Frau zieleur. seit zwei Jahren waren sie nun ver v« thei. So lange hatten sie zufrie ,. i miteinander hingelebt, so daß alle z stelt ihre Ehe fiir eine glückliche halten onnte; nun plöslich wurde es anders-. Er war, als er um helene ward, ein .—-.- eisiger; hinter ihm lag eine tolle, ige Jungge ellenzeit, sein Retchthum tattete ihm omanche Extravaganz, Fund als er nun enug «gelebt« hatte, ««tvrllte er in den Fersen der Ruhe und des Friedens ein ausen, und deshalb heirathete er. , Frau helene wußte das Alles sehr wohl, trotzdem aber besann sie sich kei nen Augenblick, als er um sie anhielt, denn erstens war sie fünfundzwanzig « und ohne Vermögen, und dann kannte sie ihn als einen guten Kerl, der, wenn er eine verständige Frau betam, alle Qualitäten eines guten Ehemannes hatte. So waren sie Mann und Frau ge wrrden und hatten bis jetzt zwei ganz glückliche Jahre zusammen hingebracht: er immer ruhig und zufrieden, wenn er nur seine Bebaglichteit und einen gu ten Tisch hatte, und sie von jener Art Rachgiebigkeit, wie sie nur den llugen Frauen eigen ist, denjenigen Frauen, die scheinbar thun, was der Mann will, während in Wirklichkeit doch nur ihr Wille Gesetz ist. Und nun plötzlich war das anders ge werden. Ein Freund von ihm, ein Altergge nosse, aber immer noch Junggeselle, der fünf Jahre sich in der Welt herumge trieben hatte, war nun zurückgekommen und hatte sich hier zu vorläufigem Auf enthalte niedergelassen Natürlich wurde der freundschaftliche Verkehr fo gleich wieder aufgenommen; sie gingen flott zusammen durch und amiisirten sich so gut, dafz Frau Helenen vor der Zukunft bangte, denn mit gelten-rein Schrecken nahm sie wahr, daß ihre tle:: nen Mittel nicht mehr wirlten und dass ihr sonst so ruhiger-Karl met-r undnneor in die Junggesellenanaerrohnlxeiten sich zuriiclfand. Eine Zeit lang sah sie schweigend diesem Treiben zu, sie ertrug e-:«, das-, er die Mahlzeiten versäumte und das-»ja ohne Appetit aß, manchmal tam cr überhaupt nicht, nnd sie schwieg-, auch-, wenn er oft crfi am friihen Morgen sehr angeheitert heim tani und dann bis zum nächsten Mittag fis-tief. Lit dieses Treiben aber immer ärger zuur · de, so daß schon ihre Freundinnen sie erstaunt fragten, wag den-: ei-;:ntlich vorgegangen fei, das-; ihr Mann seine Lebensweise so gelindert habe, da sah sie ein, daß etwas geschehen miisse, wag Abhilfe brachte. Lange sann sie nach und durchdachte Alles genau, denn sie wußte wohl, dass; man hier nur durch Klugheit etwas cr reichen konnte. Sie hütete sich wohl, nach Art and-e rer Frauen, ihrem Manne ein-.- Szene zu machen, oder durch Weinen und La mentieren ihn zur Umkehr zu bewegen, denn sie wußte nur zu ant, daß solche Mittel auf die Dauer nicht wirtsam waren· Nein, ihr Plan war ein ande ret. Freilich, es war uatzezu ein «va banque"-Spiel. Alles gewinnen, oder Alle-s verlieren, aber sie rechnete mit dem Fonds menschlicher Gitte, der ih rem Marl im Herzen saß, und daknrch hoffte sie, diefeg gewagie Spiel glijn zend zu gewinnen. Eines Tages sagte sie zu thin: »Lie ber Karl, ich ums-: Dir eine kleine Pifle in Deinen Freudxnbecher wrrfen, ich muß Dich verlassen.« Erschrocken fuhr er zusammen und starrte sie sprachlos an. Und lächelnd sprach sie weiter: »Na tiirlich nicht fiir immer, den Schmerz bereite ich Dir nicht, aber ich bin nicht ganz wohl, und deghalb meint der Arzt, es wäre aut, wenn ich fünf bis sechs Wochen fortasshen würde« Noch immer starrte er sie sprachlos »Aber Du brauchst Tir dtghalb tei ne Sorge zu tin-dien, lieber Karl, ich will in Deine lsjewcljulnitcn nicht fid tend eins-reifen Du kannst hier ruhig Dein Leben weite-r fiil,:en, ich werde niit der alten Tante r--isen.