. « F ; - .. Sie beiden Zreuadk. Ursshlnnckbfhelmnth n. Moltlr. W war is- Jahre 1762 an einem Wen Sommekabende. dessen Ruhe eß im schneidigen Gegensatz mit den Musen der it steht, als zwei junge W in n haft-m Gespräch längs MHschifnen Use-i der Elbe hinschritten. · Usan vollendete ihre unumtvöllte W, nnd ihre lenken Strahlen Oergol W einssandschafh welche, nnlängst der « irr-las von Krieg und Schlach Mzse ein Bisd slillen Friedens war. IF Gelde der Eingeizigem welche dort ge, gis-M waren nicht mehr; ihre Pläne ihre kühnen Entwürse und ihre Leiden . Wdas grüne -Grabtuch, welches ein neues- «rilhling über sie ausgebreitet. Diesel tt Berge, welche von dem Don net der Geschütze erhebt, widerhallkesi nun vorn- Geläute friedlicher Her-den« zertretene Saaten Zeimten fröhlich wie der empor, und derselbe Strom. den einst so viel Blut «geröthet, trug jetzt den Widerschein einer lachendenGeqend. So- vermischt die freundliche Natur seit wohlwollender Hand die Spuren, welche Daß und Feindschaft der Men schen ils-: vergebens auszudrücken stre ben. Die Stürme ziehen über sie hin und fnd vergessen. Nur das Gemüth detMtschen gleicht dem vom Sturme gesan und zu Boden geworfenen Achte, das sich nicht wieder zu erheben vermag Die Maue. eng anschließende Tracht der beiden Wanderer, ihre silbernen Schärpen und jene militärische Hal tung, welche ein altes Erblheil des Freu ßischen Heeres zu sein scheint, zeigten, daß sie unter König Friedrichs Fahnen fechten- obgteich ihr jugendliche-z Arm small-u ließ, daß sie nur die letzten Jeldznge drqu langen Kamme-z durch J achtbatten den erst die gänzlrche Mär-sung beendigen s aste. -·»DeTX-eiwe—der beiden jungen Männer Ver» »n großem, lernhastem Wuchs-. Erste lernafe und schwarze Locken ga FeiTsfeinem regelmäßig schönen Gesicht eineniriisiigen Ausdruck. Jn seinem ganzen Wesen sprach sich die fröhliche aus Selbstvertrauen gebaute Sorng sigfeit aus, mit welcher die Natur offene Oeneiither beschenkt, deren Mangel an Tiefe sie durch Geradheil und gutmü ihige Laune ersetzt. Sein Gefährte war ein schlanke-: üugling das Bild eines Nordländers. londe Locken umgaben ein ziemlich blasses aber höchst ausdrucksvolles Ge sicht, welches. ohne Ansprüche auf Schönheit machen zu können, von liber aus ernsten und edlen Zügen belebt war. Seine Haltung war elegant und er schien so sehr zu Hause in der mili tärischen Tracht, als ob er an dem De gen emporgewachsen wäre, welcher an seiner Hüfte hing. Beide Jünglinge bildeien einen in teressanten Gegensatz in ihrem Muße ren. Die Mienen des ersteren gaben, wie ein Spiegel, treu und augenblicklich alle Eindrücke zurück, welche sie von au ßen empfingen, während die Züge des letter-en nur durch das bewegt wurden, was in ihrn selbst vorging. Jener glich dem Spiegel eines Sees, welcher das Bild seiner Umgebung ist, aber von jedem Lüftchen getränselt, von jedem Sturm erregt wird: dieser war wie ein tiefer Strom, der mit glatter Ober fläche unaufhaltsam hinzieht, und nur da, wo Felsen aus seinem Grund sich entgegensetzen, sie schäumend überwäl iigt. Aber die Verschiedenheiten der Cha wltere, welche sich schon beim ersten An blick der Personen ausspricht, hindert keineswegs eine innige Freundschaft, man möchte sagen, sie begründet sie vielmehr. Ernste, verschlossene Gemü iher geben sich der rücksichtslos - fröh lichen Offenheit anderer gern hin, und diese ahnen wiederum nichte- Böses in dem Schweigen jener. Je weniger sie ·gt sind, sich anzuschließen, je sester lien sie die Verbindungen, welche sie einmal als geprüft anerkennen. Einer erseht, was dem anderen fehlt, und giebt da nach, wo erdie Ueberlegenheit «---· VIIITD IUUl1, ju, gclllcllllglial UUTULTZCBL —- Als die beiden Freunde ldenn das waren ste) eine hervorspringende Höhe erreicht, von wo man den Strom weit aufwärts überblickte, hielten sie inne. »Siehe dort Ernst«, hab der muntere Gefährie mit großer Lebhaftigkeit an, «dort hinter jenem Berge, wo das Kreuz aus der kleinen Kapelle dlitzt, da liegt Schloß Eichenbach Jch erkannte den Punkt schon vom Gebirge aus-, und er wartete gewiß nicht, daß wir noch heute hier stehen und ihn ansehen würden, wie den unerreichbaren Mond, blos- tveil das bischen Wasser dazwischen liegt.