Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 15, 1901, Sonntags-Blatt, Image 11

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    BRAUNs-WITH
beilage des »Einem-er mm bekom«
J. P. Windolph, Herausgehen
Grund Island, Nebr» den 15. März 1901.
Jahrgang 21. Ri. 28.
s
M
Mars-Admiral Radser s
»An dritter Adam-at Isr- Osiel sinnst os
akmtistne Flotte.
Mars-Admiral Frederick Rodgerg ist
neulich auf dem Kreuzer »New York«
nach den Philippincn abgefahren, nach
dem er im IITarineSchisssbauhose zu
Broollyn, N. Y» unter den üblichen
Ceremonien auf dem Kreuzer seine
Flagge hatte hissen lassen. Rodgers
soll in Manan stationirt werden, wäh
rend Admiral Kemps mit seinen Schif
fen an der Küste der Philippinen den
Wachtdienst besorgt und Ren-Admi
ral Remey, der Chef-Kommandeur der
asiatischen Station, mit seinem Ge
schwader an der chinesischen Küste
bleibt.» « .
Mut-Admiral Rodgers war bis
zum Tage seiner Ahlommandirung
nach den Philippinen Präsident der
Mariae-Jnspettionsbehörde zu Wash
ington, D. C. Er entstammt einer
Familie, die den Ver. Staaten schon
mehrere Flottensührer geliefert hat.
Der Admiral Jolm Rodgers, einer der
Seehelden aus dem Krie e von 1812,
war ein Onkel Frederick odgers’, ein
Konsin des letterem der Admiral C.
R. P. Rodgers, wurde wegen seines
Witzes der »Chesterfield der Mariae«
genannt.
Frederick Rodgers wurde im Jahre
1842 in Maryland geboren. Er be
suchte die Marim-Atademie zu Anna
polis, Md., an der er zur Zeit des
Beginns des Bürgerlrieges in 1861
graduirte. Unmittelbar nach seiner
,
IJWMMJI
Fredersck Rodgers.
Graduirung der Besatzung der Fre
gatte »Wabash" zugetheilt, war-bestob
gers noch im selben Jahre Aeting
Masker. Jn 1862 erhielt er seine Er
nennung um Leutnant, als welcher er
«Erelutio- fiizier der Einer-« wurde
und an den Gefechten von Donau-son
ville, Port Hudson und College Point,
La» Theil nahm. Nach der Abschüt
ßung des Friedensschlusses 1865 zum
Leutnant-Cttmmander besördert,wurdt
Rodgers zur »Sacramento« versetzt.
die im Jahre 1867 im bengalischen
Meerbusen untergtng Während des
spanisch-anieritanischen Krieges 1898
gehörte Romas-, der inzwischen Kapi
tän geworden, der Sampson’schen
Flotte an. Jm März 1899 erfolgte
seine Ernennung zum Rest-Admiral
Erinn. rnng nns grosser Brit
Die Wiesen«-many des Deuenstriumvlsbos
set-O in Rea- Uns sie-laut
Laut einem zur Zeit bestehenden
Projelte wird der ;.Dewen- Triumph
Bogen, « der aniiißlich des Einzugs des
Admirals Deinen in 1899 in Madison
Square zu New York errichtet und
Inlängst wieder entfernt wurde, von
Neuein, und zwar diesmal in Marmor
erstehen. Für den Zweck hat sich ein
Komile gebildet. das unter Anderen
Parl Benjamin. den Vizepräfidenten
der .Alumni-Aisoeiation der Mariae
Akademie« zu Annapolis, Md., ferner
den pensionirten Reue-Admiral Miller
und den New Yorter Briiclenlommiss
sär Nixon zu seinen Mitgliedern zählt
Das Kunstwerk wird die Bezeich
nung »Motive- Triumph- Bogen« er
halten. Zu dieser Umwandlung des
Namens gab Dewey feine Einwilli
gang. Als Platz für den Bogen hat
man Vatiery Port in Gotham ge
wählt. Mittelft einer Avenue, deren
beide Seiten von Statuen von See
helden slanlirt werden, soll der Bogen
mit einem Landungsplatze, der zun
r « «-- -. II
Mariae Truutkvjpbogeih
Empfange diftinguirtek ausländifchu
Gäste dienen wird, in Verbindung gei
setzt werden.
