« cHerzens-sit re n. Ums un Omusö Sau-on .--.--—...-.— GortsetzungJ »Das sind schauderhaste Uebertrei Ungern Berleumdungenl« rief Frau Wedetainp empört. »Daß diese elenden Klatschgeschichten bei Dir Gehör und Glauben finden, der Du doch vorhin hauptetesi, die standalsiichtige Welt « e Dich nichts an, daß Du überhaupt kundigungen über Felix und über unsere Verhältnisse einziehft, das finde ich, aufrichtig gesagt, recht tleinlich von Dir, das hätte ich Dir nicht zugetrautl Wenn Du solche Gesinnungen gegen uns hegst, ist es allerdings besser, wenn ich Dir nicht mit der Bitte um fernere Gesiilligteiten behellige!« »Ich habe Dich nicht verletzen wol len, Taute!« sagte der Professor, so ru hig und bestimmt, und dabei so kühl und gleichgültig, daß die Senatorin be troffen aufblickte. »Ich habe auch keine Ettundigungen über Euch eingezogen. DieAuskiinfte über Felix’ Lebensweise sind mir durch Zufall und aus durchaus lauterer Quelle zugeflossen. Jch habe nur Dein eigenes Interesse im Auge, wenn ich etwas davon wiederhole. Jm übrigen maße ich mir leinReeht an,mich in Eure Angelegenheiten zu mischen. Du bist energisch und scharfsinnig ge nug, urn selbst beurtheilen zu können, inwiefern meine Aeuszerungen über Felix auf Wahrheit oder Jrrthum be ruhen. Mich aber würde es nur sehr reuen, wenn ich bald Gelegenheit fän , meine Ansichten in dieser Beziehung Zu ändern.« 4 « , s Er hatte oei den legten Worten sich ; drin Schreibtifch zugewandt, um auf zwei Blätter Papier einige Zeilen hin Zuwerfem »Hier-", sagte er, »ist die An- i weisung über sechstausend Mart an Bankier Herz und dies eine kurze Ern dsangsbestätigung des Darlehens, — nur wegen Tod und Leben!« « Die Senatorin nahm dieAnweisung· T EinesAthemzuges Dauer lang schien eg, ; als habe sie nicht übel Lust, das kost- k bare Papier dem Neffen vor die Füße zu werfen, aber sie besann sich und legte es sorgfältig in ihr Portefeuille. »An Dir ist ein Geschäftsmann verloren ge gangen, Gottfried,« sagte sie. Es sollte wohl Spott sein, aber durch die iro- T nische Betonung schlich sich gegen ihren Willen ein Klang anerkennenden Re- ; spekts. Sie selbst wußte den Werth sol- « cher Exaktheit in kaufmännischen Ange- , legenheiten zu schätzen, umsomehr als sie die traurizen Konsequenzen des Ge gentheils genügend erfahren und ten nen gelernt hatte. Mit einem raschen, kräftigen Federzug setzte sie ihren Na men unter die Quittung. Der Professor athrnete aus, als die Tante sich verabschiedet hatte. Er hegte keine großen Sympathien für diese Ber "wandten, obgleich er sie dies nie fühlen Ue und si ihnen stets freundlich und III lwollen gegenüberstellte. .Niniin Dich in Acht vor der Sib Ie!« hatte feine Mutter ehemals gesagt. Mitte einzige der drei Mädchen ist ih Itm Charakter und ihren Gesinnungen nach eine rechte Hanfsen. Melitta, die Ilteste, ist noch die beste von ihnen; aber Im Grunde taugt sie auch nicht viel; sie sind alle drei gierig und beutehungrig wie die Ratten, dabei schlau, berech nend, selbstsüchtig und latzrnfalsch Wenn fie Dir schön thun und gefällig sein wollen« kannst Du Gift darauf neh men« daß irgend eine Niederträchtigkeit dahinter steckt!« Der Professor hatte in seinem Opti rnisrnus und seiner Menschenliebe das I Urtheil der Mutter über die däterlichen Verwandten und zwar etwas schroff ge funden, aber thatsiichlich sagte ihni das Wesen der Tanten und ihres An hanges auch sehr wenig zu; Manches » stieß ihm sogar geradezu ab. Auch heute war es ihm nach dein Fortgehen der" Tante Auguste, als sei etwas Schwil leZ, Stickiges, Drückendes in der Luft zurückgeblieben; er mußte auch heute wieder daran denken, was ihm so oft die Mutter warnend vorgehalten hatte. 