W Erwartungen eines Theater-in-l reitet-. —..——.. Von heinrich Stessen. Maria Stuart im Schin «,kenlande. Maria Seebach gastirte bei mir im Februar 1895 zum legten Male im Stadttbeater zu Münster, welches 15 Jahre unter meiner Leitung stand, und spielte auch dort zum le ten Male die »Maria Stuart«. Sie pielte damals schon Mütter und komische Alte und hatte z. B. als »Alle Schachtel« in dem gleichnamigen Lustspiel das Publitum zu stiirmischem Beifall hingerissen. Aus eine Massen-Petition seitens der Mün steraner entschloß sich die Künstlerin, an einem Sonntage noch einmal die ,,Maria« zu spielen, und schon Sonn abend Mittag prangte das unvergeß lich schöne Wort siir alle Theaterdirel toren »Auöverlaust« an der Kasse. Am Sonntag Mittag stürmte eine et wa 30jiihrige stattliche Dame zu mir ins Bureau mit dem Ausrus: »Was. here Direktor-, es giebt leine Billets mehr?'« — »Nein«, verehrte Frau,« antwortete ich, —- ,.und wenn der Kai ser käme, ich könnte ihm kein Plätzchen mehr verschaffen!« »Aber mein Gott, wir sind ja extra von G. herüber gekommen « wir tön nen doch so nicht wieder abreisen! Wir sind nämlich ein Verein und spielen das Stück auch. Der Leicester, Mor timer -—« alle stehen unten und warten, was ich ausrichtr. Ach, Herr Direktor, geben Sie mir noch Billets —— Sie ha ben gewiß noch einige heimliche Plätz chen it« So plapperte die schöne Frau in ihrem westfälis—--chen Dialekt. »Gut«, sagte ich, »gegen Collegen muß man galant sein· Jch will Ih nen Parterre-Billets geben nnd gestat 1en, durchs Orchester zu gehen, damit Sie nicht in das fürchterliche Gedränge tominen!« «le folgenden Dienstag erhielt ich von Herrn Zieuereinnelimer L. aus G. ein Dantichreiben, daß ich mich sei ner Frau gegenüber so coulant benom men hätte und zngieich die Llnfrage ob ich seine Frau nicht auch einmal als »Maria Stuart« gastiren lassen wolle. Jch nahm das als Scherz und ant woriete man. Am nächsten Donnerstag, nachdem Marie Seebach den Abend vorher noch einmal mit beispiellosern Erfolge und Qvationen aller Art die »Maria Statut« gespielt hatte, tam die Frau Eteuereinnehiner selbst. »Herr Direktor-, Sie haben aus den Brief meines Mannes nicht geantwor tet«, begann tie. »Wie ist es dann, wollen Sie mich nicht einmal gastian lassen?« ,,(«-iteehrte Frau,« antwortete ich, »ha ben Sie denn auch bedacht, was Sie ei acntlich von inir verlangen? Sie, eine Dilettantin ---« aus dem Städtchen G. —--- wollen in der Provinzialhauptstadt Münster im Stadttheater gastiren und in einer Rolle, welche die größte Kunst lerin Deutschlands soeben erst zweimal gespielt hai?" »Nun. wenn ich die Maria Stuart auch vielleicht nicht ganz so gut spiele wie die Seebach,« erwiderte die schöne Frau, »so spiele ich sie dasiir aber auch ganz! Kein Wort lasse ich aus — und die Seebach hat doch so viel fort gelassen!« Um die energische Frau loszuwer den, sagte ich: »Nun, dann wollen wir wenigst-ne noch einige Wochen warten, bis das Publikum die Seebach vergessen hat. Ich « schreibe Jhnen noch!« »Gut, Herr Dircttor, aber auch Wort halten!« Noch dreimal belästigte die Dame später meine Frau-»denn ich liesz mich stets verleugnen! Aehnliche Proben von Dilettantengröszemvahn habe ich ost er lebt. Gäste vom Deutschle Thea t c r. Im Jahre 1889 liess, mich eines Ta ges Fürst Waldemar von Lippe zu sich besehlen und tagte mir: »Ich betont nie nächste Woche Besuch und möchte dazu einige Galadorstellungen haben. Lassen Sie zwei Gäste tomrnen!