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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 22, 1901)
sie heißt er Z HO son Emil Feretti. -..—.-— » aDie das nur all werden foll Z« sagte sit verdrossenem Gesicht Gotthard r zu seiner Mutter, die in dem . M » » M und schafwollene Otrumpfe " « « Abend vor Allem, das sollte m nicht vergessen, wenn man in die » sinke tritt,« gab die Frau zurück, und des en, grauen Strumpf. den sie i cde der Arbeit hatte, auf das « » Ierbrett legend, die abgeniitzte, über - Ra enhiigel mit Wolle umwickelte We a hmend, wandte sie sich ganz Sohne zu: »Was hat’s denn wie der gegeben, daß Du dreinschaust, als hätten Dir die Hühner das Brot weg Defchnappti Was jammerst Du denn?" »Sol! ich nicht? Wieder nichts hat ei gegeben! Soll ich mich darüber ?« » »Miichtest Du nicht am Ende etwas deutlicher werden, Gottholds Zum Ra bin ich denn dochschon zu alt . .. so,« unterbrach sich die alte Frau, erneuernd, »dal)er der Wind! Heut Quartal, da vermeintest Du ja vor - znnd nun ist’s wohl nichts?'« »Ist auch nichts, Mutter! Und jetzt danerks wieder weiß Gott wie lange, bevor eine Vorrückung kommt. Den Cuivald, den hat’s noch mit hineingei nomine-n der hat Glück: aber mich mö gen die Herren nicht« »Warum fallen sie Dich nicht mö den. Machst Deine Arbeit so gut wie ».- die Anderen: aber ein Traumichnicht » bist Du halt. Man muß sich bei den hatten einmal in der Zeit sehen lassen, nicht nur immer hinterm Zeug sieben Und racerrn Und ein freundliches Ge muß man ihnen zeigen, daß sie « irn Gedächtniß behalten.« »Lehren am Ende gar Narrenspossen« ··.vormachen, nicht? Wie der Gutwald zu Reujahr beim Feste, nicht-? Jch kann-ihnen aber keine Liedchen singen nnd Gesichter dazu schneiden, das kann ich einmal nicht, Mutter." ; .A Du mein Gott, komm mir nur ; nicht die Hitze! So kannst Das ; halt nicht! Na denn nicht! Wird ja ’ vhnedem auch geben. War-; heute nicht. so ifks ein andermal!« : »Du kannst’s leicht nehmen, Mut tebrx freilich, was liegt Dir daran, s A r . . . .« : »Ur-er, aoer1 Was denn noch- Ich ; glaube gar Du hast richtig noch die : kleine Flietsche im Koper Daß Du - Dich nicht schämstk Jst das Mädel, die i Milc, zu Lichtmeß 16 Jahre geworden, H Und Du alter Esel dentst im Ernste « daran. Dich von ihr unterkriegen zu la en.« nd weil Gotthold eine abwehrende Bewe ung machte, sagte sie, wohl ge dä , aber sehr energisch: »Ja unter kriegen sag ich, das Weiberoolk, und Berufs noch so jung ist, triegt Euch im mer unter. Dich schon gar, Du bist ja ein Las-pl« · Gotthold war, während die Mutter sprach, unwillig im Zimmer auf und ab gegangen. Dann fiel er der Mutter in die lehten Worte: ,,Also lassen wir das, Mutter! Daß ich alt genug bin, hast Du selbst gesagt: dann werd ich wohl auch chon für mich denken können« Damit setzte er sich auf die Ofenbank Und stopfte sich seine thönerne Pfeife. Die Mutter sagte auch nichts mehr. . Sie wußte, wie weit sie dem Sohne ge geniiber gehen durfte. Ein Wort da ssier nnd der ruhige Mensch, der sich tot seiner Mutter eine gewisse ehrfiirch Dis-Scheu bewahrt hatte, konnte sich - Mein und dann mochte es Reden · für die er sich hinterher am lieb selbst geprügelt hätte, wenn er die site Mutter darüber hestig weinen sah. Die Alte nahm wieder den Strumpf M Fensterbrett, schob auch wieder die "W vor die Nase und begann still vor Mir zu arbeiten. Dabei tränkte sie's ich doch ganz gewaltig, daß der Intwald vorwärts gekommen und ihr Rhein der doch gewiß der Tüchtigere -M, nicht. Und dann mußte sie an die »Wie denken, mit der sie ihr Gotthold Wiss zur Großmutter machen woll ;.k. »O ist ja ein nettes Mädel«, meinte ;« se siir sich und hielt mit der Arbeit fis-Ie, . »aber wag-?