So n ntsrgs IV l att beilage des ,,Enzeiger M hewch J. P. Lksindolph, Herausgeber Grund Island, Nebr , den-J .Oct. 1900. Jahrgang 21. No.5. Kunst, Wissenschaft und Gewerbe. WSXXXSXXXXXMW Unser Sonnensnstcnt. Von G. Bernhardt. Obgleich die Größen der Sonne und der Planeten, die Entfernung der Pla neten von der Sonne, die Umdreb ungszeiten der Sonne und der Plane ten uin sich selbst, und die Umlaufgzeb ten der Planeten um die Sonne, so Viel als möglich bekannt sind, tanu man sich nach den gegebenen Zahlen doch von diesen Verhältnissen teine annähernde Vorstellung machen. Eine Darstellung dieses Systems nach einem kleineren Maßstabe, ist hingegen geeig net der Einbildungslraft zu Hülfe zu kommen. Im nachfolgenden ist ein solches System gegeben. Zuerst sind die wirklichen Größen, Entfernungen von ier Sonne, Um dtehung und Umlaufszeiten gegeben. Tie Meilen sind geogravhische Meilen. Die Sonne wird in Bezug auf un ser Sonnensystern als im Mittelpunkte betrachtet. Die Planeten drehen sich um sich selbst (um ihre Aren) und lau fen zugleich nahezu in ein und dersel ben Ebene um die Sonne. in verschie denen Abständen von derselben. Die Sonne scheint sich auch um sich selbst zu drehen. Die Bahnen der Planeten send keine genauen Kreise, sondern sind etwas länglich. Ein Punkt an der Erdoberfliiche am Aequator, bewegt sich in Folge der Umdrehung der Erde in einer Secunde Zeit 1500 Fuß fort. Jn ihrer Bahn rückt die Erde in einem Tage 341,528 Meilen fort. Stellt man die Planeten nach ihrer Entfer nung von der Sonne in eine Reihe, so steht Merkur der Sonne am näch sten; dann folgen Venug, Erde, Marg, Jupiter, Saturn, Manns-, Neptun. Ob außerhalb der Neptun-Bahn noch Planeten vorhanden sind, ist ungewiß. Merkur und Venus bewegen sich dein nach innerhalb der Erdbahn, die übri gen Planeten außerhalb derselben. Man nennt diese Planeten die großen Planeten, im Gegensatz zu den kleinen, welche sich in einer Zone zwischenMarH und Jupiter besinden und die großen an Zahl weit übertreffen Die wirllichen Größenverhiiltnisse sunseres Sonnenshstems: Durchmesser-. Entfernung von der Umdtebunqueit Umlauf-km Im vie Sonne. Sonne. Sonne LSURA Messen 2514 Tq · Mut Mk . 7213 Mit-inm- Meilm U Stunde-. 5 Minuten M Inse. 253 Stauden Juni UW - « . . II - 21 . LW . di - »o- UII . Ek- . - 1 Tem. 1 Ich-. May Hi « IMA - - 28 Stunde-« 37 Minuten 1 . 321 Tag-. Jupiter IRS-II « Ists . , 9 . «7 « U Jahre, TM Tuch 20 « Stunden. ! emku 15.(«7 . MI- . . t-) . 40 . Y Jahr-. W Tag-, z! ! Nun en. « Utah-ne Mit-c III-. k-? B d ! Immer Mit-a inzka Unqu TM « XVI-s « - 7 , R . Si obte. 5 Ins-« 19 Nimm 7 M - W s - ) Or 1s3·««s««1;«« - . - - - .;«. . «.i : a te Ekdmond M - Entfernung von der Erde BLROII Meilen. Umlausszeit um die Erde 27 Tage 7 Stunden 3 Minuten,und dreht sich während dieser Zeit einmal nur sich selbst, indern er der Erde immer die selbe Seite Zulebrt Die Angabe der Namen und Grö sxet.verhältnisse der kleinen Planeten, und der die großen Planeten begleiten den Monde, außer dem Erdmonde, würde dem Zwecke dieses Aussatzes nicht viel nützen. Nur die vier Jupi ter-Monde seien hier erwähnt, tveil sie schon mit einem gewöhnlichenFern rrbre der größten Sorte gesehen wer-· den können, und ein, dem Sonnenw stem