Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 14, 1900, Sonntags-Blatt, Image 16
« — I Pius-Inn Drei-sehe «· ---. Kriminalipioman sonst-end sie sont -Jest. —. tFortsesungO Jn oiesem Raume mußte nun das junge Mädchen, das bis vor kurzem noch von allem Wohlstand umgeben war. die langen und schmerzlichen Tage verbrin en. Hier lag sie leidend, ohne daß eine Ureundeshand ihre siebernden Rinde ge drückt, ohne daß eine liebevolle Stimme ihr Muth zugesprochen hätte. Glück licherweise waren am Tage, da Mar guerite ins anuisitenfpital eingeliesert worden war, von einem Unbekannten hunrert Franks an die Gesängnißver waltung gelangt zur Aufbesserung der Gefangenen- und Krankenkost von Fräu lein Nurniany. Man konnte nun der unaltäcllichen Frau die Selbstbetöstigung zugestehen und ihr Licht, Heizung, Wä sche nach Bedarf bewilligen. Margueritens Zustand gab zu Beden ken Anlaß. Sie hatte infolge der Auf regungen, die sie durchgemacht, und der Schreckens-nacht im Gefängniß ein schwe res Gehirn-leiden davongetragen Der Ansialtsarzt gab das Leben des jungen, schwächlichen Weibes für verloren. That sächlich schwebte Fräulein Rumigny zwei Wochen in schwerer Todesgesahr. Eines Tages erschien Herr Adolf Morin beim Gefangnißdirektor und der Beamte war von der Milde und Nachsicht, welche die ser seiner Coufine bewies, und von den theilnehmenden Worten, in welchen er über sie sprach, tief gerührt. »Ich weiß nicht,« hatte der Nesse des Herrn Rumigny gesagt, »ob meine Cou srne schuldig ist. Was geschehen ist, ist siir uns alle ein schweres Unglück, aber ich kann nicht vergessen, daß sie die Toch ter jenes Mannes ist, der mir ein zweiter Vater war. Jch befchwöre Sie, gewäh ren Sie ihr so viele Erleichterungen als J n Jhr Amt gestattet. Lassen Sie es i r an nichts fehlen, ich komme siir alles aus. Wer weiß, ob diese Unglück liche nicht ein unbewustes Wertzeug in den Händen eines Elenden war, der sie » verlassen hat.« » Herr Morin that noch mehr, um sich die Sympathien der Gerichts-personen ; Zu erwerben. Er hatte Margueritens todtes Kind vor dem Massengrabe be wahrt und die kleine Leiche auf dem Friedhofe zu Monamartre unter einein Rosenhügel heisetzen lassen. Als man ihn wegen dieser edlen That-lebte, sagte er erröthendt »Die arme Mutter soll doch zum Mindesten die Möglichkeit haben, am Grabe ihres Kindes beten zu können, bis sie aus diesem Hause entlassen wird. Niemand wünscht sehnlicher als ich, daß ihre Unschuld an den Tag komme und sie wieder ganz gesund werde.« Einer der Wünsche diesen vortreffli chen Verwandten schien rascher in Er füllung gehen zu wollen« als er wohl selbst gehofft. Die Jugend hatte die Krankheit besiegt. Der Spitalsarzt erklärte eines Tages Fräulein Banng uh für geheilt. Aber wenn auch der Körper wieder » gesund tvar, der Geksi blieb geschwächt. Als Marguerite sich Rechenschaft dar iiber ablegen tonnte, was seit jenem un heilvollen Abend geschehen war, als sie sich an jenen fürchterlichen Augenblick erinnerte, da sie im Gefängniß in Ohn macht gesunken, und als sie erfuhr, daß « ihr Kind todt sei, verfiel sie in eine so l tiefe Niedergeschlagenheit, daß man sich fragen mußte, ob für sie der Tod nicht besser gewesen wäre als ein solches Le ben. Jn sich verlunten und wortlos saß sie ganze Tage in einem Winkel unempfindlich fiir die tröstenden Worte der barmherzigen Schwester, die ihrem tranken Herzen Linderung zuzusprrchen suchte. Nur wenn aus dem Garten Kinder-stimmen zu ihr drangen, fuhr sie Zusammen und brach in Schluchzen aus. Tie Gerechtigkeit mußte jedoch ihren Gang nehmen. Der Gefängnißdiret tor hatte aus Grund der Aussage des Ansialtsarztes den Untersuchungs-rich ter davon in Kenntniß gesetzt, daß die Angeklagte vernehrnungsfähig sei. Ei nes Tages erschien denn auch Herr von Founrelin