« »Ja, was siir Vorstellunan besehlen Durch lauchti Oper, Schau- oder Lust spiel?« fragte ich. »Zwei hübsche Lustspiele«. war die Antwort. »Und wann kommt der Besuchi« srogte ich weiter. »Niichsten Dienstag«. »Um Gotteswillem Durchlaucht.« rief ich, »ich brauche ja mindestens acht Tage urn Korrespondirem Die Gäste schen nicht da und warten, bis man sie gesalligsi rust." Dann fahren Sie ir gendwo bin und holen sich Gäste," war die Antwort. »Oui« dann will ich morgen sriih nach hannover sahren,« sagte ich. »Nein, aus annover mäch te i i Niemand ha n«, entschied Dorn-taucht sahren Sie nach Berlin!" —- ,,Zu Beseht Durchlaucht!« Arn anderen Morgen dampste ich gen Berlin. Dort angesponnen, suchte ich zunächst Clara Ziegler aus« welche sriis her bei rntr gastirt hatte und die zur Zeit am Berliner Theater spielte. Ich tras sie in einer Probe von «Uriei Aco sta«, welche Ludwig Barnah perssnlich abhielt. Da Frau Ziegler unmöglich ihr Berliner Gastspiel unterbrechen tonnte, lies ich zu Gustav Kadelburg, den ich ebenfalls kannte. »Weder sea delbura«· sagte ich, »Sie artigen näch - I— sten Dienstag und Mittwoch bei mir in ! A Detmold gastiren und auch eine Dame « mitbringen. Welche empfehlen Sie « mirs« Jch, lieber Direktor,« erwiderte Kadelburg, ,,da könnte ich Jhnen in er ster Linie Fräulein Hausner empfeh len, — aber wir haben ja alle Tage zu thun! Das ist ja geradezu unmög lich!« So muß eiritnal das Unmögli che möglich gemacht werden,« sagte ich , entschlossen. »Wo treffe ich um diese : Zeit Herrn Direktor L’Arronge?« - »Im Bureau; versuchen Sie Ihr » Gliick!« meinte A«-:delb::rz;. z Jch eilte zu L’Arronge: »Geehrter : Herr Kollege,« sagte ich, nachdem ich s mich vorgestellt hatte, »Sie müssen mir z Herrn Kadelburg und Fräulein Haus s ner für nächsten Dienstag und Mitt s woch nach Detmold zum Gastspiel s schicken.« »Ja, lieber College,« erwider k te der Dichterdirettor lachend, »Sie I haben gut befehlen.« »Sie müssen mir I die herrschaften schicken!« »Die haben I aber alle Tage zu thun. Jch kann s doch Jhretwegen nicht das ganze Re I pertoire umwerfen!« »Herr Kol I lege«, bat ich, machen Sie es t möglich! Der Fürst ist nun einmal darauf versessen, gerade vom Deutschen Theater Gäste haben zu wollon,«log ich. »Er schickte mich persönlich hierher —- tmd komme ich ohne Resultat zurück — dann ziehe ich mir die höchste Un gnade zu!« Und Direktor L’Arronge erbarmte sich meiner. Er stieß das ganze Wochenrepertoire um nnd schick te mir die beiden Gäste. Am ersten Abend wurde »Die be rühmte Frau« gegeben ; Kadelg burg spielte in feinem eigenen Stück ·- dag war etwas fiir die Detmolder ! Trotzdem die Vor-— stellung im Ahonnement ftattfand und fast das ganze Parquet und der er ste Rang abonnirt war, machte ich noch veine Baareinnahme von 620 Mari. Z Für das kleine Detmold war dies eine Riesensummet - Nach dem ersten Alt lam der Hof marschall zn mir auf die Bühne und meldete, der Fürst ließe bitten, im nächsten Zwischenatt mit den beiden Gästen in die große Hofloge zu kom men. Als wir bereits vor dem Für stenpaar standen, fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, meinen Gästen zu sa gen, daß die Fürstin, als geborene Prinzessin von Baden, »Hoheit« anges redet werden müsse. Jch suchte das also bei der Vorstellung durch etwas « aufsälliges Betonen der verschiedenen Titulationen noch klarer zu machen. Kadelburg verstand mich auch, nur ver wechselte er die Personen und