— « « cin»scoon«. Jus den Erinnerungen eines Journa listen. Von L. Sallentien W e w e r. l. London, den 22. Januar 1894. Mein lieber Junge! Es ist aus, ich habe den Prozeß ge gen Robinfon verloren. Soeben theilt mir mein Anwalt die Trauertunde mit. Es gäbe ja noch eine Möglich seit für mich, nämlich die, in die höhere Inst-ans zu gehen, aber Du weißt, bei uns in En land kosten Prozesse ein un eheures ld. Jch ergebe mich also n mein Schicksal. Wenn es aber ein Trost ist, Genossen im Unglück Zu ha ben, so müßte ich mich damit beruhigen. daß ich der achte, sage und schreibe der achte junge Kaufmann bin, dem dieser stobinson sein Geschäft aegen dates Geld verkauft har. um es ihm dann nach einigen Wochen wieder abznjagen. Er ist einer von jenen schlauen Schur len, denen man gesetzlich niclst beitomi nien kann. Er wird höchst wahrschein lich« nachdem ihm ietzt dag Geschäft wieder zugesprochen ist, es abermals durch die Zeitungen aus-bieten, er wird es wieder einem jungen unerfahrenen und arglofen Menschen vertausen, um in den Besitz von dessen Vermdaen zu gelangen; er wird dem Ungliicklichen einen Prozeß anhängen, dag- Geschäft wieder in seinen Besitz bekommen, und dies Spiel wird der Gauner so lange fortsetzen bis ibn einmal eines seiner Opfer in der Verzweiflung todtschläat, wozu ich Glück wünsche. Doch genug davon. Meine Lage ist. wie Du wohl einsiehst, jetzt febr ernst. aber das schlimmste ist: das Unglück trifft mich nicht allein. Ich bin der VerlobteDei nerSchwefter, ich hatte aehosft, ihr bald ein behagliches Heim bieten zu können. Jch habe ehrlich gearbeitet, und es ist nicht meine Schuld, wenn ich jetzt mit dem Rest meines Besitzes wiederum da stehe, wo ich vor zehn Jahren stand. ch muß von vorn anfangen, muß chnelle Erfol e haben, wenn ich über upt im Lesen noch etwas erreichen will, und deshalb will ich nach Austra lien gehen. Ein entfernter Verwand ter n mir ift Kapitän eines Segel chi fes, welches vor acht Tagen von ngland nach Australien in See ging Es läuft unterwegs eine Anzahl von ·s"sen an und wird in ungefähr acht gen im Hafen von San Sebastian in Spanien fein. Wenn ich übermor gen von London abfahre, kann ich das Schiff noch bequem noch erreichen, und ich habe beschlossen, das zu thun. Jch bitte Dich« bereite Susan auf dieTren nung vor. Jch beabsichtige nicht, Dei ne Schwester an mich zu binden. Es wäre ein Unrecht, wollte ich sie länger an mich und meine ungewisse Zukunft fesseln. Du«weißt, wie sehr ich Su an liebe, aber wenn das Glück aegen uns ist, nützen alle Anstrenaungen nichts. Jch möchte morgen Abend mit Deiner Schwester und Dir noch ein mal zusammen fein. Es ist vielleicht das letzte Mal in diesem Leben Dein Eugen Board.« Der Schreiber steckte denBries, kaum daß er das letzte Wort geschrieben, rasch in einen Umfchtag versah die sen mit der AufschristJ Herrn M. B. Stowell, im Bureau der »Pol! Mall Gazette«, London« und trug ihn dann selbst zum nächsten Brieflasten. Achtundvierzig Stunden später stan den ans dem Londoner Bahnhof Cha ring Groß, von dem man nach dem eu wpäischen Kontinent absährt. drei Personen. Es waren Eugen Board, fein Freund Stowell und dessenSchwe ster Susan. Stowell war Reporter der ,,Pall Mall Gazette«, ein hervorra gender Journalist und besonders tüch tiger Parlamentsberichterstatter. Su san, ein junges Mädchen von einund thanzig Jahren, hielt sich in diesem ugenblicte des Abschieds und Seelen schmerzes nach englischer Art recht ta Jpser. Seit Jahren Waise und nur ans ihren natürlichen Beschützer, ihren Bruder, angewiesen, waren alle ihre hoffnungen au Glück, alle die Aus ichten auf die ukunst jetzt durch den churlenstreich eines Gauners vernich tet, der es Verstand, die