»..»--,.,-f«kkstislsuii , oder Der derschwundene Kur-z gen. ; .- —..-.-- .-.·- .., — l humoristische Erzählung von C la r a s Fincke. s Elli saß in Gedanken verloren auf! ver Veranda des Strandschrößchens, « in dem sie bei ihrer Tante lebte. Aber ’ das junge Mädchen hatte leine Freude E arn Anblick der wogenden See, ihr Herz · eilte im Gegentheil landeinwärts nach-« der benachbarten alten Hansastadt, in der sie einen gewissen Jemand wußte, der sich ebenso erfolglos nach ihr ab schrnachtete, wie sie sich nach ihm· Sie seufzte tief. »Bitte, Elli.« rief die Tante Konr rnerzienratb, die mit feierlich schweben den Schritten, mehrere dickleibige Bü cher in den Händen balancirend, die Veranda betrat« »bitte, suche mir doch die Stelle, bei der wir gestern stehen ge blieben sind, —- ich kann sie nicht fin den. Stand sie irn «Alsaloss« oder im »du Bei-PS —- Oder im »Allan Kar dec«?« »Die haben mir heute gerade noch gesehlt.« dachte Etli. fing aber erge ungsvoll zu blättern an. Als sie ge sunden hatte, was sie suchte, gebot ihr die alte Dame: »Nun lies mir den Abschnitt recht . langsam und deutlich vor. Jch habex den Sinn noch nicht ganz ersaßt.«' ·" Mit Todesverachtung las Ellit »Wir kommen nun zur zehnten Klasse: »Die ; unreinen Geister.« Sie sind zum Bö sen geneigt und geben trügerische Rath schliige, flößen Zwietracht und Miß irauen ein. Sie h ten sich, um sie in’s ; Verderben zu treiben. an Charaktere, die schwach genug sind, ihren Einflü sterungen nachzugehen Wir bezeichnen sie mit dem Namen »Dämonen«.« »Den Baron von Haberstroh.« mel dete der Diener. »Wie der Wolf in der Fabel," dachte Elli und las, als ob sie nichts gehört hätte. mit erhobener Stimme weiter-: »Femee»e Die Klopf- oder Störgeister« — indem sie dem Eintretenden einen seindlichen Blick zuwars. Der Gast tutzte der Frau des pau fes galant die rundliche Rechte. »Aber so höre doch aus, Elli,« rief die Kommerzienräthin, indem sie mit einer einladenden Handbetvegung den Baron bat. sich zu setzen. »Sehen Sie, Ihr Stoff reißt sie dahin! ——— Je mehr Elli unter meiner —- und indirekt Jhrer — Leitung in den Spiritismus eindringt, desto mehr sieht sie ein, daß es unmöglich ist, sich den Wahrheiten zu verschließen, die wir auf dem Ge biet der Geistertunde erkannt haben! — Jst mir doch dadurch« setzte sie pathe tisch hinzu, »eine ganz neue Welt er schlossen worden!« »O, wie unendlich glücklich bin ich," rief der Baron entzückt, »nun auch Sie, mein gnädigeg Fräulein, überzeugt zu haben! Kaum wagte ich noch, darauf zu hoffen." Er haschte nach Elli’s Hand, um seine dünnen Lippen darauf zu drü cken, was die kleine Diplomatin jedoch mit einer geschickten Bewegung zu ver hindern wußte. »Sie verzeihen,« sagte sie kühl, »ich habe dem Diener einen Auftrag zu ge ben« —- und ging in’s- Haus« nicht ohne zuvor einen geringschiisigen Blick auf den Baron zu werfen. Daß der erst dreißig Jahre alt sein sollte, sah man ihen wahrhaftig nicht an. Mit seiner ausgemergetten Figur, der schlafsen haltung den glasigen Augen und den staatlichen haariiberresten die von ent wundener Pracht Zeugnis ablegten und gleichzeitig verriethen. wie stark ihr sesihet das Leben genossen hatte — mit allem diesem konnte er fest wirt iich nur noch als Astralmensch Furore wachen Elli überließ den Besucher auch wei ter der Tante allein, aber sie war ein Weil-. und die Neugier siegte. Sie hörte also, während sie sich in dem an stoßenden Zimmer zu schaffen machte, »was zufällig« Einiges von der Un terhaltung Diese drehte sich zuerst um den Gesichtssan die üblichen Schlag worte schwirrten nur so durch die Lust. Die Tante schien