Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 05, 1901, Sonntags-Blatt, Image 14

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    M Schreibebrief von Z«
Ro. 78. Jehi
wart ich Dag
sor Dag un auct
Nachts for den
Phil was mein
Hosdand is un
der Feller duht
nit usfschvhk Jckl
weiß gar nit
was ich aus das
Bißneß mache
soll. Er werd mich doch for Guttneß
Seht kein Ecksident gehabt ben! Alle
weil häppend doch alle Augeblick edbeH
un die verdollte Rehlrohds kann mer
nit trostr. Jch weiß, wag ich in e
Eckseitement warn, wie ich nach Per
ris sin zu die Weltsfeht. Alle Auge
blick heu ich eckspeckted daß ebbes hav
pene deht. Well es is ja nicks gehab
pend, answer es haett doch ebbes wad
pene könne. Un ecksiicktlie den Weg
gehts mich jetzt mit den Phil. Denke
Se nor emol an,.wie tebrles der Kun
ne is, wei, der stellt einiges an. Der
is noch nit sehs, wenn er in sein Bett
liege duht. Jch hen mit den Wem-Z
weiler gesproche un der bot gedenkt,
ich breicht mich do weiternit zu tru
wele, Unkraut-bebt sei Lewe nit ver
gehn un der Philipp erscht recht nit.
Der Wedesweiler is un bleibt en tos
ser Kerl un wann der Phil widder da
is, dann sag ich ihn alles un wann er
den Wedesweiler nit emol e ganz ge
hörige Lickin gewwe duht, dann ben
ich meine Epinnjien von ihn. Wie der
Wedesweiler gesehn bot, daß et mei
Fiehling gehört hot, do hat er widder
einrinte gewollt. Well hot er gesagt,
mebbie du könntest emol e Tellegräm
zu ihn feiere; wann er dann in en
Ecksident geiillt is worde, dann kann
er uns wenigstens Notis schicke, daß
mer weiß, wo mer dran is. Ablrecht
hen ich gesagt, ich möchts doch auch
ennihau gern in den Pehper lese.Seh-i
Se, Mistet Edithor, so hen ich immer
e Auae fürs Geschäft. Der Wedesu
weiler hot sich dann hingesetzt un dot
den Tellegrämm geschriwrve, biahs ich
sin nit so gut in die englische Lenz
witsch gepohstet. Er bot gefchriwwe.
»Phil,«dischte doht odder lebst du noch.
Ennser, wenn du nit ennsere dubst,
dann nemrne mer an, du dehst noch
1etve.« Jch muß sage, das hot er gut
gemacht un ich bätt’s nit besser mache
tönne. O, ich sage immer, es geht
nicks iwwer en Mann, wann er e me:
nig Eckspietienz bot. Jch hen eins von
die Kids gleich nach die Tellegriii Of
sis geschickt, awwer er is widder kom
me un hot den Tellegrämm noch ge
habt. »Ma» hot er gesagt, derMann
in die Office bot gesagt, er könnt doch
nit schmelle, wo der Pa is, du mißt
drusf schreiwe, wo er wär.« «Well,
hen Se dann jemals schon so e Non
sens gehört? Wei, wenn ich gewiß
hätt, wo der Phil is, dann hätt ich
doch nit erscht e Tellegriimtn zu schå cte
brauche. « Der Wedesweiler hot e we
nig die Sach iwwergedentt un dann
sagt er, der Bub sollt ihn das Telle
grämrn widder gewwe Er bot dann
noch drunner geschrimwe: Wann du
doht bist, brauchst du auch nit zu enn
sere. »So«, bot er gesagt, ,,jetzt will
ich emol selbst hingehn un will aus
sinne, ob die Fellersch nit das Telle
grämm nemme wolle. Die Kanne
will ich emol sier Do hat er sei
ILUO,«« UOLBLOUHS Ull fklll JJUI UJISLYLVÅ
un is fortgerönnt, als wenn er den
Mann in Die Tellegräf foig kille
wollt. Jch muß sage, ich hen keindex
getreknbelt un sin froh geweft, wie c:
widder komme is un ich hen kei Blut
spaye an seine Hänos genohtist. So,
hot er gesagt, ,es is alles geficksi. Mek
muß nor mit die Fgersch plehn deiisch
spreche. Der Wedegweiler is doch so
kein unebener Mensch äftetahi. Awwet
gut hot mich den Tellegeämm doch nit
viel gedahn—es is nämlich keine Eun
et komme. Der Wedesweiler hot ge
agt, et deht auch keine Ennser eck
peckte. Met hätte doch tellegräft.
wann er doht wär, dann btaicht er
ait zu ennsere un wenn et noch letve
deht, dann auch nit, biahs wann mer
eine Ennset kriege dehte, dann wißte
met doch ennihau, daß er entweder
doht wär oder daß er noch lewe del-L
Ja, ben ich gesa t, do hot unser Telle
tämm eigentli wenig Juhs gehabt.
