Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 28, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

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    —
« MUDUIMDUQDDMIM
Kunst, Wissensch-ist und i
Gewerbe. « '
( · i
’ Der Panlinsrhlag in der s
»-’« Natursymplsouie I
Von Hans Vreudel.
Wenn wir einmal, vom Lärm nnd
jj Dunt der Städte angeetett, aus Tage
;; ..oder Wochen auf's Land hinaussliehen,
ssps vernehmen’wir, sobald das Odk iEiFIE
Ruhe und ursprüngltche sittliche Wie
« dergewonnen, zu 1eder Tages- nnd s
ahreszeit und allerorten einen Zu .
ammentkang von Naturstimmen, der, -
obwohl ganz verschieden von dem
-jkunstvollen Ausbau menschlicher Musik,
» jedes siihlende Herz bezauberL Laute
und leise Stimmen, Klar-ge und Me
· lodien wirken wunderbar durch- und
ineinander. Jm Walde ist es das
Rauschen der Winsel, der Gesang der
«"Waldvöaek, das Plätschern der Quel
len, das Rascheln Les Landes nnd die
·Mnsik der Jnserteni.:elt, asn Strand-:
des Meers das ruhige Athmen der
langsam heranrollenden Wogen, ihr
leises Branden, dass Pseisen des Win
" des, das Rieseln des Dünensandes, der
Schrei der Möven, --- kurz, an jedem
; Orte sind es andere Stimmen, die
E diese Natursymphonie zusammensetzen.
i- Vrm leisesten wonnig-it Waldweben
«- biks zu den erhabenen dnen heroischer
Empörung, wenn der Tattstockdeg
Blitzes dem qrollenden Donner winkt
und die brüllende Windsbraut uralte
Wanmriesen beugt, kommt die anze
Skala unserer Empfindungswet in
diesen Raturtiinen zum Ausdruck.
wischen diese bekannten Klänge
smi cht sich jedoch hin und wieder ein
iunbekannter Ton, der uns, wie ein
selten angewandtes oder neu erfunde
mes Jn rument im Orchester, eigen
rtiimkt berührt und erreg. Die Ro
smantiter im deutschen ichterwalde
waren siir diese mustischen Schallwel:
ten besonders emvsänglich « »ist’s
doch, als ob selt ame Stimmen durch
· die lauen Liiste chwimmen«, singt ein
E Ei ndorss, und aus den Werten des
gro en Romantiterg der Tonkunst, Ri
chard Wagners. klingen uns diese ge
heimnißuollen Naturlauie gleichfalls
ost in ergreisrnder Schönheit entgegen.
Das dem Naturleben viel näher
stehende Landvolt, dein dergleichen un
ertliirliche Töne weit öfter zum Ohre
gelangen als dem Stadtmenschen,
k« nimmt zu ihrerErtlärung dag Geister
reich in Anspruch und wendet sich viel
fach unwillig ab, wenn der Gebildete
diese Deutung zuriicttoeist. Nicht sel
ten mit scheinbarem Recht; kenn wenn
wir eine wissenschaftlich haltbare Er
klärung solcher merkwürdigen Natur
time geben sollen, so versagt auch un
Ts sere Weisheit ost genug-n Tasiir viu
7- nächst einige Beispiele. Eine wenig
belannte, aber doch öfter beobachtete
und namentlich von den Umwohnern
Destätigte Schallerscheinung ist das Ge
läute in der Schwammbergeralnr. Es
lsandelt sich hier um leise, von oben aus
derLust kommende Töne, die beiWinds
srille in der Mitte des großen Karg
an der Koralpe hörbar werden, wun
derbar harmonisch klingen und sich am
besten mit dem mehrstimmiaen Geläut
einer sernen Kirche vergleichen lassen.
»Ein Beobachter dieser Erscheinung
sucht die Erklärung in dein Spindeln
eines nahen, Von einer steilen Wank
lfserabsallenden Quelle-, dessen Schall
strahlen durch die ans drei Seiten sich
erhebenden Felswände und deren Vor
spriinge tansendsättig zurückgetoorscn
werden und sich gerade da, wo man
das Geläute hört, in einem Brenn
ituulte so vereiniqu, daß sie harmoni
ren nnd das Phänomen eines Geläutez
darstellen. Wer zu dieser Ertläruna
den Kopf s iittelu hat zweifellos das
Recht dazu. tebriaens steht dieser Fall
wunderbaren und zugleich nach Schil
derung der Ohrenzeuaen überirdisch
chonen Glsrckeiigeliiuteg nicht vereinzelt
a. m Thale des Iliöderbachs beim
Erbe-s ops im Hungriick lkat man solche
tathselha ten Glockeniöne ebenfalls
vernommen.