durch die Anwesenheit ihres Geistersehers in hochgradige Et siase versejh Sie begrüßte die An Iiiudignng des Barons daß arn näch sten Sonntage in Ulmenheitn eine wSöance bei gemeinschaftlichen Be rannten stattfinden werde, mit Jubel. Nun seies ihr klar, behauptete sie, was ihr Schutengeh der ein Geist aus dem sechzehnten Jahrhundert sei, angedeutet habe. als er ihr im Traume erschienen sei und ihr weissagte, ihre Nichte werde in Iol eines Wunders eine glückliche Ehe i lithw »Wie konnte es auch anders sein,« ries die moderne Kaisandrch die Arme Weh in die Miste streitend, mäh rend holder Wahnsinn ihre Züge um spielte, »der Fingerzeig der überirdi ehen Macht —- er wird mir an diesem Sonntage offenbar werden, —- das . sendet Med- geschehenl —- Dann, lie - ichs-enger Freund soll mich auch en. Ihre Weisung unt M W und die Ber hob-. trde sus ( ««w«««s«m«"W-T-Yz2 .;-Is-,i-isio-i«seisw«" Fett-( Doch m ist ja sen-musternd t « Das hatte er liingsi gewußt. —- Ein wohlgefälliges Lächeln huschte über sein Gesicht, dessen Ausdruck beständig ; wechselte und von der Dummdreistig- z teit bis zur perfidesten Psiffigkeit über- ; ging ,,Das Wunder wird geschehen.« sagte ! er, »zweifeln Sie nicht daran, meines Gnädigste, ich weiß es —- und dannT also soll mich nichts mehr von meinem " Glücke trennen Y« Frau Wiederhold nickte geriihrt. , »Ihr werdet Euch wundern," mur- « melte Elli drinnen. i Mit Befriedigung sah Baron Haber- · stroh, daß jedes seiner Worte auch die- z fes Mal von seiner mütterlichen Gön- » nerin als Orakel aufgefaßt wurde. z Ein Wunder! Kleinigkeit, sich das aus dem Aermel zu schütteln! Die Haupt sache war, daß man daran glaubte. Es kam hierbei ja nur auf die Tante an : und auf ihren Willen —- Elli mußte sich ihr als mittellose Waise ja unter werfen ——— und besonders auf die ver heißene Mitgift. Wenn er sich übri gens nicht bald verlobte, hatte er feine olle ausgespielt, nicht als Spiritist, sondern als Mensch. Der Wucherer Pulverblitz wollte sh mit feinen Far derungen nicht länger hinhalten lassen. Als der Baron ausbrach, floh Elli in den mtferntetren Winkel des Hauses, um dem Ritter von der traurigen Ge stalt nicht noch einmal zu begegnen. Das hatte sie nun davon, daß sie des lieben Friedens halber diesen unglück seligen Spiritismus nicht mehr offen, wie früher, bekämpfte, sondern ihn stillschweigend über sich ergehen ließ! Nun glaubte gar die Tante, daß die Macht, die Baron Haberstroh auf fie selbst ausübte, sich auch auf ihre Pfle getochter erstreckte, so daß er es wagen durfte, seine Augen zu Elli zu erheben. »Nein, mein Georg, Dir bleibe ich treu !« Sie rief es mit Wärme, als ob er vor ihr stände. Ein paar Thriinlein rollten dabei aus ihren Augen, die auch ohne Spiritismus im Fernsehen geübt waren und im Wachen wie im Traume das Antlih ihres geliebten Georg zu er blicken glaubten, der als Regierungs bauführer auf Diiiten wohl eigentlich der Mchste dazu gewesen wäre, ihr eine Hütte und sein Herz zu bieten I F I Der große Tag war getomnien, an ! dem die Sitzung und das Wunder statt ? finden sollte. Elli hatte sich in cis-. z schwarzes Spitzrngewand gehülli, dessen düstere Farbe das Abbild ihrer Seelen stimmung sein sollte. Während Georg, wie allsonntiiglich, hinauskam und ihr Haus umtreiste, um ihr, da sein Mund nicht sprechen durfte, wenigstens durch Fensterpromenaden seine Treue und Ergebenheit auszudrücken, mußte sie nach Ulmenheim, wo ihr der Baron nebst Spiritismus vorgesest wurde und wo aus der Verauickung Beider mögli chen Falls von der Tante die gefürchtete Verlobung herausdestillirt wurde. Wie ein Lamm, das zurSchlachtbant geschleppt wird, tain Elli sich vor, als sie mit der Tante das Haus verließ, uni von der Bahnstation Z. nach Ulmen heim zu fahren. »Hast Du keinen Unihang mit. Elli?