- thut er denn mit so inein jungen Ding, das noch nicht ein malfiir sich selbst denken kann, ge schweige denn für einen Mann; und das müßte doch sein.« Gerade wie sie das dachte, steckte die Mike ihr Gesicht dutch’s Fenster herein, dieWangen frisch wie ein Apfel und die munteren Augen . . voll jungen Feuers-: »Ist er’s, Mutter Seegeberi« ries das Mädchen erwar tungsvoll »Daß Dich doch der Kuckuck. Du Sausetvind! Nichts ist er. Mußt R noch ein bischen Geduld haben, · Gotthold wae von der Ofenbank auf « Jeden und an’s Fenster getreten, » et so weit lam, war Mile schon dem-gelaufen » I nicht doch hart,Mutting? Man isi älter, Und Du brauchst auch schon sh- " ist-e han« s « » js « , ob ich bleib, wenn U- einz eht." s,sits» schon bleiben, Mutting, wirst . " « «, sagte Gotthold, indem er der « s til-et den grauen Scheitel strich. ’Qie Mike war ja auch ein braves, s Rädel. Als elternlos e Waise, M den schlagmden Wettern Ists .Ehristoph« zum Opfer ge me, lebte sie bei einer entfern .-I·mndteu, in deren Wiethschast -—M arbeitete. Für die alte Mut s ..,- - hatt sie nur den einen Feh ..; H- in ihren Augen für den ·. zu jung war. Der brauchte I— I eine Frau. die auch ein bischen Mann im Hause sein konnte und gelegentlich sIchon zu einem Entschlusse gekommen F,war wenn Gottholdterst zu überlegen Ibegann. »Daß unsere Männer hier doch alle so schwer von Gedansen sind,« , J meinte sie oft. Aber mit dem Heira s then hatte es nun gute Wege. Ehe er " I nicht vorgeriickt, das wußte die Alte, « hätte ihn nichts zu dem Schritte bewe » gen können » I Wie die Mutter aber sah daß der IGotthold jetzt immer mit hängendem Kopfe herumging, da war ihr s eben nicht recht. »Wenn’s nur eine Andere wie die Mile wäre«, meinte sie. Als dann wieder einer der Kameraden dem Gotthold vorgekommen war, da nahm sich die alte Seegeber einen Rand und wanderte zu Fuß nach Klausthal zum s Herrn Bergamtmanne, den sie bat, er " möge doch auch ihren Gotthold nicht vergessen, der so brav sei wie Einer. Und weil der Herr Amtniann sagte: »Gewiß, gewiß, ich werde mich der Sache annehmen,« ging die Alte ver gnügt nach hause und berichtete dem Sohne daß sein Wunsch sich bald er füllen werde. Aber das Jahr ging vorüber, der Reujahrstag brachte Man chem das Avancement, aber an Gott hold hatten die Herren im Hochthal wieder nicht gedacht. Am Sonntag nach Neujahr tras Gotthold, als er mit der Mutter zur Kirche ging, schon un terwegs rnit der Mile zusammen. die, obwohl der Schule entwachsen aus dem Kirchenchore sang und es nun recht ei lig hatte, hinauszukommen. .Dars ich nachher zu Euch kommen, gen dabei auf Gotthold gerichtet darf ein junges Mädchen schon kom men, «erwiderte die Alte. Dem Gotthold war recht bange. Ob Sonntags - Evangelium auslegte, der Gotthold sann heftig nach, was denn wohl Mile im Sinne haben könne; und wenn Gotthold einmal dachte, dann war er für alles Andere blind· Die Mile lam. Sie machte wenig Umstände. - · ·- - - - « der Herr Pastor auch noch so schön das . Mutter Seegeber?« srug sie, die Au- » »Jmmerhin zu einem alten WeibeI I I I ehe sie den angebotenen Platz eingenom men, «es ift einmal nicht anders, der dawider. Wir könnten ja in Gottes Namen noch warten, warum denn zum andern, und es wieder Neujahr werden lassen, nur weil der Gotthold nicht vorriickt, das paßt mir nicht, weil’s den Gotthold unzufrieden macht. Er traut sich jetzt gar nicht mehr auf zuschauen und schämt sich nun felbsi vor mir; das soll nicht fein. Und schä men soll sich der Mann nicht . . . .