-— IWWW«s-. « .,
Py
i
«
«
Merkwürdige ruftstimmem
«»Eine andere Art merlioiirdigcrtzxzst
stimmen vertritt der sogenannte Aug
zug des Burggeistes der Ruine Schmi
1ert nach der Burg Nothenstein. Diese
Erscheinung, von der mehrfach genaue
kototolle ausgenommen sind, vollzog
in der Nacht vom 8. zum O. August
1821 folgendermaßen: Kurz vor Mit
ternacht hlorte man in der umliegenden
WANT-, Im Odenwalde, ein furcht
bcres Getöse, das von der Maine
sSLhnellert herzukommen schien und mit
eder Minute wuchs. EH war, als ob
anvnen und Mistwagen zu Hunder
Ken vorüberiii ten. Deutlich vernahm
Man dumpfe chläge in der Lust, wie
» wen Kanonendonnety und ein Sausen
f-— »und Brausen, als wenn schreckliche
H Decane wüthetem und doch bewegte
sein Blatt. Mitunter glaubte man,
’ . «ne von Waldhörnern und Posau
- Ren zu unter cheiden, abwechselnd mit
; L.chteellichem eheule, Hundegebell und
rommelwirbeln. Diese Wundertöne
dauerten gegen zwei Stunden und
.urden von sämmtlichen Einwol)::crn
« elf umherliegenden, Ein Frankfur
«»t Deutschen Journale, der Veröffent
uussstatte die es Berichts·, nament
H angeführten örser gehori. Auch
M haben sich diese Geräusche wie
T t, und wenn es einerseits merk
bis ist, daß man niemals dem
s« -.- die es »An-Zweig der rrn
»F « » « nachsegan ent , so
»Den wie anderer ettg gretfltch,
" jdiescme vom wilden Jäger und
Zofn n tsr g g V l sc t t
beilage cles ,,anesger umcl herolcl««.
J. P. Windolph, Herausgehen-.
Grund Jst-mo, Nebr , den 28.Dek.1900.
Jahrgang 21 No. 17
vorn trüthenden Heer sich gerade in
jener Gegend bis in dte jüngste Zeit
lebendig erhalten kat. Aehnlieye,
ebenso unerllärliche Geräusche fino
übrigens auch in onderen Gegenden
Deutschlands, z. B. am Hörfelberg im
Thüringerde und an einigen Höhen
» der Bergstrasze unweit Heidelberg, ser
; ner in Franlreich, in Hochschottland,
s,frgar im fernen Ceylon und in der
I Wüste Gobi vernommen worden.
i Detonattoueu in der Schweiz.
Eine seit langem betannte Naturer
scheinung ist das Rothenburgr und
Jturtener Schießen in der chweiz.
Nicht selten hört man in bestimmten
Gegenden des Alpengebietes schußähn
liehe Detonationen, die oon Artillerie
Schiesziibungen herzuriihren scheinen,
obwohl die begleitenden Zeit- und
Ortsumsttinde diese Erklärung völlig
auss ließen. Das Rothenbur er
Schte en trat in der Nacht vom .
zum 21. November 1847, zur · it des
Sonderbundlrieges, so auffä ig auf,
daß es die eidzenössischen Tru pen
atarmirtr. Drei age später, na yder
Capitulation von Luzern wurde der
General Dusour durch das gleiche Ge
tise beunruhigt, big ihn ein aargaui
scher Offizer durch den Hinweis auf
das bäu i e Vorkommen des Geräu
sches beru igte.
Mit diesen Lauten können wir eine
gan e Anzahl zum Theil schon seither-,
mei ens aber in jüngerer Zeit beobach
teter, einem heller-en oder dumpfen
»Vum bum« oder »Bruium« ähnlicher
Luststimmen vergleichen, die man unter
dem Namen der Luftpuffe, Mistpuffer
oter Nebelfchiisfe, der Barisalschii e
und des Seeschieszeas zusammensa.,t.
