Hei-He von Else KraffL Er bewohnte den Kelleenun schon « « IMM- der Schuhmacher Zenzte Berlin R. Die stins Stufen, die « irr-den kleinen Laden hinuntersiibrten, « waren abgetreten und eingefunden Mgten jedoch allrnorgentlich in glei cher, srischgescheuerter Weiße, und die Klingel an der Glasthiir sang ihr lu « es Lied den ganzen Tag. ·1helm Zenzke war ein fleißiger Mann. Mit einem Lehrling saß er unermüdlich hinter den ausgestavelten Papptartons, den ineinandergelegten Pantoffeln, Filzschuben und Lack släschchen. die den Laden von einem Fenster zum anderen in zwei Theile trennten. Daneben führte eine Tbiir in die Wohnstube von Mutter und Sohn, wo ein braunes Ripssopba mit weißen Schutzdeckchen, ebensolche Ses sel, eine Kommode und ein Kleider fchrank neben sem großen Bett in der Ecke dem Raume ein Iemiithliches Aus- ; sehen gaben. Die alte Frau wäre manchmal gern ; in ihrem Lehnstuhl am- Fenster sitzen : geblieben, wenn nebenan die Klingel . ertönte. Ihre Füße waren müde ge worden, und der Körper schwach und hinfällig- Aber der Wilhelm brauchte ihre Hilfe im Laden. Er konnte sich « nicht bei der vielen Arbeit die Zeit neh- ’ men, mit den Kunden zu unterhandeln, I seine Waare anzupreisen, oder für eit- » le Mädchen das ganze Lager nach ; schmalen Schudspitzen zu durchsuchen. ; Er war überhaupt ein schweigsamer Geselle. Nebenau der Klempnermei- F fier Specht in seinem Keller pfiss und sTang bei seiner Hämmerei den ganzen J . ag. . Wilhelm saß immer gebückt und still, immer die Lippen fest geschlossen in dem blassen, mageren Gesicht. Wenn ab und zu ein paar unbehol- Z sene Kinderbeinchen in den Laden hin unterkletterten, wenn die Kleinen aus der Nachbarschaft, mit ihren zerrisse nen Schühchen in der Hand, zwischen i den Papptartons austauchten, hob Frau Zenzke manchmal eins der win- « zigen, zappelnden Dinger in die Höhe und schob sie ihrem Sohne entgegen. »Siehste, Wilhelm, so was fehlt Dir noch, hier zwischen allem todten Krams bei uns. Und dazu ein paar flinke, frische Frauenhände, die mir die Arbeit von den Schultern nehmen. Wie lange wilft Du denn noch warten, Junge? Was willst Du denn anfan gen ohne mich, wenns nicht mehr geht, und Niemand da sein wird, der Dir helfen thut?" Und dann Abends ein vertrauliches Flüstern in der Wohnstube, wenn der Laden geschlossen war. Wieder und wieder redete die alte Frau aus den ; Sohn ein. »Klempner’s Miele von nebenan, — -—— Du, —- — Wilhelm, merkste nich, warum sie alle Augenblicke reingucken thut in’s Geschäft? Und drüben die Auguste von Hauptmanns. Das wär’ auch was fiir Dich, Junge! So sauber unn freundlich den janzen Tag. Und nie Ballschuhe kommt se laufen, wie die andern Mädchen hier in die Jegend. Jmmek das eine Paar Stiefel zu repa riren bringt se in ihrer Sparsamkeit. Heirathe doch, Wilhelm, thu mir’s zu Liebe! Woran lauerst Du eigent lich?« —- — Ja, worauf lauerte er eigentlich? Jn seiner dunklen Kammer hinten ne ben der Küche lag er mit offenen Au gen und hörte fortwährend die Frage der alten Mutter. Wenn sie ihm nur nicht immer die Kinder an seinen Arbeitsplatz brin gen würde. Diese zierlichen, niedlichen Dinger mit den großen, neugierigen Augen. Wenn sie stolperten, die klei nen Beinchen. wenn sie über das ausge stapelte Schuhwerk an seinem Schemel trippelten. Und wie weich und zu traulich sich solche Kinderhand in seine harten, geschwiirzten Finger legte. Ob sie denn keine Furcht hatten vor dem blossen, ernsten Manne? — — — .. Solche schreckliche Furcht, wie sich da ·: mals vor sechs Jahren aus einem Mäd -.chenantlih ausgeprägt hatte, in dem Grade