«' «Und weil das bischen Wasser«, — te der andere hinzu —- »vom Sabel lsuisehen Korps besetzt ist!« s Wien Himmel« —- rief der erste, — « Hätte Prinz Heinrich das Mädchen . gesehen, welches in jenem Schlosse » which —- det Fluß wäre schon über Mten nnd das Serbellonische Korpe ss lang vergißt, GustavN sagte sei y,d —— »daß der Prinz noch einigt usw RMichten zu nehmen hat, unt — cis hübsches Mädchen wohl Opera M - Objekt für einen Mann, nich W aber für ein Heer sein tannf e, Geists sing nach einem lur c— Mchvej en der lebhaste Gefährt , -· Du K t, eti:s,asz is vorlöudiåg 31 II ichs e net onnnan nte1 ·" - verwünschte-i Städtchens ver - bi- nmes gegen etwaige Po zu sich-m Obgleich ich um , daß die Patron-meet Besseres L . L —- — ——- — j zu thun haben W, als ein Rest " wegzunehmen, klitsch-m der hilige ) Nepornut auf dem Markt unstreitis das l hübscheste Gesicht ist, und wo man touni ! einen Trunk sauren Landweins be ( kommt, einen Platz. der ohnehüi mit Muern versehen ist, als ob er das Se rail des Großherrn oder die Schätze eines französischen Lagers enthielte ; — dennoch darf ich meine-Posten jeht nicht , verlassen. Ernst, laß Irich ernsthasit mit i Dir sprechen. Nein, lache nicht! Auch ich E lann eben so verwünxcht feierlich Fein, wie Du, wenn es nämlich der Mühe werth ist. — Aus cis-n dem Gut-ide, « weshalb ich jtsxt nicht fort kann, aus T eben dem Grunde kann ich Dir Urlaub J ertheilen. Eickxnhach liegt seitwärts « der österreichischenLinie nnd ist noch nn z besetzt. Auf. Ernst. nach dem Schloß, , in zwei Stunden bist Du da und hältst — für mich um Jda’-s Hand anl« H »Um — Gustav, bist Du toll gewor den? — um die hand der Griifin Ida. der jungen Gräfin Eichenbach?« » »Nun ja!« — suhr jener fort — : »mei1·.test Du, ich würde um die Alte anhalten? Verniinftig bin ich geworden, und daß ich wirklich heirathen will. - müßte Dir das sittsam beweisen. Siehe, als ich. vier Wochen später-, als Du dort warst, in Eichenbach stand. da erblickte ich sie zuerst. nnd bei alk dein Leichtsinn, welchen Du mir so freige · big zuzuerlennen beliebst, ich habe sie nicht vergessen.'« « i »Also wirklich!« sagte Ernst mit » ziemlich feierlicher Stimme; »also trotz « der Wechsel eines Feldzuges —- und L doch warst Du nur kurze Zeit in Ei l chenbach.« l «Drei glückliche Wochen schwanden in diesem Zauberschlosse. Ich sah sie täglich, hörte sie fingen, nnd beim him Y mel, Ernst, als die Trommeln zsni Ab marsch wirbelten, da weinte ich wie ein s. Schnljrmgel Mir fiel es ein, fo gnt wie der Klinig sagt: »Schlefien ist meint« und besetzt es und vertheidigt sich gegen ganz Europa, fo gut kann ich fagen: ; »Jda ift mein. ich habe das Schloß be « sent, und der Teufel foll mich nicht . herausbringen! Kurz- ich war zu allen « Tollheiten fähig, und fiebe, Brüderchen, » « ich machte einen lliigeren Streich, ali Du in vier Wochen ausbeckteft, während welchen Du in Eichenbach warst: ich verlobte mich!« »Nein, das ist nicht möglich, das ift i unmöglich« Gustav!