mangelhaste englische Rechtspflege und die linken haste Gesetzgebung in Zivilangelegen heilen zu seinen Gunsten auszubauen Aber sie klagte nicht, sie wollte dem Ge liebten den Abschied nicht noch schwerer M Es wurde zum Einsteigen gerufen. Sagen schüttelte seiner Braut und de ren Bruder die Hund« Rührende Ab schiedsworte verstoßen in En land ge geex die gute Sitte. Eugen prang in Wagen- einen thränenverschleierten Blick wars er noch einmal auf Susan, M vanrpste der Zug aus der großen e. 2. l Der Cheftedaktent der »Pall Mallj Gazette«. Me. Kingstrm hatte den gan-: en Stab«det Zeitung um sich Zu einer-i sprecht-IS versammelt Es handel 4e21ch inm« eine-M Eg- Suche. denn · thust überneenf liebe Anstrengun gen müssen in England gemacht wet den, um der Konkurrenz anderer gro-l ßer Blätter zu begegnen. »Wir können es uns nicht verhehlen, meine Herren,« begann der Chefredab ten »daß wir in letzter Zeit nicht mehr me Höhe gewesen sent-. Der«Globe« macht uns eine unerhorte Konkurrenz und hat in letzter Zeit eradezu fabel Haftes Glück gehabt r ist, wie wir, eine Aber i ng My- demnuch, gxeich . m, den ekgenblattern gegenüber qu die Zwangsmesse nn Nach theil. Wenn wir uns aber naht auf raffen, so wird uns der »Globe«· inner halb der nächsten Monate vollständig an die Wand gedrückt haben. Jch kann Jhnen nicht verschweigen. daß das neue Fahr siir uns verhältnismäßig unglin ig begonnen hat. Die Zahl der Abonnenten ist zurückgegangen, weil wir in den letzten Wochen keine Sensa tion ehabt haben. Mit den Abonnens ten lgchwinden auch die Jnferate und damit die Einnahmen. Meine Herren, was uns fehlt, ist ein »Scoop", oder besser mehrere ,,Scoops« hintereinan der, und ich erbitte mir Jhre Vor schläge.'« Mr. Kingston schwieg und sah sich erwartungsvoll die Gesichter der Her ren an, die mit ihm zusammen um ei nen ellipsenfärmigen Tisch im Konse renzzimmer der Zeitung saßen. Einen «Scoop« wollte der Chefredatteur ha ben. Ja, das war eher gesagt als ge than! Ein «Sroop« bedeutet in der vulgären englischen Umgangssvrache einen Fischzug, ein größeres Geschäft, daß man durch Spekulation oder durch Zufall macht, und da sich in London eine eigene Zeitungssvrache herausge bildet hat, bedeutet in dieser das Wort »Scoop« eine ganz besondere Leistung einer Zeitung, durch welche diese plötz liches Aussehen erregt und der ge sammten Konkurrenz mit einer wichti gen Nachricht einen Vorsprung abge winni. Stowell war es, der sich zuerst zum Worte meldete. »Es ist selbstverständlich daß die Mahnung des Herrn Chefredalteurs nicht ungehört verhallen darf, und daß wir die Verpflichtung haben, alle un sere Kräfte einzusetzen, um etwasAus sehenerregendes zu Tage zu fördern. Jch habe mich zum Worte gemeldet, um festzustellen, daß in der politischen und parlamentarischen Abtheilung an einen »Scoop« augenblicklich nicht zu denken ist. Das Parlament ist ver-tagt und tritt erst im März wieder zusammen. Die Minister sind verreist. Der Pre mierrninister Gladstone befindet sich nicht einmal in England, sondern in Biarrig. die Staatssetretäre sind meist aus dem Lande, wo sie in ihren Fami lien die Weihnachtsseiertage verbracht haben. Die politische Saison ist todt. Eine auswärtige Verwicklung nicht in Sicht. Wie gesagt, es ist nichts in Sicht.« »Ich habe an Mr. Gladstone nicht gedacht,« sagte Kingstom »und glau be auch nicht, daß auf dem Gebiete der inneren und äußeren Politit ein »Scoop« zu erzielen wäre. Aber wir haben noch eine Menge anderer Gebie te, wo interessante Dinge fortwährend sich vorbereiten, und die Herren, die auf diesen Gebieten thätig find, sollten ihr Glück versuchen. Jch erwarte in den nächsten Tagen Jhre Vorschläge.