« fragte Frau Wiederhold noch an der Hausthür. »Bei der Hitze !« »Du willst Dir wohl den Tod holen bei dem kühlen Abend, den wir heute sicher wieder haben-werden ?" Geh zu riick und nimm Dir den schwarzen Kra gen mit der Duchessespige.« Elli gehorchte. Auf Station Ulmenheim angekom men, genoß Elli den ersten Lichtblick dieses Tages. Jm Begriva aus dem Abtheil auszusteigem sah re den Bau fiihrer vor der Thür an's dem Bahnsteig stehen. Ein freudiger Schreck durch fuhr die Liebenden, doch konnten sie das Wieder-sehen nur wenige Augenblicke anstostem Die Tante sah es stimmu zelnd mit an, daß Georg Walter seiner An ebeteten aus dem Wagen hals. Sie rie in strengem Tone : «Beeile Dich, Elli,« indem sie ho heitsvoll davon-rauschte Das junge Mädchen warf dem Freunde einen vielsagenden Blick zu. der beredter als Worte war, und folgte ihrer Pflegemutter. »Es ist wirklich an der Zeit, daß Du Dir diese kindische Tanzstundenliebelei aus dem Kopfe schlägst,« fügte die alte Dame mit zorngeröthetem Gesicht hin zu. Elli ließ das Köpfchen hängen und wagte keine Erwiderung. Der junge Mann, der von einer Waldpartie kam und nun den Zug, wel cher von Ulmenheim wieder nach Z. zu rücksuhr, hatte benu en wollen, um dort die Wiederhold’sche « illa zu umtreisen, sah, daß er den Zweck seiner Reise ver fehlt hatte. Ader er war nun einmal unterwegs und mußte sich an der weh muthsvollen Freude »niigen lassen, während der Fahrt in dem Raum zu sein, den seine geliebte Elli eben verlas sen hatte. War es nicht, als ob ein gar-eh ihres süßen Selbst ihn umwehte? in zarter Duft von Veilchen legte sich schmeichelnd um seine Sinne —- es war ja ihr Lieblingsparsiitn —- und erfüllte seine Seeke mit neuer Friihlingöhpfß nung i O O Junge nmrdenFa die Dame-III IT « en an --- PMB-WAN ssrn mindere-winse Msv III-Wim L 1 de. Die Gesellschaft war bis auf den Baron, vollzahlig. Der fühlte sich als eine Art König im Geisterreich, der erst zu erscheinen nöthig hatte, wenn seine Vasallen versammelt waren. Als er endlich lam, steuerte er sofort auf die unglückliche Elli los, um sie so bald nicht wieder frei zu geben. Was halfs ? Sie mußte sich in’s Unverrneivliche fügen, um die Tante·. von der sie mit wahren Schlangenblicken beobachtet wurde, nicht zu erzürnen. Bald siedelte die Gesellschaft aus dem Garten in’s Haus über, um die ,,S(sance« zu beginnen, während drau ßen die Sonne mit märchenhafter Pracht untetging. Dafür hatte Nie mand Augen als Elli. die noch einen fehnsiichtigen Blick zurückwarf. Waff nicht, als ob ein leichtes Wölkchen des Unwillens iiber die strahlende Stirn der hehren Lichtspenderin zog, ber thö richten Menschen wegen, die ihr schnöde den Rücken zuwandten, um im dumpfen Zimmer ihren Hokuspokus zu treiben ? Da saßen sie nun mit weitgeöffneten, vor Erwartung stieren Augen, fast ohne Athemregung, in schweigender Ruhe, die Hände beschwörend auf die Tisch platte gelegt, die Anmeldung eines We sens aus dem Jenseits erwartend. Das reine Wachsfigurentabinet ! Aber man wartete vergebens ! Kein Klopfen er tönte. Mochten bie Geister Wind ba van bekommen haben, daß eine geheime Widersacheein anwesend sei, mochte Frau Sonne sich fiir die erlittene Ver nachlässigung dadurch gerächt haben. dasz sie — vielleicht durchUS Schlüssel loch — einige ihrer holden Frühlings geisterchen hatte hineinflattern lassen, vor deren Glanz und Schönheit sich die Geister aus dem Jenseits verkriechen mußten — wer lann es