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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 14, 1900)
m, Wink-nun m Boreieiftung zum Reinigen von Schiffsbddm «" - Wenn man ein Inn einer längeren Reise torninendes Schiff imDoct näher betrachtet, nimmt man wahr, daß sich j an seinem Boden, d. b. an dem ge « nsiihnlich im Wasser befindlichen Theil der Schiffsmandung eine überaus üppige Flora und Fauna angesammelt bat. Muscheln aller Art, Algen, See teng bilden dort einen festen Ueberzug «-«» eine weitere, letzte Haut des Schiffs I fort-ers Diese Haut ist aber fiir das Schfo ein sehr störender Ballast, denn - . durch die großere Reibunagfläctie, die ;- Lierdnrch hergestellt wird, wird oie " Fahrt desZCt»-;ffe-J beträchtlich verlang «famt nnd infolgedessen btdeutend nieizr Kohlen oder wenn eiJ ein Segelschiff ist, größere Zeit zur Fahrt verbraucht, alsJ es bei einen-. Schiffe mit nlattein Laden der Fall wäre. Lis- ftellt sich also die Rotl»-,tdendiateit heran-J, den Schifsgboden von all’ diesen anhaften s den Parasiten zu reiniaetn Dies ist aber ein ioftspieliqe Saat-e, denn das-« Schiff muß zu diesem Zwecke eingedodt werden nnd dieArbeit der Ablösung ist eine ziemlich miilxiseliak Eine Borrichtuna, die das Eindaclen srlcher Schiffe crsvcrt und das Reini gen erleichtert, ist tiirzlich von Moses S. Morer in Washington tonstruirt worden und da die praktische Anwen « dung nicht zweifelhaft erscheint, führen wir diese interessante Neuerung in einer Abbilduna vor. Tie ganze Vorrichtuna befindet sich · auf einer schmimmenden Platfornr, welche durch seitliche Schrauben längs des Schiffes in Bewegung gesetzt ivird und welche mit Stoßbuffern versehen rerfehen ist, um eine Zollision oder Be Lchädigungder Wandungen zu verhin ern. Die Auslegu, welche diese ad justirbaren Stoßbuffet tragen, find mit Rollen versehen, auf welchen ein : am unteren Ende mit einerStahlbiirsie betleideter Rahmen gleitet. Wie aus ; der Abbildung ersichtlich ist. wird nun vdiese Stahlbiirste mit dem Schiffs-tör ;««iser durch Taue, weiche mittelst der auf ? r Platform befindlichen Walzen an ezogen werden« in Kntatt gebracht nd an diefen anaebriictt. Die Bewegung der Stablbiirste er folgt mittelst eines Hebel-. welcher an das obere Ende des Traarabmens ge s lentig angebracht ist. Die Aufs und . Alsiewegung des Hebels verursacht eine Auf- und telbbeioeguna der an der Schiffsmand anlieaendcn Stablbiiriste, welche infolge dieser Bewegung alle Fienidtörper, die sich angese t hatten, wegnimmt und den Boden. owie die Wandungen des Schifer reinigt. Die gan e Vorrichtuna tann an Bord eineg grögeren Schiffes mitgenommen wer den, da sie zusammengeleat nur ernen Jurbedeutenden Raum einnimmt. O I III Leuchten der Blumen. — Das Leuchten der Blumen wurde zuerst von der Tochter des großen Bo taniters Linnee beobachtet, als sie an einem schwiilen Juliabende des Jahres 1762 nach Sonnenuntergang an einem mit Kapuzinertresse bescieten Garten beete saß. Die Leuchttraft, schrieb sie an die Atadernie der Wissenschaften, besteht in einem so schnellen Aufblitzen f eines Scheines, daß es nicht heftiger t angnommen werden könnte· Wenn , man stät und auf eine Stelle hinfieht, die me rere Blüthen hat« fo kann man bemerken, wie jählinas die eine, bald die andere aufschimniert oder erglänzt. . Die Forscher suchten die Ursache in der s überall verbreiteten elektrischen Materie zu suchen. then-e Beobachtungen über P dn Gegenstand erfolgten 52 Jahre spa ter durch Haggreem der dieselbe Er