« Pamit hob Kingston die Sitzung au . Der »Grand Old Man«, das heißt »der große alte Mann," wie Gladstone allgemein in England genannt wurde, socht damals als Premierminifter und Leiter der Liberalen seinen letzten großen Kampf gegen den immer mehr um sich greises-idem durch die Konserva tiven geschürten Jinverialismus. Er hat in der langen Zeit seiner politischen Thätigleit viele ehler gemacht, aber auch große Erso ge gehabt. Er war ein vor ziiglicher Charakter, ein uner müdlicher Arbeiter, eine hervortreten de, eigenartige Persönlichteit und dabei ein Gentlernan vom Scheitel bis zur Sohle. Solche Männer vergöttert das englische Voll, und so sahen selbst die Gegner und erbittertsten volitischen Feinde des »Grand Old Man« mit hochachtung zu dem Greise auf, dem auch die hohe Zahl der Lebensjahre, die er erreicht hatte, zusammen mit der jugendlichen Frische, die ihn auszeich neäf einen bedeutenden Nimbus ver lie Etwas Neues von Gladstone, sa, das wäre ein »Scoov« gewesen! So sagte sich Stowell, aber leider war an so etwas gar nicht zu denken. O Ohne Aufenthalt war Eugen Board über Dover und Calais nach Paris ge fahren, hatte sich dort nur einige Stun den aufgehalten und dann die Reise nach Spanien fortgesetzt. Seine Mit tel waren knapp. Er mußte so viel Geld nach Australien mitbringen, um dort wenigstens ein paar Wochen un ter bescheidenen Verhältnissen le ben zu können, deshalb versuchte er so billig wie möglich nach dem Lande sei Jes neuen Wirkens zu gelangen, und deshalb wollte er von San Seba stian aus das Segelschisf des ihm de freundeten Kapitans benutzen. Der Personenzug kroch langsam durch die bergige Gegend südlich von Bordeaux. Auf den meisten Statt-) nen gab es längeren Aufenthalt, so zum Beispiel in Bayonne beinahe eine Stunde. Eugen verließ daher den recht wenig Bequemlichkeit bietenden Wagen dritter Klasse und ging auf dem Bahnsteig spazieren. Von dem langen Jahren waren ihm die Glieder ganz steif geworden. «hallo, Eugen!" rief plötzlich eine Stimme hinter ihm. »Wie kommst denn du her? Das nenne ich eineUeber raschung!« « Aus diese Anrede in gutem Eng lisih sah Board den Redner prüfend an. «Kennst du mich wirklich nicht mehrt« fuhr dieser fort. »Ah bin Ia Maclean, Sam Maclean. ir waren zusammen in der Kostschule in but-d leisield.« «Uh, du bist es, est erinnere ich Iris-U rief Sagen ,, ein, mein Jun ge, G hätte dich nicht wiederertannt, wenn du deinen Namen nicht genannt hättest.« i Seit 10 Jahren hatten sich die jun gen Leute nicht gesehen. sie waren einander vollständiq aus den Augen Kommen Es stellte sich beraus, daß aclean Obertellner im Kasino in Biarritz dem Sammelplatz der vor nehmen Gesellschaft jenes Seebades, war. Durch die diplomatische-: Kon serenzen, die Kaiser Napoleon der Dritte dort in der Sommerszeit mit den berühmtesten Staatsmännern Eu ropas hielt, war das Bad schnell em porgetommen, und da es auch zu der ;Winteråzeit einen angenehmen Aus ienthalt bietet, wird es besonders von ZEnaländern als Klimaturort viel ve sucht i Maclean war von Biarrih nach fBayonne herübcrgetommen, um für Ldas Geschäft einige Eintiiufe u be sorgen» und freute sich nun se r, mit Board zusammen nach Biarriy zu rückfabrrn zu können. «Schade nur". meinte er. »die Fahrt dauert nur siebzebn"Minuten, wir lon nen uns da nicht ordentlich ausspre chen. Tbu mir den Gefallen und bleib einige Stunden bei mir. Du mußt in Martin so wie so den Wagen mech sein, um nach San Sebastian zu kom men. denn der Zug, mit dem wir ietzt fahren, gebt nach Jrun. Bleibe bei mir über Nacht. Ich bin heute Abend um neun Uhr dienstsrei und stehe dann ganz und gar zu deiner Verfügung zWir wollen uns einmal ordentlich 'aussprechen. Du glaubst nicht, wie ich mich jrene, einen Jugenddetanntckn