MARTHng BHPWMÄt Hugenieur borstmamr »Komm! von» Mikhekm Hegeken RMQNHQH M -- CIQ FortfesstngJ Its II « ,er Kammer und I U III die Kissen, damit ist Schl nicht hörte. Was e efehen, hatte ihre Seele getroffen wie Steinwurf eine Spi gelscheibe. Es war in ils-c etwas zerfche t,was kein Menschv keine Hilfe von oben, keine noch fo lange Zeit wieder ganz machen konnte. Tit ihren achtzehn Jahren noch ein halbes Kind, auf ensachfen in dieser Unfchuldigen Atmosphäre, die eine vom Leben zueückgezogene. kranke Frau verbreitet, hatte sie nichts erfahren Von den Abstände-n und stinkenden Grä bern des Lebens-. Wie hatte fie ihre Mutter geliebt! M diesem Zetwiirfniß zwischen ihrem iet und feiner jun en Frau tte fee für die - reinde I rtei ergri fer» Sie machte ich Vorwürfe darüber, aber isie konnte nicht cnsders . . . Nun hatte Isie s gesehen! Ihre Mutter in den Armen eines fremden Mannes! Ihre ganze spröde Keuschheit empdrte sich dagegen. Sie, die seit einigen Mona ten selbst liebte, die dies Gefühl aber verbarg im allertiefften Winkel ihres Herzens, die diese unschuldige Zunä gstng» dies stete Denken an den Einen schon für etwas Unerlaubtes hielt und sich deswegen Vorwürfe machte. sie hatte ihre Mutter gesehen, wie sie den Kon Eies Meint-es mis» ihren ijnren Ullcslkch M IYCII JJLIUU un scguuc Irreßtr. Idee Mutter hatte das gethan, die f- ürs-te angebeeet hatte, die ihr als UWMheit in jedem Dinge erschienen war! Und ihr Vater saß im Jrrenhauci Noch keine zwei Monate waren vergangen, daß man ihn fortge brccht hatte. Vielleicht hatte er ge wußt, was sie trieb, Und das yatte ihm den Verstand geraubt! Und die ande ren hatten es· auch gewußt und hatten es doch zugelassen Niemand war auf getreten und hatte dieser Schande ein Ende gemacht. Und sie, sie wußte nun auch davon! Mein Gott, was i«ollte sie thun? War es nicht ihre Pflicht, » gen ihre Mutter aufzutretenZ Aber sie fühlte sich ihr entrückt, fremder als ir gend ein-tm Menschen« Sie fühlte-daß sie lein Wort mehr zu ihr sagen könn te, daß der Ekel ihr die Kehle juschnik ten würde. Und doch mußte sie etwa-s thun. Sie konnte doch nicht rnkiia zu sehen! . . . Aber nirgendwo mußte sie Rath, nirgendwo Nettuna. Sie war verlassen, sie hatte keinen Menschen dem sie sich anvertrauen konnte, ispd doch fikhiie sie, daß sie zu schwach war, um dies Fruchtbare all-ein zu tracxm Während sie in die Kissen disz, with rend ihr junger Körper von immer neuen Schmerzen erschiittert wurde-, und heiße Thränen aus ihr-In Augen stürzten, strömte von draußen die Sommernacht ihre lan- Ziijsile ihren Eternenschimneet derein. Ein leiser i iWind hatte sich cuigemsaalsi ein Hori- 1 sent glommen rcthe Streifen herauf, , in den Bäumen wisperie re Don ersten ? Vegelstimmen, aus der Ferne verfijti- s dete ein Dahn mit immer neuen Nu sen. daß bald der Morgen anbrach, Ober das junge, bis ins Jnnerfte er schüttetde Menschenkind kannte noch immer keinen Frieden Finden. Am nächsten Morgen sah Anna ihre Tochter beåm Frühstück wieder. erau Regierungsrath war schon damit de sschaftigh c n nd zu fiittem Die Beiden sa Ich gegenüber. Sie wechselten kein Wort. Anna versuchte sauf Lottcks Gesicht zu lesen, was in ihr vorgina. Sie war blaß und scheu. Als ihre Mutter das Wort an sie rich tete, zuckte sie zusammen Sie stam melte eine kurze Antwort, oann trank sie ihren Kasse-e ans und verließ das " Zimmer. Mehrere Tage vergingen, bei jede-n Zufammensein erwartete Anna, das irgend ein Wort fallen «u-iirde, welches zu einer Aus-einander sehimåefödrtr. Schließlich, als sie eines nqens mit Loite allein war, ermannte sie sich nnd irrate: »Was fehlt Dir eiqentlich? Du bist ’ «,feit ein paar T- : fes innderbar!