o, bot der Wedesweilet gesagt. uhs
t's gar kein gehabt. Ja, hen i. ge
agt, dann hätte mer doch gar keins zu
We brauche. No, hot der Wehes
tveiler gesagt, zu schicke hätte mer keins
In brauche,sawwe-t das is ecksäcktlie,
was ich gesagt den« Du host oss Kohks
dein Wille bawwe wolle un jth siehst
km mebbih was ed for gut gedahn hat
hen e Muth gehabt, daß ich oen
hielt-eilte hätt kille gekönnt unsdas
· fchVnste is, daß er has Tellegräinin
sak nit fortgex It bot. Sell hen ich
Kobe- et später ansgefunnr.
tell in ei il gar kein Verlaß mehr
. tiss Ue esf Ich duan auch ku
snem stehe tro- e un in den Wedesweii
let nemm ich gar kein Stock mehr. Sie
Meine denke, daß ich e ganze Latt
Its-be mit die Kids gehabt ben, for
Ue tu en gute Schehp u bringe, be-·
Ia ich den doch ewo t, daß se e
e Zum-schen n « tm Phil, wo doch
»Ipr e ideen Pa ts, mache solle. Do
III ußtcher un Stackins unSchuhE
Mig un en Beil Geld bot das
- m is einfach Martia Jckx
, ebbet for den alte Mann
si
M ·
« ins- DIEqu
»Er-tunc
eh pr drin nennte
. St bot M immer fo ebbet
sp.
gemischt un ich yen ihn doch ennihar
ins-preise gewollt. Wie ich aus ver
. Sao Tini sin«tomme, do is en Mes
seni er u komme un bot e Telle
gtämm ebrachi. Wie ich das gefehr
heu, do m ich nii schlecht geschichri
gewese. Wisse Se, die Edkeß is ni1
in den Philipp seine Händteiting ges
.toese un do hen ich gedenkt, daß et
fchuhr dohi is un daß et sich die
Edteß von Jemand annetscht hol
schreiwe gelosse. Jch hen alliwwer ge
trembeli, wie ich das Entvelopp ussge
macht heu. Das Tellegriimm hot ge
sagt: »Ich komme um drei Uhr heim,
wann zuviel schnoh an die Road is,
dann komm ich schon am Dag bivor.
Philipp.« Je t hen ich’s awtoer ge
wußt. Well, o viel den ich jetzt schon
aesehm daß der Phil in Tfcheine nii
chmatiet gewotde is.
Mit beste Rigatds
Lizzie HanfstengeL
In der 3iqmnafchmiede.
Skizze aus Siebeubürgen von Regina
Ziegler.
1 Jm Sachsendotse läuten dieAbend
glockem langgezogen vertlingen die
letzten Töne iiber der Heide —- weich
und sehnsüchtig hört man dazwischen
die Schalmei des tomiinischen Hirten
der drüben unter dem Eichwald seine
Schafe hütet und sich die Zeit nach
Möglichkeit verkürzt.
Im Zigeunerdiertel, das sich sast in
jedem deutschen Bauerndors am au
ßersten Ende an die letzten stattliche-et
Sachsenhäuser ansiigt, wimmelt es
von Leben. Alt und Jung ist aus den
Beinen, liirmi, schwatzt, singt uno
raucht, ein jedes, wie es seine Laune
mit sich bringt.
Dort rückt eben eine Schaar Weiber
und Männer an. sie tommen aus der
«Arbeit«, das heißt vom Felde, wo sie
idem Pfarrer, Kirchenvater oder einem
z der Bauern Tagelöhnerdienste geleistet
jhaben, denn eigenen Grundbesitz hat
kder Zigeuner nicht.