« »Daß Dich doch der Kuckuck rief die Alte, »das spricht so alttlua und predigt wie der Pastor am Bußtag!« ,,Laß sie nur mal, Mutting. Sie hat ja so recht. die Mile,« warf Gott hold dazwischen. «Und was meinst Du, tönnt’ man dagegen machen, Mi le?« wendete er sich an das Mädchen. »Ich meins fo'«.f erwiderte Mile ganz energisch. »Entweder Du haft ein Recht darauf, vorzurücken, dann muß man sich das Recht holen, oder Du haft das Recht nicht, dann warten wir auch Wicht darauf und sagen einfach ein fiir alle Mal, von heute in drei Jahren gehen wir zum Paftor; dann werde ich auch der Mutter nicht mehr zu jung sein, mein’ ich.« Mutter und Sohn fahen sich eine Weile an. Gotthold nickte dabei wie zustimmend mit dem Kopfe. Die Alte plagte aber auf einmal los: »Aber das Recht hat er doch, und ich war felbsi beim Bergamtmann auf hochthal und der hat mir’s zugesagt.« »Und nicht gehalten,« vollendete Mi le gelassen. »Jetzt weiß ich aber was: ich gehe zum Amtmann. Jch will doch wissen, wiss mit dem steht, der mein Mann werden will.'« Gotthold will mich zum Weide; und ich , had’ ihn gern; und die Tante hat nichts « nicht; aber daß wir die Aufbietung ; immer verschieden, von einem Quartal T JECUUet Mcgcveh sagte ne, nory : Die Alte war zuern wohl entsetzt, ! und auch Gotthold war nicht einig mit sich, ob das schicklich wäre; -aber die Mile benahm sich dabei so sicher, daß er meinte. es könne nichts Unrechteg dabei sein. Was-?- auch nichts Schon am nächsten Sonntag stand Mile vor dem Geramtmann herrn Zenobius Klingen Er blickte sie ganz wohlgesällig an, lniff sie auch einmal in die Wange und ließ sie ihr Anliegen vorbringen. Er machte so, als höre er eifrig zu, wie die Herren das immer thun, wenn sie sich den Schein von Wohlwollen geben möchten, dachte da bei aber liingst an etwas Anderes, um dann schließlich zu sagen: »Gewiß, mein Kind, gewiß! Ich werde mich Jhres Vaters annehmen . . . .« »Meinei Bräutigams, Herr Amt mann . . .« - »Ja, ja, des Bräutigams, Tiebes Kind, wollt wohl Hochzeit machen, ja, er soll feine Borriickung hat-ein« Damit wollte dann der here Amt mann durch die hinterthüre hinaus. Mile stand noch zögernd, sie überlegte, ob sie sich denn trawen diitfr. Walten zu Gnaden, Herr Amt mann,« rief sie. « Der wandte sich jest etwas unwillig um. » a, was denn noch, mein liebes Mut-F Halten Zu Gnaden, wie heißt mein Bräutigam « »Wie er heißM »Ja, wenn der Herr Amt-name file ihn etwas thun will, dann müßte er doch — — wissen, siir wen er s thun soll. « f Der Amtmann lachte aus vollem j halfe. Seit zwanzig Jahren war er mit der siiindigen Vertröstung: »Ge i wiß, gewiß, ich werde mich annehmenf ; ausgetommem und aus einmal sollte sie· z einem jungen Mädchen nicht genügen. ; Der Amtmann lachte noch immer, so i daß Miles schon iiber und iiber roth wurde Aber dann trat er an den HSchreibtisch nnd nahm einen Bogen Papier vor: ,,Also wie beißt er. Y« srug ! er in bester Laune, »und was soll mit ihm geschehen?