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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 29, 1901)
wkgissäs « · « q— Erichs III Ludwig Annshagen. -»..... - . Von allen Ehrungen, welche die Zu letan mir bringen würde, erschien mir die Rettungsmedaille als die be gehreniwerthestn Sie war lange Zeit Gegenstand meiner trautesten Jugend phantasien — sie und die edle Hand lung, die ihrer Erlangung vorangehen mußte. Sie fpornte mich zu allen tur nerischen Uebungen, und ich lernte das Tauchen und herausheben von schwe ren Sachen· die ich über Wasser fortbe wegte. Es fügte sich jedoch nie, daß ich Zeuge eines beträchtlichen Unfalls wurde — ich hätte schon künstlich einen solchen herbeiführen müssen ——, und immer wurden die Heldenthaten von anderen gethan. Die Rettungsmedaille am Bande auf der Brust — und alles Weitere hätte ich für überflüssig gehal ten! Mein Freund Erich lächelte gü tig riithselvoll —- oder vielmehr eigent lich recht dumm, wenn er mich aus mei ner Lieblingsidee ertappte. Er war eben — weniger begeisterungssähig — nun ja ! Mein Freund Erich war ein guter Reiselamerad, dessen überlegene Ruhe ihn im übrigen vortheilhaft von mir unterschied und der schon in seinem Aeußeren durch einen Ansatz zur Fülle ; Vertrauen einsliißtr. Vorkommnisse, ? die mich empörten, that er mit einem ; kraftvoll-gelassenen Ausathmen durch j die Nase ad, welches seine blonden Schnurrbartshaare fliegen machte, und H wenn ich mich über Schaden der Umge- S bung ereiferte, so richtete er sich höch- « ftens ein wenig aus und schob langsam I die Augen seitwärts auf das Unstati- Z shafte mit dem müden Blick eines sich i sonnenden Bernhardinerhundes, der in j seinem Frieden gestört wird. Diese in ! sich ruhende Größe blick- mik den-un- l dernswerth. bis zum Schluß unserer . Ferienstreifzüge das Schicksal uns in dem mecklenburgischen Badeörtchen Alt-Gaarz mit rauher Hand in ein und dasselbe Zimmer warf —- ihn, den Na turwissenschaftler im fünften Semester —- rnich den mulus, der auf die schwere Noth des Examens Nervenstärlung an der Küste suchen sollte. Jn dieser Zeit tauchte der Gedanke an Scheidung auf. Schon am ersten Frühmorgen näm lich behauptete mein Freund, daß ich ihn in der Nacht in mißtönender Weise « angeschrieen, ihn dadurch um einen schönen Traum gebracht und mich erst allmählich unter «fortgesetztem Mur meln von häßlichen Beleidigungen ge gen ihn wieder beruhigt habe. Jch war rnit Recht erstaunt, da meine Tante ge sagt hat, daß ich eine sympathische Stimme besitze und ich mir der reinsten Gesinnung gegen ihn bewußt war. Vergeblich suchte ich aus dem weißen Blatt meines Erinnerns nach diesem Makel, und wir ließen die Sache auf sich beruhen. Nur am Abend drang er daraus, daß ich ein Glas Wasser leerte nnd ein zweites aus meinen Betttisch stellte, obwohl es gegen meine Grund sätze ist. dem Wassersport sein Element zu seh-Tälern Wir hatten iagüber aus dem Salzhafs gerudert und waren um die Spiye der kleinen Wustrawer Halb insel ins Freie gesegelt. Redlich müde von dem Beschafsten wünschten wir einander eine gute Nacht Rock lkls lag UOM UlOl lange, cliö Die Sachlage sich für uns sehr bedenklich ge staltete. Wir trieben auf der dunklen Fluth im lecken Boot und fteuerloö in die See. Jch hatte übergenug mit Wasserausschöpsen zu thun, Erich hätte rudern müssen —- aber er kümmerte sich « natürlich um nichts! »Was ist denn i l l l nun los-TM gab er mir zur Antwort, alsz ich ihn zornig aufsorderte, seine Pflicht zu thun Was nun los sei! -- lieber i Himmel, so konnte der Mann fragen der im Seewesen sonst einen so sicheren Blick hatte! Hier wurde die Ruhe zum » Verbrechen und die Gelassenheit hörte aus« ein Zeichen der Stärke zu sein -— sie war Stumpsheit, unverzeihliche —— Unwiirdige, ja fast thierische Begriffs