Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 12, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

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    gåonätagLT
Plätt
J. P. Windelle Herausgehen
Grund Island, Nebr» den 12. Oct. 1900.
Jahrgang 21 Nutz
Vor der Ernte.
Von Martin Greif.
« e
Nun störet die Vleliren im Felde
Lin leiser Hanle
Wenn eine icti drunt. fo bebet
Tic andre auch
sEs ist, als alnitcn sie alle
Ter Siedet Schnitt
Tie Blninen nnd fremden Online
Erzittern anctif
k er Bund der zehntausend Hoff
nur-gen.
Ank- den Erinernngen eines anglo-dürre
fis-neu Tereltiveez.
.- Schon mehrfach war ich von der Re
siernng in Peling mit geheimen poli
Y ischen Missionen betraut worden. Oit)
"l-in von Geburt Engländer., war ager
schon als Kind nach China gekommen
nnd sprach dag Chinefische wie eir.
H Eingeborener. ««
« Eine-z Tages empfing ich eine wich
t:ge Botschaft vom Ministerium. Man
ttieilte mir mit, daß Seine Kaiserliche
LI.’iajestät, der Solin des Himmels, mei
ner Dienste bediirfe. Demiitbig, wie es
einem Sterblichen, den die Götter
ehren, geziemt, laniclxste ich in der An
kienz den Worten kees ersten IJiinifterS.
»Wir haben erfahren,« fagte er, »das;
in Nanlina eine kiebeiine Gesellschaft
besteht, die sich der »Wind der zehntau
send Hossnnnaen« nennt. Das wissen
wir, aber treiter konnten wir nichts
berausbelonirrien. Der Gouvernenr non
Nanling meint zwar, dafz seine Feinde
die Angelegenheit start übertrieben hät
ten. Aber wie ich ans anderer Quelle
höre, ist die geheime Gesellschaft ziem
lich gefährlich. Sind Sie nun bereit,
die Zwecke und Ziele des Bunde-? zu
erforschen?«
,,Gerne.«
»Sie begeben sich unverzüglich nal
Neuling nnd sprechen bei dem Gouver
neur Chunq-Ki rot. Sie werden ihm
·diesen Brief überreichen und dann her
auszusinden suchen, in welcher Weise
Sie am wirksamsten zusammen arbei
ten-«
Jch war entlassen.
Nun Veqaml Im zu uvertrgen. Ja
wußte« daß die Provinz mit geheimer
«Gesellschasten übersiit war. Die Mehr
zahl strebte darnach-, die Maul-sehn
Dnnastie zu stürzen.
, Nach zwei Stunden hatte ich Pelinr
Hi- bereits verlassen, befand mich aus den
; ’Wege nach Tientsin, wo ich einen Dam
pser nach Sbanghai bestieg. Als Chi
nese betrat ich das Schiff, als Enalän
der verließ ich es. Es war mir leicht
als ein Chinese zu gelten. Der Schnit«
meines Gesichtes iit etwas orientalifch
Jch besitze nickt allein dunkle Augen
sondern soaar hervorsvringendeBacken
kriechen. Ohne diese Eigentlpiimlichiei
tcärc meine Nationalität schwerlich zi
rerberqen gewesen· Selbst das Haus«
ließ ich nach chinesischer Manier wach
sen· Als Europäertrng ich eine Ver
riicle.
Jn Nanling besnckste ich soqleich der
chverneur Chanassi. Er war eit
Mann von mittlerer Größe, sehr ins-.
Her und hatte ein Gesicht, von dem mai
vie Verselxmitziheit til-lesen konnte. Den
Manne entging sicherlich nichts, nich«
das Geringste meiner Rieivunq, norl
meines Gesicht-) oder meines Austre
tens.
»Ich habe es nicht erwartet. Sie wi;
einen Europäer actleidei zn sehen,'«
begann er, meine Person musternd.
»Ich tleive mich gewöhnlich wie man
es am wenigsten erwartet,« war meine
?lntt»oort.».
,,-’Oclzclt,llllg, lllclll «I»cl.:, Issezt re
fert, »Sie sprechen zwar äusierit flie
ßend chinesisch, haben aber dennoch
einen fremden Accent.«
»Diese Bemerlnna wird mir heute
zum ersten Male aemachi. ist-allean
,.Selti«:-m,« rniirmelte er.