I Vor der Zigeunerschmiede halten sie
»an, und einer der jungen Burschen,
zein schlanter sehniger Kerl mit einem
scharsgeschnittenen Gesicht, in dem die
schwarzen Augen wie Kohlen glühen,
Lstellt sich in die offene Thür und rust
Lhineitu »Na, Flori, ist das Rad des
I,,Michael an Eck« fertig? Er will bald
zheraustommen und sichs holen. So
;schau, daß er nicht umsonst tommt.«
« Drinnen in der Schmiede glüht
;das Eisen im Feuer und Flori fstkt
sund hämmert draus los, daß dies-Fun
’en nach allen Seiten fliegen· Er is:
Livielleicht der einzige Zigeuner, der an
Yhaltend und tüchtig zu arbeiten ver-—
sstehy denn das ist sonst nicht Zigeu
«nerart. Aber gut bekommt es ihm
!nicht. Die Luft in dem Raum ist
Edick und stickig, alles geschwörzt Don
FKohlenstaub, der Lehmboden und die
jWiinde starren vor Schmutz und taum
Idringt ein Lichtstrahl durch das lächer
klich lleine Fenster von draußen het
;ein. Flori sieht auch bleich und elend
.aus, desto wohler scheint sich dasiir
das zu seinen Füßen behaglich grun
zende Borstenthier zu fühlen, Es ge
deiht prächtig im selben Raum mit set-«
«nem Herrn und hat sich ein tvohliges
Plätzchen in den Lehmboden hinein
gewiihlt. Aus dem nächsten Jube
inarkt soll es ihm noch ein gutesStiict
Geld bringen« da will er’s verkaufen
—aber bis dahin braucht·"s noch viel
Kuturutz als Futter! Drum—draus
los gehammert, daß das Rad und
was sonst da herum liegt, sertisz
wird! Dafür zahlt der Bauer »in
Frucht« und —- giebt wohl auch das
oppelte des Werthes, denn —- das
Korn und den Kuturuh »hat inan ja«,
das braucht man nicht so zu rechnen,
so heißt es im Volke. »Liebe: das
Doppelte in Frucht, als die Arbeit
mit baaretn Gelde zu bezahlen«, ist
Bauernregeb ost zum Schaden des
Zahlenden.
Wie es ei enilich kommt, daß die
Meutrer woä ihre hätten unt-häus
- , aber teine Scholle Erde draußen
aus dem «Hattert«, ob et noch so groß
Leit- iM nennen, das ersahlen sich
ensrauen gerne lachend an
den langen Winterabenden in den
Spinnstuben!
Da heißt es, die Zigeuner hätten
in alten Zeiten, als sie noch Grundbe
siher waren, einmal wie jedes Jahr
den Acker besäet. Da sei »Bist-du« der
Schmied im Frühsommer itber das
Feld gegangen und habe gesehen« wie
der Wind durch das wogende griine
Aehrenmeer gefahren sei und weil et
gemeint habe, das Kornseld laute
fort. sei er nach Hause gerannt und
habe alle Zigeuner zusammengerusen
und geschrieen: »Komm schnell, ganz
schnell, das Korn läuft uns fort, wir
müssen es gleich schneiden. Bis
Iehbist es schon aus dem Nacht-what
er «
Da seien alle Zigeuner mit Sicheln
gelaufen und hätten das unreife Korn
abgeschnitten, und seither fehlte if
nen das Saat - Korn und o
haben sie auch alle Aecker und Felder
verloren.
Wenn man z- lori den Schmied tüch
tig ärgern wo te, mußte man nur zu
" m sagen: ,,Flari, wie war’s doch mit
einem klugen Großvater, dem
Schmied Rappen der das Korn laufen
sah? Das war doch gewiß Dein Groß
vaterl«
Dann lam er in solchen Zorn, dass
er von seinem Ambos ausspran· und
den hammer nach dem bog fien
Sprecher wars. Zum lück sah er
nnr mit dem einen Auge nd derhams
mer slag meist hil ch am Raps vor
bei, aber nnheineli sah Ilori dann
aus. wenn seine Augen rollten wie
isztvei Räder und seine schwarzenhaari
. sich zu ftriiuben schienen.
Nach Feierabend tommen die Nach
. barzigeuner gern in die Schmiede unt
jeder lauert dann am Boden mit jei
ner unvermeidlichen Pfeife, undFlori
obwohl er meist das Stichblatt stii1
alle ist, freut sich doch, daß seini
Schmiede sie alle lockt, und« da ersäbr
er alles, was sich unten in dem Dorst
unter den Sachsen begiebt, den-«
knstder Schmiede sind die Zungen ge
o .
»Midi« der Korbslechter si t auck
da. Sein pockennarbiaes Ge cht tnif
den langen schwarzen Haarstrahnen
grinst vor Vergnügen, indem er sagt
»Der lange »Letzer Gerg« mugz autt
zu den Soldaten! Seines ateri
Geldsack hat ihn nicht frei gemacht«
und nun tann die »Brunnenmarie«
warten, bis sie sich haben tönnen.'
Ein Lachen und Fragen von allenSei
ten, bis ein anderer dazwischen schreit:
»Bist Ihr, daß die Sachsen teine
walachischen Hirten mehr brauche-is
Selber wollen sie das Vieh hüten, die
»herrn"! Das wird schön werden, sind
der Pape» sa t. daß ließen sie
sich niY gefa en, die Hirten, das
ganze orf wollten sie anziindem
wenn sie das »Hüten« nicht wieder
bekämen.
Flori springt aus und suchtelt mit
den Händen in der Luft herum: »Ja.