l icheinuna auch an der Ringelblunie, an der Feuerlilie und an der Hammer und Sturentenblume entdeckte Das Leuchten ist nur bei seueriurbenen Blu t men und an warmen, klaren, nicht feuchten Sommerabenben zu beobach ten. Einige Blumen, schreibt Haa - green, blitzen oft in einem Zwischen raum rion zwei bis drei Minuten, bis weilen vergehen auch mehrere. Wenn mehrere Blüthen auf einmal aufleuch ten, so ist der Schein oft aus mehrere Klaster Entfernung noch wahrnehm bar. Jn der ersten Hälfte unseres oJahrhunderts wurden noch weitere Deuchtblumen entdeckt: die gelbe No senaster, die Sonnenblume, an denen ein Beobachter in einer dunklen Kam » mer ein schtoaehes Leuchten bemerkte. ’ Di unechte Vanille und die Nachtterze, von deren Blüthen der Herzog von Berchinghaus 1838 ein brillantes Leuchten anhaltend ausgehen sah. Er erklärte sie fiir Lichtmagnete, für Ma a ine, in denen sich die in der atmo fpzärifchen Luft befindliche Materie anhäuse. Alle diese Thatsachen larnen wenig an die Oeffentlichteit, bis der große Botaniler Pros. Fries in Upsala . die Untersuchung ausnahm. der bisher so wenig Glauben geschenkt wurde. Als er am 18.Juni, Abends, im Botani schen Garten umherwandelte, zeiqte filt tslötzlich in einer ifolirt stehenden Blüthe des Gartenmobns ein starker Lichtblitz, und als er sich einer grosse ren Gruppe zuwandte, blitzten neun Blüthen. Dennoch schrieb es Fries einer augenblicklichen A fectionseiner Augen zu und führte e ne vollig .ah nungslose Person ein, welche sofort in der Nähe dieser Pslanzen ausrief: »Es bliht aus den Blumen!" An an deren Tage nzeigte sich selbst bei reg P Sonntag-; Blatt UbiöMgC »HWzg Wile J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nebr» den U. Sept. 1900. Jahrgang 21. No.2. nerifchern Wetter dieses Phänomn. Die Lichtblitze wurden don etwa 20 Personen wahrgenommen. Nach Fries Dafürhalten scheint der Lichtblitz von der Anbestungsftelle der Stanbgefäße zu kommen; eine bestimmte Erkläruan steht noch aus« Linnee und Tochter überlassen es den scharfsinniaen Augen des Naturknndiaen, zu untersuchen, inwiefern die Erscheinung einem nn sichtbaren Nordlicht, das in der Lust feinmmere und von den Blüthen reflek tirt wird, zuzuschreiben sei. si- e- si Ueber den Einfluß von Organsäf ten auf die Wirkung von Gift-en haben zwei franzöfifche Chemiter G. Bronne del und Thoinot Versuche angestellt. Sie haben das betreffende Organ (Niere, Leber, Hirn u. s. w.) eines frisch getödteten Thieres mit einer gleichen Menge Giftlösuna betrieben, das chemisch filtrirt und die so erhal tene Flüssigkeit Meerfcbweinchen irdi zirt, wobei sie zum Vergleiche jedesmal einigen Thieren auch die gistsrere Or ganliisung unter die Haut spritzten. Als Bersurhggiste benutzten sie schwe felsaureg Atropin. Es ergab sich, daß die Organfäfte entweder die Gifte neu tralisirten, oder ihre Wirkung steiger tin oder drittens wirkungslos auf sie traten. So neutralifirten Riere und Leber alle Gifte, besonders das Strych nin; auch das Mustelaewebe net-strah sirte eine ziemlich große Strichnin menge, var aber weniaer wirksam aus Morphin und Atrovin und ver tZrlie die Giftigleit der arfenigen -a·ure. Das Herzgewebe hemmt die Wirtunq des Strnchnins deutlich, die die Mor phins nur gering, steigert die Giftwir lung der arsenigen Säure etwas uno ließ die des Atroping unverändert Das Hirngewebe neutralisirte Mor pbin und Strychnin, blieb gegen Atro pin indifferent nnd erhjihte die Eifrig leii der arsenigen Säure beträchtlich si- e- si 120,000 Waldläume