so große Augen gewesen waren, wie bei den dummen Kleinen von der Ja, damals- hatte er noch gepfissen bei seiner Arbeit, manchmal auch ein leises, stolzes Liedchen vor sich hinges summt. Und ganz grade hat er dage sessen und hastig die Finger an dem Schukzsell abgerieben, wenn die blonde Liese lachend die fünf Stufen mit ei nein Schritt hinuntergesprungen war. Fast alle Tage war irgend etwas · entzwei gegangen an ihren Stiefeln Entweder die Knöpse abgeplatzt, oder die Sohlen durchgerieben. An den zierlichen Halbschuhen verlor sie die Schleifen, und an den Filzsohlen für s Aus waren die Schnallen abgerissen. Und immer wollte sie warten aus die Arbeit, so dringend sprach sie von den satt-ten Dann saß sie seitwärts dem kleinen Fenster aus einem SM MS und hielt die hände Hier II M gesaltet. Dauerte es · Ue W durchstöbeete sie auch ; wehk- W Neugier das ganz( sonstige-. M probirte die bunten Leserschuhc an. Lächelnd streckte sit the dann oft den kleinen Fuß entge »Da, — —- Meister, paßt deri Zählen Sie doch mal, ob et such nich .zu weit fiir mich ist« i Und er beugte sich nieder, vorsich !tig, mit zitternden Fingern und heißer f Stirn. Jn scheuer hakt umspannte er ’ das feine Fußgelenk des Mädchens. I »Jhnen passen nur Kinderschuhe, s Fräulein Lieschen, — —- brauchen Sie gwiedkr ei Paar?« s Sie sxüttelte triibe den Kopf. s »Ach, Meister-! Branchen, —- -—- ja, ,aber ’s Jeld half ich nich dazu. So'n armes Fabrikmädchen, wo denken Sie »hin?" —- — Und eines Abends, es war kurz vor Weihnachten, und Wilhelm zufällig ganz allein in feinem Laden, da kam sie auch gesprungen, die hübsche, blonde Liesc. Von der Kälte draußen waren ihre Wangen ro sig gefärbt, und behaglich dehnte sie den Körper in der warmen Luft. Er war ausgestanden von seinem Schemel, und ihr entgegen getreten. Lächelnd sah er ihr zu, wie sie sich ha stig das abgetragene Jaquet austniipfte und in der ihr eignen flinken Bewegung die blonden Haarringel aus der Stirne strich. Und dann saß sie auf einem Stuhl vor dem Glasschrant, und zog ein kleines Partei aus der »Tai che. »Ballschst Möchk’ ich. Hekk anzkk, weiße Ballfchuh’ ans recht feinem Le der. Das sind jetzt die modernsten, — —— was ?« Er antwortete nicht, er blickte sie nur n. Jhre Augen strahlten. Jhre Lippen glichen dunklen Rosendlättern. Behuf sam wickelte sie das Packet aus, und nahm ein paar weiße Strümpfe aus dem Papier. Garten Sie malen bischen weg. Mei ster,'« sagte sie kindlich, »su·chen Sie mir der-weile was extra Feines raus. Ich had’ mir gleich neue Ballsttiimpfe mit nebmcbt zum Amt-todtsan « O Er wurde dunkelroth und schlich bis in den äußersten-Winkel feines Laden-Ä Und dennoch giaubte er das Mädchen zu sehen, wie es mit bloßen Füßen dort auf dem Stuhle saß, und lächelnd das weiche Gewebe überzog «Als er wieder vor ihr stand, hielt er ein paar weiße Schuhe in der Hand, auf deren Spitzen ein grünes Myrthen: zweiglein angebracht war. Sie lachte und schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber, Herr Zenzte, das sind ja Brautfchuhe I« »Ja — die können Sie auch zum Ball nehmen. Andre hab’ ich nich in weißes Leder. Und —- und die Myrten schneid’ gh Jhnen einfach runter, Fräulein Lies en.« Sie streckte hastig die Hände aus« als er nach der Scheere griff. »Nein, nein, jetzt noch nicht. Jch möcht’ se erst mal anprobiren. So ’ne entzückenden Blüthen, grade als ob es frische wären !« Er war vor ihr niedergetnieet und nmfpannte ihren Fuß. Sie beuate sich so tief herab, daß ihre Haare seine Wangen berührten nnd ihr warmer Athetn seine Lippen streifte. »Wie angegossen, Meister !