wintt ihm, zu bleiben. Sie eilt auf ihn zu und lschiebt ihre Hand unter seinen Armj Meine Herren, sagt sie übermüthig, »ich muß für ihre Ritterdienste danken. i l i IJch habe hier einen Beschützer, einen : meineAnwesenheit hier überhaupt ver-i danken. Er darf ältere Rechte geltend machen und wird mich nach Hause ge leiten. Wie er sich benommen hat in jenem lon, die berühmte Sängerin über die Straße geleitet hat, das ist Wilhelmi lniemals ganz klar gewesen. Er wars lwie berauscht von Glück, Schönheit I nnd Stolz Als ein Märchen wiirde er später manchmal sein Erlebniß be trachtet haben, hätte nicht daheim ini -Schuhsach ein Ring mit tostbarcni « die Sängerin geschenkt. Junggeselle. Er fährt noch den Pos- « wagen, den letzten, der noch in das-; !Städtchen rollt, ein Fahrzeug, das sel i ten benutzt wird. Das Städtchen ist todt und traurig geworden. Der fröh Eliche Strom des Verkehrs ist aus fei nen Gassen geschwunden, öde stehen die Patrizierhäuser, stumm sind die ESpinnereiem die muntern Herren unt-; iDanieii sind verschwunden, oeizogsii idie reichen lebensfrohen Familie-m ;legeschabt, langweilig todt erscheinij die Welt, wenn man heute durch das Städtlein wandert; sie ist gar nichts zu vergleichen mit der schönen, roni -! tischen Zeit, in der man jung war und; Erlebnisse hatte, die da glnzen ini !, sAlltagslebem wie der Ring in Wi-! helins Schiiblade, wie die zwei Fahr- , ten und das Conzert in den Erinne lrungen des alten Postillons E alten Freund von- früher her, dem Sie i großen Augenblick, wie er, der Postil - « iStein gelegen, den ihm beim Abschied ( Wilhelm ist heute ein alter, granerl Kunst und Wissenschaft , — Prähistorische Entdeckungen in« «Mexito. — Die archäologischen For sschungen in Mexito lenken in der letz ten Zeit in immer größerem Maße die Aufmerksamkeit auf sich. Man ent-, deckt zahlreiche Spuren mächtiger prä ; historischer Völker die zu derAnnahme «geftihrt haben, daß man hier an den Ausgangspunkt des Menschen auf der westlichen Hemisphäre gekommen ist. An verschiedenen Punkten des Lan-des finden zugleich Ausgrasbungen statt; wichtig sinsd die in der Umgebung des alten Azteten-Tecalli bei der heutigen i Kathedrale von Mexiko; Prof. Starr Von der Universität Chicago mißt in der Wildniß von Chiadas Köpfe der ;Urein·woshner. Prof. Saville arbeitet in Verbindung mit Dr. Leopold Both in den Ruineni von Mixtla. Die wich-l tigsten Forschungen sind jedoch die von Prof. Niven, die seit dem Jahre 1889 in Guerrero aufgestellt werden. Mit seinen natürlichen Hülfsquellen gehört Guerrsero zu den reichstens Staaten der Republil Mexito, und hier siniden sich in der That Beweise der ältesten Eini lisation. Die letzten Entdeckungen « Professor Nivens stellen zweifellos fest, - daß eine große, nsach Millionen zäh lende Bevölkerung einer prähistorischen Rasse dies Lan-d in ferner Vergangen-; heit bewohnt und unmittelbare Zeug nisse seiner Art zu leben feiner Sit ten und sogar seiner Religion hinter-· ! lassen hat Niven begann einige Mei len sitdlich vom heutigen Städtchen: Jsguala, uwd ee hat bei seinen sich über Tausende von englischen Qniasdratmei len erstrecken-den Reisen Rninen von Tempeln, Phranrisden tin-d Wohnung-en in zum Theil trotz der Verheerungen durch die Jahrhunderte leidlich erhal-; tenem Zustande entdeckt, während andere freilich vollstänsdig zerfallen sind. Viele der prähistorischen Gegen-f stände, darunter Götzenbilder aus Stein und Muleschalen, Artikel zum persönlichen Schmuck Aexte Wes-,b Kochgeräthe u. s w, sind an das »Amertcan Musen-m of Natural1 History« und an das »National. Museum« in Mexiko geschickt worden«-» Die mexikanische Regierung getviishrtej· vor kurzem Prof. Niven das aus- ; schließliche Recht. in einem 5000 Qua- i — prsatmeilen großen Gebiet vräbistorische ltuinen auszugrabem Seine lenteEnts leckung machte er in dem- Orte Gara )uatla am Balsas-River, zwei Meilen Ion Aratlan entfernt. Hier fand er, ast auf dem Grunde eines tiefen Bar sanco (Sch-luchit), zilvei mit dichtem Bebüsch und Unterhoslz bedeckte Säu en oder Piedestale aus Diorit mit ingemeißelten Hsieroglyvhen, die deut ich das Vorhandensein einer gewissen Form von Gottes-verehrung unter die em alten Volk bewiesen. Die Ent Jeckung ist deshalb besonders wichtig, veil ein ständiger Streitvunitt der nexitanischen Gelehrten dadurch zur Entscheidung gebracht wird. Ruinm von einem großenGebäsulde, wahrschein ich von einem Tempel, fand man