tijltr Kuche. humoreste von A. W. » Zu den schönsten Eigenschaften, die einen gebildeten Mann zieren können, III- ich stets die Galanterie gegen das weibliche Geschlecht gerechnet Von dieser Meinung bin ich selbst dann nicht durückgetommem als ich länast zu der eberzeugung gelangt war das-. die die xe Ritterlichleit zu Grunde liegende nschauung, als sei das weibliche Ge schtecht allemal das »schwächere«, schukbedilrfiiga in jedem Wortsinne sehe erhebliche Ausnahmen erleidet und als ich bereits die Erfahrung gemacht Futte, daß nicht wenige Mitglieder des chönen Geschlechts den Anspruch auf ritterliche Behandlung in einer Weise zu betonen verstehen, die —- fchon nicht mehr schön ist. Wohlderstanden: ich spr e von der Galanterie gegen das Ge chlecht als solches, ohne Aussuchen. Gegen büb sche Mädchen und junge Frauen, auch egen würdige Matronen galant zu sein, ist weder schwer. noch besonders verdienstlich Aber dazwischen giebt es noch mancherlei, was einem mitunter doch recht harte Ausgaben stellen kann. Wer etwa meint, übergenug gethan zu haben, wenn er sich höflich und zuvor kommend gegen Diejenige oder Die jenigen erweist, für welche sich des eige nen Herzens Neigung regt, der hat wahrlich nie begriffen, was Galanterie besagen will. Das ist soweit ganz schön und ich bin der Zustimmung aller hübschen Mädchen, jungen Frauen und würdi gen Matronen das will sagen: aller " geehtten Leserinnen, welche diese-: Blatt rn die Hände bekommen ziemlich sicher. Aber nun macht es mir einiger maßen Kopfzerbrechem wie ich die klare Geschichte, die ich zu erzählen mir vor genommen hatte anbringen soll ohne in einen bedenklichen Gegensatz zu mei . nen eigenen Leitsiitzen zu gerathen. Jch wüßte mir da m der That taum zu hel sen, wenn nicht für solche Verlegenheit slänast das Auskunftsmittel erfunden » wäre, die Geschichte von Jemand an ders zu erzählen. Jch mufz also wirt lich jede persönliche Verantwort lichteit — das Benehmen des Helden meiner rzählung höflich, aber ents chieden ab Jn der Gesellschaft der Provinzial findt B. nahm Fräulein Aurelie Rohr bach eine eigenartige Stellung ein. Das alte Handlungshaus Rohrbach cLz Co. besaß einen wohlbegritndeten Welt ruf. wenigstens was man für Provin " zialverhiiltnisse so nennt, und galt atz eines der ersten inder vertehrgreichen , Stadt. Seit der Kommerzienrath Rohrhach Wittwer war, führte in sei nem Hause Fruaulein Aurelie dag Szepter-und die uneins-Mithin Herr schaft und dag allein genügte selbstver ständliG ihre gesellschaftliche Stellung zu sichern Aber Fräulein Aurelie ver stand es auch durchaus, die Rechte, wie die Pflichten, welche mit solcher viel lung verbunden waren. voll zur Gel tung zu bringen. Sie besaß Energie . und Entfchiedenheit genug, nie einen Zweifel darüber zu lassen, daß fie dar aus rechnete, nicht nur um ihre Mei nung gefragt zu werden, sondern auch , mit derselben den Ausschlag zu geben; und es fehlte ihr ebenso wenig an der persönlichen Liebenswürdigleit, die dag "- wilde Regitnent gern ertraaen und das » Gefähl nicht aufkommen läßt, daß man sich unter ein Joch beuge. J Leider wurden diese vortrefflichen Eigenschaften des Geistes durch Fri. s Umäies körperliche Reize nur sehr be k«»; Mungsweise unterstützt Nicht, als ob die Natur sich ihr gegenüber geizig undsiiefmiitterlich gezeigt hätte — eher J"- ins Oegentheil Aber sie war mit ihren Gaben mehr quantitativ als qualitativ secfchtpendetisch gewesen Fräulein ;,,-»»Iueelie war nach sämmtlichen vier Di ssski see-stauen einfach erstaunlich. Schon I" Mr pietätlose junge Mann, dem Ue Dame zur Abschwächung des Ein MS zuerst einmal vorsichtig von ferne - Zeigt worden war, hatte die boshafte nicht unterdriicken