« sagte sie glücklich. Er nickte nur. Noch immer hielt er ihren Fuß in der hand Das Mädchen konnte nur sein glän zendes, schwarzes ar sehen, das sich über der Stirn zu arnmenlocktr. Wie hübsch das aussah ! Muthwillig grif fen ihre Finger in so eine Locke. ; »Ist das alles Natur ?« wollte sie »scherzend rufen, und schwieg doch wie » gebannt, als er den Kon hob. Abgangs jlos lag ihre Hand auf seinen Scheitel. m nächsten Augenblick hatte er sie Igetrißt, getiiszt mit heißen, zitternden Lippen mitten aus den Mund. Wie gebrochen saß das Mädchen da. Er begann zu reden, hastig. schmei cheläid ein Wort das andere überstie zen . »So lieb hätte er sie, so schreckiich lieb ! Und feine Frau müßte sie wer den, feine kleine, fröhliche Frau, die ihm den dunklen Leser hell und freundlich macht. Und nicht böse sollte sie sein, nur nicht traurig nnd böse, daß er plöt lieh so iiber hergefallen wäre. Er götte sie ja so lieb, so schrecklich okt« —- ....- — Da war’s gekommen, da war sie aus gesprungen, und hatte ihn zurückgestr ßen. Jn ihren Augen eine Angst, eine so große, entsetzliche Angst, wie er sie angefaßt hatte. Mit beiden händen sahe sie über die Lippen« aus denen sein Mund geruht, während sich ihr Körper wie im Schauder dabei schüttelte· Und dann war sie fort, mit den weißen, myrtengeschmiickten Brautschuhen in den Winterabend hinausgelausen. Seitdem hatte er das Pseisen bei der Arbeit verlernt, und das Singen. Da saß er eines Abends wieder sin nend bei der Arbeit. Kurz vor Laden schluß ging die Tbür noch einmal aus. Ganz behutsam und vorsichtig. Ein Kind trat in den Keller. ein kaum siins jähriges, blondes Mädchen. Nicht mal einen Mantel hatte es an. Jrn gestiel ten Röckchen und ausgetretenen Zeug schnhen stand es da. Und in den Hän den ein Paar zerrissene Stiesel, die ·e doch nicht siir die schmalen Kinderfitße bestimmt waren. . Frau Zenzie, die zwischen den unr hergestrenien Waaren ausgetiiumt hat te, strich der Kleinen mitleidig iiber das « glatte Gefiel-schen s Ach otte doch,.Du armes Wärm I chen! on wem dringste denn dit Schuf-« i« —:I »Von Mutter-« - - Die alte Frau reichte die dar e nen Stiefel mit bedenklichein Hi dem Sohne entgegen. «JB woll nichts inelir las mit, was« Wilhelm ?« « Er schüttelte den Kopf. Unwillliirs lich mußte er lächeln til-er das große Vertrauen der Leute zu seiner Kunst. Ober- und Unterleder total zerrissen, I an allen Seiten Sprünae nnd Löcher, , nein, die Stiefel hatten hre Schuld-ig ! teit redlich gethan. « ! Das Kind verfolgte seine Musierung. l mit ängstlichen Blicken. Beide hände I legte es auf den Rücken, als der Schuh j machet ihm die Stiefel zurückgeben s wollte. «» »Mutter hat teine anderen mehr," l sagte es leise. »Sie lauft auf l Strümpfe.« - i Er hob gutmüthig das gesenlte Köpf j chen in idie Höhe. Er erschrak förmlich über das elende Kinder-gesicht. Diese - traurigen Augen! Er kam gar nicht mehr los von ihnen. Frau Zenzle lief in die Stube. Sie . hatte Bratäpsel im Ofen, das Kind « würde sich gewiß freuen darüber. Und eine Tasse warme Milch aus der Küche . ja, die könnte sie auch noch holen. Wilhelm blickte unverwandt aus das Kind. M legten sich ein paar dünne Fin er um seine and. . » achen Sie och Mutterö Schuh wieder ganz. Bitte, bitte. nähen Sie doch das Kaputte zu,« flehte das Kind. »Mutter bat jesagt, denn müssen wir verhungern, wenn se nich mehr runter und aus Arbeit sehn kann. Un trank is se schon jewesen, solche dicke Füße hat e « Bezeichnend hielt die Kleine ihre Hände um die Beinchen. Und immer dichter drängte sie sich an den Mann, der stumm und starr in ihre