4 Es giebt zwei verschiedene Qualitä ten von Reichihum, einen ererbten und einen erarbeiteten. Der erarbeitete Reichthum ist fester, solider, dauerhaf ter. Wer sich durch Fleiß und Thätig seit ein Vermögen erworben hat, wird schon Sorge tragen, daß es zusammen bleibt; es hält in den meisten Fällen mit ihm aus und überdauert ihn. Da gegen gehört es gar nicht zu den Sel tenheiten, daß der glückliche Gewinner des großen Looses oder der lachende Erbe einer Million sein Leben auf der Landstraße oder im Hospital be schließt Das Erarbeitete ist ein siche res Fandament, aus dem sich gut rn hen nnd weiterbanen läßt; das Er eebievgeleichi einem lustigen Bauwerk, dem persönlichen Eigenschaften des W noch. einige Säulen untere-rau em Wen, wenn ej Stand halten soll; spnsi bricht ei leicht in sich zusammen. Ansichtme des verstorbenen Sena M- Ueme war solch ein ererbter eu; sein Großvater und sein Va « durch Tiere-tin späkuichgiiokien Vermögen u ammenge ra t, as III en zehne als ungetheilteå III-I » Bedeäenrpsi hatte chckzifetle an MZUI gen en; er MW IWWX « XII Bek , M Süßes und ais-tells, tm interessirte sich fiir Alles, vertiefte sich in Alle-, er hatte Lust zu Allem nur nicht zu seinem eigenen Beruf und zu seinem Geschäft. Er erwiirmte sich aufs eifrigste für die stiidtischen Angelegen heiten; er hatte Sinn fiir alles Schö ne, Anmuthige, LJnsilerischez er kom ponirte, malte, dichtete, schriststellerte, versuchte sich in der dramatischen-kunst; er vfuschte den Aerzteru Apotheiern und Chemilern in’s handwerk, indem er ein Laboratorium einrichtete und dort al lerlei selbst ersundene Träntlein und - Medilamente braute und Baiterien ziichtrte, kurzum, er versuchte in viel seitiger Weise der Welt und seinen Mit menschen zu nühen Aber derweil ging in der Cichorienfabrit Alles drunter und drüber, und von dem schönen er erbten Vermögen bröckelte ein Stück nach dem andern ab. Nach seinem Tode war überhaupt lein Baargeld mehr da, und die Fabrik war dermaßen herun tergewirthschaftet, daß ersi großeSum: zmen ausgenommen und hineingesteckt · werden mußten, um das Geschäft le T benssähig zu halten und den Betrieb wieder flott zu machen. Zum Glück war die Wittwe einsichts voll und thattriiftig genug, selbst die Leitung der Geschäfte in die Hand zu nehmen; sie hatte dabei ein organisato ’ risches Talent, wie man es nu. aus ’ nahmsweise bei Frauen findet; außer dem sicherte ihre imponirende Persön lichkeit ihr ein gewisses Prestige, das ihr Angestellten und Geschäftssreunden ge genüber gut zu Statten lam, und end lich verschafften ihr eine große Kaltbliis tigleit und ein ungewöhnlicher Scharf sinn von vornherein den richtigen Ue berblick über die Situation. Man mußte Frau Wedeiamp be wundern, wie gut sie sich in den ver änderten Verhältnissen zurechtgesunden « hatte. Bis zu ihres Mannes Tode war ! sie nichts mehr und nichts weniger ge- i wesen als die übrigen Frauen ihresk · Standes, mit denen se verkehrte; eine ; l elegante Weltdame, die sich paßte, das , iGeld mit vollen Händen ausgab, die z ? tonangebende Rolle in ihren Kreisen spielte, Gesellschaften gab und besuchte » :T und im übrigen sorglos in den Tag ’ Z hineinlebte. Um das Geschäft hatte sie E ! sich nie bekümmert. Erst die eiserne ;Nothwendigkeit, die plötzlich an sie her F antrat forderte ihre Tüchtigkeit und L große Energie zu Tage Sie war ganz die Frau, um das-Geschäft hoch zu brin- « j gen, und sie hatte es hoch gebracht, die j i Fabrik würde sich unter ihrer Leitung H zu einer von den Begründern nie ge- " kahnten Blüthe entwickelt haben, wenn I nicht andere Umstande entgegengewirlt Fund die laum gereiften Früchte ihrer Arbeit immer wieder geplündert hät Eiern z I r— Frau Wederamp hatte einen Sonn; H das war der wunde Punkt. Diesers Sohn war nicht eingeschlagen; er war · ebenso zersahren, so leichtsinnig wie ; sein Vater es gewesen war, aber er! hatte nichts von«defsen