wissen ! Sie hatten heute jedenfalls nicht ihren rnit theilsainen Tag und blieben stumm. Der Baron sah sich unausgesetzt von Eilig kühlen, scharfblickenden Augen beobachtet und wagte es heute nicht« wie sonst wohl wenn er einen Kreis von lau ter Gläubigen um sich hatte, ein eigenes Phantasie - Jmpromptu aufzutischetn wenn die überirdischen Mächte nichts offenbaren wollten. So blieb die Sis ung ohne Ergebnis und bas- verheißene » Wunder ungeschehen. «- tote-L « sc Ulllu nviiitncrzirnruiq wie-versenken die von innerer Unruhe fast verzehrt wurde, schielte fragenden Blickes voi! Spannung fortwährend auf den Baron, doch der lächelte überlegen, als ob er sa gen wollte : »Warten Sie doch erst ab, verehrte Frau ! —— Eile mit Weile !'· ; —- Ob ihm auch der Angstschweiß aus- ; brach. ; Der Abend verging, aber es ereigne- ( ten sich nur die allernatiirlichsten Din- ; ge: daß man sich zu Tische setzte, gut und mit sehr irdischem Appetit fpeifte J und fich später zum Aufbruch rüstete. Y Da geschah wenigstens etwas Uner wartetes. Elng schwarzes Krägelchen wollte sich nicht finden lassen. Wo konnte es nur hingerathen sein? » Daß es mitgelommen war, unterlag; keinem Zweifel, Elli ivar ja noch an I der hausthiir deswegen umgelehrt.« Nun machte sich in Ulmenheim Alles, was zwei Beine hatte, an’s Suchen. j Der ganze Garten wurde mit Lampen ; abgeleuchtet, was ein Stündchen in; Anspruch nahm, da er sehr groß war; ! die Dienstboten. die pantornimisch an- J deuteten, daß sie sich fchiver beleidigt j fühlten, wurden bis aufs Blut ausge- j fragt — die Hausfrau eröffnete ihnen T die erfreuliche Perfpettive auf Durch- ; fuchung ihrer Kam-nein nach Fortgang j der Gäste. Der holzftalL als Som- i merresidenz der Laden, die den Um- i hang möglicherweise verschleppt haben ; konnten, wurde bis in fein tiefftes Jn- » terieur ergründet — Allss vergeblich. s Jrn hause selbst wurde von der Küche bis zum Troclenboden Alles, was ei nein Behälter ähnlich sah, ausgetramt, in der schwachen Hoffnung, daß der kostbare Kragen von irgend wem aus Berfehen irgendwo hineingelegt wor den sei. alle Möbel wurden von den Wänden gerückt; die ganze Gesellschaft, von einer wahrhaft fanatifchen An theilnahme gepackt. legte sich platt auf die Erde« tun unter Sophai und Schranken zu suchen s- es hatte leinen anderen Erfol als das ungefähre Bild einer V eftliehteit beim Kaiser in China zu vergegenwarttgen Schließlich machten sich die beiden jüngsten Söhne der arnilie daran, im Goldfiichteich, in en Nähe man ge sessen hatte, nachzufotfchem Sie ent ledigten sich ihrer Schuhe und Strüm pfe und stürzten sich mit frohem Ju gendmuth in’s Wasser, wo sie alsbald inMeinungeverfchiedenheiten geriethen, die sie in einem so lebhaften »Spie! der Wellen«, bethätigtem daß es wirklich nicht einzusehen war. weshalb sie nur ihre Fußhetleidungen abgelegt hatten. Darauf ftiirmifehe Erlundigungen von Seiten ihres Erzeugets, ob die ver dammten Bengels verrückt seien, und der Befehl, fchleunigft das nasse Ele ment zu verlassen. Das geschah. Von Schlammbächen umtieselt und Wasser fchnecken nicht unähnlich, boten die bei den Jungen gerade kein fehr anmuthi ges Bild. Sie hielten es für zeitige miiß, aus ihresBaterö Machtbereich zu entfliehen, und fchickien sich an, »zum Trockenwerden«, wie sie fagten, auf einen Baum zu lletterm here Fahrenholz hatte jedoch für heute ge nug von den equilihriftifchen Leistun gen seiner Söhne, er nahen sie heim Schlafitichen und schleppte sie in’i haus. Mittlerweile esthete sich im Osien fschon der Himmel. und die Sonne machte Miene, die Nachtschwiirmer zu bescheinen. Man schämte