« rief Ernst sehr ; bewegt, ««Jda ift fröhlich, ernst, lebhaft s und leichten Sinnes; aber —'« »Höre, Ernst«. fuhr der andere fort, - »Du weißt, ich schwanke nicht lange zwischen zwei Entscheidungen. Eine » ergreife ich, nnd mag es auch die falsche ; fein, so ergreife ich fie mit ganzer i Macht« Zwar war ich ein armer Teu Y fel, bis mein seliger Onkel, dem der s Himmel den vernünftigen Gedanken F segne, mich kürzlich mit seinen zeitlichen ; Gütern bedachte. Damals tonnt’ ich ; das nicht wissen, und hätte daher wohl « eigentlich nicht an’s Heirathen denten sollen. Aber gerade weil ich arnt war, konnte ich hoffen, reich zu werden, war dem, der reich ist« nie begegnen kann. Jda selbst nun, obschon fie so, wie Du sie schilderst, mir eigentlich nicht erschie. nen ift, Jda wußte felbft gar nicht, wie ihr geschah. Höre zu; denn bis jetzt dikt Du mir allemal rnit anderen Dingen in die Quere gelommen, fo oft ich mit Dir iiber diesen Gegenstand sprechen wollt-, der mir doch wahrhaftig immer auf dir Seele lag.« aBei der gewöhnlichen Ordnung der Dinge legt die Konvenienz dem Men schen tausend Fesieln an. die-er in den sturmvollen Zeiten eines Krieges ab ftreift. Wer dem Tod stündlich in’s Auge blickt. dem ift das Leben der Ver stellung nicht werth. Der Soldat hat nicht Urfache, fich anders zu zeigen, alk er ift; er fühlt feinen Wertb und seine Kraft und trägt nichts Erboegtes zur Schau. Aber gerade das ist es, was ein Mädchen gewinnt; kämpft doch jede von ihnen einen Kampf gegen unfer ganzes Ohms-N »mo- dio fürchterlichen Mot sen der Lügen, der Verstellung und der Schmeichelei, einen Kampf, in welchem ihre Leidenschaft, ihre Herzensgüte zu Feinden, ihr Gefühl zum Verräther und ihre Schönheit zur Gefahr werden! Und doch kämpft sie um nichts Geringe res, als um das Glück ihres ganzen Le bens. —Wie sollte da ein Mädchen nicht Wahrheit lieben? Ohne sie fühlt man, daß man sich bei dem raschen Zu sammentreffen innig vereinen oder ewiq trennen muß. —- Ernft ift das Gefühl, welches die Seele des Mannes durch dringt, und ihn bereit macht, sein Leben für den Gegenstands seiner Liebe zu opfern; dies Gefühl spricht sich auch ohne Worte in jeder Handlung, in je dem Blick aus und ift der beste Frei tverber. So tam es, daß Jda fiir mich bald eben so viel fühlte, als ich für sie, obgleich sie es nicht ahnte. —- Die Liebe eines Mädchens will erworben sein; aber einmal erlangt, ist sie eine Lawine, die unaufhaltsam forteilt und durch sich selbst wächst, während die unsere so est der Flamme gleicht, die ohne Nah rnnsi erlischt. « » ichts ist rührender, als der Kampf eines edlen Mädchens gegen das aus teimende, sie rasch unterjochende Ge fühl. — Es war eine kleine Gesell chait aus Eichenbach, als die Marsch - rdre ans den nächsten Morgen ankam. Ali der Oberst die Neuigkeit bei der Abend tasel erzählte. da begegneten sich unsere Blicke unwillkürlich aber große Theti m standen in Jda«s seelenvollen Un ga, nnd obgleich ihr Mund lächelte, all III eine glückliche Reise wünschte, se itterte Mike Stimme. Ernäh de ie ich nicht mehr an die A reise» ! sondern an das Milch gelben-u setq s get-is mein Blick mußte ibr sagen; , denn sie wendete sich ab und etthhete ; vor Scham und Zorn über ihr eigenes ? GENU« .. . .. I «Jn solchen Hallen sind die Mutter « und Tanten die natürlichen Illinrten » de- Tschm und nichten Dis-ne Gin sin, welcher der ganze Handel teiness · wegs entgangen war, rückte sogleich ge gen mich ins Feh, und verhinderte eine L Erklärung. welche mir aus der Zunge ; schwebte, indem sie mit unendlich vie- · E lern Interesse wein Gutachten iibee ei « nen Fasan einforderte, von welchem ich i wirklich, glaube ich- den siir die Gesell « schast bestimmten Teller in der Zer » streuung vor mich genommen batte.« - F »Liebe: Gott« wie tonnt’ ich auch an - ; so etwas denken! « Nie ist mir ein z s Fasan so ungelegen gelommr.n; — J selbst Jda lachte über meine Verlegen- E l heit.