Jch l,atte nämlicksv einen etwas frem
den Accent beim Sprechen aus ganz
bestimmten ltjriinren angenommen
.,Wahrscheinlicl7 ist tiiierer Excellenz
c’entelli«qenz größer als die anderer
deute-« tagte ici hinnen
Er lächelte liihl.
»Im diesem Briese l«»ier,« saate er,
,,tverde ich ersucht, alles-, was ich til-er
den «Bund der zehntausend Hoffnun
gen« in Erfahrung gebracht habe, Ih
nen mitzutheilen.«
»Noch den Meldungen, die Sie ne
macht haben,« bemerkte ich, ,,ioissen Zie
wenig zu berichten. Excellenz müssen
jedoch nicht glauben, daß wir anneh
men, Sie wüßten nicht genau, was um
Sie her vorginar. Hat die Gesellschaft
politische Zwecke?«
»Unbedingt.«
»Halten Sie den Bund nicht sit ge
·sährlich?«
»Nein. Gar nicht. Es sind nur einige
Kulis, die sich von Geistern inspirirt
glauben«
Jch lonnte nichts Verniinstiges über
den Bund aus dem Gouverneur tier
ansbringen und aina. Nach meiner Ge
wohnheit auf der Straße alles, was
um mich vorging, zu beobachten, be
merkte ich plötzlich, baß auch ich beso
achtet wurde. Jch sah einen Knli in
einer blauen Blouse· Er schien in
großer Eile u sein und etwas Wichti
aeg Vorzuha n. Als er ungefähr 30
Meter von mir entfernt war, blieb er
stehen, suchte etwas unter seiner
Blruse, und da eres nicht sand, aing
er iiber den Damm und verschwand in
einer Aller. Ich wandte mich um nnd
erhas te mit dem Blick einen anderen
Kuli n einer qrauen Blouse, der in
ein us [chliipste.
J t wurde die Sache interessant,
tvag sollte die Versolgung bedeuten?
Nachdem ich etwa zwei Stunden,
immer gefolgt von einem Kuli, umher
gelaufen war, suchte ich das Wirths
hcus auf, wo ich ein Zimmer genom
men hatte. Als ich eintreten wollte,
fal) ich den erfien Graubloufigen am
Eingang der Straße gehen. Jch hatte
dem Gouverneur meine Adresse nicht
angegeben, folglich war mir der Kuli
nur auf seinen Befehl nachgegangen.
Auf einein schmalen Gang, zu dem
eine fchmutzige Treppe führte, lag mein
Zimmer. Jch zündete mir eine Pfeife
an und begann, mir die Situation klar
zu machen. Dabei blickte ich zum Fen
ster hinaus auf fchmuäige Hintertiöfe
und schräge Dächer. .ln eine Flucht
war nicht zu denken.
Jch holte aus demsioffer mein chine
fifckses Gewand und danl dem orienta
lifchen Schnitt meines Gefichtes hatte
ich mich unertennbar in einen Chinefen
verwandelt. Um die Täuschung voll
ständig zu machen. fetzte ich eine große
Hernbrille auf und ging nun hinunter
in das Gaftzimmer. Drei oder vier
Leute tranken Thee und Plauderten
Ich ließ mir gleichfalls eine Tasse Idee
ringen und setzte rnich nieder.
»Sie haben einen Fremden hier?«
fragte ich den Wirth.
»Ja, Exeellenz.«
»Was wissen Sie von ihm?«
»Nichts-, Exeellenz. Euere Ersrellenz
ift wohl auch hinter ihm her?«
»Auch? Was foll das heißen?«
,,!lltöchten Euere Excellenz nicht lie
ber da drüben Jhre Freunde darum
befragen?«
Fünf Minuten lang faß ich ganz
still, schlürfte meinen The-: und wagte
nicht aufzufchauen. Meine Gedanken
arbeiteten blitzartig Dann stand ich
auf und ging langsam, verfolgt von
sechs Augen. hinaus auf die Straße
und schlug die Richtung ein, wo ich
zuletzt den großen Kniigefehen hatte.