liebenswürdigen I Eigenschaften geerbt. l Vielleicht hätte eine strenge Erzie-; hung wenigstens etwas Gutes in ihm ( geweckt oder ihm doch angeeignet, aber Felix war seiner Mutter Einziger. ihr Herzblatt, ihr Alles und diese im Ge schäft so tüchtige, energische Frau war leider Gottes eine schwache, nachsichtige, ihr Kind bis zur Unvernunft vergöt ternde Mutter-. Unsäglichen Kummer hatte Felix sei ner Mutter schon bereitet, Freude fast I gar nicht. Das Gymnascuin seiner hei- « mathstadt hatte er seiner Zeit einer gro ben Ungehörigieit willen verlassen müssen; auf einein andern Ghinnasium erwarb er sich später mit Noth nndv Mühe das Einjährigewseugnißz dann j wurde er Soldat in einer fernen Gar-« ! nison. Und was dann geschah, oderi was während seiner Militiirzeit gesche- j hen war, bekam Niemand zu wissenz Aber es wurde viel gemuntelt; dunkle j Gerüchte von einer langen, entehrenden : Strafe, die Felix sich eines schwereni Vergebens wegen zugezogen haben soll te, durchschwirrten die Luft. Niemand J wußte, wie dieseGerüchte entftanden’ waren, woher sie lamen; man zögerte, i sie weiterzutragenz man glaubte ihnen I und glaubte ihnen nicht; man wagte nicht, laut davon zu sprechen, aber es flüsterte und rannte weiter-, bis man schließlich kein Interesse mehr daran fand und die Geschichte vergaß. zyanaaye war, Das Felix Wederamp erst nach Verlauf mehrerer Jahre in seine Vaterstadt zurückkehrte und die Senatorin im Zeitraume weniger Mo nate graue Haare bekommen hatte. Zu Hause schickte sich Felix sich auch nicht; die Arbeit im Comptoir behagte ihm nicht, und anleiten lassen wollte er sich erst recht nicht. Dabei hatte er, ob gleich Frau Wedeiamp ihren Freunden erzählte, ihr Sohn sei während der ver flossenen Jahre als Bolontiir in der Fabrik eines Geschäftsfreunded gewe en, leine blasse Ahnung vom Geschäft und von kaufmänischen Ringen, nnd die Senatorin mußte sich wohl oder übel entschließen, ihren Liebling zur Vervollkommnung seiner Kenntnisse noch einige Jahre in’i Ausland zu schicken. Felix war sehr erfreut über diesen Entschluß der Mutter. Das Leben der großen Welt gefiel ihm weit besser als die engbegrenzten Verhältnisse der heimathliehen Kleinstadt, denen man sich anpassen und unterordnen mußte, wenn man nicht überall ansioßen und mit dem Kopfe gegen die Wand ennen wollte. Und er wußte die Genüsse der Groisiadt anzzutoskenz er verstand zu leben und leben zu lassen. Es gab tei W i i ne Zerstreuung. kein Vergnügen. tei nen Sport, turzum, nicht-, was er nicht kennen gelernt und bis zum Ueber druß ausgelostet hatte. Die Senatos rin mußte ungeheure Opfer fiir ihren Einzigen bringen. Die Fabrik ging gut; aber die Einnahmen die vorn in J haut eintarnen, wanderten hinten wie der hinaus. Nothwendige Verbesse rungen im Betriebe und Neuanfchafi fangen mußten unterbleiben, weil tein Geld dazu vorhanden war. Natürlich trugen solche Verhältnisse nicht zu einer gedeihlichen Entwickelung und dem wünschenswerthen Fortschritt des Ge schaftes bei. Frau Wedetamp fah diei wohl ein; aber sie wußte keine Abhilfe; ihre Bitten und Ermahnungen an Felix, sich mehr einzuschränken und feine Lebensweise et ? was weniger kostspielig zu gefialten,blie ben unbeachtet. Nach wie vor stellte er die übertriehensten Forderungen an ihre Kasse. Die Senatorin konnte nie einer Re gung gehöisigen Neides wehren, wenn sie ehemals bei ihren Besuchen im hause der Schwägeein, der Frau Räthin Dani sen, das innige Zusimtnenteben von - Mutter und Sohn beobachtete. Verge T bens redete sie sich ein daß sie ihren Fe «1ix, ihren schönen, eleganten, floiten Fe lix, nie und nimmer gegen einen Dud mauser wie Gottfried Theodor eintritt schen möchte. Die Zeit kam. wo die Mittel der Se natorin am Ende waren. wo die Noth : wendigieit, die schon einmal gebieterisch in