sprach den Fürsten mit »Hoheit« und die Für-s ftin mit »Durchlaucht« an. Doch die hohen Herrschaften schienen das gar nicht zu bemerken. Der Fürst stellte uns seinen fürstlichen Gästen vor, und es entspann sich eine etwa zwanzig Mi nuten währende zwanglose Konversa tion, in welcher Fräulein Hausner mit der unergleichlichen Naivetät den hohen I Herrschaften ein riesiges Vergnügen be reitete. »Kommen Sie auch manchmal nach Berlin?" fragte sie die Fürstin. Die hohe Frau, eine Figur wie Clara Zieg ler. fah mit innigem Vergnügen ans das kleine, vor ihr stehende Persönchen herab und erwiderte lächelnd: »Ja, wir waren erst tiirzlich zu Kaisers Ge burtstag dort!« »Ja, Sie haben’5 gut«, ,meinteFräu lein Haus-neu »Sie sind da immer mitten drin -— unsereins muß sich da gegen immer drängen und stoßen las-. sen, wenn man mal ein bischen was sehen will. Und dann wird man auch noch manchmal von den Schutzleuten zurückgeschubst«. Nun war’s aus. Die fürstlichen Damen fächelten sich lrampshast, Um das Lachen zu verbergen. Auch der Fürst, der mit Kadelburg einen Schritt abseits stand und ihm Von seiner schö nen Jagd erzählte, hatte die letzte Be merkung gehört und schüttelte sich vor Lachen« Jch glaube, die hohen Herrschaften hätten lieber aus den lehten Alt des Stückes verzichtet, um die kleine Haus ner noch länger plaudern zu hören. Doch der Fürst bat. nun weiter zu spie — len und entliesz uns aus das huldvollste. Am folgenden Abend wurde »Ulti mo« von Moser gegeben; wieder war das Haus wiedersaqu aber die Vor stellung verlief ohne Zwischenfall. Einige Tage daran erschien der hofmarschall und brachte L’Arronge das goldene Ehrenkreuz Erster Klasse des Livoe’schen Hausordens, welches er nebst dem Diplom bei mir im Bureau einvactte und Direktor L'Arronge im höchsten Aufträge übersandte. st- I Hamlet und Frau. Friedrich Mittetwurzer war, wie so mancher andere große Künstler, von dem Ehegeiz beseelt, möglichst viele Ok den zu bekommen. Jm Jahre 1892 schloß et mit mir ein vierzigmaliges Gastspiel unter für mich äußerst gün stigen Bedingungen ab und erklärte da bei, fein letztes Gastspiel-Honokat einer wohlthätigen Stiftung überweisen zu wollen. Zwei Tage vor seiner An lunft bat er mich telegeaphisch, im er sten Hotel der Residenz zwei zusam menhängende Zimmer mit zwei Betten für ihn zu bestellen. Jch holte ihn und seine Frau von der Bahn ab und fuhr mis ihnen in’s Ho tel. Seine Rolle war Damiet. Eine der großartigste-i Kunstleisiungem die ich je aus der Bühne gesehen habe, die « » ,..»- . » -«.. «. . FIE- -.,.-. . . ser Mitterwurzer’sche Hamlett Scha de, daß der Künstler nach dem dritten Atte schon heiser war. Schon an die sem Abend erhielt er unter anderen Kranz- und Blumenfpenden einen mächtigen Lorbeerkranz mit der lan desfarbenen Schleife, vom Fürsten paar. s Während der Vorstellung kam der Hofmarschall auf die Bühne und bat mich, ihn Herrn Mitterwurzer vorzu stellen. Jch führte ihn in des Künst lers Gardetobe, wo wir auch Mitter .»«.:.».. c;«....