« · Lotte fuhr an » ans- ganzzn III-per del-end Sie rang nach Worten, aber in wilden Strömen stürzten ihr die Ther aus den Augen Ohne etwas Zu·etw«i'dem.«ei!ke sie Inan Anna folgte syc, avu uns «;; sie, wie ihre Tod«-irr hi: TH—"1: Eint-It i fch zuschloß. Sie bis-, sitt-» cui dieLj pen. Dieser askxlsscklickse Vrrfxxch tmxte Z Tag ganze Vechjsxiß mi- nnt-h uner- i «t(iiqlich:t gemacht , Lette war seit tesn Alsan Vsllkcims men betagt Der Boten, auf Dem sie Festgabe-, war ihren Füßen entrissen. Sie taumlte von Verzweiflung »Ver streiflung. Sie war acch so an Auto rität gewöhnt so gewöhnt sich unzu ·1ek-nen, daß f nicht selbstständig Hon kein M Im den erfåen Tagen Hatte sie Wissen, nach Eisenach zu Iäckzukehux Aber während ihr in ·’-Witklichhit wr demEinsiedlerleber bei M skep, kränktichen Frau graujr.bik Ut- ße JOHN als Grund ihre-s kkcibeni GEI- dsß sie ihre Mutw LW M. Und aus dieser Berti-M Wesens kam sie s « Ins zu Iinem Benehmen. its-liebste, aber auch MW wart sie wurde Q-..L.’ . « .k»s Iwa unart-iq. Jedem, der ihr irgend etwas sc gte, Frau Löst-ach Dehwktz oder sei net Frau, ihrer Mutter, schleuderte sie einen Blick u, der ausdrückte: Wer bist Du? Was fällt Dir ein? Jbre inneren Qualen äußerten sich als Unaussteh lichkeit. Sie wurde unleidlich, ein Kreuz für die ganze Familie. Man kennte ihr sagen, was man wollte, sie hatte immer einen Widerspruch Sie ging nicht mit spazieren, betheiligte sich an keinen gemeinsamen Vergnügnnaen, kam zu spät zu Tisch oder ar nicht, und that nur das, was sie wo te. An na war ihr Ziegeniiber vesi einer sast demüthigen achsicht. ALT: die Ver wandten waren anderer Meinung. Diesem unmanierlichen, patzi nDing müßte einmal ordentlich der ops ge waschen werden, damit es.Bescheiden heit lernte. So kam es manchmal zu den furchtbarstens Reibereien, bis Loite schließlich aufsprang und irachend die Thiir zuschlug. Seit zwei Wochen hatte Anna ih ren Freund nicht wiedergesehen Sie littt unsäglich Das Leben, das eben so glänzend begonnen, hatte all seine Fieuden verloren. Sie ra nutzlos mit ihrer Angst, ihren danken Vot stellungen, sie fühlte sich verworfen und lachte sich zugleich höhnisch aus-, daß sie sich miiGewissensbissen solijrie wo sie die Sünde gar nicht begangen hatte. · Eines Abends aber traf sie Bert m einer Gesellschaft bei ihrem Schwager. Holleder, der wütbend auf sie war, be nahm sich kühl und schien sie vollstän dig zu ubekseben Das peinigte sie nur noch mehr. Beim Nachbaufwtg gingen die beiden miteinander. Sie fragteibm wie esS ihm qinge. »Wie’s mir acht? Komische F ne! Was ich ausgestanden habe, möcht sich meinem Hund nicht gönnen. Jn den nächsten Taan reife ich ab.« Da drückte sie ihm den Schlüssel. rim den er sie sc oft g:beten hatte, in die Hand. « Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Mir ist alles gleichgiltig. Auch die Schande rnr dem Kindl« Die Leidenschan von der Anna von Jugend auf besessen war, die manch mal geschlummert, die sie aber nie ganz verlassen, hatte sie jetzt endlich über mannt. Und von dem Augenblick an, wo sie sich ibr hingab, lebte sie wie in einem Rausch, fah alle Dinge wie in einem Nebel. Die Verwandten hatten jetzt leichtes Spiel mit ihr. Sie sagte zu allem ja, iiimmerte sich kaum noch Um geschäftliche oder HaushaltungD cnnelegenheiten und lebt-.