Die Kosten des Wertes, die aus
8500900 veranschlagt sind, hofft mat
theils durch Substriptionen, theilt
durch eine Bewilligung von Seiten del
»E111pire«-Staates oder der W
Staaten aufzubringen.
Schwankende Liebe.
Roman von Frrdinnnd RnuieL
(Fortseynng.)
14.
Jn der Einsamkeit des Tiroler
Schlosses hatte Kaufmaan genügend
Zeit, sich 'intim mit seiner Gattin zu be
schäftigen. Die Börse und sein Buch
halter standen ja nicht immer hinter «
ihm. Man splauderte über dies und
das, und Angelika entdeckte, daß er bei
Weitem nicht die erbärmliche Zahlen
rnafchine fei, für die sie ihn jahrelang
gehalten hatte. Sie wanderten zusam
men in den Bergen umher und konnten
stundenlang auf einem Felsgrat sitzen
und in den verglühenden Abend starren.
Nichts trat ihnen mehr in den Weg, sie
konnten sich geben, wie sie wirklich wa
--x--1-.s 0-1W —c
sksls CHOI IILU ISIUUWII SLIUGOIIUJUII
lockte Kaufmann aus seiner Reserve her- I
aus. Er suchte Angelika zu gefallen l
und pate sich unwillkürlich ihren Wün
schen und ihrer Lebensanschauung an.
Er ging auf ihre Ideen ein und sprach
dariiber mit der ihm eigenen Schärfe
nnd Knabpheit Sie bewunderte feinen
Verstand, war oft überrascht von feinen l
Entgegnungen. Sie fand ihn gedanken
reich· und gefchmackvoll, und ganz beson· l
ders entzückte sie sein tattvolles Liebes
tverhen und die oerhaltene Gluth seiner l
Leidenschaft- Streitbergs Bild verlor
mehr und mehr an Deutlichkeit Sie
ertappte sich, daß sie oft länger und mit
mehr Zärtlichkeit an ihren Gatten dachte
als an den Geliebten.
So kam der Tag- heran, an dem die
Zeitungen mit der Nachricht von Streit- i
berg’s Erfolg eintrasen. Kaufmann !
reichte Angelila, ohne ein Wort zu sagen,
das Blatt hin. Aber er beobachtete sie «
scharf, kein Zug ihres Gesichtes entging
ihm. Doch nichts verrieth, daß sie von
der Trennung noch schmerzlich berührt
rtzurdr. Als sie die Zeitung weggelegt
und sich. ohne ein Wort zu sagen, in den
üppig blühenden Berggarten zurückgczo
gen hatte, überließ er sie eine turze
Weile sich selbst, dann folgte er ihr.
Er setzte sich dicht neben sie, erfaßte ihr:
Hand und sah ihr voll und warm in die
Augen.
«M«richtest Du zu ihm?«
Sie schüttelte mit dem Kopf.
· ,,Also nicht. Heute nicht, gar nicht
Mhrtzsss
,,Gar nicht mehr,« antwortete sie leise,
und ihre Augen wurden feucht.
»Ga: nicht mehr." Ueber Kaufmanns
Gesicht glitt ein glückliches Lächeln. »So
liebst Du ihn nicht mehr?«
Ein leises Nein war die Antwort
»Dann liebst Du einen Anderen-«
Und nun nickte Angelika und sah ihn
halb schelmisch, halb traurig an.
»Warte Du. das werde ich Dir an
streichen!« «
Er umfing sie mit seinen Armen und
küßte sie mit einer Leidenschaft. die er
nie gekannt· Sie überließ sich ihm wit
lenlos.
Nach einer Pause, in der sie sich
stumm umschlossen gehalten hatten, san
ihr Kaufmann fest in die Augen und
fragte:
»Willst Du mir nicht sagen, wer der
Andere ist's«
Wenige Minuten später wurde dag
Teiegranikn an Streitberg abgesandt
Run brachen Taae des Glückes und
der Freude an. Leider waren sie nur
von kurzer Dauer, denn Kaufmann
mußte nach Berlin zurück
.Fiikchtesi Du Dich nicht. Smiioekg
wiederzusehen? Wird er Dir nicht jetzt,
wo die Welt ibn als großen Mann er
kannt, gefährlich werden tönnen?"
»Nein. Felix-, ioenn man sich einmal
so gründlich in feinen Gatten verliebt
hat, ist an einen Rücksall nicht mehr zu
deute-U
»Aer wird er selbst nicht die alten
Beziehungen wieder antniipien wollen?«
»Ich glaube es nicht, er hat mich nie
Dwaiirliaft geliebt, sonst hätte er auf mein
Teiegranim geantwortet.«
Noch wenige Tage verweilten die bei
den wieder vereinten Gatten in Tirol.