tonnen, ob das »Hu-» Alles zu e in e r jungen Dame W Und dabei befand sich Frässlein -L-- E--A-c -- ------ «"I-Ilcllc —- Uukk Hund«-Fu quer-du« ton -, W von den jüngeren Damen in ihrer .»:».» end-it, von einer besonders ver trauien Freundin auch wohl gelegent -s« lich ins Gesicht genannt wurde —- in ei "’mm Alter« von dem ein harmloser Be Watiey der es doch des liebenFrie jssp Uns halber mit Niemand verderben am besten thut, sein säuberlich den TUnnd zu halten. Jn diesem Sommer gab es ein ganz »du-das lustiges Gen in der guten, Ellen Stadt B. Das kam daher, daß W erforderliche Material an jungen Des-ten beiveelei Geschlechts reichlich Waden war, und daß es auch an den gnelen Persönlichkeiten unter den v Betten nicht fehlte, die ——— ob Interesse für die Allgemeinheit, sit dahingesiellt —- für die gu-· We sorgten und bei deren Aus . z die leitet-de Rolle übernahmen. « Abenduntethaliungen im mit und ohne Tanz, Lands-ar « nett allein subehör etc. etc. jag förmllch. Es war damals noch spde. schon in jungen Jahren zu sein oder zu scheinen, wenig it B. noch nicht. Eine der ersten " spielte unbestritten dabei der Mungsassessor Max Weinert, nsang des Frühjahrs zur Er itgend eines längeren Korn - nach B. entsendet worden O h , war. Freilich muntelte man. daß seine : unermüdliche Thätigteit als Arrangenr nicht ganz uneigennützig sei, daß es nicht sowohl ein selbstloses Jnteresse fiir die Befriedigun des allgemeinen Ver T gniigungsbediie nifses fei, das ibn zu seinen besten Leistungen veranlaßte, s als vielmehr die schönen Augen der klei nen Wanda Rohrbach, des einzigen Töchterchens des Kommerzienrathk Aber jedenfalls war er gewandt und tattvoll genug, sich das nicht allzusehr merken zu lassen, und die Uebrigen lie z ßen ihm sein Spezialmotid und zogen E den besten Nutzen aus seinen Anstren J gungen T Es war mitten im Sommer —- in der s schönen Zeit der schwärmerischen jun gen Liebe und den ersten Kirschkuchein ; Etwa ein Dutzend junger Damen und herren saßen, unter dem ehrsamen Schutz einiger älterer Frauen, in dem beliebtenVergniigungsgarten desStiidt — chens zufammen. Die lebhafte Unter , haltung bewies, daß man sehr wichtige Dinge verhandelte. Und in der That handelte es sich um nichts Geringeres, als eine fiir den nächsten Sonntag ge plante größere Landparthie, deren nä here Detail-Z hier im kleineren Kreise der ersten Konditorei der Stadt zusam terziehrn. Man trennte sich mit der ge genseitigen Mahnung, ja recht Piinitlich zu sein. »Halt!« rief Assessor Weinett, »mit dem bloßen Versprechen können wir uns dieses Mal nicht begnügen, dazu ist die Sache zu wichtig. Wir müssen eine Strafe festsetzen. Also — wer als der Letzte auf dem Platze er scheint, zahlt fiir die ganze Gesellschaft einen Kirschiuchen. Einverstanden?« I Mit Lachen und Beifall wurde der FVorschlag angenommen, und das lusti Ege Völkchen flatterte auseinander. Als am folgenden Vormittag Max Weinert dem geräumigen Marktplatze i der Stadt zuwanderte, hatte ein auf n:enzutommen, um das Programm ei- ; net endgiltigen Schlußredaktion zu un - festgesetzt wurden. Eben war man iiber « alles Wesentliche einig geworden, hatte s beschlossen, am nächsten Morgen die j frrmelle Genehmigung der verschiede- I nen Familienhaupter einzuholen und dann am Vormittage noch einmal in ’ l l l l l i l i l I i " mertiainer Beobachter wohi iinoen ton nen, daß sein hellbraunes Auge minder klar und freundlich strahlte, als ge s wöhnlich, und daß auf seines Stirn ei ne Wolte def- Mißmuch lagerte. Und wer indiskret genug gewesen wäre, dein , Assefs or während der vorhergegangenen halben Stunde heimlich zu folgen, der ; hätte auch einen ganz plansiblen Grund » hierfür anzugeben