Recht baben die Sachsen! Die Hirten
reiten ja. so sagen die Bauern-und
es ist auch wahr-—ihre Pferde drau
ßen aus der Weide zu Schanden. Nur
Haut und Knochen haben sie im Herbst
und so dumm werden die Bauern
nicht sein. Sie tönnen ja selbst hit
ten sein.«
»Schweig, dummer Flori, recht ists
von den Hirten. Wozu haben die
Sachsen soviel Pferde, die sie nicht
einmal brauchen! Sahn-ich wollte
noch anders umgehen mit ihnen, ich
wollte eines oder das andere »dekla
ren gehen lassen« und auf dem
Jahrmarkt in Keresztün dann im
Stillen zu Geld zu machen—ich und
ioigeglle tönnten’s brauchen-na, nicht
Johlem ein beistimmendes Stim
msen und Lachen begleitet diese
kecht zigeunerhafte freche Aufrichtig
eit.
Hei. wie die Zähne in den brau
nen.Gesichtern blitzen, die Augen glän
sen.
) Manch geriebener Pserdebiindler ist
lunter ihnen und er spuett sich ker
;gniigt in die Hände, als babe er schon
den Handel mit einem Gaul in Aus
sicht und denkt wohl auch zurück
an ein manch schwer »verdienteo«
giößleim das er sich listig ergannert
at.
»Drastule!'« (Teusel) schreit Flori
mit einem Mal dazwischen, »seht, das-,
HJhr Euch hinaus schert· Der »Mi
Ichael au Eck« tann jeden Augenblick
ktommen und der darf auch nicht zu
;hiiren, sonst-«
’ Da fällt der alte Kohlenbrenner
»Joan'· ihm in’ii Wort: »Hört den
»Duclmöuser, den Flori an. Was ist
Jdas für ein frommer kluger Mann!
lWißt Jhr was? Wir brauchen statt
Idetn heiligen »Nitolaus" schon lange
seinen anderen Heiligen, Flori würde
-gut dazu passen !«
I »Ja ja! Weißt Du, Frost wie ke
sder heilige Nitolaus gemacht hat,
Idafz er nicht mehr unser Heili
saer ist?« fragt »Midi« höhnisch lu
;chend.
; ..Schweig, Du Hund!" Flori iit
Laufgesprungen und zittert am ganzen
jLeibr.
! Da steht vliitzlich die breiti"chulteri
nge, in weißen Hosen und einer Jun
stelblauen Tuchjacte fteckende Gestalt
sdes »Michael am Eck« in der Thüre.
!,,Die Gefchichte des heiligen Nikolaus
itann ich Euch auch erzählen, aber den
Flori laßt mir ungeschoren, denn dir
Hist mehr werth, als Jhr alle zusam
imen««, poltert der Bauer in feiner akt
sben, aber gutmüthigen Weise, die auch
die Zigeuner an ihm kunnten, heraus
und erzählt dann: »Als-) Jer wißt
dach. daß einmal ein Zigeuner seinen
Pathen, einen Walachen. fragte, ob er
ihm nicht einmal dem heiligen Niko
laus zeigen könne, er möchte den zu
gerne sehen. Der —- schlau, wie er
war, versprach es ihm und verlangte
nur, der Zigeuner falle ihn in der
Dämmerun befuchen. Er hatte an
dem Tag rebse gefangen und hing
einen davon an die Wand mit dem
Kopfe abwärts, an die Stelle, wo
immer die iligenbilder hängen-.
Ali der igeuner kam, wollte er das
heiligendil küssen, das er an der
Wand im Dunteln zu sehen glaubte
—da faßte ihn der reds tüchti bei
der Nase, daß jener in seiner gingst
schrie:
ist2:iliger Nikolaus-, heilig sei,
r meine Nase lasz frei!'«
»Ja, und weil wir seither keinen
iligen Nikolaus haben. weil er li
o unverschämt benommen hat, so
klori un er Heiliger sein, er ift ja
dazu geschaffen, und wenn wir Zigeu
ner noch eine Kirche hätten und unsere
gemauerte Kirche nicht mit der mala
chischen aus Käse und Speck ver
tauscht und auf egessen hätten, so
sähe Flori wohl a e Sonntage drin«,
s reit »Midi« dem Bauern dazwi
Klatschl ·
»Michael arg Eck« bedachte sich nie
lange —- er atte jenem eine derbe
Ohrfeige verseht und »Mit-V rieb sich
die brennende Backe und ballte Heim
lich die hande. Aber — die Fauste
blieben schön im Gürtel stecken. Mit
dem Bauern ans-indem offen und fee-»
—nein, dazu war der Zigeuner zu fer
! Ader rn feinen zufammengsetniii
en Augen stand eine andere Nackt
zu lesen: die Aepfel und Kartoffe n
D im Gatten des Bauern würden ei
kLiedchen davon fingen lönnen, wenr
szsie in Midis-Sack wanderten. Wie
l follte denn aber der Zigeunet
- fonft auch zu feinem Wintervorratl
- totnmen?!