Als aber aus einem goldgeriinderten
Kärtchen die Verlobungsanzeige Theo
dor Streitbergs mit Dorits Auerswald
eintraf, zögerten sie nicht mehr, nach
Berlin abzureisen.
Aber auch dort sollten Kaufmanns
Befürchtungen aus die wirlsamste Weite
entträstet wereden. Als sie nämlich
nach der Auerswaldlschen Van fuhren,
unt-persönlich zu gratuliren, fanden sie
nur eine verlassene, trosdem aber seht
7 »glilcktiche Braut vor.
«Dente Dir nur, liebe Angelika, was
ich sitt einen schnurrigen Papa habe.
Er wollte absolut nicht sriiber als nach
einem Jahr seine Einwilligung zur
hochzeit geben, und mein Verlobten
denle Dir, so ein Unmensch, hatte die
Couragc, nicht meiner Ansicht zu sein,
sondern Papa nachzugehen Dazu kam
noch, daß schon kurz nach der Erössnung
der Ansstellung alle seine Bilder ver
kauft wurden, und Thedi sörmlich in
Geld schwamm«
»Da hat er wohl eine Reise unter
nommen?«
»Ja! er behauptete, wenn er immer
inBerlin wäre, würde ihm der Aus
schub der Hochzeit unerträgliche-Z Leid
bereiten.«
»Eine seltsame Anschauungs
»Ja, nicht wahri Jch meinte, man
würde iiber das Probejahr schneller und
besser hinweglommen, wenn man täg
lich zusammen sein könnte. Aber er war
anderer Ansicht. Jch weinte, schmollte
und zankte, aber alles war vergebens.
Irgend so ein sriddeutscher Graf, der
nebenbei auch Geograph ist« macht eine
Reise nach China, über die er dann ein
großes Buch schreiben will, dag Streit
bkm illufttiren foll. «
»Und da ist er nach China gereist?«
»Ja, deute Dir nur das Entsetzliche.
Jn die wildesten, bisher nie von Euro
päern betretenen Gegenden soll die
Reise gehen, und da muß ich nun met
nen kaum verlobten Bräutigam hinste
hen « lassen.« -
Anaelita war sehr befremdet, und sie
vermochte nicht dies Gefühl zu unter
drücken. «
»Ach laß nur,« lächelte-ihr Doris zu,
,,er hat mir heimlich gestanden, daß er
gar nicht Schuld an der dummen Reise
ist, Papa bat uns die ganze Suppe ein
gebroctt. Er hat auch den Geographen
ausgetrieben und das Geld zur Reise
gegeben, aber sprich uni Gottes-willen
tein Wort darüber. Wir sollten ein Jahr
lang einander nicht sehen, um die Dauer
unserer Neigung zu prüfen. Papa hat
teine Ahnung, da Streitberg mir das
alles noch gestanden hat.«
»Ich finde das von Jhrem Papa recht
vernünftig!« warf jetzt Kaufmann ein,
der bisher still dagesessen und zugehört
shattr. »Ich glaube auch nicht an die
’ Liebe aus den ersten Blick. Lassen Sie
mal das Jahr ruhig dariiber hingeben,
sum so glücklicher werden Sie später
I sein-«
t »Ach ja, ich freue mich so aus ds
. Wiedersehen und, offen gestanden, ist eg
i mir lieber, Thedi treibt sich bei dei
i fchlitzäugigem scheußlichen, gelbhäutigen
Chinefinneu herum, als in Jtalien oder
.sonsttvo,· wo es hübsche Frauen giebt·
Denn treu sind die Männer doch alle
nicht, darüber hast Du mich geniigend
ausgetliirt.«
»Aber Streitberg mußt Du ausneh
men, Bari-Z, das ist ein ganzer Kett.