« i i »Die Gesellschaft ging auseinander-, ; und ein ZartgesiibL das ich ehren muß z te, obgleich ich im ersten Augenblick , idarüber mißgestinemt war, ließ Jdaz : jedes fernere Zwiegespräch vermeiden· ; i Vergebens suchte ich die alte Gräfin in E i eine Unterhaltung zu verwickeln, als ! ihre Gäste sort waren; vergeblich fragte : ich nach den schrecklich gepuktenDamem die, eine Mustertarte der Thorbeiten I aus sjinf Jahrhunderten, um uns her- J i gingen- Die sonst über diesen Punkt T E so geschwäsige alte Gräsin wußte durch F ; ihre Antworten das Gespräch jedesmal f s so abzuschneiden, als ob die Materie i « bis aus den lenten Buchstaben erschöpft ; z wäre. Als ich sah, daß Alles umsonst s z war, machte ich die Einleitung zu einer I Akt von winning-m Abschied. Aha l die Gräsin unterbrach mich mit der i Versicherung daß der Kassee gewiß ; « tertia iein würde. wie friib wir auch g ausbrächen. Die Dame hatte mich" während unseres Aufenthalts immer mit großer Güte behandelt, weshalb mich hre jetzige Kälte empörte. Selbst Jda schien um meinetwillen za leiden, und glaubte, so viel Härte vergüten zu müssen. Mit einer Stimme, die ich nie vergesse, und die zwischen lebhaftemGe fühl und miidchenhaster Schiichternheit schwankte, bot sie mir Lebewohl mit den Worten: «Reisen Sie glücklich, Graf Warten, denken Sie mit Güte an uns und Gott beschütze Sie!« Darauf wen dete sie sich zu ihrer Begleiterin, welche schnell mit ihr abging, um ihre Bewe gung und ich glaube, ihre Thriinen zu verbergen. Aber ich —- lache nicht, Ernst —- ich hätte aufs Knie smten mögen; denn es war mir, als ob ein Engel des Lichts mich gesegnet hätte.« — Ernst hatte mit einer Spannung zu gehöri, welche zeigte, wie viel Theil er an der Erzählung seines Freundes nahm. Er lächelte: aber sein Lächeln erzählte die Geschichte inneren Kam pfes und des Entsagens schöner hoff nungen. »Unruhig und unter tausend Ent wiirsen« —- fuhr Gustav fort —E »brachte ich die Nacht zu. Früh Mor gens um fünf Uhr wirbelten Trommeln im alten Schloßhof, Pferde wieherten, ’ Waffen klirrten, kurz, alles wurde . wach; nur die beiden Damen schienen fest zu schlafen. Zwar iam es mir vor, als ob die Gardine an ihrem Fenster sich ein wenig bewege; aber vergebens » blickte ich nach ihr selbst empor. Da schwenkten die Züge ab und mit gepreß tem Herzen folgte ich nach. Als ich iiber die Zugbriicke den Berg hinan ritt, war mir, als ob die Welt hinter mir läge, und wie wir unten im Dorfe an gekommen waren, drehte ich, fast ohne es zu wissen. mein Pferd links herum, und ritt durch die tleineSchlucht, welche nach dem Pförtchen in der Mauer des Partes führt. Ich wollte sie noch ein mal sehen, das war alles, wovon ich mir Rechenschaft geben konnte. Ein unbestimmtes Gefühl-leitete mich. Jch band mein Pferd an und trat in den Garten.« »Du kennst« - — erzählte Gustav weis ter ————— »das schöne Plätzchen aus dem s vorspringenden Felsen über ver Elbe, s von wo man die Dresdener Straße übersieht, wenn sie eine Viertelstunde unterhalb den -Wald verläßt, welcher Eichenbach umgiebt. —- O Ernst, sie war da! mArn Ende der hohen Lin den-Allee stand sie iin Golde der Mor gensonne, wie ein Wesen des Elements, welches sie umsloß. ---- Ernst, so ein Anblick ist mehr, als alle Schwiire der Liebe! —-— Sie war also doch ausgewe sen und jetzt war sie da, um mich zu se- - k gen die tein Grandison etwas, ja, ihr " eigenes Zartgesiihl nichts einwenden s L - - - i ben, obschon in einer Entfernung, ge- ; i i l toiinte. —— Leise schlich ich heran, ganz l nahe. Lange stand sie unbeweglich, « E nur Seufzer hoben ihren Busen, wäh rend der meinige vor Freude pochte Endlich machte sie eine Bewe ung mit der hand, wie zum Lebewo l. Da hielt ich mich nicht länger, ich sprang hervor und drückte sie in meine Arme. »Nein« —- schrie ich —- «wir trennen uns nicht aus ewig. Die Ehre tust mich sort von hier, aber ich will sterben oder Dich ettiiinpsenl Jda, nur einen Trost ieb mit in das Getümmel der Schla ten, und eine Welt will ich be zwingen: die hoffnung, daß Du mich liebst!