sich, daß man noch immer da war. Ein Zug ging erst in einigen Stunden, Herr Fah renholz hatte also das Vergnügen, sei ne ,,lieben Gäste« — von denen er sich wahrlich besucht genug fühlte, mit sei nen sämmtlichen Gespannen nach Hau fe befördern zu lassen. Man tann es dem Ehepaarztaum verdenken, daß es den« Urheberinnen all’ der Verwirrung, als sie geschieden waren, nicht gerade Segenswiinfche auf den Lippen mur melnd, nachhlicktr. Bot doch das Jn nere des sonst so fchmucken Hurenhau « fes eine Kombination von Umzug und . Erdbeben dar· Als der Baron Tante und Nichte in s den Wagen hob, sah er zu feinemSchre : cten eine Wolle des Unmuths in Frau z Wiederhold’a Antlitz Die alte Dame «- hatte während des Suchen-i bestimmt I darauf gerechnet, daß Haberstroh in I ) i i ) ; hertraft erfüllt. v III seiner Eigenschaft als Medium von den Geistern. mit denen er aus so gutem Fuße ftand, einen Wink erhalten werde, wo der verschwundene Kragen hinge kommen tei. Der Baron witterte fo etwas wie beginnende Ungnade, und mit der ihm eigenen. unglaublichen Undersrorenheit sagte er: »Richten Sie den Blick in die Zu kunft. und vertrauen Sie mir. Das Ereigniß, welches Sie erwarten, wird eintreten!« Da war Frau Wiederhold besänftigt und mit neuem Glauben feiner Hellfe J O Die Damen waren zu Hause ange la »t. Als sie das Wohnzimmer be traten, stießen sie Beide einen Schrei ier Ueberraschung aus. Was lag forg lich auf Elli’s Näbtifch am Fenfter « ausgebreitet und einen schwachen Veil chenduft aushauchendJ Der verschwundene Kragen! »Welch märchenhaftes Gaulelspiel!« dachte Elli. Laut sagte sie: »Da hört doch wirtlich Alles auf.« .Das Wunder, das Wunderl« rief die Tante in Verzückung. einen langen . Triller mit den Augenlidern schlagend. Sie schwankte, ob sie nicht eigentlich in die Kniee zu smten habe. «Wagft Du es jest noch, an dem Walten überirdi fcher Mächte zu zweifean« fragte sie. Elli vorwurfsvoll anbliaend. »Ich kann es mir nicht erklären!« murmelte diese in völliger Rathlosig teit. »Aber ich. Du Autzsichtige, ich tann i es! Haberftroh ift der Vermittler zwi schen den Geistern und uns gewesen. Jhn haben sie als würdig genug dazu erwählt. Wir sind noch nicht so weit. Dabei ist dieser edle Mann von einer Bescheidenheit ohne Gleichen — nichts hat er sich merten lassen, so daß ich fast im Begriffe war, an ihm zu zweistan »Wir wollen zur Sicherheit doch lie ber die Dienstboten fragen, ob fie etwas davon wissen.« Friedrich, Minna und Augufte wur den gerufen und logen, sie hätten laut Befehl gewisiruhait das Haus gelüftet, während sie in Wirtlichteit zum Jour fixe einer befreundeten Köchin gegan gen waren, deren Herrschaft sich auf Reisen befand. Nun gerieth die Tante in eine Eisin fe, die nichts Irdisches mehr an sich hatte. i i ! l i i «Dieser Fall muß in alle Spiriti sten-Bliitter! Jch selbst werde ihn, na tiirlich mit des Barons Beihilfe, be schreiben unter der Ueberschrist: »Aus dem Schuh meiner Ersahrungen«. Un ser Name zusammen mit dem Daher stroh’s wird genannt in jedem Winkel der Erde, wo es Spiritisten giebt.« »Um Gotteöwillen,« dachte Elli schaudernd und bedauerte lebhaft, daß auch sie den Namen Wiederhold siihrte. Sie hiitte ihn lieber aus einer Verlo « bun Bonzeige mit dem des Regierungs dau iihrer Walter zusammen gesehen. Nun setzte aber ganz imGegentheil Frau Wiederholt ihre Nichte von dein Plan in Kenntniß. sie mit dem Baron zu derloben, wos Elli aus dem »zusiil lig« belauschten Gespräch der Beiden zur Geniige wußte. Da sie also vorbei H reitet war, sehlte es ihren Weigerungen ; nicht an Gründen, unter denen der Wichtigste der war, daß sie