- nur noch ih rem Vergnügen Die wahren Herren im Hause waren ihre Schwester und Dein und vor allem ihre Mutter. Horjtmann, der in Grafenberg we gen der Nähe Diisseldoris allzu leicht Gelegenheit zur Flucht finden konnte, wurde auf Wunsch der Aerzte nach de: Reichenberaer Anstalt am Oberrhein gebracht Wegen unsheiibarer Geiste-; iranineit wurde er entmiindigt und Diebwitz zum Vormund eingesetzt. Es war ein feierlicher Augenblick als der Hauptmann diese Thatsache seiner Schwägerin in aller Gegenwart der-« sündigte Indem er Anna die Hand sanittelte, iaate er mit einer Stimme, in deren Biedermannston allein schon pupillarische Sicherheit lag: »Wie sich Dein Mann gegen mich be nommen bat, daß er mir wegen der lumpigen paar tausend Mart mit dem Gerichisbollzieber qedraht bat, das soll von nun ab vergessen sein. Ich danke Dir für Dein Vertrauen. Anna. Jch will mich seines Vermögens anneh men, als wenn es mein eigenes wäre.« ,Na, na!« warf Anna ein. · »Dummes Zeug!« brummte er. »Ue ker solche Vertrauenssachen macht man keine faulen Wide. Sei versichert, ich werde dafür sorgen, daß das Tüttel chen iiber dem i nnd der Boden über dem u in Richtigkeit sind. So lange ich da bin, soll auch tein Pfennig in unrechte hände gerathen« Anna dankte ilnn Und bersicherte,daß sie volles Vertrauen in ibn setze. Er war unreif-sittlich dabei, Ord nuna in die gänzlich verfahrenen Ver hältnisse zu bringen. Die Vermögens aufftellung war schwierig, weil keine Innqunleitunan vorhanden waren. Er » lief bald zum Notar, bald auf Die Bank, bald zum Gericht und vernach Ins-Tinte über diese Angelegenheit Io chenkang seine eigenen Geschäfte Aber eine zehnmal so rege, wenn auch unbemtetbare Æchöstigteit ent wickelte Frau Regierungsrath, die schon ftühmerssens. wenn die Andere-« noch schliefen, auf war, rechnete, no titte, Die Wiennachrichten ftuditte, Briefe schrie-v und empfing und Vet ahndtungen mit Berliner Banthäusern « ai.kniipfte. non denen Niemand mußte-. Sie hatte eine sokche Fertiqteit erlangt, ihres Schwiegeefohnes Handschrift nachzuahmen, daß et selbst sie kaum von seiner eigenen hätte unterscheiden können. . Anna ahnte wohl, was ihre Muttes hieb. Sie wußte das-, sie den auf der Butapeftex Von liegenden Vermis qcnzanthetl verheimlicht hatt-. Aber f- wollte ten Dingen nicht näher aus den Grund geben. Sie Mich freiwillig dies Oft-gen Ein-« kaltes Grauen tan sie cn, wenn sie nur daran dachte. Sie ging in ihrer Leidenschaft auf und führte im Uebrigen ein luxuriöses Le ben. das enorme Summen verschlang. Da sie ihren Geliebten aus Furcht vor Lotte nur inaller heimlichkrit sehen kennte, beschlossen die Beiden zu ver reisen. Im August ging Anna mit ih rer Schwester und deren Kindern nach Scheveningen Bett folgte den Damen kurze Zeit daraus. Lotte wurde nach Eisenach geschsiai Frau Düsbach war die einzige, die im Hause zurückblieb. Debwitz versprach, alle Tage umzuse lsen, ob seine Schwiegermutter no am Leben sei. Tiber er war meist auf Tou ien unterwegs. Ja dieser Zeit des Alleinseins rich tete die Alte sich biiuslich in Borst mann’s Zimmer ein. Niemand durfte sie dort stören. Es war dem Mädchen nicht einmal erlaubt, das Zimmer zu reinigen. Die stets geschlossenen Fen: fterscheiben wurden blind. dicker Staub Ibedeckte die Möbel. Auf dem Sosa lag der lHund der sich vor Fett und Al tersschwöche launr noch rühren lonntc. Er blinzelte schläfiia aus seinen her vciguellenden trisben Augen und ver breitete einen solchen Gestank, daß es in dem Raum wie in einer verwahr losten hundebiitte roch.. Vor dein Schreibtisch aber. auf denselben Platz, iro Horstmann immer aesessen, borlte die Alte mit ihrem Katzenbuckeh laute sich auf den Nägeln und grübelte über ihre Speculationen nach. ,Wie sie so dasafx in dem schwierigen Schlafrock, mit ihrem wellen, grauen Gesicht, in dessen Furchen das oberflächliche Wa fchen noch klebrige Puderreste zurück gelassen hatte, hätte man sie für einen ausgetrockneten alten Vachhalter neb men können, der nichts mebr vor sich siebt, als endlose Zahlenreihem Der Gedanke an das Vermsaem dessen sie sich bemächtigt hatte. indem sie Darst: mann’s Unterschrift sälschte und die Papiere aut Annwe- Mamen