« Das schrieb er Alles aus, wie·5 Mile : ihm ansagte, und dann geleitete er sie lcchend an die Thiir Jn wenigen Tagen erzählte man sich die Unterredung Miles mit dem Amt mann aller Orten, der Amtmann e lbst sorgte siir die Verbreitung. Und lachten darüber, nur die alte Seegeber lachte nicht, denn sie mußte sich sagen, daß die junge Flietschen die Mile dies mal gescheidter gewesen sei, wie sie selbst, denn sie erinnerte sich ganz genau genannt hatte. Als dann Gotthold seine Bortiickung bekam und eine besondere Belohnung siir seine guten Dienste obendrein da war die Mile in Aller Augen gestiegen selbst die- alte Seegeber meinte: »Die . hat für meinen Gotthold Griitze genug im Kapsek — Gotthold aber faßte sein Mädel an beiden Händen und drückte ihre Finger blau indem er mit breitem Grinsen sagte: »Siehst Du, Mile, reden muß ; chen Mile .dann kommt man schon zu seinem Rechte-« daß sie damals, wie sie bei dem Herrn I Amtmann war, um siir den Sohn zu . bitten — den Namen überhaupt nicht T i t i i E i ! man nur immerzu den Mund ausma- s If zllnrietln’i haar. —.)..·-— Nacherzählt von E. M. S. « Was doch die kleine Marietta fiir s schönes, langes, dlondes Haar hatte! - So lang, daß es ihr bis an die Knie reichte, wenn sie in toller Laune den Lamm herauszog nnd gleich einer klei nen Grasmiicke, welche die Federn « sträubt, rnit dem Kopfe fchiitteltr. Und dlond war es, jenes herrliche Gold blcnd, von dem man glauben konnte, daß sich dieSonnenftralflen darin gefan gen, die ihr Morgens gar zu neugierig die weißen Schultern küßten, wenn sie, am Fenster stehend, sich das Haar ord nete. Ja, ja, die blonden Haare der Ma rietta! Schon manch« Verwegener von zwanzig Jahren hatte versucht, sich eine unfichtdare Hängernatte daraus zu we ben. um sich verliebten Hoffnungen da rin hinzugeben. Ader profit! Da hatte solch ein dum v mer Schelm wieder das Nachsehen, denn Marietta hatte sich eines schönen Tages verheirathet. Der Glückliche, den sie emählt, hieß Hans. Hans war ein guter Junge, nicht viel älter als Marietta, hatte lachende, tlare Augen nnd weiße Zähne, erade fo wie sie, und war ebenso auch eneigt, dass Leben nicht ernst zu nehmen« es hinge gen wie einen philiftröfeniiehrfpruch zu betrachten. Außerdem ging seine Umhe erbietung lo weit, Karilaturen von die fer alten fauertöpfigen Dame, Leben genannt, zu machen, denn er war non Natur mit einem ganz besonderen Ta lent zum Zeichnen begabt. Und gerade auf dieer Talent rechnete er und hofer « damit vfein Fortkommen in der Welt zn stunden. I ! l Verourioelullgsvutolge cvlgloslgs leit! Nur solch’ Zwanzigjiilsrige kön nen sie besitzen, denen das Leben noch ein Buch mit sieben Siegeln ist. 5iller Marietta und Hans hatten sich geheirathet. Warum? Einfach, weil sie sich lieb hatten. Wenn ich aber dem Le ser auseinandersetzen soll, wie das sae lvmmen, so ist mir das unmöglich. Wußten sie es denn selbst? Ich will es nicht beschwören Hans, der Marieita wie einen guten Kameraden behandelte. war sehr visenlxrzig. Eines Abends-, als er ihr länger als gewöhnlich die Hand gedrückt, hatten Beide ihr Herz entdeckt.,Da5 war Alles. Doch weder der Eine noch der Andere besaszen irgend welche Mittel. Arn Tage nach der hochzeit lehrte hans seine Ta schen um und sand gerade drei Mart »Damit werden wir nicht weit lam men«, sagte er. « Es reichte auch nur zurn Mittagessen Beim Abendessen jedgch entschiidigten sie sich gehörig durch allerlei Liebt-Hunnen Diese Ieinichmeelerl « Am darauffolgenden Tage war es ’ hanc. als ob ihm ein Dachziegel aus den ) Kops fiele, denn plöhlich erhielt er sünss J hundert Mart. Ein Onkel vom Lande : schicke- ihm dies m hochzeieegeichear. s Nachdem sie sich gegenseitig in die Arme ; gelnissen, urn sich zu vergewissern, das ) sie auch wirklich nicht träumen, si das l junge Paar an, Pläne zu machen. Zenit fn nicht davon sprachen, gleich die ganze Stadt in tausen, so geschah das nur« weil sie absolut nicht gewußt haben würden, was sie damit anfangen soll ten. Marietta sand zuerst ein ernste Blort, denn sie war eine kluge, lleine MU. nDieb mir das