« Erleichtert athmete er anf. Tie act dene Freiheit fünf langer Worts-n schwebte ihm vor. Dann faate er mit Thiilnalnne: »Natürlich habe ich niixirt j» dagegen, wenn Du reisen willst, li--i.: Helene, aber irh wundere mich, daß Da zu mir nie von Deinem Leiden gespro chen hasi!" Lächelnd antwortete sie : »Ich woll te Dir keine unnützen Sorgen berei ten·« Er fühlte sich leicht beschämt, nahm sich aber zutannnen und liifite seine ; Frau auf die Stirn. ’ Es blieb dabei. Frau Heime wollte reifen und ihr Mann sollte fiinf Wo then allein bleiben. Sie betrieb die Vorbereitungen zu der Reife niit aller nur möglichen Eile, und er fchwelgte schon jetzt in den Genüssen, die diese elilt der goldenen Freiheit ihm bringen i«s o te. «-. Endlich war es fo weit k Ein langer herzliche-: Abschied, Hän dedriicken, Tücherschwenten und dann fuhr Frau Helene in die weite Welt htnauö. Und Karl nahm den Freund beim Um und that einen Jan-hier vorzun " U Und Ausaelassenbeii. Dann gingen fix is ein PrimaiReftaurant, dinirten Mit großer Andacht, tranken mit noch « is er Anfmertsy Weit ie schweren dann zyPrernte dann M Saurer primus tun-, nn in’t Cas6,’dann in einen Ball sa l, dann wieder Seit und Selt, und als sie daheim ankamen, war es sechs Uhr früh. So wurde aus Mittag, Abend unsd Morgen der erste freie Tag Als Karl am nächsten Mittag er wachte, fand er sich erst nach und nach in die ungewohnte Situation hinein. Er kleidete sich mit Hilfe des Dienerg an, nahm dann sein einsames Früh .- siiiel und durchschritt nachdenklich die ? behaglich ein erichteten Räume seiner - Wohnung un war er also frei, ohne E allen Zwang und hatte nicht mehr das s iluge, leise spähende Auge seiner Frau zu fürchten. Hm, dachte er, eigentlich that er ihr mit diesem Vorwurf ent schieden Unrecht, der gutenhelene, denn im Grunde genommen war sie doch : ganz anders wie all die anderen Ehe : stauen, nie hatte sie ihm ein ziirnendes Wort gesagt über seine Extravaganzen, nie eine Szene oder gar eine der mit Recht so gefürchteten Gardinenpredig E ten, nein, stets war sie geduldig und zufrieden gewesen, und nun gar die Reise jetzt-— freiwillig gab sie ihn frei, « daß er seinen Gewohnheiten weiter le ben konnte, ohne eine Mahnung, ohne I einen Vorwurf war sie fortgefahren. — - Hm, beinahe fiihlte er sich beschämt durch so viel Großmuth, beinahe schlug sein Gewissen, das ihn einen brutalen Egoisten und einen Genußmenschen nannte, » da lam aber gerade zur rechten Zeit sein Freund und Zechge . nosse, und da war dieser Anflug von Sentirnentalitiit vorüber. ; »Nun, mein Jungchen, alles gut be-« : lommen2« s Karl nictte nur, denn eine Verstim i mung hatte ihn urplötzlich ergriffen. t Jetzt ging der Freund daran, das i Programm für die nächsten Tage zu - samnienzustellem Ausflug nach einein ? Vorort, dann zum Rennen, dann zur Premiere des neuen Balletts, Cham pagnerfriihstiick im Klub-, Diaer bri Dressel, ein Austernessen bei einer ge seierten Fiiinstlerin und ein Ateiiersest mit allen Eisilanen bei einein bekann v ten Modemaler, —--- es war eine endlos-: Reihe von Anmsemciit5. I Zu alledem nirlte Karl nur. Selbst s verständlich war er dabei, di: srrie Zeit mußte doch geniigend ausgknikt «-" werden« - innerlich abtr war seine « Freude eine aetl):ilte, denn jetzt, da er " wußte, das; er ganz ungehindert jedsr seiner Lasrnen nach-Felsen kunnte, jrtzt : war iknu der grösste Iliziz dar-in ac . schwiman nnd dann auch bedriiclte ihn ; noch immer der Bot-muri das; er sieh J an Griiske und liesseikxilluahkit von sei L rter Frau hatte beschämen lassen. So