vermocht, wenn er nämlich hätte ausplauderii wollen, wie der Assessor sich ungewöhnlich lange « gegenüber dem Rohrbach’schen Hause zu schaffen machte, obwohl es nicht leicht einen Anlaß gab. der für den Nicht » taufniann einen längeren Aufenthalt in der Nähe des mitten in der eigentlichen Geschäftsstadt gelegenen stattlichen Ge bäudes hätte besonders anziehend er scheinen lassen können. Aber wenn un ser Assessor nicht Kenner war, so war er doch Liebhaber. Mit Todes-verach tung hatte er wohl zehn Minuten lang sich den Anschein gegeben in einer Straße nach sehenswerthen Schaufen stern zu suchen, wo es, wie er sehr gut von früheren Gelegenheiten her wissen konnte überhaupt leine gab. Dabei hatte er stets eine gewisse Hausthiir iin Auge behalten, stets gehofft, daß sie sich endlich öffnen solle —- zuerst weit, ganz weit um Fräulein Aurelie den Durch laß zu gestatten, und dann zuin zweiten Mal ein ganz wenig, so daß gerade ein schlanles Figiirchen hindurchschliipsen konnte, das sich neben der voliiininiisen Kousine aus-nahm wie eine Nippfigur neben dem Stubenofen. Aber Minute auf Minute hatte er immer ungedul diger und doch gleich vergeblich gewar tet, bis er endlich die Hoffnung auf geben und enttäiischt von dannen ziehen mußte. Längst schon hatte die Rathhausuhr die elfte Stunde verlän det, und so blieb nur die Möglichkeit, daß die beiden Damen doch noch früher auf dein Platze gewesen seien, als er, daß sie vielleicht einen Besorgungsgang durch die Stadt gemacht und sich dann direkt nach dem vereinbarten Versamm lungsort begeben hatten. Sobald er zu dieser Ueberzeugiing gelangt war, mußteer sich aber auch sagen, daß jeder Augclluclll, Ucll cl ljlcc lullgcl Ucllscllc, dem ersehnten Zusammensein entzogen werde, und so eilte er denn in stürmi scher Hast, um das Versäumte wieder einzuholen. dem Ziele entgegen. Als er das schon ziemlich gefüllte Bersammlungzimmer betrat, welches sich das Vergnügungs - Komnsittee ein sür allemal in der Konditorei reservirt hatte, wurde er mit sturmreichem Ju- . bel empfangen. »Alle Eile hilft Jhnen nichts mehr, Herr Assessor!« rief ihm lachend eine reizende kleine Blondine entgegen. »Dieses Mal sind Sie doch der LesteP »Alle endlich einmal in die eigene Grube gesallenl« setzte ihre Nachbarin ein wenig schadenerh hinzu. »Prosit, Assessor!" —- begriiszte ihn einer der jungen Herren. »Wir essen schon einen Kirschtuchen aus Ihr Spe zielles —- schmeckt samos!« Kaum hatte der Assessor Geistes gegenwart genug, diese Apostrophen mit gutem humor entgegenzunehmen ;- um nicht in den Verdacht zu gera then, daß er sich ärgere, nicht etwa zu lest gekommen. sondern in die von ihm selbst vorgeschlagene Strafe verfallen n sein —- denn ein rascher Blick über le versammelte Gesell chast hatte ihm l gezeigt, daß auch hier die Erwarteten —- oder vielmehr die Erwartete, denn . es läßt sich leider nicht verschweigen, i l « e l daß er Fräulein Aurelies Abwesenheit ohne besonderm Kummer wiirde haben ertragen lönnen -— nicht anwesend sei. Er tummelte der Form wegen etwas von dringenden Amtigeschiiftem ob s- wohl er sehr gut wußte, daß ihm das Niemand glaube und obwohl es ihm · im Grunde auch ganz gleichgiltig war, ob man es ihm glaubte oder nicht. Dann setzte er sich zu den Miittern, er Jlundigte sich pslichtschuldigst nach Nachtruhe und Besinden, sowie nach dem Ergtbniß etwa bereits stattgefun dener Berathungen -— daß solche vor seiner Ankunft nicht stattgefunden hat ten, war ihm natürlich nicht im Minde sten zweifelhaft, —- bis er endlich un auffällig die Frage dazwischen werfen konnte, ob denn die Rohrbuch’schen Das-s men nicht kommen würden. »Leider nein« —— entgegnete ihm eine der Damen, »vor einer