nicht habet- l stroh, sondern Walter liebte. Zornbebend leistete die alte Dame die heiligsten Eide, daß sie nie und nimmermehr diese heirath zugeben werde, Elli dagegen derstoße und ent erde, wenn sie nicht den Baron erhöre, der ihr ja össensichtlich von dem Schutz geist der Tante mit Hinsicht aus das Wunder zugesprochen sei. »Diese-n dummen Wunder soll ich mein Glück opsern,« schluchzte Etli, »und es ist gewiß gar teins gewesen!" «Beweise mir das doch,« höhnte die Taute. »Vielleicht gelingt es mir! Dann aber, Tantr, dann oerzichtest Du hof fentlich selbst daraus, mich mit dem, der er vermittelt «haben soll. zu verloben.'« »Ja, dann derzichte ich daraus.« Die Tante war ihrer Sache so sicher, daß sie dieses immerhin etwas leichtsertige Versprechen ohne Weiteres geben konnte. Als die Damen sich von den Aufre gungen der le ten Stunden durch stär ? lenden Schla erholt und ihr Mittags mahl eingenommen hatten, lie sich der Baron melden. Elli entfloh e liqst, die Tante aber rüste ihn mit Wärme De der ron von einer wissen Unn- ersost war,«quntu die-Kom netzt-»arm« get nicht. Sie führte ihn, wortlos vor Erregung, zu dem sammetnen Kissen, auf dem der Kra gen, als ob er eint Krone wäre, ausge J breitet lag. und sah dein Besucher wie abbittend ins Ange, dann berichtete sie T den Hergang der Sache. Dem Baron» - fiel es wie eine Bergeslast vom Herzen, mit Mühe onnte er nur einen Seufzer T der Erlei terung unterdrücken Der Zufall wollte ihm also wieder einmal wohl; es war nun auch die höchste Zeit mit der Verlobung. Pulverblitz drängte ( in unverschämter Weise; der Brief« den iHaberftroh aus der Treppe seiner Wohnung, als er schon im Fortgehen . war, erhalten hatte, verhieß Pföndung « für den folgenden Tag. wenn die — Schuld nicht beglichen würde. Bei je- F ’ der Bewegung lnisterte das Mahn- s schreiben in der Brustkasche, als ob es k : den Adrefsaten erinnern wollte, daß er i i l ) schnell vorbeugen müsse. i Nun war sein Glück so gut wie er- F reicht. Frau Wieder-holt hatte ihm be- F reits ihren Segen als Schwiegertante I ertheilt und die Mitgift bezeichnet, die s eine sehr befriedigende Zahl aufwies. E Als haberfteoh bat, nun seiner angebe- ; teten Braut den Verlobungstufz geben i zu dürfen, da war diese nirgends zu ; finden, und der Baron mußte sich bis : zurn kommenden Tage gedulden, an ! dein, wie Frau Wieder-holt sagte, das i thiikichte scheue Kind sich in sein Glück ! gefunden haben werde. i »—L --. Das passe oclll sollt-III ustz uuo gu- - nicht« aber er mußte sich fügen und ver- » adfchieden. Jhm mass vor Aufregung « ganz fchwiil im him, und er holte im ; Entrkz bevor Friedrich ihm in den « Ueberrock half, fein Tafchentuch hervor, um sich Luft zuzufächeln J Elli war, während iiber ihr Schicksal E beschlossen wurde, in das Wohnzimmer geeilt. Von dort aus fah sie das Meer k .und klagte den Wellen und dem Winde ihr Leid. Jhre Thriinen flossen reich lich. Sie hörte den verhaßten Freier fortgehen und athmete ein wenig auf. Bald darauf vernahm sie aber eine Stimme. bei deren Klang ihr geliebtes Herz vor Freude stillzuftehen drohte· Es war die ihres geliebten Georgs. Elli ftiirzte in das Beinchszimmer, wo er auf das Erscheinen der Damen wartete: sie achtete nicht darauf, daß ihre Wänglein noch in Thriinen geba det waren —- fie fah ihn, und die ganze Welt, aller Kummer war vergessen. «Georg, einziger, lieber Georgi« rief sie aus. Der fah, daß es etwas zu tröften gab, ergriff schnell die Situa tion und legte, anstatt viel Worte zu machen. feinen Arm um fie und täßte sie viele Male auf die rathen Lippen« Sie verstand, daß er damit sagen woll