sind jährlich nöthig, um das Papier für das Mario nifche »Petit Journal« in Paris her-· zustellen. Das Blatt erscheint in ca. 1,000,000 Exemplaren. Das »Jens nal für Buchdruckertunst« bemertt bie zu, daß. wenn es eine größere Anzahl solcher Blätter gäbe, recht bedeutende Waldungen dazu gehören würden, das erforderliche Papier zu schaffen, dafz die Forstcuttur also dadurch schwer ge schädigt werden würde. O I i Jm indischen Ocean wurde bei ziem lich beträchtlicher Tiefe eine Krabbe gefunden, die man nach dem Aauas rium in Calcutta zur Beobachtung schickte. Das Thier mißt im Durch messer seines eigentlichen Körpers 2 Fuß, mit den auggestrecten Füßen fast 3 Fuß. Es hat äußerst ftarte Schee ren und zeichnet sich durch unglaubliche Gefriißigteit aus, denn in der Zeit von zwei Stunden hat es circn 50 Meer thiere aufgefressen, die sich in dern Bassin befunden, in welches man eH gebracht. Es hat gefiielte Augen wie der Hummer und soll außeraewöhnlii) schrecklich aussehen. Am Abend er leuchtete der von ihm ausgebrnde in tensiv weiße, pbosphorescirende Schein das ganze Bassin. auf dessen Grund es sich zwischen zwei große Steine einge zwöngi hatte. -—--—-.--. Der abaerisseue Knopf. Stizze von H. A. Rech ; Im vornehmen Gartensalon dks i Hotels, in dem fast alle·ptussen abstei E gen,·sise«i·ch mit dem Eursten und der .:4 fl » Ifltlstm Akukefp Die nur-tue ur- »u . tels spielt einen einschmeichelnden s Walzer. Durch die haben Palmen s nnd Blattpslanzen streicht ein ange nehm tühlendes Lüftchen; die Unter l dcltung wird an den Tischen leise ge führt. Alles atlnnet das Treiben der großen, vornehmeni Welt. und unwill kiiriich fühlt man selbst jenes rlulcc » sar niente, das sich äußerlich so oft I cus die Mitglieder der internationa j len Gesellschaft leat. T Alles Gespräch dreht sich nur um ein Thema: am den Köniagmord in Monza und dabei waren wir ganz icn selbst auf den traaisctien Tod der Kai serin Elisadeth getommen, als der ele gante Direktor des Theaters vorüber ging, den die Fürstin ausiorderie, an Unserem Tische Platz zu nehmen. »Das wird auch Sie interessiren, s lieber Direktor »s« meinte die RussiiL s »Sei-same doch diese Sache —---- Du weißt schon, nach der Ermordung der ioeal schönen Fran.« wandte sie sich an ihren Gatten. mit einer chiten Be wegung der kleinen Hand ihre Augen bedeckend wie um eine unanqenebnie Erinneruna zu verwischen — einer Be wegung. die nicht frei von etwas Miet s tation war. ’ »Das wird Dich wieder aufregen, Nascha,« erwiderte der Fürst. Vorrichtunq zum Neini gen Von ZwiffizbödnL Sie aber machte eine nervöse Kopf bewegung der Ungeduld und aus deLs Dsireltorg und meine vereinten Bitten begann der Fürst seine Erzählung: ,,Weg.n Urtranlung einer Nichte meiner Frau mußten wir unerwartet Kiew verlassen, ohne uns vorher ein eigenes Ceupee reierviren lassen zu können. Wenn man auch bei uns durch reichliche Trintrtelder Alles er reichen kann, so ist doch dies.I Strecke zu sehr befahren, namentlich durch reiche Gutsbesitzer, insvicirende Generäle rier sonstige Persönlichkeiten Ich bätte mich ja schließlich darüber hin weg-gesetzt; aber wegen der Nervosität meiner Frau —-——« »Das ist nämlich bei ihm zur fixen dee geworden, das; ich nerviiö bin. — abei ist er e5,« unterbrach ihn iie Fürstin mit einem gelangweilten und nicht sehr freundlichen Blick. »Deshalb war ich sehr vergnügt, als ich aus dem Bahnhose dem Grafen X . . ., Sie verzeihen, daß ich seinen Namen nicht nenne, begegnete, der nach einer Jnspettion der