Geld«, sagte sie: « ch werde die Kasse führen. Wir mit en Glis-h sparsam sein und an die Zulnnst en « Mit einer löniglichen Geberde reichte « ihr Hans den blauen Schein, nnd seit diesem Tage überlam ihn eine wunder bare Ruhe. Ein einziger Gedanke nur starrte ihn ein wenig. Wenn er aus dte · lii f Straße trat und fich im Schausenster des gegenübertiegenden Ladens betrach tete, fand er sich schon recht behäbig aussehend und betastete sich unwtlltiirx . lich, ob noch nicht das Zeichen derWoht « habenheit, des Embonpoint, bei ihm er ! scheinen wollte. i Um sich dann Bewegung zu machen, I lief er umher. um Arbeit zu suchen . . · ; siir später natürlich. f Nach vierzehn Tagen sing die Schatz , meilterin an, etwas unruhig zu werden ZEL war aber auch laum zu glauben. Die fünfhundert Mart nahten ihrem Ende-. ! Wie war das nur möglich! Ging dab ! wohl mit rechten Dingen zu? Marietta s wurde ernst, dachte lange nach und kam s dann zu einem Entschluß. I Abends sagte sie zu Hans: »Ja acht ’ Tagen mußt Du unbedingt Arbeit ge funden haben.« »Gewiß, sehr gern. Aber warum sagst Du das mit solch ernstem Gesicht? Haben wir vielleicht kein Geld-mehrt« NDoch doch; aber es geht nun einmal z nicht daß ein Mann nichts zu thun » hat -. I Da hast Du recht. Jch suche ja auch ? Fieber es ist nicht leicht, Arbeit zu sin n ; Nach acht Tagen war die Sehnt-unei sterin sehr sorgenvoll Es liesz sich nicht länger verheimlichen: Die hungersnoth war da. Sie sagte noch nichts zu Hans Ida sie wohl wußte daß der gute Junge lein Möglichstes that. Aber sie ver s suchte so gut sie konnte, dem schrecklichen Termin des Elends vorzubeugen Sie sparte, wo es nur irgend anging; drehte ein Ei erst mehrere Male hin und her und dachte an den nächsten Pfannluchen L ehe sie es zerbrach. Nach einer Woche war Marietta die sparsamste kleine Hausfrau gewordenl und geschickt außerdem. denn Hans, der 1 noch immer ohne Arbeit. hatte nichts von Allein gemerlt. f M it Eines Morgens, als hans bereits fort war. übertam sie eine große Lust, sich herzlich auszuweinew Sie hatte nur noch eine einzige Mark, gerade ge nug, um zwei Tage zu leben. Und dann ! . . . . Die Zukunft fah sehr trau rig aus. Und indem sie mehrmals tief aufseufzte. kleidete sie sich an und trat vor den Spiegel, um ihr Haar zu ord nen. Da bemerkte fie, daß sie teine Haarnadeln mehr hatte. »Ach,« seufzte sie, «wieder eine Aus gabe !'· Als sie auf dek Straße war, trat sie bei einem Frifeur ein und taufte Haarnadelm Der Haartiinftter war gerade damit defehiiftigt, eine blonde Haarflechte herzustellen, die an einem Holzlon befestigt war. »Sie haben fo etwas nicht nöthig, nicht wahr, hübsches Frauchen «?« sagte er galant, indem er Mariettcks Haar tnoten bewundernd anblinzeltr. « »Gottlob nicht,« antwortete diese. zDenn das ift gewiß sehr theuer.« »hm, ungefähr fünfundzwanzig Mart.'« »So viel I« »Ja gewiß. Sie müssen wissen, daß derartige Sachen viel Arbeit machen und daher auch theuer sind.« Allerdings ! Aber das Haar allein, ist es denn auch tchon etwas werth ?« »Gewiß ; soviel toftet etwa fünfzehn Mart.« ,·.Fiinfzehn Mart ! Nun, fiir wie viel habe ich denn auf dem Kopf ?« mLassen Sie einmal fehen.« Marietta zog den Lamm heraus und ließ mit einer schnellen Bewegung die blonde Masse heut-wallen »Ei der Tausend t« rief der Iriseur, »Das ist ’rnat ein schönes Vlies t« Doch er besann sich dliißlieh anders, denn er witterte ein Geschäft : »Sie haben da ungefähr fiir ..... nun, gut bezahlt, fiir hundert Mart. Sind Sie vielleicht eine Vettiiuferin2« »Heute nicht,« antwortete Marietta, indem sie im handumdrehen wieder das ar aufsteette. aAber eines schö nen - ages vielleicht. Dies schwere Haar hat mir schon seit lange Kopfweh verursacht.