« —- Jhr Auge war vermeint und sie schwieg vor Schrecken; abe- ich drückte tausend Küsse aus ihre Lippen, ehe sie eiihindern konnte. Da hätten wir Leute. Ich schwang inich auf die Mauer. —- ,.Jda!« tief ich. »wir nnd « verlpth Du sollst von mit hist-Mk Jch winkte ihr ein Wohl u, spran hinab und in zehn Miit war is zueiick bei den Tritt-den« . · « .Und Ida. und die Mit sichm bach« —- fiel Ernst ein —««to9 ant wortete sie Mei« « Michtdk —- entgegnete Gustav, — «sie sagte nichts. weil ich alles sah.'« «Nun, Gott erhalte Dir Deine gute Meinung von Dir selbst In der gan zen Erzählung hast DI ganz allein Ie handelt, ganz allein gesprochen, und doch bist Du Deiner Sache ganz gewiß· Möchtest Du nur nicht anch ganz allein gesehen haben!« »Nun wisse, auch ich liebe Gräsin Jda und wenn ich auch nicht so sangui nisch von ihrer Gegenliebe überzeugt bin wie Du. so glaube doch auch ich be mertt zu haben« daß mein Scheiben ihr nicht gleichgittig war. Deine Botschaft und Werbung will ich überbringen, aber auch meine, mag Gräfin Jda sile entscheiden wem tie den Vorzug giebt.' Gustav war bleich geworden, aber er faßte sich schnell : »Nun gut,'« sagte er, »gehe mit Gott und was auch ihr Be scheid sein mag." sagte er, ibm die Hand reichend, »laß uns Freunde blei ben, Ernst !" ( Schweigend kehrten die Freunde zu ihren Quartieren zuriicl und eine Vier tetstunde später verließ Ernst auf sei nem flinken Rappen das Dars, um sich nach Schloß Eichenbach zu begeben. » Vergeblich wartete Gustav während des nächsten Tages aus seine Rückkehr f und seine Besorgniß wuchs, als auch ; am folgenden Tage teine Nachricht von lE Ernst eintraf. Schon war Gustav im « Begriff, ihm nach Eichenbach tu folgen, als ihrn ein Parlamentiir vorn Serbel- s lonischen Korps gemeldet wurde, der l ihm ein Schreiben von Ernst über- ; brachte. Dasselbe enthielt nur wenige T Worte : i »Lieber Gustav ! z Dein Gefühl hat Dich nicht betrogen - — Ida net-i Dich. Mein Versprechen ? Dein Freund bleiben zu wollen, kann I ich nicht halten, da ich stets in Dir den ! verhaßten Nebenbuhler sehen würde· ? Jdak Liebe habe ich verloren, doch Dei- ! «.—kk1..t.i ....:t-c tx -:JJ ...-«-JS- s llcx ULIUIIUIWUII tusu Ius sur-q- aus«-s dig werden —- so suche ich in den Rei- ; hen der Feinde den Tod. Dein E r n st.« »Wer hat Euch diesen Brief gege-- ; ben ?·' sragte Gustav erhleichend den « Parlamentiir. Mit rniliiäriseher Kürze antwortete dieser : »Wir fanden ihn in der Tasche z i ? i ; I i k s « s i ) eines preußischenOfsizierg, der vor-letzte z Nacht von unseren Vorposten erschossen wurde. Mein Oberst gab mir den Be- L fehl, den Brief an seine Adresse zu überbringenz 4 ---- «-— -»—- s per Zigeuner-. Ein Bild aus dem polnischen Gesäng niszleben. « «. « .. Es war ein schöner klarer herhsiiag Gegen drei Uhr Nachmittag suhr in den Gesängnißhos ein Wagen mit Kohl kövsen ein. Man versorgte sich sür den Winter, und das verursachte eine gewisse Urkruhe in dem so stillen Gesangniß ho . Diese Unruhe interessirte die Gesan genen lebhaft, welche soeben zum Nach mittagsspaziergang in den Garten ge lassen wurden. Eigentlich war es kein Spaziergang sondern vielmehr ein Sichdrehen itn Kreise und ein egensers tiges Drängen. denn es war sle wenig Platz für über hundert Gefangene. Daijenigr. was hier Garten genannt wurde, sah einem solchen wenig ähnlich Jn einer Ecke des ringsherum von den. Mauern des Gesängnrszgebiiudes umge W i benen hotes wurde duraz einen niedre-—- « gen, hölzernen Zaun ein kleines Stint Boden abgegrenzt, das durch zwei sich ireuzende Gäßchen in vier gleiche Recht ecke getheilt wurde. Unter