ihr Leben gegriffen und eine Umwäl zung darin verursacht hatte, der Ver « ichwendungssucht des draußen in der iWeit umberflanirenden jungen herrn eine gewichtige Schrante setzte. Cz ging einfach nicht weiter. Die Fabrik durfte hypothetarisch nicht weiter beiastet wer den, und im Betrieb mußten alle Kräfte angespannt werden wenn nicht ein mert is)arer Rückgang des Geschäfts eintreten i ollte · In der benachbarten Stadt hatte s ein Konturrent eine Malzlasseesadrit s großen Stils etadlirt; jetzt aalt es, An- s strenaungen zu machen, damit die Wede- l tanrp’sche Fabrik mit der Konkurrenz E Schritt halten konnte, mindestens von s derselben nicht übersiiigelt wurde. ; Frau Wedekarnp schrieb ihrem Sohn Z unter Klarlegurrg der zwingen-ten Um- k stände, sie könne ihm ferner keine Gelder i mehr schilt ; er müsse sobald als mag- s lich heimle ren. Merkwürdiger Weis-e war Felix sofort s bereit, der-Mutter Aufforderung zu sol- s gen; posttvendend lündigte er seine dem- s nächst bevorstehende Heimkehr an. ; Frau Wedekamp war überglücklich; Z allerdings schlich sich in ihren Jubel eine S heimliche Besorgnisz. Felir’ rasche Zu- i stimmung war. darüber täuschte sie sich nach den gemachten Erfahrungen nicht, jedenfalls noch anderer-. Ursachen ent sprungen. als allein ihrem Wunsche; aber sie unterdrückte solche Gedanken. Eine unbestimmte Angst trallie sich ihr indessen an die Seele; sie suchte diese Empfindun aber immer abzuschiitteln, und kullte isre Bedenken undSorgen mit an enehrnen Zukunftstriiumen in den S las. Die kleine Stadt, in der Felix seht le ben sollte, so sagte sie sich, bot gar keine Gelegenheit zum Vazardirenz er müßte sirh ja auch bald eine eigene häuslichteit geändert, bald heirathen, natürlich eine junge, schöne, reiche Frau. Ullmählich würde er dann schon zur Ruhe lonunern Das Geschäft würde ihn interessiren, so bakd er nur Ersolge sah; man wiirde ihn später dann sicherlich in die Stadt-zer tretung wählen. das würde seinem Ehr geiz schmeicheln. Und dann würde er Abends mit den Honoratiooen in? hotel Kramer- gehen und seinen Bierstat mit den Anderen dreschen. Ja, so würde sich schließlich Alles zu einein guten Ende lö en Frau Wedetamp hatte sich, als sie ihren Neffen verlassen, sofort in die Fa brik begeben. Jm Comptoir sehte sie sich an ihren Schreibtisch nnd sah die einge lausenen Korresponden en durch. Sie er ledigte die nothwendig en Sachen und beschäftigte sich dann eingehend mit dem Kontrast, den ihr der neu agirte, von Felix empfohlene Leiter der alzlassee fabrikation zur Unterschrift gesandt haa- « s q————f— « M Herr schien vorn demusqern seines Wertheå genügend durchdrungen zsr sein, denn die Ansprüche, welche er in diesemäontralt erhob, waren keineswegs bescheidener Natur: fünstausend Mart Fixum Und nicht unbxdeutenoe Tantie men; den Titel eines D—irettors, Pro tara und sonstige umfassende Vollmach ten und Rechte; festes Enaagetnent auf fünf Jahre; irn Falle früherer Kündi gung zehntausend Mart Konventional strafe. Die Senatorin trug schwere Bedenken, - der Kontralt zu untersetchnem erst » wollte sie diesen henry Corille sehen, rennen lernen, bevor sie s olche Verpflich tungen einging. Einige vorzüglicheseug nisse über seine ehemalige Wirksamkeit tn großen amerikanischen Fabriten hatte er ja eingeschickt; da gen hatten die Ertunditzungem welche ee vorsichti ger Weise durckfs Unstrtnstsbureau ein ziehen ließ, ein ziemlich nichtisagenloes Resultat ergeben: here Corille warst-ö liinder, Franzose vors Geburt, naturw sirter Amerilanerx man könnte ni is Genauei über seine Verhältnisse in r sahrung bringen. Er scheine nicht unbe mittelt, ver-lehre in Berlin in besseren herrenkreisen ten-v set in diesen offenbar »Ah-liebt » Wer-s- sasessseskseess se; brennende-NEM- W obs-Beete W ans den verantwortungtoollen