Augen « blickte. » Als die Mutter zurückkam wollte das Kind weder essen, noch trinken, noch nach Hause gehen. Erst sollten Mul ters Schuhe geflicit werden. » It sue uluu Haku-g tut-plus Use Hände zusammen. Alles Zureden half nichts bei dem Kinde. Zenzte. der ein paar Mal unruhig durch den Laden geschritten war, suchte hastig an seinem Arbeitötisch herum. Dann hielt er der alten Frau ein Paar . neue Stiefel hin. »Was meinste. Mutter? Das sind - die ver-paßten vorn Fräulein Schmidt. « Ob ich se dem Kinde mitjeben soll fiir ; seine Mutter ?« Frau Zenzke zuckte die Achseln. » »Jeh’ lieber selbst, Junge, solche’ I arme Frau glaubt dem Kinde am Ende T nich. Kannst sie ja billig lassen, die Schuhe.·' Er nahm seinen Hut· und die Hand des kleinen Mädchens-. Als es fragend zu ihm empor-sah, wies er lächelnd auf das Packet irn Arme. «Korntn’ nur, lamm’, ich gebe Deiner ! Mutter ein Paar ganz neue Stiefel, wenn Du mich zu ihr dringen willst.«« Und sie schritten über die Straße, über den Hof eines alten, großen hau fes, und vier Treppen eines Seitenflii gels hoch. Als er an die Thiir llopfte, vor die ihn das kleine Mädchen geführt, hörte. man die Schritte der öffnenden Frau laurn. Ganz erschreckt zuckte sie zurück« als sie den Mann sah. Das Kind zog ihn ungeduldig in die Stube. »Na triegft Du Schuhe, Mutter, ganze neue, hat er jesagtsl" Die Frau rührte steh nicht. Sie hat te das blasse Gesicht unter den schwar zen Haaren sofort wiedererlanni. Flüchtig Eil-erblickte er ihre dürftige Gestalt, ihr müdes, elendes Gesicht, und wickelte dann schüchtern und unbehol fen das Packet aus »Die Kleine sagt — —- —, sie war » so traurig daß diealten Sziefel lnicht Ulcbsl Zu lcsulclcll gllcgclh IlUIlcllc KL »Vielleicht passen die hier — —- ——s, ich, ich habs nich so nöthig, das Jeld.« Sie schüttelte den Kopf und deckte die Hand über die Augen. Wie sie sicb schämte, wie sie die Zähne zusammen beißen mußte, um nicht laut aufzu schreien in ihrer Verlassenheit und Schande. Nein, der da, der einst ihre Lippen in ehrlicher Liebe geküßt, der wußte nicht, daß sie die frohe, blonde Liese von damals war. »Sie —- —- Sie find viel zu gut, Herr Zenzle. Aber gehen Sie ——- —, gehen Sie doch, sonst zeigen noch die Leute mit Fingern aus Sie,« sagte sie heftig. Jäh blickte er empor. An der Stim me erkannte er sie. Er wurde dunkel roth und wandte sich mit steigendem Blick zu beni Kinde, das mit ernsten Augen mitten in ber Stube stand. Sie lächelte. Zärtlieh striehen ihre Finger über das blonde Köpfchen « »Das ist meins, —- meinj ganz al lein,« sagte sie rasch. Traurig sah er sie an. «Liese, —- ——— Liese, warum haben Sie mich damals sortgeitoßen V« . Da fchluehzte sie aus. Iriiftelnb sog sie die Schultern in dem lahlen, kalten Raum zusammen. Eine warme, ge miithliche Stube sah sie plö ich, mit braunen Möbeln unb blitt weißen Decken darüber. Und am Fenster eine liebe, alte Frau in ihrem Lehnstuhl, ein zwiefchernder Vogel über ihr im Bauer — —- Waemn gi der Mann noch nicht ? Warum sIeic ssettsctn en« Und Weite sogar, » ein Blick bat Kind streifte ? Sangs-un trat et auf fte zu, eng streckte die nd cui. W st» sende, als tteerihr etwas Ihn-bitten dem Kind-X sagte er ieife. »Sie sind staat Liefe, und da- ileine Mädchen an « Als sie den Kan schüttelte, als in ihr-Reiches Gesicht dunkle Röthe stieg, fuhr er hastig zu sprechen fort. »Ich hii te ie damals nicht küssen diirfen, Liefe. nein. so . » . hätte ichs nich thun dürfen ! Sie waren ja das reine Kind noch, so jung, ach,.fo jung ! »Sie diirfen nicht hierbieikkn mit 3 Sie hatten ja Recht, daß Sie wegliefen, » und nie, . . . . niemals mehr wiederbr - men. . . .».