losigleitl Jch hätte ihn am Rocktragen gesehiittelt, wenn ich einen Augenblick die Schöpsleile hätte weglegen gedurst. Kindern soll du —'«, rief ich, mühsam mich mäßigend Jch fühlte, daß mir im Uebermaß des Gefühls die Zunge nicht recht gehorchte. ,, ch liege im Bett und will schlafen,« erwiderte er und lachr blöde vor sich hin. Ja —- das war es eben — das-. e: schlafen konnte; als wenn nie in seinen-. Leben das Wachen nöthiger gewesen wäre! war stets der Marschall aus unseren sen gewesen, darum wollte er auch von der letzten teine Mithe ha ben; —- nnd er war nicht zu bewegen, ff viel ich ihm in’3 Gewissen redete. »Sei-E doch Wasser-« sagte er cy Ja —- bald genug wurden wir et trinken-—- Massen von Wasser —- innsetiu Lasset! Er auch! Und das e er in einem friedlichen Feier aien wahrend doch auch er noch insecsiiit seines Lebens stand. Das als- war s innerste Wesen seiner Ruhe-—- —derpassive Seil-innern Und Its ein Mensch mit anderen Zielen mit w Grunde ging — machte ihm I artig-St- o: Erkenntnis Hleexsjte vie n au mein z » R w zu viel sitt Worte, und eine un ergen den Freund Magis- stusi, ndein ich mich nie die sotdwand tastete ich nn W tlang, um zu fühlen wie U HCU Jgg ZilätIMU . — avers-innen konnte es n er . —- Ue Gefahr schien durch L « Erichs Ruhe thatsächxich gebannt zu sein. Dagegen griff ich an einen Pan toffel und einen Stiefellnecht, die eben vorübertrieben —- es war also schon mehr Unglück geschehen. Das war sehr sonderbar, und ermüdet von der Ret stungsarbeit streckte ich mich auf dem s Boden des Bootes aus und beschloß, in dieser Stellung geduldig den Tagesan bruch zu erwarten —- woriiber mir so k gar die Augen zufielen. . Jch habe ihm keine Vorwürfe ge ; macht, doch beim Ankleiden fab ich mir . den alten Knaben an —- wie er vor dem I Spiegel mit den —- mit je einer großen , feurigen Narbe gezeichneten —- Händen ’ die Bürstchen bewegte, um «seinem Schnurrbart die Vollendung zu geben. Er hätte sich einmal häßlich verbrannt, hatte er mir früher ausweichend geant wortet. Ob ihn wohl das damals ein wenig aus seiner Ruhe gebracht hatte? Es lag unleugbar etwas Störtendes in diesem Wesen —- aber es konnte auch reizen. Jch bemerkte nur milde, wir wollten heute den ganzen Tag angeln, dazu sei er iiberhaupt geboren und ich begreise nicht, wie er sich von diesem ihm vorgezeichneten Sitzplas am Strom des Lebens so weit habe ent fernen lönnen. Er wärde weder durch vom Steg gleitende Wäscherinnen noch durch sinkende Boote, die mit seinen Freunden beschwert seien, gestört wer den. Er wandte nur einen seiner mü den, majestätischen Blicke nach mir. Wir fingen denn auch ein stattliches Gericht Fische und ließen sie uns zu Abend tnusperig braten. Das Hochge fühl. uns von unserer Hände Arbeit zu nähren, milderte was zwischen uns stand —- und spät wandelten wir noch auf den Schmiedeberg, um das Aal stechen im Haff zu beobachten. Jede Jolle hatte eine Fackel, und der röthliche Schein lag in zitternden Streifen auf dem Wasser und umriß scharf die dun keln sich behutsam bewegenden Fischer gesialten mit den Stechstanaen. Zweiu lei wurde uns tlar — daß es ein eigen artig reiz- und räthselooller Anblick war —- und daß wir morgen von den gefangenen Aalen in Sauer haben mußten. Mit diesem inneren Gewinn wandelten wir hinunter zu unsern m..s--kx«-’AA--. ·lIC4L!LdesOLI-· Ja — Erich darer schon mager-, wir der an die Wunde zu rühren. Er liin digre mir an, daß er mich strenger liber wachen, mich dei der gerinaficn Unruhe schon anfchnarren und eventuell mit handlichen Gegenständen nach mir wer fen werde. Jch bat ihn nur, sich als ers lösendessz Wort den Satz: »Du liegst in deinem Bett« zu merken und versorgte ihr-· selbst mit Munition, indem ich mei: ne Pantoffeln zu den seinen stellte Aufzerdem holte er eine Zfiackenrolle, meine