den Gefangenen, deren erlo scheue Augen meistens blöde stierten, war einer, ein iunaer Sträsling, dessen Augen noch nicht ihren Glanz verloren hatten. Er mußte eine außerordentlich lriistige Natur sein, denn sein gerader und ausrechter Nacken trug den gescho renen, dunklen Kopf hoch über die ande ren hinweg. Jn diesern Augenblick beugte sich der Strasling über den Zaun; die weic gedehnien Raiensliigel schienen die Straßenlust mit unbändiaer Gier ein zuatlnnem und in dem dalbgeöisneten Mund waren kleine, scharfe und außer ordentlickz weiße Zähne sichtbar. Eine Hand hatte er unter die Jacke und das Hemd aus die Brust geschoben, als wenn er nach dem Leben fühlen oder auch mit der Faust das start und dumpf schla gende Vers zusammendriicken wollte. Mit der andern hand stützte er sich aus denZaun. um sicherer aus den gekrümm ten, in diesem Augenblick wahrschein lich zitternden Füßen zu stehen. Der mit wilder Gier nach dem hof schauende Sträslin war allgemein un ter dem Namen » igeuner« bekannt. Zigeuner nannten ihn die Kameraden, ! die Wächter, die Kanzlei. sogar in dem i Bucke, wo der Verdienst eingeschrieden wu , figurirtr. er unter diesem Na men. Die Blicke der Gefangenen vertheil ten Maus zwei Stellen. Einige sahen na dem Wagen, den Pferden und dem Ko l, andere nach dem Kindermädchen vom Setretiir, welches mit dem aus ihren Knieen schlafenden Kind an der Schwelle des hinterhaulei saß, hin und her schautelte und ein Volkslied sang. - Das Mädchen war jung. schön ge wachsen, ihre blühende Gestalt lam in dem leichten Kattunileid noch mehr zur Geltung. Der schwere, gelbliche Zopi AM-—— siet ihr tief in den Ratten, das kleine , rothe Tuch verdeckte nicht den weißen x von der Sonne vergoldeten Vale. ’ Der Zigeuner fah aber weder nach dem Kindermiidchem noch nach dein Kohl. Seine ergliihenden Augen, die zu erst in das geöffnete Thor starrten, mu sterten ject den hof, die Thiir und die enfter in den inneren Mauern des Ge ängntsses, maßen die Entfernung der Pforte von der Kiste und der Kiste vom Wagen, schließlich heftetensie sich mit ei ner wilden Durchdringlichteit in das Gesicht des Wächters, der mit einem Gefangenen eine ruhige Unterhaltung fiihrte, von Zeit zu Zeit zum Zeichen sei ner Anwesenheit nnd Wachsamteit mit den Schlüsseln tlirrend. Inzwischen suhr ein zweiter Wagen mit Kohl in das Thor hinein. —«— »Dort fahren! . . . Weiter fah ren!'« . . . ertönten die Rufe. Der Knecht in der rothen Weste, wel cher erst das vierte Schock durchziihlte, drehte sich um und schrie: — »Wo soll ich hinfahren? . . . Siehst Du nicht, daß eine Kiste im Wege steht? . . . Bist Du blind? · . . --— Prr · . . prrr . . . hörte man im Thor selbst rufen, und der Wagen hielt in der Hälfte des Weges an, sodaß nur die Räder auf der Straße blieben. Beide Knechte fingen jetzt liirmend an zu berathen, wie die Kiste fortzubrin gen sei, damit die Wagen in den Hof hineinfahren könnten. Jn diesem Augenblicke sah sich der Wächter um und erblickte nicht den die anderen gewöhnlich überragenden schwarzen Kopf des Zigeuners. —- »Der Zigeuner! . . . Wo ist der Zigeuner? . . ." schrie er zur halb geöff neten Pforte eilend. Die Sträslinge sahen einander an. Der Zigeuner war fort. »Der Taugenichts ist unter dem Wa en durch das Thor gehuscht. Der Teu Pel soll Euch! . . .« — fluchte der Wäch-. ter und faßte sich mit beiden banden an den Kopf. Dem Ins-« dont-h- sä III Ost msfnn: »... .»-.. .-..--- -- ,..-. -.- - genen wurden in einem Augenblick in die Gänge gejagt, dieWiichter liefen dem Flüchtigen nach. . »Fangen! . . . Anbeltenl . . .