Wen der einmal liebt, den liebt er fürs
Leben.«
»Ach, und ich hänge ja auch so furcht
bar an ihm. Und was fiir Vriese ei
schreiben kann. Schon von Wien bekam
ich den erste-, dann von Triest, unt
von überall her schickt er kleine, reizend(
Aquarellr. Hier, das Album habe ict
extra angefchafft. um sie aufzuheben
Willst Du es Dir nicht ansehen?'«
» Aber gern!'· " ·
«Guten Tag, meine berefchaften.«
»Ah, da ist ja der glückliche Schwie
aervater.«
Kaufmann schüttelte dem eintreten
den Auerswald kräftig die hand«
»Hören Sie mal,'· begann dieser
gleich, »was haben Sie denn mit der
Goldminen gemacht. Sie müssen dabe
ja ein lloßiges Geld verdient habent
Jch hätte Sie gern gefragt, ob man noa
laufen s oll, da Sie doch die ganze Sach·
in der Hand hatten, aber Sie waren jc
über alle Berge.«
Kaufmann wollte antworten, «abe1
Auerswald schob den Arm Witer der
seinen und zog ihn aus dem Zimmer.
»Lassen Sie doch,« sagte er, als si·
allein waren, »ich habe ja nicht eit
Stück Goldmine gekauft. ich wollte dti
Beiden nur in den Gedanken versetzen
als ob ich geschäftlich «mit Jhnen zr
reden hätte. Jch gratulire Jhnen iibri
gens zur Verlobung mit Ihrer Frau.«
»Ach, des wissen Sie?«
»Ich weiß alles, und ich freue mich
daß die Assaire so glücklich geendet hat
Jch habe nämlich meinen Schwiegersohr
heimlich aus Reisen geschickt, sagen Si(
aber Doris um Gottestoillen tein Wor
davon-«
« »Wie länie ich dazu?« antworten
Kaufmann, und ein eigenthiirnliches
Lächeln stahl sich über sein Gesicht.
»Sehen Sie, ek- sollte gerade den An
scheni haben, als ob Streitberg die Ge
legenheit zu einer Reise nach Asien den
Zusammensein mit Doris vorgezogen
Miit-. Ptch will sehen, ob auch in dieser
kleinen Widerwärtigkeiten ihre Liebe vol
Dauer ist, und ob Streitberg, der mi
offenbar mit seinem eigenen Herzen nod
nicht recht Bescheid weiß, sest bleibt.«
»Er wird schon um derMillion wille:
sest bleiben.«
l »O nein, da muß ich ihn doch in
Schutz nehmen, daran denkt er sicherlich
nicht. Ich habe schon meine Probe aufs
Exempel gemacht, glauben Sie mir
nur.'
»Ich scherze ja blos, denn er hat es
wirklich nicht nöthig. «
. ,Das ist es ja, er hat er gar nicht
·nöthig. Die Leute reißen sich förmlich
umseine Bilder. Possen Sie auf, wag
er Schönes aus Asien mitbringen
wird.«
,,Davon bin ich überzeugt, trotzdem
glaube ich, Sie haben ihm keinen guten
; Dienst geleistet mit dieser Reife Streit
berg ist ein Jdeenmalerf
: »Aber er bat es doch selber meiner
s Tochter gegeniiber ausgesprochen. Neue
· Formen, neue Farben, große Naturge
gensiitse will er sehen. Er nannte sogar
; das innere Asien als das Land seiner
; Träume. Mehr kann doch wahrhaftig
. ein Schwiegervater nicht thun, als seinen
- Schmiegersohn in das Land seiner
i Träume schicken«
Die beiden Männer lachten und Kauf
mann sagte nach einer Weile:
»Sie sind wohl recht stolz auf Jhren
Schwiegerfohn?«
»Ja, recht stolz. Ste haben ja gar
keine Ahnung, was der Junge für vor
ziigiiehe Eigenschaften hat«
»Da gratulire ich Ihnen jetzt noch
einmal, diesmalaber ist es teine Phrafe,
diesmal ist es herzlich gemeint. Aber
hören Sie, weaen der Reise möchte ich
Sie doch aus Eins aufmerksam machen.
Nehmen Sie es mir nicht übel. Sie spie
len ein riesig gewagtes Spiel.«
»Wieso?«
»Wenn der junae Künstler in dem
wilden, unerforfchten Lande zu Grunde
geht? Es- ift doch alles möglich, Und
man liest jeden Tag von ermordeten
Reifenden.«
»Die Verantwortung ist nicht so groß,
wie es scheint.« «
«,,So?« .
»Jawohl. Denn erstens hat er einen
erfahrenden Reisenden mit, dann haben
sie sich zehn gediente Kavalleristen ange
worden. die vollkommen modern bewaff
net sind, und ich habe strengen Befehl
gegeben, nicht in gefährliche Gegenden
zu reisen. Entdecken will er j.r nichts.