Kleiderdiirste und den Stiefel inecht heran. Er war freundlich nnd . behaglich —- aber mein »Gutenach:« verbat er sich als elende Heuchelei Jch hatte leider vergessen, mir Was ser bereit zu stellen, und bald larn auf - die Fische der Durst. Leise richtete ich I mich im Bett auf, um s— ohne die Füh lung mit demselben zu verlieren ——— mich an die Wasserflasche heranzudehnen. Ader Ehrich war ans feinem Posten, ,;du liegst in deinem Bett« faate er. «- « »Das ist nicht wahr s— ich lrieche in der Stuhe,« erwiderte ich schroff, »du brauchst mir nicht erst zu sagen, wo ich bin.« Nun fühlte ich mich berechtigt. aufzustehen und wie ein Zweihönder an die Kommode zu treten. Er verstand die Gereiztheit meines Toneg falsch, denn sogleich liesz er das Kommando folgen: ,,Augenblicklich legst du dich ins Bett und schläfft weiter!« -— »Ich werde doch noch Wasser trinken dürfen mit deiner gütigen Erlanbniß,« erwi derte ich lebbaft geärgert und schenkte mit Getlirr ein. »Weißt du erst Gläser entzwei machen ?" rief er gedämpft, und ein Filzschuh fuhr mir in die Knie tehle. Zwischen Verdruß und Lachen zog ich mich mit meinem Glase zurück. Dann hörte ich ihn seinen Schnurrbart blasen: ·—— er fühlte sich nicht wenig, daß er mich wie eine wilde Bestie in mei nen Käfig zurückgezwungen hatte, und bald schlief er wieder. Mir aber blin zelte der Mond in’s Gesicht durch eine Ritze im Fensterbehang Gern wiire ich ausgestanden, um denselben besser zu schließen. Aber kaum richtete ich I mich auf meinem lnarrenden Laaer em » por. so rief Erich, »du liegst in deinem Bett." Er hatte sich diese abgedrofchene j Redensart so eingelernt, daß er sie auch im Schlaf hersagen konnte —- ich hatte schon immer den geringen Aufwand von Mitteln bei feinen Zwecken bewundert. Sobald ich Ernst gemacht hätte. an's Fenster zu gehen, wären jedoch die übri gen Gefchosie auf mich eingesauft, ohne mir zur Rechtfertigung Zeit zu lassen. So hockte ich denn. urn dem Mondftrahl zu entgehen, lange auf meiner Matrahe und so oft ich eine andere Lage suchte, tam aus Erichs Bett dieselbe geistlofc Wendung, die überdies nur halbe Wahrheit wars —- bis endlich mein himmlischer Peiniger um die Ecke war. Der fand seinen Inhalt dadurch, daß vortr fliehn lwind war. Wie trennten ans dem Da heraus und hat ten dann den ichs-stei- Spielroum. Am Abend gondelten wir noch ei ln in «Stiikbooten« umher — den leinen, tielloseen dreieckigen Sæknvertäuferm die zum Verkehr mit den im Ha ver anterten Fischen-seen da find un mit Wagen Met- W werdet-. « durch hatte-« sich Unser Appetit auf des Wten fernen Aal noch gestet ert ondmädmtvirdieliiihnchenam teg data-er hattet-, lten wir ein Gdtteri mal-L M m te zur Mßigleit und · suchte mir dieselbe durch ein-. verheeren de Thätigteit seinerseits zu erleichtern. Doch sollte auch er sich nicht opfern — ’t«nd der Wettstreit schaffte bald eine leere Platte, in deren Gallertresten sich tser Vollmond spiegelte — denn wir hat ? ten in der Laube gegessen. »Wenn nur der Mond sauren Aal verträgt!'« meinte mein Freund tiefsin nig. Wir machten aus« daß er ihn wahrscheinlich vertrüge, denn umgekehrt der Aal liebe Mondschein — und hoff ten nur, dasz der, welchen wir dem E freundlichen Licht entrückt hatten, in der - Nacht keine Sehnsucht bekommen werde. - Unter solchen und ahnlichen Gesprächen «« wandelten wir am Binnenstrande hin E über die Landenge mit der einsamen ; Mühle an das ossene Meer, sahen den s Glanz der vollen Scheibe "in langer, - slimmernder Bahn aus dem Wasser lie " gen bis an den Horizont und hörten die « See langsam und ruhig athmend ein schlafen unter dem Zauber des bleichen Scheins-. Man konnte sich sestsehen aus diesem Lichterspiel und sich schläfrig horchen nach dem wogenden Aus und 3 Ab —- nach dem triedeoollen Meeres odem. —- Mein