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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 29, 1901)
MsllcksschlT Erzählung von Hella Limpnrg Sennora Agnese Folinos war Witt tve in den besten Jahren, und wäre nicht ihre achtzehnjiihrige Tochter Jneä ein sataler Mitrechner gewesm, so "tte man sie überall für dreißigjährig wundert. J r Gatte, der ihr ein hübsches, schul enfreies Häuschen in der Borstandt von Madrid hinterlas sen, war wohl niemals von seiner bes seren Heil e verwöhnt worden; im Ge gentheil, te hielt ihm nicht ein, sondern ein dutzendmal vor, daß sie seinetwegen ihrer Jugendliebe entsagt habe, mit der allein sie-glücklich geworden wäre. Der brave Mann hatte dies seufzend aber geduldig stets mit angehört, es jedoch nie seiner Agnese übel enommen und sie endlich durch seinen od von seiner lästigen Ge wart befreit Drei Jasæ waren seitdem verflos sen, und heute saß die hübsche, rundli che Sennora unter der blühenden Ka stanie in-. Garten, einen soeben em pfangenen Brief in der Hand haltend. Mit glühenden Wangen und leuchten den Augen las sie zum so und so viel ten Male den kurzen Inhalt des Schreibens: »Es find wohl zwanzig Jahre ver flossen, daß ich Sie, schöne Agnese, zum letzten Male gesehen und von anen Abschied nehmen mußte. Das Schick sal bat mich seitdem begünstigt: ich ging nach Süoamerita und beerbte ei nen langft als derschollen betrachteten Odem-» der mir sein Besitzthum ver machte. mit der Bedingung mir sobald als möglich eine Frau aus meiner Hei mat-b zu holen, welche all’ die Herrlich keiten mit mir genießen sollte. Und so bin ich denn gekommen, theure Freun-; din, um vor allen Anderen Sie aufzu-i suchen, mit Jhnen von vertlungeneni Zeiten zu plandern und —- allerlei außerdem noch zu beratbfchlagen. Wenn dieser Brief in ihre Hände ge langt, bin ich nicht mehr weit und hof fe. Sie werden mir ein herzliches Will tomrnen nicht versagen. Luis Sorrosis.« »Alfo doch noch«, flüsterte Agnese beglückt vor sich hin, ,.nach zwanzig Jahren werde ich mein Lebensziel end-l lich erreichen. Und ich kanns äußer lich auch noch mit jedem jungen Mäd chen aufnehmen« Sie zog, nachdem sie sich erst rings nmgefeben, einen kleinen Handfpiegel hervor, betrachtete sich darin und zogH dann hastig ein graue-·- Hsaar aus dem Scheikei. »Ja, ich bin noch immer sichs-US nickte fse befriedigt, »ob, und wie märd Qui-J .u!s:—k«el)eu! Er war ja« kaum viel älter als ich« ; Acri dem Haufe eitten ixinkcs Fittich-Ins herbei, und eine filberbelle Miit-eben «; stimme rief: ,,Man»:ita, sieb, da bitt ist«-: Und beinah wäre ich verun glåickt.« . .,Wo kommst Du ber, JneHI« tadelte di-: Eciiuiier. »Du bist gliibend heiß,; und zudem — liebe ich diese Wilhheitj nicht, wie Du weißt." · »Ich war in der Gefangsstunde«,t erzählte das junge Mädchen, welches. schon jetzt auffallend schön war, ,,undz auf dem Heimweg, als ich mit einer» Freundin plauderte, raste ein scheu sie-i wordenes Pferd die Straße entlang dicht aufuns zu. O, Mamita, ich ha-l be gezittert am ganzen Körper, ich schloß die Augen und betete zur Heili gen Jungfrau.« «Und,was geschah dann?« stagtex Frau Folino5, pflegmatisch ein Von-( bon naschend; ihre Gedanken waren of-. fenbar mehr bei dem ehemaligen Ge-( liebten, als bei dem lieblichen jungen Geschöpfe da vor ihr. »Als ich nun so die Augen geschloss en hatte und die Huse immer näher korn tnen hörte«, erzählte Jnes weiter, »da! fublte ich mich Plötzlich von zwei Ar men umfaßt und bei Seite gerissen; ichs sah ganz ängstlich um mich und er-; · blickte einen herrn, der sich dem scheuen? Thiere ent egenstellte und den Zügell mit sicherer nd packte, denn es war etn Ziteitpserd.