«.;«.n, uno stellte ihn den Herrschaften vor. Der hofmarschall küßte der »gnädigen Frau« galant die Hand und sagte Mitterwurzer die üb lichen Komplimente. Nach der zwei ten Gastrolle (Bolz in »Die Journali sten«) kam der Hofmarfchall und bat mich, Herrn und Frau Mitterwurzer zu melden, daß Nachmittags von drei Uhr ab sämmtliche Räume des Resi denzschlosses für die lHerrschaften ge öffnet seien, falls sich dieselben dafür interessiren sollten. . Jch durfte nur annehmen, dasz bei dieser Gelegenheit ein ,,zufiilliges Be ; gegnen« des ,,"’fiirstenpaares« mit dem ,Mitterwurzer’schen Paare stattfinden und der sehnliche Wunsch des Künst lers Erhörung finden würde. Mit s sreudestrahlendeni Gesicht eilte ich also l zu Mitterwurzer hin und traf ihn « glücklicherweise allein. , Als ich ihm die frohe Botschaft ver ; kündete, machte er ein sehr bedenkliches z Gesicht und sagte dann: »Das ist ja » gar nicht meine Frau! Es ist meine I geliebte ,,Freundin!« ? »Allmächtiger Gott« rief ich er schreckt, was machen wir denn da?« ; »Ja, ich weiß es nicht,« sagte Mitter ; irsurzer mit sehr komischer Miene. 7 Wir überlegten, was zu thun sei. », Der Einladung folgen und die Dame als »Frau Mitterwurzer« vorstellen, war unmöglich! Sie als ,,«·’freundin« vorstellen, war noch -—-- unmöglicher. i Die Dame wegen Unpäßlichkeit ent ; schuldigen, ging auch nicht —- denn » Mitterwurzer war noch kurz vorher . mit ihr über den Schloßplag gegangen. Wir tamen schließlich zu der Erkennt nis-» daß es am besten sei, wenn Mit « terwurzer selbst Plötzlich unpäszlich würde und aus Rücksicht aus die heuti I ge Vorstellung bis zum Beginn der ; selben der Ruhe pflegte. s Die Folge war, daß der ersehnte Or « den augblieb —- obwohl ich in Mitter , wurzerg Namen der ,,Elisabeth-Stis-i ; tung« vierhundert Mart überbrachte. l Nach vierzehn Tagen schloß Mitter I wurzer schon ein neues Gastspiel fiir i die nächste Saisen mit mir ab, wobei ; er schrieb: »Der Adler ist ihm nicht sgeschentt!« Leider legte ich noch in ? demselben Frühjahr die Direktion des fürstlichen Theaters nieder. Bei meinem Nachfolger, der sämmtliche Verträge von mir übernahm, wollte Mitterwurzer das Gastspiel nicht ab solviren . -- und so entging ihm der »Adler« dennoch. ,---— 1 Zoilnseudr skelsz Novelle von O. von Oberkamp. Monaros ckintönig klingt der Ruf auf dem Perron des Bahnhoss von den Lippen des Schassners. Monaeo ! Hier sluthei die Lust, hier schlägt dasJ Leben den höchsten Wellenschlaa. Und dann ! ? »Rien ne ba vlug.« sit II M Aber noch sluthet das Leben, noch rauscht die Musik : Es rusen zum Tanze die Geigen, Laut jubeln sie : Die schönste im schönen Reigen Jstsie;....istsie.... Jhr Leib ist so prächtig, Nur eines fehlt, Die Seele, die zaubermächtig Den Leib beseelt. Jst es wahr ? Fehlt Hagar Morgan die Seele? Da schwebt sie dahin im Tanz, leicht und lustig. Statt der Blumen leuchtet ein Diamantstern aut ihrem Rabenhaar. Jhr Auae selbst ist ein Diamant, ein schöner, schwarzer, kalter Diamant. Hagar Morgan ist die Reichste, wie sie die Schönste nnd Vielumworbenste ist. Wie die Geigen klingen. Freiherr von Neischen umsaßt seine Tänzerin fester. —- Armer Reischen, sie fühlt eg nicht. —--— Kalt schaut sie iiber ihn hin weg. Neischen versucht es, eine Kon versation anzuinijpsem neuer Unstern. Der Aermste ist leider kein Geistesheros, er weiß mit dem besten Willen nichts auszutischen. als das ewig Gestrige, oder, richtiger gesagt, das ewig Alltäg liche. »Es hat einen neuen Siandal im Eheleben des Grasen von Borstorss ge geben, wissen Sie schon, meine Gna dige? Vicornte von Letohaire hat sich erschossen und der arme, geniale Prinz von Foi . . . . Ah, Pardon, meine Gna dige, ich laube, dieser deutsche Bär, der Konsul erden, hat Sie soeben aus den Fuß getreten ?« Die schöne Frau geruht die besorgte Frage Neischens nicht einmal zu beant worten . . . . Sie denkt an ganz etwas Anderes-. »Sie sprachen vorn Prinzen von Foi, was ist’s mit ihm ?