Er will nur Eindrücke sammeln«
»Aber das Klinu nnd die Seuchen?«
»Es ist auf alles Betracht genommen
worden. Ein Arzt mit einer gut aus
gestatteten Reiseapathete ist natürlich bei
der Exvedition.«
»Das Schiff könnte doch unter
gehen.«
»Sie reisen zu Land· . . . Nein, lieber
Kaufmann, wenn ihm dort etwas passi
ren sollte, kann es ebenso in Berlin ge
schehen Jch habe schon recht gehandelt.
Streiiberg wird an Erfahrung reicher
und, wenn ich so sagen soll, geschlosse
« ner in seinem Charakter zurückkehren,
als ein Mann, dem ich Dorn-X Zukunft
getkdst anvertrauen kann.«
(Ende.)
Vermischtes.
Sage Isigijschs West-I Jst-dem
englischen Omllc untakzuru ou ur
öffnungsfeierlichkeiten des Parla
ments durch den König übel mitge
spielt. Alles war so weit in schön
ster Ordnung und nach den Wün
schen der Redaction vor sich gegan
gen, bis auf einmal die liebe Sonne
einen dicken Querstrich durch das
fix und fertig gedruckte Programm
machte, d. h. der schwungvoll ge
schriebene Leitartilel der ,,Evening
News«, der die Festlichleiten des
Tages in Wort und Bild schilderte
und augenscheinlich bereits Tage
vorher verfaßt war, stimmte fo weit
nicht mit den Thatsachen überein,
als an Stelle des ,,diisteren, nebel
geschwängerten Winterinorgens«
plotelich und unerwartet die Sonne
einen bräunlichfonnigen Tag her
vorzauberte, wie ihn London seit
Lange-n nicht gesehen. Dieser Vor
fall ruft eine Anecdote aus dem
deutsch - französischen Kriege in’«g
Gedächtniß zurück. Deutsche illu
strirte Blätter, deren Anzahl da
mals verhältnismäßig rar war,
wanderten sich nicht wenig, wie ihre
englische Concurrenten es fertig zu
bringen vermochten, schon an dem ei
ner größeren Schlacht nächstfolgen
den Tage detaillirtefte Zeichnungen
von den einzelnen Gefechten zu brin
gen. Der Zufall wollte, daß man
der Sache einmal auf den Grund
lam. Es stellte sich heraus, das die
Slizzen aus alten Jahrgängen der
betreffenden Journale, und zwar
aus dem zwei Jahrzehnte vorher
stattgehabten Krimlriege, entnom
men waren, und daß man den käm
vfenden Parteien lediglich preußische
Pielelhauben bezw. französischeKiip
vis im Bilde «a«ufsetzte, sowie einige
Unisormen entsprechend änderte.
si- -i· si
Die chinesischen Possenreißer ma
chen ihre Scherze am liebsten aus
Kosten des medizinischen Bewies-;
aber auch die Bildnißmaler entgehen
diesen Späßen nicht. Ein Doktor,
der einen Fall falsch behandelt hatte,
wurde von der Familie festgenom
men und gefesselt. Jn der Nacht ge
lang es ihm, sich zu befreien, und
durch Schwimmen über einen Flüsz
entkakn er. Als er nach Hause kam,
fand er seinen Sohn, der gerade das
Studium der Medizini begonnen
hatte, und sagte zu ihm: ,,Beeile Dich
nicht zu sehr mit den Büchern, am
wichtigsten ist es, wenn Du zuerst
schwimmen lernst.« —- Der König
des Fegefeuers sendete seine Licio
ren aus die Erde, damit sie einige
tüchtiae Amte zurückbrinaen sollten.
Er sagte ihnen: »Ihr müßt nach ei
nem Doktor suchen, an dessen Thür
keine betrübten Geister körperlicher
Patienten stehen« Die Lictoren
gingen fort, aber am Hause jedes
Doktors-, den sie besuchten, lungerten
Mengen tlagender Geister herum.