« ! »Wer war der Herr?«' " »O ich —- ich weiß nicht. Er fah aus wie ein Halbgott, dabei tiefge bräunt imGestcht und so gut uno herz-. ii ———« » »Hast Du ihm gedankt?« 4 »Ich — ich glaube nicht. Siehst Du, . Mutter-, ich begann bitterlich zu weinen und lief dam« »Aber wie kindisch und thöricht«, schalt Frau Agnese, »daß Du fo wenig von meiner Erziehung gelernt, daß Du wie ein blödes Kind davon läufst, statt Dich u vernei n und freundlich zu danken für den iiterdienst?« »Ach ·a. Aber er wird es doch e mertt lichem daß ich ihm dank ar war«, murmelte Jnei erglühend, »ich —- ich habe ihn angesehen . . . ." »Bist-sen ist ein großes Stierge Fechtc bemerkte Sennora Agnefe zer »ireut, »ich werde auch hingeben.« Nimm mich doch mit, Mutter«, schneeichelie Ineö, ungefiiim vor der Seinen-a sich wildes-knieend »sieh’, ich habe noch nie eins gesehen und möchte es Mo erne kennen Ietnen.« »Es , iud«, wehrte Agnese kühl, »Du bist ja noch viel Zu jung dazu, und ich habe auch nur einen Platz.« »M, so gehe-. ich mit AmbrosesI Titus Mutter nimmt mich gewiß mit«, schlimme das junge Mädchen und fiand saftig auf; sie är erie sich über die erste itie an die ield füchtige Mutter und getobte, nie wieder dergleichen zu ver u . . s M Nachmittazie sa sie in der Verm Laube rni der andoline und - »He-g Ase-speise Weisen in die miide kw » M st, während »die geo sgh W siegen sichin die Ferne Z richteten, als erwarteten sie von daher F»xärnßes, nie geahntes märchenbaftes U , Jetzt ertönten Schritte auf dem Kieswege, der zum Haufe führte ; nei sah an —- sprang empor, wie mit lut uberglve en! Wer war das und zu wem kais r fremde Sennor? s war ein stattlicher, tiefgebräun ter Mann mit Mem Schnurrbarl und blitzenden Augen, so recht in der Blüthe des Mannesalters stehend und sich selbst all’ dieser Vorzüge bewußt. l Er mußte Jnes wohl schon bemerkt haben, denn er trat lächelnd auf sie zu und lüftete den Hut. »Ach. schöne Sennorita, der Him mel ist mir freundlich gesinnt, daß ich Sie sogleich wiederfinde. die mir Beute früh nur zu rasch entschwun en." »Sennor«, stammelie Jnes veri wirrt, »ich schulde Jhnen noch viel, viel warmen Dant.'« »Wofiir, mein Kind? doch nicht fur das Glück, welches mir zu Theil wur de, Sie zu retten?« « » »Ich war so erschrocken, daß ich da vonlief, ohne eine Silbe zu reden.-—« »Doch vorerst, Sennorita, erlauben Sie mir, mich Jhnen in aller Form vorzustellen und sodann ein Viertel stündchen mit Jlsmen Zu verrlaudern.« Und wieder heging Unsere hübsche kleine Jnes einen Verstoß gegen die Etiquette, indem sie dem chevalcrcss ken Fremden vergaß, ihren eignen Na imen zu nennen. Jndeß trotzdem wurden die Beiden recht bald sehr gut Freund, und als der Sennor sich zum Gehen erhob, rief Fnes voll naivensses danerns: »O wie fchade, daßSie ichs-n fori wollen.« T »Thut es Jhnen in der That leir,s meine lleine Freundin?« fragte er» freundlich und nahm die weiche, rund-; Hand des Mädchens in seine beide-As «nun vielleicht sehen wir uns bald ein-» mal wieder. Ich bleibe noch einiaej Zeit hier in Madrid. Uebrigens Sie-J werden doch morgen das Stiergefecht besuchen?« »Ja, ich hoffe«, seufzte asnes etwas tleinlaut, »Mama hat freilich für mich keinen Platz genommen.« »Nun, so muß ich aushelfen«, lä chelte der Fremde, indem er seine Brieftasche hervorzog, »ich habe hier eine ganze Anzahl Billet-L von denen ich keines gebrauche Wollen Sie mir die Freude machen, eines dersekben anzunehmenK »Aber Sennor«. stotterte Jne8,vu:«. rurroih vor Verlegenheii und Freude: »ich ann doch nicht von eine-in Frem den das annehmen?'