« » »Man dramht ja nicht alles ans ein- ! mal abzuschneiden ; ich lann das schon i einrichten ; ich laufe auch in lleineren « Quantitäten.« »Schön. Ich werde ’inal wieder vor sprechen-« Marietta war ein wenig nachdenklich geworden und begab sich nach Hause, denn sie erwartete ihren hans zum Mittagessen. »Weißt Du,« tief fee lachend, »was der Friseur da unten mir soeben vor geschlagen hat ?« ,,Nein.« Er wollte mir hundert Mart fiir mein Haar geben« »Was für eine verrückte Jdee !« «Run, ich weiß doch nicht. Wenn wir kein Geld mehr haben, wäre das doch eine gute hilfsquelle.« Aber han« wurde plsslich sehr diile und sagte, da , wenn sie jemals solt-« dummen Este begehe. so . . . . . Run, und was würde er dann thun ? Er let-äu es leldti nicht zu wissen, aber . . . lurs und ut, losche verdrehten Ideen konnte lchl eßltch auch nur ein Weiber gehirn hervorbringen Marietta erwiderte nichts. — « a -- s Vierzehn Tage später-T als sie erade dabei war, ihr haar aufzusteck , trat hand, der etwas vergessen hatte, wieder in's immer. ’« ieu«, sagte er, seiner Frau einen Kuß gebe d. Dach plötzlich blieb er stehen. .Merlrviirdig,« sagte er, »in-m liinnte fast glauben, daß Dein Haar dünner wiirde.« «Dentst Du i« antwortete Marjettm indem sie schnell mit beiden Händen das Haar zusammen rollte. »Es will mir auch beinahe so schei nen« seit einiger Zeit verliere ich ziem ’ lich viel.« »Kause doch aarwasser. Es giebt Mittel genug dag gen.« »Ach, dummes Zeug.« l Acht Tage später, als er sich iiber »- Marietta beugte, um Lebewohl zu sa-» ? gen, tief Hans plsslich aus : »Aber sicher. Du verlierst ja all’ ? Dein Haar, Liebling, Du hast ja sast i garnichts mehr.'« »Ja· sie gehen schrecklich aus,« sa te s Marietta, indem sie den Kopf tieeer ! ins Kissen minnt-. »und wenn ich i teine mehr habe, wirst Du mich nicht « mehr lieb haben. Nicht wahr t« . »Für solche Worte verdientest Du es ! allerdings, Du Böse . . . Aber beruhige l Dich.nur, wenn ich heute das Geschiist » abmache, was ich in Aussicht habe-H dann wollen wir schon sehen, daß Dein . Haar wieder wächst." « Schlag zwölf Uhr trat Hans so leb . hast erregt in’s Zimmer, daß er beinahe k die Thiir ans den Angeln riß. » »Abgemacht!« ries er. »Ich scheinc ; Talent n haben, viel Talent. Man ; hat ini mit dreihundert Mart per; Monat engagirt. Und zum Anfang gleich zwei Wochen Vorschuß. Sieh · nur« ich bin ganz mit Gold gefüllt-« I Und stolz legte der siegreiche Hans Z fünfzehn Goldstücke aus den Tisch. s Ganz gerührt blickte Marietta das : Geld an. ; »Aber mein Gott,« ries sie plötzlich, E »was sollen denn alle die Flaschen ?«« f »Für Jhr Haar, gnädige Frau-« antwortete Hans. »Zwöls Flaschenl werden wohl genügen; ich habe alle Fri- s seure ausgepliindert Es ist die beste « Sorte.« I »Und wie viel-hast Du dasiir bes- l zahlt 2. . .« Z «Fiinszig Mart; mehr nicht« I Nun siel Marietta ans als-« ihren Himmeln. s »Na, da hast Du eine schöne Ge- " fchichte angestellt." »Aber wiefo denn?« »Ung!iicklicher, mein Haar ging ja garnicht ans. Sieh doch!« « Und mit beiden händen ihre röthliche Mähne fassend, riß sie daran, ohne eine Miene zu verziehen. Als ihr Mann aber noch immer nicht begreifen tonnte und mit offenem Mun de da stand, brach sie in ein schallendes Gelächter aus. Nun näherte sich Hans, ergriff ihre beiden Hände und betrachtete das Haar. , »Unm’oglich!'« rief er mit beunruhig ter Stimme. »Nun, warum denn unmöglich?