Gouvernements kasse als eine der allmächtigen Persön lichleiten des russischen Finanzininiste riums und als solcher durchaus nicht beliebt, ebenfalls nordwärts zu fahren beabsichtigte. Um das Eindrinaen eines Fremden zu verhüten, forderten wir den Grasen aus, mit uns das Coudee zu theilen, welchen Vorschlag er auch gerne an nahm. Die Gesellschaft war uns ganz lieb, denn ich habe selten einen Men schen gesehen, der vollendeter-Dr cifentle man war als er. Jn Njeschin öffnete sich die Coupe thiir und ein sehr eleaanler Fremder stieg in unser Coupe und setzte sich neben den Grasen, dem die Störung nicht sehr angenehm schien. Der junge Mann entledith sich seines schweren Mantels und nahm eine elegante Bi ber-müde aus einer kleinen Handtasche, um sie auszuseszen Wir sprachen aerade über die Er rrcrdung der Kaiserin don Oesterreicl«,. MeineFrau erging sich in ziemlich har ten Ausdriiclen über die Anarchisten und bemerlte, daft der Nihilismuss aliicklicherweise in Rusiland beinahe fanz nachgelassen habe. und es doch ehr daraus ankomme, ob sich ein Re gent oelieot zu mauyen oernano ooer nicht. Der junge Mann, dessen Ziige Meine Frau schon geraume Zeit zu in teressiren schienen -—— vertheidige Dich nicht, geliebtes Kind: Du bast es mir später selbst einaestanden —mischte sich in unsere Unterhaltunqc »Ver gebun , wenn ich widerspreche. Bei den narchisten spielt das gar keine Rolle, ob die Person beliebt ist oder unbeliebt. Jhre Tödtuna richtet fsch blos gegen vie Stelluna. die sie in ihrer Person rtvräsentirt. Die Orp nisation des Nibilisinus ist geradezu » erstaunlich. Ich muß stets den Muth bewundern, nnt dem sie an ihrePflicht erfülluna ’l)erangeben, ohne auch nur init der Wimoer zu zucken« »Sie ergreifen ja da aanz enorm die Partei dieser Banditen.« meinte ter Gras und fah ihn etwas mißtrauisch lin. Ich sal) selten ein liebensiviirdiaeres und liestriitendcregLächeln als damals, wie er — nleichsain beschlvichtinend, seine Hand auf den Arm des Grafen legte und einlenlte: »Wer von uns, der irgendwie eine einflußreiche Stel lung inne bat. hätte nicht schon einmal einen Drohbrief erhalten, worin ihm entweder mit dem Tode oder mit der Enthüllung gewisser dunkler Punkte, welche oft einen moralischen Tod nach sich zieh:n. gedroht worden wäre?« »Ein der That. Ehe ich Peter-Ihne verließ, hatte ich auch so einen Brief erhalt n.' , ,,Welci)en ;nhalts?« fragte meine Frau. »Ganz einsack- — wo man nir, »dem Bl lutsauger« wie es darin hie ß, ten Tod versprach re vettive, daß ich alzs — Leichnam in Petersburg an tiiine« Wir lalten herzlich darüber, und die Unterhaltung begann sehr ani mirt zu wert-Um Der Garcon brachte uns zum dritten Male eine Runde Sherrh und iibzr uns kam bald eine so behagliche Stimmung, als säszen wir statt im Coupee in irgend einem kleinen Salon der Petersburger Ge sellichott Der junge Mann war entzückend Der junge Mann war entzückend. Dabei ein hochgebildeter vielseitiger-, sprachentundiger Mensch, so daß der Graf ihm plötzlich ganz erstaunt zu ries: ,,Potzwetter, Sie wissen ja alles, und können Ia alles. Verstehen Sie etwa gar auch zu kochen?« »Mehr til-J dis: Sogar zu schnei dern. Und wenn Sie mir gestatten, werde ich gleich eine Probe ablegen, indem ich- Jhnen diesen Knon an-: nahe, der sich von Ihrem Aermel los gelost.