verging die erste Woche-· Seiten laut Karl vor fiins Uhr Morgens l)ei:n. Dann schlief er bis Mittag, machte in aller Eile Toilette und dann lief kr fort, wie von einer Angst getrieben FH duldete ihn nicht melxr daheim Die Raume erschienen ilnn leer und machten den Eindruck der llngeiraliztljxeit, und Alles erinnerte ihn an seine sisraiu so ; daß der Vorwurf ilkn immer Von Neue-n zu nagen begann. Und dann, um diese innere Stimme zu tödten, warf er sich erst recht dein Strudel des vollen Leben-Z entgegen und Hechte und sumpfte, bis-s er vorLEclllcifflIeit nicht mehr weiter trinkt«-. Da tam der erste Brief Von Frau Helene. — ihr Befinden sei gut, und sie wiinsche ihm dasselbe, — nur ein paar seilein aber llug und sein entzogen, so daß jedes- Wort Bedeutung hatte. Als er den Brief las« kam deinilie eine Heimlielee Freude iidrr ii;n, so info »- er ihn wirklich und wahrhaftig an den Mund triictte und ilni tiisite Fiir diesen Tig war das Fest bei der liiinstlerin angesagt. Auch er hatte.1,u gescgi. Und nun wäre er am liebsten gar nicht hingegangen denn in jtnn war so ein versteckteg leise-«- Freudegw fiilkl,« das jeder turtulentin Fröhlichkeit aus-nich ; aber da gab es keine Ansrede, zu diesem Feste muszte er, weil man auf ihn rechnete Alfo machte er fehr forgfam Joilette und ging dann; den Freund abznhoien. Der war nicht dar-eint »Jn einer Stunde wollte er zuriiet fein,« erklärte die Wirthin. Karl nickte. Gut, er nriiirde warten, es sei nortt reichlich eine Stunde Zeit bis zum Beginn des Festes-. Er machte es sich auf dem Ruhebett bequem nnd griff nach einem der um lxerliegenden gelben französischen Blinde-J Y;Ilect;anifch, gedankenlos fchlug er ist-J Buch auf und las. essg war ein lflzebruch - Roman : Die Frau anf Weitem der Mann vertrau estgtclia twtliciin «ltliil»)lirt) lass er nicht weiter. Ein » Schrect durnxriittelte il;n. Entsetzt fprang er anf. Alles Blut revoltirte. Er loar ganz rathlos. — ——- Wie, wenn auch er fo ein No manhelb war ! . — —- -—— er wagte gar nicht, den Ge danken auszudeuten Plötzlich aber lam eine unsinnige Wirth iiker ihn, und » er fchimpfte sich einen ausgemachten Narren. Dann raffte er sich auf und lief nach Haufe. Alles Andere war vergessen, wie weggewifcht Nur ein Gedanke noch trieb ihn —- zu ihr t zu ihr ! »Packen, fofort Packen, Johann l« Der Diener ftarrte ihn verftiindniß los an. »Ja, ja, ich reife der gnädigen Frau nach t« Und eine Stunde später faß er be reits tm Nachtzng . Auf dem Fest der Dioa erwartete man lhn vergeben-. Ali er am nächsten Morgen feine Dur Im Verzeihn-Ia bat, fagle fie kein , , . - Wort des Votwurfs zu ihm, bei sich aber dachte sie nut: meine Kur scheint ihm gut bekommen zu sein. .«.—s.--... -- Stumme Liclsr. --— .-—.--—- — jNovellette von Alfons deRefee. . Wohl war es erbst da draußen, i wohl stöhnten die öhren vom Sturm t gezaust, wohl wirbelten die gestorbe i nen Blätter der Ulmen am Haus einen s wilden Tanz um die beschlagenen Fen s ster — aber drinnen in ihrem Stüh j ehen war es traut, und tief, tief in ih I rem Herzen da wohnte ein sonniger i Frühling. ; ,,Magdalen’, nun wird es einsam « hier.« Die Frau Forstmeister sagte es ; und sah halb mitleidig nach ihr hin. »Du wirst die Freundinnen vermissen . von der Klosterschule.« J »Nicht doch, Mütterchen, —- es ist » am Schönsten hier dahei1n!