« er widerte Marietta. »Ahgeschnitten! . .. Du hast sie ab schneiden lassen?« »Ei freilich! Seit einem Monat ha ben wir kein Geld mehr und müssen doch lehen.« - Hans war ganz stumm geworden und stand da, ohne sich zu rühren. Dann zog er leise seine kleine Frau an seine Brust und küßte sie auf die Stirn. Ma rietta ließ ej geschehen, ohnejin Wort zu sagen. Sie fühlte jedoch, wie zwei große Thriinen auf ihr haar fielen. Lächelnd sagte sie: »Du lieber Narr, fei doch vernünf tig. Sie werden ichs-I wieder wachsen, darüber sannst Du beruhigt fein. denn diefe beiden Thriinen sind mehr werth als zwölf Flafchen haarwasfer.« O »die ofrEFIkoIEiiidT M—..-... -—. Stizze von Teo you Zorn Os. O— « - Jm Sleeping:Ear des Southerm Ssiassenger-L7xpteß. ---- « Gras Asten richtete sich aus. Das Scharren und Stoßen des bei der Sta tion Macon scharsparirenden Trains hatte ihn erweckt. Nicht eigentlich erweckt s— denn er war sich nun bewußt, dasz er überhaupt noch nicht geschlafen hatte. Was ihm trauin st, mit bleiernern Druck auf dem « chiidel gelegen, das war Nach sdenten gewesen —- ein zusammenhang loses und sast unbewußtes Nachleben der jüngsten Monate. Er ließ sich in die Kissen zurücksab len, zog die ponceaurothe Seidendeete bis ans Kinn hinaus und verschränkte die Hände über der Stirn. Der richtigen Reihe und der logi schen Folge nach war das Alles gar nicht to bunt und vergwickt und unge wöhnlich, wie es bei dem ersten Gegen einanderhatten des Damals und Jetzt den Eindruck machte. Durchaus nicht. Wie ost war das, was er erlebt hatte, schon vorgetonmmn und wie ost ditrste ei noch vortoinenenl Jnr Grunde war et» eine starrte-re wie jede andere — et was unberechnet und außergleisig aller dings, und wen et gerade tras — — Eh —- hol’s der Teufel! Aber er war gern Soldat gewesen Keiner hatte des Königs Rock so stolz nnd steudig etragen, wie Guido Alten. Und da ei damit unwiderruf lich aus sein sollte —- dai war's. Da rüber kam er nicht hinweg, und darin lag ou der ganze Stachel —- — darin und da Papa vergessen hatte, ihm beim Abschied die band zu geben . . . Was in aller Welt war denn eigent li seine Schuld! War er sich einer so chen überhaupt bewußt? Er hatte gespielt —- dann versprochen, nicht mehr zu spielen — und schließlich hatte er wieder gespielt. Aber erst als der s st- -..--. - « » . .... I alte Oberst ihn hatte rusen lassen-— ? bei Gott im immel erst da war es ihm i zum Bewußt ein gekommen, dasz er da ; nicht hätte thun dürfen. Und auch . dann hatte ihn nicht einmal die Scham zu Boden gedrückt. Worunter er ge » litten, das war mehr ein fassungslotez « Verwundern und Nichtbegreisen, ioxe Guido Listen von Mittwoch aus Don nerstag ein Schuft hatte werden tön nen. — —- — I Der Zug setzte sich mit dumpfem Rollen wieder in Bewegung. Die klei nen etsenbeinernen Griffe an dem ge schlossenen grünen Schirm der Coupiss lampe tlapperten gegeneinander, und je lebhaften wilder das smarte Ungethiim von Lolomotive ausgriss, desto betäu bender erzitterte der Schädel des Gra sen aus dem harten Roßhaartissen Er schloß die Augen —- —— —- uns er mochte es anstellen. wie er es wollte: — wieder sah er sich aus dem Raser nenhos die Rekruten drillen. Er hatte es blutig ernst genommen damit, — Donnerwetter ja! Die Kerls haben Oel geschwind aber sein Zug war auch der beste gewesen —- weitaus der beste! Dann hatte ihn die Lou abgelentt — ——— dieser kleine Satan. Mit ihren winzigen händchen hatte sie vierzig tausend Mart veririimelt, in drei Mo naten —- es konnten auch sitnszig sein; —- — —- dann Baccarat, Nacht