« ertönte es zuerst in der Nähe, dann immer wei ter, weiter. hundert Schritte vorn Ge- ; fängniß lag die graue Jacke, etwas ; weiter an der Mauer die Miitzr. . Es war nun letn Zweifel. welche s Richtung der Zigeuner"genommen hatt-. Nach einer Weile erblickte einer der Lesers I folget gar den Zigeuner, wie est-n ; Hemd und Beinlleidern davonlietthvie vom Winde getragen. die Erde kaum ? mit den Füßen berührend. Sein böser « Stern hielt ihn jedoch in gerader Linie » vor den Augen der Verfolgu. Er lief H schnell wie ein Pfeil und immer gera deauz wie ein Pfeil. Das war fein . Verderben. Die Zurufe der Verfolger wurden immer vernehmbarer und die Entfer nung, welche den Flüchtling von ihnen trennte, wurde mit jedem Augenblick kleiner. « Plötzlich fiel er; obgleich er iich so fort wieder non der Erde erhob, sah man, dass seine Kräfte bald erschöpit waren. Er lief jedoch noch einen Au genblick, immer langsamer, langsamer -—— als ob er selbst fühlte, daß er nicht entkommen würde, »s— plötzlich drehte er sich um und stand vor den Nachjagen den. Er bot einen schrecklichen Anblick; die Augen gliihten wie Fackeln, die Zähne waren wie zum Beiden ge fletscht, nnr den Mund stand ihm blu tiger Schaum. Er biß, schlug mit den III-Ou- msf di- KZVIL Akt- ssicß lass den Füßen. —— er war toll. Zuletzt gingen fechs oder sieben Mann auf ihn los wie auf ein Wild, warfen ihn zu Boden, drückten ihm die Brust mit den Knieen ein, rissen ihm das Hemd dont Leibe und richteten ihn so zu« daß er wie eine todte Last auf den Händen nach dem Gefängniß ge tragen werden mußte A15 er in der finsteren Stube, wo er eingesperrt wurde, zu sich tam, zitternd und naß von dem talten Wasser, mit dem sie ihn begossen hatten, wurde er nach der Kanzlei gerufen. Noch hatte aber der Oberaufseher leine Zeit ge habt. sich hinzusehen und die Cigarre anzusteelen, welche ihm die unangeneh me Konserenz verliirzen sollte, da er schien fchon an der Schwelle unter der Führung des Wächters eine aus den : iilteften Verbrechern bestehende Depa tation. Zwei Wörter stiiyten indessen den Zigeuner, der sich nicht auf den Fü ßen halten tonnte und sich immerzu den Schweiß von dem leichenblafsen Gesicht wischte. Der here Jnspettor zog die Brauen zusammen-blähte die Niiftern und fah mit prüfendem Blick nach der Thür. Drei Männer traten an den grünen Tisch undhälifäten dem «gnödigen« rn die n . HeIAICI wollt Jhr sagen?« fragte der durch diese Ergebungszeichen weiche geftimnrte Würdenträger. » «Wir wenden uns an hre Güte mit der Bitte,« begann der n ithrer der Verbrecherbande, »daß wie tt r den Zi geuner selbst richten dürfen. Er hat uns allen Schande gemacht und uns alle in den Au en des «gniidigen« · Verra. unferee aters, befudelt. E wird nun fiir einen anständigen Gefan genen teine Freiheit geben, alles wird z strenger werden. Es war schon schwer « enug (hier erfolgte lautes Seufzen der Geigen Deputirten an der Thür), jetzt wird eg noch schwerer werden. So torns - »-.--.-».«.»..«. -«-.--- — i men mir unseren gnädigen Vater und s Wohlthäter bitten, uns die Bemessung ; der Strafe nach unserem Verstand und 7 Gerichtigteitsaesiihl zu erlauben .. .« «« »Alten« sagte zögernd der Jnspeki tor, »es ist gut, aber was gedentt Jhr « niit ihm zu thun?« ; «Jhn zu verhauen. gnädiger Herr," entgegnete Wietoiorla, ein alter Ber drecher, mit der Stimme ausrichtiger Ueberzeiiaung von der Vortrefflichieit dieses Mittels. « »Für so einen Lumpen gnädiger I Herr, ist es das Besee. Was stillt ihm ’ MI, gnädiger Herr? Er ist der erste, . der sich so etwas erlaubt hat. Er hat : Sie-getränlt. Vater und Mutter hat L er nicht geehrt, verdient er da nicht » Hiebe 's. .. Er ist nicht einmal eine or dentliche Peitsche werth! Tie Pest hole ihn! Psuit« Der Redner spuckte, und seine Rede veranlaßte die anderen zu neuen Zeus zern. Der Inspeltor klopfte mit den Fin - gern aus den Tisch. Er besand sich irr einer sehr schwierigen Lage. Von einer Seite sagte