« Sie unterbrach ihn. T o so schiecht ! Er hielt noch immer feine Hand nach »Nein, nein, Herr Zenzle, das sagen « Sie jetzt bloßsok Jch bin ja so schiecht, . - ihr ausgestreckt Jn ihm war alles ; Güte und Milde. F »Komm«, —- —;— sagte er fliisternd, ; »komm, meine Mutter macht Dich wie-—- , ! der gut, Liese.'« Frau. · Und das hat sie auch gethan, die alte ,- Als ich mich wunderte, daß der T « Schuhmacher in seinem Kellerfenster z lich, als ich vorüberging, sogar ein wieder pfiff bei feiner Arbeit, und neu-— ·" Wiegenlied vor sich hinsummte, hat mit s Frau Zenzte die kleine Geschichte selbst " erzählt. Wo—.—....—---.--·..«--.-----------.... Der gute ziiamn — Bon Emil Marriot. E Daß Herr Karl Lamperl ein fetten « guter Mensch war, wußte alle Welt, s und namentlich er selbst. »Ich heiße » nicht nur Lamperl,« pflegte er zu sa ; gen, »ich bin auch ein Lamperi. Fragt i nur meine Irau.« f Seine Kumpane, die ihm Nachmit J tags im Kaffeehaus beim Tarni Ge T sellschaft jeifteten und sich am Abend n threr Ocammrneipe »zum goloenen Engel-« mit ihm zusammensapdem um da bis Mitternacht und darüber ge meinsam zu zechen, lachten und stimm ten ihm bei »Ja wohl,-Du bist ein LamperL und genau besehen sind wir Alle verdammt gute und vertrögliche Kerle. Man muß uns nur ein bissel Freiheit lassen: dann tann man uns um den Finger wickeln.« Diese Freiheit hatten sie sich insge sarnrnt erobert, denn im Grunde ge nommen thaten Alle den ganzen Tag, was ihnen gefiel. und von den Dingen. die ihnen zu thun hehagten, war die Arbeit grundsiislich ausgeschlossen Sie ließen Andere sür sich sorgen. Den Ei nen ernährte sein Vater, den Anderen hielt eine alte Erhtante aus, siir den Dritten sorgten zwei Söhne-. Wenn sie dann und wann siir ihre Erhalter ei nen Gang gemacht oder ihnen zu Liebe einmal zu hause geblieben waren, weil man sie da brauchte, waren sie wie er schöpft und meinten, etwas Großarti » ges geleistet zu haben, so daß sie sich in ; der Kneipe einen Liter Bier extra gön ! nen mußten, um die Erinnerung an die i Plage rasch hinabzuschwemmen. Dazu ! lächelte here Lamperl mit gewohnter I Milde. Jhm wurden solche Plagen niemals aus ebiirdet, und ihn schalt auch Nieman , was den Anderen von Seite ihrer Versorger doch hin und wieder begegnete. Besonders die alte Erbtante zeigte sich ast renitent, zantte ihren Nessen aus, wenn sie bei übler Laune war, und nannte ihn einen Lumpen und miserablen,saulen, nichts nußigen Kerl. Sie hatte eben, alt wie sie war, die deraltete Ansicht, daß ein gesunder Mensch zu arbeiten ha Der Neste klagte oft über sie und go , um sich von ihren Aussällen zu erholen. ei nen Extraliter hinter die Binde. here Lamperl hörte ihm mit erwartungs vollem Lächeln zu, goß aus Theilnah me ebensalls einen Extraliter hinter die Binde und sagte: Wöret Jhr so seelen vergnügt wie ich, würdet Jhr Alle diese Berdrießlichteiten nicht haben. Gut muananjeim dann erreicht man .-- —— -—!lI s UUII Ucu Dscllswclh IUUI lllulc Isla Er war in dem kleinen Kreise der Einzige, her ein Weib genommen hatte. Eine Wittwe war es gewesen, mit ei nem einträglichen, vorn Seligen mu sterhaft eingerichteten Geschäft, das ihr den Luxus, herrn Lamperl zum Man ne zu haben, ohne allzu große Be schwerden gestattete. Freilich mußte fie vom Morgen bis zum Abend thätig sein, mußte nebenbei das haus in Stand halten und rackerte sich ganz be trächtlich ab. Dafür aber hatte sie ei nen um zehn Jahre jüngeren Mann. der einen herrlichen Vallbart besaß und wie ein Kavalier aussah Cin ihren Au gen)· Und für einen solchen Mann bringt eine nicht mehr junge Frau wil lig manches Opfer. Und wie er fie bemitleidete! Sie war fa schmal und dünn und bla ge « worden in ihrer Ehe mit dein schönen, tavalierartigen Herrn Lamperl Das entging ihm nicht, seelengut wie er war, und er lonnte nicht genug Worte fin den, um ihr seine lieber-alle Theilnahme auszudrücken Schon am Morgen fing er an, sie u bedauern. Sie stand zeitig auf. m te sich bufüg fertig- Hm Lamperl blieb im Bett liegen. »Du ar me alte Dant!