ähnliches System zeigen. Dieses System ist aber so gestellt, dasz ein Beobachter von der Erde aus nicht die Kreisbewegungen sehen kann, sondern die Monde bewegen sich immer in ei ner geraden Linie. ’ Die den Saturn sreischwebend um aebenden Ringe sind blatt, und ihre Dicke ist verhältnismäßig gering. Sie werden nie als vollkommen rund gese hen und verschwinden zeitweise ganz, wenn dem Beobachter nur ihre schmale Kante zugekehrt ist. Sie befinden sich ungefähr in der Aequator - Ebene des Planeten. Die ganze Breite derRinae beträgt, den Zwischenraum mitaerech net, 7,981 Meilen, nnd der Abstand von der Oberfläche Saturns unter sei nem Aeauator 2,024 Meilen. UnserSonnensystem nach einem ver tleinerten Maßstabe: Durchmesser-. fJenae- ............................ iLA .·t. ll Merkur ............................ sfs - Benut- .......................... llif il - Erde .................... l Man ................. ist« Jupiter ............... 10 sitt « Saturn ............... et Itixt « Ansserer Ring ....... Li- sth - Jnnerer R ins ........ 17 ice - Uranns ............................ 4 »ti? · Neptun ............................ ( lik- . Erden-nd .......................... ist . Obgleich fiir die Umdrehung der Erde um sich selbst und ihren Umlauf um die Sonne keine diretten Beweise vorhanden sind, außer einigen, welche aber nicht fiir Jedermann verständlich sind; so haben wir doch genügende Gründe dafür. Angenommen, die Erde stände still, so müßten Sonne, Plane ten und die übrigen Sterne sämmtlich in einem Tage die Erde umkreisen. Die Sonne würde täglich eineReise von ungefähr 126 Millionen Meilen zu machen haben. Die Entfernung der Sonne von der Erde ist aber gegen die Entfernung der sogenannten Fixsterne, welche sich auch um dieErde zu bewegen hätten, nur eine Kleinigkeit. Die Ber-- » suche, die Entfernungen der Fixsterne " von der Erde zu messen, haben noch kein bestiedigendes Resultat ergeben. Es ist daher viel einfacher, daß sich die Erde täglich einmal um sich selbst dreht, wodurch aus der Erde Tag und Nacht ansteht, als das Gegentheil Außerdem ist es bekannt, daß sich die anderen Planeten Um sich selbst drehen und so wird die Erde keine Ausnahme davon machen. Von den Umläusen der anderen Planeten um die Sonne, kann man sich durch Beobachtung über zeugen. Auch haben wir in unserem Sonnenshstem ähnliche daraus hinwei sende Beispiele. So z B. Jupiter mit seinen 4 Monden, welche ihn in ver schiedenen Abständen umlreisen. Der ; Erdmond läuft um die Erde, und so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Erde mit sammt dem Monde die Sonne umläust. Es eristirt die Regel, daß « die kleinen Körper die großen umtan fen, aber nicht umgekehrt, die großen die kleinen. Ein Hauptgrund ists noch,das3 sich alle Erscheinungen in’ Unserem Sonnenshstem hiernach leicht erklären lassen. Andere Systeme, nach denen die Erde als Hauptlörpet im ; Mittelpunkte betrachtet wurde, führten » zu großen Verwickelungen. Zur Aufstellung eines solchen ver- ! lleinerten Systems würde ein Um kreis von mehr als 10 englischen Mei- ; len Durchmesser nöthig sein. f Jddie hier gebrauchten Längenmaße in : l) Der Zoll und die Ruthe, wie sie . in den Bereiniaten Staaten vonNord Amerika aebraucht werden. Diese