« »Sie werden mich bald lennen ler nen«, meinte ei. PlLiZliai ernster Der denn »aber ich hoffe doch, daß wir auch ferner gute Freunde bleiben mö gen. Geben Sie mir als Geaenaabe iiir das Billet -—-— hier diese zwei Orangenbliithcn aus« Ihrem Haus« Sie that es, und als- er das Ge schenk in Empfang nahm, lijfzte er die fchlanten Finger, welche eE ihm dar boten mit einer Feierlichieit, welche Jnes ganz beklommen machten· »Auf Wirt-ersehen Sennoritannoes gen beim Stiergefecht«. state e: halb laut und ging, die duftcnden weißen Blüthen zu sich siedend »Ihr Kind«, murmelte er im Da vonschreiten, »nur tausendmal hüb scher und lieblicher als Aanese es je gewesen; »der Johannistrieb, von dem die Dichter singen, ist doch tein Miit-· chen! Er beginnt in meinem Herzen zu ivrossen.«-— « Sennor Folinos erglühte vor Freu de, als ihr einige Stunden später der ehemalige Verehrer gemeldet wurde; sie liesz ihn in das «,,guie« «,immer führen und eilte rasch noch in ihr Schlasgemach, urn eine dunkel liihen de, frischgepsliickte Granaiblitthe in das Haar zu stecken und dass weiße, duftige Gewand etwas zu glatten. »Ich habe mich doch nur wenig ver ändert«, dachte fie, selbftzusrieden ihr Spiegelbild musternd, »vielleicht. ent scheidet sich bereits in dieser Stunde mein uud sein Geschick.« Sie trat sodann rasch in den Sa lon. Sennor Luis Sorrosis, der ihr den Rücken zugewandt, drehte sich ha stig um und blieb völlig sprach- und sassungslos stehen. War das die ehe mals so ätherisch, liebliche, bezau bernde Agnese, für die er geschwärnnZ Wo waren all diese Reize hin, bei die ser dicken, verbliihten Dame, aus de ren Scheitel der erste Reis der uner-· bittlichen Jahre und aus deren Wart-( gen das herrlichste »rouge de Paris« lag! Er mußte all seine Selbst-Be herrschuna ausbieten, um Sennora Agnese nicht diese herbe Enttäuschung ! zu zeigen. »Also endlich sehen wir uns wie der, Luis«, flüsterte sie bewegt nnd streste ihm beide Heil-de entaegen, »ich habe nicht mehr aus dies Gliick zu hoffen gewagt. O, Lui3, Du — Sie haben sich kaum deriindert.«' »Aber, Sennora«, lachte Sorrosis, »das ist doch ein etrvas zu starkes Compliment. Nach zwanzig Jahren nagt doch der Zahn der Zeit on einem Jeden von un3.« Und sein Auge glitt dabei« forschend über das Enibonpoint der ernst so heiß Geliebten; sie sah es irnd ries· hastig, wohl etwas unvorsich tig: »yatten Sie mich denn nicht wie derettannt, Luis?« « .;.Aber gewiß«, versicherte er, galant die hand aufs Herz pressend, »unter Tausenden hatte der erste Blick mir ja verrathen, welcheDaine die-schöneSen nora Agnese Folinos sei.« Das veksdhnie denn ans-i die schöne Dame, und sie lud den einstiaen Lieb haber unt verschämtem Wes-ein um «tete-a-tete'« aufs Gott » ein. ges nor Quid verriet sedath dan . te und und erwies gut einm« M übersiehenden Stuhle. Das Gespriiei tam nun allerdings nicht recht inålu uß Ies schle pte sich rnsiihsam auf glei iils tigem oden. obschon Aanese es it gern auf ihre herzensangelegen iter gelenkt hätte. Doch der Sennor chier aerade das Gegentbeil zu wollen nni Iso lämpften die Beiden stillschweiqu eine längere Zeit, bis endlich sichL erhob I »Sie wollen schon fort, mein Freund?« fragte Sie mit bezaubern dem Lächeln, »inan ich Sie nicht noch halten?·' »Wir sehen uns bald wieder, schönt lSennora", und er neiate sich zum Kasse iiber die rothe, fleischige, mit kostbaren Ringen iiberladene Hund« Jedenfalls doch morgen beim Stier "lampf?« . » , »Gewiß, gewiß. Also Sie werden auch da sein. 7« I ,,,Ja Sennora ob Sie mich auch er kennen werden?« I O sicherlich» »Damit ich mich »be: gar nicht irren kann, nebmen Sie dieJ1 '-—als Ertennungszeichen.