« Sie strich « liebtosend die Wange der Stiefmutter, ; nnd ihr feines Gesicht strahlte Zufrie - denheit und Zuversicht. ; Nein, sie würde die Gespielinnen der · Jugend trotz der Einsamkeit hier nicht vermissen, das wußte sie und noch mehr —- sie wußte auch warum. lieber 7 Nacht war es eingekehrt in ihrem Bu ; sen, über Nacht hatte es sich eingestellt, ; zaubermächtig groß nnd schön, selig sie ; erfüllend, beftimmend ihr ganzes Den - len, all’ ihr Thun. Niemand ahnte es. i Niemand brauchte es zu wissen· — E Wenn die Stille ihres Stiibchens sie J umgab, wenn der Lampe mildes Licht z Dämmersrieden um sie ausbreitete und die Schatten der Nacht in den Ecken la : gerten, wenn Alle, Alle schliefen und auch sie im Schlummer wähnten, dann : stieg es lebendig vor ihr auf, das Bild « das ihr die sonst so freudenleere Hei math verschönte-, das ihr das Gefühl der Ziscreinfamung verscheuchte Das Fenster nach dem Wiesengrnnd sah sie deutlich nnd dahinter ein bleich-es Män neraesicht. Zwei tiefdnntle sprechend-: Augen sahen sie so.fremd, so fragend an, als sprächen sie: »Wer bist Tu, nnd wadi willst Du hier«-« Nie war iie iltm begegnet, nie hatt-: « sie seine Stimme gehiirt, aber sie war es zufrieden ( sie begehrt-: nichts mehr. Wir-s ging sie der Forstsctxreibcr an, wag hätte sie Wohl mit ihn-. Hase-sinnen siihren seitens Vater war ein stren ger Mann, Vater durfte es nicht wissen, durfte es nicht ahnen, das-, sie von der tFristenz jenes untergeordneten Lebe weseni wußte. Ti; Verbnnnnnq ans der Heiniath, die silbsteischnle hkzitte ihr gewinkt in einem so nugeheuerlichen Falle. »Mai ist weit, liebes Feind, nnd die Zerstreuung auch. Nichte Dich ein, so gut Du kannst. Jch l)ai)’g Dir ja ge sagt -- aber Du wolltest nun einmal dnrdjang her, in unseren alten Fuchs bau!·« »Weder Vater!« »Na, eis ist schon anri« So voltertc er, als ob sie sich beklagt hätte. Er wußte nicht, wie sehr cg ihr daheim gefiel, er sah nur ihr-: schmäler , nnd bleicher werdenden Wangen und « ——- polterte --s— s-— Der Wiesenarund war nun wieder » schön beinahe so schön, wie im Maien. In einer Nacht hatte er sich : verwandelt, hatte er sich geschmückt mit - einem blendend weißen, glitzernden Kleid. Der erste Schnee! Drüben am « jenseitigen Wald, auf einer kleinen tsrderhöhung stand eine uralte Riesen-· ) tanne. Die war schwer beladen mit der im Morgenroth schimmernden Pracht Wie ihr das Herz ausjubelle lsei dem Anblick. Eis zoa sie hin zu jener Freundin ihrer Rindertage Von dort auH sah das alte Fortstamt so ; rnaierisch, so nnsagbar lieb auss. — Am Fester der Amtgstube ging ihr Weg E vorbei. Da sah sie wieder unaewollt ? die Gestalt am Schreibtisch, da blickte sie wieder in das fremde-, liebe Auge sieht. Kein Gruß, kein Zeichen, keine Bewegung! Keines von Beiden dachte daran. -- ——-— Am anderen Morgen war eh ebenso und an jedem folgende-L Frisch-er Schnee kam wieder aus den Wiesengrunb Und als sie eines Mor genp- hinüber wrlltc, da sah sie eine fremde Spur ans ihrem Weg, die Spur Don einem Männersairitt Wer nahm wohl denselben Weg zur Tanne drit beni — Und was liesz sie so jiih er schrecken an ihrem Ziel, was machte ihren Pulssrhlag so ungestüm? Ein frisches Herz war einaeschnitten in den Baum über Nacht, ein großes tiefge terbtes Her-il — Sie arng wie im Traume, den gan zen Tag. Es wollte gar nicht Abend werden, heulel — Nun endlich war es still im Hang-U nun endlich war sie allein mit sich und ihren Träumen. Sinnen blickte sie in das Licht der Lampe, versunken im Anschauen einer sernen Welt, und die Phantasie wob ihren Schleier um sie nnd zeigte ihr ein unerreichbar sernes Bild. —- Da! —- Täuschte sie ihr Ohr? Nein, nein —- deutlich klang es herüber zn ihr von dem jenseitigen Forst, von der Tanne am Grund. EinWaldhorn war’s mit weichem Klang: »Nein Ort, der Schutz gewähren kann, Wo meine Vitchse zielt! , Und dennoch hab’ ich harier Mann « Die Liebe einst actiihltl« — — Und so klang es fast-jeden Abend I sortab —- und wenn es einmal nicht » klang, wenn sie vergebens harrte, dann ; füllten sie ihre Augen mit Thränem und the nt chtummern war freut-los —- tvn traurig. ) W Frühling im That! Blüthen trieb der Wiesengrund in tausendfacher Zahl! Wie was das nur gekommen so schnell? — So schnell! —- — ,,Vater hat mir Dir zu reden, mein Kind!