Freund packte mich plöhlich an den Schultern und drehte mich herum zum Dorf, wo schon die Lampen verloschen waren —- und wir I stapften heimwärts durch den Sand — schlasmiisde und schweigsam. Beim Entlleiden bat ich Erich, wenn eä ihm möglich wäre, diesmal etwas we niger grob zu sein, da seine Aussälle i mein in der Stille der Nacht noch verset ’ nerteö Empfinden tief verletzten. Als kh die Stille der Nacht erwähnte, lachte er sonderbar durch die Nase — aber er versprach möglichste Duldung. Er hatte eine Schale mit Wasser vor sein Bett gesetzt, wo gestern die Schießvorriitye lagen — ich wußte nicht, zu welchem Zweck. -. «x . YIllll slkcclc ill? mill; Lerzuui iuuuc cus mein fchwantendeg Lager. Das dunkle Haff war vor meinem inneren Blick, nnd die trausen Katzchen jagten und ringelten sich auf seiner Oberfläche —- biipften in dem finsteren Glant, schlugen Kreise « und alitten vorbei an meinem Stäiboot -—— »s— ich fuhr-. Erich auch. Es war eiaentlich eine wunderliche Gondelei fo in diesem lreieckiaen Kasten —— eine ganz beson dere Sorte von Zchifffabrt. Sie tivuss ten nicht eben leicht — da iie in d:r Grundlinie wohl einen Meter breit wa ren ———- aber man tonnte selbst in’5 Tau mein gerathen —--— vielleicht durch die Stange, die sich im Grunde festbobrte. —- Waz war dagkk Tbarsächlich war Erich eben die Stanae entfallen ——— er wankte -— und dag- Fabrzeua trieb rafch an mir vorüber feewärts. Jch fah das Tauende im Wasser nachschlevven --—— im Nu warf ich mich auf die Knie, beugte mich weit über meine Bordwand hin cug und faßte glücklich den Strick· So gleich war er straff — ich fühlte den Widerstand ——— und holte den Nachen nun langsam und mit beiden Händen nachfassend heran. »Bist du jetzt ganz und gar des Kuckucks?« fiel Erich g s Stimme mir schneidend in’S Ohr. »Laf; s mir doch mein Bettl« Der Unglücklichet Es war meritoiirbig, wie rasch ihm in der Gefahr die Besinnung schwand· to daß er sich gebärdete wie schlaftrunten. Der Wassertod mußte in solchem Zu stande fast ein sanfte: sein! Jch sprach ihm liebreich zu und zog weiter -— der eigenen Gefahr in meinem bedenklich« schwantenden Boot nicht achtend. Da: rüber gab es plötzlich ein olatschendes Geräusch — er war also über Bord. Ohne Besinnen mit einem heiseren Schrei stürzte ich mich ihm nach und wunderte mich über ineineDurchschlags - kraft, da ich sogleich auf den Grund s schoß, wo ich häßlich aufschlug. Dann ! arbeitete ich mich an den Freund heran i —- er war oben geblieben ——— und es ge i lang mir glücklich, ihn nach der alten I Regel am Schopf zu packen. Natürlich suchte er mich zu erfassen und schlug wie s besessen um sich, so daß ich mich uuk schwer seiner erwehren konnte. Doch hielt ich fest und versuchte, ihn hinter mir her zu ziehen, wobei er mit verzwei felttm Griff meinen Arm umtlainmerte. Jch fühlte, daß ich rasch eriahrnte, und nun gab es teine andereNettung für ihn und mich, als indem ich ihn nach be rühmtem Beispiel durch einen leichten Schla auf den Kopf betäubte. Mein natüt iches Erbarmen breßte mir die vorbereitenden Worte ab: «Verzeih mir Erich —- aber es geht nicht andeesl· Dann wurde meine niederfallende nd von seiner Fauft aufgehalten und über laut rief er mir entgegen: »Es ginge recht gut anders, wenn du mir den Aal gelassen hättest —- aber die Gier trägt ets ihre Strafe in sicht« Dazu schüt telte er mich, daß meine "hne aufein anderschlugen —- ich begri f nicht, wie er im Wasfer einen Stiijnuntt dazu fand — und indem ich mich abmühtek eine Rechtfertigung heranziehen-nein ging eine rasche, unfäglich unbehagliche Bee teandluag um mich vor. Dazu lachte er lan und höhnisch. ZIch las- niinilich dar Wuth,« et tliirte er. ·Dente.nichi, das du einen Wis gemacht haft! Ich lasse dir die ganze Stube fiir deine Rachtinanitoey aber ich