Ruthe mißt 16z Fuß. Da der Jus-, et- ; was iiirzer ist, als der rheinliindische . Fuß, so kann man die Ruthe ungefähr ; zu 16 Fuß rheinliindisch annehmen. ; 2) Die englische Meile, deren-H aus-I die deutsche Meile gehen s l Dem Verdienste seinen Kronen. Erzählung non Jrnm vTroll Borcsttmni. Er stand wie eine Bildsäul: — schreckgeläth ; Der Bahnzug der ihn nach Wien ! bringen sollte, um rechtzeitig zur Hochzeit seines Vetters etnzutresfen, fuhr, schadenfroh pustend und sau chend, zur Station hinaus, in dem Augenblick, als Ludwig, schweißüber strömt nnd atl)e1nlos, aus dem Perron angestiirmt tam. Lächetnd musterte der vom Bahn steig her auf das Amtsgebäude zu- l schreitende Stationgches die Gestalt ( seines Freundes, der, den spiegelblan- t ten Chlinderhut in den Nacken zurück- I geschoben, in tadellosem Frackanzug, über dem der helle, schief eingelnöpfte Ueberzieher krumme Falten warf, ei nen mächtigen Blumenstrauß in der einen, die weiße Kravatte, die er nicht mehr Zeit gesunden hatte, anzulegen, ; in der andern Hand haltend, in gren- j zenloser Bestiirzung dem hinter dem s entschwindenden Zuge sich auslösenben ; Ranchftreifen nachblictte. ! »Zuq versäumt, was?« fragte der ! Beamte, sein Lachen unter seiner den . Schnurrbart zwirbelnden Hand ver- ; bergend. »Recht satal, so etwas, zu- : mal der nächste erst Abends 5 Uhr 50 l l hier durchlomrnt.« l t Entlernunq von der Sonne. i L» Ruchen. Jes tut-them ungefähr Its- Meile· cy- Nuthem unaesadr Ils- Mut-. pr( Ruthe-h unaesade til Meile-. Jst-( Mute-en, nnaesadr Ists-ils Meile iztti Mathem unaesahe 17s10 Meilen. ils-O hinkt-ein angelobt J 7itti Meilen lTLU sitt-then, tmaetahe -’« llkt Meilen. Entsmnuka vcn der Erde It» Zoll. Ludwia blickte seinem Freunde Ver stört ins Angesicht »Schrecklich!« stammelte er. »Um sechs Uhr sindet die Trauung statt. Was soll ich nun thun?-« »Du hättest eben nicht zu spät kom men sollen.« Alls ob es meine Schuld wäre!« rief Ludwig, außer sich. »Der ver dammte Kerl, der Schneider, hat mir . den Frack erst in diesem Augenblick ge- l schickl.« E ’ »So — so! Na, beruhige Dish. Dein Vetter tann ja auch ohne Deine Assistenz heirathen.« ! »Ach, wenn es nnr das wäre!« »Was ist denn sonst noch?« Ausseuszend wischte Ludwig den Schweiß von der Stirne. »Hm ja —k warum soll ich es Dir nicht Iacsen « antwortete er,tlein1aut. »Nun, Du weißt ja, ich liebe Hamm. Und ich hoffte, daß sich mir beim fröhlichen Feste eine Gelegenheit bieten würde, ihr ein Geständniß abzulegen.'« Der Stationschef strich sich den Bart. »Ja, dann begreif ich Deine Ver zweiflung, den Zug versäumt zu ha Ven.« »Das ist es ja — und keine Mög lichkeit, zurecht zu tommen!« murmelte Ludwiq, Thränen in der Stimme. Der Andere sehne-is- pininp Nimm-. blicke nachdenklich vor sich Hin. Dann plötzlich: «Sag’ mal, mein Junge, hast Du Contaqu Und als Ludwig ihn zweifelnd anblickte: ,,Vielleicht tann Dir geholfen werden. . . . Es ist ja eigentlich nicht in der Ordnung. Aber was thut man nicht alles sil: ei nen Freund in Liebesnöthen!