Sie vertreten in der großen Natur
snmphonie gewissermaßen die Rolle der
L punkmschihgq hinsichtlich des Just-tx
n.ent5, dem die Natur diese Töne ent
lrelt, sind wir freilich noch völlig iuc
Unklarem Ein Hauptenctrum dieses
merkwürdigen akustischen Pbiinoniens
liegt bei Ostende an der belgischen
Miste Hier werden die sogenannten
Miftpoeffers oder Mistpusfer nicht nur
ans Strande, sondern ebenso auf hoher
See wie im Binnenlande gehört. Sie
treten meist bei ruhigem, warmem und
lxeiterem Wetter ans. aen seltensten ge
gen Abend, am häufigsten zur Zeit
hohen Luftdrurls. Die Fliichtung des
Windes scheint olme Einfluß zu sein,
wenn nur der Wind selbst schwach ist.
Die Schüsse, deren Ton man sich vor
stellen kann, wenn man das Wort
Buml sehr tief ausspricht, werden
durch Zeitintervalle der verschiedensten
Länge von einander getrennt, bald fol
een sie in Zeiträumen vrn Sekunden,
bald in Entfernungen von mehreren
Minuten oder Biertelftsmden. Mit
rdirllichenlianonenschiissen sind sie nicht
zu verwechseln; solche, die von belgis
schen Uebuugspläszen oder von Dover
an der englischen Küste heriiberschali
len können, wurden in einzelnen Fäl
len auch vernommen und ohne-Schwan
len erkannt. Die Intensität der Dete
nationen scheint um so stärler zu sein,
je ruhiger das Meer ist.
Merkwijrdig berührt der Umstand,
dasz lein Beobachter im Stande ist,
den Ort des Ursprungs dieser Töne
sicher anzugeben. Am Lande befind
liche Personen glauben sie stets von der
See kommen zu hören, können jedoch
nicht sagen, ob sie aus ter Luft oder
aus dem Wasser bezw. vom Meerer
grunde kommen. Fisches-, die »sich in
jSee befinden. hören sie stets in der
Kerne uktd niemals stärker, als sie am
f Lande erschallen. Ueberhaupt hatlnoelj
’ Niemand die Mistvuffer iu unmittel
barer Nähe vernommen, und selbst
’ systematische Beobachtungen, die in
: Vetgien von Forschern mehrere Jahre
’ lang angestellt wurden, haben lein po
; sitires Ergebniß erzielt.
Seefchtefzen an den Küsten.
n Norddeutschland scheinen die
«Ne lfchüsse unbekannt zu sein: da
egen sind sie im nördlichen Alpenvor
ande rechts und links von der Jller
und an unteren Orten vielfach gehört
worden. Am Bodensee, wo die Erschei
nung ebenfalls häufig ist, bezeichnet
nsan sie als Seeschießen. Jn den fran
zösischen Küstenlcndschaften ist sie
ebenfalls bekannt; in der Lorraine
pflegt das Volk zu fassen: wenn von
edlen Seiten an der Fiiiite entfernte
mänfctse wahrgenommen werden, so
giebt es gutes Wetter-. Aber auch hier
weiß man ben Ort ihrer Entstehung
nicht nnzunebem nnd die Seel-eilte
wundern sch darüber, daß.die Thüre
in mer wie aus weiter Entfernung vom
Miete bericmmen lind niemals m der
Nähe irgend eines Menschen entstehen.
In der itijlienisinii Provinz llmbrien
sind diese Geräusche unter dein Namen
,,Marina« bekannt, da sie dem Volls
nlauben nach« von der See kommen.