Im ging an Ihm DUkVel, llaylll ucu -
Ausdruck eines grübelndenPhilosophen
an und guckte verstohlen dann uno
wann über die Schulter. Plötzlich sah
ich ihn nicht mehr, er war fort. Noch
wanderte ich eine Zeitlana, bis es dun
tel ward, dann kehrte ich zu meinem
Gasthaus zurück, um meinen Koffer zu
tsclen, und sogleich mein Quartier zu
wechseln. ,
Jn dem Gastzimmer saßen nur zwei
Leute, als ich eintrat. Der eine Mann
schlief friedlich in einer Ecke-. Der an
dere, ein alter mit einem Pack auf dem l
:)ii?cten, schien ein Haufirer zu sein.
Auch er weilte scheinbar im Lande der
Träume Ich nahm Platz und bestellte
zunächst etwas zu essen. l
Kaum hatte ich den letzten Bissen «
meines Mahle-H yinunteraetviirgt, so
brgann sich der Hausirer zu regen:
kann fragte er mich. welche Zeit es
ware. Ich antwortete, und nun wurde
der Alte redselig. Er sei Hausirer Und
handle mit allerlei Dingen. Da ich
ihm nichts abiaufen wollte, sprach er
orn einem ganz geheimnifzvollen Arm
band aus Jet mit Goldverzieruna das
einzig in feiner Art ware, das ich sehen
n-.iisite, aber welcer er nicht wagte, of
fentlich -u zeigen.
Jet- forderte ihn auf, mich in ein
Nebeneinnner zu begleiten· Als tvir
Leide allein in der Stube traren. Vaaie
er zitternd seine Waaren ausz. Plötzlich
griff er mit der Hand unter die Blouse,
sog ein Messer heraus und, ohne ein
Wort in sprea:eit, ging er auf midis
los. Ich aber packte ihn mit größter
Geschwindigkeit beim Handgelenk, und
tliirend fiel daLI Messer zu Boden.
Mit einem Satz sprang er zur Thür.
Aber ich faßte ihn beim Zupf. Da hielt
ich eine Perriicte in den Händen, und
nun sah ich, das; es ein junger Mann
war, mit dem ich es zu thnn hatte. Jni
nächsten Augenblick rangen wir mit
einander.
Mit einer schnellen Bewegung griff
ich ihn von hinten an, und sausan
flog er mit dem Kon gegen die Thiir
mit solcher Gewalt, daß er sofort nie
tersiel und regungslos liegen blieb.
Nun kam mir ein kühner Einfall. Jch
cnttleidete den Sterbenden und
schleppte ihn unter das Bett. Dann
fchliipfte ich in mein Zimmer, legte
sein Gewand, seine Perriicke an, stand
bald ganz wie er als Hausirer gekleidet
da und ging hinauf auf die Straße.
Da drängte sich in der Dunkelheit eine
Gestalt dicht an mich heran.
»Mut« flüsterte mein Begleiter.
»Es ist alles gut,« antwortete ich
und ahmte die Stimme des Hausirers
nach.
«Schläst er?«
»Fest.«
»Gut. Komme mit uns. Du hast
Deine Probe bestanden. So sterben alle
Feinde der guten Sache!
Wir gelangten in eine Straße, die
den Namen der »Lohn der Guten«
trug. Vor einer Thüre blieben wir
stehen. Mein Begleiter kratzte an die
Thurm eine Spalte öffnete sich, und
eirze Stimme fragte nach unserm Be
ge r.
»..Deö Drachens Blut,« sagte mein
Fuhren »Einlaß zu den zehntausend
hoffnungen.«
Nach vielen Uniständlichkeiten kamen
wir in ein langes, niedriges Gemach.
Bierundzwanzig tliksternde Männer
saßen an den Wänden entlang.
Jii der Mitte des Zimmers stand
ein Tisch. Darauf brannte eine Lamve
mit einem grünen Schirm. Meine Au
gen gingen rastlos hin und her.
Plötzlich kam Bewegung in die Ge
sellschaft· Ein Mann mit einer weißen
Maske trat ein. Stumm verbengten
sich alle. Der weiße Mann erwiderte
ernst den Gruß. Dann nahm er seinen
Präsidentenplatz ein«
,,Sind wir alle hiex?«
»Ja. Bruder Präsccent.«
,,Sonst noch wer?«
»Noch einer.«
»Was will er?«
»Er bat etwas zu erzählen«
»Ist er ein Fremder?«
»Fa, ein Fremder, Bruder Präsi
denks«
Der Präsident sah mich scharf an.
»So wollen wir seine Geschichte
lfsören, bevor wir zu wichtigen Ge
schäften übergehen.«
Jch trat einige Schritte vor, sah der
weißen Maske ins Gesicht.