Margueritens Zelle. Er WUL chlli, IUUI UUU chcsc clgcllluq widersprach, da jede Einvernahme des Veschuldigten nur unter Zuziehung ei nes Gerichtsfchreibers stattfinden darf, der das Protokoll auszufegen hat. Das Gesetz hat durch diese Verfügung viel leicht nicht allein bezweckt, daß es dem Angeklagten unmöglich sei, am nächsten Tage abzuleugnen, daß er etwas ge sagt habe, sondern hat wohl dadurch den Befchuldigten selbst schützen wollen. Man begreift wohl, daß Jemand,; der mit den gerichtlichen Vorgängen nicht vertraut ist und in der Einsamkeit seiner Zelle vernommen wird, einem energischen und klugen Richter gegen über sich im Nachtheile befindet. Der Ton, in welchem er gefragt wird, kann ihn vergessen machen, daß er sich dem Anlläger gegenüber befindet, er lann dtrch Versprechungen oder Drohungen veranlaßt werden, mehr zu sagen, als er will und soll. Das Gesetz würdig und ernst, will keinen Kampf und keine Fallstriae. Fräulein Rumigny erkannte nicht sofort Herrn von Fournel, als er ein trat. Aber bei dem Ton seiner Stim aie erinnerte sie sich an ihn und der leste Blutztropfen wich aus ihrem stilis· » ·Mein Fräulexxxathe der Unåec F seichte-. ng nurm W. vor We Mc- Motten-a W habe andrdnen mühen. aufhöre. Sie brauchen nur die Wahrheit zu sa gen.« »Die Wahrheit? Worüber? Jch weiß gar nichts-I erwiderte das junge Weib traurig. »Sie sollten nicht gewußt haben, daß Jhr Vater nach Paris kommen willi« »Er hat auf meine Briese nicht geant wortet und ich glaube nicht, ihn je wie der mehr zu sehen.« i «Wußte herr Rumigny, wo Sie wohnten?« «Jch habe es ihm geschrieben.« »Haben Sie ihn in Kenntniß geseht g von dem Zeichen, das Herr Tissot mit ! dem Portier verabredet hatte, um un ; gestört in seine Wohnung gelngen zu i tönnen2« s »Niemals, mein Herr.« x »Woher hat er'g also wissen tön , nen?« I »Das ist mir selbst unbegreiflich.« Z »Haben Sie vieileicht Baltrrini da j von in Kenntniß gesetzt?« » »Ja, das habe ich gethan.« »Glauben Sie, daß dieser es Jhrem j Vater mitgetheilt hats« ; «Robert?« J »Ja, Robert Balterini. da er Ihren ; Vater getödtet hat. Sie begreifen Z doch, daß Herr Rumigny, ohne gesehen ; zu werden, in das Haus NummerDrei I zehn nur mit Jhrer oder Balterinis F Hülfe eindringen konnte. Niemand j von den Miethsvarteien dieses Hauses kannte ihn und Niemand hatte ein Jn s keresse daran, ihn aus derWelt zu schaf ! en.'· » Ein entsetzlicher Gedanke schoß in diesem Augenblicke durch Margueritens Dirn. Sie ward leichenblaß und « stammelte unter Thriinen: »Lassen Sie mich, lassen Sie mich, mein Herr, ich werde Jhnen keine Ant wort mehr geben« Herrn von Fournel war diese Erre gung nicht entgangen, und er drang nun noch energischer in sie ein. »Sie wissen doch zum Mindesten, wo Balterini gegenwärtig ist?' »Nein, mein herr, ich weiß gar nichts, ich weiß nichts, und ich tmsage IS « fl«,«tl»t- L IIIIYID IIUYIIII III IIIZIUUIIUJI MICH »Sre werden doch begreifen.' bemerk te der Richter, »in welchem Sinne ich Jhre Weigerung, zu antworten, ausle gen muß. Jch hoffe, daß Sie darüber nachdenken werden, welche schweren Folgen dieses System für Sie haben muß und daß Sie, bis ich wiederkom me, sich eines Besseren besonnen haben werden« Fräulein Rumigny ließ Herrn von Fournel sich entfernen, ohne auch nur ein Wort zu erwidern. Als sie sich al lein sah, sank sie in’s Knie und mur- ; melte: ? .O, allmächtiger Vater, rette nuri ihn! Jch will gern das Opfer sein, das für alle büßt.«· Einige Tage später erschien Herr von Fournel wieder im anuisitenspitale.