Das Wetter tst auch biet während rer
Erscheinung ruhig, ändert sich aber
haufig dann in ungünstigem Sinne«
Auch in an eren Sei-theilen in Mit-«
tel-Amertea, an den Küsten Asiens
und Nord-Afrika sind hierher gehö
rige Schallerscheinungen wahrgenom
men worden« Die im Delta desGanges
und Brahniaputra auftretenden »Ba
risalsSchiisse« sind Gegenstand ein
gehender Beobachtunan und Erwa
ungen seitens der Asiatischen Gesell
Pchaft gewesen. Man hat zu ihrer Er
klärung die verschiedensten Annahnien
ausgestellt: Donner der Brandung an
der Küste, Fall schwerer Erdmasseti
an unterwaschenen Flußufcrm electri
sche Entladnngem oder Gasexpiosio
nen unter Wasser, unterirdische vulta
nische Kräfte, kleine Sentnngen der
ailubialen Bodenschichten, deren Beide
gungen durch die Einwirkung vonchbe
und Fluth vergrößert würden. Eine
Einigung iiber den Ursprung der Ge
räusche wurde nicht erzielt. Es ist mög
lich, daß die Quelle der Detonaiionen
an verschiedenen Orten eine verschie
dene, im Lande eine andere als ern
Meere, aus Landgewässern eine andere
als zur See, in der Ebene eine andere
als un Gebir e ist. So führt ein Be
oba ter aus reersburg am Bodensee
die ntstehung des dortigen Seeschie
ßins auf das Platzen von Gasblasen
zurück. die sich aus den Berwesungs
produrien der am Boten des Sees ta
ernden Fischleichen k«ilden. Größere
z ische wie Hechte, Forellen und na
mentliche die riesigen Weise könnten
zur Entstehung der nöthigen Gasmas
sen sehr wohl Anlaß geben, und wenn
diese die Wände des Cadavers durch
brechen, frei werden und in Kugelform
senkrecht bis an die Oberfläche tes
Sees steigen, so können die Detanatiæ
nen ganz beträchtlich werden. Jin Ein
klarge mit dieser Erklärung steht das
leim Seeschießen beobachtete Aufwir
bein des Wassers und die Wahrneh
mung, daß das Phänomen nur bei ru
higer See auftritt, da nur dann die
Gaskugesn ruhig und ohne von den
Wellen zerdrückt zu treiben, senkrecht
aufsteigen können. Daß im Innern der
Crdringe frei werdende, durch Spal
t:n und Risse des Gesteins emporstei
aende Gasrnasfen auch auf dem Lande
Anlaß zu schuf-ähnlichen Geräuschen
geben können, ist im Anschluß an obige
Hypothefe wohl nicht ganz von der
Hand zu preisen«
Ertlürungöversuchr.
Dennoch befriedigen diese und ähn
lickxErtlärungsversuche nicht. Sie rei
chen immer nur für diesen oder jenen
Fall, nicht für die Gesammtheit der
unter dem Namen der Luftschusse lie
kannten Phänomene aus. Das ullen
diesen Erscheinungen Gemeinsame
glaubt man in folgenden Sätzen zu
sammenfassen zu können: Die Luft
puffe sind aus einen explosivenVorgung
von großer Ausdehnung und geringer
Intensität zurückzuführen durch ten
sowohl die Luft als auch das Wasser
m Schwingungen versetzt wird. Der
Ursprung des Phänomens liegt in ei
ner Zone des Luftmeers nahe der
Oberfläche des Wassers oder des-Pas
sen Bodens-. Es tritt auf, we sc
wohl der relative als auch der abso
lute Feuchtigleitsgehalt der Luft sei
nen Hochstwerth hat, und zwar bei die
siger Lust, deren Zustand dem Thau
punct des Wassers unter den vorliegen
den Teniper«1tur- und Druckverl,ält:
nissen nahe ist. Sonnenstrahlung und
Wechsel des Luftdructs begiinstigen
das Phänomen.
Jn Berücksichtigung aller dieser
Thatsachen wird nun das Luftschießen
analog dem Siedeverzuge im Dampf
kesselbetriebe folgendermaßen erllärt:
Durch Umstände irgend welcher Art,
z. B. durch äußere Ruhe, kann beim
Uebergang des oerdunsteuden Wassers
in Danipfform eine Verzöaerung ein
treten, bis die über dem Wasser lie
gende Nebelschicht durch eine plötzliche
Crschiitterung oder bei Erreichung ei
nes bestimmten Grenzwerthes der
Spannung plötzlich in allen Theilen
gleichzeitig explosionsartig zu Dampf i
wird. Mit dieser einfachen Erklärung
lassen sich viele charakteristische Be
gleiterscheinungen der Luftpumpe in
Einklang bringen, z. B. ihr Fehlen
zur Nachtzeit, das Verlauer der De
tonationen längs der Wasseroberfl.iche,
die Ruhe der unteren Lustschichten, ihr
Nichtentstehen in der Nähe von Men
schen,’dercn«»Bewegung und Sprechen
das Gleichgewicht und die Ruhe der
Lustschichten stört, u. A. Manhe der
begleitenden Umstände wollen sich aber
dem Rahmen dieser Hypothese doch
nicht einfuaen und zeigen, daß sie, ob
wohl hochst geistreich, noch derbes e
rungsbediirftigdsisi.
ps.
Die-reichen Schwefellager in Nuß
land sind erst in neuerer Zeit entdeckt
werden Zu verschiedenen Zeiten wur
den kleine Werte zur Gewinnung des
Schwefels errichtet; das grösste davon
nsar in Daghestan im Nord-Kaukasus
Hier betrug die Marimalausbeute
1500 t (1888), das Wert ist jetzt ein
gegangen. Die Lager von Daghestau
sind sehr ausgedehnt, und haben 20
Prot. Schwefek, ihre geologische Be
. .