Endlich fanden sie einen Arzt, an
dessen Thür nur ein einziger Schat
ten stand. Da riefen sie aus-: »Das
ist augenscheinlich der tüchtige Arzt,
nach dem wir suchen.« Als sie aber
nachfargten, entdeckten sie, daß er erst
am Tage vorher die Praxis begon
nen hatte. —- Einem Porträtmaler,
der sehr wenig zu thun hatte, wurde
von einem Freunde gerathen, einBild
von sich und seiner Frau zu malen
und es als Retlame auf die Straße
zu hängen. Er that so, und kurz
darauf kam sen Schwiegervater da
her. Er betrachtete das Bild eine
Zeit lang und fragte schließlich-:
»Wer ist jene Frau?«· »Das ist ja
DeineTochter,« entgegnete derKüns -
ler. ,,Warum,« fragte der Vater
weiter. »Mit sie denn aber bei jenem
Fremden?«
st- -sc si
Ter Todtcnsalut der Königin
Viktoria hat auch eine wissenschaft
liche Bedeutung erlangt; es muß am
l. Februar ein ganz besonderer Zu
stand der Atmosvbiirc über Süd-·
england geherrscht haben, vermöge
dessen der Schall des Kanonendon:
ners auf außerordentliche Entfer
nungen hörbar war. Der Londoner
»Nature« ist eine Anzahl von Mit
theilungen iiber diese Thatsache zu
gegangen. Jn Oxford wurden bei
hellem sonnigem Wetter und stiller
Lust die Schüsse innerhalb derHäu
ser bei geschlössenen Fenstern deut
lich wahrgenommen Zwei Gelehrte
hörten denGefchiitzdonner sehr deut
lich in dem Orte Sutton (Surrey)
aus einer Entfernung von etwa 60
Meilen von Portsmvuth; sie geben
an, daß bei jedem Schall die Fen
sier des Hauses leicht erzitterten.
Jn östlicher Richtung wurde der
Salut bis vadchurch (90 Meilen),
, nordöstlich bis Berley (75 Meilen)
und nördlich bis Leighton Buzzard
l90 Meilen) wahrgenommen Den
AS Meilen Entfernung war die Er
schijtterung der Lust noch start ge
nug, um die Fenster erllirren zu
machen, und bei- Brightling (6-I
Meilen) drängten sich die Fasane
wie bei einem Gewitter ängstlich su
samtnen.
Il· It
In oer tyuringuchenuniverntarg
stadt Jena, wo man sich zur Zeit eif
rig bemüht, den Plan eines deutschen
Schriftstellerheims zu verwirklichen,
soll auch ein «Mufikerheim« ins Le
ben gerufen werden. Der Gedanke,
ein solches zu schaffen, ist nicht neu;
schon seit geraumer Zeit bat ein Co
mite unter dem Präsidium des Leip
ziger Universitätömufikdirectors
Heinrich Zöllner sich mit derJdee be
schäftigt und versucht, Mittel für
seine Ausführung aufzubringen —
doch ohne viel zu erreichen. Jetzt ift
von unbekannter Seite für den Zweck
dort ein Grundstück von 2000 Qua
dratmeilen in herrlicher Lage unent
geltlich zur Verfügung gestellt wor
den, unter der Bedingung, daß mit
dem Bau des Heime-Z innerhalb fie
ben Jahren begonnen werde. Viel
leicht finden sich nun-auch bald edel
müthige Kunstfreunde, welche die
Erfüllung dieser Bedingung ermög
lichen.
Ist L Iß
Wer Verwandtschaftsgrade aus
rechnen will, hat wiederum Gelegen
heit. seinen Scharfsinn zu üben: Jn
Kingftom N. J» haben Vater und
Sohn ie eine von zweiSchweftern ge- -
heirathet.
W ,
sp« humoristischea ·
- Graf-artig.
Dame: ,,,Nun Herr Doktor,
schaffen Sie dcnn auch recht viel?«
Dichterling: »O, ich bin niCt
einen Augenblick sicher, daß mir etwas
einfällt!«
You keinem stand-punkt.
Bürstenwaaren- Händ
le r (kopfschüttelnd einen Herrn be
trachtend, der nur noch sehr spärliches
Haar hat): »Hm, hm·, auch ’n schlech
tes Fabrikat gewesen!«
Die Hauptsache-.
»Daß sich der Herr Oberst zum An
kaus gerade dieses keineswegs hervor
ragenden Gemäldes entschlossen ba
ben?«—,,Der Maler ist dafür aber
Reserveleutnant.«
Fürsorge
Förster: »He Bader, daß Du
morgen nicht über Land gehst, denn
die Stadtherrn komm n zur Jagd, da
is gut, use-In Du die angeschoss’nen
Treiber a bissel verbinden kannst. «
Ein Bodaktionsbriek
»Wir bedauern, von den uns freund
lichst singe-sandten 120 Bogen keinen
Gebrauch machen zu können, weil die
selben bereits b e s ch r i e b e n waren.