« »Was wird’s mit ihm sein, meine Gnädige« —- nöselt Neischen achsel zuckend ,,hochadeliges. siirnnches Blut, genialer Kopf, aber iein Geld! Fch glaube, daß Foi heute Abend das etzte Stimmchen an der Roulette ver I spielt, das er in seinem maaeren Parte i feuille mitgebracht hat « i Die schöne Frau hat sich plötzlich wie · ermattet in einen Sessel gleiten lassen« Ein Gebild von Marmor, eine Sphinx, « die in ewigem Schweigen ihre Räthsel zu begraben Willens scheint. i und er geht, aber er geht verdrossen. ( Armee Neischen, wie schön hätten sich ’ seine Schulden decken lassen von einem ! I i I Freiherr von Neischen kann gehen » winzigen Bruchtheilchen der Million s IPsund Sterling, die die Gräsin — denn ; i Hagar Morgan ist eine Gräfin —- im - i Vermögen besitzt —- und dann wäre im blieben, um an der Seite des seelenlo mer noch ein schöne-E- Kapital übrig ge- » ; sen Weibes ein slottes Leben zu führen. s » Gestalt des kaum sechsunddreißigjähri " gen Mannes ist etwas vorgebeugt, wie von Uebermüdung, sein geistvolles, in teressantes Antlitz zeigt eine fieberhafte Abspannung. Der Prinz schaut sich um, und bleibt Plötzlich erblaßt das Antlitz der ; Frau. Durch die Saalthijre ist Prinz H Heinrich von Foi getreten. Die hohe - gleichsam betroffen eine Sekunde lang ; stehen « gan’s auf ihn gerichtet sind ! Wie seltsam die Augen Hagar Mor- : Der Prinz nähert sich der Dame : i s « I t langsam. ; »Wie geht es, Gnödigste Z« ; »Ich möchte die Frage an Sie rich- E · ten, Prinz.« : eine Mutter, einen Bruder, und mir, ’ Haupt. H er sich rauh. »Ich muß Geld haben, viel I Geld, Gröfin . . . Sie verstehen mich !« · schwer getragen an dem Fluche.« Foi zuckt die Schultern. —- ,,Das alte Lied, Gräfin, ohne Variation: E Jch habe gespielt und ich habe verloren.« ! Nun neigt sie sich vor : ,,Lockt Sie ; denn das Gold so sehr ! ?« l »Mein Vater hat Schulden hinter- i lassen.« Er stößt es förmlich zwischen ! den Zähnen hervor. »Die Ehre der i Prinzen von Foi erfordert, daß diese Schulden getilgt werden. Jch habe i dem Aeltesten, gebührt es, dafür ein zutreten, daß Mutter und Bruder tei nen entehrten Namen tragen ; daß sie ....Doch zu was reden,« unterbricht Sie schüttelt das dunkelgelockte »Viel Geld ist ein Fluch . . . Jch habe »Ich habe reiche Leute oft über den : l Fluch des Goldes klagen hören,« ent- z gegnete er höhnisch ; »aber unter diesen · 2 reichen Leuten fand sich nicht einer, der · schen dieses Flucheg entledigt hätte.« »Dann haben Sie eben nur Menschen rhne Menschengröße kennen gelernt.« Sie lehnt sich mit geschlossenen Au I sich zu Gunsten seiner armen Mitmen- s 1 ; gen bei diesen Worten zurück, ——s ein seltsames Lächeln umspielt ihre Lippen. Sie scheint über etwas nachzudenken -)« ,,Wissen Sie was, mein Peine iagt sie plötzlich, die Augen zu ihm er ..-——-—·—-- .- - hebend. »Machen Sie eine reiche Hei rath!« »Er lacht höhnisch auf. »Mit wem, Gröfin? Etwa mit JhnenZ« Sie zuckt leicht zusammen. »Esn Weib Pflegt seinen Gatten doch nur uni ter feinen Verehrern zu suchen«, ent gegnet sie. »Und ich habe Prinz Hein ricle von Foi nie unter meinenVerehrern gefunden.« »Ein umwind, Der Sie ichweruq schmerzen dürfte, Gräfin.« »Nein, im Gegentheil«, lächelt sie ge zwungen »Der Umstand lehrte mich Sie achten, umsomehr achten, da ich mir sehr klar bewußt bin, daß man mir nur um des Mammong Willen huldigt.