Js
schasscnl;eit ähnelt der der sicilicini
schen Lager, die im Durchschnitt nur
14——17 Proc. Schwesel halten. Die
Werke gingen wegen der ungünstigen
Lage ein. Augenbtictlich sind nur zwei
Werke in Russland in Betrieb, die zu
sc-ininen weniger als 1000 t Schwesel
producirem weis nur 5—1.0 Proc. des
Landesbedarss ausmacht Das Schwe:
selvorkommen, welches letzthin iin asia
tischen Rus-,tgnd, in Transkaspien aus
gefunden wurde, ist das zweitgröszte
der Welt. Aus einem Gebiete von 23
Qiigdratmeilen sind mehrere Ausbisse;
das Lager liegt 100 Meilen von Khiva
; am Amur und 170 Meilen von Ast
t
habad an ter transkaspischen Eisen
bahn. Mayesfslh und Konshin be
richten näher über letzteres Lager; es
liegt neben einein Ort KirllpChouibck
besteht aus verschiedenen Hügelgrup
pen, die sich längs des Ungus -Thales
hinziehem der Schwesel liegt praktisch
zutage, das Ganggestein ist Sandstein
und enthält durchschnittlich 60 Procent
Schwefel. Schachtanlagen sind unnö
thig. Man schätzt den Schweselgehalt
aus 9 Mill. t. Die Kosten der Erzge
winnung würden pro 1 t 60 Ps. und
für das Ausschmelzen 5 M. nicht über
steigen. Das System Patcanow zur
Extraction des Schwesels ist anwend
bar. Fatcanow schätzt die Kosten der
Schwe elextracticn siir 1 t Schwesel
aus 5 M., die Kosten des Transports,
ebenso wie die Abgaben je 5 Kop. pro
Jud. Das Gebiet dürfte einer großen
»utunft entgegengehensit
0 si
Einen Fortschritt auf chirurgisckiem
Gebiete würde das von J. D. Riedel in
Berlin dargestellte Chirol bedeuten,
wenn alles zutrifft, was Lobendes
til-er dasselbe mit-getheilt wird. Bei
Operationen, welche eine Ansteckungs
vier Blutvergistungsgefahr in sich ber
gen, pflegen die Aerzte Gumniihand
schuhe zu tragen, diese werden durch
kcliirol überflüssig aeincicht Diese
Flüssigkeit ist eine Lösung von gewis
sen Hartharzen und fetten Oelen in ei
nein Gemisch von Alkohol nnd Aether
iind soll die Eigenschaft besitzen, die in
sie eingetauchte Hand bei dein nur we
nige Minuten beanspruchenden Treu
nen mit einem dünnen Häutehen zu
til-erziehen, das sehr widerstaiidsfiihig
iknd dabei so elastisch sein soll, dass es
treder sich abschuppt, nech unter der
Lupe Risse erkennen läßt. Das Tast:
gefühl oder die Beweglichkeit der Hän
de, woraus bei schweren Operationen
viel ankommt, soll durch Chirol nicht
beeinträchtigt werden.
si- -i- si
Ein Diamantseld ist« wie aus St.
Petersburg berichtet wird, in der Nähe
des lsianienka, eines Bergsliißchensdas
aus dem Urgl in der Nähe des Flus
» ses Sanarka entspringt, entdeckt wor
den. Diese Entdeckung wurde von den-.
verstorbenen russischen Mineralogen
M. N. Kotscharow voraus-gesagt Er
hatte vor mehreren Jahren in derNähe
des Sanarka Nachforschungen ange
stellt und BernlL Topas, Chrysoberhll
gesunden; die geologischen Verhältnisse
schienen ihin entsprechend denjenigen in
den Diamantgegenden Brasiliens; in
Folge dessen nannte er auch jene Ge
gend das »russisebe Brasilien«. Die
jetzt gefundenen Diamantcn sind weni
ger groß, zeichnen sich aber durch Feuer
und Reinheit aus.
-.-.--— —-——
Ein kritischer Augenblick.