« Und die Uhr ziehend: »Also hör’ mich an! Jn zehn Minuten trifft der Separatzug des Königs von Rumänien, der, wie Du weißt, zum Besuch unseres Kai sers erwartet wird, hier ein und wird sich zur Wasserausnahme der Lokomo tive drei Minuten hier aufhalten. Du schwinatt Dich auf die Maschine und fährst mit. Den Zugfithrcr werde ich verständigen, daß er Dir keine Schwie rialeiten bereitet. Bei der Ankunft in Wien sorge aber dafür, daß Dich vom lönialichen Gefolge Niemand sieht Wenn man von Deiner unbefugten Fahrt etwas ersühre, töunte es für uns beide böse Früchte tragen.« Eine Viertelstunde später fuhr Lud wia, hinter dem Zugfiihrer auf der Lotomotioe stehend, dem ersehnten Ziele zu. Wie im Fluge sauste er dahin und ehe er es fiir möglich hielt, tauchte der araue Dunstkreis der YJtillionenstadt vor seinem Auge auf. DerZug dampf te unter der alasgedectten Kuppel des Bahnhrsses ein. Gedenl der Mahnung seines Freun des, hielt Ludwiq sich hinter dem brei ten Niictrn des Heizers Versteckt. . Plötzlich wars als hätte ihn ein elektrischer Schlag getroffen. Es war der Zugsithrer, der seine Schulter he rührte, »Ich gehe jetzt,« sagte dieser zu ihm. »Sie werden gut thun, sich mir and-us : schließen« Vorsichkia kletterte er von der Ma schine hinab, um im nächsten Augen« biict voll Entsetzen einen ruinänischen General zu bemerken, der, von der Seite seines Monarchen siche trennend, geradewegs auf ihn zuschritt. ,,Darf ich um Ihren Namen bitten, mein Herr. Ich finde ihn unter den den Zug Seiner Majestät begleitenden Herren nicht verzeichnet.« Ludwigs Herzschlag stockte. Aber teinen ganzen Muth zusaminenraf send, antworte er: ,,Ludwig Helo« ,,Charatter?« »Regierungssekretar.« »Dante bestens.« Der General tlappte das Notiz bueh mit Ludwigs Angaben darin zu, salutirte wieder und entfernte sich· »Na, das ist eine schöne Gesch-ichte!« rief der Lokomotivführer ihm leise zu. »Wir werden eine gehörige Nase be kommen, wenns nicht noch was Schlimmeres absetzt. Ein Esel war ich, das-, ich micb in die Sache einließ!« Worauf er brummend wieder zu seiner Lotomotive zuructschritt Ludwia setzte seinen Weg fort. An der Ausgangsthür prallte er aber auf den dienstthuenden Polizeicomnrissär, der dort augenscheinlich auf ihn ge wartet hatte und nun mit kurzem Gruß auf ihn zutrat. ,,Pardon, Herr Setretär, darf ich fragen, in welcher Eigenschaft Sie dem Zugspersonale des Königs von Numänien beigestellt waren?« »Dein Zugspersonale gehörte ich wohl eigentlich nicht an, Herr sinnr missär.« »Ich weiß. Eben deshalb meine Frage.« Tief aufseufzend nahm Lndwig das Wort. In tnappen, scofzweisen Sätzen erzählte er den Sachverhwit Der Commiser hörte aufmerksam zu, notirte Namen und Adressen, grüßte steif Und ging. »Ha, eZne Henkersfrist Von weman Stunden· bis das Verhängnis; iiber mich hereinbricht!« dachte Ludwig, während er die Bahnhofsstieae hinab- » eilte. Auf dem Platze winkte er einein s Winter und fuhr in die Wohnung oeg E Bräutiaams, der, noch mit seiner Tot lette beschäftigt, die an einen Kohlen- s brenner eemahnende Person seines - Vetters mit vor Staunen weitausge sperrten Augen anstarrte. »Mensch — wie siehst Du aus?;« riet· er entsetzt. »Wie Einer, der, um bei Deiner Hochzeit nicht zu fehlen, sich den Teu scl auf den Hals gehet-i l)at,« versuchte Ludiviq zu scherzen. »Später sollst Du alles erfahren. Jetzt aber bitte ich Dich um Wasser, Seife und Bür sten und um Deinen Diener damit er mir reine Wäsche beforgt.