siir Nacht —- — uss! Guido Asten siihlte noch einmal die tausend Aengste, den Nervenstachel des oissäibis de rien —- —-—; dann der Oberst — und schließlich die letzte Aus sprache mit Papa. —- Daß der alte Herr es vergessen konnte, ihm die Hand zu geben ..... ; sonst die Güte selbst — und es war doch ein Abschied sürH Leben! Hamburg —— —- New York —- und dann nach einem kurzen Taumel des- - Vergessens — Stalldienst bei Brown ckc Morton in der siinsten Avenur. Jeht war er derheirathet mit Miß Mabel Brown -— und aus der Hoch zeitsreife ————————— Der junge Gras wälzte sich mit lei sem Aechzen aus die andere Seite. Ob ihm Papa wohl wieder die Hans geben würde. nachdem er der unglaub lich reiche Schwiegersohn von Brown und Morton geworden war’ — Schwrrlich. Der alte Herr hatte ihm immer etwas Anderes gepredigt —- — und nun, da es zu spiit war, sah Guido Aften ein, daß die »hinterwäldlerischen Ansichten« seines Alten etwas für sich gehabt. Er mochte garnicht daran den ken, daß das junge treugliiubige Ge schöpf da s— aus der anderen Seite desj Coupös —« nun wirklich iein Weib war. Es war ja richtig, daß sie sich mit der impulsiven Smartneß der Ameritanerin sozusagen aus den ersten Blick in ihn verliebt hatte — und ohne,« daß sie es richtig wußte, wer er war. Aber er hätte ihr Manches nicht sagen und namentlich nicht beschwören dür sen, denn sein herz wußte nichts da von. Daß er das nicht vorher empfun den, ehe der entscheidende Schritt ge than war —— —! Es mochte wohl da s-« ran liegen, daß ein Entgleister wenige: sensibel empfand. —- ——— —- — Ein aufgellendes, ichrilles Pfeier von der Lotomotive her — gleichzeitig ein tosendes Schatten unter den Rä dern. Das Nothsignal und die Drein en —- —-· — Asten ichnellte auf. halb unbewußt taumelte er nach dem Lager seines Weibes. Es war leer.- Noch ehe er sich in dem grünen Zwielicht des schma len Mittelganges orientiren tonnte, rasselte das Fenster nieder und er sah« die lchrniichtige Gestalt seiner Frau sich weit hinaus-lehnen Sturm und Kälte machten ihn erschauern — —- dazu das jetzt in ungediimpiter Kraft hineinw nende Höllentonzert der Dampspseise und der ins ihrem rasenden Lause ge hemmten Räder -... Mit einem Sprunge war er ver rh:, um sie zurückzureifzem sie zu retten. wenn ihr Gefahr drohte —-—— denn das gehörte ja mit zu der festen Vornahme, die er für fein ganzes serneres Leben sieh gemacht. — Aber sie hielt trampfhaft, wie von einem eifigen Schreck gebannt, fest ar: dem Fenster, und ihre flatternden gaarsträhne peitschten fein Gesicht. a packte ihn eine nerviise Wirth — mit einem lnirsehenden Kasernenfluch stieß er sie bei Seite und sah hinaus-. Kaum ein paar hundert Meter — auf demselben Geleise — ——— das Fun lensptithen —- die blintenden Lichter eines entgegentommenden Zuges —!! Nur noch wenige Selunden — nur noch eine vielleicht —·-- —- eine —— — — Er achtete nicht des Weibes, das da in Ohnmacht zu seinen Füßen lag. Indern er sich weit hinauslehnte, arbei tete sein Hirn das seltsame Denlen im Auge-ficht des Todes. Er sah-sich ate Mnb tin satte bei alten Herren use thefr Schule —- -—— au dem « » « e —-— s— er lebte sein gan-· »MO Leben noch einmal in dieser suechtbaren Selunde —- — — W aber war nur ein Gedanke, ein Wille und ein Gebet ——· und dieses Eine schrie er hinaus in dem Worte: »Vater ——!!« Mit beiden Armen tastete und griff er in der tosenden Finfternifz nach der hand, die man vergessen hatte, ihm zu reichen ...... USE-·- — Hitschberg. Jni Alter von 95 Jahren starb unser ältester Mitbiirger, Kreisgeriehtsrath a· D. Schaeffer.