« Sie zog die Granatbliithe aus ih rem Haar und übergab sie ihm feier lich; der Blick, welcher diese Auszeich nung begleitete, ließ nichts an Deut lichkeit zu wünschen übrig , Arme AgneseC murinelie draußen der Sennor. »sie brennt lichterloh soi e eine alte ScheuneA Und er ließ. als er das lleine Haus aus dem Gerichte verlorkm achtlos die Granatbliithe zu Boden fallen; auf seinem Herzen ruh ten zwei Oranaenblüthen und immer von neuem sliisterten seine Lippen: »Jneå, Jnes!« —- — --- —- —— — Am folgenden Tage war das Ko lisseum, ein großer. amphitbeatrolisch aebaUter Eichs, bis auf den letzten Platz von einer reichgefchmiirtten Men s-benmenae aeiiillt,welche umarmt-as voll flüsternd um sich blickte, der Din ak harrend. welche da kommen soll ten. Heute war ein ans-; besonderer Genuß zu erinarein, denn ez sollten vier große, kräftiae Stiere in der Arena kämpfen, welche eri: kürzlich aus Andaluscen hergeschafft worden waren »Und wer ist der Espada7 —- Wer sind die PiladoreåY « hörte rnan hier und dort fragen. Den M tador ader kennte man schon in Madri d, doch sliifternd erzählte inan fich, deiii einer der Piladores fremd, jedoch als ein Meister in seinem Beruf berühmt fei. In einer der ersten Extaenrcsilien saß Errinora Planes-: Tfnlinov isi reichem -taatc«ae: oand aus Purdurrotiiern Sammet· aa r: irt mit ei sier Eli-il tost darer Spitzen -ie trua ein aroize Vonauet duftender Treitiiiiisblntuen und beide-; e dinebeii iman sie ietzt Ihre A iqen durch das ai- n e Fiolisfeurn im den in finden fiir den aiisid « ne ge kommen war und sich rei« tin-sit ERSTE Doch umsonst und neme en; Nir aendg vermochte fte .-c tnor Luiz Eorro fis- stattliitie Gestalt z.t unter scheiden »Tori sitzt meine Liliainita,« denkt-ri te Jnes zu ihrer Freundin Mita, inei che neben ihren Eltern ziemlich dian arn Eingang Platz genommen hat e. Jneå sah in dein einfachen toeifxei Mulltleide Orangedliitiien im durst len Haar und an der Brust beinahe bräutlich liebreizend aus; uin den purpurnen kleinen Mund grub sitt dazu noch ein so triumphirend gliickis seliger Zug, daß ihre Freundin Rita anz verwundert bemerkte: »Aber, Fries, was hast Du vor? Dir ist sicher lich ein großes Glück beqegnet.« »Noch nicht —- aber vielleicht bald,« hauchte das schöne Mädchen eralühend und schaute erwartungsvoll nach dein Eingange. Und jetzt nahten sich in fei erlichem Zuge all’ die Theiinehmer an dein vollsthütnlichen Stiertarnpfr. Voran der Espada, iin wallenden, blutrothen Mantel, geführt von einer Magistratsperson dann die beritte nen Fechten die Picadores, in auspa nischer Rittertracht, zuletzt die Bande rilldzsß und Chulos zwei Arten Fechter u uß Und endlich mass soweit! Lauilose Stille lagerte über der eben noch plan dernden und flüsternden Menge, der Corregidor gab das Zeichen Luni Be inn, und die Thüren um otall des anipsstierez öffneten ich weit das Thier, seit achtundvierzig Stunden an tiefe Finsternis gewöhnt und durch girrt-ten banger gereizt, stürzte inn Boot Wuth in die weite, vom len denden Sonnenschein durch luthete Arena. ZwetPicadores stellten sogleich entgegen, jener stattliche frem de Kämpfe-h der eine eiserne Maske vor dein Antlitz trug und ein anderer. Ugeamlich schmächtig ansseliendersieiter D rasende Thier studie, dann aber warf es sich mit aller Mast auf den le teren und versuchte, ihn auf die b net sti nehmen Jest sprangen mit tatzenartiger Behendigteit drei Chr-los denr ange griffenen Picador zu hülse und schwangen, laut schreiend und johlend ihre rothen Fähnlein um den lau briillenden Stier. Der zweite Picadnr gab gar bald den Kampf auf und führte sein Pferd, das von dem Stier mit dem Hus geschlagen wurde, Jus der Arena. Anhaltendes seier und Zischen des erregten Pu litums de gleiteien ihn, ja es flogen sogar