« Die Wandlung, die Ludwig erzielte, betraf aber nur fein Aeußeres. Jn sei nem Innern blieb es düster, wie zuvor. In völliger Geistesabwefenheit ließ er die Trauungsceremonie an sich vor überqel)en. Erst im Festfaale, als die rauschen den Orchestertliinae eines Strauß’ schien Walzers — an sein Ohr schlugen, löste sich allmählich die Schreckstarre von seiner Seele, und als er Hanna in tuieaendem Tanzschsritt in seinen Ar men hielt, fühlte er sich plötzlich ein Anderer geworden. In einer vom grünen Geranke üppi aer Blattpflanzen zu einer lauschigen Laube umgewandelten, tiefen Fenster nische sprach er die Frage, die ihm so lange auf den Lippen geschwebt hatte, aus. Und als cin Händedruck, ein tei ses süßes Wort ihm Erhörung schenkte und dann auch vom Munde des Vat ers der Geliebten das be aliiclende ,,Ja!« ihm entgegentlang, da war es- ihm, als vermöchte er das Uebcrmaß oon Seligkeit nicht zu tra gen, nicht zu fassen. Angst- und sor aenersiillt hatte er dies Haus betreten — als aliickltchster aller Sterblichen wiirde er es verlassen! Es sollte anders kommen. Als Ludwig, in traute-s Geflüster mit Hanna vertieft, an der blumen qefchmiickten Tafel sitzend, mit Unge duld in die auf das neubermähltePaar aus-gebrachten Toaste einstimmte, hoch tlopsenden Herzen« des Hausherrn feierliche Kundgebuna der Verlobunq seiner zweiten Tochter mit ihm erwar tend, tlanq P lötzlich die l)«itereStimme seines Cousins zu ihm herüber: ,,.L)eda, Vetter Ludwig! Du bist mir ja noch die Lösung des schwarzen Räthsels schuldig!« Und zu den An deren gewendet, erzählte er, wie dieser aanz von Ruß und Ftohlenstaub ge schwärzt, zu ihm gelommen sei Ludwia lachte fröhlich auf. So hochaemuth war feine Stimmung, dasz ihn jetzt sein Abenteuer höchlich be lustigte. Die feierliche Haltung des Generals die grabitätifchse Frnqu si torenmiene des Polizeikommissiirs und seine eiaene Angst voll heiterster Laune verspottend, gab er die Episode zum Besten. Wie erstaunte er aber, als er, im Kreise umher-blickend, nichts als ernste, verlegene Mienen sah, in denen sich der Ausdruck peinlichster Bestät zunq spiegelte Selbst Hanna streifte ihn mit erschrockenetn Blick und schaute ängstlich auf ihren mit gerunzelten Brauen vor sich hinstarrenden Vater l)iniil-er. M-« s:-I--— Os«-.--s-(Z,l ,,,·.!·. , L , -. »He Use-fu« auHUIUUU UcIcll, UUO unbehagliche Schweigen unterbrechend, lockeude Geigentöne die Gesellschaft in den Tanzsaal zurück. Ludwig erhob sich, um Hanna seinen Arm Zu reichen. Aber schon glitt sie, von ihrem andern Tischnachbar geführt, leicht wie eine Elfe in die Reihen der Tanzenden. Aufs tiefste verletzt, folgte Ludwig den Enteilten. Er verstand nicht, was all’ dies zu bedeuten habe. Von neuen sorgenvollen Gedanken erfüllt, schaute er, am Thürpfosten lehnend, in das wogende Reigengewiihi. Da stand plötzlich die kleine, korpulente Gestalt des Bankiers vor ihm. »Auf ein Wort, wenn iiz bitten darf!