Hochachtend
Die Redaktion.«
Flur.
Bertheidiger: »Da somit
erwiesen ist, daß der Angeklagte von
den ihm zur Last gelegten zw ö lf
Einbruchsdiebstählen n u r zehn aus
geführt hat, schrumpft das Velastungs
material ganz erheblich zusammen.«
Yokljmütliig.
Die Gnädige: »Ist die Sache
mit dem Dienstmädchen schlimm?«——
H a u s a r z t : »Bewal;re, ein akuter
Katarrh der oberen Luftwege!«——
»Was Sie sagen; hat denn so eine
Person auch obere Lustwege?«
Zug einem Blättchen-er Ge
fcljäftsljaitg.
»Wie konntest Du nur den Dasel
-«berger, diesen leichtsinnigen Menschen,
der so viel Bier trinkt, als Kassirer
engagiren——wenn der einmal durch
brennt——!«——»O, der geht nie weg von
Müncl)en!«
h
Ewige-rang
Richter (bei der Verhandlung
nach einer Rauferei): »Der Ange
klagte behauptet, er hätte Ihnen, als
"Sie da lagen, nur zwei Fußtritte ge
geben.«—-—K l ä ge r : »Is- net wahr,
g’schuplattelt hat er auf
mi r ! «
Unmöglich.
F r e m d e r : »Sie haben ja fast
kein Publikum im Theater-—da soll
ten Sie lieber nicht spielen lassen und
den Leuten das Geld zurückgeben!«—
D i r e i t o r : »Das geht nicht, lie
ber-Herr-« sind AllesFreibil
le t s ! «
Lilie lilcino Yasoliitljätcriw
»Mama, ich hab’ alle meine alten
Kleider zusammen gebunden, um sie
den Armen zu geben!«——»So, das- war
sehr brav bon Dir!«—«Nicht wahr,
Mama, jetzt bekomme ich aber auch
zur Belohnung schöne neue
K l e i de r ! «
Versuchst-P
Bekannter: »Wie, Sie rast
ren sich selbst; warum gehen Sie nicht
zu dem Barbier-, der bei Jhnen im
Hause wohnt«i«——Heirathgver
m i i t l e r·: ,,Wissen Sie, das ist mir
zu gefährlich-dem Menschen habe ich
eine Frau besorgt!«
Aue-rede
Dienstmädchen: »Madame,
der Kaufmann läßt sagen, er hätte
heute Austern; Sie würden doch auch
gewiß welche nel)1nen?«——M a d a in e
(verlegen): »Wissen Sie was, Marie;
sagen Sie ihm, unser Champagner
wäre noch nicht abgelagett genug«
ngoliiirxtcs Vorfahr-ern
M utter: »Aber Gretchen, was
sehe ich, Du hast Deiner theuren Puppe
die ganzen Haare abgeschnitten!«-—
Gretrhe n : »Nun, Mamachen, die
Haare sollen nach dem Abschneiden
doch stärker werden« hast Du immer
gesagt, und deshalb habe ich sie auch
der Puppe abgeschnitten.« ’
ZIJAZ
»So, bei Ihrer verheirathetcn Toch
ter waren Sie also die Feiertage iiber
auf Besuch, Frau ZänkerZ«-——»Ei ja,
meine Tochter frcite sich sehr, un de
Ginder wollten mich gar nich wieder
fortlassen.«—«Na nu,derHerr Schwie
gerfcshn wird sich gewiß noch recht ge
freit haben.«—«Nu, bei dem gam de
Freide erscht richtig zum Aus-brach als
ich schon bald wieder fort mußte·«
Yraflikctccv Yerglvieli.
Ein Bauer hat einen Prozeß ver
loren und beim Bezahlen seines Ber
tbeidigers macht er demselben Vot
wijrfe, das; et nicht gewonnen, wie er
es ihm versprochen: »Sie verstehen
eben nichts-, Sie haben nichts gelernt.«
—,,Was,« sagt der A boten, »ich habe
in zwei Universit ten st:.tdirt.«——
V a u er : »Was will das sagen. Jckz
hab’ ein Kalb gehabt, das hatten zwei
Kühen gesoffen und ist doch weiter
nichts geworden als ein Och-3!«
-