« Dabei hob er den Knopf, der zu Bo den gerollt war, auf, öffnete seinNeces saire, entnahm ihm Faden und Zio-rn, lnd ohne weite r auf die Einwendnng des Grafen zu hören, begann er den Knon regelrecht anzunähen. Der Gras war mehr darüber erstaunt, daß ihm ein Knopf abgerissen war, als iiber die Schneiderkunst seines Nachbarin Er versicherte ung, daß ihm die-s zum er: sten Male in seinem Leben dassirt se i, das; an seinem Aeusieren etwas derart airt wac. Wir glaubten es ihm und wunderte-n uns auch darüber. Unger lich sagte der Graf: »Ich werde sofort ireinen Diener entlassen. So etwas darf nicht passircn· Mir wenigstens nicht. « Ein Schmerzenssctsrei —— gleich dar auf ein Lachen — ein verlegenes Ent schuldigungsstammeln des jungen Mannes, der an seinem Finger sog. Lakhend meinte der Gras, seinen Arm lklccllss »Es beruhigt mich wenigstens, kaß Sie sich auch gestochen haben und nicht nur mich und daß Sie uns den Beweis eliesert haben, daß Sie doch nicht jede unst bekerrschen.« Kurz darauf fuhren wir in die Sta tion Ziabrowsta ein. Der junge Mann stieg aus, um etwas Luft zu schöpf:n, und erbot sich, uns etwas Caviar Vcin Busfet mitzubringen. Der Zug setzte sich in Bewegung, eilte an’s Fenster, sat) noch unseren Mitreisenden Tiber den Perron dem Zug nacheilen, lebhaft mit dem Stationgvorsteber ebattiren, dann entzog mir eine dich . Dampf wolte jede weitere Aussicht. Wir beschlossen, den Mantel und die Handtasche in Petersburg im Fundbureau zu deponiren und bemit leideten den Armen, der im Dienste feiner Ritterpflicht den Zug versäumt. Besonders meine Frau war untröstlich. D r Graf wurde schweigsam; plötzlich sahen wir, das-, er eingeschlafen War. Da die Nacht hereinbrach, thaten wir dasselbe. legten uns jeder in eine Ecke und sei-liefen ein. Als wir erwachten. war es schon bel ler Ta:. Der Graf saß uns gegenüber genau in derselben Stellung. wie am Abend vorher; sein Yint erschien mir bläulich, seine geschlossenen Augen ein gefallen. Jch fürchtete ein Unwdhlsein und wollte den alten Herrn weckeir Als- ich seine Hand ergriff, war sie kalt. Ich rüttelte unseren Freund: Steif und starr fiel er zur Seite: der Graf war todt. Jch alarmirte sofort den Entwur teur, der den furchtbaren Vorfall auf der nächsten Station meldete. Ein rasch herbeigerusener Arzt constatirie, daß der Tod schon gestern Abend ein getreten sein mußte. Ich weiß nicht mehr, durch welche Gedankenoeroin dung mir unser junger Reisebegleiter einstel. Ich meldete, daß eine Hand tasche und ein Mantel eines der Passagiere im Coupe zurückgeblieben war, und daß der Herr in Ziabrowta den Zug versäumt habe. Ein Herr, der sich uns alsCriminalbeamter vorstellte, na ni die Sachen in Beschlag und un ter-achte die Handtasche. Darin lag ein verschlossen-er Brief ohne Adresse, den er erbrach. Der Inhalt lautete: »Wenn Sie den Brief öffnen, lethras X . .. nicht mehr. Jch habe ihn im Austrage der Genossen gerichtet, indem ich ihm beim Annähen eines Anmel tnopfes, den ich unbemerkt abgetrennt hatte, mit einer Jnfettionsnadel ein rasch tödtendes Gift einspritzte. For schen Sie nicht nach mir, denn Sie trerden weder mich noch uns andere Genossen jemals finden.« Unter-zeichnet mit drei Kreuzen« »Der Fürst nsar zu Ende. Die Fürstin tarrte vor sich hin und sagte eise: »Ich habe noch nie einen schöne ren Mann, einen liestrickenderen Men schen gesehen als jenen Anarchisten.« Der Walzer war durch- ein heiteres ; Potpouri ersetzt worden: doch die Stimmung war Vorbei. Der Direktor stand auf und be merkte: »Ich weis-, nur das: Jch werde mir in Russland niemals Kniipfe rn nahen lassen.