Aepsel Jud schlecht gewordene Eier hinter ihm rem. Nur der erste Picadbr blieb unan greisbar, der Stier konnte nicht ou iim heronlommen, und lauter Beifall-Zin bel umrauschte jeden neuen Angrift des tiihnen Fremden, der sich lächelnd verneigte, als er bei der Loge vorbei ritt, in der Fries saß. »Er ist es, hauchte das jungeMäds chen umerg lähend. »ich habe ihn sogleict lannt—- ach, und et trägt meint Orcngebliith Jesi eilten die Ban I derillos herbei, um das halb Its-redistri- I . nige T ier noch mehr u reisen; o - - de It, Beifallitlatschen nnd au s« ) en er iillten die Luft, soda Un i Mensch sein eigen Wort verstand. . LF sDer le te Akt dessblutigen Kampf - spielt a te. Auf sein blantes Schwert s geftiih , trat wiirdedoll derEspada ein« i um dem Stier den lehtenTodessstoß zn Iverse en. Doch fast wäre er selbst das erste pser des Tages geworden, denn der rasende Stier stürzte mit gesenk » ten Hörnern auf ihn zu, der halb be stvutitlos zur Seite wich. Das Publi tum war starr, athemlos, da ein An ruf des fremden Picador, er entreißt dem Espada sein Schwert nnd, als der Stier sich jetzt zum erneuten An griff wendet, stößt er ihm die blante tWaffe zwischen den hornern tief in den Nacken, daß das Thier-, nur noch sdumpf ftiihnend, sogleich zusammen bricht. Das war etwas Unerhiirte5, lnoch nie DagewesenesL E »unter des Beifalls er: füllte das weite Kolisfeum, dank-nd sriß der Picador die Maske vom Ant lit- und verneigte sich —- im selben Moment fiel auch ein riesiger. tost'n- , rer Blumenstrauß ihm zu Füßen — sowie ein Zweiglein duitender Oran gebliithen· · Der Held des Augenblicks verneigte sich nochmals lächelnd, dann hob er die Blüthen traf, indeß fein Pferd i wle ans Unachtfamteit mit den-Oasen z iden herrlichen Riesenstrauß am Boden E zertrai. « i s »Luis«, flüsterte Agnese, ganz glitek s selig, »er ist es, dem Jung und Alt zu sjubelt, aber er hat mich nicht gesehen, knur feine Gedanken miissen bei mir sgewefen sein. — Wenn·er ahnte, daß der Strauß von mir stammte.« Indessen trar der vielaefeierte Pira dor in die Lage getreten, in der Jnes saß nnd hatte. sich hinter ihren Stuhl gestellt. Drunten sanfte soeben der zweite Stier in die Arena, empfangen von dem Jwbel der erregten Menge »J«nes«, fliiiterte Sake-ons. sich iiber das schöne Mädchen neigend, »wisfen Sie, daß ich hier bin?« Sie wandte sich halb zu ihm und erwiderte ebenso leise und lächelnd-: »Ich ahnte ein« »Wissen Sie auch weshale »Nein. Sennor!" »Rönnen Sie es nicht ahnen?« s »Ich möchte es- iieber direkt hören-« , »Aber ich möchte doch wissen, was; I I Sie dazu sagen würden.« . »Haben Sie denn nicht-Muth genug,f zdieie Antwort zu erwarten, Sennork « «liicador?« s . .. . s I »Dein Stxer gearnui : hatte ich ;Mutb « zwei dunklen Augen gear: — - iiber jedoch nich:.·« Sie lächelte fröbxiche sie wußte ja. nun ganz genau, wag lommen wiirdez und erwiderte gis echte Spanierin:k »Frage-i Sie die Blüthen an Jtsrer Brust um Anwart.« »Jnes«, und fein knisxerAthem streifte ihre Wange, »ich dante Ihnen, aber nun muß ich erst noch eine Vorjrage an Sie richten-« »Ich erwarte dieselbe.« »Wissen Sie, daß ich ans Südamri rita tomme2« - »Nein, das wußte ich nicht« - «Und —-- daf; ich wieder zurück gehet« »Auch das nicht-« s »Ich will aber nicht mehr allein rei en." L Der Stier ward nach heißem lan gern Kampfe erleat und aus der Arena geschleist, Jnes erhob sich zum Gehen. »Wie, Du willst schon sort, amiga » :Jch —- ich werde abgeholt'·, stam melte das junge Mädchen wie mit Blut übergossen. »Du? Von wem denn? Deine Mut-— ter sitzt noch dort unsten.