te, er werde ihr Schuh und Schirm ein. Leider wurde diese fiumme Sprache auch von der Tante verstanden. die jegt ins Zimmer trat und gleichfalls stumm vor Staunen blieb. Aber nur einen Augenblick· dann gings ios, und ein unaufhaltfanier Strom zürnender Worte regnete auf Elli und Georg Walter hernieder. Als sie einmal inne hielt, um Athem zu schöpfen, gelang es ihm, ein paar Worte zu Gehör zu bringen, deren Wirkung er wahrhaftig nicht voraus aeiehen hatte. »Ich wollte mich nur ettundigen, ob die Damen den Kragen bemertt haben, den Fräulein Elli am Sonntag im Coupfs liegen ließ und den ich herge bracht habe.·' , »Sie!2 ——— Du? —-— —« Die Damen stießen diesen Ruf gleichzeitig so gewaltsam aug, daii Ge org ganz erstaunt war. Seine Worte hatten doch wahrhaftig teine welter schütternde Mittheilung enthalten. »Das ist unmöglich, mein herr, Sie versuchen uns zu täuschen. Es war nur ein Vorn-and. fich hier einzudrän gen,« rief Frau Wiederhold. « Der Bauführer war ein wohlerzoi gener Mann, der immer danach trach tete, die Politur nicht zu verlieren, aber er mußte sich gewaltig zusammenneh men, um zu sagen: »Gnadige Frau be lieben zu scherzen.« »Durchaus nicht«u zürnte die alte Dame. «Uebrigen«e ist die hand mei ner Nichte schon vergeben. also hätten Sie sich Jhr Märchen ersparen können — ebenso wie Jhren Besuch!« »Warum sollte ich ein Märchen er fonnen haben?« »O, die Tante glaubt Dir nicht — hast Du denn teinen Beweisi« rief Elli aus. Georg sann einen Augenblick nach. »Nichts leichter als das,« rief er aus. »Als auf mein Lauten nicht geöffnet wurde, ging ich un« haus und sah im Seitensliigel ein Fenster nur angetebnt. Ich öffnete es gänzlich und legte den . Umhang auf ein am Fenster stehendesz Nähtischchen. Leider glitt ich aus dem vom Regen der Nacht durchweichten « Boden aus und fiel hin. Die Spuren « davon müssen draußen noch zu sehen . sein.« » Frohloctend eilte Elli mit dem Ge ; liebten an’s Fenster des Wohnzimmers. L Beide blickten hinaus und fanden den l Sachverhalt durch zahlreiche, nicht all- H i zu zier «che Fußspuren bestätigt. Auch ; . die T te mußte sich davon überzeugen. i f Jhr wurde fchwarz vor den Augen. ! »Aber Baron Haberstroh war ej E k doch-« »Er hat ein Märchen erfonnen, um ; Dich zu täufchen,« sprudelte Elli her- ! vor, «er hat sich den Spirttismuö zum Bundesgenossen erwihlt. um Dich, Du arme Taute, zu umgaesen und das l --- . .- « —.— -·- .«,.-—. ..--.-—- ---- Jawort für seine Verlobung mit mir zu erlisten. aber nie und nimmer ——« »Schweig!« ebot Frau Wiederhold, »es tann ein rrthum vorliegen, wir müssen des Barons Verthridigung erst hirent« Bei diesen Worten war sie dem jungen Paar aus dem Wohnzim mer in’s Entrekse dorangeeilt, auf dessen anderer Seite der Solon lag. Sie zö gerte vor der Thür desselben ein wenig — s eine stumme Aufforderung an den Besuchen sich zu deradschieden. Georg Malter verstand und derbeug te sich vor der alten Dame, —-- da fiel sein Blick auf ein an der Erde liegendes Papier-. das wie ein zusammengefalte ter Brief aussah. Er hob ihn auf und überreichte ihn Elli. um dabei noch ei gen oerstohlenen händedrucl zu genie en. Das junge Mädchen warf einen prü senden Blick darauf. Dann wurde sie roth und blaß vor Erregung, und ihre Augen sprühten Bliye. Mit eisiger Stimme sagte sie, indem sie das Pa pier der Tante reichte: »Lies. Tante!« Kaum hatte die Kommerzienriithin damit begonnen, da schrie sie laut auf vor Entsegem Die Worte »Pulderblitz —Pfiindung—-Schuld« fagten ihr ge nug. Sie stürzte mit dein Schriftsliict in den Satan. wo man sie üchzend in einen Sessel sinten hörte. Georg und Ellkdemühten sich um sie, die jammernd die Worte ausstieß: »Wer hätte das gedacht!'