« diesmal begleitet von einem Gerichts- « schreiben Aber auch diesmal waren seine Versuche, Margmrite zum Spre chen zu bewegen, vergeblich· Mehr als sie bereits gesagt hatte, war aus ihr nicht herauszubringen Sies hatte sich offenbar eine feste Verhal- » tungslinie oorgezeichnet, von der sie we- » der durch List , noch durch Drohungen, noch durch Zureden abzubringen war. Der Untersuchungsrichter war uner- » müdlich in seinen Bestrebungen, vonl Marguerite etwas zu erfahren. Jm ; Laufe eines Monats war er dreimal i in Saint-Lazare gewesen, .um auf sie ( in seinem Sinne einzuwirken, aber er I war nach Ablauf dieser Zeit genau auf ; demselben Standpunlte wie arn ersten I Tage. Endlich riß auch ihm die Ge duld, und er sagte, sich das letzte Mal derabschiedend: »Fräulein, ich halte es sin meine » Pflicht, Sie daraus aufmerksam zu ma- » chern daß Jhr beharrliches Weisern ei ner jeden Antwort aus meine Fragen für mich ein stillschweigender und un- » umstößlicher Beweis Jbrer Mitschuld an dem Verbrechen ist. Sie rniissen jetzt einen Vertheidiger sich wählen, denn ich werde die Untersuchung schließen u. « beantragen, Sie unter dem dringenden Verdachte, an der Ermordung Jhres Vaters mitschuldig zu sein, vor die Ge schworenen zu stellen.« ,,Thun Sie Jbre Pflicht, mein Herr,« erwiderte die Gefangene halblaut mit einem Tone unauslöfchlicher Erge hung. »Sie scheinen nicht zu wissen, daß der Mitfchuldige an einem Mord derselben Strafe unterliegt wie der Thäter fetbsi. Bedenken Sie, um was es sieh handelt, bei Balterini um einen tückischen Meu ehelmorv durch Lockung in einen Hinter halt und fiir Sie um einen Vatermord!' .Jrh habe nichts zu sagen, thun Sie mit mir, was Sie wollen!« Ueberzeugt, dan er von der Angeklag ten nichts mehr erfahren könne« zog sich der Untersuchungsrichter zurück. Er ver ließ aber das Gefängniß nicht. ohne vor her dem Direktor mit utheilem baß nun mehr nach nbgesthloffener Untersuchung s die strenge Abgeschlossenheit, unter wel cher Marguerite Rumigny bislang gehal ten worden tvar, aufzuheben fei. Der Direktor theilte dem Untersuchungsrichi ter mit, baß für die Angeklagte ein Brief angekommen fei, den er, der Sau-Bord nun gemäß, vorher gelesen hatte. Er werde den Brief nunmehr der Abressatin übergeben, womit der Untersuchungs rtchter einverstanden war. Das Schreiben hatte folgenden Wort la t: ZEIT-« III geschäft- erse Ms III SI- w XM M W Jl W Ihm- Zustand und mch sie Genug-is ordnung mir verboten. Aber wie ich sh nen in jener Nacht da ich Sie an der Schwelle des Polizeihauses verließ· zu ries: «Fassen Sie Muth! so wiederhole ich heute dieselben Worte: ·Faisen Sie Muth und verlieren Sie die Geduld nicht!« Wenn Sie irgend welchen Dank dem Manne schuldig zu sein glauben, dek ähnen das Leben gerettet hat. so befolgen ie meinen Rath: Bitten Sie den Abdo taten Lachand, den Se als einen unserer hervorragendsten Anwälte doch lennen, Ihre Vertheidigung zu übernehmen Er wird dies bereitwilligst than und aus Ih ren Wunsch sofort bei Ihnen erscheinen. Jch hoffe, daß wir uns bald wiederse hen werden. Ælliam Potter.« »Er!« murmelte die Gefangene, »und immer er! Bin ich ihm denn wirklich zu Dank verpflichteti Wäre es nicht besser, todt zu sein, als hier so zu leiden? Was soll mir ein Vertheidiger!« Aber schließli ch befolgte sie dennoch den Ra th, den ihrder Ameritaner in dem Briefe, den er vor seiner Abreise geschrie ben hatte. gegeben. Sie schrieb an den berühmten Anwalt, und, wie Potter voraus-gesagt erschien dieser sofort. Marguerite hatte ihn niemals-gesehen, aber als er an der Schwelle ihrer Zelle erschien, mit seinem milden und klugen Gesicht. da iam es ihr vor, als wäre er ein alter Betannter von ihr, und sie stürzte ihm entgegen, inde ..t sie seine sei .nen Hände erfaßte und mit dem Aus « drucke unsagbaren Dankes ausrief-. i Dem himmel sei Dant, daß Sie ge i kommen sind. O, wie danke ich Jhnenl« aKeine Ursache, mein liebes Fräulein. Das war nur meine Pflicht," sagte der f Anwalt gilt g und führte das junge Weib zu dem Stuhl, non dem sie aufgeipruni gen war, als er eintrat. Er setzte sich ne ben sie und begann mit ihr zu sprechen. ISie schüttete ihm ihr ganzes herz aus. Er hörte ihr mit freundlicher Aufmerk iamkeit zu und fand tröstende Worte. ’ Als er sie verließ. war Fräulein Naturg nh viel ruhiger geworden. Ihr Gesicht zeigte keinen so verzweifelnden Ausdruck, und es lag etwas wie Hoffnung« und Le benssreude darüber ausgebreitet So kam k-- im-- plus-A- Musik«-It mä« Id- h-;-«l ........ , ..... -...--.. «....- .».. -......... in der Woche, und es hatte schon über ei nen Monat gedauert, als eines Morgens, da Marguerite wieder ihren Vertheidiger erwartete. die Thür ihrer Zelle geöffnet wurde und ein Mann in Begleitung des Gefängnißdireitors erschien, den sie bis-s her niemals gesehen hatte. Es war dies der erste Gerichtsdiener der Staatsanwaltschaft Er brachte ihr die Antlageschrist und den Anklagedes schluß, durch welche dn Angelegenheit vor die Geschworenen des Sinesprengetz ver wiesen wurde. So sehr sich Doktor Lachend Mühe ge gben hatte, seine Mientin gegen dze chläge des Schicksals, dir ihr noch he vorsdanden, zu wappnew so erlag diese dennoch dem fürchterlichen Eindruck der Anklageschrift, in welcher ihr weitläufig die schwere Schuld des Baterrnordes zur Last gelegt wurde. Das Verzeichnisz der zur Dauptverhandlung vorgeladenen Zeugen war der Aniageschrist, von wel cher sekbitvttständlich dein Vertheidiger ebenfallsein Exemplar zugestellt worden war zugesiigt· Mechanisch las Margar rite diese Namen, und ein trauriges Lä cheln schwebte urn ihre Lippen, als sie den ihres Cousinz Adolf Morin unter den Belastungszeugen fand. Sie bemerk te nun auch, daß Willkorn Potter nicht aus« der Liste sei und fragte sich ver zweislungsvoll: »Wenn er mich in meiner Noth verläßt, warum hat er mich aus den Fluthen ge rettet2" Einige Tage später, es war am 5· Juli, verständigte der Direktor des Jn quisitenspitals zu Saint-Lazare Mar guerite, Vasz sie sich bereit halten müsse, in einer Stunde nach dem Gerichtng fängnisse überführt zu werden, wo sie den «sranzösischen Gesetzen gemäß von dem Vorsitzenden des Schwurgerichtsho fes noch einem Verhör unterzogen werden müsse. Fräulein Nurnigny kleidete sich an und bestieg in Begleitung einer Schwester und eines Justiz-Soldaten einen geschlossenen Fiater. Der Gesangnißdirettor hatte niirnlich erwirtt, daß es Fräulein Ru unglin geslullkr well-k, ver Uurzu Imir mir üblich im Zellenwagen in einem Mieihss wagen zurückzulegen - Jm Gerichts-gedulde angekommen, ; wurde Marguerite sofort in die Direk . tionslanzlei geführt. wo sie bereits herr von Bellrvah der für diese Schwinge richisperiode heftime Vorsihende, er wartete. Er war einer der jüngeren richterlichen Beamten und galt für einen ebenso scharfsinnigen als menschenfreund lichen Mann. Seine Unparteilichkeit ward allgemein gerühmt Für ihn war der Angeklagte nicht auch schon der Schuldige5 et verhärte ohne die bei man chen Vorsitzenden übliche härte, fragte freundlich und liebenswürdig und lieh den Ausführungen des Beschuldigten ein geduldiges Ohr. Er spürtelte und höhnre nicht, für ihn war der Gerichtssaal nicht der Orl, um seine Schlagfertigkeit und seinen Witz zu zeigen, sondern um Recht Fu üben und Jedem Recht werden zu kas en. Herr von Belleval hieß Marguerite Platz nehmen und setzte sich sodann ihr gegenüber. Wohlwollend begann er: «Fräulein Rumignh, das Gesetz schreibt mir dor, Sie, bevor Sie vor den Geschworenen erscheinen, einem Berhör zu unterziehen. Jch habe mehrere Fra en an Sie zu richten. deren erste aller « die ist. ob Sie mir antworten wol len, oder ob Sie die Absicht habe-, auf M See-W s W des sie — »Mein hern« erwiderte leise die An lagte, »das ist eine itrtbiimliche Aqu assung. Jch weiß nichts und lann da her auch nichts sagen; ich kann nur wie derholen, daß ich unschuldig bin.