« sagt-e er. Einst so früh aus den Federn. Das reine Ven derl. Und talt ist’i auch im Zimmer. Wie Du mir leid thuft!« Sie brachte ihm bat Frühstück ans Vett, heizte tüchtig ein, bevor sie ihn verl und haftete dann ins Geschäft. inperl reckelte sich im Vette, bis es Mittag meet-F and dann auf, machte im behagli durchwärmten Zimmer langsam und gemächlich Tei leite und unternahm vor Tisch, um sei nen Appetit zu schärfen, einen kurzen ; Spaziergang Bei Tisch sahen die I Gatten sich wieder: er angenehm aus eruht und von der Lust aufgefrischt, « se miide und abgeheßt »Du Atme!« sagte er. »So matt sieht mein Engel ausl« Und er aß für Zwei, denn sie hatten eine vorzügliche Köchin und er einen dem Gebotenen gleichwerthigen Appetit. Und dieFrau freute sich, daß es ihm schmeckte. s Nach Tisch legte er sich auf einen breiten, weichen Divan, las illustrirte Zeitungen und Witzblätten nauchth trant schwarzen Kaiser und ein Gläs chen Cognac und schlies eine Stunde. »Leg’ Dich doch auch hint« sagte er tagtäglich zu seiner Fran. »Es wird Dir gut thun, Du arme alte Mutt« Sie hatte keine Zeit dazu, wie er wohl wußte. Aber er sagte es dennoch, weil er so gut war und so theilnehmend. Die Frau mußte, nachdem sie ihn be dient hatte, wieder ins Geschäft lau fen. er schlief sich aus und ging dann in sein Stammlasseehaus, um da mit sei nen Freunden bis zum Abendbrod zu tarotiren. Punkt acht Uhr wär er wieder da heim. Frau und Essen warteten aus ihn. er aß sich satt, bedauerte die Frau. die zum Umfallen müde war, und rieth ihr, sich zeitig zu Bett zu begeben: »Wie Du so müde bist, Du arme, alte Haut!« Da sie sich wirklich taum aus den Füßen zu halten vermochte, troch sie, sobald sie nur irgend konnte, unter ihre Decke. er lüszte sie nnd begab sich in seine Stammtneipe, wo er mit den »Drit derln« zechte und tauchte, bis sie genug hatten. Eine Gardinenpredigt betam er nie mals zu hören. Die Frau war zu er schöpft dazu. Sie erwachte nicht ein mal wenn er nach Hause getortelt kam. und er stellte sich an das Bett der Schlafenden, betrachtete sie voll Rüh rung und murmelte: »Schlaf’ nur, ar me, alte Haut! Hast ihn nötbia, den Schlaf. Morgen in aller Früh hebt die Rackerei von vorn an. Hart ist Dein Leben, Du Gute! Aber was läßt sich da machen. ?« Manchmal wenn er »Zeit« dazu hatte, führte er sie ins Theater. An Sonntagen machte er wohl auch Besuch mit ihr oder half ihr Gäste empfangen. Und im Sommer machten sie auch Landpartbien. Aber häufig kam er nicht dazu: sein Tag war im Voraus eingetheilt und jede Acnderung störte ihn empfindlich. Aber er war so gut, daß er seiner Frau willig manches Opfer brachte Und wenn er ihr eines gebracht hatte und sie ihm für den ver gnügten Nachmittag oder Abend voll Demuth dankte, pumpte er sie unfehl bar an. Aber niemals brauchte er das Geld fiir sich· . »Für eine arme Wittwe, weißt Du. Wir machen eine Samm lung." Oder für einen wohlthätigen Verein. Oder für sonst etwas Aehn liehes. Immer waren es edle, selbstlosc Zwecke. Und sie gab ihm, was er ver langte, ohne zu prüfen und tiefgeriihrt über sein weiches, mildthätiges