Viertelstunde schickte Fräulein Aurelie her und ließ absagen, da sie durch eine plöhliche Mi- - griine verhindert sei." Der Assessor fühlte eine plösliche Wuth gegen die arme Tante Aurelie in sich aussteigen. Er vermochte einmal nicht einzusehen, weshalb auch der llei nen Wanda Tante Aurelies Kopf weh thun mußte. Aber zugleich sah er auch, wie er aus dieser Situation Vortheil ziehen konnte. Er gab seinem lebhaf testeu Bedauern iiber den Zwischenfall Ausdruck, nicht nur im Interesse der Kranken, sondern namentlich auch im Interesse der Gesellschaft, die nun einer so bewährten Kraft entbehren müsse, ; auf deren Mitwirlung man doch sicher « gerechnet habe. Das fand allgemeine s Zustimmung« namentlich ausnahmslos 1 bei den älteren Damen. , Denn Aurelie I hatte sich wirklich unentbehrlich zu ma- « chen verstanden, indem sie stets, wie ganz selbstverständlich alle die kleinen Arbeiten übernahm, die bei solchen Ge legenheiten von Damen besorgt werden wollen und einer, die sich nicht darauf versteht, schon Kopszerbrechen bereiten können. Er verstärtte die-se Stimmung W-— nach matten uno erooi sich paying-tax sofort selbst seine ganze persönliche Lie benswiirdigteit aufzubieten, um Fräu lein Aurelie zu überzeugen, daß in die sem Falle ihre Migräne den Pflichten gegen die Gesellschaft nachftehen müsse. Natürlich wurde dieses Erbieten mit gebührendem Dante angenommen und mancher junge Herr, wie manche junge Dame bewunderte im Stillen den Heroismus eines solchen Entschlusses Kaum fiinf Minuten später stand der Assefsor in der Vorhalle des inm merzienräthlichen Hauses und hatte dem Diener seine Karte gegeben, uin ihn bei Fräulein Aurelie zu melden. Er mußte unwillkürlich lächeln, wenn er daran dachte, wie nahe er vor einer halben Stunde schon dem ersehnten Ziele gewesen« ohne es zu ahnen. Frei lich war er noch lange nicht am Ende aller Schwierigteiten. Zu einer mi gränelranlen Dame zu gelangen, muß te auch fiir einen Freund des Hauses nicht leicht sein. Vor einem Mißerfolg in dieser Beziehung fürchtete er sich aber gar nicht. Da er den Kommer zienrath auf dem Komptoir wußte und Fräulein Aurelie sich trant gemeldet hatte, blieb doch eigentlich nur die Möglichkeit, daß ihn Fräulein Wanda empfangen würde. Und darüber wäre er nicht im Mindest-ei böse gewesen. Aber er sollte sich abermals verrech net haben. Das Fräulein habe eben Tollette gemacht und lasse sehr bitten, meldete der Diener. —- Toilette ge macht?« Das hieß soviel als die Mi gräne überwunden oder vergessen. Vor treffliche Aussichten für feine ofsizielle Mission —- aber sehr traurige fiir seine geheimen Wünsche. Jn der That war Fräulein Aurelies Migräne nur eine tattische Krankheit gewesen. Sie hatte die Empfindun , daß Assessor Weinert in der letzten Zeit ein Uebergewicht in der Gesellschaft ge wonnen hatte, das ihrer eigenen Allein herrschaft gefährlich zu werden begann. Deshalb schien es nothwendig, einmal wieder an ihre Unentbehrlichkeit zu er innern. Aber sie war viel zu klug, den Bogen zu straff zu spannen, weil sie sehr wohl wußte, wie leicht er brechen könne. Es galt eine Demonstration, nicht einen ernstlichen Krieg. Deshalb machte sie, sobald sie den Boten mit dem Schreckschuß der Krantmeldung abgesandt hatte, sich unverzüglich daran, sich in Straßentoilette zu wer fen. hätte sie8nicht mit voller Be stimmtheit daraus gerechnet, geholt zu werden, sie hätte schwerlich überhaupt abgesagt. Und wenn der erwartete Unterhiindler kam —- es konnte «a laum ein anderer als der Assessor sein —, so wollte sie ihm nicht erst viel Ge legenheit geben« seine Ueberredungs Dünste zu probiren. Dem geschlogenen Feinde soll man goldene Brücken bauen, und um Alles in der Welt durs