« Dabei blieb es, und here von Belle dal erfuhr auch nichts mehr, als er aus den Untersuchungsatten bereits wußte. Ueber Balterini verweigerte das junge Weib fede Auskunft. ·Jch will nicht weiter in Sie drin gen,« sagte der Präsident nach einigen dergeblichen Versuchen, fie zum Reden zu bringen; »ich brauche Sie auch nicht zu fragen, ob Sie einen Vertheidiger haben, da ich weiß. daß dies Doktor Lachand ist. Jch hoffe nur« daß es seiner Ueber redungstunst gelingen wird, Sie davon zu überzeugen, roie verhängnißooll für Sie Jbr beharrlichegStillichweigen wer den tann.' Hieran gab der Präsident den Auf trag, die Angeklagte anzuführen Kaum in ihrer Zelle angekommen. erhielt Marguerite die Mittheiiung daß sie fiinf Tage später vor den Geschioore nen zu erscheinen baden werde. Der letzte Alt dieses furchtbaren Dra mas nahte, und ganz Paris war ge spannt darauf, ob dir Verhandlung Licht in das geheimnißvolle Dunlel bringen werde. ch. Kapitel. Vor den Geschworenen. Jm Getriebe der Großstadt, in wel cher die Ereignisse sich rafch folgen, hatte Paris bereits die Blutthat in derStraße Marlot vergessen; aber die Mittheilung der Blätter, daß die Untersuchung ge schlossen sei und daß am 10. Juli die Verhandlung vor den Geschworenen stattfinden werde, hatte das Interesse des Publikums wieder von Neuem er regt. Und so begann denn die Oeffent lichteit sich neuerdings mit diesem Fall zu beschäftigen, dies um so mehr, als man erfuhr, man habe wohl nicht den Mörder ergrei en können, jedoch sollte die eigene To ter des Ermordeten als der Mitschuld verdächtig dor den Ge t.-..- -------- find-« ’ IWAUUCUIUI n s Iqseuosy Ein Mord, noch dazu ein Vatermord, s den die Tochter begangen. und der in der «Gesellschaft« spielt, mehr brauchte es nicht, um die Neugierde zur Siedehitze zu bringen. Ein wildes Wettkennen nach Eintrittälarten zur Schlußveri handlung begann. und der mit der Aus gabe der Karten betraute Beamte hatte die den Beamten auf Schritt und Tritt fchlichemfelbft in feine Wohnung dran eine wahre Belagerung aus-zuhalten Es ; waren natürlich, wie überall. Damens verfolgten, vor feinem Bureau standen, i sich unter allerlei Vorwänden hinein-4 s gen, ihn mit Briefen und Empfehlungen « hombardirten und alle Mittel der Listz und Schmeichelei, der Kotetterie und Verstellung benii ten, nnd das Alles zu dem Zwecke, um ugen- und Ohrenzeus gen bei jenem Gerichtidrama zu sein, von welchem fis is viel ,Jntereffantei« erwarteten. Je blutiger die That. je fchandervols ler, defto mehr drängen sich die modernen Weiber zur Verhandlung, desto »inne efsanter« finden sie fre. Vornehme Da men, die in Ohnmacht fallen, wenn fte » roth werden, wenn man ihnen kräftig die F diese feinen Damen hören können! Man Ohren öffnen. wenn die Verhandlung eine pikante Wendung nimmt. Sie ver gessen Alles Haltung und Erziehung und sind nur einrä: neugierige Evas töchter. Man kann sich alfo leicht vorstellen« was für ein Ansturm zu dem Prozesse gegen Fräulein Rumignh herrschte. Kaum waren die in den Gerichtssaal führenden Thüren geöffnet, und schon war der Zuschauerraum überfällt. Da men in den schönsten Sommerioiletten rangen miteinander um die besten Plätze, und die Siegerinnen warfen triumphi rende Blicke auf ihre unterlegenen Rim linnen. Dann-wurden Opernglijfer eine Spinne fehen. verlieren plötzlich die » , Reizbarleit ihrer Nerven; Fräulein, die « ) Hand drückt. fcheuen nicht vor dem ärg- . ften Gedränge zurück. Und was Alles « i glaubt es gar nicht« wie sie ihre keuschen - herausgezogen Qusigreiren gen-nan, kurz, die Damen henahmen sich wie im Theater. Nun erschienen auch die Jour naliften, welche ebenfalls nicht geringe Mühe hatten, von ihren Plätzen Besitz zu ergreifen nnd manchen Eindringiing hinausweisen mußten. . Jm Zeugenzinemer ging