iibe nicht mit, und mein seit ift neutralet Land —- ich gestatte auch keinen Durchmarsch l« Damit ließ er mich itz. waran er einen Die enschietn hervorsnchte nnd var seine-n anf spannte —- ein rundes, wantendes — fsndetbaui Seriisi ! Meinlaut —- mit enden Pullen nnd itternden Kneen las ich und griibete libee Erichs charakter. Spott und Krän kung war aces gewesen stir eine Auf opferung, die —- ihrem moralischen Ge halt nach — in der siettunadnredaille I allein ihre Würdigung gefunden hätte. — Jch beschloß, hart zu werden gegen menschliche Noth und an Stelle meines noch immer wild llopfenden Herzens einen Stein in meinen Busen zu neh men. Darüber lam ich allmählich zur . Ruhe — und als ich bald darauf bei ; einer Umdrehung sah, daß ein hoch und - rundlich geladenes Heusuder schwankte ; und aus meinen Freund zu stürzen ; schien, rührte ich keinen Finger. s Erich sand am anderen Morgen ein Eneuttales Stäbchen siir seine Nachtruhe «- im leyten hause des Dorfes. Er hatte « sich etwas hastig — noch vor dem Kas · see —- aus die Suche gemacht und selbst ' seinem Anzuge nur sliichtige Beachtung z geschenkt SFZ sand ich denn, während : ich Im iy grlnucquiy ums-were, ist-us Schlips und Manschetten auf seinem INachttisch —- sowie ein Etui. Zur Sicherheit wollte ich seine Uhr an mich I nehmen. öffnete das Gehäuse und — I i i l i —- taumelte zurück. In den lila Sam , met eingebettet lag die Rettungsme , daille mit Band! Wachte ich oder träumte ich ? Was hieß das ? Ich rieb I mtr die Stirn —- war das, was ich ss eben als schweren Traum erfahren t l «- hatte, dennoch Wirklichkeit gewesen ? . —- die schon Wochen zurücklag —- war ; ich trank gewesen ? Ein peinvolles Verzugen an meiner ; Dentfiihigteit faßte mich. Jch fühlte t , und drehte das wonnige Ding zwischen ." meinen Fingern und las die Inschrift : «Fiir Rettung aus Gefahr.« Und wäh t rend ich es athernlos drehte und wen dete, trat Erich mit einem Lächeln der Befriedigung auf den gelassenen Mie nen wieder ein. Als er die Medaille in meiner Hand fah, schoß ihm ein bren nendes Noth in’s Gesicht und er machte eine Bewegung, sie mir zu entreißen. »Schön dir das ?« stammelte ich. — ,,Ach was — gieb nur her !« --— »Seit wann hast du sie ?" ——- »Seit drei Jah ren -— mach den Mund getrost zu und frifz mich nicht mit den Augen —- was ist denn dabei Z« Er nahm die Me daille an sich, öffnete einen Knopf sei ner Joove und schob sie in’s Jnnerr. Er wollte fort. aber ich warf mich ihm entgegen : »Nur über .ne:ne Leiche! Wie hast du sie bekommen I-« — aNu -—— ungebetene Freunde haben wohl beim Großherzog gepetzt. Laß mich raiis jest ———- meine neue Wirthin hätte sie ebenfalls verdient und zwar an mir.« — Er versuchte, mich fortzuschic brn, aber ich sperrte mich. »Ich will alles wissen !« sagte ich tonlos. »Hörst du —— alles ! Was hast du angestellt gehabt Z« —- »Ach Unsinn« —— sagte cr· oerdrieleich, aber dann lachte er. »Ich holte mal aus unserem Gut zu hause ein Wolltniiuel und die Photographie eines Schneidergesellen unterm bren nenden Strohdach raus -—" — »Es ist nicht hübsch von dir. mich zu verhöh nen s— also wie war es ?« -—— »Na — es war noch eine alte Frau dabei, die beides in der Hand hielt. Sie war wieder hineingelaufen. um zu retten —« — »War es das Bild ihres Soh nes ?« —- »Nein ——- sie wußte selbst nicht« wer es war-« — Jch lachte auf, um nicht zu weinen, aber doch schwamm es mir vor den Augen. »Es ist teine Thräne werth —- Alterchen -——" sagte Erich. »denn hat man die Medaille wirklich, so weifz man, daß man eben so sehr Geretteter als Retter war und — mag nicht damit prunlen.« — »Ich lache nämlich vor Muth und weine vor hochachtung,« ertliirte ich, »Mann — wo hast du sie so lange gehabt —- ?« —- »Jch trage sie unter der Weste —--.