« »So streng gegen sich selbst, Gräfin? Sollten Sie nicht zu schwarz sehen? Sillte denn teine dieser Huldigungen, mit denen man Sie überschüttet,tJhr:r Schönheit allein gelten?« Jetzt neigt sie sich vor. Es ist, als trclle ein rascherer Herzschlag ihre Brust heben, ein rascherer Athemzug sich auf ihre Lippen drängen. Aber ruhig, fast lalt, sagt sie: »Sie täuschen mich nicht, » ich weiß es genau, mir fehlt Alleg, um » fesseln zu tönnen.« ; »Mein Dieu, non!« ruft der Prinz. i ,.Jn Jhrer letzten Behauptung liegt ein z Jrrthum Jhrerseits« Ihnen fehlt nur ! Eines, um z. B. mich fiir immer zu J Ihren Füßen zu legen . . .« J »Und dieses Eine, mein Prinz?« Sie ? fragte es leise, hastig, athemlos. ! »Sie sind eine Peri, Gräfin, ein Weib, das keine Seele hat und des- ’ halb . . Er stößt es heftig hervor, ein Geständniß, das man ihm wider Willen erpreßt —- »werden Sie auch die Seele teinefs anderen Menschen erwecken tön nen.« »Ich danke Jhnen!« »Für was? Fiir meine Ungezogen heit?« »Nein, für die Wahrheit, die man nur denen zu sagen pflegt, die« groß und start genug sind, sie zu ertragen, und jetzt Prinz, einen Dienst. Besorgen Sie - mir meine Sachen aus der Garderobe, s ich ziehe es vor, zu Fuß nach Hause ,,u J gehen." » I is Il- i Sie schritten langsam Seite an Seite l dahin durch die Anlagen, durch diese . fiidliche Herrlichkeit, über die der Voll- ; mcnd feine magischen Lichter gießt. l Plötzlich bleibt Prinz von Foi stehen. ! »Ist hier nicht die Stelle, Gräfin, wo i der Vicomte von Letoyaire sich ersehns- ; sen hat?« fragt er. ; »Ich giaube, ja, mein Prinz. Ec- ist J immer dasselbe Ende. immer»dasselbe.« J »Wol!en Sie damit sagen. Gräiin,« daß auch ich einmal so enden Wedel-« »Sie, mein Prinz . . . aber nein . . . Sie« sollen . . . Sie dürfen nicht so en- » den.« l c Jhre feinen Hände haben bei den len ten Worten ängstlich seinen Arm um klammert. Mit einer gewissen Hast drängt sie ihn fort von dcni Fleck Erre, der das Blut des Selhsixndrders g: trunken hat. Heinrich von Foi blickt erstaunt in das Antlitz der schönen Frau, als suche er in diesem Antlitz nach der Lösung ei nes Räthsels. Jndessen die Züge Hagar Morgans blicken wieder kalt, seelenlos, wie aus Stein gemeißelt. Prinz von Foi blieb plötzlich vor der Gruppe eines Amor und einer Psyche stehen. »Wissen Sie,Mylady, daß Sie Aehn lichkeit haben mit dieser Psyche da vor uns?« sagte er lächelnd, »und wissen Sie, daß ich diese Aehnlichkeit nicht erst heute herausgefunden habe? Die Aehn lichkeit ist überrasch-end, Mnladh, na mentlich jetzt im Mondlicht, sehen Sie nur.« - »Das Mondlicht hat der Psyche hi3r die Seele von den Lippen getiißt«, er widert sie. »Das ist keine Psyche, das ist ein seelenloses Weib, das seine Seelen lesigkeit empfindet wie einen Fluch, und das dem Liebesgott mit den starren Au gen und den halbgeiiffneten Lippen zu zurufen scheint: ,,Gieh mir die Seele, die mir sehlt«!« »Glauhen Sie denn, daß ein Mensch dem Anderen eine Seele einhauchen könne?« fragte er leise. »Ein Mensch, nein . . . aber ein gro ßer Mensch, Einer unter Tausenden gewiß.« Er hat ihre Hände erfaßt und zieht sIs langsam näher: »Ich wollte, ich wäre der Mensch . . . der große Mensch.« Sie sieht ihn an athemlos, mit selt sam flimmernden Augen. »Und was dann, wenn ich Jhnen die Seele von den Lippen küßte, wie Undine dem Heinrich that? . . .