es etwas ru higer zu. Da sah man herrn Meslin und den Ugenten Pirat, aber lehteren der seinen Chef seit dem Unglückstage, da Potter von ihm Abschied genommen, nicht gesehen, hielt sich von dem Korn missär in respektvoller Ferne. Dieser that, als oh er seinen Detettiv gar nicht bemerkte. Jn ihrer Nähe stand Major Martin, der u Ehren des Tages ein ganz neues Denzhändchen angelegt hatte, mit den übrigen Bewohnern und den Portiersteuten von Nummer Drei zehn; auch der Hoielbesitier Herr Tou rillon mit seinen Bediensteten war ein geladen. Jn Gedanken versunken und m tiese Trauer gekleidet befand sich auch here Adolf Motin in diesem Raume. Im Gerichtgsaale selbst herrschte die lebhafteste Unterhaltung, und das Pud litum tauichie seine Gedanken darüber aus, was wohl in jenem großen Packet enthalten sein möchte, das aus dem Ge richtstische lich befand. Auf Anordnung des Untersuchungirtchters waren näm lich die Kleider des herrn Rumigny und die Waffe, durch die er den Tod gefun II II M W dersW M . haft drückte. Das leicht empfängliche k Publikum war sosort in zwei Lager ge « theilt. Die Majorität. die sich von Aeus « ßerlichteiten nnd Rührung beeinflussen re « «lt als eorpui delietsIf an Ge richt elle hinterlest worden« Pliislich brach der Lärm ab. Die Thür des Richterzimmeri wurde geöff net, der Gerichtsdiener trat vor und meldete mit lautet Stimme: uDer hohe Gerichts-thesi« Die Richter traten ein. Vorerst Herr von Belleoal mit den Bei siherm dann der Oberstaatianwalt Herr Götard der sich vorbehalten hatte, ben Fall selbst zu führen. Nun nahmen die Geschworenen ihre Plätze ein. und am Bertheibigertisch tauchte das charakteri- 1 stische Prolil bei berühmten Anwalts l Doktor Lachand ans. Eine kurze Pause H trat ein. Dann erhob sich ber Präsident I und sagte: ! »Ich erkläre die Verhandlung siir ers l c i össnet.« Zum Gerichtgdiener gewendet, befahl er: »Führen Sie die Angeklagte vorl« Einige Sekunden später betrat Mar auerite Rumiann den Gerichtgiaai. Je der Viutstropfen schien aus ihrem Ant litz gewichen zu sein. Die Tobtenblässe J ihres Gesichtes ließ die schwarzen Rän- « der, die sich um ibre Augen gebildet bat- - ten, nur noch schärfer hervortreten, unI : die gerötheten Augenlider sprachen ein dringlich von kummervollen und durch weinten Nächten. Adie Angeklagte war ganz schwarz gekleidet und schleppte sich : nur mühsam vorwärts. Sie mußte von den Justizsolbaten in den für bie Ange- . klagten reservirten Raum sast hineinge- « tragen werden. Dort sant sie beinahe bewußtlos aus die Bank nieder. unJ schwer dröhnend schlug der Kopf gegen die arre. Doktor Lachenb, der seinen Platz vor der Angeliagten hatte, wandte sich mit srrunblichen Trostesworten zu ihr um und reichte ihr die hand. die sie siebet läßt schien siir vie Angeklagte günstig gestimmt zu sein. und man hörte einige mitleidsvolle Ausrufe. Der Präsident richtete an das Publi lnm die dringende Mahnung, sich jeder Beifallks oder Mißfallsbezeigung zu enthalten, da er sonst unnachsichtig die Räumung des Zuschauerraumei aner nen werde· Hierauf wurden der Ange llagten die Generalien adgefragt, die sie mit laum vernehmharer Stimme abgab. »Ich heiße Marguerite Berthe Ru migny, etnundzwanzig Jahre alt, geht ren in Rheims, ledig.