7 Möglichft wenig arbeiten, viel er
i» betteln und stehlen, sich nicht erwischer
! lassen — das ift igeunerbrauch. Und
! dabei lebt der igeuner mit eine1
- Sorglosigleit, einer naiven, wilden
Grazie in den Tag hinein, lchlii t iicl
die Stunden mit einer frechen täg
- heit um die Ohren, die einen immer
wieder entwaffnet, die ihn zum Königs
- macht, wenn er auf dem Rücken liegt
und aus feiner Pfeife blaue Rauch
wllen in die Luft blasen lann.
halali !
Jagdnooellette von P a u la K a l d e
w a y. .
Mit einer stigen Bewe ung öff
nete Comteffe rene denBrte mfchlag
« »Das ift Platen’s Handfchriitl
Richtig-der Herr Graf wird sich die
Ehre geben« unserer Einladung u den
Jagden Folge zu leisten. Bi Du
nicht neugierig, liebfte hertha denAdo
nis kennen zu lernen?«
»Ich basse diese sogenannten »schli
nen« Männer. Selbstgefiillig blicken
fie mitleidig auf uns herab, nichts Bef
fetes wollend, als die Vergötterung
der eigenen Perlon. udem wird der
Graf doch auch laurn it finden, mei
ne befcheidene Spur zu lreuzen Dazu
gehören andere Damen, als das unbe
deutende, arme Fräulein von Reib
nin,« erwiderte Hertha, während die
Stimme die Bitterkeit verrietb, die sie
beherrfchtr.
,,Nun, dann wird er mir wodl wie
der als Eavalier fiir die kommenden
Tage zugetbeilt werden. Vielleicht
Iiiberleae ich mir die Geschichte und wer
sde Gräfin Platen. Denn immer auf
diesem altersgrauen Schloß sitzen, pub,
man stirbt ja vor Langeweile! Jch will
ein Leben in der Residenz und bei Hofe,
und Papa tann sich niemals dazu ent
schließen, auch nur einen Winter in
Berlin zuzubringen Doch nun komm,
-Hertba, ich will den Eltern Platen’s
Zufaac mittheilen; der oeriviihnte Graf
von den Gar-de - Kürasfiren muß doch
gebührend gefeiert werden«
Bei diesen Worten erbob sich Jrene
von Prasch, eine bochgewachsene blon
Dame mit seinen, regelmäßigen Ge
sichtsziigen, die man getrost schön hätte
nennen tör -.en, wenn die blauen Augen
nicht zuweilen einen leicht verschleier
ten Eindruck gemacht hätten. Es gab
tauin einen größeren Geaensati wie sie
fund Hertba Fast einen Kopf kleiner,
Haar und Teint einer Zigeunerin iibn
llich schien Letztere eher alles Andern
jals hübsch, und doch gab es wobl Kei
:iien, der unbeachtet an dieser Erschei
-nung vor-übergegangen wäre.
« II
Ein frischer herbstinorgen Die
sLuft ist ganz still. Draußen iiber der
Haide schwebt ein leich er Dunst; Laub
liegt überall ainBoden, gelb- und roth
braune Blätter wie sie der Wind zu
sammenivebt. Ein Tag. wie geschaf
’fen zur Jagd! Jin hofe wichern die
leerde, und dazu tönt das lustige Ge
ifchmetter der Hörner: Frisch auf zuni
Zer lichen Jagen!
i s ist ein iarbenrsriichtiges Bild wie
sich die Jäger in den Sattel schwingen
in den weißen Reitbosen, schwarzen
Lacksiiefeln dein rotben Frau und dein
iCyliadeL Allen voran ein hoch-gewach
sener blonder Mann mit einem starken
Schnurrbaet, das dichte Haar leicht ge
lockt und an den Seiten militiirisch ver
Ischaitiem Gkai uikich Punkte
Je t biegt die Meute um die Ecke,
dem untsnian folgend der ibr voran
reitet Wie iii jedem Jahre, ist auch
diesmal Graf Prasch der Muster, als
Zeichen seiner Würde eine weiße Binde
am linten Arm tra end. Auf einen
Wink von ibin sebt ich die ganze Ge
sellschaft in Beide ung, und bald ist
die sich lang binzie nde beide erreicht.