kommen ließ, wagte sie halb wa nsinniq. Sie stürzte si in die waahal rasten Speku l tionen Jeden Tag gab sie ihren ntiers neue Ordres. Wheraläubisch und eine richtiae Spielernatur, die sie war, wag sie nicht mit nüchternemVer stand die Gewinn- und Verlustchancen ab, sondern sraate die Karten urnRatl). Wenn die Patienten ausgingen. machte sie das geplante Geschäft- Aber manch mal tarn es anders, als die Karten prephezeit hatten. und dann hies; es noch mehr zu warn, um die Verluste wieder gut zu machen. Wenn Frau Reaierunasrath manckp mai Aetaer hatte, so war er rein ne schäftiicher Natur. Wean Horstmanns machte sie sich leine Sorge. Ihre Toch ter hatte schon mehrmals an ihn ge schrieben, nach dem Dictat ihrer Mut ter, denn Anna war nicht dazu zu be wegen, eine eigene Zeile an ihren Mtann zu richten· Auch mit Mewes führte Frau Diisbach eine rege Cor resprsndenz. Er schickte stets beruhi gende Nachrichten Dank seiner Für sorge —- schrieh er meistens --— weil cr den Doctorsn ordentlich einheizte, gdi alles aut. Der Patient hatte zu ihm nach wie vor volles Vertrauen« Er be sann sich im nrelancholischen Stadium, saß meist aus einem Fleck und guckte Löcher in die Lust. An Ausreiszen dachte er offenbar nicht. In jeder Erwideruna schiirste Frau Diissbach dem Wärter Wachsamteit ein Aber im Grunde fürchtete fre wenig Horsimann’§ Wiedertornmen. Der Gedanke an ihn störte nicht ihren Schlaf, in dessen Träumen es nichts als den blassen Geisterreiaen der Zah len gab. - Ende September kehrten alle aus der Sommersrischc zurück. Anna hatte eine « ·t reinsten Glückes verlebt, ohne tten, ohne Sorge. Ader die alten Aengfte begannen wieder, sobald sie zu Haus war, als wenn die Furcht an den Räumen selbst haftete. Lotte war von ihrer Großmutter etwas zahmer keimgetehrt. Aber die alte Un est-gen heit brach wieder aus, als sie « ert im Hause tras. Dieser amiisirte sieh über ihr Benehmen und erklärte es als eine unbehilsltche Aeußeruna ihrer Ver liebtheii. Eines Tages. wenn sie mit ihm allein sei, würde sie ihm um den hats fallen. Dergleichen war ihm schon öfter passrrt. Frau rstmann mochte Fest noch mehr Au nd als früher. Schon die Reise war sehr kostspielig geworden Man war großartig ausgetreten, und Anna hatte nicht nur siir ihre Sei-ve ster und deren Kinder. sondern zum Brüsten Dle wenigstens,« auch sitt ert mitbezashli. Nach derRücklehr war die Familie Dehwitz wieder ständi zu Gast im Haus. Alter verbarg den erd auf ihre Schwester hinter einer trie ehenden Jemand-seit Sie sprach alle Augenblicke von Inne- lolossalem ? m-;4«...-.. ers-« . Her- ;«e ern « stu- »k-»·o, »He »H» «- 'u wu lsmuchft Du nJ.l) ein paar tausend Mart zu fragen. . . Zuaieich klagte si-: Tiber ils-re eigene Noth. Telnvitz war ein Tchleckstet Reisender Als foizjer a. D. mußte et natürlich immer eine oewisse Noblesse bewahren, weswegen er mit seinen Collean nicht contents ten konnte. Nach solchen Redensarten borqte sie dann ihrer Sei-defect immer ein paar hundert Mark ab. Baden-pe mann machte dasselbe Geschäft auf ei nen Schlag. Ek»fordette eines Tages von feiner Schweige-ein zwanzi tausend Mart Mit dem Obervvrmun cha ts geticht würde et sich schon auseinan- r setzem Als Sicherheit wollte er seine Lebensversiwun spolice geben. Anna war uetst betrof eng aber schließlich gab De nach. pEineB Morgens saß Frau fis mann mit ihrer Mutter noch ver pätef am eühstückstifcfr. Leise war schon in ihre alftunde man-kein Anna hatte nachdenklich den apf auf den Arm ge Mit-ils- ME- Ue i sen des rbeti heruntersieien nun das weiße le chdes Unterarms sehe ließen. Ein Brief von Meeres war aus Reichenberg angekommen, der in ihr die Erinnerung an ihren Mann geweckt hatte. In viistere Ahnungen verloren, sagte sie: »Eineg Taaes kommt er wieder. so sicher wie zwei mal zwei Vier ist. « Die Mutter hörte nicht und schob ih rer Tochter mechanisch die Tasse hin. »Hörst Du, Mama!" sagte Anna dronen«o. »Eines Taaeg kommt er wie der. Und wag machenwir dann?