« »Sie werden,« fuhr der Präsident nun fort, «die in der Antlageschrist wider Sie erhabenen Beschuldigungen vernehmen. Es liegt in Ihrem Interesse, der Ver lesung mit der rößten Aufmerksamkeit zu folgen. da es hnen sodann freistehen wird, mit aller Augfiihrlichtett vor den Herren Geschwormen und dein Gerichts hofe alles mitzutheilen, was Sie zur Entlastung Ihrer Schuld oder zum Be weise Jhrer Unschuld vorzutragen ha ben. Also hören Sie zu. Ich fordere nunmehr den Herrn Protokollfithrer auf, die Anllageschrift sammt Beschluß der Strastammer ilher die Crösfnung der Hauptperhandlu dor den Geschwores nen des Seinestartements zu der Der Protokollfilhrer erhob sich und he gann dasSchriftstiick vorzutragen. Nach dem der Staatsanwalt die Thatsache des offenbar gewaltsamen Todes des Herrn Louic Rumigny hervorgehoden und Ro bert Balterini und Marguerite Rumigny als der That dringend verdächtig bezeich net, entwickelte er die Gründe, die den öffentlichen Antläger in feiner Auffas sung bestärkten. Unter athemloser Spannung lag der Protokollführer die Gründe der Anklage schrift, die der Staatsanwalt folgender maßen entwickelt hatte: »Jn der Nacht vom dritten zum vier ten März dieses Jahres war das Haus Nummer Dreizehn in der Straße Mar lot der Schaut-laß eines Verbrechen5, das mit einer solchen Kühnheit und einer sol chen Raschheit veriibt wurde, daß Nie maan on den Bewohnern des genannten Hauses auch nur das geringste Geräusch igehiirt hatte. Erst am nächsten Morgen gegen sieben Uhr friih fand die als Zeu gin dorgeladene Frau-Chapuzzi»,—die im ztveiren eroae wohnt, raum zweie-chau von ihrer Thür den Leichnam eines un bekannten Mannes, der mit zwei Messer stichen getödtet worden war. Die Nach sorschungen der Behörden haben längere Zeit teinen Erfolg gehabt.« Der Staatsanwalt sithrte nun des Weiter-en aus« wie here Numtgny durch das bekannte Zeichen ins haus drun sei. ließ die ein einen, uns annten hasen der Untersuchung Revue passi oen bis zu jenem Zeitpuntte, da in Ma dame Beten die Tochter Rumignys er kannt und verhaftet wurde und durch vie Korrespondenz mit Balterini dessen Name als der des muthmaßlichen Thä ters austauchte. Daraus schloß der ös sentliche Antläger solgendesx «Jn havre oder in dessen Umgebung versteckt hat Balterini von seiner Gelieb ten das Mittel angedeutet erhalten. um sie bei seinerAntvesenheit in Paris nächt licherweise besuchen zu können, ohne von emand gesehen zu werden. Batterini t auch, wie ein vorgesundener Brief beweist, versprochen, sich dieses geheimen Zeichens zu bedienen. Offenbar hat die Angellagte auch ih ren Vater von diesem Geheimzeichen in Kenntniß geseht, da sonst Niemand ein Interesse daran hatte, es ihm z- sagen, und es ihm auch Niemand von Denjeni en, die es wußten, gesaat hat« Von iemand Anderem als von seiner Toch ter konnte herr Rumigny erfahren ha bet-, tote er ungesehen ins M W I " · te hat aus diese Weite des terhalt vorbereitet, aus welchem ih atör getödtet wurde. . höchst wahrscheinlich war Balterini schon einen oder zwei Ta vorher inr hause, denn er ist, bewaf net mit dem Messer, das er dem Postbeamten Tissot entwendet, die Treppe hinabgestiegen, um , seinem Opfer den Todesstosz iu versetzen. Es ist nicht schwer, sich diese blutige Seene zu vergegenwärtigen. Herr Ru mignh kommt ungesehen ins Haus, schleicht behutsam die Treppe hinan und wartet dort vor der Tbür seiner Tochter aus den aiinstiaen Augenblick, um das Zimmer seines Kindes zu betreten und ihr zu verzeihen. Da stürzt der Elende, der in einem höheren Stockwerle auf ihn gewartet hat« hinunter, wirft sich auf ihn, versetzt ihm den ersten Stoß und ais dieser sich vor den Streichen des Mör derg retten will, hält er ihn fest- um sein Opfer vollends zu tödten. Dann steiat er iiber die Leiche des Ermordeten hin weg und versteckt sich bei Jener, deren Vater er soeben erdolcht. Er ahnt ganz richtig, das-, das Zimmer seiner Gelieb ten für ihn ein sicheres Versteck ist und dies um so sicherer, als Marguerite Ru mignh leidend ist und die Justizbehör den gegen die Frau, die sich unter dem falschen Scheine der Ehrbarkeit hier ein xnistet hat, Rücksicht üben werden. eine Berechnungen erweisen sich auch als richtig. Balterini bleibt einige Tage oder viel leicht eine ganze Woche in diesem Asnl, bis er ungefährdet daraus verschwinden kann. Die Mitschuld