Herz Und auch die lieben «Freunderln« laubten an seine Güte. Blos der Herr ätirnpelhuber glaubte nicht daran. Er gehörte aber auch nur halb zu dem Kreise Am Nachmittag tain er mehr mais in der Woche ins Kaffeehaus um an der Tarotparthie theilzunehmen, doch bei den Abendtneipereien war er fast niemals zugegen Er paßte auch nicht recht zu den An deren. Jm Grunde verachteten sie ihn. Denn erstens war er Beamter und ar beitete jahraus. jahrein ; zweitens ver brauchte er seinen Gehalt nicht stir sich allein. sondern sorgte für feine Frau und seine Kinder-. Und drittens end lich war er ein mäßiger, sparsamer und solider Mann. den der Kreis blos an loette. weil Alle gute Tarotspieler und in ihrer Art antiisante Burschen waren Jn fein hauz aber lud er sie niemals, und warm wurde man auch nicht mit ihm. Namentlich gegen Herrn Lam perl verhielt er sich ablehnend, und wenn der Vortreffliche die eigene Güte : rühmte, hatte Pimpelhuber eine Art, J den Mund zu verziehen, die Herrn . Lamperl in hohem Grade verdroß. An einem Abend M es war zur Sommers zeit -—— fand sich Herr Pimpelhuber, dessen Familie sich auf dem Lande aus-— hielt, in Ermangelung einer besseren Zeitanwendung in der Stammtneipe »zum goldenen Engel« ein. Alle waren fchon ein bischen »geladen'« und» bewill tommten den verspäteten Gast mit lau tem hurahgeschrei. herr Pimpelhuber feste sich zu ihnen, trant mit ihnen und bemühte sich, luftig zu fein wie fie. Doch eigentlich fand er das Ganze ziemlich geschmacklos, und er fann ge rade über einen Bartvand nach, der es ihm möglich machen sollte. sich zu drücken, ohne die Gesellschaft zu ver letzen, als herr Lamperl nach der Wanduhr sah, sich in feinen Stuhl zu rücklehnte und pathetifch ausrief : »Was ! Schon elf Uhr ! Und um Achtt hätte ich auf dem Südbahnhof fein fol len t« »Ja, wozu denn, Lamderl i« fragt· einer feiner Freunde. »Was hast Dr denn auf dem Südbahnhof zu thun-. Bist Du vielleicht ein Defraudant unt willst durchgehen li« ’ «Mach’ teine schlechten Wisse, den die Sache ist nicht zum Lachen,« ent gegnete here LamperL »Meine rau die gute Seele, hat heute nach adei fahren miisfen. Nicht um Vergnügen sondern eine-e gefchiistl n Angelegen heit wegen. Jeh hätte sie begleiten sal len, aber das tonnte ieh nicht. Si liest sich bei geschäftlichen Dingen im mer so ab, dasz es mir das Herz zer reißt. Jch kann es nicht mit ansehen Es thut mir zu weh t« (Beisälliges Genturmel der Brüderln«.) »Ich habe ihr aber versprechen müssen,« fuhr Herr Lamperl mit-gesteigerter Rührung fort, z »sie aus dem Bahnhof zu erwarten. Z Um acht Uhr ist sie angekommen. Und s ietzt ist’ö elf Uhr vorbei. Drei Stun « den wartet sie nun schon aus mich, diese s gute alte Haut !« z Er war so gerührt«daß ihm Thra " nen in den Augen standen. Und sed I Zechgenossen waren ebenfalls bewe. Herr Pimpelhuber hinge en, der des I Rede des Herrn Lamper mit immer ! grimmiger werdender Miene gefolgt war, schlug jetzt so wuchtig aus den j Tisch, daß die Gläser und Fiaschen E tanzten. E »Da soll doch gleich ein Donnerwct s ter dreinsahren!« schrie er mit wahrer iLöwenstimmr. »Und sie hocken noch ; biet-? Sie zahlen nicht sofort? Sie ha sben noch nicht Ihren Ueberrock an? Jhre Frau wartet seit drei Stunde-· auf Sie und das fällt Jhnen erst jetzt ein? a. was sind denn Sie für ein Meus ? Ein ganz ruiseradeler Kerl sind Sie, sammt Ihrem goldenen Her zeu! Ein Tagedieb sind Sie und ein i Lump! Todtschlagen, bänaen sollte man Sie wie den ärgsten Raubmörder! Und Ihre Frau ist, bei aller ihrer Tüchtigkeit, eine dumme Gans, daß sie s solchen Kerl kleidet, siittert und beher bergt, anstatt dasz sie ihn einfach zur s Thitr hinauswirst!" Herr Lamperl war wie derdonnert. Und auch seine Freunde saßen wie er starrt da. Herr Pimpelhuber abe zahlte und sagte: »Aus Nimmerwieder sehen, Jhr Ehrenmanner!