Posten ei nes Oeschiifttfithrert gestellt habe-; aber tx, der ihn sehr warnt empfohlen, tte iiberdies versichert, here Eorille sei nicht abgeneigt, sich später mit einem größeren Kapital an der Fabrik zu lie theiligern Deshalb wollte sie ei weni · stens mit ihm versuchen. herr Eori e und Felix wollten am nächsten Tage zu sammen antomrnen. Frau Wedetamp blickte unwillkürlich oon ihrer Lettitre auf uno sah in die mit Yspanntem Ausdruck aus sie gerichteten ugen des alten Prokuristen Schiller, Pera an dem Doppelt-alte ihr gegenüber a Schiner war im Dienste der Familie Wedetamp ergraut; ihm allein war es zu danken, daß die Fabrik zu Zeiten des Senators überhaupt existenzfähig geblie ben war. Frau Wedetind wutzte seine Treue und Ergebenheit auch wohl zu schaden; er durfte sich rnehr herausneh men als jeder Andere· »Nun, Schwert« fragte sie verwun deri. «Wollen Sie dieses Zchriststiick da unterschreiben, Frau Senator?« fragte der Alte statt der Antwort. «Weshalb tragen Sie danach?« »Dann will ich lündigen«, sagte Schüler entschlpssenz »ich habe leimt-tust mich auf meine alten Tage hier von ei nem hergselaufenen Menschen komman » diren und chitaniren zu lassen. Jch re : spettire leinen herrn über.rnir als oie " Besitzer der Fahrit. Jn diesem Falle also Sie, Frau Senator. Jch bin hier zweiunddreißig Jahre lang erster Ange stellter gewesen und will hoffen zu Jhrer friedenheitx bin ich nichts mehr werth, o gehe ich!« Was fällt Jdnen ein,Schuler·i-sa sagte Frau Wedetamp ärgerlich. »Den Co rille ist« für dir Mal tafieefabrit enga girt und iiir die E enz, von der wir Beide nichts verstehen, sein Arbeitsfeld iit völlig getrennt von dem Ihren. Jch weiß nicht, was Sie wollen! Jch tann doch engagiren. wen ich willi« J »Gewiß! Und ich kann kündigen, wann ich will!" tagte der alte Mann ei- I genfinnig. Dianas muß ich doch, da J gehe ich lieber gleich freiwillia, als daß . iu? mich verdrängen lasse! Nur wegen Z des Malztafiees und der Essenzz jawobll Und dann der Vollmacht wegen! Rath- - wendige Verbesserungen und Verände rungen im Betriebe, und was da sonst ! noch an feingedrehten Phrasen im Kon- i tratt steh-t· Meinen Sie, das sei so von « ungefähr. Frau Senator?« Ell-er das ift doch die reine Miß gunst bei Ihnen, Schülers« rief die Prinzipalinx »Herr Carille kann Sie nicht verdrängen, nun und nimmermehr. Die Engagoments und Entlassungen sind und bleiben meine Eschel« »Wer-den Sie die Qderleitung der Fa brik in der band behalten?« fragte der Prokurist zweifelnd. »Ich denke dabei weniger an Deren Corille als an den jungen Herrn. Es wäre nimmer gut, wenn Sie das Ruder abgäben, Frau Senatpr.« Frau Wedetamp richtete sich sie-il auf. »Den Felix Wedetamp ist der Erbe fei nes Vaters nnd somit Besitzer der Fa drit; ich vertrete nur seine Stelle in der Leitung« sagte sie kalt. aNatürlich wird er eines Tages den Platz einneh men, den ich fest innehabe; fiir mich wird es die schönste Freudestunde meines Lebens sein, wenn ich das ganze Fabrik welen meinem Sohne übergeben tann." here Schüler schwieg, aber seine Mie ne driiate keine Zustimmung aus. Die Erörterung dieser Angelegenheit zwischen ihm und der Frau Senator war vorläu fig zu Ende. Jn dein Schnellzug der Felix Wede tarnp und seinen Freund Henrn Corille Neustadt zuführen sollte, hatten die Bei den es sich in einem Rauchcupfc erster Klasse bequem gemacht. Felix war siebenundzwanzig Jahre alt; er sah aber mindestens ein Duyend Jahre älter aus; sein Gesicht trug deut lich die Spuren seines Leben-; er war stutzerhast, mit einer gewissen gesuchten Nachlässigkeit gekleidet. Wie er so da bingeretelt, die Beine vor sich aus den gegenüberbesindlichen Sitz gestreckt, den Kopf in ein kleines seideneö Reisetissen gedrückt, mit halb geschlossenen Augen den Rauch eine-r seinen Cigarre