« »Von — von meinem Verlobten« Arme Sennora Agnesei Welch« eine bittere Pille sollte sie noch an diesem Abend zu schlucken betomrnent Jn der physischen Erregunig, welche ihrem ieichthewaalichen Naturell auch de: zweite Stiettamps bereitet. hatte sie ganz vergessen, daß Sennor Sorrostå verschwunden, erst als sie sich erhob um fortzugehen, siel er ihr wieder ein. »Der Ursgetreue«, schmollte sie, »wir mag er bleiben? Jch erwarte ihn voll Sehnsucht um ihm zu gratutireii zu seinem Triumph. Ach. wenn er doch endlich tämek Sie kehrte heim in ihre Wohnung und begann sogleich die Vorbereitun gen zu einem traulichen «souper a deux" zu tressen; an Jnes dachte sie nicht mit ein-ern GedanLen Und doch sollte sie ihr nur zu bald in Erinnerung gebracht werden. Vor dem hause hielt ein kleiner eleganter Gin, und von demselben her ab sprang ein- aehräunter, eleganter Mann in den bestens Jahren, einer neben ihm sitzenden junaew Dame die Hand zum Ahsteiqen bieten-d «Madre de Dios«, stöhnte Agnese, als sie beide sah, «ist es denn möglich oder täuschen mich meine Augen Es ist —- Luiö mit Jnies am Amt« Und in der That sie waren est Die Thür ging auf, und herein stürzteztznes mit hochroth-engen direkt zur ni ter hin. »O, Mamitm was wirst Du sagen! Es ist — es ist ja der Fremde, welcher mich neulich errettet hat — und dem teh nicht« danite.« »Ja, aber ich habe mir meinen Durst allein geholt«, lächelte Sanais-J »und ermi, See-nom- mäisen Sie mei- · : nett Herzentbund mit Ihrer Tochter s its-Mk Agnese schaute wie betäubt m einem zum andern. .Sennor«, sterne melte sie endlich matt, ,es —- es muß ein Jrrthum sein« »O nein«, entgegnete der Sennor mit Nachdrueh »ein-mal vor zwanzig Jahren ging mein Lebensglück zu ( runde, weil der unerbittliche Faktor im Menschenleben: das Gold dazwi schen trat. Heute nun bin ich aus fer nem Welttheil hergeeilt, um es neu und töstlicher den-n je wieder aufzu richten· Und auf der Schwelle der Heimath, da- erblühte mir das lieh lichite Knospe-ken, das mir armenWan dersmann je vor Augen getreten; eg ist tein Wunder, daß ich die band aus streckte, es mir und zwar für immer zu erringen, Jhren Segen, Sen nora.« »Der kommt ja wohl zu spät, denn Sie sind auch ohne denselben schon einig geworden mit meiner Tochtek'«. stieß Agnese erbittert hervor; »man wird doch immer von neuem hinter-gan gen und betrogen. Kein Wunder. wenn man Jedem mißtraut.'« Jnes Folinvs und ihr Berlohter lehrten sich indeß wenig an den Un muth Sennora Agneies, und ais Sor rosis sechs Wochen später sich zurHeim lehr rüstete, war er nicht mehr allein. sondern nahm ein junges liebteizendes Weib mit hinüber in die neue Weit. »Mein Picwdor«, iliiiterteJnes zärt lich, als sie am Deet des Schiffes stan den· das sie über dens- Ocean führen sollte, »Du hast mein Herz erobert, schon ehe Du den Stier erlegt — nun isi’s Dein. nnd. weder Matt-dar noch Banderillo werden Dir je seinen Besitz entreißen.« »Es war ein Johannistrieb, Ge liebte«, lächelte Sorrofis, »und die sind feuriger und anhalten-der als die vielbesunaene erste Liebe! Sieh. wie das Festland entschwindet und das endlose Weltmeer uns aufnimmt! Giiiet auf zum neuen Leben. Du mein Liebling! Möae Gott der Herr uan noch lange auf seiner schönen Erd: tassen.