« - »Mit mir?« Sie sah die Mutter fragend an. »Mit Dir!« Geh’ hinüber in sein Zimmer!« Und sie ging. — Zärtlicher, wie sonft, blickte er sie an, freundlich nahm er ihre I Hände. »Hör’ mir aufmerksam zu, Magda len’, — ich mag nicht gern viele Worte H machen. —— Du bist nun achtzehn Jahre . alt, Du hast genug gelernt. Es ist : Dir bekannt, daß wir arm sind — es . folgt daraus, daß wir keine großen An sprüche machen können. Der Oberamt- « z mann, unser Nachbar, ist in guten Ber- E . hältnissen, ist ein Edelmann, wie ich — « « mit einem Wori: Du wirst seine « E Frau!« . v Starr sah sie zu ihm auf —— stumm i und verstäiidnißlos. l ,,å)ast Du mich verstanden?« . » a.« s »So geh’ jew« z Egenblickl Thränen haben nur die Glücklichen!—— Wenn sie »nein« gesagt Und sie ging. —- Thränen, ja, wer ! Thränen gehabt hätte in diesem Au- : I»hätte?—— Wenn — —- Ach, Vater war : ein rauher Mann, dem Vater hatte noch z Niemand widersprochen- Wer weiß, l was geschehen wäre in einem so unge i heuerlichen Fall. —- So fand sie sich ab ; mit dem Elend, mit der Qual in ihrer UBrust Z Vaxd kam der alternde, wohlbeleibte . Oberamtmann, bald nannte er sie seine Braut Sie mußte freundlich mit ihm sein —- sie mußte — Jn ihrem Stäb ; chen war es nicht mehr traut, und vom F Wiesengrund klang nicht mehr das z Waldhorn in die Weite. Einmal nur - hörte sie es noch vom Hügel an der Tanne. Das war am Abend, ehe sie Abschied nahm vom Vaterhaus. Und ganz anders klang die Melodie als früher: »Meines Liebchens Hod)·zeitjs:tag, tra « lala s Jst fiir mich ein Tranertag, tralala — lOIA. lala Bleib’ n·-.it meinem Schmerz allem, « tralala — la!« P P V Geh dann in meis- Ziämmerleim tra- s Der Fliederstranch vor ihrem Fenster E gab seine letzten, welken Blätter dem Z . Winde preis-. Sie sah es aus den wei ßen Linnen, in die man sie gebettet T hatte. Sie sal)«s, aber es riihrt sie nicht « Herbst war es ja längst, längst in ihrem » « Herzen. Man hatte sie allein gelassen, j ganz allein-Selbst dassiind war ihr ge k nommen, treil sie Ruhe haben sollte —- I Ruhe. ·-— Langsam senkten sich die Schatten. Wie der Sturm heulte da draußen —-- und wie es si: angrifs so bang, so bang! War sie denn daheim-? « Hatte sie ein DabeimPHalb im Wachs n, ; zhalb im Träumen ganle lte ihr die « Phantasie Lügenbilder vor Augen — ; da war das Vaterhauj, da war der « I Wiesengrund und da -—-- da --— — das : Waldl,orn! « — Es zog sie fort, es nett · sie nicht länger. Die sträsie wuchsen ihr, sie hob sich — sie sloh— -iloh hinaus « in den Sturm. halb bekleidet, hinaus, dem Orte zu, dem ihr Selmen galt, Tag I Inn Tag, Stunde um Stunde! War das eine Aufregung Die« arme, tranle gnadige Frau Oberamt « mann im Fieberwaltsn ans und davon! I ; Ein Gliick. daß man sie wiederaesnnden, ein Glück, daß sie nicht großen Scha- « den genommen hatte bei demsas reck daß sie genas. —- — ,,Magdalen’«-s«, u mußt Dich schonen, z Du bist so sclnracb ---— Du sinnst so H Disti« lichen Wetter. — Wie freute man sich, : I «Ja!