Itoter-erztrreusrn. F Eugen hatte sich aus der Fahrt bis ZBanonne nur mit seinen trüben Ge danken beschäftigt. und es that ihm wohl, hier so unerwartet eine mitfüh lende Seele. einen Jugendfreund zu finden. Er schlug daher in die dar gebotene Hand Marleans ein und ver Jst-rach, bis zum nächsten Morgen bei ihm in Biarritz zu bleiben. ’ SamMaclean brachte seinenFreund in einem Zimmer unter und sagte ihm, er solle sich für den Abend umkleiden, er werde ihn in Biarritz in die besten Gaftstätten führen. Ein Engländer tennt es nicht anders, als daß er des Abends den Fractanzug mit weißer Binde anlegt, und so wartete gegen sieben Uhr Eugen Board in vollem Wichs aus seinen Jugendsreund. Statt seiner aber tam ein Bote mit einer( Karte. welcher den Neuangetorn: J menen sofort zu Maclean berief. Die-; sen fand er in höchst ärgerlicher Stim- j mutig ; .Denie dir'«, sagte Maclean, »ich; komme um meinen freien Abend. Im letzten Augenblick hat sich der "Grand Old Man«, der, wie du weißt, hier» in Biarritz weilt, mit zwei Herren zu einem Abendessen angemeldet, .-aH ins einem besonderen Zimmer eingenomsi men wird. Wir sind in der größten Verlegenheit, denn es find heute Inits dem Mittagszuge außergewöhnlichs viele Fremde gekommen Mit Mad stone ist nicht zu spaßen. Er ift der Stolz des Badeortes und unseres Gasthofes, ich kann als Oberlellner doch die Ehre, ihn und seine Gäste zu bedienen doch nicht ablehnen. Wir sind ohnehin jetzt an Leuten tnapp.« ( »Es ist·nicht nur eine E re«, fort-. dern ein Vergnügen, mit dem «Grandi Old Man« zusammen zu sein«, sagt-» Eugen, der für Gladstone schwärmtr.i »Ach beneide dich förmlich darumJ as würden viele Leute in England; darum geben, wenn sie jetzt an deiner» Stelle sein lönntenl« t »Liegt dir etwas daraus-"' lachte Sam. .Dann kannst du die Ehre Hund das Vergnügen ohne weiteres ha ben. Du bist im Fraelanzug. Jch Inehme dich als Kellner mit in das Zimmer, du brauchst dort nur herum zustehen und mir höchstens einmal eine kleine Handreichung zu machen. O, du naiver Kerl! Jch oersichere dir, un sereiner ist gegen derartige Dinge vollständig abgestumpft." »Ich nehme deinen Vorschlag an!« rief Eugen ganz Feuer und Flamme. .,Wer weiß, wie lange dieser grosse Staatsmann noch lebt, wer weiß, ob und wann ich je nach Europa zurück lehre. Jch will wenigstens tagen tön nen: ich bin einen Abend mit Stad stone zusammen in einein Zimmer ge iwefem und die Leute werden tnich da Irob in Australien bewundern und be tneiden. Also oorwiirtst Du mußt tober natiirlich teine großartigen Wangen alt Kellner von mir erwar «Du bist doch sonst nicht ungeschickt « ent egnete Sam, «man tann dir atso doeF wo l einmal etwas anvertrauen« um »ei· it bgn den Tisch der vereen zu orm en »Natürlich« »Als-) gut. Jch werde meinem Chef sagen, du seiest ein englischer Kolle ge, der auf der Durchreise begriffen ist. Es freut mich wenigstens, daß kan diese Weise der Abend nicht ganz fiir mich verloren ist. Wir werden doch hin und wieder Gelegenheit fin den, etwas zu plaudern, und schließ lich wird Gladstone nicht bis tief in die Nacht hinein fiden bleiben, denn er hat sehr solide Gewohnheiten.« Sam fiihrte den Freund in ein re servirtei Zimmer, stellte ihn flüchtig einem französischen Kellner vor, der auöhelfen sollte, wies ihm einige Ar beii zu, die in Wirklichkeit nur eine cheinbare war, und gab ihm Anwei un . sent daran wurden die Flügelthii ren au gerissen, und herein traten drei herren. Der erste von ihnen war Gladftone, wohl aussehend und mun ter, tro der Last seiner Jahre» An jseinen atetmsrdern, die einer längst iberalteten Mode angehörten. und den «englischen Wihdliittern unablässig zu Scherzen gaben, hatte ihn Eugen ohne weiteres