« Erichs Phlegma und meine Beisei sterungsfiihigleit glichen sich mit Ler Zeit wohlthuend aus. ..--.O-—— - — Zu einem Tanmlirua -...-.4...... Novelle von Mite Bette. -—....... ; Dir Fenster des ersten Stockioerkes waren festlich erleuchtet und hunderte von Kerzen warfen ihren hellen Schein hinab aus die dunkle Straße. Eine lange Reihe Wagen und Equipagen fuh ren nach einander an der weitgeössneten hausthiir dot. Ein junger ärmlich kleideter Mann stand mit einem Pack Roten unter dem Arm aus der untersten Stufe der brei ten Treppe. Er ließ erst einige in Abendmäntel gehüllte Gestalten an sich varheitauschen, ehe er es wagte. scheu durch die hausthiir zu schlupfen. hier hielt er einen Augenblick inne und sah sich rathlos um. Jn dem helletleuchte ten Flur standen vor dem hohen Mei lerspregel ein paar Leutnants und theil ten ihre Blicke zwischen ihrem Spiegel hilde und den vorübeteilenden Damen, die in der nächsten Thiir is der Sarde rcbe verschwanden. Endlich kam ein Diener und nahm sich des jungen Man nes an. «Sind Sie der Madierspieleri« »Er-wohl. Mein Name ist heinze.« « In! Gehen Sie nur immer da hinein. Das gnädise Fräulein hat schon ein paarmal nach Ihnen gefragt, will Ihnen wahrscheinlich noch ein paar Anweisungen ben.« Er öffnete die Thiir zu einem geräu migen Zimmer und ließ den jungen Mann eintreten. Jejtwltd lei gegessen. Ich siihee Sie nachher sehst n den Saal, warten Sie, bis ich Sie hple2« heinze sah sich in dem Zimmer um es war aug cheinlich das des haus herrn Es ha te dunkle Portieren An der Wand hingen Geweihe, den der Decke herab ein Kronleuchten ebenfalls aus Geweihen gestaltet. Lönas dei H Wand standen mehrere Bücherregalr. «« Heinze legte seine Deste aus den Tisch ; ind hielt die Hand über seine Augen. Er sah nicht mehr seine reiche Umge hung. f Er sah sich in einem ärmlich möblir , ten Zimmer stehen an dem Bettchen sei ? nes Kindes. Neben ihm kniete eine « schlanke Frau mit vergriimtem Gesicht. Sie hatte die angstvollen Augen aus das blonde Köpschen gerichtet das sich in Fiebeegluth aus dem weißen Kissen hin und her wälzte Das Kind sah starr « nnd bewußtlos ins Leere, seine tleine Brust hob sich unter schweren, keuchen den Atheinziigen J »Mein süßer Liebling! Bleib bei mir!" schluchzte die Frau aus und grub ihr iibernächtigteö Antliß in die Kissen. - Und er selber stand daneben. rathlos und selber trostbediirstig. Er konnte « ihnen leider nicht helfen, das Geld fehlte E ihm dazu. ? heute hatte er endlich einen Ver dienst gesunden, aber et hatte sich tren nen miissen von Weib und Kind. Sie ; hatte ihn zurückhalten wollen in ihrer J herzensangfi. « Werte-Z mich nicht, Hans,« flehte sie »O mein Gott! Laß mich nicht allein mit meinem sterbenden Kinde. Ich , weiß nicht, was i thue ———« « Er hatte ihre ihn umtlammernden Hände lösen und sie fast zurückstoßen müssen an das Bettchen ihres Kinde-. » Er tonnte ja nicht bleiben! Er war weis-»Um . Ein leichter Schritt ließ ihn aussah : ren. Die Thiir öffnete sich und herein schliipste eine helle Mädchengestalt. »Da sind Sie ias Herr Heinze,« ries sie ihm entgegen. »Wo haben Sie denn Jhre Noten i« Des jungen Mannes Gedanken lehr t ten fast taumelnd in die Wirtlichteit zurück. Eben noch sah er sich im ärm lichen Zimmer neben seiner elenden, " tummervollen Frau, und nun stand er F diesem lebenspriihenden, jungen, schön . nen Geschöpf gegenüber, das ihn aus — tanzlustigen Augen freundlich anlachte. »Ach da! Jch sehe schon!« schnitt sie « ihm die Antwort ab, eilte aus den Tisch ; zu Und nahm die Noten in die Hand · »Es ist nämlich mein erster Ball,« « setzte sie mit allerliebsi wichtiger Miene : hinzu, und da möchte ich alle mehre Lieblingstönze aeipielt haben. Wal zer, recht viele Walten bitte, ja ?« « »Wie gnädigez Fräulein besehlen.