te sie es daraus nicht ankommen lassen, daß man ernstlich auch nur mit der Möglichkeit rechnete, eine Laut-partie ohne Aurelie Rohrbach zu unterneh men· » So trat sie dem Assessor mit ihrem « holdseligsten Lächeln entgegen, dat, wie ; böse Zungen behaupteten, volllommen T ausreichte, zwei normale Menschen glücklich zu machen. . »Ja freundlich, lieber herr Assessor, T daß Sie sich selbst bemühen. Zum s Glück ist mein umso-zum- sp ziemlich i überwunden, und da ch mein gegebnes s Versprechen gern holte und Niemand z Ungelegenheiten bereiten mag, so war -I ich eben im Begriff- noch nachträglich zum Uppell anzutreten.« — Leider muß tonstatirt werden daß Fräulein Aurelie in Wirklichkeit diese Absicht nicht gehabt hatte weil sie die Möglich keit, daß man sich in ihr Aushleihen 9 schicken und nicht nach ihr senden tönni te, gar nicht in Betracht gezogen hatte. Da war denn des Assefsors Mission rasch und einfach erfüllt —- so rasch und so einfach, daß er mit Fräulein ; Aurelie auf der Straße stand ohne — recht Zeit zur Ueherlegung gefunden zu haben und ohne dazu gekommen zu ;sein, auch nur anzudeuten, oh denn Fräulein Wanda nicht auch ein Ver I sprechen einzuliisen habe. Und nachho len ließ sich das nicht gut. wenigstens nicht mit gleicher Harmlosigteitz und wenn er es auch daraufhin gern gewagt hätte, es konnte nichts mehr helfen, da man einmal unterwegs war. Auf Aurelies Seite aber war es reine Ver geßlichteit. Wo es sich um so wichtige Dinge wie die Aufrechterhaltng ihres gesellschaftlichen Prestige handelte, hat » te sie an die Kleine wirklich gar nicht gedacht. Und daß nun gar der Abge sandte nicht ausschließlich ihrer Person wegen, sondern mit irgend welchen Ne henahsichten gekommen sein könne, der Gedanke lag ihr ganz und gar ferne. Zum zweiten Mal tochte es in dem Affessor, und ein unbezwingliches Ge fühl der Rachsucht gegen seine nichts ahnende Begleiterin jagte ihm das Blut rascher durch die Adern. War es ihm doch, als habe er nicht nur sich zu rächen, sondern auch die Geliebte; denn daß auch dieser durch die unselige Mi gräne und die noch unseligere Gene- s sung ein Herzenswunsch zu nichte ge- « worden war stand ihm außer Zweifel.I Und als sie nun um die Ecke des Mark- i tes bogen und das Schild der Kondi- s torei ihm entgegenwinkte, da durchblitz-; te es ihn plötzlich, wie er sich rächen kon-; ne. Aber er wollte auch jeht nicht edel handeln er wollte die gemißhandelte E Liebe an der weiblichen Eitelkeit rä- i chen. Denn er kannte Fräulein Au- . relie zu gut, um nicht zu durchschauen, l was diese Migräneiiiomödie eigentlich z auf sich WXIL chlloc Datum socc’ wußte er auch, daß er sie jetzt in ihrer Eitelkeit nicht empfindlicher tresfenx könne« als wenn er sich den Anschein gab, als habe er sie abgeholt, nicht um ein nnersetzliches Unglück von der Ge sellschaft fern zu halten, sondern aus irgend inem anderen Grunde, je abge schmack er, desto besser. Mit teuflischer Galanterie bot er ihr den Arm. sie in die Konditorei zu ge leiten. Jn jedem anderen Falle hätte er das gerade aus Galanteriebuntep lassen; denn er wußte, daß sie am Arm eines eleganten Kavaliers eine doppelt schlechte Figur machte. Jm Triumph führte er sie in die Versammlun und während die übrigen Anwesen n sich herandrängten. sie zu begrüßen, machte er ihr eine freundliche Verbeugung und sagte : « »So, mein gnädiges Fräulein — und jth bezahlen Sie die Kirsch tuchenl« I i e II o si. —. Novellette von M. R o d a - N o d a. -—-...-.