etin iuwdert Meter davon auf dem Hügel, nirBlöckesn aus volirtem Diosvit, Mör erteulen, großen Steinmsastem Spin )eln, Ohrgehängen. zwei grünen, sechs Joll langen Traschht - Göyenbilidern, )on denen eins mit gehörntem Kopf 1utz war, Amuletten, Ueberresten zer )rochener Töpfer - Waaren, Krügen, Zchiisseln und Tellern. Während viele ltuinen den Wohnsitz eines ganz pri nitiven Menschen, der auf die Eis-Zeit Iolgte, bezeichnen, glaubt msain diese etzten Entdeckungen der jüngeren Zteinzseit, die den Bronzewaffen und Berti-then botan-ging, zuschreiben zu niisse·n. Einige aufgefundene Kupfer zegenstände weisen schon auf eine rege Kenntniß dieses Metalls hin. Ni t veit davon fand man andere größere Ruinem die vorläufigen Untersuchun zen förderten große Bruchstiicke von Töpferwaren mit Schlsascle bedeckt, zu Tage. Die Schlacke enthält drei th Hier Prozent Kupfer mcit etwas- Gold; die Bewohner müssen also mit der Kunst des Bsevabaues in gewissem Grade vertraut gewesen sein, was sich iuich aus den zahlreichen alten- Oeer n der Nachbarschaft ergiebt. Es ist ehr interessant, daß Cortez z-weiExPe zitionen nach Guerrero versuchte, um Iie Quelle des Azteten - Goldes zu Tinden; aus- einem nicht überlieferten Grunde erreichten beide Exveditionen iicht ihr Ziel. Bis jetzt ist noch keine socstimimte Ertliirnnszq gefunden, wer Diese frühen Völker waren. Es gietbt Darüber nur zahlreiche Verwuthnnsgen end Theorien über die Ursache ihres Iollständigsens Aus-sterbens. Einige neh snen an, Hungersnoih und Krankheit habe die Bevölkerung decinrirt und schließlich das Austlöschen der Rasse bewirkt. Professor Niven meint, ein iroszes Erdbesben habe dsie Städte zer lriirnmert und die reichen bebauten Thaler unfruchtbar acmachi. Das Uns-sehen der ganzen Gesaend verleiht Der letzteren Theorie eine ziemliche Wahrscheinlichkeit An manchen Stel len scheinen Stäsdte durch schreckliche Lkrdveben vollständig auseinanderge rissen zu sein, sodaß aus jeder Seite Der groszen klaffenlden Spalten Theile geblieben sind, während viele Gegen stände htiuslichen Gebrauchs auf dem Boden und den abschsiissigen Seiten des Varkcllco qchlltoscll mclllckb —- Die Zwerg-voller Central-Afri tas. Jn einem Brief an die Londoner geographische Gesellschaft beschreibt der britissche Comniissar für Usgantda, Sir Harrh Johrston, eine Reise, die ihn Mitte vorigen Jahres in den csentral afritanisclyen Urwnld westlich des-Sem liki führte. Er hat dabei mehrere Nie derlassungen der Zwerge zwischenSew liti nnd Jturi besuchst, die kleinen Leute ohotograpshsirt und gemessen. Seine Beschreibung wiederholt zum Theil Bekanntes, enthält aber auch einige neue Bemerkungen über die Zwerge. So kam Johnsstom wie schon seit-her Stanleh, zu der Ueberzengung daß es dort zwei durch ihre Haut-farbe ver schiedene Zwergtypen giebt, und zwar sind die Individuen der einen Art schwarz mit einer Menge harter, ge träuselter Haare auf dem Leibe, di :ser anderen roth- oder aclbhäutig mit röthlichem Kopf- und hellgrauen Kör perhaaren. Besonders die stetige ju gendlichen Alters hätten gänzlich haar-« bedeelte Körper und die Frauen häufig deutliche Bärte. Diese Behaarung der stoginäen ist zwar schon in früheren Beschreibung-en erwähnt worden, doch heben sie Johnston und andere neuere Reisende (so Grogan für die Zwerge der Vulkan-Region am Kisvu) beson ders mit dein Bemerken hervor, daß IieLeute dadurch ein sravpantes affen ihnlichesAnSsehen gewinnen, das durch ausgesprochen affenähnlsiche Gebärde noth auffälliger werde. Die von John iton untersuchten Zwerg-e sprachen nicht ssnehr ihre eigene Sprache, sondern die der Negerstämme, in deren Gebiet sie leben, im vorliegenden Fall das Mbubrr nnd Kibira; das letztere ist eine ver derbte Form des Baum die zwischen Semlili unsd Kongo gesprochen wird, während das erstere zu den Sud-an Spraehen zu gehören scheint. Die Zwerge sprechen diese von ihnen über nommenen Sprachen jedoch mit einem eigenthiinrliehen Hicitu5, der an die Sihnsalzlante der Hottentotten und Bsuschinänner erinnert. und mit einem fing-enden TonsalL Ihre Gemülhsart bezeichnet Johnston als angenehm und liebenswürdig ihre Tänze als mun ter und von schönerm Formen als bei den gewöhnlichen Negern Außerdem sinat msan aern und vereinigt sich dazu zu klein-en Gesellschaften —-— Begreiflich. Für die moderne Fra11’nbewegung hat Fräulein Laura sich erhitzt? Ich find’ begreiflich diese Regung, Wo sie schon dreißig Jahre ——— sitzt!