erkannt. Hinter Gladstone kam Sie Algernon West, einer der-Un terstaatiselretäre, der soeben nach Viarri gekommen war, urn seinem Chef ortrag zu halten. Der dritte swar auch ein En Ender, wie ei im weiteren Verlau e des Gespräches schien ein Verwandter des Brei-tier minifters. Die Herren nahmen Platz, und es wurde sofort das Essen aufgetragen HEugen fiel doch eine größere olle tu als er selbst geglaubt hat Er half Tdem französischen Kellner ie fertigen Speisen aus der Küche holen, und Sam Marlean servirte sie den Herren. sDann reichte Eugen dein FreundeGlii ser und Teller zu wenn ihm dieser ge winkt und wiederholt flüsterte :hm Maclean zu er mache sich ganz ge schickt als Kellner. Während des Essens waren dieHer .ren ziemlich fchweigsam Es siel lau-n Fein interessantes Wort Aber beim FDessert wurde Champagner gebracht und nun zogen sich die Kellner zurück, um die Herren allein zu lasten. Jm Vorzimmer lonnten sich Sam und Eugen nach Herzenslust aus-blau: ;;dern der französische siellner war auf einen andernPosten lommandirtwor kden, um dort auszuhelfen Nur noch einmal mußte Sam das stimmer be treten als getlingelt wurde, und die Herren noch eine Flasche Seit speftell ,ten Dann erklärte er dem Freunde: F»Das ist der Schluß- gsch kenne schon sunseren Grand Old ManC Eine dritte Flasche wird nicht getrunlen. Nach einer halben Stunde wird ge tlingelt, und dann muß ich die Rech nung hineintragen. Ich will nur ein mal rasch hinüberaeben nach den an deren Sälen, Um dort nach dem Rech ten zu sehen.'« Eugen blieb allein Plötzlich er tönte in dem Zimmer in dem Glatz stone mit den beiden Herren faß, e: n lautes Klingeln. Einen Augenblick besann sich Eugen, dann eilte er hin ein. Die Settflasche war dem Unter ftaatssekretiir beim Eingießen aus der Hand gefallen und hatte ihren Inhalt zum großen Theil iiber den Tisch » gosfen. Man forderte Eugen auf, die Gläser nach einem andern Tisch hin über zu tragen. »Befehlen Sie noch eine FlascheP fragte Eugen in französischer Spri: che, in der Hoffnung. daß nun der Grand Qld Man« gegangen sei tuch einmal mit ihm zu sprechen An Gladstonea Stelle antwortete ihm aber Sir Algernon West: »Lafien Sie nur vorläufig, bringen Sie die Glaser und die Flasmen dort hinüber nach dem Fensterblatz und legen Sie» etwas Holz im Kamin nach.« Während der nächsten Viertelstun de hatte Eugen unablässig in demZiin mer zu thun. Er mußte die Gläser und die halbgeleerte Flasche an den bestimmten Plat- tragen, Holzscheite in den Kamin legen den Tisch, auf dem der Wein bergofsen war in »ed nung bringen und abräumen « Während dieser Arbeiten hörte er scharf nach den drei Personen hinüber und vernahm« wie Gladftone sagtek »Wir wollen warten. bis der Mensch hinaus ist.«' Aber Sir AlaernonWest erwiderte: »Es ist ein Franzose, er versteht bermuthlich tein Englisch«, worauf die Herren sofort lauter zu sprechen anfingen Während der nächsten fiinf Minu ten ging«es ziemlich lebhaft zwischen den drei Herren zu, dann schlug Guid ftone plöhlich mit der Hand auf den Tisch und rief erregt: »Ich thue es innerhalb der nächsten vierzehn Tage, daraus gebe ich Ihnen mein Wort. Ich bin der Sache gründlich milde, ich tre te zurüä.« werade rn dreiern Augendua nano Eugen mit einem Arm voll Geschirr in der Thür, und bor Erstaunen hätte er sast das Geschirr sallen lassen Gladstone wollte sein Amt niedertr gen, das war tlar, und das mußte im ganzen britischen Reiche ungeheure Sensation machen. Wie der Biitz schoß ihm das durch den Kaps. Dann siel ihm unwilltiirlich sein Freund Stowell ein, der ja zum Generalstab »der «Pall Mall Gazette« gehörte« its-d »nun hatte er einen Gedanten, der ihm das Blut schneller durch dieAdern jagte. Die »Vat! Mall Gazette« aber brauchte einen »Scoop". Stowell hatte es ihm gesagt. Die Zeitung würde die Sensationsnachricht nach englischer Art glänzend bezahlen «Wann geht der nächste Zug nach London? Jch muß sosort zurückt« sagte er erregt zu Sam, der inzwi schen wiedergetehrt war. «Alter Junge«, entgegnete Sam, hast du den Verstand verloren? Du kommst vor einigen Stunden hier an, urn nach Australien zu fahren, und willst schon wieder nach London zu .riicl! Sehnst du dich so sehr nach dei «nem Bräutchen?