,,Lange lebe der Bund der zehntau
send Hoffnungen,« sagte ich.
»Ein frommer Wunsch, mein Sohn.
Die Götter fördern unser Unterneh
men. Die Tage der Usurpatoren sind
gezählt. Starb diese Creatur, die we
der Engländer noch Chinese war? Wie
stark er?«
,,Wie auc, verzweifeln iiimpsend,
Excellenz.«
»Excellenz!« wiederholte er. »Du
braucht ein seltsames Wort. Du ge
hörst nicht zu uns!«
»Eure Mirdige Haltung, Bruder
Präsident, gab mir dieses Wort ein."
Schweigen trat ein. Das war wohl
die verhänanißvollste Situation, in
Pe: ich mich je im Leben befunden
,atte.
»Wer braciste diesen Mann k-ierher?«
»Jckjs,« saate mein Führen
»Was weißt Du Von ihm?«
»Er hat uns oft und treu gedient
Jhm ward die Ehre zu Theil, den
,.Bund der zehntausend Hoffnungen«
von dem gesährlichsten Feind zn be
steien.«
,,Kannst Du fiir ihn bürqen?«
»Ja, Bruder Präsident Als Haust
rei verkleidet, ging er in das Wirths
haus. wo der lsngliinder in chinesischer
Tracht wohnte«
»Wie heißt Du?«, wandte sich die
weiße Maske an mich.
»Ist es nicht qeqen die Requ des
Bundes, die Privatnamen zu bespre
chen?«
»Wenn die Nothtvendiateit es er
sirdert, so sind die Reqeln ungiltia.«
Ich war starr vor Schrecken-. Da
sie! mir ein, das- der Hausirer mit sei
nen Namen genannt hatte.
»Ich bin Bonn-li, der Sohn von
Hi, des ehrenwerthesten Saratischlers
von Cl)ina.«
Der Präsident fcb meinen Nisus-s
Als.
Dieser nieite
,,Wo toohnst Du?«
Wiederum erschrak ich. Aber schnell
antmertete ich: »Jn der Strasre des-T
,»:·jnseitl-.niiaen Drachen5.«
»Nein, Bruder Präsident,« rief mein
Fiittrern »Er toohnt mit Weib und
Itind in der Straße zum ,,Großen
Tempel«. Diese Perriicte und dieser
Bart ist nur ein Theil der Verkleidrina,
die er annahm.«
»Der Spion ist in Unserer Mitte,«
sclzrie ess- um mich her. Alle spranaen
von ihren Sitzen auf, und ein Dutzend
klenter Messer wurden anf mich ac
ziictt Da ergriff ich die Lampe nnd
tvarf sie auf meine Feinde. "
Dunkelheit füllte sofort das Ge
mach. Jch hatte mir genau die Thüre
gemerkt, zu welcher der Präsident her
einaetommen war. Dahin tastete ich
mich und ries:
,.Feuer, e«’5euer!«
Nun ward das Gedränge und die
Aufregung groß. Von einem Men
schenlniiuel getragen, gelangte ich auf
den Hos. Da hörte ich die Stimme
des Präsidenten:
,.Las;t Niemand hinaus.«
Jch sah den Mann mit der weißen
Maske neben dem Pförtner an einem
Thore stehen. Schnell versetzte ich die
sem einen Schlag Unter das Kinn. Er
taumelte, stürzte zu Boden, und ich
Efeach durch die Thür und gewann das
i me.
Man versolate mich. Jch lief in das
Telegeapben-Bnreau und setzte nach
itekkende Depesckfe nach Peking auf:
»Der Bund der zehntausend Hofs
Jungen« tagt in der Straße zu dem
Lohn der Guten. Sein Präsident ist
Der Gouverneur Chnng-Ki.«
—. -...-—.—
Der Enderintendent der Pennsylva
«iia-Bal)n hat in seiner Privat-Crit ein
Telephon. Wiinsrln er sieh mit irgend ei
iem Platze Zn Verbindung zu setz-ein« so
tält die Car nnd ein Electritcr stellt die
Verbindung mit den Drähten längs der
Vahnlinie her.
Ein photographischer Kontroll
Apparat.