var sich bin blies, bat er das Bild eines Men schen, dem eine erIschtassend weichliche Lebenssphäre jedes Atem geistiger und körperlicher Krast entzogen hat. Arn andern Fenster saß herr Carille » und blickte in die Landschast hinaus, die » der Zug in weiten Kurven durcheiite. Sein Alter war nicht leicht zu schätzen; man war neigt, ihn sür einen gut ton setvirten ierziger zu halten. Er war ohne Zweifel ein schöner. stattlicher Mann; ein wohlgepslegter, dunkler Vallbart bedeckte die untere Partie seines regelmäßig-m frischen Gesichts, und dunkles, well I hast umrabrnte die breite, weisse tim; seine Teilette war « gewählt, von einfacher Eleganx jedoch snicht dand äßig. Die anze Erschei nung des grau machte e nen angeneh men, gedie en Eindruck; nur dem ganz schar chti Beobachter siel der ei tbiirnlich s rage, beinahe schielende sB iet der grauen Augen hinter den Bril lenngsern aus. unsre sein«-to scheint gute-i Mit baven Boden zu haben-' hate here co rille plötzlich. »Welche Wiesen! Welch üppiger Grastvuchst Fis- rnuß es gut unt die Landwittbscha siebent« Keine Antwort erfolgte, nur ein Zeus aus Heils Munde wurde ver .sie fes-im est-u gka zaud- irrer Este heimlehr zu empfinden!« sagte orille verwundert. Der junge Verr richtete sich ein wenig aus seiner bequemen Stellung auf unr wars die halbaufgerauchte Cigarre aus dem Fenster. »Jreude!« wiederholte er Flangweilh »Nein, mein lieber Cotille, ch daheim Gegentheil ein unermeßliche-s Grauen vor der nächsten Zukunft. Den ten Sie doch 'mal: Tage, Wochen, Mo nate. vielleicht Jahre verbannt zu sein in die schauderhaste Wüste dieses Mein stadtlebens, —- mit den Philistern Bier politik tratschen, —- den dritten Mann beim Pfennigstat stehen, Verein-festlich teiten mitmachen. den Giinsen von Do noratioventöchtern den Hos machen sol ien! —- Brrrt —- Und zwischendurch die fürchterliche Langeweile dieser misera blen Oede überhaupt hieri« »Na, na; man ist doch nicht nur zum Bummeln aus der Weltt« erwiderte Co rille im Tone väterlicher Ermahnung; »machen Sie sich nur nicht schlechte-r, ais Sie sind, lieber Freund. Wir haben doch ein interessantes Schaffensseld vor uns. Possen Sie auf. was wir da Alles zuwege bringen. Aus der Cichorienbude machen wir ein Einblissement mit Welt rus; ich meine, der Gedanke allein müßte Sie schon anregen.« Herr deeiamp schnitt eine Grimasse. »Um Gottes Willen, Corille,« wehrte er ab, »den-erben Sie mir nicht noch mehr die Stimmung. Wenn Sie denken, mich mit vor den Pflug zu spannen, der Ihr Schaffensselo bearbeiten soll, haben Sie sich leider verrechnet· Die Comptoirars beit liegt mir im Magen. Außerdem . din ich gar nicht nöthig. Die Mama ist großartig in der Fabritleitung. Das ist eine Frau, sage ich Jhneni Die Karte · war total verfahren, als der Alte start-; sie hat die Geschichte wieder slott ge macht;. gegen die tommt so leicht Kei ner an.« »Die Fabrik ist doch Jhr Eigenthum, gicht wahr?« wars der Andere sprschend in. «Eigentlich ja!« gab der junge Verr unwillig zurück. «Hiiren Sie, da wiirde ich an Jhrer Stelle aber etwas weniger gleichgültig sein,« sagte Corille, seinen Vollbatt glat tend, und die blißenden Brillengliiser richteten sich aus das Gesicht des jungen Wedelamrn «Die Tüchtigkeit Jhrer Frau Mutter in Ehren, ich sreue mich sehr, die Dame kennen zze lernen, aber mich dünlt« es sei angenehmer, Herr des Hauses als nur Sohn irn hause zu sein; mir persönlich würde eg lieber sein. mei ne Mutter zu ernähren, als mich von ihr j unterhalten zu lassen! Aber die Ansich- . ten sind in derartigen Sachen verschie- . den. Jeder nach seinem Geschmack! Nur , begreise ich, nehmen Sie mir es nicht ; übel, eigentlich nicht, weshalb gerade Sie ; zögern, sich zum Deren der Fabrik uni: s damit zugleich zum herrn der Einkünfte « zu machen. Gerade in Jhrer Lage wür- I de Jeder mit zehn Fingern nach Selbst- ; ständigteit greisen2«' f Die Wangen des jungen Wedelamvj rötheten sich unter dem sixirenden Blick - des herrn Corille; ein seltsam unruhi grr Glanz trat in seine Augen. «Sie mögen recht haben!