« »Kann ich irgendwo einen Fahrplan einsehen oder ein Kursbuch?« »Dort drüben liegen sie im Lese zinuner", entgegnete Sam. »Du kannst dir Ha holen, was du brauchst.«— E ne Stunde später verließ Stad stone mit den beiden Herren as Ka sino von Martin Es war gegen ·ehn Uhr Abends; um diese Zeit psegte Gladstone zur Ruhe zu gehen. oseht war Saat Maclean srei und forderte den Freund auf, mit ihm noch in ein Theater zu gehen, wo sie einen Theil der Vorstellung noch genießen konnten. Eugen zeigte den ganzen Abend über eine augeordentliche Lustigkeit, ging spät zu ett, liest sich aber mor gens duntt neun Uhr wetten und er tlsrte dem Freunde: »Ich fahre um elf Uhr zehn Minuten mit dem Eil zuge nach Paris. Wenn es mir dort sielinh in fiel-zehn Minuten Den W zu erreichen, so bin ich morgen früh um fünf Uhr viekthMi miten in London. Ich muß ur j, es handelt sich um meine Ziehen-. « Es war am frühen Morgen des SI. Januar 1894, als S owell in derPri vatwohnuna des Chefredatteuis der «Pall Mall Gazeite« erschien, und ihn aus dem Schlafe tlingelte. Die «Pall Mall Gazette« erscheint am Abend, und die Redattion beginnt ihre Thä tiaieit gewöhnlich erst in den Mittags stunden. Kinaiton schien zuerst etwas uan halten, aber nachdem ihm Stoxvell we niae Worte qefaat hatte, faßte er den Arm des Mitarbeiters- «.ir.d iiei erregt: »Alle Hagel, das wäre wirklich ein »sScoop«! Aber wenn es nur wahr it!« »Es ist wahr! Der Mann, irr rni: die Nachricht beinah ist absolut zuver lässig. Jeb bükae iiir ikn Er ist der Bräutiaam meiner Schwkiter.« »Ist der Mann biet?" »Er wartet d:außen irn Var-Fitti mer. »Lassen Sie ihn «k"crt e siister Wenige Minuten spaier b: fand sich EngenBoard deniGrwaltiaen dei, Pa i Moll Gaiette« gegenüber »Können Sie ian noch mehr mik theilen als die nackte Nachricht, daß Gladftone arben »r- 117« fxaqte Kings i fton »Nicht arti-« Aber ich i:i:·.2!e var! Je: swissem was-ich fiic meinen Bericht sse ?tcnnne." ; »Fort-ern Sie« mein Herr!« entgeg nete Kinastdn « «3weitauicnd Pfund!« antwortete Enden ohne Zögern Kindston überlegte einige Zeit. »Machen wir es tur«r. Nehmen Sie eintausendiäjnfbunderr Pfund und eine Anstelluna bei une. Sie tönnen in der Adminiftration eure gute Stellung bekommen. Sie erhalten dadurch eine Rente. die vielleicht znelir wertli ist, als das Geld, dag nie-n Ihnen auf einmal zahlt-« " Board iab tragend feinen Freund Stowell an. und dieser nieste ihm zu. Ach bin damit einverstanden« erlleir te ietzt Euan ..Sie belarnmen natürlich das Geld erit ausqezahlt wenn sich die Nach richt bestätigt hat« »Damit bin ich einverstanden Es ist selbstverständlich Sonst wäre ie dermann in der Lage, die Zeitungen in unerhörter Weite H beiden-indean »Und noiz eins-« meinte Kingiton »Sie müssen sich schon etwas Zwang aefallen lassen. Sie durien dieses Zimmer bier nicht verlassen, bis- unser heutiges Blatt erschienen ist« »Auch damit bin ich einverstanden meine Haft wird ja nicht allzu d:iietend sein,« lachte Enden. Kinnsion llingette nach der Dame, die seinen Haushalt führte, nnd be fahl ihr. ein Schlafzirnrner iiir Boded einzurichten. ihm aber auch die noth wendiaen Speisen nnd Getränke bin ein zu setzen. Dann schloß er ihn selbst in das Zimmer