Der neueste Automat, um diePiinkL
lichteit der Angestellten eines Einmis
sements zu tontrolliren. ist Der
(;uv’ni)r von H. W. Witham in Lon
Ton· Dieser Apparat giebt nicht blos
die Minute an, zu welcher der Betref
fende sich zur Arbeit einfand, sondern
er photographirt ihn auf einem Filar
band, so daß fein Prinzipal ein ge
naues Dotument von dem Eindruck,
den er geboten bat, als er auf ten
Knopf drückte-, erlangt. Die Konstruk
tion des Apparates, der auf einem
Filni 288 Portraits aufnehmen konn,
It sehr einfach. Abgesehen von der
- erwendnng zu Geschäftszcvecken per
spricht der Apparat manchen anderen
nützlichen Zwecken zu dienen, z. B. de:
periodisch-en Aufnahme von Kinderge
sich-tem, rson Kranken u. s. w.
Wer regiert?
Eine Elsicgcschichtc von Ida Vori
Wie mein künftiger Gatte ausseher
scllte, darüber hatte ich, offen gestan.
den, nie so recht nachgedacht. Eine-i
aber stand bei mir fest, energisch müßt
mein Piann sein, das war Grund
bedingung. Pantoffelhelden, Wasch
lappen waren mir ein Greuel; eir
Mann, der sein Weib hänselt, erschier
mir weniger verächtlich, als ein Pan
toffelheld, der zittend unter den Tisct
kriechen möchte, wenn ihn der Blick des
Gestrengen trifft. Mich schaudert be
dem bloßen Gedanken! »Er soll Deir
Herr sein« —das sollte das- Mottt
meiner künftigen Ehe werdet-, imponii
ren muß mir mein Gatte, mir unt
Anderen. Das stand fest!
Jch trar einfach selig, ich mußte mei
item Prinzip nicht untreu werden, ict
nsar Braut, glückliche Braut-—- und des
Mann meiner Wahl entsprach aller
meinen Ansprüchen, und besonders
meine Hauptbedinauna war erfüllt, e«
imponirte mir und Jedem.
Der noch junge Arzt liatte sict
durch seine Energie und Umsicht ein
bedeutende Praxis erworben; wem
Dr. .c:arting eine Anordnung an
Firantenbette traf, aab es keine Wider
rede. Eines begriff ich nicldtx meine-«
Bräutigams bester Freund, Kurt t
Grabens mit dem ich einmal iibe1
meine Ansichten iiber die Etze im Alt
aemeinen und dann speziell über dii
Stelluan des Manneg zur Frau plau
derte, hatte mich, je länger ich sprac
Und von Fritzens Energie schwärmte
immer eigenthiimlickter anaesehen unt
war zum Schluß in ein niit;t zu stillen:
des Lachen ausgebrochen, für das et
tausendmal um Verzeihung bat, daå
ihm aber, kaum bezwunaem immer
trieder aufs Neue iiberniannte. Mit
wurde aanz unheimlich; wie das sc
meine Art war, ging ich sofort zu
Fritz.
Nur nicht genirenZ
« ,,««frit«z warum bat Kurt fich
einfach aefctxsiittelt vor Lachen, als irfj
von Deiner Energie sprach: tot L steckt
dahinter?«
Ich heftete meine Augen fest auf fein
Gesicht; ah, wag trar denn dag? Mein
vFritz, der große, lanae, imponirende
Fritz konnte roth werden, konnte ver
legen, aber wie verlegen aussehen!
»Lass’ Dir nicht banae machen,
Maus, Kurt isr ein itbermiithiger
Kerl! Gott weiß-, an was für dummen
Streich der dachte, als er sein ungezo
gcnes Lächeln bemänteln wollte·«
Ganz beruhigt war ich nich-t, aber --—
ich würde ja der Sache auf den Grund
tumnent
Unser Hochzeitstaq kam heran —
und ging vorbei —- ein schöner, schöner
Tag in unserem Leben; mir gingen auf
ein paar Wochen nach Italien. Als
Weihnachten näher rückte, da faßte
uns Beide die Sehnsucht nach der Hei
math. Ein deutscher Chriftbaum follte
unser junges Glück bestrahlen, im eige
nen Heim wollten wir ihn verbringc:.,
unsern ersten gemeinsamen Weihnacht
abend. Jch hatte einfach in Fritzens
Junggesellenbude, wie er es nannte,
ljineingeheirathet ihn sozusaan mit
gesammtem Fundus instructus über
nrmmen, einschließlich der alten Kathi,
Fritzens ehemaliger Amme und nun
mebriqer Wirtbschefterin, deren er als
Arzt ja drinaend bedurit hatte. Meine
gute Marna hatte mich aetvarnt, so ein
altes Hausmöbetstürk mit zu überneh
nten, sie meinte, das ainae nie aut aus,
aber ich fürchtete mehr, die sollte bald
merken, daß die Frau im Haufe ich sei,
und, ich hatte doch Fritz! Arm in Arm
mit dem fordere ich ja ein Heer solcher
alter »Kathis« in die Schranken.