« und ging t i - son. Eine lange Pause. Dann sagte end lich Einer: »Das darfst Du nicht aus Dir siten lassen, Lamperl, Du, der beste Kerl aus der Welt! Du mußt ihn aus Ehrenbeleidigung tiagen.« herr Lamperl hat es nicht gethan. Vielleicht unterließ er es aus Bequem lichteit, vielleicht aber auch, weil er sich im Stillen sagte: »Der Mann hat ja vollkommen recht!" Auch war ihm der Gedanke, herrn Pimpelhuber im Ge kigtssaale gegeniiberzustehen, unbehagss r Zu seinen Freunden aber sagte er: »Ich bin nun einmal so: ich itann tei nern Menschen weh thun. Und so über lasse ich den Pirnpelhuber seinem Ge wissen. Ja, seht Jhr. so bin ich: der beste Kerl auf der Welt!" Und die gerührten Freunde trauten einen Exiraliter auf Herrn Lamperks unvergleichlich gutes Herz. Frau Lamperl würde aber noch heute au ihren guten Mann warten, wenn nicht Herr Pimpelhuber direlt vom ,,gotdenen Engelknach dem Südbahn hof gefahren wäre und die arme Frau »nach Hause gebracht hätte. -—« W- —-.- - « «..» ..»..«.»»».«.... Königstarneval inNizza. Bei herrlichem Wetter begann er seine , lustigen Scherze. Der Himmel zeigte T die tiefe Bläue des Südens; südlich war euch die warme Sonne, die Mengen, die . von überall kamen, unt an den Festlich ieiten theilzunehmen. waren in fröhlich ster Stimmung. Die schön ausge schmückte Avenue de la Gare war vom frühen Morgen an gedrängt voll. Um 10 Uhr gaben Kanonenschiisse bae Zer chen zum Beginn des Festes, und bis zur Mitternacht herrschte allentbalben ausgelassene heiterteit Consetti bedeck ten die Wege wie Schnee. Der Zug ver Wagen und Masken war in diesemJait re ganz besonders schön. Man sah eine Reihe hiib cher neuer « deen, u. a. eine sungeheure Windmühl , an deren sich drehenden Flügel Landleute sich »am nierten. Auf der Place Masse-no wirt ten vier Kapellen zum Anz« Andere Mittelpunlte fiir »Tanz unb modern-a lischen Gesang« befanden sich gegenüber dem Pavillon König Karnevals und bei den großer-, fiir die Zuschauer errichte ten Schaugeriisten. Engländer und Ameriianer wetteiferten mit den Fran osen in lächerlichen Vertieidungen und führten einen tollen Krieg mit Pierrot5, Milttärs und langnaiigen Spaß s nie-ehren Eine Brücke über den Kleinen Belt wird, wie berichtet wird, geplant, um den ständig wachsen den Verkehr zwischen Deutschland und - Dänemarl zu erleichtern. Die Kosten dieses Unternehmens sind auf etwa zwanzig Millionen Mart veranschlagt weiden. er Kleine Belt verbindet betanntli ebenso wie der Große Belt nebst dem Sund die Ostsee mit der Nordsee. Er trennt die Jnsei Fünen von Jiitland und Schlesrvig und ist 0,6 Kni. hist 15 Kin. breit. Die größte Tiefe de-) ZleinenBelt ist annähernd 26 Meter. Wegen der starken Strömun gen und der vielen Krümmungen ist der Kleine Belt sehr schwer zu befahren, sodaß die Verstellung einer Brücke von größtem wirthschastlichen Vortheil sein dürfte. Als Uebersahrtsorte dienen zur Zeit Middelsort, Assens und Fast-org. Die engste Stelle des Kleinen Belt be findet sich bei der Festun Fredericia, in deren Nähe wohl auch d e Neuanlage hergerichtet werden wird. Bisher wurde der gesammte Transport durch eine Fähre detoertstelligt, die indessen den Anforderungen des Oandels und des Verkehrs immer weniger entsprach. Kellinghusein —«hosbefcx;er Lange oeru litckte mit seinem Jung wert ; man and ihn auf der Chausi - todt anf. ,