« Beklomrnen solate er ihm in sein Arbeitsziniiner. Wie anders blickten die kleinen, klugen Augen aus dem seisten Gesicht dieses Mannes jetzt auf ihn, als in dem kaum verflossenen Augenblick, da er ihn als künftigen Schwiegersohn begrüsztl Eine kurze, peinliche Pause ver strich. dann nahm der Bankier das Wort: »Sie haben sich um die Hand mei ner Hanna beworben . .. Es thut mir leid, Ihnen sagen zu miissen, daß ich zu Folge des satalen Ereignisses, das Sie eben erzählt haben, mich aezrvuni gen sche, meine Zusage zurückzunehi men. Verzeihen Sie, aber Sie haben sehr unvorsichtig gehandelt. Es un terliegt keinem Zweifel, daß Sie sich durch den schweren Verftoß, den Sie sich zu Schulden kommen ließen, Ihre Laufbahn als Sliegierungsbeamter ver scherit haben.« ..Ol),« rief Lisdwig ausser sich. »Was hab’ ich denn so Fiireliterlishes begangen. Es war doch kein Ver-: brechen!« Der Bankier lächelte fein. »Sie wissen —- ein Fehler ist zu weilen schlimmer als ein Verbrechen« »Es ist also Ihr unabänderlicher Entschluß — Sie versagen mir die Hand Jhrer Tochter?« frug Ludwig mit bebenden Lippen. Der Bankier nickte. »Ich bedaure, wiederholen zu müs sen, daß mein väterliches Gewissen es mir verbietet, das Lebensglück meines Kindes einem so leichtsinnigen jungen Manne anzuvertrauen.« Bleich bis in dic Lippen hatte Lud wiq sich erhoben. »Dann will ich nur wünschen, daß der Mann, den Sie dieses Vertrauens für würdig halten werden, Ihre Toch ter so glücklich machen möge, wie dies der heiligsteZweck meines Lebens ge worden wäre.« Eine kalte Verbeugung, Und festen Schrittes verließ Ludwig das Zimmer und das Haus-. Als er nach kurzem, fieberhafien Schlummer, der seine Auge-n gegen Morgen endlich geschlossen hatte, am späten Vormittag endlich erwachte, fühlte er sich wie ein Schiffbrüchsiger, der Jll’ seine Lieben, sein Hab und Gut im Sturm verloren. Da wurden ihm früh Morgens von dem ihm das Frühstück servirenden Kellner zwei Vriefe überbraszht, der eine war von Hanna. Zitternd vor Erreaung löste Ludroig das Couvert und las: »Mit heute gelingt es mir, meine argwöhnisehe Bewachung zu täuschen, um Dir zu sagen, daß ich nicht aus gehört habe, Dieb zu lieben, Dich im mer lieben und Dir Treue bewahren werde. Der Tag wird kommen, der mich großjährig werden läßt. Bis dahin Geduld und Muth! Ewig Deine Hanna.« Thränen jauchzender Seligkeit näßten Ludwige-, Augen. Er bedeckte das Blatt mit zahllose-n Küssen und wurde nicht müde, es immer wieder zu lesen. Da bemerkte er plötzlich auf deni Tische neben feiner unberührten Kas feetasse den zweiten Brief, in dem er sofort ein amtlicheg Schreiben er kannte. Es enthielt seine Vorladung zum Eisenbahnncinister für Vormit taa els Uhr desselben Tages. Kuapv vor Els trat er in das Worte-Zimmer des Ministerg. Er fand nicht gleich Einlaß bei Seiner Excel len3. Während er wartete, suchte er in den Mienen der amtirenden Herren zu lesen, ob sie etwas von seiner Affaire und seinem Schicksal wußten. Aber die glatten, gleichmiithigen Ge sicbigzüge gaben ihm keine Antwort. Endlich öffnete Excelleuz die Thür und Ludwig trat vor seinen Richter. Seinen chrsurchtsvollen Gruß mit leichtem Kopfnicten erwidernd und ihm durch eine Handbewegung einen Sitz anweisend, nahm der Minister das Wort: »Ich erwartete Sie schon voll Neu gierde.« Und als Ludwig ihn fragend anblickte: »Ah, Sie wissen den Grund Ihrer Vorladunq noch nicht! Es han delt sich um das Personal, das wir zur Vegceirunq oez dem ztontg von »sama nien zur Disposition gestellten Sepa ratzuges bestimmt hatten.