Wir kamen also aus Italien zurück,
hatten aber unsere um 10 Uhr Abends
ersolgende Ankunft nur der alten
Kathi angezeigt; den ersten Abend in
unserem Heim wollten wir ganz allein
sein, die Eltern wollten wir morgen
früh überraschen
Kathi erwartete uns aus dem Gana,
bewillkommnete uns mit qroßer Jn
nigkeit; in Fritzens Ordinationszini
mer war ein netter kleiner Tisch ge
deckt, die übrige Wohnung aber stock
duukel. —
Ich hatte mir für den ersten Einzug
des jungen Paares zwar festliche Be
leuchtung des ganzen Schauplatzes
gedacht, und eigentlich hatten wir ja
ein entziickendes Speisezimmer zu un
serer Verfügung, indeß war’s auch
im erinationszimmer gemüthlich,
obwohl mir der leiseCarbolaeruch nicht
scnderlich angenehm in die Nase stieg.
aber Fritz fand Alles gut fo, da schwieg
ich auch vorläufig
Frau Rath-i brachtt, strahierrd iiber
das ganze, feiste Gesicht» eines Schüssel
——Gulyas herein! Mein Lachen erstarb
aus den Lippen, ich war todthungrig
Mund am ersten Abend in meinem
Fcuse —- GulhasY Einsachs schauder
ast! ; ch saß schweigend, meinen Gat
ten ni «,t aus den Augen verxierend da,
und er —- er sah aus — M em Bel
legener Schuljunge! Traurig aber
tot-Pr. ich konnte mich der Einsicht nicht
rcr chließen. Und zwischen uns
datn ste, das Zimmer mit lieblichem
Duf e erfüllend —- die Schüssel — das
erste, dem häuslichen Frieden gebrachte
Oriferl Ich war wildhungerig und war
die Erste, die todesrnuthig zulangte;
s— was sollte ich machen?
»Du, Fritz, ich will in meinem
eigenen Hause nicht ohnmiichtg irr-er'
hpn hflk asnn«-s
» -—- ««,s·u
, Up« uuu zutlccll IUUL ILTJ
- i mich am ersten Abend auch nicht mit
Dir, aber Du hättest doch Kathi ein
etwas festlicheres Menu zusammenstel
len lassen können ?«
»Man-s, sei nicht bös, weißt, sie —
sie ist so komisch, die Alte; Gulyas
: trsar das Leibgericht im Elternhause,
ich esse es ganz aerne — und sie ver
stehth halt nicht besser. Kränken will
man so eine alteFrau doch nicht. Uebri
gens kannst Du ihr doch sagen, was
Du willst, Lillt), was Du willst!«
»Werde ich auch in Zukunft! Vor
Allem soll jetzt in den anderen Zim
niern angezündet werden, ·schwarzen
Fiasfee trerden trsir drüben trinken und
rcxuxksen auch.«
»Jetzt noch drüben Licht machen,
Lilln, so spät?«
»Aber Fritz, kaum elf Uhr!«
»Und drüben ist's doch anaenebmer,"
nnd meine Hand streckte sich nach der
ftlingel aus, wurde aber durch Fritzenz
rtnfaszt und zurückgehalten
»Du, ich bitte Dich, daran ist die
Fiattxi nicht gewöhnt!«
Die Thiir öffnend, rief er in sehr
sanftem Tone den Namen der Alten,
tsie denn auch sofort erschien.
»Was ist denn los, Herr Doctor?«
Ich existire überhaupt nicht!