« gab er zu; »aber i was thue ich mit der FabrM Ich tann nicht arbeiten! — Ich würde mich mit- l sammt dem Geschäft inne-hau- einer Jahre-s sestrennenz -..«..-·t »Ycls Mclllcll Olc cllll, Illglc Sollst s überlegen; »Sie haben lein Selbstver- i trauen; folgen Sie meinen Nathschläs i gen und Sie- werden gut dabei stehen. ? Jch arbeite, ossen gestanden, nicht gern . mit Frauen. Es wäre mir lieber, wenn E Sie an die Stelle Ihrer Frau Mutter ; traten. Sie wissen, ich hade nur Jhnen I zulieb den Posten angenommen. Dir ’ Arbeit wird Ihnen nicht lästig sollen, » dafür lassen Sie mich nur sorgen. Der Welt halber. Jhrer Mutter und dem Personal gegenüber, müssen Sie sich we nigstens das Ansehen großen Interesses und regen Fleißes geben. Das ist uner läßliche Nothwendigteit Sie müssen unbedingt jeden Morgen einige Stunden im Comptoir sein; aber ich werde es so einrichten, daß Jhnen die Zeit dabei nicht lang wird. Jm übrigen malen Sie sich das Kleinstadtleben vielleicht schwarzer aus, als es in Wirllichleit ist; ern reger Geist sindet überall rstreuun n. Wir werden mit der Zeit lannte s nden, die uns zusagen. Jn einer Stadt mit über wiegend wohlhabender Bevölkerung, wie Jhre heimath adt es ist, sinden sich im mer Leute« d e nach anderen Genüssen sahnden, als wie das ossizielle Klein stadtleben sie bietet; es mangelt ihnen meistens nur an Anregung und an An schluß. Vertrauen Sie nur nur ein we nig; ich werde bald genug einen Kreis netter Leute um uns wimmeln-« .Jch wünsche Ihnen Glück auf die Suche na den netten Leute-il« sprach er tvegtver end. »Alten«-ich schon eine Dio scaterne dazu nden müssen, j sit te ich; außerdem t auch lein - Lokal zur iiguns »Ein schauderhast solidei Rest, l orille, —- wird Ih nen bald genug über werdens« »Ich werde mir ein-e Wohnung außer halb der Stadt nehme « sagte Csorille runhdentlulka »Ich lie die Einsamkeit, Ue Ruhe, I Unbehell sein don neu rigen Blicken. »Wenn Abends aus m Geschast heimkehre, will ich thun können« was« ich Lust habe- Ich liebe viel Grun, viel Blumen, kurz, landliches Abs-Weder r x ump achte hell auf. »Sie angottvom lieber Eotillet Da lerne rch Sie von einer neuen Seite lennenl Aber, im Ernst, ich verlasse mich unbe dingt aul Siel —- ich traue oebnen su, aus gis siruöhr Tom-M a- ärod e ent« rer im nein se stiW items-see Doch ein you W I tm tue-tqu- nicht way-, Sie um then der Mama nicht-i« »Aber ich bitte Sie, mein Freund, das bleibt selbstverständlich ganz unter unst« , Sie schüttelten einander verständnis voll die hande. ! Der Zug näherte sich jetzt der Stadt; schon flogen die häuser der Vorstadt vorüber. i Es gab nicht viel Momente im Leben der Frau Senat-or Wedetanm in denen ihre bewunderngwertlse Selbstbelser ch ung und ihre tiihle Ruhe sie verla en hatte, aber das Wiedersehen drei el b ten Einzigen raubte ihr sede Zu ung; sie umschlang ihn mit beiden Armen und drückte, sich selbst und ihre Um dun vergessend, leidenschaftliche Kii e au seine Lippen· . Der junge Welt-nann, dem die Szene inmitten des Menschengewiitzls augen scheinlich peinlich war, entzog sich so rasch wie angängig der mütterlichen FUmarmung aGestatte, liebe Mama,« » sagte er, »daß ich Dir Herrn hean Eo j rille· meinen Freund« —--- unsern neuen ; Titettor, vorstelle.« » « Corille verbeugte sich sehr ehrerbietig. Ein flüchtigen aber scharfer Blick der Senatorin streifte über die stattliche Er s scheitnung des Mannes-. Sie pflegte un betannte Personen stets nach dem ersten Eindruck, den sie von ihnen empfing, zu beurtheilen; der Eindruck, den Herr Co rille aus sie machte, war ein günstiger. »Ich werde mir die Ehre nehmen, der gnädigen Frau morgen sriih meine Aus wartung zu machen.