Das jagdbare T r, ein mächtiger
Vier:bnender, ists n ausgeschi, und
ern Ist sich die Meute auf
vorläufig ist sie auf
falscher Föbeth irgend ein anderes
Wild mag ibeenWeg lreiiz t
Doch nun endlich bat die r chtige
Spur feundent Mittlerweile ist der
hitrsgse beinahe an dein Ende sei
away immer lan agiti
inee wird sein und tin-net ber
kommen ibnt die hinde. Er sieht tei
neri Ausweg sub-; irre ist er verlo
ren, denn unter ioiitbeii in Gebell bei
bri- M set-u »Den-leer ou ihm trit
deesnarn betti , wo Graf
Musch. den but heimw- dtr Its-ed stei
7 lebt
Aus dem Sattel springen, den hin
terlaus packen und da- Thiee w en
ist süt Ulrich Platen Eins. Der a
siee giebt den Fang, und mit einem le -
ten verscheidendenBlick senli das Inii -
iige Tfiet sein stolzes Geweih, und
Alles it poriiber.
Gras Pralch nnd seine Gäste aber
«ziel)en den rechten handschuh ab, lüs
·ten den hitschsiinget und lustig erschal
len die Mienen
«Halali! Halalil Halali!«
sit I I
Von Allen abgesondert, in tiefes
Grübeln versunken, hat Ulrich Platen
den- imweg angetreten. Und es ist.
als o der Fuchs zu siihlen scheine, daß
sein Here seinen Gedanken nachhän en
wolle, denn langsam itabt er dasm
alle Unebenheiten des Bodens soraarn
weidend. ,
I «·Ob ich wohl an einem Wendepunli
meines Lebens stehe? Aber si zu fes
seln, ohne Liebe, nein, das si eines
! Grasen Platen unwiirdig. Die schöne
- Comiesse wird ja auch sicherlich nicht
;.aui mich warten, wenn es mir auch
i manchmal scheinen will, als wäre ihr
meine Gegenwart nicht unwillkom
" men."
I Der stattliche Reiter war so inTriiu
mereien versunken, daß er ordentlich
zusammenfuhr bot der Erscheinung«
die plötzlich seinen Weg treuztr.
« Gab es hier Zigeuner-? Doch nein,
«Ida"zu paßten wohl nicht die feinen,
ebenmii igen Gliedern und das, wenn
auch s lichte, doch durchaus modetne
weiße Kleid.
« »Halt, kleine Hexe, sieben bleiben
und Auskunft geben!«
Das war wieder der »tolle" Platen,
wie er im Regiment nur hieß .
Ein verwunderier Blick aus sam
meiduntlen An en tras ihn:
»Mein Herr rai, Sie sind vor eine
falsche Schmiede gerathen!«
Noch ein spöttischer Knix und die
Eltengesialt war im Gebüsch ver
schwanden.
Betroffen blickte Ulrich ibr nach,
während seine Lippen mechanisch mur
melten:
»Teufel, sollte ich da wieder eine
neue Dummheit gemacht haben ?'«
Eine Stunde später nahm dasJagbg
diner seinen Anfang. Die Herren er
schienen im Frack und weißer Binde,
leine andere Auszeichnung im Knopf
loch, als den beim alali erhaltenen
griinen Eichenbruch· -ie zahlreich ver
tretene Damenwelt hatte gleichfalls
Dinertoilette angelegt, meist hellsarbi
ge Seidenlleider mit kleinem Ans
schnitt.
Gras Platen befand sich in angereg
tem Gespräch mit der Tochter des Hau
ses, und doch schien es dieser, als wenn
er nur zerstreut ihren Worten solgte
und den Blick wieder und immer wiedr
an jene Stelle schickte, wo Verthm de
ren mattgelbes Seidentleid wunder
sbar harmonisch mit ihrem dunklen
Teint contrastirie, mit einem Ossizier
der benachbarten Garnison plauderte.
»Verzeihung, Comtesse, wer ist die
YDame in gelber Seide-« unterbrach
t
Ulrich plötzlich Jrenes geistreiche Be
kmertungen iiber die moderne Littera
««tur. »Ich glaube, sie ist mir heute
schon begegnet. Das ist ein Gesicht.
das man nicht wieder vergißt, wenn
man es einmal gesehen hat."
»Ach, Sie meinen Fräulein Hertha
von Reibnitzl Schade, dasz sie nichts
»von dem Interesse ahnt, das Sie ihr
ientgegenbringen, Herr Gras,« llang
ice spöttisch von Jan-s Lippen
Verwundert schaute Ulrich sie an.
Doch es blieb ihm nicht viel Zeit zu
«einer Entgegnung denn schon wurden
die Plätze eingenommen, und bald
herrschte jene glückliche Stimmung,
wie sie durch gute Weine, anregende
.Unterhaltung und Kerzenlicht hervor
Tgebracht wird.
Die Diener siillten die crnstallenen
Kelche mit verlendern Sect. Das war
der Augenblick, wo einem alten stan
ziisischen Jägerbrauche gemäß Demje
Hnigern der »ausgehoben«, das Recht Zu-:
jstand, einer von ihm bevorzugten Da
Ime den Jägergruß zu senden
; Niemand zweifelte, das; Ulrich Pla
zten der schönen Tochter deg Hauses die
jse huldigung darbringen wurde. Al
,les schwieg und wartete gespannt aus
:die kommenden Ereignisse.