ein und begab sich rnit Stewell nach dein Geschäfts bause der »Von Moll Gazette«. unter wegs fortwährend vor sich hineintr rnelnd: »Das iit ein »Scoop«! Damit fchlagen wir alle untere Konkurrenten Wber wenn es nur wahr iitt« Gegen vier Ubr nachmittdas erschien die erste Ausaabe der »Pall Malt Ga 3elte« vorn 31. Januar 1894. An der Svise des Blattes stand mit. Riesen buchstaben eine Nachricht die wie ein elektrischer Schlag durch die Bevölke Hrnnq Londan gina, die in den näch isien Minuten in Tausenden von Tele eirdrnmen durch das ganze Land und sdnech die Welt flog, die Nachricht, daß Gladstone beschlossen habe, sein Amt niederzulassen Die Nachricht ltang unglaublich Weder lag irgend ein dolitiicherGrund "vor. rein quditone zu veranlassen, aus Dem onenrnazen Leven zu schaden« noch hatte er in iraenv einer Weise in der letzten Zeit auch nur die geringste Andeutuna aethan baß er neben wolle. Es aab teincn Menschen in dem poli tischen LebenErialand5. ver nicht über zeuat aervesen wäre, Gladstone habe tsie feste Absicht, bis an fein Lebenszeit de in der politischen Arena weiter zu kämpfen. Deswegen tvar die Senio tion eine ungeheure, und die »Pall Mall Gazette« hatte einen Gewinn von Tausenden von Wunden denn in den nächsten Taaen wurde see mehr aelaust als ie. und sie stand mit einemmal wie ider an der Spitze jener englischenBliit leer. welche vie besten und neuen-»Noch richien haben. Sir Alaernvn Weil aber boile den Nachtheil davon. Es lamen Hunderte von Devefchen an ihn, um bei ihm anzufraaem ob ihm etwas davon be Ilannt fei, daß Gladslone zurückzutre ien beabsichtige. Mit der Geduld und isuvorlommenbeii, die jeder englische Staatsmnn aeneniiber der Presse fei nes Landes bat« beantwortele er alle ;dieie Develcben sofort dahin. daß der Premierminister nicht daran denke, »sein Amt niederzulegen l Die Morgenzeilunqen vom l. Fe bruar verländeten diese Nachricht von .Sir Alaernon West mit riesenqrasren Leitern und verfeblien nicht, mit min destens ebenso aroßen Buchstaben dazu zu drucken: »Die »Was Mall Gazeii te« ist binteri Licht geiiibrt war-den« Jdie Nachricht von dem Asbaanae Glied lianes M eine dreilie Erfinduna!" Um Rachmittaa des 1. Februar aber erschien die »Das Mall GazetM unt ·boaebte an der Svije ihrer Nummer M svie ins-staat- .Mk rate-u untere as strige ittbeiluna betreffs des beab sichtigten Verzichtes des Premiermints stets auf sein Amt pollstandra auf recht. Die nächsten Tage werden uns ,recht geben, und wenn der Premietmk knister und seine Freunde ietzt noch M Absicht der Amtöniederleaung ableug nen. so baden sie eben ihre Gründe dazu. — ! Es waren banae Tage, die nun fol - ·ten, banae zehn Tage, in denen r. Rinaiton fast noch mehr graue Haare tbetann als er schon hatte, in denen iEuaen und Stowell in banger Unge iwißbeit schwebten. Eugen konnte Zzwar darauf schwören, daß er Glied 7sione es selbst hatte sagen hören, er werde in ungefähr vierzehn Tagen sei nen Abschied nehmen. Er hatte ge liört, wie der Premierminisier darauf sein Wort gab. Aber wenn er die be sorgten Gesichter der Personen sah, deren Schicksal gewissermaßen von der «Wabrbeit der Nachricht abhing, die er Inach London aedracht hatte, dann tam ,auch iam der Zweifel, und dcr schreck lich-e Gedanke stieg in ihm auf: wenn tu disk derbört hättest! I Qualvolle zehn Tage vergingen, sdnnn brachten die Organe der Regie »:ung selbst die Nachricht. das-, Glut "stcne in der That sein Abschiedsaesuxh Ibei der Königin eingereicht bade, und zwar in so besti.nmter Form, daß die zsiöniain es nicht werde ablehnen tön Ellen E Jetzt erst ianl der Alp von derBrusi derer· die von der Bestätigung dieser »Aha-nicht ablxänaia waren. Dreißig ltassend Mart zahlte die »Pall Moll Mantis-« an Euaen, sthatsächliw nnd an jenem Tage aan Mr. Kingston wie Indes Mitalied vom Generalstabe der Mitall Moll Gazette« erhabenen Haup Iies umher, denn man hatte einen ’»Ecoop« gemacht, einen grandiosen !,,Scovv«. 