-. Baronesse Gjutich lag auf dem Di van und blies Rauchwöltchen in die Luft. Das Fenster war weit offen. Herein sluthete der Sonnenschein in breitem Strahl und der Klang der Kurmusih die draußen,sast unmittelbar vor dem Fenster der Van spielte. Mit nachdenklichem Ausdruck starrten die blauumrandeten Augen der Baroneise zur Zimmerdeckr. Eine nerviise Bewe gung —- und die Cigarette flog in wei tem Bogen mitten auf den Teppich. Ba ronesse war also schlechter Laune. Sie drückte den Taster der Klingei. Das Mädchen trat ein »Ist Miß Ellen noch nicht von der Post zurück?« »Nein, gnädige Baronesse!« Ein unmuthiger Wink der herrim wies das Mädchen wieder hinaus. Baronesse Gjutich war schlechter Laune. Eine rasende Ungeduld zehrte i an ihrem Mart. Schuld daran war ein disk-»- snmsk Tons-I Orel, der tleine, arme Teufel mit den blitzenden Stahlaugen, war in diesem Sommer vom alten Baron Gjulich auf das freihertliche Kastell nach Silvan garn beschieden worden, um etliche alte Bilder aufzufrifchen. Er tam an und war glückselig. Das erste Mal im Le ben der Sorge ums Brod des folgenden Tages enthoben, schlafen dürfen in ei nem breiten. bequemen Bette, verkehren in einem vornehmen, fchöngeiftigen Kreise, mit Menschen, die reine Kleider trugen, nicht mit dem Messer aßen, die von ihm nichts wollten als seine Kunst! Ocel, war überftrömend glückselig. Aus«einer glaöbedeckten Terrasse richtete et sein Ytelier ein. Palmen und Aga ven umgaben ihn. Auf der Staffelei stand ein Gjutich des vorigen Jahrhun derts mit Dreifpitz und Galanteriede gen, dessen rissigen, erblindeten Firniß ei zu restauriren galt. Baronesse Mara sah ihm zu. Sie fah immer zu. wenn Orel wusch und pinselte. Dann sprachen sie mit einan der. Anfangs galt das Interesse Ma ras nur dem Arbeitzvorgang. Später redeten sie von Kunst un Allgemeinen und sonstigen Dingen. Eines Tages stellte Orel das Bild Z von Maras Mama aus und saß lange F davor. Mara kam wie wöhnlich zu « schauen und erstaunte nicht wenig, als sie das neue Porträt sah. »Wie -— das wollen Sie restauri ren?« Er snhr auf. »Nein, «Baronesse,« antwortete er ein wenig verlegen —, »dieses Bild — wollte ich nur — se heul« ; Aber statt aus das Bild, schaute er C aus Mai-a Sie erröthete. ! Plötzlich sprang er aus, zog die s Stirn traus, zögerte einen Augenblick, I suhr sich durch die langen Blondhaare E — dann ries er, als wollte er sich selber s widersprechen: »Ach, was — es ist ja : doch nur ein unsinniger Traum!« packte das Bild in Klastertveite und trugs ·" aus seinen alten Platz. F Als er eine Minute später wieder mit einein uralten Gjukich zurückkehrte, war er blaß und ruhig. —-— « — —- --—-- — Batonesse Mara war ausgeritten und kam nun mit glühenden Wangen, die Peitsche in der Hand aus die Terrassr. Orel grüßte flüchtig ; dann wandte er sich gleich wieder seiner Arbeit zu. Er flictte einen Riß mit Nadel und Zwirn. j —- Mara schaute ihm über die Schulter zu. lange, ohne zu sprechen. Als sie mit » ihren lurzsichtigen Augen ein Detail be- : trachten wollte, mußte sie näher treten. So dämmerig war es schon. l «Sehen Sie denn noch genug ?« stag- F ke sie. — »Nein —-— Sie haben Recht t« j Er warf Knäuel und Scheere weg. — Draußen ging die Sonne unter. Der lange Schatten der Pappeln vor dem Kastell siel schon ins Atelier. Ein lei ser Wind strich vom Teich her zwischen den Säulen der Terrasse. Stille. tiese Stille. Stel, den Kopf in die Hand, den Ellbogen auss Knie gestützt, blickte zu Boden, Mara in den glühenden Westhiminel . . . . Da tönte aus dem Busch das-Schluch zen eines Bögels Orel hob den Kopf und» sagte Markt gerade insmGesichU »Jw lllswlk lulnclh lsllO slc JCUUJIIJCU eben gesungen hat« Da sah er zwei Thränen in Maras Augen glänzen. Er erhob sich langsam und faßte Maras Gesicht zwischen seine beiden handle chen. Dann tiißte er ihre Augen und titszte ihren Mund. Sie aber duldete es. Eine Sekunde später stieß sie ihn fort und verschwand. —- — — Jn dieser Nacht schrieb Orel einen Brief : »Baronesse ! Ich habe mein heißes Verlangen zu Ihnen erhoben, ich, der tleine, arme Teufel —- und mich selbst vor die Wahl gestellt : sie oder den Tod. Varonesse ! Ein Wort von Jhs nen, und ich bin der Glücklichste unter der Sonne. Ein Wort von Ihnen, und Sie sehen mich niemals wieder.