« »Wer tomint?« fragte die Alte gis ri;-,. »Nein Mensch Und wenn er kommt, dann wird ian die Polizei schon Mores lehren. Er ist verrückt und ist da, wo die Verriickten hingehören!« Das saast Dut« ,,Psck-t!'« zischte die Alte die mit i. rem Fingernagel große« Striche nnd Ausrusungz reichen an den Rand ihrer Zeitung machte. »Sei doch still! Jch arbeitet« Einen Augenbiick stieg in Anna der heiße Zorn aus. Sie hatte nicht iibel Lust, ihrer Mutter die Blätter aus der Hand zu reißen und ihr vie Fetzen vor die Füße zu werfen. Für die Sorgen ihrer Tochter hatte diese kein Gehor. Die Befürchtungen, die Anna schlaslose Nächte bereiteten und ihr den Ta-: über den heiteren Sinn zum Genus-, lähmten. behandelte sie als Loppaleie n Sie hatte das Ge fühl stir alles andere verloren, außer für diese Beschaftiguna, vie sie Arbeit nannte. Das war, weiß Gott, ein prachtvolle-s Wort: Arbeit! »Tu bist sehr aut. Mamai Eine son derbare Art vrn Arbeit. die Du da be treibst! Es wäre viel niinlichey wenn Du tieg sein ließest!« Watte oie Tos« e voll, goß ein bißchen etlch nach, strich eine Semmel nnd schob der Alten beides hin. »Nun laß mal Deine tostspielige Ar beit! Es ist wirklich zu komisch, Tag und Nacht zerbrichst Du Dir denKops, nsie Du mein Geld am raschesten tlein triegst.« ’" »Willst Du mir Vorwürfe machen, Anna?" ,,Jch mache Titv leine Vorwürfe, ich amiisire mich blos. Du sihst da in Dei nem Schlafrock, den man kaum noch Schlafrock nennen tann, Dein Bndget siir die iibriae Toilette ist auch mini mal, essen thust Du so viel wie ’ne Man-J —- nnd doch dersehlingst Du mehr Geld, als wir alle zusammen« Geängstigt. daß man ihr das, was ihren Lebensinbalt bedeutete, nehmen lönnte, sah Frau Düsbach die Tochter an. »Ich habe in der letzten Zeit Verluste gehabt, Anna. Wenn Du etwas von der Börse verstündest, wenn Du we niv stens Lust hättest, Dich belehren zu la en ..... « »Ich werd-. mich hüten!« »Dann würdest Du lein Wort dar iider fallen lassen Daß man verliert, ist ein Unglück. Aber es tann mal vor lommen." »Dir passirt das aber in einem sort.« »Das ist nicht wahr« sagte die Alte leidenschaftlich »Anna, bedenke doch, daß alles nur Deinetwegen geschieht Wenn Horstmann stirbt und Lotte mündig wird, bist Da auf ihre Gnade angewiesen. Aber bis dahin habe ich Dein Vermögen verdoppelt.« »Was bis dahin ist!" erwiderte Anna mit melancholischem Spott. »Reden wir lieber nicht davon! Aber meinetwegen spetulire Du weiter. Ohne das kannst Du ja nicht leben. Und vielleicht hast Du aus Deine alten Tage noch Glück. Lehrqeld hast Du weni stens enug bezahlt. Und wenn Du Kirch hast ·. « «Besehrei es auch noch! Ich habe jetzt etwas vor, das muß gelingen. Du darfst mieh nur nicht irre machen.« »Und ich habe auch etwas vor,« sagte Anna. »Ich werde an Bett ans iins Jahre hun erttansend Mark let hen, damit er seine Architettenplpiine wieder ausnehmen tannl" Sprachlos, als wenn sie, Gott weiß, was siir eine Entsekliehteit vernom men hätte, starrte Frau Diisbach ihre Tochter an. «Jch bin's satt, daß Bett immer da stth und seine schönen Kräfte in Nrehtsthun ver endet. Er hat ein phänomenales alent. Wenn er sich blos ein bischen dazuhielte, könnte er geradeer Großarti es leisten. will ihm nun aus die prünge hel en. Jch gebe ihm die nöthigen Baarmittel, da mit er sich mit einem alten Bekannten, einem sehe tüchti en Geschäftsmann. assoriiren kann. ie beiden wollen in der Jnselstraße häuåer aus Speer-lo tion bauen. Das errain ist dort sehr billig fiit die schöne Lage. Mir scheint das eine mächtige Jdee.