« Ludwiq fühlte einen Kälteschauer iiber seine Wirbelsäule rieseln. Und doch war es so behaglich warm im Zimmer. »Als ob ich nicht wüßte, worum es sich handelt,« dachte er. »Welche Präliminarien, um mir das Messer an die Kehle zu setzen!« Der Minister aber fuhr fort: »Wie es bei solchen Anlassen üblich, wurden die von Uns- zur Begleitung des Zuges entsendeten Herren vom Könia mit Ordensverleihunaen aug gezeichnet, deren Uebermittelung mir übertragen ist.« Ludwia unterdrückte einen Seufzer. Wie arausam, es ihm vorzuhalten, daf; Andere für ihre Fahrt mit jenem Zuae Orden erhielten, während er . .. Der Minister lief-, ihm nicht Zeit, den Gedanken zu vollenden. Ludwig scharf anblickend, fuhr er fort: »Ja, nun sagen Sie mir, mein Lie ber« wie um des Himmels willen kom men denn Sie zum rumänischen Kro nenorden, den ich Jhnen überreichen soll's — Hier auf der Liste steht Jhr Name mit dem Vermerk Jhres aus ,2uzeirhnenden Verdienstes-, das; Sie sur besonderen Sicherheit der Reise Sei ner YJiaiestät die Fahrt selbst aus der Lokomotioe mitgemacht haben.« Mit einem leisen Schrei sprang Ludwia vom Platze empor. ,,(5xcellenz — —-- dass ist — —-—— oh -—- wer so etwa-I hätte denken kön nen!« Und er erzählte Alles. Da sinq der Minister zu lachen an. Und so gewaltig laebte er, das; an sei ner iiber des Leibes Rundung sich wölhenden Weste ein Knopf absprang ; und die Beamten im Nebenzimmer die -..—.. Ohren spitzten nnd einander mit Ver wunderung anbliclten. Denn solches M Lachen seiner Excellenz hatten sie noch nicht gehört. »Wie schade, daß Jhr Vater, mein s lieber, guter-, alter Freund, das nicht erlebt hat!« rief endlich, zu Worte kommend, der Minister. Dann aber, Ludwig das in einem zierlichen, sam metgefütterten Lederetui ruhende, blitzende Ordenskreuz überreichend, sprach er feierlich: »Den Verdienste seine Kronen!« »Und nun rasch- zu Ihrer Flamme! Ich wette, daß ihr gestrenger Papa ein Einsehen haben wird.« Der Bankier hatte das Einsehen. Lächelnd und schluchzend zugleich flog Hanna in Ludwig’s Arme. Als aber die hochgehenden Wogen der all zuplötzlichen Freude sich allmählich be sänftigt hatten, faßte sie ihn mit ihren zarten, rosigen Fingerspitzen am Ohrläppchen, und ihre vollen Lippen zu einem reizend spitzbiibischen Lächeln verziehend sliisterte sie ganz leise in sein Ohr: »Dein Verdienste seine Kroneri!« G-— —— —.—.— Der Schatz zu Haufe-. Der Schah von Perfien bewohnt in Trheran ein großes Gebäude, das den Namen »Ari« führt: man gelangt dorthin durch monumentale Thore; aus einem dieser Thore begrüßen Mu siker und Tänzerinnen den Aufgang und den Untergang der Sonne. Jn mxtten des Art befinde-sich ein großer viereckiger Garten mit riesigen »Nota nen und zahllosen Rosen; ihn durch ziehen Rinnen von blauer Fahence, die in Wasserbeclen münden. Den gan zen Tag durcheilen Bedienstete die Gange, um die abgestorbenen Blätter zu entfernen. Rings um die Garten anlagen sind verschiedene Paläste er richtet: der Palast der Sonne, das ganz mit Spiegelglas ausgestattete Prillantenzimmer, die Orangerie mit ihren «rn Marmorrinnen laufenden Bachlein, das Ventilatoren - Gebäude mit dem großen Vogelhaus, dieWerk statten der Diamantschleifer, das Mu seum u. s. w. Das Museum ist ein seltsamer Mischmaschx dort liegen