« Sie hat es gerufen, in Schmerz, Sehnsucht und Verzweiflung Er will sie halten, die zitternde, blas fe Frau. . . Aber umsonst; sie ist fort. . . · Wohin? Dorthin, wo die weißen Villen aus dem Mondlicht steigen. Noch einmal sieht er ihr lichtes Gewand durch das Halbdunlel leuchten; —- dann das Oeffnen und Schließen eines Tho res und Alles ist still, todtenstill, nur die Worte: »Was dann, wenn ich Ih nen die Seele von den Lippen tüßte«—s scheinen noch wie in leisem Echo durch das Dunkel herüber zu zittern. Am folgenden Tage hatte Hagar Morgan Monaeo verlassen, wohin sie gegangen, es wußte kein Mensch. Der Prinz aber schien durch den Zauber der Erinnerung auf dem Flect Erde festge halten zu sein . .. . Jeder Morgen findet Heinrich von Foi vor der Gruppe der Pshche und des Amor. Armer Prinz und das an einem Ort, wo es so viele lebende Schönhei ten zn bewundern giebt! Indessen, die Caprice des Prinzen von Foi. über die man vierzehn Tage lang gesprochen, tritt plötzlich in den Hintergrund durch zwei Neuigkeiten, die die Zungen der schönen Modedamen und per leichtsinnigen Lebemänner Mo nacoLs in etwas dauerndere und anhal tendere Bewegung setzen. Die erste Neuigkeit ist eine Notiz, die die Tageszeitung schreibt. »Gräfin Hagar Morgan, eine sehr reiche, sehr schöne, aber etwas excentrische Dame«, heißt es in dieser Notiz, »ist bei einer Tour aus die Spitze des Montblanc, die sie ganz allein, ohne Führer, nur von einem Diener begleitet, angetreten, zugleich mit diesem in einem plötzlich eingetretenen Schneegestöber verun glückt.« Die zweite Neuigkeit, die. etliche Wo chen später in Monacv von Mund zu Mund geht, beschäftigt die Lebewelt, wie schon erwähnt, noch andauernder: ,,Gr"cifin Hagar hat ein Testament hinterlassen, nnd Heinrich von Foi zum Erben ihres Vermögens eingesetzt« sc s- se Prinz Heinrich von Foi ist von dem Gerichte zu Zürich aufgefordert, sich behufs Regelung der Erbschastsangele genheit einzusinden. Er kann es nicht lassen, sich immer und immer wieder die selbstquälerische Frage zu stellen: »Ist Gräfin Hei-gar wirklich verunglückt, oder aber hat sie freiwillig den Tod gesucht?« Die Jahre kommen und gehen; langsam-bleiernen Flügelschlageg kom men sie — und langsanisbleiernen Flü gelschlages gehen sie. Ein Tag gleicht dem Anderen. —- Prinz Heinrich von Foi befindet sich ständig aus Reisen. Es ist an einem heißen Sonnnertug des August, als der Prinz zum ersten Mal die Gemäldeausftellung in New York betritt. Plötzlich bleibt er überrascht vor eis nem mittelgroßen Bilde stehen. Monaco! Da, in wundersamen Fari ben grüßt es den Beschauer von Neuem aus dem Rahmen heraus. Jni Vorder grunde des Bildes hebt sich die Gruppe der Psyche und des Amor. Und diese Pshche zeigt die Züge Hagar Morgans. Das ist ihr edel geschnittenes Ange sicht, das sind die großen, starren Au gen, aus denen es doch wie Sehnsucht blickt, das sind die seinen, halbgeössne ten Lippen, aus denen der Rus zu schweben scheint: Gieb mir eine Seele, gieb mir eine Seele, die mir fehlt »Ich möchte das Bild Nummer Tausendundvier erstehen,« sagte Prinz Heinrich von Foi eine Stunde später zu dem Direktor der Ansstellung. »Bedauere unendlich,« entgegnet die ser, »aber die Künstlerim Miß Aliee F Yonng, hat wie der Herr sehen, extra « .» Jst-. im Kataiog be merkt: »Nicht vertii lich«. Indessen können der Herr ee f selbst mit der Tame Riicksprache neh ; men; ihr Ostetier befindet sich in der ! Printe Steckt Nummer dreiundneun « zie Esine Stunde später bestritt Heinrich T von Foi das bezeichnete Haus. Er überschreitet die Schwelle des Ateliets. — —— Teppich-: dämpfen seine Schritte, die Fiiinstlerin wendet dem Eintretenden den Rücken. Sie steht, an einem neuen Bilde arbeitend, vor einer großen Staf ; selei· Und Prinz Heinrichs —- Selt ; sam! Er wagt tcinen Schritt weiter vorwärts zu gehen Diese formt-ell T endete Gestalt, an der das weiße Ge - wand in schweren, elastischen Falten niedersließt, dieses nachtschwarze Haar « und jetzt bei einer halben Wendung des Hauptes-. .O, allmächtiger Gott! Heinrich von Foi hatte seine Anwe senheit verrathen, er ist einige Schritte . vorwärts geeilt —— Die Künstlerin wendet sich und jetzt tönt ein leiden « schaftliches, weinendes ,,Hagar!« zu der Wölbung des Ateliers empor und der Glückliche hält in unauslöslicher Um arniung das todtgeglaubte, wiederge fundene Weib in den Armen. —— —- — Dies Weib aber schlägt zwei verklärte, unter Thränen lächelnde Augen zu dem ? Geliebten empor, — nicht mehr die see lenlose Peri, sondern die seelenvolle : Psyche, die leben und empfinden ge ; lernt M , . —- — -—-.0.-———-—-—-— Sonntagskind. Aus »Requiem«, Erinnerungsbläiter einer Mutter. Als alle Rosen blühten, Als wehte der Sominerwind, Da wurde mir geboren « O Glück —— mein Sonntagskind! Es ging als Sommersegen Still lächelnd neben mir her, Und was sein Händchen streifte, Das quoll von Blüthen schwer! ZOie Rosen blüh ’n und welken, e Die Stürme wehen um ’s Haus: Da trug man still zum Thore Mein Sonntagskind hinaus! — Jch saß an Deinem Bett in sturnmer Qual, - Mit letzter Liebe wollt’ ich Dich umfas sen! Jch wußte: Rast hielt’st Du zum letz ten Mal, ; Jch wußte ja: mein Kind —— -ich sollt’ l es lassen! Still mark-: ringsum, Verhängt der Lampe Schein, « Jch hielt die Handchen, Deine blassen kleinen, Jch sog der Augen dunkle Strahlen ein — Ein Frevel schien mir selbst verhalt nes Weinen! Das war die bange, bange letzteStund’! Jch sal) Dich schmerzvoll mit dem Tode I ringen! Nach Hilfe noch schrie laut der kleine Mund, Die Hilfe, ach! ich konnte sie nicht brin gen! Nachtschatten käinpsten zitternd mit dem Licht; Die Lampe flackert’ auf, dann brannt sie trüber — Ein Flügel streifte schattend Dein Ge i t Ein dunkler, schwerer «-—— dann warst Du hinüber-. — Zerrissene Saiten —— sie klingen nicht mehr —-— an Freude nicht mehr, noch imSchmerz. Wie der Sturm des Lebens auch braust einher: Todt liegt in der Brust mein Herz! Und käme das Glück, ich senkte das Haupt: ,,Geh’ fort, ich kenne Dich nicht!« Verhüllte still mit dem Leirljentuch Mein starres Angesicht! Otto-— — — F O t A l . »Du, Dein neuer Knssirer gestillt mir nickt, er bat mir mit dem vorigen, der disfraudirte, zu viel Aehnlichkeit.« ,,Al),die ist ob r nur verschwindend.« ,,(-5·,ben darum.« s - ! Vergessen Hksflichkeit. Z Richter: »Also Sie wollen den«-Mann s nicht kennen, mkk dem Sie gemein j schriftlich den Tixvstchl ixivsjqesiitsrt ha ; ben?« z »Nein, Herr (.s)esidii.l-,-c-j, wir hatten s in der Eile vergessen Uns einander , vorzustellen« I iiiiikr Irr-indem A: »Ist-ins Fri. U sstzt ja im Neben ziniiner nnd weint ie bittersten Schincrzcnsttkriiiicsn!« B: »Unsiim, Ins sind nur Krokos dilgihrilncnk« As ««.-«(’ci. Im Dus« B Wenn icii eH Dir sage, —- ich bin Weuike iizei il« Gaiincrfrccjiyeit Zeuge (ziim T)1ngctiaqteii):,-Mensch! Schlägt Sie ka Gewissen nicht bei dem Gedanken, baß Sie mich bei Ih rem frevelhaften Einbruch um mein Vermögen gebracht haben?« Einbrechet: »Ja, wenn Sie bei mir injebtochcn hätten, hätten Sie mir doch nifcht biujelegi!«