« ,,Dqt is de Dom«. Molner Erlebnis-, einer Tenno. Bei meiner jüngsten Anwesenheit in Köln hatte ich gerade noch eine Stunde bis zum Abgang meines Zu ges nach Belgien übrig und ich be nutzte diese, um mir wieder einmal den Inajestätischen Dom anzusehen, wenn auch nur von Außen. Als ich so dastan), gesellte sich ein freundli cher, älterer Mann zu mir, welch-: den Habitus und die Jnsignien ein«-s Dienstmannes trug. Er fragte mich in Vertrauen erweckender Weise: »Dars ich mer wohl erlaube, Jhne der Dom zu zaije?« Obwohl ich »der« Dom schon öfters gesehen hatte, konnte ich dieser freundlichen Ofscrte nicht widerstehen und willigte ein Sofort nahm mein Führer eine für diesen Moment gehräuchliche Stellung ein, er spreizte die Beine etwas aus einander, warf den Kopf zurück, deu tete mit der Hand nach oben und sagte mit Bedeutung: »Den is also de Dom!« Dabei sah er mich forschend an lind erwartete offenbar den bei Fremden . unter diesen Umständen üblichen ; Music-net deg Erstaunens und der l Ehrfurcht auch auf meinem Gesichte zu finden. Da er sich aber hierin !u!ischte, wiederholte er, offenbar et wag deprimirt, mit etwas schrvdcherer Stimme: »Den is also, wie jesugt, de Dom.« Um dem armen Frerl das Spiel nicht zu verderben, richtete ich einige Fragen an ihn, indem ich begann: »Wie hoch ist denn eigentlich der Dom s« Antwort: »Ja——a---a, dat kanne ich Jhne jenaau nit sage « da rbe wr- dat Kreuzcbk is m i- hi- kais-sk Punkt, ich bin aber selber noch nich obe jewefe « et is aber en jewaltige Höhe!« Jcht kaut?" Antwort: »Ja, dai is schon ekkig lange her, jenau kann ich Jhne nit sa e, wie lange bat her is. aber (mit » ergobener Stimme) die Baumeeiter aus der Zeeit sin nit cnehr am Lächel« ; Jch: »Saan Sie mir doch, was stellen alle diese Standbilde-r vor, die « iiberall aufgestellt sind?« Antwort: »Ja wisse se, del weeß eejcntlich Niemand aenau. Et jibt Läut, die sage, dat wäre ldie zwölf leosseL ——« et sinnere aber nicht wie zwölf linit plötzlicher Jnipirationy wahrscheinlich sin Das die Baume fiec ans der Beeit!« J1l:: Unt- saaen Sie mir ncch dieses, mein Lieber. was bedeuten »st der Dom schon lange ge Tkkijrmchkm die überall an deni »Je n«aliiaen« Dom l)erauisftel)en.«· Antwort: «Ja——a——-a, tat kann Jchr »Seht richtig! Nicht wahr, das Schiff geht ——« Antwort (unterbrechend): »Ja wenn eiaentlich alle diese Spitzchen und-· ich Ihnen nit jenaau faae, bat is aber ; bei alle de so —« dat muß so feesn!« « l Se dat Schiifchk noch Müllem fange wolle, da müsse ·Se sich Heile und —- apperopopo — jletch hier Yexenuber jibt es de beste Oddejollgnnte in ganz Köln un ich bekomme tur nieene Be rniihunge zsweei Mark !« « Jch versicherte dem auten Mann, m » dem ich ihm seine zwei Mark gab, dass ich nicht nach Mühlheim, sondern nach England fahren wolle. worauf er noch bemerkte: »Ja, wat sonst von reesche Engelländer hierher iekomme is, das is jetzt Alles nach dem verfluchte Ding da in Affrikla jereeist un mir arme Kerls krieje jar nixs mehr zu ver diene!« Damit verschwand er und ich ging zum Bahnhof mit dem beruhigenden Bewußtsein, endlich einmal eine mündliche und wissenschaftliche Beleh rurg über den Kölner Dom empfan gen zu haben. Jtalteuifches Bauern-Elend »Der Nordländer. welcher Jtalien durchreist,« so sagt G. Bernhardi in einer anziehenden Studie über »die bäuerlichen Zustände Italiens« in Sci:srnoller’s J-ahrb1:el), »al)nt nicht, welch’ ein Jammer und Elend in den kleinen Hütten herrscht, die in maleri scher Lage, aus immergrüner Belau bung hervorfchauend, ein Bild des Friedens und der delle scheinen. Ja selbst in den Städten Italiens war das Loos der Landbevölkerung bis vor wenigen Jahren nicht bekannt, oder besser gesagt: man bekümmert-: sich nicht darum, dachte gar nicht da ran, bis es endlich die allgemeine öf fentliche Theilnahme erregte, wodurch auch die Lenker des Staates in die Nothwendigkeitsversetzt wurden, die Sachlage näher zu prüfen. Leider aber hat man bis jetzt noch keine Mittel und Wege zu einem thatsächlichenEinschref ten gefunden.