ihm eine solche Erledigung dieser unangenehmen Angelegenheit zu, andererseits hegte er wegen der Gesch miißigieit einer solchen Wendung Br denken. Glücklicherweise erinnerte er sich, unlängst irgendwo gelesen zu ha ben, daß in Amerika die Verdrecher manchmal allein die Strafe siir ihre Kameraden bestimmten. Das hatte ihn sofort beruhigt. Es gab seinen Ge danken sogar eine erhabene Richtung Er fühlte sich als Anreger neuer Jdeen aus der Neuen Welt. Er fühlte sich als Humanist in hohem Grade. Er blähte also seine srisch rasirten Wangen noch mehr aus. O-- os»s»nsf Hob Iflttssitthsfl Dis -" u·p---·-· »se- ---u—s-s-7—— ssss Kopf iiber die Brust hängen und schloß die milden Augen« Alle Musleln set nes leidenben Gesichts itterten. Es schien, daß er einer bnrnacht nahe war. »Es ist gut,« wiederholte der n spettor, »aber möge die Strafe n cht leichter sein als diejenige, welche ich ibnr bestimmt bötte.' Er sagte das, urn etwas zu sagen. Er war überzeugt, daß er den Zigeuner schweren und unerbittlichen Händen übergab »Verlassen Sie sich schon aus uns.«" ——— Wiewiorla verneigte sich. «Wir werden ihn schon so vornehmen. daß er ein zweites Mal die Lust verlieren wird. Wir werden ihn schon .« Er sprach nicht weiter. Der Jnspels tor erhob sich vom Sessel. «Jacob!« rief er zum Wächter, »beingt ihnen den Zigeuner nach dem oberen Korridor.« Jakob drehte sich um, der Zigeuner begam von allen Seiten Ni:ssp.-nstösze, die Deputation rückte vor, um dem «gnadigen herrn« die Hand zu iiissem der erst jetzt seine Zigarre bequem an stecken und die Zeitungen ·durchlesen tonnte. Einen Augenblick später ertönte im oberen Korridor ein scharfer, langer Schrei t. I Der Zigeuner hatte gleich nach seiner Eretution das Bewußtsein verloren und wurde Von solchem Fieber befallen, dasz er noch in derselben Nacht in das La areth gebracht werden mußte. Hr lag dort eine Woche, zwei Wo chen, er bustete, spuelte, stöhnte, ll te I über Stiche in der Brust und irn it s i I I elen, und war surchtbar mager gewor den. Endlich erhob er sich von seinem Lager und schleppte sich, einein Schat ten äbnlicher sehend, als einem Men schen, nach seiner Zelle. Aber dort ging es ibm plötzlich schli:n!·.ier Er bekam Schüttelsrost, Fieber, das Blut stürzte ihm ans dem Mund, bis er in der drit ten Nacht gegen Morgen starb, ohne ei nen von seinen Nachbarn durch Stöh nen geweckt zu haben. Jede erst sing nian an zu murren, daß Wiewiorta es zu gut gemeint hatte. Besonders empörten sich die jüngeren, welche von den äiteren Ge fangenen gewöhnlich verachtet und ig norirt wurden. »Es ist doch nicht gerecht, einen Menschen so zu verdauen, daß er gleich daran stirbt," sagte einer. »Sie haben ihn doch nicht todtge chla en . . . ." « icht todtgeschlagen, aber sie haben ilnn alle inneren Organe verletzt. Wie sollte er da lebeni Er mußte ster ben.« Jniiwischen bereitete man in der« Kunz ei den Bericht vor, daß der Ge sangene so und so am Fieber gestorben ist. Eben hatte der Inspeltor die obi gen Worte seinem Schreiber diltiri, als dieser sagte ,,Wann lief seine Straszeit abt« »Auswenbig lann man das nicht wissen,« entgegnete der Gniidige, »aber es geht ja Alles nach dem Buch· Ja epbi reich das Buch einmal beri« Jaeob brachte einen schwarz gebun denen Band, in welchem der Setretär zu blättern begann ,,Wali ist denn dass« rief er plöglich und erhob seinen Blick aus den Jn spettor, indem er mit dem Finger hqg Datum zeigte. Der nspettvr sah über die Schurke nachkss hin. Doch Möle iMUC kk vom siel send-bohrte seine er schreckten Augen in das Antlig des Sei lretrirsz Einen Augenblick berts te Schweigen, während die Heiden Ich « durchdringend ansahen. »Zum Teusel,·« ries der Jnsp«etior. «seine«Straszeit war ja zwei Wochen vor seiner Flucht abgelaufent"