« sagte Corille; »Mit gestatten Sie, daß ich mich zurückziehe und mich nach einem Hotel umsehe.« »Das wirst Du nicht zugeben. Ma ma!« wars Felix hastig ein; wir haben Fremdenzimmer genug im Hause. So lange bis Herr Carille ein passende Zusartier gesunden hat, ist er unser a t.« I »SelbsiVerstiindlich!« bestätigte die Senatorin, obgleich dieses Arrangement eigentlich nicht in ihrer Absicht gelegen hatte. »Die Zimmer sind bereits vorhe reitet Nein, Sie dürfen uns das nicht adichlagenf setzte sie noch hinzu, als Co rille scheinbar die Einladung adlehnen wollte. »Bitte, kommen Sie! —- Jn siins Minuten sind wir am Zielet« — Sie hätte sich teinem andern Fremden gegenüber zu einer so herzlichem fast dringenden Einladung verstanden, uher Felix wünschte den Aufenthalt des herrn in seinem väterlichen Hause; er bezeich nete ihn ais seinen Freund. Frau Wedetamp nahm den Arm ihres Sohnes-. Corille folgte Beiden: ein kaum merk bares Lächeln lag auf feinen Lippen. Der gute Eindruck, den die Senatorin im ersten Augenblick von ihrem neuen Geschöfisiiihrer empfangen hatte, der stiirtte sich im Laufe des Abends. Felix nahm nur zerstreut am Ge sprach Theil; er unterdrückte offenbar ein Gähnen Nach Tit-k- erhob er sich. um, wie er sagte, ein bischen durch die Straßen zu schiendern und heimathsi tust zu chlucken. Seine Mutter dis pensirtet gern. Aus der Unterhaltun während des Eisens hatte sie ersehen, das lix in letter Zeit ziemlich intirn mit n Corille verkehrt haben mußte-; es brannte ihr nun auf der Seele,s.·ettvas von seinem Leben und Treiben in Ber lin-zu ersuhrenz » saus oer gen-reichen, one- iarioouen Art, mit der Corille die Unterhaltung beberrschtn sühlte sie heraus, dass sie ihn nicht als Angestellten, sondern als Gleich berechtigten zu betrachten dabe. Sie ent sann sich außerdem verschiedener brief licher Andeutungen ihres Sohnes, nach welchen Coriile ein sehr wahlhabender herr war; sein ganzes Wesen athmete das Selbstbewußtsein des unabhängigen gutsituirten Mannes. »Wissen Sie, ob meinem Sohne der Abschied von Berlin sehr schwer geworden ist?« sragte sie. Jedenfalls war die Abschiedstrauer nicht so groß wie die 05,reude aus die heimlehr,« entgegnete äorille gewandt. »Wirllich?« sagte Frau Wedetamp erfreut. »Das macht mich ganz glück lich; ich hatte es kaum erwartet. Feljx war immer mein Sorgentind," sehte sie leise hinzu; »ich habe auch heute noch Angst, daß er sich nicht in die tleinen Verhälin e unseres Städtchens hinein sinden wir ." »Diese Sorge dürften Sie sich erspa ren, gneidige Frau,« erwiderte Corille ruhig. »Ich glaube, Ihnen versichern zu lönnem daß Sie sogar noch recht viele Freude an hrem Herrn Sohn erleben werden, A s ich Deren Wedetamp vor etwa. einem Jahre leimen lernte, gesiet er mir· so gut, daß ich mich ihm, troh des erhsebluäeiå Alxrsunzg chinds zwischen un,g i nii ran Was mich besonders ansprach, war die grenzenlose Verehrung, welche er siir seine Mutter hegt, und die unnmschriinlte Werten nun die er dem Witten und der Tüch tigtet seiner Mutter sollt. Zwar wäre es sa im Grunde unnatürlich, wenn er anders dariiber dächte; aber, gnädiges ; Treu-, lernen Sie die heutige Jugend und sonders die jun e Mönnerwelt der oberen Zehntausen tennenl Da ist « keine Spur mehr von Dankbarkeit n die Eltern nnd von tindiichiir Bei t. Umsaniehr stel mir dieser Zug an Ih oem rn Sohn aus« Der junge Mann hat mitth, dachte ich mir; mein Jn ieeesse sitt ihn erwachte dadurch!« Die Senatorin nicktep the Augen hingen an den Lippen des Sprechenden fil- verlunde er ihr ein neues Evange um. (Iorisehung folgt.) - — «-»---s-...-- « G ii p bin ge n. sie aus den Grund n t d t lean irsallungdes IM