Marguerite Materiaan an dieser Blutthat ist jedoch nicht nur aus diesen handgreiflichen Beweisen, aus dem Unterschlupf, den sie dem Mörder ihres Vaters geboten, und aus den Brie sen, die bei ihr vorgefunden, ersichtlich. sondern auch ihr Selbstmordversuch, den sie unternommen. spricht dafür, wie auch ihre Vergangenheit und ihre Haltung während der Untersuchung erhärten, daß sie eine Person ist« von der man sich einer å T solchen That versehen kann Es ist ein öffentliches Geheimniß iki Rheims und wird durch das Zeugnifz Adolf Morins bewiesen, daß Marguerite Rumigny schon als junges Mädchen ih rem Vater respettwidrig und rücksichtss los entgegentrat und feinen Anordnun gen eigensinnigen Widerstand leistete. So sehr der unglückliche Vater seine Tochter mit Zärtlichkeit und Liebe uni gab, fo hatte sie für ihn niemals ein wär meres Gefühl. Sie war selbstsüchtig, während er nach der Aussaae des Zeu gen Morin der edelsie und felbftlosefte Vater war. Und als die verlorene Toch ter den Vater, den sie verlassen und hin terganaen. mit Schmeichelworten nach Paris zu ftch lockt, eilt er hin, um zu ver zeihen-und ahrrt nicht. daß sein eigenes Kind das Messer schärft, durch das er den Tod finden soll.« Mit wahrem Entsehen war Margin rtte der Verlesun dieser unbarmherzi gän, in ihren lußfolgerungen so z iirchterlichen Worte gefolgt, deren Ei druck auch das Publikum sich nicht e ziehen konnte, und nun gar da sie hört-; wie das Bild ihrer d versetrt in der Magefchrift erschien. Sie faliete die Hände und ließ ihr Untlih auf die harte Bank fallen. uin die heißen Thriis nen zu verbergen. die ihren Augen em ftröinten. Inzwischen fuhr der Protokollfiihrer mit ruhiger, gewohiiheitsmähiger Stim me in der Berlefung des Antlageattes fort, der sich nunmehr mit dein Seldfts mordversuch beschäftigte. »Als Marguerite Rumignh befürchtet, verhaftet zu werden,« hieß es in der An tlageschrift, »fucht sie seldft den Tod. Sie will sich mitsairimt ihrem Kinde, das einer siindigen Leidenschaft entsprungen, ins Wasser stürzen und da dies verhin dert wird, wirft sie sich im nächsten Mo ment selbst ins Wasser. Nur das mu thige Eingreifen eines Fremden verhin dert, dafz die Mitschuldige eines Mör ders den irdischen Richtern entzogen wird. Jm Untersuchungsgefiingnifz schweigt sie beharrlich, um dein Genossen ihrer Blutthat die Flucht zu ermöglichen. Durch alle diese Gründe ist dringend ver dächtig; « « - in « IF- J. , L. Mooklt Ostlclllkh Das ck lll Dcl «- s« Nacht vom dritten lzum vierten März in Paris in seindseliger Absicht und um ihn zu tödten, herrn Numignh mit einer Waffe, die zur Vollfiihruna der That geeignet war, in hinterlistiger Weise überfallen habe. 2. Marguerite Berthe Rumignh sich dieser That dadurch mitschuldig gemacht habe, dasz sie den Mörder bei den vorbe reitenden handlungen unterstützt und deren Durchführung erleichtert habe, wobei als erschwerend der Umstand ins Gewicht fällt, daß es sich urn den eigenen Vater handelte.« Der Präsident ließ nunmehr dieZeus en dortusen und vermahnte sie zur ahrheii. Adolf Morin wirf einen scheuen Blick auf seine Cousine, in deren Wangen bei seinem Anblick eine Blut toelle schoß. Er verschwand eili st mi « den anderen Zeugen, als das erhösyk begann. « »Marguerite Rumignh,« sagte der J Priisident, »ich werde Jhnen einigeFra gen stellen. Aber bevor ich dies thue, möchte ich Sie nun doch aufsorderry reuig alles zu gestehen und die Wahr heit zu sagen. Jhr hartnäckiges Leugs nen würde Jhre Lage nur verschlechtert und Sie der Nachsicht und der Milde des Gerichatshoses berauben. Der s- - ausgezeichnete Anwalt, der Jhre Ver theidigung übernommen, wird Ihnen leinen anderen Rath geben tönnen. Jch erlaube Ihnen mit Rücksicht auf Ihren Zustand Jhre Aussagen sihend abzu gebe- - — —- Gmlsmc lslekl h