« -—- tL-L«2 Ost-L spi- — f »gut«-« usu- IUIIU, IUU Just-ils YOU das thun! An Beet hunderttausend Mark geben —- damit er ein Geschäft anfängt! Was hat er denn gelernt, dieser gebotene Miißiggiinger, dek zeitlebens nur das Geld aus dem Fenster geworfen hat? Häuser in der Onselstraßel Herr des Himmels, wißt hr denn nicht, daß jeden Winter das Grundwasser in die Häuser kommt? Meine liebe, gute Tochter, hunderttau send Mart, das ist ein Vermögen! Das txt ein Loch, das sich nicht wieder zustop en läßt!'· »Na, wenn schon!« erwiderte Anna rob, »wenn Du das Geld per Tau send hinauspsessetst, weefe ich mal hunderttausend l?inaeis!« Jelz hinan-spie seen! Du bist wahn n « Ins-Käst« Ich bju nicht wozusiuuxgz Bärin-iß, was ich thue. s blei : Eins-, We- vqg schim- Gkiv Mir Es iß das Me, wiss Rshasij Nimm wenigstens die DAMA «Keinen Pfennig weniger!" »Und wenn'· —- die Alte stockte, ihre Stimme sank zu einem tonlosen Fliii stetn —- »wenn Horstmnnn wieder kommt?« . »Dann blüht mir das Gefängniß. Ebenso gut wie xDir. Aber es ift mir jetzt egal . . . . Hörst Du, es hilft lein Heulen. Bett bekommt hunderttau send Mart. Wenn ich ihm weniger gebe, das sähe wie ein Geschenk aus, das wäre gemein, anzunehmen. Er ist mein Liebstes aus der Welt. Um seinetwegen sitzt Gustav im Narren haus, um seinetwegen tomme ich viel leicht in's Gefängniß ——— bon, ich halfst gewollt! Und da sollte ich sür ihn nicht mal hunderttausend Mart opfern? Wofür sault das Geld dai Wenn Gustav zurücklommt, und er kommt zurück, das weiß ich so genan, wie ich weiß, daß ich mal« graue Haare betomme, häßlich werde und sterben muß! Er tommt wieder —-— ach, und dann wird er Augen machen, der arme Schelm! Da thun ihm meine hun derttausend auch nicht mehr weh. Wir sitzen ja alle in seinem Schmalztapf, Du und Alice und Dehwitz, der Bie dermann, und der Kutscher nnd die Köchin, ein ganzes Nattennest. Hier geht’s nun mal wild her. So will ich auch dabei sein, zugreifen und dem Liebsten aus die Beine helfen! Was später kommt, schiert mich wenig. Adieu!'« .. Sie brach in ein hysterisches Lachen aus und ging hinaus-, die Thiir hinter sich zuschlagend. An demselben Tage machte sie ib rem Freund das Anerbieten Bett sträubte sich ein wenig, aber nicht mehr als es der Anstand erfordertr. Im Grunde war ek viel zu aalant. um nein zu sagen Anna, die dies fast ge fürchtet hatte, war iibet seine Bereit willigkeit zu Thränen gerührt. Sie zog seinen Kopf an ihre Brust und drückte einen mütterlichen Kuß auf seine Stirn, indem sie murmelte: »Hofsentlich bringt das Geld Dir Segen!« Bert faltete seine Hände zwischen den Knieen und sagte nach einer Weise gedankenvoll: »Siehst Tu, mein Schatz. eg giebt doch ’ne Art von Gerechtigkeit aus der Welt. Ich habe sur die lieben Weiblein so viel Haare und Pava’s schönes Geld gelassen, hin jetzt aerade da angelangt, was man das nideau de tien nennt. und nun tomint so ein Engel vom Himmel, der ni: r wieder aus die Beine hilft Wenn ich ie was Schlechtes über die Frauen gesagt habe nehme ich's ietzt wieder zur-Lieb Alles in allem ge nommen, sind sie zehnmal besser als unsereins. « So wurde das Bauaeschäft von Hol leder öd Co. denn eröffnet Bett stellte bei Schulte eine Reihe den Plänen und Stizzen aus-, die rielen Beifall fanden. EineWeile gefiel er sich in seiner neuen Ralle als der mit Arbeit iiherhäuitn rson großen Plänen schwangen Ge schäftsmann. Anna war aliictlich über fein Wandluna. Sie nannte ihn nur noch inren »Hoi- und Leiberchitect«. Noch im Winter wurde mit dem Bau des ersten Hauses in der Juselstraße l«egonnen. Friiher als es Sitte war, fing Frau Horstmann an, Griellsclxiftrn zu ges teu. Anfangs