« »Im Jnnern von Sicilien bekommt der jährlich engagirte Bauer eine (über alle Beschreibung elende) Wohnung, 5 Fres. oder 1 Dollar den Monat und etwas mehr als das Doppelte an Pro dukten. was ihn auf 60—65 Cis. oder 12—13 amerikanische Cents den Tag bringt. Die Frauen kommen auf 40 —50 Cisz oder 8——10 Cents, die Kinder auf D—ZU Centimeg den Tag. Der Tagelöhner erhält ohne Schlaf stelle nnd ohne Nahrung die Hälfte an Produkten, die Hälfte baar und kommt gleichfalls auf etwa 60 Ets. den Tag, was man aber in Folge der vielen Ausfälle in der Regenzeit und an den unzähligen Feiertagen auf ca. 35 Cis. redueiren kann. Der fiir das Jahr engesgirte Bauer hat außerdem jährlich 4 Hektoliter Wein zweiter Hand, d. h. eine Quantität Wasser auf die Trester gegrssem was bei der seltenen Kraft der sicilianischcn Traube ein ganz gu tes Getränk gibt, das er aber nicht selbst verbraucht, sondern verkauft, um dringendere Bedürfnisse zu befrie digen. Er selbst und die Familie trinken das ganze Jahr hindurch Waf ser. Allerdings sind dies nun die al lerschlechtesten Bedingungen im gan zen Reiche, und man kann annehmen, das; durchschnittlich der Bauer an Pro dulten und Baarzahlung zusammen guf 12t)——40() Fres. oder M—880 met.« Chiuesifche Sprüchwörier. Wenn Einer seine Verwandtschaft bei gutem Willen erhalten will, ver kaufe er thr auf Credit und sammle nie das Geld ein. Wenn man reich ist, hat man Ver wandte aller Grade, den Armen kennt Niemand. Man findet honettere Leute in den Gefängnissen, als- in den Zollhäusern. Wenn Du arm bist, kommt kein Reicher Dir zu helfen; bist Du aber k1c.nk, weiß Jeder ein Recept, das hel fen soll. Wenn der Himmel zu regnen und Eure Mutter wieder zu heirathen n«ijnicht, kann Nichts sie abhalten. Diejenige Pforte ist am besten ver schlossen, die man offenstehen lassen kenn. « Auch der Dummste weiß, was das Wort ,,reich« zu bedeuten hat: es gibt aber die größten Geister, die nicht wis sen, was »arm« heißt. Jst der Stern noch so billig, er kann dem Monde nicht helfen. Gelehrte sprechen iiber Bücher, Metz ger über Schweine. Es- ift leichter Bin Kisniareirb nlä eine Familie zu regieren. Der Kaiser befindet sich niemals wohler in seinem Palast, als wenn man ihn in der Provinz krank sein läßt. Die Juwelen sind die letzten Sa chen, die man kauft, und die ersten, die man verkauft. Wer sein Leben wagt, kann einen Kaiser vom Pferde reißen. ZU viel Geist haben, heißt noch lanae nicht: Genug haben. Wer nicht betrogen fein will, frage in drei Lssden dem Preise nach. Die großen Freuden werden um den Preis- grofzer Schmerzen erkaust. EinenMandarinen betrüge, aber in sultire ikm nicht. Die Gefängnisse sind verschlossen Tun und Nacht, und doch immer voll; die Tempel sind immer offen und doch stets leer. Man hältArmeen tausend Tage, um sie einen einzian zu benutzen. Wenn die Leute ihr Schäfchen im Jrrcknen haben, siibren sie Proeefse oder fanaen Das Bauen an. Das kliiafte Weib bekommt stets den diämmften Mann. In Europa werden in allen Staaten zusammen 8665 Vricfmarkensorten ge braucht, in Asicn 277:3, in Asrica 2466, in Amerika 4795 und in Oceanicn 1067.