Humoreste Von Tr. Max- Hirscljfcld
»Da»31nnßnsan nestelsen,« sagte-I
die Leute auf der Pronrenade zu ein
(:; der, »so stolz, wie der Lentnant von
Wetter, kann nicht Jeder einherschreis
ten. So etwas lieat nun einmal im
Menschen, nnd des tann man sich
nicht nehmen und nicht geben«
,,nd wie U er den Säbel rasseln
läßt,« sliisterten die Backfifche, ,,bei
nahe ebenso wie Graf Strahl, aber
nicht ganz so; man merkt den Unter
schied in der Tonart.«
Dabei machten sie Mienen von
Sachverständigen denn sie hatten ja
Musikmappen am Arm.
Auch die erwachsenen jungen Da
men beschäftigten sisch mit dem Leut
nant, obwohl ganz nnd aar keine Aus
scht vorh.rnden war, daß er eine von
ihnen heirathe. denn sie hatten ja
selbst geholfen, ilm mit der jungen
Baronesse Helene oon Bieberfeld in’t5
Gerede «er bringen
»Heute lkatte er einen aanz beson
ders scimeidiqcntstana,« sagten sie, »ge
rade, als Do er dass große Loos ge
wonnen l)iitte.«
Aber in dieser Annahme tänschten
sie sich. Der Leutnant schritt nur
deshalb so stolz einber, weil er, da es
nnr zwei Jene cor dem Ersten wur,
« nickt mehr als eine Mark in der Tasche
hatte nnd er sich diesen eines schön qei
tleideten jungen Menschen Unwiirdi
gen Zustand nicht anrnerken lassen
wollte. «
Eine elegante Equipaae rollte über
den Asphalt.· Darin saßen die Ba
UT
ror.ini von Bieberseld und Jhke Toch
ter Helene. Der Leuinant grußte
verbindlich Der Wagen ykekt PWtzUch
ein.
,,Wol)in, Herr Leutnant, wenn nxan
fragen dars?« · . '
»Wollte eben in’s Settbaukz riniren
geben« gnädigste Frau BaroninR ·
Dabei schlug er unwillturlich »niit
der Hand-, die strainm an der Hosen
naht lag, auf Die Börse, in der sich
eine Mark befand. · . .
»Dann bitte, steigen Sie ein, wir
haben denselben Weg. Wir haben
uns namlich entschlossen, Jiyre wieder
lolte Einladung zui.s.»D—iner anzuneh
iren. Heute ist nämlich mein Mann
aufs Land gefahren, um seinen Hafer
zu besehen und da wollen wir uns ein
wenig yeruintreiben.«
Ach, wie verwünschte er jetzt seine
eigene Uxiklugheit und Renommise
rei. Fast jedesmaL wenn er bei den
Biederselds Mittag aß sund das ge
schah so ost, als es anständigerweise
geschehen konnte, einerseits der schö
nen Helene wegen, andererseits des
schönen Essens wegen, denn der alte
Vieberseld hielt auf einen guten Har
pen), vilegte er die Speisen ausneh
menb zu loben und hinzuzufügen:
»’Schimeckt samost Zehnmal so
schön, wie im Sektbaust Obgleich
das doch bei den Kameraden wegen
seiner guten Tafel berühmt ist.
Wams nicht unbescheiden wäre,
würde ich die Herrschaften einladen,
dort einmal meine Gäste zu sein.«
Bald daraus saßen sie im Saale
des Selthauses und aßen und tranken
mit bestem Appetit.
Er bei-färbte sich, weil seine Gäste
tscrsichertem sie hätten heute unge
wöhnlichen Appetit, und cr zuckte zu
sammen, als die Baronin zum zweiten
Male Arlischocien bestelten Haupt
sachlich ärgerte er sitz daß ihm jeder
Bissen vergällt und jeder Schluck des
herrlichen Chainpaqners durch die
Lietbswendialcit, ihn nachher zu be
zahlen, verbittert wurde. Dazu lsixite
er noch entschiedenes Pech. Barcneise
Heime-, von der es sonst allgemein hieß,
sie lebe nur von Lust nnd Liebe, be
nsieg heute in überzeugendster Weise
das ssegentheih und obgleich er der
Frau Varonin versicherte, die Erdba
izsn seien in dieser Jahreszeit (iii der
s:-" gerade besonders ilseuer waren)
außerordentlich ungcsnnd, erwiderte
sie. der Arzt hatte ihr ausdrücklich
Rief-if ------- k -...5...-1
,,Und der Vorschrift des Arztes
srlge ich unbedingt,« sagte sie, ihreErd
beeren energisch bezuckernd.
Endlich kam der verhängnißvolle
Augenblick in welchem der Lieutenant
die Rechnung fordern mußte.