detain sie manche Ahia gen. Es gab Leute« die es siandatw fanden, daß die Frau, deren Mann im Jnenhaug saß, sich so in der Oeffent lichleit zeigte. Außerdem bestand eine Partei uin Frau Oswald. die sie nicht wieder austoinmen lassen wollte. Doch Anna ließ sich nicht abschresten Um alles, was in Diisseldors einen guten Namen besaß, gute Figur machte, oder in irgend einer Weise hervorragend war in ihr Haus zu ziehen, scheute fr-: keine Mühe, keine Schneichelei. keine «Dem-iithigung. Und rnit der Zeit setzte sie sich durch-. Zuerst tanien die jungen Leute, die Künstler undOsfizierr. Nach und nach auch die Ernsthasten n nmncher Winternacht strahlte he er Kerzensehein aus den Fenstern bis auf das dunkle Wasser der Landstrone. Dann blieben die Leute auf derStraße sute und lauschten auf den Lärm dafhåiachem wie lästi? es wiädeeir iun dem use zuging, s ange t so numin und verfallen dagelegen hatte, gleich einem verzauberteu Schloß. Jetzt ging es doppelt hoch her. Alles war bei Frau Anna erlaubt, nur ntcht die Langeweile. nur nicht eine tewbselige Miene oder ein ernsthafteg Gespraeh Es herrschte eine ausge as sene Freiheit die durch eine gewis· e Grazie var der Frechheit bewahrt blieh, eine Kühnheit in der Unterhal tung, die ichkiwfria war wie das Lei chetn der Frauen nnd nackt wie ihre 4 tief mit-lösten Schultern Jn keinem anderen Hang gab est eine to gute Kit che, in keinem wurde der Sect so tret-ty lich fewirt, und in feinem war die Ge sellschaft so lusti.1. Alle schienen darin ciniq, daß man in diesen Räumen, wo von Zeit zu Zeit vetnoolle Erinne rungen gleich einem kalten Kellerhauch über die fröhlichen Mienen hulchten, besonders laut und lärinend, von be sonders start aufgetragener Lustigkeit fein müsse. Aber am lauteften, lustw sten, am freiesten in der Miene wie im Gespräch most-te Wirthin selbst Uns-strahlt von den Flammen der Lustres. stand sie da« nackend vor net- : vöser Lebensluft, mit lachenden Augen« j mit rubtnroihen Glanzlichtern in dein I gen-eilten Haar. in dem aanzen Kreis die glanzendste Erscheinung. Das Feuer ihrer Augen war lo brennend, so leuchtend tilgst-eben ihres Haares, lo totktt das Lacheln um die geschütz ten Lippen, fo hetaustordernd und übermüthickder Ton ihrer Stimme» Wme risse-I aus its-« s heran-staunen daß die Nachdenklichilen ihre Sorgen verließen. daß die Bee niinitiaiten von der ausgelassenen Narrheit angesteckt wurden. Aber- wenn dann die Gäste fort ton ren, dann kroch ans den leeren Räu men eine namenlofe Anait in Anna empor. Jthr fröhliches Lächeln ver schwand, ihre Blicke wurden leer, die ganze strahlende Schönheit ihcm Ge sicht-z verfiel wie ausaealühte Funken in todte Asche. In trüber-Glutin kämpf ien die Lichter aeaen oas knrauidäw neerndes Morgenarauen In allen Win keln based-ten schwarze Schatten. Ein fader, eiellzafter Geruch. aemiicht aus Ciaareitendampf und Weinrestem er füllte die Luft. Hier laa eine gerisse tene Blume, dort ein verlarener Lijssel auf iem Boden- Göbnend mit übers nächtiaen Gesichtern täumten . die Dienstmädchen dieGläier ab und lösch ten die Lichter aus-. Wenn sie sich dann mit müdem Guienachtaruß in die Bet ten geschlichenthatten wurde es nech arauenvoller in den dunklen Räumen, die Kälte noch fijshldaren die Schatten noch tiefer. Aus dem Spieael trat Anna ihr eiaenes Bild- entaeaem doch ganz verzerrt. das Bild einer verstör ten Frau, deren Seele sich in Qualen windet. Sie wa: sich selbst zum Ekel. ihr Blut war erstarrt, sie fror bis auf »die Knochen. sie war todtmiide und roaate dcch nicht zu schlafen. Sie wagte nicht hinauf zu aeben und das Zim mer zu betreten, das«sie io lange mit ihrem Manne getheilt hatte, worin nun ilJir Bitt allein stand, tvo nickzts mehr an seine Geaemvart erinnerte. Aber ihr war. als wenn er im Aussen blick, wo sie die Thür des Schlaizirm merä offnele, Unsichtbar auf sie zutre ten, mit einem einzigen Hauch ihrLicht ausblasen und sie im schwarzen Dunlet wirrgen würde, daß sie leblos diniant, ohne aucit nur einen einzigen Seufzer ausgestaßen zu haben. 