« »O, ich besehle gar nicht, ich bitte F nur! Und Sie geben sich recht Mühe und spielen recht slott. nicht wahr? So. als oh Sie selber danach tanzen woll ten! Sie tanzen gewiß gern?« Sie überflog mit einem lachend lie benswürdigen Blick seine hübsche, schlanle Figur Wie eine Vision zog das Bild der blassen Frau und seines tranken Kin des an seinen Blicken vorbei. Er und tanzen! Er würgte etwas in der Kehle und konnte nicht antworten. Er machte nur eine stumme Verbeugung. »Sie miissen noch eine Weile warten, bis wir gegessen haben. Jch schicke Ih nen gleich den Franz mit etwas Braten her, und wenn es Jhnen zu lange dau ert, dann finden Sie da in der Biblio thet vielleicht Lettiire. Sehen Sie nur " zu. Die Journalmappe liegt im unter , sten. Fach. Auf Wiedersehen bis nach « her.« I s Mit einem freundlichen Nicken ihres braunen Köpschens war sie verschwun den. heinze setzte sich wieder in den Sessel. Jhnr war plöhlich sehr ein sam zu Muthe. Eine heftige Sehn sucht nach Weib und Kind packte ihn. hatte er nicht doch unrecht gethan, sie zu verlassen ? Wenn nun der Kleine starb und die Frau so allein mit dem sterbenden Kinde war ? —- ,,O Gott, nur das nicht !'« murmelte er halblaut. Sie war sich selbst überlassen in ihrer Verzweiflung Wer konnte wissen, was sie sich anthat ! Er sprang hastig auf und wollte hinaus-eilen Da tam er zu sich ! Er konnte ja nicht fort, er war ja gebunden. Was wohl das schöne Mädchen sagen würde, wenn er sie im Stich ließe und· aus«und davon ginge, weil daheim sein Kind starb. Ob die lachenden Au en sich mit Thriinen stillen würdenli us Mitleid fiir ihn oder aus Uerger über das verdorbene Ton fest ? Er fuhr rnit der d lider die åtim als wolle er alles riibe da hinter verscheuchen. Er sollte ja nach her um Tanz ausspielen und ließ sich von is schwitzen Gedanken heimsuchent Sein Blick siel aus den Bücherstiinder. Vielleicht ließen sich seine Gedanken durch ein interessantes such adlenken. Er trat dicht an das Re al heran und betrachtete priisend die E til-ände. Ach, das war wohl alles nichts siir ihn in M FWMMMMH l aus. Er aris danach und schlug das I Buch auf «herr« Du bist meine Stärke und Kraft, nnd meine Zuflucht in der Noihf las er mii halbiquier Stimme. Wie ein Blis durchzuckte ihn das Wort. Langsam l i er ei noch einmal, dann ing er mi zögernde-i Schritten auf feinen Plas zurück. i «Jeremia: 16,19.' i Das Blut ieg ihm in die Wangen. ! Seit unendli langer Zeit hatte er keine i Bibel in der hand gehabt und hier bei L fremden Menschen, u deren Vergnügen i er befohlen war, fer mußte ihm das z Buch in die· nd auen und das trost 1 reiche Wort ein bange-B Gemüih auf - richten. Er las sie immer wieder, diese wenigen gnadespendenden, tröstenden, verirauenden Worte. Seine hände falteten sich darüber wie zu einem Hum - — men Gebet. Er driickte das Buch an s: is. wie einen Schan, und ein heißer Tro pfen fiel aus seinen Augen auf die dei gilbten Blätter-. Eine große glücklich-: Ruhe war in sein-Herz gezogen, unr ihm war, als wären alle Sorgen plizz lich bon ihm genommen. Er las den Text Jeremiä nicht weiter, seine Augen blieben an dieser einen Stelle haften,· und seine Lippen wiederholten dir Worte wieder und wieder. Er betete nicht, aber in diesen halblaut gesproche nen Worten lag mehr als ein Gebet und - heißes Flehen. Er achtete nicht darauf, dasz sich die Thiir öffnete und das junge Mädchen zum zweiten Male erschien. s Sie stand dicht vor ihm. »Nun, so verlesen?« lachte sie freund lich. Er schral aus seiner Versuntenheit auf. Sie erschien ihm in ihrem hellen, duftigen Kleid wie eine Offenbarung wie ein Engel. der ihm die Erfüllung seines Gebetes brachte, und mit leuch tenden, begeisterten Augen schaute er m ihr liebliches Gesicht. Dann erhob :r sich mit einem Ruck aus dem Sessel. »Das Buch scheint Ihnen zu gefal ; lcn?