Einundvierzig Mark nnd fünf Pfen
nige! Diese Summe stellte er seit, nach
tein die Zahlen aufgehört hatten, ihm
vor den Augen zu tanzen, und wäh
rend er bald zn der einen, bald zu der
anderen der beiden Damen hinüber
lächelte, überlegte er angstvoll, wie er
es- anfangen sollte, mit einer Mark die
gewünschte Summe zu bezahlen.
Er hätte den Wirth in das Ver
trauen ziehen können, aber er kannte
diesen nicht, und bei der Größe des
Stablissements war der Wirth über
heupt ein geheimniszvoller Faktor, mit
dem er nicht so beliebig rechnen konnte,
wie mit dem-Wirth der Stammkneipe
Etwas aber mußte geschehen unt
zwar unverzüglich
Nun, es darf gesagt werden, in die
sein furchtbaren Moment zeigte sich
Herr von Wetter gröszer als je.
Er erhob sichs plötzlich und sagte:
aTie Damen verzeihen einen Augen
bii".«
»Wihrscheinlich,« sliisterte die Baro
izin ihrerToehter zu, während sie ihrem
hastig dahinsclyreitenden Gastgeber
nachsah, »hat er von den Ananas Leib
schmerzen bekommen.«
Aber sie täuschte sich. Der Leutnant
eilte auf dic Straße und händigte
einem an der Ecke stehenden Dienst
manne seine goldene Uhr nebst Kette
:in. Dieser verschwand und kehrte nach
einigen Minuten mit der Summe vrsn
G-2 Mark und einem Pfandscheine zu
rück. Den letzteren steckte er schnell in
vie Tasche, und von dem Gelde gab er,
ohne nachzurechnen, dem Dienstrnanne
Z Mark.
Doch bevor er noch auf seinen Platz
zurückgekehrt war, stieg es ihm schon
siedendheiß in den Kopf. Er besaß jetzt
41 Mark, und dies Rechnung betrug 41
Mank und fiins Pfennige. Er eilte so
scrt auf die Straße zurück, der
Tienstmann war nirgend mehr zu
sehen.
Also zurück auf den Platz. Die DI
inen blickten ilin verwundert an. Ter
stillner trat näher wie ein drohende-S
Gespenst. «
»Der Herr Leutnantentschuldigen,
s— die Rechnung ---—« « «
,,"kawohl, jawohl,« erwiderte dieser,
vor .lngst schwitzend, nnd zog langsam
die Börse aus der Tasche. · »
»Der Herr Leutniant entschuldian,
wiederho te der Kellner, »in dre Rech
—
iirng hat sich ein Fehler eingeschlichen,
—- der Preis für die Artischoten ist um
eine Mark zu hoch angesetzt. Jch werde
dag- sogleich ändern.«
Eine Centnerlast fiel von dem Her
zen des TIJlarHsohnes. Heiteren Antlitzes
legte er seine 41 Mart auf den Tis
»Das Uebrige fiir Sie als «Triii -
gelo,« sagte er nachlässig zum Kellner.
Er war wieder einmal sehr nobel
gewesen. .
Trufts in Deutschland
Eine nach Consularberichten ge
nsachle interessante Zusammenstellung
der ,,Trustg und Handelscoinbinatio
nen iii Europa« hat soeben· das
Staatsbepartement in Washington
veröffentlicht «
Die Berichte erstrecken sich aus alle
europäischen Industriebezirke. Den
ubersiehtlichssten und umfassendsten Ge
sammtbericht hat aber unzweifelhaft
Generalconsul Matt-n in Berlin gelie
fert. Er giebt ein sehr deutliches Bild
uber di: Entwickeluna der Trusts m
Deutschland, deren erste Entstehung
fast vier Jahrzehnte zurück reicht.
Im Jahre 1870 hatte Deutschland
im Ganzen 5 Trustå Deren Zahl war
1897 auf 395 gestiegen. Sie umfaßten
bereits- fast alle Geliete des industriel
len Lebens und haben sich seitdem noch
Vermehrt.
Consul Mason stützt sieh in seinem
Bericht auf die genauen Angaben des
Nationalökonomen Liesmann, der die
trustähnlichen CombinationenDeutscly
land’s in drei Klassen theilt.