« Howte uns sein Messer-. — Die surchtbare amerilanisckee Mord iznd Ditelltvasse, welche man in der ganzen civilisirten Welt als Botoie Messer kennt, ist. heute szit willig Irre drr Wirklichkeit verschwaan oval-ins sie im Reich der Zensationisoiaknrm ieolyl ewig fortleben wird. Tom gier es ja noch da und dort einen alten Pi: r.ier des Eiidtvesteng oder auch est Zsiioenzp welcher der-:- Vcsioie - Messi: in unheimlicher persönlicher Erinne rung bat, nnd Vor tanm einem J.;E;: retxnt noch ineldets Die Zeit-singen ein ielne schaurige Geists-Wien von Zwei tämvien rnit solchen Messern in Dunk ler Mr u. s. w. Indes-, tin-m man wohl sagen, dasz seine tbatiäcbliche·tlrs.s wendunq alk- Watse nicht iiber die Nei :e des 19. Jahrhunderts hinaus reich te. Aber seine Geschichte ist niemals ieschrieben worden« obwohl sie manche Interessante Seiten bar. Die betrei senden HauptsTbatsachen wenigstens sollten nicht vergessen werden. Es ist eine schottischsarneritaniiche Familie. welcher der Erfinder dieses Messers entsprang, und noch mehrere andere Mitglieder dieser Familie sind ziemlich bekannt geworden, var Allein Rezia Bowir. welcher im amerikani schen Redolutionstrieae unter General Franeis Marion diente, unb dessen walisische Gattin, die er in der Kriegs xiesangenschast, als Verwundeter, ten nen lernte, von ebenso schneidigern Muth war. wie er selbst. Als der Krieg vorüber war, zog Rezia Boroie — dessen Großeltern ursprünglich aus Schottland nach dem Marnlander Countn Prinee George aus-gewandert waren —- rnit seiner patriotischen Gat tin nacb Elliott Sprin s, Tenn. Die ser Ebe entsprossen sie n Söhne, und der sechste dieser, Rezia Pleasant Bo toie, bat das besagte Messer ers nden, resp. nach seinerJdee urnarbeit las sen. Er erblickte 1795 das Licht der Welt und starb 1836 am Alamo. Sicherlich war Rezia Pleasant Bo tvie ein seht bemerkenswertber Mensch, der in allen Dingen am liebsten seine eigenen Wege ging. So hielt er ei u. A. auch mit der Religion; sein Vater war ein Presbyterianer und seineMut ter eine Metbodistin, er selber aber trat in sriiber Jugend zur römischslatbolis schen Kirche üben An persönlichem Muth und Abenteuerlust ist er von tei psm des. Wng- ieset Im ishr-tref ten worden. Man wurde avet lehr tr ren, wollte man sich ihn, wegen des Bo tviesMessers, als einen grimmen und« streitsiichtigen Eifeniresser vorstellen Ganz das Gegenlheil ist die Wahrheit! Es war von lehr ruhigem, sanftmüthi gem, gesellig liebenswürdigem Tempe rament und in seinen Manieren die höflichieii selber. Niemals suchte er einen Streit, stellte jedoch allemal, wenn ihm ein solcher ausgedrängt wurde, feinen Mann. Von bedeuten-» den geschäftlichen Talenten.’die schon» in seinem ichottilchenBlut steckten, war er es doch nicht gewohnt. weit in die Zukunft hinein zu rechnen· Mit fei nem Bruder, dem Oberst Janus Bo wie idem siebenten der Kinder Reziajy betrieb er bald nach der Zeit des Loui siana-Anlaufs die ge e ,,Arcadia« Zuckerplaniagex in dieser wurde spirl ter auch die erste Dampf-Einrichtung zum Mahlen von Zuckerrohr in Be trieb gesetzt. ; Ein leidenschaftlicher Jäger-, be stimmte Rezia Pleaiant Boroie auch jenes berühmte Messer eigentlich zu Jagdzwecken. Er ließ dasselbe unter — T einer persönlichen Anleitung. von esse Clisse, dem Grobschmied»aus der lantage, aus einer alten sta lernen a pel oder ile herstellen. B war 8 oll lang, eit, nur einschnetdig. und mit einer gewundenen Spitze. Später überliesz er dieses Me er sei nem schon erwähnten Bruder ames«. mit folgendem hinweis: »Die eQJ itt besser als ein Pistol; denn das Pistol versagt manchmal; dies Messer aber me.'