« sagte sie mit leisem Lächeln. »Es , thut mir leid, daß ich Jhre Leltiire un ? terbrechen muß. Wir wollen jetzt Lan ; sen. Was haben Sie denn gelesen Z« ; Sie streckte neugierig ihre Hand vor. 2 Cr gab ihr das Buch nur zögernd. Jtie L Augen blickten ihn etwas betroffen an. »Die Biebel?« sagte sie langsam nno leise. Mit einem scheuen Blick sah sie ,:i j ihm aus. Als er nicht antwortete, gink sie an den Bücherständer und schob sz «- Buch wieder an seinen Platz. : .Ein seltsamer Mensch!« darbte sie i bei sich. mI«-«.k.4«- »Z- —:4 ...1— t.,», »e-« s « liIUUJIGUI III Illsk lllcc IUVIUIITII « UJL ; sie ihn dann. Er nahm seine Noten und folgte ihr durch den langen Rotridor vix " an die Saalthür· »Gehen Sie ruhig hinein«, sagte sie, »und sehen Sie sich immer an den Flu-— z gel. Sie haben doch zu essen below " men?« »Nein, gnädiges Fräulein« »Aber das ist ja unerhört! Entschus" , digen Sie nur, ich schicke Ihnen sofort etwas.« Heinze ging durch den hellerleuchteteii Saal, aus dem die Diener die Tiiche : wegtrugen und die Stuhle an die Wand reihten. Er setzte sich an das Klavåez Die Thüren zu den Redenzimmern «.v.: ten geschlossen, aber man hörte dip Stimmengewirr der Gäste und dag- hell-. » Auflachen einer fröhlichen Mädchen » stimme. —- Da lam der Diener mit »i rer Flasche Bier und ein paar belegte-n ; Butterbroden aus ihn zu. Heinze asz mit gutem Appetit und legte dann die Noth ereit. Ihm war so fröhlich zu Muth-. Die Helle und Wärme des Raume-«- üb ten einen wohligen Einfluß auf ihn aus. Er fühlte sich so glücklich darin, wie e: nur ein Mensch kann, der das alles seit langer Zeit entbehrt hat. Er dachte an sein Kind. Aber er sah es nicht mer«-r ror sich auf dem Krankenlager. Rund und gesund spielte es mit anderen Iiinis dern seines Alters aus dem Sandhau fen der Thiir und streckte beide Arme chen seiner hübschen Mutter entgegen-. die ihm vom Fenster aus zuschautr. «Fangen Sie an!« sagte hinter ihm die Stimme des Diener5. Seine Hände griffen in die Tasten. Die Thüren öff neten sich und die Paare wirbelten.her ein . . . Als sich die Gäste «verabschiedeten, griff auch der junge Mann nach feinem Hut. Er eilte so schnell er tonnte die Treppe hinunter, durch die Straßen, tet einsamen Gasse zu, wo er wohnte. Durch das Fenster der Dachstube fiel ein Lichtschimmer, und mit halb ban gendem, halb hoffnungsfreudigem Her sen stürmte er die Treppe empor. Niemand tam ihm entgegen. Er öff nete leise die Thür. Neben dem Bett chen des Kindes halb ausgestreckt lag sein Weib schlafend. und ihre gesalteten hönde lagen auf dem Bettrand. Leise schlich er hinzu. Mit derhaltenemAthezn beugte er sich über sein« Kind. Es lag da im tiefften Schlummer. die Wangen waren leise gethhet und die lleine Brult hob in ruhigen, langen Athernziigen. « Gott« ich danke Dir!« flüsterte der geängstigte Mann. — Dann hob er die junge Frau empor und tr sie auf ihr Bett. Sie wachte nicht aiia aber halb im Traum murmelte sie: »Du, han« Das Kind —- besser. Doktor . . . bald gesund!« Jhr Mann deckte sie zu und küßte sie. The er selber schlafen ging, holte er aus dein einzigen Schrank in der Ecke eine verstaubte, abgegriffeneBibel und schlug sie auf. «Jeremia: 16, W: herr, Du bist meine Stätte und Kraft, und meine Zuflucht in der Noth«, las er heim letz tenslufflackern des Lampenlichtej. » ,——--— Rinden-rund Karlchen wem der neue Bruder ge zeigt worden ist): »Papa, der hat ja gar keine haare!« Papa: »Nein, mein Kind!« Karlchem »Und auch feine Zähne. Paps!« Papa: »Das stimmt auch, mein Sehnt« Katlchem »Dann will ich Dir 'm:11 ’wa"s sagen, Papa, Jhk habt Euch be Lchtvinveln lassen, das ist ja ein altes etl!« Wohlgemeintet Rath. »Ach, ich sage Dir, Fräulein kaa ist ein teizendei Mädchen ——— dabei sehr reich —- ein Ebean in Gold gefaßt-« i»Na, da verltete nur vie Fassung n cht.«