13. Auf der linien Rbeinseite, eine Stunde von Romannshaufen, liegt in einer an ehnren Gegend zwischen welligen iefen — nnd Lasubwöiderm fern von der Bahn und größeren Ort schaften, Reicikenbern, früher ein Lust schloß, jetzt die Kreistrrenanstalt Bein-alte fünfhundert Kranke führen biet ein trauriges Dasein. Die aus den besseren Ständen bewohnen den eigentlichen Schloßbmn währen-d die Mehrzahl in den ansgebasuten Seiten sliiaetn unteraebracbt ist. Die oberste Leitung der Anstatt bat der Direktor Dr. Häuser-; außer ihm sind noch ein sterarzt nnd znei Assisten iirjth nn geftellt. Die umsangreiche ekonotnie führt ein Verwalter Diese paar gebildeten Menschen leben, auf einander atmen-idem in einer Welt von Verriictten. Denn die Anstalt bildet eine Weit siir sich. Jrn ’Winter können oft Wochen vergeben. obne daß ein vernünftiger Mensch sich in diese Einsamkeit verläuft. Zwar ist schon i1n vorigen Jahrhundert in unmittelbarer Liätx des Schlosses das Tsiårfchen Reichenberg entstanden. Aber die paar Bauern, die sich hier angesic delt haben, führen ein fininpffinniges Leben fiir sich, die meisten sind grau und steinalt geworden, ohne je einen Fuß hinter die hohe Schlosznianer ge setzt zu haben. sDageasen ist die tleine Wirkhschaft »Zut Post und zur Krone« ganz eine Dependance der Anstalt. Den Bauern ist es in dieser Kneipe zu un heimlich, sie besuchen lieber eine »auf der anderen Seite des Dorfes. . Der ,,Poft- und Kronen-Wirth« hat seine Kundschaft, und eine recht gute Kund fchaft, in den Bewohnern des Schlos ses. Abends bildet sich tm Herren ftiibcherc immer ein ganz hübscher Stammtischx die Aerzte und die Kran ken, die freien Ausgang haben, sitzen biet bei Bier oder Wein, die Gesunden einträchtig neben denNarren, den Fröh. lieben und den Tranrigem Man fiibrt Gefpriiche über die Ereignisse, die sieh in diese kleinen Welt abspielen, oder es werden Erinnerung-en und durch die Zeitungen hierher gebtachte Neuigkeiten aus der eigentlichen Welt ansgetauschi. Asbet diese eigentliche Welt und das wirkliche Leben liegen unendlich fern Daö, was man davon vernimmt, gleicht dein dumpfen Tosen des Eisen bahnzuges, den man Nachts, wenn der ngeslarmxerftuznzntish vorbjifausen »ou, uquc um sur-it irr-en zu tut-riese; das, was man davon sieht, gleicht dem Anblick der im dunstigen Sonnenalanz wie in Nebeln versckiroimmenden Kirch tlsürme, die man von der Höhe des Dorfes aus am fernen Horizont er blickt. Fn einem der freundlichsten und hellsten Zimmer des Schlosses saß Hcrstmann. Nichts verrietb in diesem Raum. daß er für den Aufenthalt eines Jrrsinnigen berechnet wor. Nur die heben Fenster waren durch ein feste-, aber unauffälliges Gitter verschlossen, das mit seinen gefällig aeschwungenen . Formen ganz zu dem Stil der Barmi fassade Poste. Si· hatten den Aus blick auf eine große Freitreppe, die zum Pakt hinunterßihrtr. Eine schöne, von alten Rüstern eingefaszte Allee endete bei einem Teich, auf dem eine Kranke mit ihrer Worterin in einem Boot saß nnd die Schwäne fütterte. Horsimann lehrte dem Fenster den Rücken zu. In sich versunken laß er da und siarrie auf ein Buch, ohne da rrn zu lesen. Auf dein Sofa hatte Meives Platz genommen; die hande über dein Bauch gefaltet, drehte er die . i Daumen umrinander. Er war dicker ; erworben in der letzten Reit, und fein » mer« diam- Gesicht zeigte einen zu i seit-denen Ausdruck. . i Versteht-no iolow m .