« Und sie gab sich wirklich Mühe. Aber sie konnte es nicht Zwingen »s EH wurde bekannt im Umkreis, daß E die Frau Qberanitniann einen Fehler , « zurückbehalten lsatte seit jenem Ereig- ; : niß s—— einen kleinen aeistigen Defelt. « Die Leute reden viel. Wenn der Herbst-— « J sturm iilier die Felder brauste, so sagte « man, dann bekänie sie eine unbezwinxp « liche Angst, und dann tiefe sie davon. - Man iuiiszte sie ständig bewachen uns diese Zeit. —- — : Wieder jagten die Sturme Von Nor « den her, wieder bettete sieh die Erde zum · Schlummer, und wieder kam dar- alie « Leid. Man hatte sie eingeschlossen in der Giebelstube, um ihrer sieljer zu sein. - O wenn es doch nur stille aetvesen wäre « da draus-en vor dein Fenster! Aber es war nicht still. Der Sturm erbrauste und trug ihr Töne zu, Töne, die tein - anderes Ohr vernahm, Töne, die eine wahnsinnige Sehnsucht in ihrer Brust entfachten. Sie betete wilde Stoszgebete, . » sie lag auf den Knien, sie rang die Hän I de. Alter der eine Wunsch nur fand - Raum in ibrerBrust: Hinaust Hinausl z Trauer-boten gingen aus nach dem ! ; Forstanit. Die Frau Oberamttnann - war todt. Mit zerschrnetterten Gliedern Z hatte man sie aufgefunden, draußen vor - dem Giebelfenster. di- SI st Jin tiefen Föhrenwcld wohnt ein alter Förster. Der hat nie ein Weib ge nommen-— Gott weiß warum! Er sagt, ite· seinem Herzen sei der Herbst, v’ruen f passeeriniglit zur Ehe. Natürlich it’s mer ein Geier-Esva ihre-, es hat . hy. wohl gar nimmer eine gemacht set und am schiinsten klingt die Melodie: Und weiter geht s mit hussa dann Jn’ s tiefe Thal hinab! Und dennoch hab’ ich hattet Mann Geweinian Liebchens Grab!« . i blitst gar so wundersein das Waldhorn, Of l I Zier verlorene Sohn. Aus dem Leben von Ferdinand Stieber. Bolton und Cie. war in furchtbarer - Aufregung, Bolton und Cie. rannte in dem großen Comptoir auf und ab und führte immer und immer wieder ein Telegramm, das er in der Hand hielt, vor die Augen. Was hatte Bolton und Cie.?! Der alte Prokurist schielte von . seinem Pulte aus durch die Glasthiir, die zu dem Comptoir des Chefs führte. « Aller Bureauherren hatte sich eine er- . hebliche Unruhe bemächtigt Was war . nur geschehen, daß Bolton und Cie. ; das Gleichgewicht so sehr verlor! Was ’ gab es nurs Ein Jeder fühlte sich ver- s pflichtet, sein Gewissen zu prüfen. »Menzelheim!« ertönte es durch die E Glasthür, und nochmals wie ein auf einmal freigewordeuer Schreckenslaut: ,,Menzelheini!« Der alte Prolurist fuhr in die Höhe. »Menzelheim, ist es denn möglich ——— da lesen SieZE Damit übergab Bolton und Cie. dein Prokuristen das Telegramm. Und nun las Menzelheim: ,,Bolton und Cie., Hamburg. Friedrich Herfurth . jun. unter Mitnahme hoher Checls auf ! Nordder sehe Banksilialen abgereift. - Unter höchster Diskretion Jungen bei Euch in Geivahrsam bringen bis zum Eintreffen unseres ersten Buchhalters Elmar, der heute nach Hamburg abreift und Direktiven bringt. Hcrfurth uno Scljynakvel.« »Te- soll doch Einer ein Mensch « sein!« riefotenzelhei1n, weil ihm in dem Augenblicke nur sein sterertlJper Aus ruf ein fi l. - », litt-er wie ift man da di-5iret, Men- ’ zelhcimP Na, der alte .x3eri·urtt,, da;"·; - er so soc-i noch erleben muss-il Der eine :ieEcl)i1.Tcr Bengel i i:·; zu u ir · die Frost, Asss enælheinU ich 1HI» sehr r knrircnl Eiter disirct solltsn wir sein-, Meuzellxseinri Die Verd in. iitt n II n gen-» sit-If mir Gott, Mtnzelhei121, wenn do nicht wieder ein Frauenzim mer dahinter ist« Bolton uno Ci:.stam'x.1fte immer noth im Zimmer auf unr- -.1D. Der alt-s Pre- v turiit hatte inzwischen Ziit zum Nachs denken mundt, ilsu intere;·:irte nur ri: Tlxatsache, die Auslassungen sein« J Eises-J hörte er launi. Er rückte die Brille auf die Stirne und legte den Kopf etwas ins Genick, wie krumm » wenn er zum Reden aus-holte. Boltcn . und Cie. kannte das und hielt iu seinem Jammer inne Ita also, wie meinen Sie s Men- J zell)eini?