« »Nun, liebe Tante, freue Dich, dafz ibch noch glücklich der Gefahr entronnen in." Während die Getäuschte händerin gend ihren Jllusionen eineThriine nach weinte, feste sich Elli mit Georg in eine Fensternische und berichtete den Sach verhalt. Endlich hatte die Tanle aus-gerun gen, sie winite Elli zu sich. Georg tam aber auch gleich herbei. »Ich hatte es doch so gut mit Dir ge meint, mein Kind,« sagte Frau Wie derhold, »ich hoffte, Du solltest eine glückliche Braut werden« »Gniidigo Frau,« rief Georg feurig, »das hoffe ich auch! Wenn Sie es nur zugeben wollen ——" Da fiel ihm Elli schon in’z Wort: »Laß ihn, meinen Georg, den Bräuti gam feint« Da bäumte sich die Kommerziean thln noch einmal auf: »Einem Bauführer auf Diiilen soll ich meine Nichte verloben?« »Ich werde meiner Elli wenigstens ein guter Führer durch's Leben sein.' »Und wir werden iehr diät leben, wenigstens so lange, bis Georg Bau rneifter wird,« rief das junge Mädchen mit der ganzen Opferfreudigteil und Naivetiit ihrer fiel-gehn Jahre. Das rührte dieTanle sichtlich. »Nun, dai wird gerade nicht nöthig sein.'« Da fühlte sie sich ftiirrnisch umfaßt, und Elli jauchzte: »Nun. Tantchem bist Du wieder hold. Und wir werden glücklich sein!'· Beieligt blickten sich die Liebenden an. »Aber der Geist, der mir im Traum erschien. sagte doch. Du würdest nur in Folge eines Wunders eine glückliche Ehe fchließen.« »Hast Du das Wundrr noch nicht er tannti Daß Du uns Deine Zustim mung giebst, das ist ja das größte Wunderl« -..-, ..,.- .«-...--—- - Der Momentohotograpkz in de r K i r che. Bei der lirchlichen Trauung des französischen stammer priisidenten Paul Deschanel ereignete sich ein lustiger Vorfall Jnmitten der roszen Unordnung, die vor der Kirche gerrschie —- die Unordnung war der art, daß eine große Anzahl osiizieller Persönlichkeitem u. a. Mitglieder des diplomatischen Corne, umtehren mußte — gelang es einem geschickten Photo graphem sich in die Kirche einzuschlei chen nnd seinen Apparat aufzustellen — wo? das alInt man laum: ganz einfach aus der Kanzel. wo er durch ein günstiges halbdunlel gedeckt und geschiigt war. Niemand hätte daran gedacht, den nnternehnienden Jüngling dort zu suchen. Der Photograle tonnte also soviel Augenblicksbilder. als er nur wollte, aufnehmen, nnd erst als die grossen Thiiren der Kirche weit ge öffnet wnrden und das Tageslicht ein dran , entdeckte man den locken Mann, der äch mit seiner Maschine so ruhig niedergelassen halte, als wenn er bei sich zu hause gewesen wäre. Man setzte ihn sosort an die frische Luft. Aber was er gewollt hatte, war erreicht, und er machte sich sogar noch das Vergnü gen, bevor er die Kirche verließ, den Kirchendiener, dessen entrüstete Phy siognomie ihn belustigte, für tiinftige Geschlechter festzuhalten Gipsoerband für Stuhl bein. Ein nächtliches Stücklein er zählen die »Aargauer Nachrichten«: Einige übermiithige Zecher hatten in einer Kneipe in Aargau, Schweiz, meh rere Stuhldeine zerbrochen und gingen die Wette ein« der U Stunden entfernt wohnende Arzt werde zu mitternächtii ger Stunde und bei schlechtestem Wet ter einem telephonischen Rufe folgen, wenn man ihm sage, es habe Einer ein Bein gebrochen. Der Arzt liefz ein spannen, tam. fah den Schabernack, legte den Stuhls-einen einen regelrech ten Gipsverband an, beinchte die Pa tienten mehrere Male und stellte dann eine Rechnung, die den übermüthigen Burschen die Lust zu derartigen Wet ten siir immer benelimen dürfte. Der Arzt hgt einen Theil des Betrages ei nem wohlihirtigen Zwecke zugewendet.