Die Theilnehiner der ersten dieser
Klassen verständigen sich im Wesent
licthn nur über die gemeinsam festzu
halten-den Preise gewisser Artikel; die
Trusts der zweiten, die unter dem Na
men »Verkauss - Stmdikate« betrieben
werden, treffen gemeinsames Ueberein
kommen über den Verkauf ihrer e
sammtenWaarensproduktion; die dritte
Klasse umfaßt die eigentlich-en Trusts,
d. h. jene riesigen Combinationen, die
dadurch entstanden, daß die größeren
tie kleineren in sich ausnahmen und
iann gemeinsame Aktien ausgaben.
Zu dieser letzteren-Klasse gehören bei
spielsweise auch dieKrupp’schen Eisen
n eileZ welch-e die Germania Schiffs
bauhofe in Kiel, Maschinenmerkstätten
m Berlin nnd verschiedene Kohlenmi
ren undEisenwerke mit sich verschmol
zkeii haben. Achnliche Trusts sind von
Bauten gebildet worden« so z. B. von
großen Finanzirstituten in Berlin,die
sich mit Bauten in Dresden und-Ham
burg zu einem cscmeinsamen Unterneh
men« Verschmolzen haben.
Die Gesetze Deutscliliind’s haben dem
Entstehen derartiger Trusts bis jetzt
niogi kein Hinkcinisz in den Weg ge
ie t.
Nach Liesmann’s Angaben war die
Zahl der Trusts in Deutschland non
Sinn Jahre 1870 bis auf 8 gestiegen
in 1875: auf 14 in 1879: 90 in 1885;
210 in 1890 und 845 in 1897.
Künsiteriiehet
·FürstPotenrkins-’ Stern war im
Sinken begriffen, und Besborodkocs
neuer Korn-et glänzte am Himmel des
Petersburger Hofes-. Der neue Macht
haber spielte nicht blos in staatlichen
Angelegenheiten die erste Rolle, er be
saß auch in anderen Beziehungen
grrßen Einfluß, und wer irgend etwas
erreichen wollte, buhlte um die Gunst
des Kanzlers.
Aber selbst ten Mächtigen dieser
Erde begegnet es bisweilen, daß ein
Herzenswunsch ihnen trotz aller Be
mühungen unerfiillt bleibt. Fürst
Besborodko war sterblich verliebt in
eine schone, junge Schauspielerin des
Petersburger Theaters, die Soprani
stin Uranoiva. Trotz der glühendsien
Bewerbungen jedoch blieb die Schöne
stolz und spröde. Ihr Herz gehörte
einem Anderen- — dem jungen
Schauspieler Sandunow, der sie in
trenigen Wochen als Gattin heimfüh
ren sollte. Fürst Besborodko war ver
ztreifelt und beschloß einen Gewalt
streichs: er traf alle Vorbereitungen zur
Entführung der Uranowa. Die beiden
Liebenden erfuhren von dem Plane
des verliebten Staatsmannes, und die
Liebe machte sie ersinderisch und kühn
genug, kein Mächtigen zu trotzen.
An demselben Abend, auf welchen
Besborodko die Ausführung seines
91"iisel)lages festgesetzt hatte, spielte die
Uranowa in der damals nllbeliebien
Orer »Cosa rara«. Das Eremitage
Theater, in welchem die Ausführung
stattfand, trar bis auf den letzten Platz
gesüllt, auch die Kaiserin saß in ihrer
Lege. Die Künstlerin spielte und sang
vortrefflich, die Zuhörer klatschten be
geistert Beifall, und die Kaiserin warf
ihr eigenhändig einen Blumenstrauß
zu. De Uranowa fing denselben auf,
drückte ihn an’s Herz, trat an die
Rernpe vor, stürzte auf die Kniee nie
der und rief laut: ,,Mütterchen —- Kai
serin rette mich!«
Die Zuschauer erhoben sich bei dieser
unerwarteten Szene erregt von ihren
Sitzen. Die Kaiserin begab sich zu der
Sängerin und fragte sie nach ihrem
Begehr. Die Uranotoa überreichte ihr
eine Bittschrift, welche von den beiden
Liebenden bereits vorbereitet war und
die Pläne des Fürsten, die Liebesgliick
bedrohten, vfseu darlegie·
Katharine beschied VeLJborodko so
gleich vor sich und machte dem verlieb
ieu Fürsten lxestige Vorwürfe tueien
seines Benehmen-T Sandunoro aber
isnd die Uranowa wurden drei Tage
später getraut.
Das AckerbausDepartment beschäf
tigt sieh mit einem neuen Mittel zur
Vertilgung der schädlichen Punkte
hunde. Die Büfsel sind leichter in die
,,glücklichen Jagdgründe« befördert
worden. . -