« ’ ,,«jun«cjck,st wollen wir wohl an die s ,.Nrrddentscl;e « til- el-honi.cn, das; ein ’ ishr-et Von H rfnrtt und Schnabel nicht » zu hemmen sondern der Ueberbriispj « ger anzuhalten sei. .. , »Aber diskreL Menzelheim!« »Natürlich diskret . . »Gut, also telephoniren Sie, Men zelheim, nnd dann nehmen Sie sogleich einen Wagen nnd fahren selbst zur Bank, vielleicht kommen Sie noch vor dem lockeren Zeisig hin, dann geht’s ja wohl ganz dislret.« Nachdem der Prokurist einmal must te, uin was ed sich handelte, hatte er vollkommen seine undurchdringlichez Ruhe wieder. Er ging in das Viereau zurück, befahl dem jiingsten Praktitan ten, ihm einen Wagen zu «hesorgen, und mahnte alle Herren, sich in der Arbeit T nicht stören sin lassen »Da soll doch Einer ein Mensch sein! Sie thnn ja Alle, als schiösse Irgei dmo die Klappe nicht! Arbeiten, meine Her ren, dazu sind wir da.« Dann trat der Protnrist Menzels heim in die Telephonzelle, die gepol sterte Thiir hinter sich zuziehend. Auch Bolton und Eie. hatte sich beruhigt Menzel heim ist ein Prachti rl, bei dem tonszte er die heit le ckehe in guten » Hiinde n Boltcn und Eie. da :hte schon titscr die Liede nach-, die er dem jungen Herfnrth halten l!««c·-llle. Er nahm Hut nnd Ema-»nur zur Blirse zu akhen Jm Parteienmnnie der Fliorddents schen Bank. gerade gegenäilser dem Li qiii·aatiou-««schalter, sasi inxxvischen Mc n,.3elheim Seine grilnlichgrauxn Aenglein varen auf die Eingangsthiir gerichtet Er wartete schon seit einer Stunde, ruhig wie ein Deteltive. Selbst als ein junger, sehr vornehni aussehenden nach dem neuesten Wiener Chic getleideter Mann eintrat und mit « sichtlicher Schiichternheit an den Schal ter trat, verlor Menzelheim nicht seine Ruhe. Er sagte sich ganz einfach: »Das ist der Vogel! Da soll Einer ein Mensch sein!« Er blinzelte dem Banlbeaniten mit den Aeuglein zu, worauf der Beamte, der inzwischen das von dem jungen Mann präsentirte Papier in Empfang genommen hatte, mit einem Räuspern zurücktelegraphirte: »Er ist es schon.« Nun stand Menzelheim gelassen auf, trat an den Schulter heran und, die Hand vertraulich auf des jungen Man- : neg Schulter legend, saate er: ,,Guten M oran Herr Friedrich Hersurth, jun» nnd eine sch· one Empfehlung vorn Herrn Papa Sie möchten zu Bolton und Cic. kommen —- mein Wagen wartet unten « l i O L .-··-----»-— -—». .·.—..t-. ..-............... Der junge Mann schnappte Insect-n-Lf Es men, im nächsten Augenblick wollte er aber Unter Zurücklassung des einge- — reichten Cheekg davoneilen Menzels — heim war rascher, er klammerte sich an seinen Arm. N ,,Maeljen ci-: doch kein Ausseh:n. ! Distretion ist die Hauptsache, denken Sie ein bischen an Ihren Vater.« Die Worte schienen ihrs Wirkung nicht zu verfehlen. Der junge Mann war fast gerührt, willig-überließ er sich der sührung Menzelheim’s, wortlos, wie gebrochen. Und wie gebrochen saß er dann im Allerheiiigsten von Bolton und Cic» in einem der altmodischen Ledersauteuils, der Hing-: harrend, die da kommen sollten. Endlich trat ein altes, zappe 1igccs Männchen ein, Bolton und Cir. war von der Börse zurückgekehrt ,,Also da hätten wir ja wohl bewillig reiszer. Hin, schlechte Fahrt gehabt, wag? J-,a das Gewissen ist ein bisses Ding, was? Hat wieder einmal Einer vergessen, daß das Jahrhundert nicht nur die verrücktesten Moden erfunden hat, sondern auch sehr praktische Ein richtungen, Telegraph, Telephon ——— was? Unangenehme Sachen das . . . Menzelheim!« rief Bolton und Ciex ganz vergnügt, indem er sich an der» Seelenqual weidete, die sich so echt aus dem Gesi te des jungen Menschen, der wortlos vor ihm saß, aus-prägte »Dis kret gemacht, Menzelheim? Natürlich! Also, was jetzt?