Der Schloßherr neigte lächelnd sein
,Glas gegen den jungen Ossizier nnd
wandte sich fragend an ihn:
«Welche Dame, lieber Graf, sollen
wir grüßen?«
Einen kurzen Augenblick noch
schwantte dieser, dann aber, während
ksich Aller Blicke aus ihn richteten, hob
er den Kelch und antwortete mit se
ster, sicherer Stimme:
»Da mir das Jägerrecht zusteht:
Fräulein Heriha von Weil-um«
s Obwohl die meisten der Gäste ihr
Erstaunen über diese MkwarteteWem
idung taunr zu unterdrücken vermoch
-ten, neigten doch alle ihr Glas gegen
Fdie so Geehrte, deren Wan en si vor
Erregung leicht geröthet alten
Nur Jrene von Prasch bemühte sich
vergebens ihren Unmuth zu verbergen,
obgleich ihr Cavalier sich die erdenk
lichste Mühe gab, ein leichgiltiges Ge
spräch im Gange zu lten.
Ein Seufzer der Erleä »terun tani
iiber ihre Lippen, als endlich die asel
aufgehoben wurde. Und d , hätte
sie geahnt, was nun solate,·- cherlich
hiitte sie dann noch lieber stundenlang
die langweiligste Unterhaltung gepflo
Ism.
Denn lauen hatte Ulrich sich mit ei
ner Verbeugung von seiner Dame ver
abschiedet, als et auch schon vor Fräu
lein von Reidnih stand
»Mein gnädiges Fräulein, ein trai
ger Sünder wa t iich Jhnen zu nahen
und dittet um nadel
Bei diesen Worten blickten die sonst
stets lustig funkelnden Augen o demü
thig, dass hertha nur mit ilhe ein
Lächeln unterdrückte.
»Sie haben sich ja schon redliche Mii
he gegeben, Jhr Vergehen von heute
Mitte wieder gut zu machen, deshalb
sei ? nen Verzeihung gewährt, Herr
Gra ,« erwiderte die junge Dame
freundlich.
«Wodurch?« fragte Ulrich erstaunt.
»Nun, dadurch, daß Sie mir den
Jägergruß sendeten!"
»Das hatte damit ar nichts zu
thun,« entiuhr es bligschnell seinen
Lippen.
»Nicht? Wie latn ich denn sonst zu
der großen Ehre?"
Ein leichtes Noth färbte bei dieser
Frage Herthcks Wangen, während die
Augen glückselig aufleuchteten.
Ulrich tam es vor, als hätte er noch
niemals im Leben eine solche Schön
heit gesehen. Hier stand er — er sühl
te es deutlich —- an einem Wendepunk
te seines Lebens.
—
——W
Und Alles unt sich hetver essend, ent
gegnete er mit gedömpfiet iimme:
»Das isi eine Futdiguns die ein
Jäger einzig und a ein der « ame ent
gegenbringi, die ihm am Besten ge
fällt von allen. Sind Sie mir des
halb böse, Fräulein von Reibnitz?«
»Aniwotten Sie mit," drängte et,
während seine Hand verstohlen die ihre
suchte.
»Bitte nichi!«
» ann denn?« -,
»Beim nächsten Halali!« —- —
Kuuki und Wissenschaft
—
1 — Neues von den Funden bei der
Insel Kytherm Der Meeresboden
birgt wirklich noch Wunder, von denen
kein Mensch ich träumen läßt! Von
versunkenen tiidten redet die Sage
versuniene Schiffe, die lange Jahr
hunderte dort unten geschluenmert,
werden geht wieder empoägehobem
Ueber de neuesten Fortsch tte der
Iwane-Arbeiten bei der nsel Kn
thera entnehmen wir dem agebucbe
eines an Bord der thale befindli
chen Berichterstatters das Folgende.