Ehe Fritz antworten konnte, sagte
ich in ziemlich bestimmtem Ton, sie
möge im Speisezimmer aufziinden und
den Itasiee und die Ciaaretten drüben
seroiren. Rubia, als bätte ich nichts
aesprochem iciumte die Alte den Tisch
ab und stellte zwei Tbeeschalen Vor
mit-b bin «
,,.ti.1sfee krieng bei uns nicht, das
trinlrn wir nicht, wir trinken The-e
mir "J)i.l.fi., weil der Fiaffee uns nicht
gesund ist« Und um elf Ul;-r wird drit
beu nicht noch angezündet, getaucht
wird immer hier wegen der Borbåing’,
der Herr Doktor weiß schon.«
— Jetz- saß regungslos — mein Herr
Gemahl war bei FiatbPLs Eintreten
einfach verouftetl Eine Weile saß ich
wie vor den Kopf geschlagen da! ja
trsais sollte denn dag? Mein Mann ein
Feigling, mein Mann ein Pantoffel
beld erster Gitte, mein stolzer Fritz! O,
die Schmach! Na warte. mein Junge,
dir werde ich die nöthige Energie schon
noch beibringen!
So rasch als ich konnte, legte ich
mich zu Bett und schlief natürlich ganz
fest, als Fritz sich zögernd näherte. Ar
mer Kerl, wie ein Sünder fal) er aus;
aber eine Schande war es doch; so eine
Achillesferse —- mein Fritz! Ich schlief,
als Fritz morgens weg ging, liß ich ihn
- allein sriilistiicken Strafe muß sein!
Aufstehend lautete ich, »meine Chao
lade «.
»Gibt’s bei uns nicht, bei uns gibt’s
blos Kasse! Und bei uns wird um
sieben Uhr ausgestanden und gleichzei
tia aefrrihstückt. Wir sind das nicht ge
holan das-, Jeder einen anderen Gusto
at.«
Vor mir stand eine Schale einer
grauen Flüssigkeit die wohl Kasfee
liätte vorstellen sollen. Ich lautete tr-ii
thend, »so viel Milch verlange ich nicht,
geben Sie mir einen anständigen brau
nen Kassee.«
..Dunklen Kassee sind wir nicht ge
wöhnt. der macht nervös und .anstiin
dig« ist unser Kassee immer-, Gott sei
Dant!« — lrach —- nnn war die Tbür
wohl zu! Gottlob, ich habe Humor!
Laut lachend zog ichmich vollends an,
einen scheuen Bogen um das ",,graue
Etwas« machend. das natürlich unbe
riihrt stehen blieb, ging zu Mama, wo
iet- mit Jubcl und Zärtlichkeit emp an
gen, mir mein feines Gabelsrü ück
gut schmecken ließ und dann sehr ver
gnügt nach Hause schlenderte. Fritz
lam bald nach mir, zärtlich wie nur
möglich, brachte mir prachtvolle Blu
men, plauderte über alles Mögliche,
und suchte meine beharrlich borstourfs
voll aus ihn gerichteten Augen zu Ver
meiden. Ueber gestern Abend kein
Wort, Du Feialingl Kathi brachte die
Suppe, ich berührte sie nicht, saß
stumm und starr! Fritz, der mir un
mittelbar vorher aestanden, daß et
wüthendenHunger habe, fühlte sich ver
pflichtet, nach ein paar Löffeln in Es
sen innezuhalten Kathi brachte Das
Fleisch: es sah gut aus, aber mich hatte
man nicht gefragt, ich war die Frau im
Hause, ich mußte meine Würde wah
ren. Ich saß stumm und fastete weiter.
Fritz aß ein paar Bissen, sraate mich
dann demüthig, ob ich denn nicht kosten
wolle· Aus mein eneraisches vernei
nendes Kopfschütteln leate er seufzend
die Gabel nieder, senkte den Kon in
die Hände.
Fiathi. als sie das fast unberührte
Essen hinaus-trug sagte ganz laut:
»Als, so a Dummheit! Wenn Einer
Mücken hat, mus-. der Andere hungern!
So a Dummheit.«
,,Siiid Sie nicht so unverschäth
Fritz warf ihr das an das Kopf in
einem Ton -—— einem Ton!
» Fiathi blieb erst erstarrt stehen und
schlich dann lautlos hinaus.
Jch schüttelte mich innerlich vor
Vergnügen! Es wirkte, es wirkte!