« rief Volton und Eie. dem Prokuristen zu, der, ein Papier in der Hand, eingetreten war. »Das ist das Corpns delicti, Herr Boltdn, ist kaum die Aufregung werth, fünftausend Marter, da soll . . . . »Einer ein Mensh sein!« ergänzte lachend Bolton und Eie. »Wann kann der Buchhalter s— Elmar heißt er wohl — Don Wien da sein?« J«».·«iiinnte schc n da sein, Herr Bdlton. J Beste ist, Sie o. hen se-» -t mit dem jungen LI- rr.. frish;i-szicten, wenn Herr Elmar keiner-L bring: ich ihn l;in.« »Von, Ilssn;eiheim! Werden Appe tit hoksitn,« wendete säh de: Ckk es an De . Funken Msxinxi In sen-. «·- .. mar- ««:-:»; «’·;.T« n »Wir-it ;;«r3.:ctxi«l; Her-fund j. n «r-2 III-e wijder se? - Ist ruhizz -:ss.« zxizchte Miene, tssidriki zu i c«I, « :;.« gin, -i»opfiireken vor LI s««,::-1 trat Ein ; dei- zkiit niedriger-dem ihn fass (1uf;-"l!je. »:-«liio wirklich um ciiotieåwilkein Herr H: rfnrth wie konnt-In Sie sich so oez Te ssenl . . . Hin-M sn 1««.1d (Tie. lvssiiåk ab: »L.«.1jse.i Sie jetzt die Vorwürfe, der Junge ist noc)l1ei113m:· Was haben sie siir Dispositions-sit rniigsxbracht«?« ,,(«s:«sistatien Sie zunächsjz daß ich michl eaiiimire« —; Herr Volton, ver mutbe ich .. »Bolton und Eie. zu dienen, lassen Sie dcch die Föriniichkeii. Die Si tuntlon selbst legitimirt Sie. Was soll nnti aes chehen?« «sv"1«3iikstijckcn,.s:)err Boitcn,« sprach :cl--.-"se1s-. Mcnzelheim, »de.i kommt die Rebekka-rian ,,;-3uexst wollen wir hier Alles rein innchen.« Der Prpkurist zeig sich in bas- Bu rcau zi:rüs.k. »Für den Fall,’dasz die Suche hier ohne Aufsehen abgelaufen, ist es der Wunsch meines Chefs, des Herrn Friedrich Herfurih sen., daß sein Goler mit zehntausend Mark suggestattet nnd mit Dem nächsten Dijnnpfer nakiitilmeiita expedirt Werde." ,,«Lttso« in zwei Stnnde11,« unter brach Bolton nnd Eie.« ,,Isscmijk;rt sieh der junge Mann in einein neuen Leben, dann soll ihm die väterliche Verzeihung nicht versagt bleiben,« berichtcte Herr Elinar. »Brano!« rief Boltcn und Eie. »Mein alter Freund Herfurth ist ein kluger Mann Und Sie, lockerer Zei s5;.!, werden nnn wohl Alles daran setzety die Verzeihung Jhres Vaters zu erringen, der ein Ehrenmann ist vom chiiitel bis zur Schle. Menzellseim«, rief Belton und Eie. wieder, »schu tausend Mark auszahlen, Belastung Hersnrils nnd Schnabel, Wien, neh men Sie den lezftrag.« Boiton nnd Eie. liest sichs nicht neh men« dcn jungen Oetfzirtls bis an die Scsfiisfgtresjue zu geleiten; er sprach mit oiiterliHJen Worten dem Jungen ijtutli zu. der den Thränen nicht :Vel):t7. Antl) Herr Eli-me sparte nicht mit («,t.:n«.1,Lj-:11tngen und gutem Rath. Tjiitediting-entity Absctyiidrxxnfe ——-- gut Ulåitk in Amerika! Dann empfahl sich auch Herr Stint-:- tnstsr Werten des Danke-J fiir tsie Jniervfntkun Am Abznd desshan Tags-J traf im Bisreau von Herfnrth nnd Schnabel in Wien die Drabtmeldnnq eint ,,Auftrag zur Zufriedenheit erledigt, mit 1U,000 belastet, Details brieflich.« Hieran erfolgte eine Depesche nach Hamburg: »Voiton u. Cic. —-- Telegramm un verständlich« und am nächsten Abend eine weitere: »Wenn-n u. Eie. — Schwindlern aufgesessen -- De Jurth hat gar keinen Sohn. Herzlichfteå Bei leib.« ,,!Uienzelheim!« rief es ans dem Al lerheiligsten, und noch einmal kläglich: ,,Menzelheim . . . Lesen, Menzelheim, schweigen, Menzelheim 10,000 Mart Verlusttonto, wir haben uns blamirt, Menzelheim . . .« »Herr Bollon, Sie hätten zum Frühstüs egheåinsollelrilj« » »Hätt i , en3e« eim.· c·,,s.thc soll noch Einer ein Mensch em «Jch steif frühltttcken. Menzelheth