die herrlichsten Kunstschätze neben Gegen standen aus dem Dreimark - Bazarx drei Glasgefäße, ähnlich denjenigen, in welchen man Goldsische großzieht,sind mitPerlem Gemmen und Diamanten gefulltz Neben einem entsetzlichen Bildmß von Napoleon ill. steht der Psauenthron, ganz aus Gold und aus Gemmen, mit einein großen Diaman tenz der die-Sonne darstellt. Der Tag rcp Sei-ac- 111 ewig derselbe. Vormit taqs arbeitet der Herrscher. Zwischen 11 Uhr und Mittag frühstlickt er. Das ist die Stunde, in welcher seine orien talische Melancholie einer heiteren Le bensauffassung Platz macht; der erste Dolmetsch liest ihm die französischen Witzblätter vor, und Maiestät geruht zu lachen. Wenn das Mahl beendet isnd die Pfeife geraucht ist, ziehen sich die Minister zurück, und der Monarch bleibt allein mit feinen Kammerher ren, die ihn bis 4 Uhr unterhalten. Um 4 Uhr öffnet der Schuh das lesor der Vergniigungen und acht in den Palast der Frauen. Ein hübscher zwei stöckiger Paoillon, durchbrochen, mit Schnitzwert versehen und von einer Terrasse überragt, deren Balluftrade mit Blumentöpfen qeschmiickt ist,schiii3t den Schlaf des Herrschers, an dessen Ruhebett lzwei seiner Lieblingsfrauen kc1.ern. So bersliesit das monotone Leben Muzaffer’g«. So versloß das Leben seines Vaters-. Aber wenn der Sommer oie trockene Lust vonTehcran brennend macht, wandert der Schah mit seinem Hof in die Berge. Man kambirt unter dem Zelt in einem mit fließendem Wasser versehenenGelände. Der Schuh reist zu Pferde oder in ei nem Wagen, welcher bon Pferden gezo aen wird, deren Schwanze roth anne nrrchen sind. Die Läuser des Monat cben tragen griine Kleidung. Sein Zelt ist roth inmitten all der weißen Zette. Mit Vorliebe zieht der Schuh nach Geaendem in welchen Steinböcke, LUkufsethiere, Tiger und Panther hau sen. Er kämpft am liebsten mit Be stien, die sich nicht ohne Protest nieder schiesien lassen. Da er ein vortrefflicher Schütze ist, trifft er fast immer und nimmt im Notl)falle auch zum Jagd inesser seine Zusluchi. Die Zunahme der deutschen Dam pferflotte hat, wenn kein Jrrthum in den betreffenden Zahlen vorliegt, im verigen Jahre zum ersten Male die der englischen gesct)laqen, ein Umstand, der die Aufmerksamkeit der britischen Industrie nicht wenig erregt. Die deutsche Damvserflotte hat im vorigen Jahre um 248,()(,)0 Brutto- und 149, 000 Netto-Tonnen zuqenommen, die englische dagegen nur um 100,000 Brutto- und 2(),0()0 Netto-Tonnen. Der Abstand erscheint zu Gunsten Deiitschlirnd’s außerordentlich groß; an der Richtigkeit der Zahlen wird atser wohl ka isn zu zweifeln sein, da sie deni ersten englischen Fachblatt ,,Engineex« entnommen sind. . ds- II Il· LUiancne Leute linben Stimmen, die sich dersvrechniasibine n undervoll an passen. l"·-"s.«-l. Bruan aebiirt zu dieser Klasse. Andere wieder Vermögen mit der arijsiten Vlnstrenauua tauni einen tssindruck auf die weilt-»O kracht-ähnliche Masse zu machen. ausJ der die Pbono aranliralliu bestehen. Ein tüchtiqer »Stil«-Unmenin Artist«. d li. eine Per sim, deren Stimme sich den Rollen scharf und vriiitis eindriickt, verdient mit Sinnen und Reeitiren vor dem «llhonoareplien 5315 vts Mo pro Tag. Für ieden vollkommenen »Mutter Re cord«, den sie liest-ist« wird 81 bezahlt