1 ——————————————— I Drei glückliche Menschen saßen in »der Wohnung Sie-weils zusammen, Enämlich ek selbst. seine Schwester Su san und Euaen Board. Es wurdeVer lnbuna arteiert. nnd der Hochzeitstage fiir eine der nächsten Wochen festges seyt Die Menschen, die wenige Tage ils-Uhu fürchteten, sich iiir immer tren nen zu miissen. waren durch eine kleine Laune des Schicksals wieder der-einigt Eines Jlser bielt Enge-n, der eine gut dotierte Stelluna in der Inseratenab thiluna der .'-ll«.:ll Malt Gazeite« er hielt, noch fiir seine Pilicht Er be auftraate einen berülnnien Rechtsan walt, die site-ne neaen Rabinson in der Zweiten Instanz zn erbeben. nnd zaksite fasset die Summe von fiinfzia Pfund, die als Verkehrs-, aesordert wurde Tsicss liatie den Erfolg, date Robinfon in Lin-Jst gerieth und dem Rliiaek einen Vergleich anbot. Ein solcher tarn da lijn zu stande. dafe der Schwindler Jciiiaen die Kauisumme zurückzahlte, die dieiet ihm für das Geschäft gege sben ba·tte. f Eine ileine Laune des Schicksals! Solche kleine Launen machenminzeinnsp Wunsch-» gutem-, nimm naiskkkkiche und bringen ganze Welttheile in Ver iwirruncn Hier war sie ehrlichen, Hgliicklichen Menschen zum Segen ge irr-orden ! «Ittez«. Jin Jahre 1894 wurde auf der Be fiiziina deg- Oerrii V. B. ans J. helf-to jvenhagem so schreibt Herr Litben aus ’St. dem »Wild nnd Hund", beim-klu iinähen ein Rehtitz gefangen und dein tTöchterchen deH Besi ers geschentt. «Miez« gedieh vortref lich unter der isorgsanien Psleae seiner fünfjährigen ;Wohlthäterin. Ec- hörte auf den Lock jruf »Miez«, tain fröhlich herbeige .sprungen, nahm aus der sstand seiner Ftleinen Freundin Leckerbi en, olgte Eihr durch das Hang und begleitete sie »aus Spaziergängen. Fiir gewöhnlich - bewegte sie sieh frei im offenen Part, in dein ihr auch eine «Wohnun«g« ange .wiesen war. So verging ein ganzes Jahr. »Miez'« hatte mitunter einen kurzen Besuch bei den im Freien leben xden Verwandten gemacht. war aber ; stets am Abend zurückgekommen Jrn IJuli des folgenden Jahres wurde sie » Unruhig, ging öster weg und blieb zu i letzt ganz aus. Als sich aber der Win ,ter mit Kälte und Schnee einstellte, « lain .Miez" wieder. um bis zum näch . sten Frühahr ihr altes Quartier zu be ziehen. Dies wiederholte sich auch im nächsten Jahre, in dem «Miez« mit ei nein «ftrammen« Kihbock erschien, der sich im Gegensatz zu feiner Mutter recht zurückhaltend verhielt, sie ängstlich fie zpend umtreiste und nie eine Annahes rung iiber dreißig Gänge aushielt. lDann folgten die beiden milden Win ter 1897--—-98 und 1898——99. Die Aesungsverhäitnisse waren in diesen beiden Jahren fiir das Wild äußerst günstig. Das mochte »Mie"z« bestimmt ihabem ganz fortzubleiben. Als aber lim Jahre 1899—1900 der Winter recht hart ward und das Wild unter der Witterun zu leiden begann, stellte sich unsere ,·, tiez« nach zweijähriger Ab sweseiiheit niit zwei niedlichen Kitzchen wieder ein. .Miez'· verhielt sich ihrer Freundin »geae»i·iiiber ganz wie sonst, zeigte ihr»die sruhere Zutraulichleit und Anhanalichleit, tarn auf den Ruf der Pslegerin herbeigesprungen und nahm dantbar Leckerbissen aus der Hand. wahrend die zwei Kitze in achtuniiivols ler Entfernung mit weil neöffneten Lichtern der Mutter zuschauten und Offenbar nicht zu fassen vermochten, wie inan den fremden Menschenkinder solches Vertrauen lchenten konnte· WWO - —-; Die Originalität irren-fees Schriftstellers besteht ott niir darin dafi sonst Niemand so dumm schreibt.