« Arn Morgen schickte er den Brief in ihr Zimmer. —- Er brauchte nicht lange aus eine Antwort zu warten. Sie lau tete : »Mein Herr ! Nach dem, Ian ge stern Abend vorgefallen, tann Jhres Bleibens hier nicht sein.« Und aus der anderen Seite : »Man stirbt nicht daran· M." Orel packte seine Sachen und ging. —- Acht Tage später fuhr Baron Gin tich mit seiner Tochter ahnungsloi ins Bad nnd schimpfte auf dern ganzen We ge iiber den verrückten Maler, der das Kastell ohne ein Wort des Abschieds Hals über Kon verlassen. —- — — Als sie am Ziele und in ihrer Villa waren, fragte Baron Gjulich: »Was ist's rnit Dir, Mara ? Du siehst aus, wie eine wandelnde Leiche.« Sie stammelte irgend etwas Unver ftändliches, reichte ihrem Vater die Band und ging in ihr Zimmer. Er regt durchschritt sie es aus und ab, dann setzte sie sich an den Tisch, adres sirte einen Briefumschlag an »denn Eberhard Orel, Kunstmaler in Mün chen« und schrieb : «Eberhard! Die Anrede sagt Dir Alles. Erinnerst Du Dich noch der Stunde, als Du die Nachtigall fragtest, was sie fanget Erinnerst Du Dich der wetten Rose, die damals aus meinem Gürtel fiel? Und erinerst Du Dich daran, dafe Du die Blüthe aufgehoben und behalten hast? Eberhard --— ein Nothschrei an Dich ist dieser Brief, eine stehende Bitte um Verzeihung. Du weißt so Vieles nicht, 1 was meine Feigheit verständlich macht. : Wenn Du dies liest, so sei es Dir, als ob ich Deine Hände umllammert hielte, . als ob Du meine Thränen fühltest, die auf Deine hände niederfallen. Jch wußte. daß Du mich liebtest, daß ’ Du meiner Liebe sicher warst, ehe wir . noch eine Silbe davon gesprochen hat ten. Jch saß bei Dir, in die Palmen - gedrückt, wunschlos, glückselig wie ein Kind —- und wartete auf das Wun » derbare. das da lommen sollte. Es lam! Weißt Du, was ich em H pfand, als Du mich umschlingen woll test, als Du meine Thriinen küßtest-« liebte Dich unsagbar, Ebethardi nd doch stieg ich Dich fort? Ach, warum bin ich ir nicht in die Arme Tinte-m warum bab’ ich Dich nicht fe ebalten ....! s war. weil ich eine furchtbare, eisige Stimme hörte, die herrisch mei nen Namen rief —- die Stimme meines Vaterz. Jch hörte sie —- obgleich ich wußte, daß mein Vater in diesem Au genblick sieben Meilen fort war. z hätte vor feinem Zorn gezittert, vor dem harten Blick seiner Augen, die mich erbeben machten. Aber Du wä rest bei mir gen-klein Warum, ja wa rum hast Du mich damals freigegebeni An jenem Abend vor acht Tagen? Eberhardt, ich habe Dich verleugnet » - —- in meiner Angst. . Aber ich habe mich losgerungen Jch bin bereit, meinem Vater zu trotzen, dem einzigen Menschen vor dem ich er · schrecke, —- zu trohen um Deinetwillen. Kennst Du die Qualen der Neues Jch habe sie durchgelitten. KennsLDu z die Qualen der fehnsiichtigen Verzweif ; lang, der Furcht vor dem Wahnsinn ? Verzeihe knir, Eberhardt Nimm - mich an Dein Herz, das große, gütige —- bring’ meine Seele zur Bub' — und locnm’! Jch arte aus Dich, wie . die Menschheit ein auf den Erlöser » wartete.« Seit sieben Tagen wartet sie auf eine Antwort von Orelk — Lade-, a Letter for you!« ruft plötz lich Miß Ellen vom Solon aus. — Mara zuckt zufammen, springt auf und ergreift mit brennender Ungeduld den Brief« Sie schaut ihn starr an — und kann es nicht fassen: was sie da in Händen hält —- das ist ia —- das ist ja —- ihr Brief! Kaum leserlich —- unzählige Mai durchstrichen und überstempelt liest sie die Adresse, die sie selbst geschrieben: »Eberhard Orel -— München.