Nach der Ankunft des Etwas-Schiffes
Mylale, das den griechischen Unter
richtsminister Skais zur Fundstätte
brachte, sind die Arbeiten zur Hebung
der versunkenen antiken Kunstwerke
aufs eifrigste gefördert worden. M in
tbegann damit die Marmorstiiete, wel
che die Taucher, Schwammfischer con
der Jnsel Spra, nur bis zu seichteren
Stellen im Meere hatten emporheben
skönnen, an Bord zu winden. Wer
«je in einem Museum der Aufstellung
;einer Marmorstatue beigewohnt hat,
;weiß, dasz die Hebung eines solchen
IGewichtes keine Kleinigkeit ist« Mäch
:tig arbeitete der Dampfkran des-Schif
lfez sobald der Minister hoch oben an
EBord das Zeichen zur Hebun eines
tneuen Marmorstiickeö gab. EJn ries
er Bronzetops wurde zusammen mit
Fünf gewaltigen Marmorstandbildern
Edem Meere entrissen. Leider ist alle-«
!vonr Wasser arg mit enommen. Dann
kam ein gewaltiger tierrumpf an die
EReihr. Zulent wurde unter athemias
sser Spannung der Zuschauer der Rie
»senleib eines Bronzevserdes an den
shebetauen befestigt und war schon den
IFluthen entstiegen, da rissen die Tat-e
Eder Mylale und begraben den kostba
sren Schatz vielleicht für immer in den
Fluthen Die Taucher versicheru, daf:
kan dem Meresgrunde noch weitere
IMarrnorwerke liegen, ja, sie behaup
vten, daß unter diesen inSchlamm nnd
Seegewiichsen noch mindesteng aktst
Bronzewerke an den hervorragenden
Spitzen deutlich zu erkennen seien
,Dazu stimmt gut, dasz man zu Dutz
lenden von Bronzegliedmassen die-Der
Inoeh den Rumpf nicht gesunden hat.
»Es handelt sich als»o zweifellos um et
Inen großen archaologischen Schutz-.
Auch das Geheimnis der Versenkung
Idieses Schuhe-Z beginnt sich zu lichten.
IUnter den kleineren Funden nnd nam
Ilich zu erwägen-r 15 große thönerne
iVorrathsgesii e, einige gefüllt mit ne
troekneten Olivenlernen, einige mit
Pech, die beweisen, daß das versunte
ine Schiff ein antileö war, also wohl
kein römisches, das den kostbaren Raub
Iaue Griechenland nach Jtalien schal
Isen wollte. Auch an heiterm Eile-»
snifsen fehlte es nicht bei der Oel-·
«ungöarbeit. Als der allen Archiiolo-1rn
Iwohlbelannte General-Diana der
’Alterthiimer in Athen here Kalt-a
idias sich von dem Kriegsschiff aus das
»Taucherschiff begeben wollte, stürzten
»in das Mer, kam aber mit einem tril
Iten Bade davon und wird in den
lathenisehen Zeitungen »als Märtyrer
,seiner Wissenschaft gefeiert. Die wich
tigsten Funde unter ihnen, eine thro
nende ottheit aus parischem Mar
mor und ein wohlerhaltener Pius-.
lingskovf aus bester Zeit, sind a sbald
antsboxd des Kriegsschisses nachAthen
e
l
i
) — Das Spettrum des neuenSter
»ne-. Der ausgezeichnete engliiaie
Astronvm Norman Latinen gegenwar
tig wohl der grö te Kenner der-Stern
spettren, hat dre zehn photographische
Ausnahmen von dein Spettriini der
Nova Persei hergestellt. Die Ergeb
nisse seiner an diesen WWraphieii
I einachten Beobachtungen-g t er :ii
folgenden Sätzen wieder: t· »Das
ISpeitriiin erinnert in hohem· Grade
lan das des zule t ini Sternbilde des
Inhrsnannj ers ienenen neuen Ster
nei Gier-a Anrigne). 2. Das Spei
triiin wird wenigstens durch 2 Licht
quellen hervorgerufen, dondenen die
eine ein Sepetttiini init dunieln Lis
nien, die andere ein solches init hellen
Linien giebt, lehtere besonders get-il
det ans den Elementen des· Wasserstofk
sei, dei heliiiim des Asteriiini und des
Calkiiiin. B. Einige der hellen Li
nien sind wahrscheinlich umgekehrt-t
Die Verbreiterun der helleren Linien
ist detrii tlich gr« er als die seinem-i
an dein pettruin der Rava Aurigae
beobachtete. 5. Aus einein Verqleich
init dein Spetirum des Sternes Bel
iatrix (iin Orien) geht hervor, daß di:
Mitte der hellen Linien sast die nor
male Lage»iiii Speitrum besist, di
sröszte Breite der Linien erstreckt fid
ber einige 30 Zehntelineter. 6. Die
Mitten der hellen und duntlen Linien
liegen iiin etwa 15 Zehntelineter »inn
einander», ein·Beweis dafür, da der
Unterschied in · der Geschwindigkeit
zwischen den beiden Lichtquelleii etwa
700 Mgktiche Meilen oder 1100 Kilo
meter in der Sekunde beträgbt Wahr
schchch Entfernen sich also ie beiden
immelstorper, die durch ihren Hu
ainiiienprall das Aufl-achten ozsz
Sternes bewirkt haben, gegenwärtig
wieder mit der näziickx unvorsteslöw
ten Geschwindig eit von iibet 1,0I-)
kiioineter in der Setunde auseinan
ke»