Als« Fritz, mein Junge, Du bist noch
besserungsfähigl
Die Mehlspcise kam, ich glaub-,
Knödeln waren’s oder so was; ich
stand aus, ging hinaus und kam nach
Wenigen Minuten wieder in Hut und
Jacke. «
.«Adie«, Fritz,« ich modulirte meine
Stimme, daß sie leise and wie erstickt
von Thräneu klang. » »
« »Ja, Lilly, um Gotteswillen, mas«
ist denn?«
csn vai Ausn- a-;-k ------ M
»1,», »-, U·-,- usw«-»O Hut EIN-Luxus
hier habe ich nichts zu «reden, hier
fragt kein Mensch nach mir, was mir
recht ist, hier müßte ich rein hungern,
weil ich das Zeug nicht essen mag. Dir
ist-s recht so, Du brauchst mich» tschi
hast ja die Kathi —- Adieu, Fritz! (
Jin nächsten Moment aellte seine
Stimme wie Donner durchs Zimiiierz
»Kathi! Jn drei Teufelsiiamem
Ohren, warum kommen Sie -iicht,
KathiU Ja, sitzen Sie auf den Oh
ren, warum kommen Sie nicht, wenn
man ruft! Ruhia, den Mund l)alien,
jetzt rede ich, derstanden2 Ich, der
Herr — Jhr Herr, verstehen Sie?
Jch habe die Thrannei satt, gründlich
satt. Da steht jetzt Jhre Herrin, mas
die befiehlt, hat zu geschehen, wie sie’s
will, so haben Sie es zu thun· Sie ha
ben zu schweigen und höflich und ina
nierlia,- zu sein; paßt Jhiien das, gut,
paßt eg Ihnen nicht, dann können Sie«
gehen, Ihre Dienste werde ich natür
lich nicht Vergessen! Aali wie das
ivohlthut -—- endlich einmali«
Solang er war, warf er sich aufs
Sofa mit der befriediaten Miene eine-Si
Vslienschem der ein hartes Stück Art-sit
vollbracht hatte! Jm nächsten Moment
aber war er bei mir und mich in seicie
Arme schließend, saat er, zärtlich, hit
tend: »Sei aut, Maus, verzeih und
Verachte iiiieh nicht. Ich habe Energie
trotz Allein, wenn ich- sie auch hier erst
durch meine kleine, herziae Frau fand!
Die Alte hat mich aebeutelt, wie i
ein kleiner Junge war, sie ist tro ihrer
rauhen Schale ein prächtiaes Möbel,
ich hatte unter ihrem Reaimeiit nicht
zu leiden uiid habe dadurch meine
Selbststäiidigkeit einaebiißt, aber doch
wieder gefunden. Sei aut, Lilly und
verzeihe mir, laehe mich dafür Erdent
lich aiis.« —
· Mein Alter ist ein lieber Kerl isiid
ich habe nun einmal ein aiites Herz,
as Bitten nicht lanae widerstehen
kann.
Die alte Rathi u
nd ich, mir Vertra
gen uns- glan
,;end, und mein kleiner
Bub’ liiszt sich die verwöbnende Ty
rannei der Alten ebenso behaglich ge
fallen, wie sein Vater die seiner klei
nen Frau! Denn leider, leider, er hat
Anlagen zum Pantoffelbelderi, der
gute Fritz; aber er ist ein lieber, lieber
Kerl, allen Prinzipien zum Trotz!
— ·—..k
Von einer ,,Mumiensabrik« in
Deutschland weiß die »Jndependance
belge« etwas Wunderbares . "
len: Ein biederer En l«
Kairo eine gut erhaltene und regel
recht verschnürte Mumie, die ihm fo
gut gefiel, daß er sie kaufte. Leider
konnte er seinesBesitzes nicht recht froh
werden: die Bändchen und Binden,
mit denen der selige Aegypter ver
schnürt war, waren zu sauber, zu gut
erhalten. Jn dein Kopfe des engli
schen Gentleman stieg ein furchtbarer
Verdacht auf. Er ließ seine Mumie
vorläufig in Kairo zurück, nahm nur
ein kleines Stück von den Binden,
reiste damit nach England und ließ es
untersuchen. -f’ Das Gewebe der Bin
den stamm 1us.... Oxford;
Mumie aber kam direct aus Deut -
land, wo es eine , abrik giebt, die auf
Bestellung die ver chiedensten Antiqui
täten aus den ,,verflossensten« Zeitd
iern versertigt. Schrecklich! Also auch
Das noch — made in Gen-many! Lei
tser verräth das belaische Blatt nicht
vo die gefälschten Mumien hergestellE
verdeu. ·