« Da runter: »Paris« ..... Dann wendet sie den Brief um und findet dort, kaum-zu entziffern, die Worte, die irgend ein Pariser Postkn amtek in flüchtigen Zügen hingeschriei ben: »Le deftinataire est mort« — ,,Adressat gestorben. « ßeSchlesische Kartoffeltlös Zu diesen kocht man mittelgrosse Kartoffeln tags vorher ab. Diese wer den geschält, gerieben, mit einem Ei und dem nöthigen Salz vermischt und unter Zuhilfenahme von so viel Mehl, daß sie ohne anzutleben sich formen las sen, zu runden Klöszen von Apfelgrdße geformt. Die Klöße werden in kochen des Wasser aetban und sind aar. sobald sie s chwimnien. Thüringer Kartoffeltkih sz e. Ein Drittel der Karioffeln wird so zeitig gekocht, daß sie vor der Ver wendung völlig ausgetiihlt sind, ehe sie gerieben werden. Die übrigen zwei Drittel Kartoffeln (man nehme mög lichst große) werden roh in kaltes Was ser geschiilt, danach gerieben und durch ein starkes leinenes Tuch oder Säachen möglichst trocken aus-gepreßt Die ro hen und gekochten geriebenen Kartoffeln werden vermischt, mit einem Ei ver riihrt, gut gesalzen und mit etwasMehl zu Klößen geformt, Jn tochendes Wasser gethan, müssen diese Klöfze auf iochen und, nach der Größe, tochend 10 —20 Minuten auf dem Wasser schwim men, ehe sie gar sind. Von der Mahl zeit übriggebliebene Klöße geben, in Scheiben geschnitten und mit Butter oder Schmalz schön goldgelb gebraten, noch eine schmaChafte Zuiost. Fritz. Dazu werden rohe Kar toffeln geschiilt, in kleine, singerdicie Stifte geschnitten, mit Salz bestreut und in Backfett zu hellgeer Farbe ge backen. Als Backfett läßt sich jedes übriggebliebene Bratenfett, auch Dam mel- und Rindsfett vermischt, gebrau chen. Die Fritz müssen in einer Kasse rolle —- nichi in flacher Pfanne --— in reichlich Fett schwimmen.« Bei richtiger Zubereitung bleiben sie innen ganz weisz und weich und bekommen eine tnuspe rige Haut. KartoffelsalaL Die abge tochten Kartoffeln (man vermeide meh lige) werden noch heiß geschält und in Scheiben geschnitten. Diese thut man in eine Schüssel, in welcher sich Essig miisSalz befindet, übergieszt sie mit reichlich gutem Speiseöl und mischt Al les behutsam durcheinander. Jn Thü ringen verwendet man frisches Mohn Oel, welches sehr schmackhaft ist. Nach Geschmack tann eine feingehackte Zwie bel dazugegeben werden. Zimmetwaf ein.Man nehme z Pfund Butter, la e sie weich werden und rühre sie dann mit 7——8 Eiern und i Pfund gesioßenen Mandeln so lange, bis dieser Teig Blasy schlägt. Als dann thue man 1 Pf nd Zucker und 2 Pfund Mehl langsam dazu und verar beite den Teig, nachdem man noch z Mund sein aestosienen Rimmet beiae fügt, gehörig. Hieran lasse man ihn eine Nacht ruhen. Dann tolle man den Teig in ganz kleine Kugeln und backe dieselben in einem Wasseleisen. Das selbe muß sebr fest schließen, sodaß die Kugeln slach gedrückt werden. Die Mandeln lann man nach Belieben auch weglassen. —-— Gerechter Angek Dichter Cum Freund) : »Da sieh nur einmal so einen Unsinn von einer Zeitschrift, neben meinem Gedicht ist eine Vignette mit einem Eselötopf l'· Freund : »Wirllich zu dumm ! Die Leute werden es als Dein Porträt auf fassen l« Kasernbofbliitbr. J »Sie, Mandelbaum, wenn Sie sich ausstellen lassen, dann zersprin t der : Barnmn vor Neid. Bei ihm i nur ; ein Esel mit acht Beinen, Sie aber ha ; ben keinen Kopf und X-Beine.« ; Verdachtige Sorte. « Wirth (zum neuen Kellner, der eben ! Wein abzieht): »Wissen Sie denn auch L mit Rothwein umzugehen« Jean«i« ’ Kellner (sich fchüttelnd):« »O ja, aber so schlechten Umgang habe ich noch nicht gebabtl«