« I Von diesem Bruder muß noch ein wenig dieRede sein; denn er, und nicht Rezia Pleasant, toar es, in dessenHän den das Botoie-Messer seine erste surchtbare Berühmtheit erlangte Jameö Botoie. der auch Oberst der texanischen «Rana,ers« war und seine meiste Zeit in Tean verbrachte lfiir dessen Unabhängigkeit er mitwirttet soll das Messer in 19 siir die andere Partie tödtlich rerlausenen Zweikam pten gebraucht haben! Sein Name wurde bald im ganzen Südwesten der Schrecken aller Banditen und Raus bolde, wie sie ein neues Land heimzu suchen pflegen. Die Jndianer nann ten James nur den «Figbting Devit«, und seine texanischenFreunde sprachen von ihm als dem Jungen Löwen«.Jn des; war auch James durchaus tein Händelsucherz er hat sogar vieleStrei-s tigieiten in seinem Leben vergiitet und andere gütlich geschlichtet, un auch er war von zarter Gemüthsveranlaguiir, ein Verehrer der Frauen. ein Freund der Kinder und stets ein Beschützer der Schwachen. Auch trank, fluchte und spielte er nie und war schon allein da durch eine große Merkwürdigkeit in seiner Umgebung. Jtn Uebrigen hielt er es siir das Beste, jeden Streits-ist der sich nicht mit Güte beilegen lief-» unverzüglich nach dem Ehren - Eos-er zum Austrag zu bringen. und war ei ner der schneidigsten Duellanten seiner Zeit. Die Geschichte verzeichnet noch, das; das ursprüngliche Palme-Messer sil Todeswasse seinen ersten Dienst bei dem »Sandbar Duel« verrichtete, dri sicli am 19. September 1827 aus einer tieinen Jniel desMississipvi gegensitnr Natchez abspielte und in einem wit thenden Kampf zwischen zwei Fehde Parteien bestand. Janus selbst tout de übrigen-«- dabei anscheinend tödtlixtx verwundet, —--- und doch sollte er das Messer noch achtzehn Mai init ver liiinnnißvoller Wirkung schwingt-»F Von ihm aing diese-H Messer auf Isen Cchattspieler tidtvin Jene-i iitrer. DW Ein goldnes timi nut ltnusilmi tintuinn Mk i.-««-i-ii«1 im cilleictintnsz setzt-täten die Stic Stetig des Lebens gleichbleibende Frage-, Müde- der Arbeit schleicht die Zeit Unter dem ngn Zser Jllltgiqlichleit Liliann und Weil-, schon Tut-re verlsnns den, Tritten nur selten der seligen Stun den, Da aus des Glücke-Z heißer FernI Fiel in ihr Leben ein funtelntet Stern . . . Um die täglichen Lebenssorgen Mühen sich Beide von-. frühen Mor SM Big die Nacht mit müdem Schritt Kommt und nimmt dieSorgen mir . . Und doch! Dann und wann Heirath ou Jn der Monde stetigem Lauf. Wenn an der Wiege des Kindes still Wache-der Tod wohl holten will, —— Ihriinen waschen die Flecken fort, Und vergessen ist manches Wort, Das wie ein Messer ins Herze schnitt; Weiß kaum das Eine, wie bitter litt Unter dem Wort das Andere lang; Nun in der Stunde, so todesbang. Finden die Hände, die Lippen sieh-. »Glaube mir, Lieb! Jch liebe Dicht« Worte, die lange schon verhallt, Brechen hervor mit wilder Gewalt, Wie eine ilzitznde Quelle des Lichts Flammt es empor aus des Alliags Richts! Weit. weit in die Ferne schweben Die Gedanken, und neues Leben Trinlt aus heiliger Weiheftunde Beider Seele mit lechzendem Munde; Alltagsforgen wohl kommen wieder-. Doch —- fie beugen die Seele nicht nieder, Aller Kummer zerfließt wie Schaut-i Jn der Erinnerung seligeni Traum . . Solche Stunden. weltentriickt, Von der Liebe Weihe beglückt, Führen die Seelen aus dltiterem Nichts n die Reiche des ewigen Lichts, --— h’ ie geboren. hat ji« schaut: Wot en vom goldenen Lt te beinah iswigleiten von Sonne durchfluthet, Ron unendlicher Liebe durchgluther.—— n des Lebens ärmliche Welt Xgu uns«quellendem Reichthum fällt, Gottlrcher Gnadeniiille entspro en, — Jubelnd ward neues Gliici ers lossent O t to L u te. —- Die Preisfchrift von Dr. S. A. Knopf »Die·Tubetiulose als Volks trantheit und deren Betäm fung« s— der Verfasser errang bei die er volls thiimlich gehaltenen Schrift den Preis des vorjährigen internationalen Tu betlulolemcon resses zu Berlin ——— hat der deut che Hauptansxchuß zur Errichtung von Heilstätten iie Lun genlranle in Berlin W» Wilhelmäplatz 2, in eigener Verwaltung herausgege ben« Der Preis der sehr zu empfehlen ben Schrift beträgt mit Vetpmlung und Postgeld innerhalb Deutschlands file 10 Stück 1.20 M» für 100 Stück 9 M» für 1000 Stil-l 80 Mark.